Pferdetraining hat so viele Möglichkeiten und trotzdem kennen wir alle Momente, in denen uns die Motivation oder die Ideen für ein kreatives Pferdetraining fehlen. Genau dafür gibt es das Konzept der „Kopfarbeit a la Hero“ entwickelt. Mit der Kopfarbeit können wir uns immer aus dem Tief raushelfen und mit ein paar wenigen Gegenständen dem Pferd und uns ganz viele neue Ideen und Spaß fürs Training geben.
Was ist Kopfarbeit eigentlich?
Kopfarbeit bedeutet, eine beliebige Anzahl von Gegenständen in unterschiedlichen Positionen auf dem Reitplatz oder der Trainingsfläche aufzubauen und um diese Gegenstände herum dann so viele wechselnde Übung wie möglich zu trainieren.
Im Grunde kannst du immer Kopfarbeit auf dem Reitplatz aufbauen und sie dann alle paar Tage wechseln.
Was du für die Kopfarbeit brauchst
In der Regel brauchst du dafür vier Gassen und bis zu vier Pylonen. Für noch mehr Abwechslung kannst du statt den Pylonen manchmal auch Schirme, Eimer oder ähnliches nutzen.
Natürlich kannst du statt der Gassen (wenn dein Pferd geschickt genug ist) auch Stangen oder Cavallettis verwenden. Deiner Kreativität sind schon bei der Wahl der Gegenstände keine Grenzen gesetzt – nutze was dir in die Finger kommt und keine Gefahr am Trainingsort darstellt.
Wie geht die Kopfarbeit – Variationen
Grundsätzlich kannst du nicht nur in der Wahl deiner Gegenstände und deren Aufbau abwechseln, sondern auch in der Art des Trainings.
Du kannst Kopfarbeit in folgenden Trainingsvarianten nutzen:
- Am Seil oder an der Longe mit mehr oder weniger Abstand – entweder im mittleren Kappzaumring oder am Halfter eingehängt
- Mit Zügeln – also in der Handarbeit – sowohl mit Gebiss oder als auch ohne Gebis
- Am langen Zügel hinter dem Pferd
- In der Freiarbeit
- An der Doppellonge
- Mit Halsring am Seil
- Beim Reiten
Du bekommst so unendlich viele kreative Möglichkeiten für deine Bodenarbeit mit dem Pferd, dass du dich nie mehr fragen musst, was du bei deinem Training machen möchtest. Aber es geht ja nicht nur um Kreativität und Spaß, sondern auch um Gesunderhaltung und mentale Arbeit mit dem Pferd
Was nutzt dir die Kopfarbeit für das Miteinander und die Trainingserfolge mit deinem Pferd?
Kopfarbeit und Bodenarbeit
Punkt 1 – Mehr Abwechslung
Die wechselnden Übungen und Varianten bringen sowohl für den Menschen als auch für das Pferd mehr Abwechslung. Dadurch entsteht mehr Motivation im Training.
Der Reitplatz sieht für dich und für dein Pferd schon beim Betreten anders aus und das Pferd weiß, dass es sich auf abwechslungsreiche Trainingsimpulse freuen kann. Dadurch denkt es lieber mit und kann auch einen fleißigeren Gang entwickeln.
Punkt 2 – Eine bessere Kommunikation
Durch die vielen Ideen, die du dir schon beim Aufbauen der Kopfarbeit überlegen kannst, weißt du was du tun möchtest – du hast also von Anfang an einen konkreten Plan. Das ist für das Pferd angenehm, weil es so leichter ein sicheres Gefühl vom Menschen bekommen kann und die Kommunikation meist klarer zu verstehen ist.
Punkt 3 – Eine bessere Neurologische Vernetzung
Immer wieder neue Gegenstände oder neu angeordnete Gegenstände zu sehen, bringen dem Pferd auch ganz nebenbei mehr Gelassenheit bei Veränderungen in der gewohnten Umgebung.
Außerdem wird durch häufige Wechsel links und rechts – aber auch durch die optischen Reize durch das Sehen des jeweiligen Gegenstand – die neurologische Vernetzung der Pferde gefördert. Das wirkt sich positiv aus, weil die Pferde dann klarer denken und bewusster handeln können.
Seitengänge, wechselnden Biegungen, optische Reize und auch wechselnd links und rechts ähnliche taktile Reize vernetzten die Pferde neurologisch. Bei der Kopfarbeit passiert das automatisch. Ist das nicht großartig?
Punkt 4 – Perfektes Warm Up
Die Kopfarbeit ist auch perfekt fürs Aufwärmen. Denn 10-20 Minuten Schritt am Anfang jeder Trainingseinheit sind zwar sinnvoll, aber teilweise langweilig und damit auch ein echter Stimmungskiller für viele Pferde.
Viele Pferd-Mensch-Paare traben dann auch mal zu früh an, was aber das Verletzungsrisiko erhöht und auf lange Sicht zu mehr Abnutzungserscheinungen des Pferdekörpers führen kann.
Deswegen schnappt euch in Zukunft lieber die Kopfarbeit und startet nach ein paar Minuten Schritt auf der ganzen Bahn mit dem kreativen Training. Du kannst die Kopfarbeit super mit Biegungen, Wendungen und Seitengängen kombinieren.
So langweilt sich niemand mehr im Schritt und dein Pferd kann motiviert, gut aufgewärmt und sowohl körperlich als auch geistig gelockert in die Trabarbeit starten.[elementor-template id=“147162″]
3 Lieblingslektionen aus der Kopfarbeit
Damit du gleich konkret und praktisch ins Kopfarbeitstraining starten kannst, gibt es jetzt noch 3 Lieblingeslektionen:
– Der 8ter: Einen 8ter um zwei Pylonen herum zu machen ist keine Kunst, aber wie wäre es mit zwei Regenschirmen? Oder zwei Gassen? Tausche die Gegenstände gerne regelmäßig aus! Außerdem kannst du die Größe der 8er variieren, wenn du mehr als zwei Gegenstände aufbaust. Mal pickst du dir dann nur zwei raus und mal machst du dann 8ter um bis zu 6 Gegenstände herum.
– Der Slalom: Einen Slalom kann man auf der Geraden, auf einer Wendung, um Stangen oder um Gassen supergut herumschlängeln. Zusätzlich kannst du es mit kleinen wellenförmigen Linien trainieren, aber auch mit großen Schlangenlinien um die Gegenstände herum und du kannst den Slalom mit Seitengängen kombinieren.
– Übergänge an Gegenständen: Im Alltag vergessen wir manchmal Wechsel/ Übergänge einzubauen. Während der Kopfarbeit sollte uns das natürlich nicht passieren. Eine Möglichkeit dafür ist beispielsweise an jedem Gegenstand eine Veränderung einzuplanen. Dabei kann es sich um einen Übergang zur höheren oder niedrigeren Gangart handeln, aber natürlich auch zum Anhalten oder um in einen Seitengang zu wechseln.
Hero Merkel:
„Für meine Pferde und mich ist die Kopfarbeit eine wundervolle Bereicherung dank der es mir auch an eher trägen und unmotivierten Tagen gelingt, ein bisschen lockere und spaßige Bewegung ins Training meiner Pferde zu bringen. Ich hoffe euch wird es genauso gehen und wünsche euch in diesem Sinne viel Spaß beim Üben!“
Ich bin Hero Merkel und reite mein ganzes Leben. Mit zwei Wochen saß ich das erste Mal auf dem Pferd meiner Mutter, seitdem sind Pferde meine besten Lehrmeister, liebevollsten Begleiter und coolsten Kommunikationspartner.
Beruflich bin ich deshalb Pferdetrainerin und Stuntfrau geworden. Dabei nutze ich mein ganz individuell zusammen gestelltes System und bilde mich ständig fort.
Hero Merkel
Die Autorin des Artikels
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