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Westernreiten

Westernreiten

Das Westernreiten ist eine Reitdisziplin. Wenn du Westernreiten hörst, hast du wahrscheinlich Bilder von Lagerfeuerromantik, Cowboys, klirrenden Sporen, Silberschnallen am Sattel und entspannte Pferde im Kopf. Mit dem Westernreiten verbindet man lässige Männer auf lässigen Pferden. So ging es mir zumindest. Ich dachte anfangs auch, dass Westernreiten deutlich sanfter und pferdefreundlicher sei als das Englische Reiten, immerhin schwingt da ja diese berühmte Silberklirrende Lässigkeit mit. Aber zwischen Theorie und Praxis liegen ja bekanntlich manchmal Welten. Aber bevor wir die Frage klären wie pferdefreundlich Westernreiten wirklich ist, will ich erklären, was es eigentlich ist, was alles dazugehört, wo es herkommt und wie es funktioniert.

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Laut Wikipedia ist Westernreiten: “Die Pferde müssen möglichst eigenständig arbeiten und auf kleinste Gewichts- und Schenkelhilfen reagieren. Daher kommt die typische einhändige Zügelführung (Neck-Reining), da der Cowboy oder der Vaquero oft eine Hand frei haben muss. Diese Zügelführung wird meist in Verbindung mit einer „Westernkandare“ (Curb Bit), einem Gebiss (Bit) mit unterschiedlichen Mundstückvariationen verwendet.” (www.wikipedia.de)

Westernreiten ist historisch. Es hat sich aus verschiedenen Reitweisen entwickelt. Da spielen die Indianer genauso mit rein, wie die Spanier und Mexikaner.

Die Westernreiter waren aber nicht nur Cowboys mit Sporen an den Stiefeln. Sie haben ihre Pferde zum Teil bis zur hohen Schule ausgebildet. Das Pferd war im besten Fall der Partner und Überlebensgarant. Im schlimmsten Fall wurden die Pferde teilweise natürlich genau wie heute zerschlissen und gegen neue ausgetauscht. Es war schon immer eine Frage der Mentalität.

Es gibt auch verschiedene Ausprägungen und Stile. Das Altcalifornische Reiten zum Beispiel oder das klassische europäische Westernreiten. Dann gibt es verschiedene typische Tools – wie das Bosal oder die Westerntrense. Je nach Reitweise und Ausprägung. Letztlich sind aber alle Disziplinen und Ausprägungen Impulsreitweisen.

Du siehst also, dass es verschiedene Varianten und Richtungen im Westernreiten gibt – sie alle haben nur eines gemeinsam: den Westernsattel.

Der Westernsattel

Der Westernsattel ist breiter und größer und ehrlich gesagt oft auch ein bisschen bequemer als viele Englisch Sättel. Zumindest empfinde ich das so. Gleichzeitig sind viele Westernsättel auch etwas schwerer als die meisten englischen Sättel. Sie sind also für das Pferd nicht unbedingt die leichtere Alternative.

Die Reitweisen

Das Westernreiten ist eine Impulsreitweise. Englisches Reiten basiert auf dem Prinzip der Anlehnung. Das eine gibt also Impulse, das andere ist immer da – könnte man knapp zusammengefasst sagen. Natürlich gibt es noch mehr Unterschiede zwischen dem Westernreiten, der englischen Reitweise oder der klassischen Dressur.

Gemeinsam haben sie alle, dass ein guter Reiter jede Reitweise sanft und pferdefreundlich umsetzt, mit Gewichtshilfen reitet und Gymnastizierung für die Gesunderhaltung im Training eine Rolle spielen sollte – ein schlechter Reiter hingegen dem Pferd durch zu grobe Hilfen und falsche Einwirkung auch Schmerzen zufügen kann.

Alle Unterschiede und Fakten will ich dir jetzt in dem Artikel beschreiben und erklären. Auch den Unterschied zur englischen Reitweise und warum Dressur entgegen aller Klischees kein Fremdwort im Westernreiten ist.

Westernreiten – die Geschichte

Ich gebe dir die Geschichte jetzt sehr verkürzt und sehr schwarz-weiß wieder. Sonst müsste ich ein eigenes Buch nur darüber schreiben. Wenn du mehr dazu wissen willst, musst du dich durch die Geschichtsbücher wühlen. Das soll nur ein grober und flotter Überblick für dich sein.

Das Westernreiten ist im Grunde in Amerika gestartet. Die spanischen Einwanderer haben ihre mit Stroh gefüllten Sättel und robusten Pferde mitgebracht und in Amerika angesiedelt.

Dazu kamen verschiedene Elemente aus der Reitweise der Indianer. Sie lebten quasi  auf den Pferden und haben in der Regel nur mit den Beinen gelenkt.

Daraus hat sich letztlich das Westernreiten entwickelt – so wie wir es heute kennen. Die Siedler und Cowboys mischten diese Elemente und passten sie an ihren Arbeitsalltag an.

Es war irgendwann schlicht und einfach eine Arbeitsreitweise für das harte Leben auf den Rinderfarmen.

  • Die Cowboys mussten ihre Pferde mit einer Hand lenken können und haben locker mal 16 Stunden und mehr im Sattel verbracht.
  • Der Sattel musste deswegen also auch bequem sein.
  • Die Pferde mussten wendig sein um die Rinder zusammenhalten zu können. Sie brauchten also auch Gelassenheit und Mut.
  • Daher kommen aber auch typische Disziplinen wie Spin oder Sliding Stop – die ich beide nicht besonders empfehlen würde, da sie auf die Gelenke gehen könnten.

Geritten wurde zum Teil auch inspiriert von den Mexikanern mit Bosal und der Mecate. Dazu kamen die Einflüsse der Iberischen Reitweise, die ja auch sehr viele Elemente der Dressur beinhaltet. Im Gegensatz zur englischen Reitweise (die auf Anlehnung als Kommunikation setzt) baut das Westernreiten auf impulsgebenden Hilfen auf.

Einen Artikel mit einem Vergleich beider Reitweisen findest du übrigens HIER – Englisch oder Western

  • Die Pferde sollten beim Western auf Gewichtshilfen reagieren und selbstständig mitarbeiten.
  • Die Cowboys haben eine einhändige Zügelführung entwickelt – das sogenannte Neck-Reining. Das bedeutet, dass der Zügel auf der einen Seite angelegt und auf der anderen Seite geöffnet wird. So wird das Pferd gelenkt.
  • Dazu kamen schnelle Drehungen, um die Kühe immer rechtzeitig zurücktreiben zu können, die vielleicht garede aus der Herde entwischen sollten. Aus diesen Drehungen wurde übrigens der heutige Spin entwickelt. Der allerdings so wie gerne betrieben wird aus meiner Sicht für die Gelenke des Pferdes mehr als ungesund ist und auch der Seele nicht unbedingt gut tut.
  • Um die Kühe punktgenau treiben zu können, brauchte es auch Pferde die punktgenau stoppen können. Daraus wurde dann der heutige Sliding Stop – der leider lange Zeit auf grausame Art und Weise gelehrt wurde, indem der Reiter das Pferd gegen eine Wand laufen ließ. Entweder brach sich das Pferd den Hals oder es lernte auf einen Zügelruck sofort mit in den Boden gestemmten Vorderbeinen zu stoppen. Manche Ausbilder nutzen die Methode leider noch heute.
  • Typisch Western ist auch der Jogg. Ein besonders langsamer Trab. Auch er ist eine Erfindung der Cowboys, weil er sehr bequem zu sitzen ist.

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Was das Westernpferd ausmacht

  • Westernpferde sind in aller Regel Quarterhorses, Apaloosas, Paints oder Palominos.
  • Es sind Pferde mit einer Widerristhöhe von bis zu 160 cm und einem eher quadratisch-rechteckigen Gebäude.
  • Auch deswegen so beliebt, weil sie einen kräftigen Popo haben, schnell, klein und wendig sind. Dadurch eigenen sie sich besonders für die Anforderungen der Westernreitweise.
  • Außerdem sind es tendenziell Rassen, die eine große Gelassenheit besitzen und nicht besonders heißblütig sind. Anders als zum Beispiel Araber.

Wie das Westernreiten nach Europa kam

Der Pferdetrainer Jean-Claude Dysli hat das Westernreiten meines Wissens nach in Europa erst im 20.Jahrhundert etabliert. Ursprünglich stammt der Reitstil aus Amerika und lehnte sich an die Reitweise der Cowboys an: Es wird so wenig wie möglich mit Zügeln und Schenkeln auf das Pferd beim Reiten eingewirkt. Die Cowboys im „wilden Westen“ hätten gar keine Zeit gehabt und auch nicht die Kraft, ihr Pferd permanent anzutreiben.

Daraus hat sich ein impulsartiger Reitstil entwickelt.

Die Idee: Der Reiter gibt einen Impuls und dann soll das Pferd eigentlich in der gewünschten Gangart und Richtung bleiben, bis ein neues Signal kommt. Der Zügel ist locker – keine Anlehnung.

Außerdem mussten die Cowboys jederzeit ein Lasso werfen können, deshalb sind Westernpferde darauf trainiert einhändig oder ohne Zügel geritten zu werden. Natürlich mit leichtesten Schenkelhilfen und Gewichtsverlagerungen, um dem Cowboy die stundenlange Arbeit auf dem Pferd zu erleichtern.

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Westernreiten und die Hilfengebung

Impulse! Impulse! Impulse! Darum dreht sich alles beim Westernreiten. Das Pferd bekommt einen Impuls und soll dann die gewünschte Bewegung solange beibehalten, bis ein neuer Impuls kommt. So ein Impuls kann eine Gewichtshilfe, Schenkelhilfe, Zügelhilfe oder Gertenhilfe sein.

  • Anreiten: Beine und Steigbügel werden kurz belastet und der Popo mit dem Pferderücken entlastet. Beide Schenkel werden angelegt und die Zügel leicht nach vorne gegeben.
  • Schritt zu Trab: Genau wie beim Antreten, aber mit etwas mehr Energie und einem Schnalzen als Stimmsignal
  • Trab zu Galopp: Äußeres Bein eine Handbreit hinter dem Gurt anlegen bis Pferd galoppiert. Gleichzeitig die innere Hand heben, um die innere Schulter freizumachen, damit das Pferd auf der richtigen “Hand” angaloppiert. Dazu das Stimmkommando: “Kussgeräusch”
  • Neue Richtung: Das Gewicht wird ganz leicht in die gewünschte Richtung verlagert. Beide Hände sollten auf gleicher Höhe gehalten werden, wobei der innere Zügel wegbewegt wird vom Pferdehals und der äußere Zügel am Hals anliegt. Wie zwei Türen. Die eine öffnet sich, die andere schließt sich.
  • Langsamer werden: Das Gewicht etwas nach hinten verlagern, tiefer einsitzen in den Sattel und beide Hände sanft gleich weit zurücknehmen
  • Stopp: Das Gewicht tief in den Sattel verlagern und die Beine vom Pferdekörper nehmen. Dazu dann beide Hände zu einer Zügelhilfe ein kleines Stück nach hinten nehmen und mit dem Stimmkommando “Whoa” oder “Hoo” unterstützen.
  • Rückwärts: Der Pferderücken wird vom Reiter entlastet, indem er das Gewicht mehr auf die Beine verlagert. Der Reiter setzt sich tief in den Sattel und treibt leicht mit beiden Beinen am Gurt. Dazu das Stimmkommando “Back”

Westernreiten – die Disziplinen

  1. Reining: Kommt von “Reins” = “Zügel”. Das ist die beliebteste Disziplin hier in Europa. Dazu gehören verschiedene Lektionen, wie der Sliding Stop, das Back Up oder die Spins. Die Pferde tragen oft spezielle Eisen dafür. Es gibt immer eine vorgeschriebene Lektion (= Pattern), die geritten werden muss. Dann gibt es noch das Freestyle Reining. Da darf der Reiter sich selbst aussuchen welche Lektionen er reiten will. Ein bisschen vergleichbar mit der Kür in der Dressurprüfung
  2. Trail: Da geht es um Geschicklichkeit von Reiter und Pferd. Zum Beispiel gemeinsam durch Weidetore zu gehen oder alle Richtungen zu nehmen oder Holzbrücken zu überqueren. Ein bisschen wie bei einem wilden Geländeritt. Natürlich in allen Gangarten
  3. Western Pleasure: Die Disziplin wird in Gruppen geritten. Alle Gangarten von Jogg bis Galopp werden geprüft. Der Richter sagt an, was der Reiter tun muss – bewertet werden dabei vor allem die Haltung des Pferdes, Taktreinheit, exaktes Reiten und feine Hilfen
  4. Western Horsemanship: Hier dreht sich alles um die Haltung des Reiters. Die Prüfung besteht aus zwei Teilen
  5. Versatility Ranch Horse: In dieser Prüfung schaut alles auf das Westernpferd. Das soll zeigen, was es kann und in mehreren Disziplinen seine Kompetenz beweisen. Das Pferd muss fünf verschiedene Disziplinen zeigen. Ranch Riding, Ranch Trail, Ranch Cutting, Workin Ranch Horse und Ranch Conformation
  6. Showmanship at Halter: Hier ist Bodenarbeit gefragt. Das Pferd muss am Halfter zeigen, was es kann. Dazu werden noch der Pflegezustand und die Ausbildung des Pferdes bewertet. Die Aufgaben müssen genau absolviert werden
  7. Cutting: Das ist im Grunde der Oberbegriff für alles, was am Rind passiert. Nach Tennis und Golf gibt es weltweit die meisten Preisgelder im Cuttung zu holen. Die Pferde stammen aus extra dafür gezüchteten Cutting-Linien mit einem sogenannten Cow Sense. Sie jagen die Kühe also gerne. Der Reiter soll das Rind aus der Herde herausholen – herausschneiden – also “cutten”. Dafür hat er zweieinhalb Minuten.

Der Look des Westernreiters

Einfach gesagt: Bootcut Jeans, Gürtel, Boots und Sporen. Dazu ein Cowboyhut und vielleicht noch Chaps. Viele Fransen, ein bisschen Webmuster und Metallintarsien.

Was macht einen Westernsattel aus

Der Westernsattel sieht auch ein bisschen anders aus, als der normale Sattel. Er hat eine deutlich breitere Sitzfläche und ist eher schwer (kann ich aus eigener Erfahrung sagen), aber auch gemütlich zu sitzen (finde ich zumindest). Alles ist also im Grunde darauf ausgelegt, dass Cowboys stundenlang bequem und ohne viel Anstrengung im Sattel sitzen können.

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Kritik am Westernreiten

Anfangs hatte ich ja die Frage in den Raum geworfen ob Westernreiten wirklich so viel Pferdefreundlicher ist als zum Beispiel die englische Reitweise. Da ich als Kind Unterricht in einem FN-Stall hatte, war Reiten lange Zeit für mich ein brüllender Reitlehrer, schmerzende Arme vom vielen Ziehen am Zügel (vom Reitlehrer gerne Anlehnung genannt) und dauerklopfende Schenkel. Da ich den Umgang mit Pferden auf diese Art und Weise nicht ausgehalten habe, hatte ich eine längere Reitpause. Bis ich einen neuen Versuch wagen wollte. Diesmal sollte es anders sein – also suchte ich mir einen Westerntrainer. Vermeintlich lange Zügel, lässige Sprache und keine krampfige Körperhaltung waren die Dinge, die ich mir davon versprach.

Die Realität sah anders aus. Ich ritt auf Pferden die ziemlich Vorhandlastig waren, die Impulsgebenden Hilfen sollten nicht unbedingt sanft gegeben werden, sondern wurden mit viel Gebrüll eingefordert. Ich war ohnehin aus Sicht des Reitlehrers immer viel zu sanft – wenn er aufstieg um mir zu zeigen wie es geht sah ich rupfende Zügel und tendenziell ruckhafte Hilfen. Dass die Gerte “fetzen” soll, bekam ich auch hier zu hören und Bodenarbeit war ein Fremdwort für den Reitlehrer.

Um es kurz zu machen: Die Realität in vielen Reitställen und auf vielen Turnieren ist im Western leider nicht viel anders als im Englischen Reiten, als im Springreiten, als in der Dressur. Letztlich ist es einfach nur Geschmackssache, womit du dich wohler fühlst und dann liegt es an dir, was du aus der Theorie machst.

Denn Westernreiten kann sehr entspannt und sanft sein, der Sattel ist bequem und die Reitweise unterscheidet sich in vielem nicht von anderen Reitweisen.

Ich persönlich bin mittlerweile bei einer Centered-Riding-akademischen-irgendwie-ein-bisschen-Westernreitweise-meets-Dressur angekommen. Muss aber auch sagen, dass ich mit dem Konzept der Anlehnung und treibenden Hilfen aus der englischen Reitweise für mich persönlich einfach nicht so viel anfangen kann, weil mir die Botschaft an das Pferd nicht entspricht. Aber hier soll es ja nicht um meine persönliche Meinung gehen, ich will dir nur die Reitweise vorstellen. Damit du selbst überlegen kannst, was dir gefallen könnte und was nicht.

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