Jungpferde Sandra Schneider

Richtiges und Falsches Pferdetraining: Pferdeprofi Sandra Schneider im Interview

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Der ganze Artikel für dich auf einen Blick

Pferdeprofi und Expertin bei der TV-Doku “VOX Pferdeprofis”, Sandra Schneider, trainiert nicht nur Reiter, sondern vor allem Pferde. Hast Du ein Jungpferd, das du anreiten möchtest? Oder ein Pferd, das dir immer wieder zeigt, dass etwas nicht stimmt? Sandra Schneider erklärt im Interview, was richtig ist und was falsch beim Pferdetraining.

“Ich würde ein Fohlen erst einmal Pferd sein lassen – also in einer Familienherde, ganzjährig draußen, damit es sich gesund entwickeln kann. Natürlich würde ich es aber schon frühzeitig an den Menschen gewöhnen … damit meine ich aber nicht, es großartig zu beeinflussen, sondern einfach spielerisch an gewisse Dinge zu gewöhnen, wie zum Beispiel gestriegelt zu werden, Hufe zu geben und sich führen zu lassen”

Sandra Schneider
Sandra Schneider (Foto: Jasmin Ziegler)

Hier geht es zu Teil 1 des Interviews mit Sandra Schneider!

Pferdeflüsterei: In deinem aktuellen Buch beschreibst du das Erwachsenwerden aus dem Blickwinkel eines Pferdes, bei dem im Grunde alles schief gelaufen ist. Ist die Stute „Honey“ komplett fiktiv oder steckt da ein Schicksal oder mehrere Schicksale dahinter, die du so wirklich erlebt hast?

Sandra Schneider: Alles, was Honey erlebt, ist mir im „wirklichen Leben“ schon auf die ein oder andere Weise begegnet. Ich glaube aber ehrlich gesagt, dass ihre Geschichte gar nicht so außergewöhnlich ist, und dass es sehr vielen Pferden beim Start ins Leben zum „Reitpferd“ so ergeht.

 

Petra von der Pferdeflüsterei: Ich muss leider sagen, dass ich auch glaube, dass es so ist. Wie würdest Du ein Fohlen aufwachsen lassen und wann würdest Du mit den einzelnen Trainingsschritten anfangen?

Sandra Schneider: Ich würde ein Fohlen erst einmal Pferd sein lassen – also in einer Familienherde, ganzjährig draußen, damit es sich gesund entwickeln kann. Natürlich würde ich es aber schon frühzeitig an den Menschen gewöhnen … damit meine ich aber nicht, es großartig zu beeinflussen, sondern einfach spielerisch an gewisse Dinge zu gewöhnen, wie zum Beispiel gestriegelt zu werden, Hufe zu geben und sich führen zu lassen.

Fohlen lieben es, am Widerrist, Popo oder der Brust gekratzt zu werden – wenn man das ins Training mit einbaut, macht man es den Youngstern einfach leicht, Vertrauen zu fassen und es gar nicht so „schlimm“ zu finden, was mit ihnen passiert.

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Pferdeflüsterei: Wie sieht das Zureiten im Idealfall aus – also wie läuft das bei dir Schritt für Schritt ab?

Sandra Schneider: Wenn ich ein Pferd zum Zureiten bekomme, beschäftige ich mich erst einmal eingehend mit dem Wesen des Pferdes … es wird von mir überall angefasst, geputzt, ich gehe mit ihm spazieren und arbeite frei, bevor ich mit dem Training an der Longe, mit dem Satteln usw. anfange. Alle jungen Pferde, die ich zum Anreiten bekomme, lernen, an der Doppellonge bzw. am Langzügel zu laufen. Das erleichtert mir und ihnen das spätere Geritten werden ungemein, weil der Mensch beim Training am Langzügel auch hinter dem Pferd läuft und es ihn nicht immer ganz sehen kann. Außerdem kann ich hier schon die Zügelhilfen und alle Stimmbefehle etablieren.

Dann kommt irgendwann der Sattel drauf und ich beginne langsam, über den Steigbügel Gewicht auf den Pferderücken zu bringen, mein Bein zu schwingen und das Pferd auf diese Weise dafür zu desensibilisieren, dass sich etwas in der blinden Zone auf seinem Rücken bewegt. Wenn ich dann irgendwann wirklich richtig aufsteige, ist das überhaupt kein großer Akt mehr.

Die Leute, die mir beim allerersten Mal Reiten zusehen, sind meist total enttäuscht, weil es in den seltensten Fällen ein Rodeo gibt – das wird nämlich dank solcher Herrschaften wie Monty Roberts, der ein Pferd vor Publikum in 30 Minuten zureitet, oft erwartet. Ich reite übrigens alle Pferde grundsätzlich gebisslos an, weil sie beim Trainingsbeginn meist in einem Alter sind, wo sie die Zähne wechseln und das Maul dadurch besonders empfindlich ist.

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Pferdeflüsterei: Ich würde gar nicht wollen, dass es ein „Rodeo“ gibt. Wie verrückt, dass Menschen darauf warten. „Rodeo“ heisst doch, dass das Pferd sich wehrt. Wenn ich ein junges Pferd habe und will, dass der Beritt gut und richtig abläuft. Wie erkenne ich einen guten Bereiter und Pferdetrainer?

Sandra Schneider: Ich würde als Pferdebesitzer mehrmals zu dem Trainer hinfahren und ihm beim Training zusehen. Außerdem würde ich mir von ihm „Referenzen“ geben lassen, d.h. Kontaktdaten von Menschen, dessen Pferde er schon zugeritten hat. Tut er das nicht, hat er was zu verbergen. Trainer, die den Pferdebesitzern verbieten, in den ersten Wochen des Trainings dabei zu sein, wären für mich absolut tabu!

Leider gibt es so etwas häufig. Man kann sich dann ungefähr vorstellen, welche Trainingsmethoden angewendet werden … von so etwas würde ich immer Abstand nehmen.

Honey
Honey (Foto: Zauberwald-Foto / Martina Tiedemann)

PferdeflüstereiGibt es weitere Warnsignale – wann sollte man hellhörig werden bei einem Trainer?

Sandra Schneider: Das Problem ist, dass Trainer gerne Dinge versprechen, die sie nicht unbedingt einhalten. Darum würde ich immer mit Referenzpersonen sprechen. Außerdem sollte ich jederzeit die Möglichkeit haben, auch unangekündigt mein Pferd zu besuchen. Ist das nicht möglich oder erwünscht: Finger weg von dem Trainer!

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Pferdeflüsterei: Nachdem ich dein Buch gelesen habe, würde ich sagen, dass du eine Verfechterin von Geduld und Liebe bist im Umgang mit Pferden. Ich höre und lese immer wieder, dass man nicht zu lieb mit Pferden sein darf, weil sie dann Unsicherheiten entwickeln würden. Weil sie ja keinen Kuschelpartner brauchen würden, sondern einen Chef – wie siehst du diese These?

Sandra Schneider: Viele Menschen, die mich beim Training mit Pferden beobachten, verdrehen die Augen und schlagen die Hände über dem Kopf zusammen: Wie kannst Du die Pferde so nah an Dich heranlassen? Dieses Kuscheltraining kann niemals funktionieren. Und Leute, ich sage Euch: Der wahre Schlüssel zum Erfolg mit Pferden liegt in der Liebe zu den Tieren. Ich liebe Pferde … ich bete sie regelrecht an. Ich finde sie wunderschön und atemberaubend herrlich. Das spüren sie. Ich gebe ihnen das Gefühl, wunderbar und wertvoll zu sein. Allein das trägt schon zum Trainingserfolg bei.

Gefühle sind viel wichtiger als Techniken. Das heisst aber nicht, dass ich nicht klar und konsequent mit den Pferden umgehe und sie auch korrigiere, wenn etwas schief läuft. Aber Pferde springen tausend Mal am Tag über ihren Schatten, um es uns recht zu machen! Dafür haben sie Achtung und Respekt verdient und sollten liebevoll behandelt werden.

HIER geht es weiter mit dem nächsten Teil des Interviews – darin dreht sich alles um die richtigen Reithilfen

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4 Kommentare

    1. Hallo liebe Mia, warum Satire? Und warum drei “???” ? Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz was du meinst. Magst du das vielleicht etwas genauer erklären. Das käme dann auch etwas fundierter rüber als einfach nur ein beleidigender Satz. Viele liebe Grüße und ich freue mich auf deine Ergänzungen, Petra

  1. Hallo Petra,

    wenn ich solche Sachen lese (1. u. 2. Interview) möchte ich am liebsten aufhören mit unserem Pferd zu arbeiten. Ich informiere mich viel über “Wie geht man am besten mit Pferden um”, “Was ist das beste für Pferd” usw. und mache auch viele Kurse. Ich versuche dann an unserem Pferd zu sehen was ihr am besten gefällt und immer wenn ich denke, “wow da macht sie gut mit, so funktioniert es, das gefällt ihr” fängt unsere Stute an sich dagegen zu stellen und zeigt Unbehagen. Ich weiß schon nicht mehr wie…, was,…. wo…., wann…, wieso????? Ich möchte doch nur, dass sich unser Pferd mit uns wohl fühlt.
    Ich halte sehr viel von Sandra Schneider und bewundere sie sehr. Auch meine Tochter. Ihr gehört ja das Pferd, aber da sie im Rollstuhl sitzt und doch so manche Hilfe braucht (am meisten bei der Mobilität) will ich natürlich auch gut mit dem Pferd zurecht kommen und möchten gerne, dass wir ein gutes Dreier Gespann werden. Wir könnten wirklich dringendst Sandras Hilfe gebrauchen, aber leider wohnt sie sehr, sehr, sehr weit entfernt von uns – LEIDER!!!

    Ich habe großen Respekt vor all den Leuten die so – ohne Dominanz – mit ihren Pferden umgehen können ohne dabei den Rang oder die Führung zu verlieren, die mit gegenseitigem Respekt mit dem Pferd leben.

    Lg.
    Sabine

    1. Liebe Sabine, ich glaube ja, dass ihr weit von dem entfernt seid, was Sandra in ihrem Buch beschreibt. Das Buch war der Hintergrund für unser Interview. Darin geht es um ein Pferd, dass wirklich all die schlimmen Sachen erleben musste, die ein Pferd so nicht erleben sollte. Ihr gebt euch so viel Mühe es eurer Stute schön zu machen. Ich bin mir sicher, dass ihr noch einen gemeinsamen Weg finden werdet. Letztlich braucht es auch einfach Zeit. Rang und Führung hat sehr wenig mit Dominanz zu tun und ganz viel mit Fairness, Klarheit und Verantwortungsbewusstsein. Wenn du also zum Beispiel unklar bist, weil dein Pferd heute schubsen darf und morgen nicht, heute in deiner Tasche knabbern darf und morgen nicht – aber dann dominant und laut Nein brüllst zwischendurch – dann bist du keine gute FÜhrungskraft in den Augen des Pferdes, weil du unfair und inkonsequent bist. Wenn du aber heute, morgen und übermorgen im passenden Tonfall deinem Pferd immer freundlich aber bestimmt sagst, dass es nicht schubsen oder knabbern darf – dann musst du weder laut noch dominant im negativen Sinne werden, du bist in den Augen des Pferdes eine tolle Führungskraft weil du klar und einsehbar und fair bist. Sprich: Wenn du in jedem Moment den Kopf deines Pferdes sanft wegschiebst, wenn es in deiner Tasche knabbern will – bist du eine bessere Führungskraft. Als wenn du es heute erlaubst und morgen den Kopf wegschlägst. Schlagen ist ohnehin keine Lösung, aber du weißt was ich meine, oder? Ich habe nur versucht es etwas schwarz-weißer zu formulieren. Ein Beispiel: Es gibt ein paar Regeln zwischen meinem Pferd und mir. Einige habe ich aufgestellt, andere mein Pferd. Die gelten immer. Ich zähle sie jetzt nicht alle auf, sondern nur ein oder zwei Bispiele, damit du weißt, was ich meine. Meine Regel: Carey darf mich nicht schubsen oder drängeln – Careys Regel: Wenn sie frisst, will sie nicht gestreichelt werden. ODER Meine Regel: Beissen, Schnappen, Drohen ist nicht erlaubt – Careys Regel: Zwischen Gurtlage und Sattellage will sie nicht so fest gestriegelt werden. ODER: Meine Regel: Egal ob da Hafer ode ein Heuhaufen ist, Carey wartet ruhig bis ich das Halfter abgemacht habe und sie losschicke – Careys Regel: Wenn sie gerade angefangen hat zu fressen, lasse ich ihr die Zeit und zerre sie nicht weg. Das könnte ich jetzt noch beliebig weiterführen. Du weißt sicher, was ich meine. Da hat jedes Team auch eigene Regeln und kann sie gemeinsam entwickeln. Hauptsache sie sind fair und beide Seiten fühlen sich wohl. Ganz liebe Grüße auf jeden Fall an euch drei, Petra

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