Gestresstes Pferd

Horsemanship

H wie Horsemanship
Was ist Horsemanship

Horsemanship bedeutet wörtlich übersetzt: Pferde-Menschen-Kunst. Es ist eigentlich die Übersetzung für den fairen Umgang zwischen Mensch und Pferd und beschreibt eine innere Haltung dem Pferd gegenüber. Nämlich der pferdefreundliche, respektvolle und kenntnisreiche Umgang mit dem Pferd. Es geht um gegenseitiges Vertrauen und Respekt.

Gleichzeitig hat sich über Pferdetrainer wie Pat Parelli und andere eine Trainingsform namens “Natural Horsemanship” bei uns in den letzten Jahrzehnten ausgebreitet. Das wird gerne in einen Topf geworfen und hat hier und da auch einige Schnittmengen. Aber im Grunde ist Horsemanship erst einmal die Idee, zu lernen wie Pferde kommunizieren und diese spezielle Form des “Wer bewegt wen” in der Pferdeherde zu adaptieren für das Training.

H wie Horsemanship
Was ist Horsemanship

Wer diese Tiere versteht, sie lesen und einschätzen kann, der ist ein wahrer Horseman. Ein Pferdemensch. Es geht darum die Pferde zu respektieren und ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, um im Gegenzug das Vertrauen und den Respekt der Pferde zu bekommen.
Man muss nur unterscheiden zwischen:

Definition 1: “Dem Gedanken, der Haltung und der Arbeit am eigenen Ich.”

Definition 2: Der mechanischen Trainingsmethode über Druck, Stick und Knotenhalfter

Was ist gutes Horsemanship

"Nur weil wir ein Pferd Bewegen können, heißt es noch nicht, dass wir seinen Respekt und sein Herz gewonnen haben."

Mehr zu dem Thema findest du HIER im Artikel “WAS IST GUTES HORSEMANSHIP”

Nur weil wir ein Seil in der Hand halten und es fröhlich schwingen, sind wir nach Definition Nummer 1 noch lange keine Horsemen. Es geht um Gefühl, Timing und Balance im Einklang mit dem Pferd. Das ist die Form des Horsemanship, die mir näher liegt – als eine technische Definition eines Trainingsstils mit Roundpen-Arbeit oder Vorwärts-, Seitwärts- und Rückwärts schicken des Pferdes mit Kraft, negativer Verstärkung ohne Alternativen, Druckstufenvariationen ohne Gefühl und dem Schwingen eines Seils. 

Deswegen unterscheiden wir in diesem Artikel erst einmal, was Horsemanship ist, wie sich Natural Horsemanship definiert und welche verschiedenen Traineransätze es gibt. Damit du für dich herausfinden kannst, ob Horsemanship das Richtige für dich ist und wenn ja, welche Form des Horsemanship du in dein Training einflechten willst. 

“Nur weil wir ein Pferd Bewegen können, heißt es noch nicht, dass wir seinen Respekt und sein Herz gewonnen haben.”

Pferdeflüsterei

Horsemanship-Training – die wichtigsten Grundlagen

Meist wird darunter Bodenarbeit verstanden, die über die Prinzipien der negativen Verstärkung trainiert wird und eine Kommunikation mit dem Pferd beinhaltet –> also Training basierend auf Körpersprache. Ziel der Arbeit ist das harmonische Miteinander zwischen Pferd und Mensch. Dabei muss der Mensch im Grunde lernen die Signale der Pferde zu lesen und erkennen, um zu verstehen, was sie brauchen.

In den meisten Spielarten des “Horsemanship-Trainings” geht man davon aus, dass Pferde über Rangordnung miteinander in Verbindung stehen und kommunizieren. Wenn also der Mensch mit dem Pferd unterwegs ist, soll er die Rolle des ranghöheren Mitglieds in der Herde zwischen Pferd und Mensch einnehmen. 

Geklärt wird der Rang durch die Grundregel des “Wer bewegt Wen”. Denn in der Pferdeherde bewegen sich Pferde gegenseitig und diskutieren so ihre Rangfolge aus. Das standfestere Pferd beziehungsweise, das Pferd, dass andere bewegen kann, ist in aller Regel ranghöher und hat deswegen mehr Rechte in Sachen Entscheidungsgewalt. 

Ranghöher ist also, wer den anderen wegbewegen kann. Deswegen soll der Mensch über negative Verstärkung dem Pferd unangenehm machen, was unerwünscht ist und durch Lob und Pausen dem Pferd angenehm machen, was erwünscht ist. Das größte Lob aus Sicht des typischen Horsemanship ist die Pause, danach kommen Stimm- oder Streichellob.

Dass die Pferde unsere Sprache nicht lernen können ist klar, zumindest nicht so detailliert, wie wir es für eine feine Kommunikation bräuchten. Also ist es Ziel im Horsemanship den Pferden über Körpersprache und feine Signale verständlich zu vermitteln, was der Mensch eigentlich gerade möchte. Das gilt für die Bodenarbeit und für das Reiten.

Es sollen keinerlei Hilfsmittel genutzt werden, die dem Pferd in irgendeiner Form Druck, Schmerz oder Angst zufügen oder die das Pferd überfordern. Der Horseman oder die Horsewoman sollte die Körpersprache des Pferdes deuten können und dann darauf reagieren.

  • Wichtig ist dabei auch immer, dass Druck sofort nachlässt und Lob folgt, sobald das Pferd einen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat.
  • Es geht um Führungskompetenz durch klare Signale und konsequente aber faire und gerechte Hilfen – am Boden und auch beim Reiten.
  • So soll das Pferd lernen sich am Boden und im Sattel in die „Mensch-Pferd-Herde“ einzugliedern und dem Menschen vertrauensvoll zu folgen.

SCHUBSEN IST VERBOTEN!

Schubsen, drängeln, ungefragt schubbern oder annähern ist unter Pferden nicht erlaubt. Es gibt immer vorher Kommunikation, eine Frage und eine Antwort. Darum geht es im Grunde auch beim Horsemanship.

Die Idee: Der Mensch hat eine private Zone um sich herum, die das Pferd respektieren soll. Er erlaubt weder schubsen, noch drängeln, noch schubbern. Das Pferd darf sich annähern und in die Private Zone eindringen – dann wenn der Mensch es erlaubt. Sobald das Pferd das respektiert und zuhört, bekommt es im Gegenzug vom Menschen Frieden, Ruhe und Sicherheit.

 

Daran ist auch einiges Gutes. Aber ich mag es nicht in seiner Ausschließlichkeit oder dann wenn die Trainingsmethode bis zum totalen Gehorsam übertrieben wird. Pferde werden dann manchmal zu funktionierenden Maschinen bei der Zusammenarbeit. Das darf nicht passieren.

PRESSURE AND RELEASE

Die Trainingsmethode ist sehr stark auf dem „wer bewegt wen“ aufgebaut. Auf Druck und dem Nachlassen von Druck. Das darfst du aus meiner Sicht nicht übertreiben und die Antwort von dir muss immer auch zur Frage des Pferdes passen. Wenn also dein Pferd nur ein klein wenig sauer wird oder nicht gleich macht, was du willst, dann ist es nicht fair und gerecht, wenn du gleich mit der Gerte loslegst und wild mit den Armen wedelst.

WAS HORSEMANSHIP DIR BIETEN KANN:

  • Die gemeinsame Basis aus Respekt und Höflichkeit
  • Das Begreifen wie Pferde ticken
  • Die Ruhe und das Lob
  • Die Gelassenheit und die Konsequenz
  • Die Idee, dass du ein sicherer und ruhiger Ort für dein Pferd sein musst als klare und verantwortungsbewusste Führungspersönlichkeit

Stell dir vor du bist der Chef in der Abteilung. Weder solltest du deine Mitarbeiter wie Sklaven behandeln, noch darfst du ihnen alle Frechheiten durchgehen lassen. Sie sollten mitsprechen dürfen und sich äußern dürfen ob die gestellten Anforderungen machbar sind oder nicht. Sie sollten auch schlechte Tage haben dürfen oder eine Aufgabe nicht gleich perfekt meistern dürfen. Sie sollten aber auch motiviert werden durch Lob und Bestätigung, durch Freude und höfliches und freundliches Miteinander.

Die Pferdeflüsterei Definition von Horsemanship

Meine Definition: Viel mehr als eine Trainingsmethode ist Horsemanship eine innere Einstellung. Oder sollte es zumindest sein. Horsemanship bedeutet die Pferde zu lesen, sie zu verstehen und so zu handeln, dass sie dich verstehen können. 

Horsemanship ist im Grunde auch dein eigener Weg mit den Pferden. Es bedeutet zu lernen, das Pferd lesen zu können. Mit Klarheit, Körpersprache und Verständnis für das Pferd zu arbeiten. Es ist das, was du irgendwann einmal werden kannst, wenn du an dir arbeitest und wenn es dir gelingt die Pferde zu lesen. So kannst du dich dann den Pferden verständlich machen. Das ist die Theorie dahinter.

TIPP: Wie stellst du dir den idealen Chef vor? Er ist zugewandt, freundlich, respektvoll, aber bestimmt und sicher. Er hat das große Ganze im Blick, er fordert aber überfordert dich nicht und er kennt deine Stärken und Schwächen und geht darauf ein. Er lobt und schätzt dich, aber er sagt dir auch Nein, wenn du deine Grenzen überschreitest. Das ist Horsemanship aus meiner Sicht.

Bei “Pferde Verstehen” gibt HIER auch eine Zusammenfassung zum Thema “Horsemanship”

Ich persönlich schätze einiges an dieser Art zu denken. Denn es sorgt dafür, dass wir die Pferde nicht zu sehr vermenschlichen, dass wir ihnen zuhören und auf ihre Mimik achten und versuchen uns auf eine Ebene mit ihnen zu begeben, so dass sie die Chance haben uns zu verstehen und wir eine Form der Kommunikation versuchen, die auf ihrer natürlichen Kommunikation basiert.

Manche Horsemen verwechseln leider immer noch Verständnis und Konsequenz mit Dominanz. Das gefällt mir dann weniger. Pferde müssen weder funktionieren, noch muss ich sie dominieren. Sie sollen verstehen, dass sie sich mir anschließen und vertrauen können, weil ich weiß was ich tue. Weil ich ihre Gesetze verstehe und mit ihnen klar kommunziere. Nicht weil ich sie dominiere.

HIER findest du ein Buch, das dir helfen kann die Pferde besser zu verstehen. Ich liebe es und habe es sicher schon zwei- oder dreimal gelesen*Horsemanship 2

Um es praktisch zu sagen: Es gibt Horsemen, die am Rope zerren, die unbedingten Gehorsam verlangen und den auch durchsetzen mit Gezerre am Seil, mit fetzenden Gerten, mit Lautstärke ab der ersten Sekunde, mit Druck Druck Druck. Das gefällt mir nicht. Ich mag die Horsemen, die mit den Pferden geduldig und ruhig arbeiten. Die klare Linien haben, aber den Pferden auch zuhören und kleine Schritte gehen. Sanftes Horsemanship könnte man die Richtung nennen, die ich mag.

BA-LROP-PS370 Sanftes Lead Rope Brockamp

Die wichtigsten 3 Ausrüstungsgegenstände im Horsemanship

Ein gutes Knotenhalfter ist nicht zu dick und nicht zu dünn, es ist nicht weich und nachgiebig, aber anschmiegsam und bequem für das Pferd. Du musst es außerdem richtig Knoten, damit du weder die empfindlichen Gesichtsnerven, noch den empfindlichen Nasenrücken damit tangierst. Das erkläre ich dir zum Beispiel HIER in einem ausführlichen Artikel – inklusive Erklärvideo

Dann brauchst du ein Arbeitsseil – ein sogenanntes Rope. Ich persönlich mag die Länge von knapp 4m am liebsten, weil es einerseits Spielraum gibt und andererseits kein ewig langer Kabelsalat in deinen Händen ist. Im Idealfall haben gute Ropes einen festen Kern, damit sie gut in der Hand liegen, sind nicht rau und nahezu immer haben sie eine Lederklatsche. Die ist mir persönlich etwas zu “hart” in der Wirkung, deswegen habe ich extra für mich ein Rope mit Puschel statt mit Lederklatsche entwickeln lassen. Das sanfte Rope bekommst du HIER

Ein Stick mit String. Der Stick ist im Idealfall nicht zu lang und nicht zu kurz - genau wie der String - richtet sich die ideale Länge nach deiner Größe und der Größe deines Pferdes. Du musst aber wissen, dass ein Stick aufgrund seiner Beschaffenheit eine dominante Wirkung auf dein Pferd hat. Dominanter als eine Gerte. Das ganze Equipment bekommst du direkt hier im Shop – vom Rope in Trainerqualität bis zum sanften Knotenhalfter

Wie kommunizieren Pferde Miteinander

In der Pferdeherde gilt das „Wer bewegt Wen“. Aufgebaut wird diese Form der Kommunikation durch Druck unter den Pferden. Druck in Form von Mimik, Körpersprache, beissen, schnappen, treten. Stück für Stück nimmt der Druck zu. Sobald das andere Pferd weicht, hört auch der Druck auf. Pferde fangen immer sanft an, mit einer freundlichen Bitte und steigern sich dann bis die Botschaft angekommen ist.

Die Botschaft: Wer nachgibt, bekommt seine Ruhe. 

Pferde als natürliche Energiesparer stehen auf Ruhe. Ruhe bedeutet, dass sie Kraft sammeln können, dass sie Zeit zum Fressen haben und dass jemand aufpasst, damit ihnen nichts passiert. So diskutieren Pferde auf der Weide immer wieder miteinander aus wer in der Rangordnung an welcher Stelle steht. 

Dann kraulen sie sich, dann entspannen sie sich, dann folgen sie einander und fühlen sich wohl. Dann ist auch Nähe wieder in Ordnung.

Die alten Horseman, die Cowboys, die Altmeister der altcalifornischen Reitweise haben durch das Beobachten von Pferdeherden diese Form des Trainings entwickelt. Es ist im Grunde ein Pferdetraining, das mit Druck und dem Nachlassen von Druck arbeitet. Das ist in Ordnung, wenn es zu dir als Typ und zu der Persönlichkeit deines Pferdes passt, denn es liefert euch beiden Klarheit. Es erfordert aber auch viel Pferdeverständnis und Kommunikation von deiner Seite aus. 

Wichtig ist dabei, dass mit dem Druck nicht übertrieben wird. Dass die Energie des Menschen auch immer zur Energie des Pferdes passt. Dass nicht gestraft und verboten wird, solange bis die Pferde aufhören da zu sein und dabei zu sein, ihre Seele abschalten und Programme abspulen. 

Das kann leider ein Ergebnis dieser Form des Horsemanship sein. Wenn übertrieben wird, wenn Gewalt eine Rolle spielt. Aber auch da gilt – wie bei jedem Training: Es ist immer der Mensch, der über die Trainingsmethode entscheidet. Der Mensch macht erst etwas daraus. Etwas Gutes oder etwas Schlechtes. Du hast also die Wahl.

Wie stehst du zum Horsemanship?

Wie stehst du zum Horsemanship Training? Trainiert ihr das auch? Und wie reagiert dein Pferd? Schreib mir supergerne deine Gedanken und deine Meinung in die Kommentare! Ich freue mich auf deine Erfahrungen.

Leckerli im Horsemanship – ja oder nein?

Die meisten klassischen Horseman lehnen Leckerli im Training ab. Denn ihre Trainingsphilosophie basiert auf dem Gedanken, dass wir versuchen die Pferde über Elemente der “Pferdesprache” zu trainieren. Da Pferde sich nicht gegenseitig füttern und Futterlob nur Unklarheit und Rangprobleme bringt – in der Welt des Horsemanship – wird es tendenziell abgelehnt. Natürlich gibt es immer mehr Trainer und Pferdemenschen, die auch beides mischen. Aber du wirst oft im Horsemanship Trainer finden, die das Füttern und Training mit Leckerli ablehnen.

Ich halte es ehrlich gesagt für Quatsch Futterlob so zu “verteufeln” – auch wenn ich Bernd als Trainer schätze – denn Futter ist ein großer Motivator und Pferde verstehen durchaus, wie das Futterlob gemeint ist, wenn es mit dem richtigen Timing gegeben und das Thema Futterhöflichkeit gut geklärt wird.

Bei der Bodenarbeit nach Horsemanship brauchst du nur wenige Ausrüstungsgegenstände. Auf deiner Shoppingliste stehen eigentlich nur ein Knotenhalfter, ein Rope und ein Stick mit String. Dabei sollte aber unbedingt die Qualität deines Zubehörs stimmen

Horsemanship 1
„Die Pferde lernen viel mehr durch den Frieden und das Ende von Druck, als durch Druck selbst. Das ist es wonach wir suchen sollten: Frieden mit den Pferden.“

Paul Dietz

Die "Meister" des Horsemanship

Horsemanship der alten Schule. Trainer wie Jean Claude Dysli*Horsemanship 5, Ray Hunt, Buck Brannaman und andere arbeiten im Grunde nach dieser Methode. Timing und Gefühl spielen dabei eine große Rolle. Denn der Druck muss in dem Moment enden, in dem das Pferd nachgibt. Je nach Trainer wird dieses Training sanfter oder tougher aufgebaut. Schneller oder langsamer.

  • Druck kann Körpersprache sein
  • es kann das wackeln mit dem Rope in der Hand sein
  • es kann das verschieben von Luft oder Energie in Richtung Pferd sein
  • es kann bei vielen Trainern die im Horsemanship arbeiten auch das Schleudern des Seiles sein. Das gefällt mir nicht so gut, genau wie zu harsche Ansagen.

Es sei denn, es handelt sich um ein grob respektloses Pferd, das ein Sicherheitsrisiko darstellt. Und natürlich auch angepasst an die Situation. Erst einmal schätze ich die höfliche Frage und das Dankeschön, wenn sie positiv beantwortet wird.

In Deutschland wird oft mit dem Begriff Horsemanship das Schwingen der Seile, das Rope, das Knotenhalfter und die sieben Spiele von Pat Parelli verstanden. Aber Horsemanship ist soviel mehr als das und es gibt die unterschiedlichsten Spielarten. Ich persönlich mag nicht alle und denke auch, dass alleine diese Form des Trainings zu wenig ist. Gymnastizierung, klassische Dressurelemente, Ausreiten und gemeinsame Zeit, Massagen, Fellpflege, Bodenarbeit, Vertrauensarbeit und Lob, Spiel und Spaß sollten genauso eine Rolle im Training spielen.

Viele Horseman orientieren sich an Ray Hunt und Tom Dorrance, die als die ersten Horseman der klassischen alten Schule gelten. Egal ob bernd Hackl, Paul Dietz, Buck Brannaman oder wie sie alle heißen – sie alle zitieren immer wieder die Ideen dieser beiden berühmten Horsemen. 

Auch wenn beispielsweise Monty Roberts gerne den Eindruck erzeugt, dass er das “Pferdeflüstern” erfunden hätte und ein “Pferdeflüsterer” sei, hat seine Art des Trainings beispielsweise wenig mit den alten Meistern des Horsemanship zu tun. Denn sein Training ist alternativlos und wir distanzieren uns stark von dieser Art des “Horsemanship” nach Monty Roberts und Join Up. Du findest dazu auch Artikel auf der Pferdeflüsterei, in denen ich dir auch erkläre worin der Denkfehler in dieser Art steckt. 

Beispielsweise in folgendem Artikel: Dominanzfrage: “Wie sinnvoll ist die Leittier-Theorie beim Pferd?” – KLICK einfach auf den Link und stöbere durch den Artikel

Honza Blaha und das Horemanshipk von

Sicherheit ist Honza Blahas erste Priorität. Solange eine Verbindung zwischen Pferd und Mensch da ist, können wir Instruktionen geben – egal ob diese Verbindung dinglich ist in Form eines Halfters oder auf Distanz in der Freiarbeit. Sobald Halfter und Strick fallen, ist es ein Gefühl, dem das Pferd folgt. Keine Telepathie, kein Befehl, keine Psychologie, keine Dominanz – es ist einfach das Gefühl von Harmonie durch die gemeinsame Bewegung im Einklang. 

Wie ein Feld zwischen zwei Individuen – präzise, langsam und nachvollziehbar. Honza Blaha nennt dieses Gefühl „BLASE“:

„Wenn du drei Zaumzeuge und sieben Hackamores auf dem Pferd brauchst, um dich sicher zu fühlen – mach es. Aber du brauchst nichts davon für die Sicherheit. Für echte Sicherheit mit Pferden brauchst du etwas anderes. Innere Stärke und einen Plan. Das macht Pferde sicher.“ (Honza Blaha)

Honza Blaha arbeitet komplett ohne Leckerli und nach den Prinzipien der negativen Verstärkung. Er ist ein Horseman im Klassischen Sinne. Allerdings ist er auch richtig tough! Die Pferde müssen JA sagen zu seinen Ideen. Tun sie es nicht, erarbeitet er sich das JA durch Jpin-Up-ähnliche Methodiken und die Erhöhung der Druckstufen. Dabei ist er immer fair und klar – insofern gibt es den Pferden absolute Gewissheit, aber es ist auch Geschmackssache, ob man mit dem Pferd so trainieren will. 

Pat Parelli und das Natural Horsemanship

Der amerikanische Pferdetrainer hat das Natural Horsemanship durch seine Trainingsmethoden und Parelli Horsemanship in Deutschland bekannt gemacht. Er hat sich sieben aufeinanderfolgende Schritte überlegt, mittels derer man sich die Harmonie und Teamarbeit mit dem Pferd im Round Pen erarbeiten kann.

SEVEN GAMES – SIEBEN SPIELE

Ein sehr bekannte Methode aus dem Trainingsbereich Natural Horsemanship sind die Seven Games von Pat Parelli. Die sieben Spiele sind verschiedene an die Natur der Pferde angelehnte Trainingsmethoden.

  • Der Vorteil liegt darin, dass es klare Handlungsanweisungen gibt
  • Der Nachteil liegt darin, dass Gymnastizierung und letztlich auch ein Stückweit die Seele beim Training der sieben Spiele verloren gehen

Denn viel zu viele Menschen spielen sie mechanisch durch, schicken ihr Pferd Seitwärts, Vorwärts oder Rückwärts ohne auf den Charakter oder die aktuelle Befindlichkeit des Pferdes Rücksicht zu nehmen. Oft mit zu viel Druck. Nicht böswillig, sondern weil die Seven Games von Parelli suggerieren, dass es alleine reicht sie zu spielen für eine gute Beziehung zum Pferd.</p”>

Paul Dietz - ein Kursbericht über einen Buckaroo der alten Schule

Paul Dietz hat bei Buck Brannaman und Ray Hunt gelernt und ist ein amerikanischer Horseman der alten Schule. 

Wenn Paul Dietz ein Pferd trainiert, dann wechselt er öfter auch die Richtung. Gerade wenn das Pferd noch nicht bereit ist, ihm richtig zuzuhören. So kann das Pferd verstehen, dass die Zügel eine Barriere sind, ohne dass du am Zügel reissen, zerren oder ziehen musst.

Seine These: Du machst das Gegenteil von dem, was das Pferd gerade möchte. Dafür musst du dem Pferd durch den Richtungswechsel zeigen, dass der Zügel ernst gemeint ist. Wenn du auf der gleichen Richtung weiter und weiter und weiter daran arbeitest das Pferd wieder geradezurichten, wird das Gewicht im Zügel immer schwerer und schwerer werden, weil wir immer mehr Druck aufwenden müssen.

Deswegen sind Richtungswechsel aus der Sicht des Horseman so wichtig. Das Pferd wird Gymnastiziert, weicher und es lernt dem Menschen zu folgen und aufzupassen durch die Richtungswechsel. 

„Viele der Pferde sind sehr schwer auf der Vorhand. Ihr verbringt so viel Zeit damit immer vorwärts vorwärts zu reiten. Aber ihr müsst das mehr ausbalancieren über mehr Arbeit mit der Hinterhand.“ (Paul Dietz)

Deswegen trainiert Paul Dietz bei diesem Kurs vor allem die Wendungen und die Hinterhand, zeigt den Kursteilnehmern, wie sie am Boden und im Sattel dem Pferd den Weg zu einer aktiveren Hinterhand zeigen können.

ONE MIND, ONE BODY IM SATTEL

Paul Dietz erklärt, dass er seine Steigbügel so ausrichtet, dass seine Knie in der gleichen Stellung parallel zum Winkel zwischen Pferdeschulter und Pferdebein liegen. So spiegeln seine Beine die Schulter des Pferdes, er bekommt mehr Balance und ist im Einklang mit dem Pferd.

Sonst besteht die Gefahr, dass die Knie bei zu langen Steigbügeln klemmen, dann hat der Mensch wieder zu viel Druck aus dem Hintern heraus und die Knie funktionieren wie ein Schläger. Dann verliert das Bein seine Hebelwirkung und wir können die Energie nicht mehr nutzen, die wir bei einem lockeren Knie am Reiten haben. Gleichzeitig verlieren wir die Balance. Dadurch stumpft das Pferd ab und wird nach und nach seine Leichtigkeit verlieren.

Die Feinheit versucht er sich auch durch seine Hilfengebung und das vorsichtige Steigern der Hilfengebung zu bewahren. Wenn er zum Beispiel ein Vorwärts von seinem Pferd erbitten will, bewegt er seine Beine erst einmal leicht in der Luft und lehnt sich leicht vorwärts. So sagt er seinem Pferd: Hey, gehe doch bitte vorwärts. 

Wenn das nicht reicht, kickt er ein bisschen in der Luft und erst dann gibt er mehr und treibt das Pferd leicht am Körper. Der Pferdemann spricht sehr oft davon, dass wir dem Pferd erst die „Türe öffnen“ müssen, um ihm die Chance zu lassen durchzugehen. Erst wenn es nicht von alleine geht, müssen wir nachhelfen.

„Wenn ich nach der Hinterhand frage, gehe ich nicht gleich mit dem Bein ran. Ich öffne erst die Türe und wenn das Pferd nicht durchgeht, dann gebe ich mehr Energie. Ich öffne immer erst die Türe und gebe meinem Pferd die Chance.“ (Paul Dietz)

Um seine Idee zu demonstrieren nimmt er einen Stein und wirft ihn kraftlos in Richtung einer Pylone auf dem Platz. Viel zu kurz. Dann wirft er noch einmal deutlich kraftvoller und schießt den Stein über die Pylone hinaus. Er trifft sie nicht, weil er einmal zu viel und einmal zu wenig Energie aufgewendet hat.

Dann schaut er die Kursteilnehmer ruhig an und erinnert sie daran, dass der Mensch immer die richtige Energie finden muss.

Es ist wichtig, dass du neue Wege gehst und nur soviel Energie nutzt, wie du brauchst. Schritt für Schritt, so lange wie es eben dauert, bis die Energie passt und Pferd und Mensch im Einklang eine Aufgabe lösen. Oft sind die Menschen so auf ihr Problem fokussiert, dass sie die kleinen Schritte zur Lösung des Problems nicht mehr im Auge haben.

„Manchmal sehe ich Menschen, die ihre Pferde einfach nur longieren um ihre Energie freizusetzen. Um es besser handeln zu können. Aber das Pferd immer besser und konditionierter. Also muss man es immer länger longieren, um die Kraft handeln zu können. Aber ich will ein Pferd mit Energie, ich will nur in der Lage dazu sein, die Energie lenken zu können. Wenn ich also mein Pferd aufwärme, probiere ich ob ich die Kontrolle über die Füße habe, die Hinterhand und Vorhand. Ich lenke das Pferd und teste aus, ob ich genau das auch machen kann, was ich vom Sattel aus machen möchte.“ (Paul Dietz)

Das fordert das Pferd, es fordert seine Aufmerksamkeit und damit fördert es die Kommunikation, so Paul Dietz.

Er erzählt Geschichten, fast als ob wir mit ihm am Lagerfeuer sitzen würden. Er erzählt von Tom Dorrance, der ihm einmal den Ratschlag gegeben hat, der seinen Blick auf die Pferde und sein Training verändert hat. Einfach, aber bedeutsam.

Oft sind es die einfachen und kleinen Dinge, die unser Leben verändern. Er trainierte und trainierte mit seinem Pferd und fragte Tom Dorrance irgendwann frustriert, wann er jemals soweit sei. Tom sagte daraufhin: „nie!“ Und ist weggeritten. Ich war frustriert, habe weiterhin alles versucht und kam nicht voran. Tom kam zurück und fragte mich: „Glaubst du, dass es immer Spaß machen wird, das hier zu üben, selbst wenn du es perfekt könntest? Du könntest dich auch einfach zurücklehnen und die Reise genießen.“ Daran denke ich oft.

Reiten macht Spass

Reiten und der Umgang mit Pferden sollte Spaß machen. Ihr lebt, ihr seid gesund. Genießt das! Alles andere braucht einfach Zeit. Es sollte Spaß machen und nicht mit Ehrgeiz oder Druck betrieben werden. Du musst die kleinen Schritte geniessen und gehen. Wenn du zu schnell vorwärts gehst, wird es vielleicht klappen, aber dein Pferd wird auch 10 schlechte Dinge lernen. Das heißt du wirst vielleicht 3 Schritte vorwärts gehen und 10 Schritte zurück und am Ende wird das letzte was du lernst, das sein – was du besser als erstes gelernt hättest.

Er fordert die Kursteilnehmer dazu auf all die kleinen Schritte genießen, den sie werden sich irgendwann zusammenfügen zu einem Puzzle und am Ende ein schönes Bild ergeben.

Zwei wichtige Regeln bei Paul Dietz:

  • Lobe immer die kleinste Veränderung, lobe sogar schon die erste Idee, die ein Pferd entwickelt. Das ist schon der Weg in die richtige Richtung.
  • Wenn das Pferd weich wird, aufhören und belohnen. Das ist ganz wichtig. Denn: Wenn es wieder fester wird, hast du etwas falsch gemacht. Sei es zuviel oder den Moment des Aufhörens verpasst.
Horsemanship Paul Dietz

Fazit - Horsemanship

Horsemanship ist für viele eine Trainingsmethode, es ist aber auch für viele Menschen eine Lebenseinstellung. Egal ob es sich um Connected Horsemanship handelt, Natural Horsemanship, Parelli Horsemanship, Quantum Savvy Horsemanship oder eine der viele anderen Bezeichnungen für die Kommunikation mit dem Pferd am Boden und auch im Sattel – das wichtigste am Horsemanship ist das Gefühl, die Ehrlichkeit mit sich selbst und das Wissen darum wie Pferde kommunizieren.Damit einher geht die Bereitschaft ihnen zuhören zu wollen und mit Respekt, Höflichkeit und Achtsamkeit mit den Pferden umzugehen.

Horsemanship lernen – so gehts

Wenn du jetzt also Lust auf Horsemanship hast und es lernen willst, habe ich vor allem einen Tipp für dich: Schaue dir verschiedene Trainer und Methoden an und versuche dann den passenden Weg für dich und dein Pferd zu finden. Starte am Boden und gehe erst dann ins Reiten. Versuche die Methodik der negativen Verstärkung wirklich zu durchleuchten und sie nicht stupide abzuarbeiten. 
Betrachte alle Methoden kritisch, neugierig und offen und frage dich bei allem, was du tust, immer ob du es mögen würdest so behandelt zu werden, wenn du dein Pferd wärst. 

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