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Freiheitsdressur

Freiheitsdressur

Wenn das Halfter fällt, du keinen Strick mehr in der Hand hast – sondern nur noch deine Körpersprache und vielleicht eine Gerte, um deinem Pferd durch ein leises Tippen zu zeigen, was du gerne möchtest, dann ist das Freiheitsdressur. Es ist kein Mysterium und keine Zauberei – jeder kann es lernen. Egal ob Freiarbeit und der Tanz mit dem Pferd oder die Freiheitsdressur.

Warum Freiheitsdressur oder Freiarbeit?

Im Grunde kannst du alles mit deinem Pferd frei trainieren, was du auch mit dem Halfter trainierst – nur zeigt sich dann noch mehr, ob deine Körpersprache stimmt und deine Signale eindeutig sind, denn die Verbindung zwischen Strick und Pferdekopf fehlt.

Du wirst überrascht sein, wie viel Signal durch Zügel oder Strick bei deinem Pferd ankommen, wenn du beides weglässt. Je nachdem wie gut deine Körpersprache ist, wird dein Pferd vielleicht erst einmal nicht verstehen, was du möchtest. Aber es wird jeden Tag besser werden und irgendwann wird das Pferd dich vielleicht sogar spiegeln. Wenn dein rechtes Bein nach vorne schwingt, wird auch das rechte Bein deines Pferdes nach vorne schwingen, wenn du die Beine kreuzt, wird auch das Pferd die Beine kreuzen. Dann seid ihr im gleichen Takt.

Das liebe ich persönlich sehr an der Freiarbeit – denn sie ist einigermaßen ehrlich. Ich bekomme Antworten von meinem Pferd, wenn alle Hilfsmittel wegfallen, die mir genau zeigen, wo ich als Mensch noch Defizite habe. Es braucht klare und einfach Signale, eine gute Körpersprache und viel Spaß und Lachen. Denn wenn du zu ehrgeizig oder verkrampft an das Thema rangehst, wird dein Pferd das spüren und dir mit negativer Energie oder Ignorieren antworten.

Freiarbeit ist für mich im Grunde das “freie Arbeiten” und daraus entwickeln von Aufgaben und Ideen – zusammen mit dem Pferd. Ein bisschen wie freies Spielen. Das Pferd kann auch Gehen und Nein sagen. Dann muss ich als Mensch neu überlegen oder mir andere Aufgaben und Ideen suchen.

Freiheitsdressur ist für mich im Grunde die Dressur – aber ohne Strick. Also im Grunde punktgenaues Training. So wie es beispielsweise Kenzie Dysli macht. Die Pferde sprechen im Training nicht allzuviel mit, sondern lernen erst am Strick und dann ohne Strick auf bestimmte Signale zu reagieren. Irgendwann lässt sich das alles natürlich auch frei abrufen.

Genauer: Was ist Freiheitsdressur?

Freiheitsdressur kommt im Grunde aus dem Zirkus. Im Grunde ist es das Reiten und die Bodenarbeit, aber eben ohne jegliches Zubehör.

Freiheitsdressur sind Lektionen, die in aller Regel erst mit Strick, später ohne trainiert werden. Dann nutzt der Trainer nur noch Körpersprache, Stimme, Gerte und Handzeichen.

Typisch ist zum Beispiel das Folgen in allen Gangarten, Steigen, Sitzen, Liegen, das Kompliment – aber auch alle Übungen der klassischen Dressur lassen sich in Freiheit trainieren und abrufen, wie Piaffe, Passage oder Levade. Das ist auch keine Zauberei, sondern einfach nur ein bisschen Gefühl, Vertrauen und Kommunikation. Natürlich ein schrittweises Aufbauen der Übungen.

Die Trainer variieren sehr stark in ihrer Art. Es gibt die Leckerliverweigerer, es gibt die Trainer die mit Druck arbeiten oder die Clickerer, die mit positiver Verstärkung arbeiten. So wie bei allen anderen Trainingsmethoden auch.

Bekannte Trainer der Freiheitsdressur sind zum Beispiel:

  • Kenzie Dysli
  • Honza Blaha
  • Hans-Jürgen Neuhauser
  • Fredy Knie

Es gibt die Trainer, die fast schon Drillmaster sind und es gibt die Trainer, die mit Ruhe oder Leckerli und kleinen Schritten arbeiten. Der eine Pferdetrainer nimmt die Körpersprache, der andere nur die Gerte.

Nicht jede Methode passt zu jedem Mensch-Pferd-Team und nicht jede Methode wird jedem gefallen. Da gilt – wie bei allem im Pferdebereich – alles kennen, alles wissen und dann den für das eigene Pferd und sich selbst passenden Weg gehen.

Mir persönlich liegen Körpersprache, Leckerli und Gertensignale mehr als Druck, Strenge und harte Linien.

Egal wie, Freiheitsdressur kommt nicht “einfach so” – es ist keine mystische Verbindung mit dem Pferd und auch keine Zauberei – es ist Achtsamkeit, Konzentration und Übung mit dem Pferd.

Das Ziel der Freiheitsdressur und auch der Freiarbeit: Ohne Hilfsmittel mit dem Pferd zu arbeiten.

Kenzie Dysli zum Beispiel übt erst mit ihren Pferden mit Halfter und Strick, dann lässt sie den Strick weg. Schritt für Schritt lernen die Pferde so ihre Signale kennen und haben aber immer noch die Hilfe durch den Strick und verstehen schnell, was sie möchte. Nach und nach fallen dann die Hilfsmittel weg – am Boden und im Sattel.

Freiheitsdressur lernen

Ein Beispiel: Das Pferd soll um den Menschen im Zirkel laufen:

  1. Pferd an Halfter und Führstrick nehmen, zwischen Schulter und Ganaschen stellen und das Pferd im Schritt zirkeln lassen. Das Gleiche in Trab und Galopp. Achtung: Je schneller die Gangart, desto größer sollte der Zirkel sein, damit das Pferd die Gangart in der Biegung überhaupt leisten kann.
  2. Die Hand ist leicht nach vorne gerichtet – damit das Pferd versteht, in welche Richtung es soll und lernt, dass es der Hand folgen soll
  3. Sofort loben, wenn das Pferd alles richtig macht – das ist Motivation pur
  4. Wenn das klappt, einfach den Führstrick weglassen

Dabei ist die klare Körpersprache essentiell. Der Mensch hat ja dann nichts anderes mehr. Und die innere Haltung spielt auch eine große Rolle. Denn das Pferd spürt auch die Energie zwischen ihm und dem Menschen. Die muss positiv sein und stimmen. Um so mehr der Mensch dem Pferd authentisch und sicher erscheint, desto lieber folgt es auch und hört zu, weil es sich geschützt fühlt und seine ganze Achtsamkeit dem Menschen widmen kann.

Das braucht Zeit, vielleicht ist es auch eine Lebensaufgabe. Aber es gibt dem Menschen so viel. Wenn wir lernen unsere Erwartungen zu senken, uns Fehler zu gestatten, unsere Gefühle annehmen, durchatmen und wieder Ruhe in uns bringen. All das wissen Pferde zu schätzen und all das ist essentiell für die Freiheitsdressur. Das Schöne ist, dass wir so nicht nur lernen können Lektionen in Freiheit abzufragen, sondern auch eine Bindung zum Pferd entwickeln können. Freiheitsdressur ist einfach auch ein Riesenspaß.

Carey - Quarterhorse

Was ist Freiarbeit und wo ist der Unterschied?

Im Grunde ist die Freiarbeit das Training und die Freiheitsdressur sind die Tricks. Wenn einzelne Lektionen abrufbar sind, dann ist das Dressur – das Pferd wurde darauf konditioniert auf bestimmte Signale, bestimmte Handlungen auszuführen. In der Freiarbeit ist Kommunikation oft mehr über Energie und das Pferd kann mehr mitreden, wenn es das möchte. Es ist ein Spiel und ein Tanz zwischen Pferd und Mensch, die Energie fliegt hin und her und gemeinsam entsteht etwas. Die Freiheitsdressur ist die Lektion, die trainiert und abgerufen wird. Beides macht Spaß und keines ist schlechter als das andere. Es sind im Grunde verschiedene Übungen – geeint dadurch, dass das Pferd ohne Hilfsmittel wie Halfter oder Strick trainiert wird. In der Freiarbeit geht es mehr um die Beziehung und das Miteinander, in der Freiheitsdressur um das punktgenaue arbeiten auf Signale hin. In der Freiarbeit trainiert der Mensch eher mit dem, was das Pferd anbietet und welche Stimmung es an dem Tag hat, an dem man trainieren will. Daraus kann sich ein “Ja” und ein “Nein” des Pferdes entwickeln – wenn ein “Nein” kommt, muss der Mensch sich neue Wege überlegen oder andere Übungen. In der Freiheitsdressur geht es um Gehorsam und konzentriertes Training an einer Sache, um eben die Übung punktgenau abrufen zu können.

Im Idealfall ist das Pferd mit dem Menschen auf dem Platz – hat also jederzeit die Möglicheit wegzugehen. Im Roundpen ist das schwieriger für das Pferd, weil allein aufgrund der runden Form schon ein gewisser Druck aus Pferdesicht aufgebaut wird.

Marlitt Wendt – Verhaltensexpertin für Pferdeverhalten geht sogar noch weiter – für sie ist Freiarbeit und auch Freiheitsdressur nur als solche zu bezeichnen, wenn die Übungen nur mit Leckerli und Clicker als Hilfsmittel erarbeitet werden. Du kannst dir selbst ein Bild von ihrer Art zu arbeiten machen mit dem folgenden Youtube-Video. Darin zeigt sie, wie sie ihrem Wallach eine Lektion beibringt – frei. Die Drehung, dann antraben. Beide Übungen hat sie nach eigenen Angaben zuerst erarbeitet, so dass das Pferd sie kannte. Anschließend hat sie sie zusammengesetzt zu einer Lektionenfolge. Man sieht ein Pferd, das erst verwirrt ist und nicht so richtig versteht, was der Mensch möchte. Klar, es ist ja auch eine neue Übung. In solchen Moment muss der Mensch entspannt bleiben, die Erwratugen etwas herunterschrauben und überlegen, wie er dem Pferd am besten erklären kann, wohin die Reise gehen soll. Es ist normal für Pferde, dass Übungen mal besser und mal schlechter funktionieren – vor allem, wenn sie etwas Neues lernen sollen.

Aber genug erzählt – hier ist das Video mit Marlitt Wendt und Schino:

Im Idealfall steht etwas Gemeinsames in der Freiarbeit. Die meisten Pferde entwickeln dabei eine Begeisterung, weil sie mitentscheiden dürfen. Allerdings ist es auch wichtig, dass der Mensch das Pferd kennt, weiß wie Pferde ticken und dem Pferd immer wieder gesagt und gezeigt hat, dass der Individualabstand wichtig und klar ist, damit es nicht gefährlich wird. Menschen sind etwas zarter als Pferde, deswegen müssen Pferde verstanden haben, dass sie mit dem Mensch nicht umgehen können, wie mit einem Pferdekumpel.

Manche Pferde galoppieren plötzlich los und werfen die Beine in die Luft, manche entdecken die Energie und Freude und zeigen sie auch, manche reagieren erstmal nicht. Egal wie – man lernt sein Pferd kennen und es kann dem Beziehungsaufbau dienen – manchmal aber im ersten Moment auch verunsichern oder überraschen. Es ist ein Weg.

Pferde verstehen lernen

Warum Freiheitsdressur und Freiarbeit?

Weil sie uns ehrlicher sagen, wie die Kommunikation mit dem Pferd ist, als alle anderen Trainingsansätze. Denn das Pferd hat eine größere Wahl. Vor allem bei der Freiarbeit (auch Liberty genannt). Ich wünsche mir für mein Pferd und mich ein echtes und wahres Verhältnis.dafür muss ich vor allem an mir arbeiten, denn das Pferd kann schon alles. Laufen, wenden, drehen, traben – egal was. Der Mensch muss lernen so zu kommunzieren, dass das Pferd all das auch für den Menschen macht. Bei der Freiheitsdressur fehlen die Hilfsmittel – deswegen funktioniert sie vor allem, wenn die Kommunikation funktioniert.

Dafür ist es wichtig die Persönlichkeit des Pferdes zu kennen und die eigene Persönlichkeit und dann mit all diesen verschiedenen Charaktermerkmalen zu arbeiten.

Der Rest ist ein spannender Weg. Mit dem Pferd und zu uns selbst. Wer mit seinem Pferd frei arbeiten will, wird auch ein kleines Stück weit sich selbst besser kennenlernen, dann wenn die Freiheitsdressur wirklich mehr Freiarbeit als Dressur ist.

Das freie Reiten ist dann der nächste Schritt – wenn die Freiarbeit und Freiheitsdressur am Boden sehr gut funktioniert – Kenzie Dysli hat das HIER auf ihrer Seite wunderschön zusammengefasst

Wir können uns immer fragen: Spult das Pferd ein Programm ab oder reagiert es auf die menschliche Kommuikation – sind es Tricks oder ist es Training? Zumindest wenn es um Liberty und die Freiarbeit geht. Bei der Freiheitsdressur und den einzelnen zirzensischen Lektionen, sind es natürlich auch konditionierte Tricks.

Eine Trainerin, die besonders bekannt ist für ihre Freiheitsdressur ist Ostwind-Star Kenzie Dysli und Tochter von Jean Claude Dysli.

HIER findest du ein Interview mit Kenzie über das Thema und HIER ein Video mit Trainingstipps für die ersten Schritte Freiheitsdressur

Hier ein Video – die ersten Schritte zur Freiheitsdressur mit Kenzie Dysli:

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