Sporen 1

Sporen

Sporen sind schon etwas Spezielles. Ein am Reitstiefel befestigtes Stück Metall mit einem Dorn oder einem mehr oder weniger spitzen Rädchen unterschiedlichen Durchmessers.

Die Sporen werden genutzt um die Schenkelhilfen des Reiters zu verstärken. Je größer das Rad, desto weniger krass wirken die Sporen. Schlicht weil sie besser am Pferdekörper abrollen. Ich muss sagen, dass ich erstmal sehr Anti-Sporen war, als ich angefangen habe. Mittlerweile ist mir klar, das Sporen im richtigen Moment und richtig angewendet unter Umständen hilfreich sein können.

Viele nutzen die Sporen, um das Pferd schneller vorwärts zu bekommen. Frei nach dem Motto: Der brauchst Sporen, wenn der nicht mehr läuft. Und sieht ja auch so professionell und schick aus. Der Gedanke, dass Sporen zur reinen Beschleunigung dienen ist aber offenbar falsch. Denn wenn wir Sporen benutzen, dann sind wir in aller Regel am Bauch des Pferdes. Das wiederum reizt den Bauchmuskel und der zieht sich zusammen, also spannt sich die Bauchdecke einmal an und der Rücken kommt hoch. Dadurch kann dann im richtigen Moment das Hinterbein dazu animiert werden etwas weiter vorzutreten: Bingo! Das ein Schritt in die Richtung der Versammlung, die sich alle wünschen. Nur wenn das arme Pferd permanent gereizt wird oder dann gereizt wird, wenn es gerade nicht in der passenden Haltung ist, dann ist es irgendwann überreizt und das bringt wiederum gar nichts.

Ergo sind Sporen eigentlich nicht dazu da, um das Pferd endlich mal schneller treiben zu können, sondern für die feinste Hilfengebung und um die Versammlung besser zu lernen.

DIE SPOREN UND IHRE WIRKUNG

Sporen sehen grauenvoll aus. Ich persönlich möchte sie nicht nutzen. Denn sie können am falschen Fuss eine scharfe Wirkung entfalten. Du brauchst ein ruhiges Bein und musst genau wissen, wie du sie anwendest. Das Wichtigste ist aber: Sporen sind NICHT zum Treiben da! Und: Sporen gehören NICHT an Anfängerfüße!

  • Wenn Du zart und ruhig damit umgehst, dann lassen sich deutlich feinere und sehr punktuellere Signale geben als mit dem ganzen Fuss.
  • Wenn du ein feiner Reiter bist, ein sehr ruhiges Bein hast und die ganz hohen Lektionen reiten willst, können Sporen hilfreich sein, weil du punktuelle feine Signale setzen kannst. Dein Pferd merkt dann also einen Unterschied in der Hilfe, allein weil du die Spore zwei Zentimeter weiter vor oder hinter der Gurtlage, weiter oben oder unten am Pferdebauch setzt. Das soll aber immer eine feine Hilfe sein, fast wie ein zartes Streicheln. Wenn du das nicht mit deinen Beinen leisten kannst, solltest du keine Sporen benutzen.

Das alles setzt voraus, dass du sie entsprechend sanft und vorsichtig einsetzt. Trotz allem bin ich persönlich kein Fan der Spore, denn sie kann viel anrichten und am Ende stellt sich immer die Frage, ob es nicht auch anders gehen kann.

GRÖSSE DER SPORE

Wichtig: Die Größe der Sporen und ihre Wirkung. Viele denken: je so kleiner, desto zarter. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall.

  • Die kleinen Sporen sind schärfer als die Sporen mit einem großen Rädchen, weil sie viel schärfer einwirken. Das ist Physik.
  • Genauso wichtig ist, dass das Rädchen locker eingestellt ist, weil die Sporen dann sanft weiterrollen, statt einzuschneiden.
  • Du musst die Sporen mit Rädchen auch rollen, statt damit zu “drücken” – das ist ein oft gemachter Fehler. Durch den Druck entwickeln sie eine ganz andere Wirkung.

Du siehst also: Du musst genau wissen, was du tust, brauchst viel Erfahrung, ein ruhiges Bein und sie sind weder zum treiben noch zum bestrafen da.

Sind Sporen Pferdefreundlich?

Gewalt oder Schmerzen haben im Pferdetraining nichts zu suchen. Das ist für mich vollkommen klar. Auch wenn das in der Pferdewelt leider nicht überall so gesehen wird. Aber was bedeutet Gewalt? Wo fängt sie an und wie gewalttätig sind zum Beispiel Hilfsmittel wie Gerte oder Sporen?

Bei jedem Hilfsmittel und Zubehör stellt sich ja schließlich die Frage, ob es pferdefreundlich ist oder nicht. Manches Zubehör wie Ausbinder oder Sperrriemen tragen ja fast schon einen gewissen Zwang in sich und gehören für mich persönlich zum Beispiel gar nicht ans Pferd. Bei anderen Ausrüstungsgegenständen ist das nicht so eindeutig. Zum Beispiel die Gerte. Aber letztlich gibt es auf die Frage, wie pferdefreundlich ein Trainingstool ist vor allem eine Antwort.

Jeder Ausrüstungsgegenstand ist im Grunde nur so pferdefreundlich wie der Mensch, der ihn nutzt. Ausgenommen natürlich Trainingsmethoden wie die Rollkur oder Zubehör wie Schlaufzügel oder Ausbinder. Es gibt aus meiner Sicht natürlich auch Zubehör, das einfach nichts am Pferd verloren hat – egal wie nett der Mensch am anderen Ende des Ausrüstungsgegenstandes ist.

  • Sperrriemen
  • Schlaufzügel
  • Trainingsmethoden wie Rollkur und Co
  • Ausbinder
  • Gewichte am Pferdehuf
  • usw

Es gibt in dieser Kategorie leider so viele, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Würde man sie alle in eine Kammer legen, würde man sich bei einigen Gegenständen an eine mittelalterliche Folterkammer erinnert fühlen. Das ist tragisch, traurig und es macht mich wütend, dass wir Menschen glauben das Recht zu besitzen den Tieren Schmerzen und Gewalt anzutun und das Ganze oft noch als “Training” verbuchen. Da frage ich mich tatsächlich, ob die Menschen, die mit solchen Tools arbeiten, sich die Welt schön reden, aber eigentlich ahnen, dass nicht gut ist was sie machen oder ob die festgefahrenen Lehren und Traditionen so fest sitzen, dass eigentlich empathische und nette Menschen einfach gar nicht sehen, was sie da machen.

Manchmal frage ich mich auch, warum bei Pferden so vollkommen in Ordnung scheint, was bei anderen Tieren als Tierquälerei eingestuft werden würde. Aber ich schweife ab. Eigentlich wollte ich heute zum Thema Gerte und Sporen schreiben. Letztere würde ich selbst nicht nutzen. Genau wie Beispielsweise die Kandare. Dafür gibt es  gute Gründe.

Sporen können als Hilfsmittel dienen, sollten aber immer so genutzt werden, dass sie das Pferd auf keinen Fall ängstigen oder ihm Schmerz zufügen Sondern nur als Verlängerung des Reiterbeines für die feinen, freundlichen und sanften punktuellen Hilfen – für mehr Klarheit.

 

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