Bist du manchmal ungeduldig? Hast du viele Ziele? Bist du vielleicht auch perfektionistisch? Denkst du zuviel? Den ganzen Tag? Bist du selten zufrieden mit dir? Denkst du bei jedem kleinen Zipp und Zapp deines Pferdes voller Sorge darüber nach, wie du dein Pferd dünner, gesünder oder fitter bekommen kannst? Fragst du dich, ob du richtig trainierst? Ob du einen guten Sitz hast oder ob du vielleicht anders, mehr oder besser trainieren könntest?
Was Pferde alles wissen
Jetzt will ich dir etwas sagen: Dein Pferd spürt all deine Gedanken! Egal ob die sie in seiner Anwesenheit denkst oder zuhause. Denn du nimmst diese Gedanken automatisch mit an den Stall. Unser Gehirn ist clever und liebt bekannte Wege und unser Gehirn liebt Gefühle.
Damit kommen letztlich 3 verschiedene große G’s zusammen, die wiederum dein Leben unglaublich beeinflussen. Das aber beeinflusst auch die Beziehung zu deinem Pferd. Deswegen schreibe ich dir in diesem Artikel zu diesem Thema. Nur wenn du dir nach und nach das richtige Mindset antrainierst, wirst du wirklich der beste Pferdemensch werden, der du sein kannst.
Das ist – wie so oft mit Pferden – ein Weg. Der dich natürlich auch zu dir selbst führen wird. Das schenken uns die Pferde. Weil dieses Geschenk so unglaublich, lebensverändernd, bombastisch und Übergroß ist – aber im Alltag der Trainingsziele so oft untergeht und so klein wird, will ich dich wieder daran erinnern durchzuatmen und mit deinem Pferd in einen Flow zu kommen. Du brauchst mehr ZEN – Pferde lieben es, wenn wir in unserer Mitte sind.
Was das genau bedeutet, schreibe ich dir jetzt und es ist auch zutiefst individuell. Die Mitte sieht bei jedem ein bisschen anders aus
Vom ZEN und der inneren Mitte
Ich selbst muss mich auch immer wieder daran erinnern. Aber je öfter ich das tue, desto seltener rutsche ich in die schlechten, negativen und hektischen Verhaltensweisen, die mir und der Beziehung zu meinem Pferd nicht gut tun. Da wären wir wieder beim Thema Datenautobahnen im Gehirn. Ich will also mit diesem Artikel anfangen zusammen mit dir eine neue Datenautobahn in deinem Gehirn zu legen.
Erst einmal gebe ich dir ein paar theoretische Fakten mit und dann reden wir nochmal, wie du das alles in deine Zeit mit dem Pferd mitnehmen kannst.
Die 3 G: Unsere Gedanken – Unsere Gefühle – Unser Gehirn
Der Philosoph und Hirnforscher Richard David Precht sagte einmal zu mir, dass wir in der Kindheit am besten und schnellsten lernen, weil sich zu dieser Zeit die ganzen Datenautobahnen im Gehirn erstmals bilden und weil Kinder besonders emotional agieren, statt rational zu analysieren.
Kurz gesagt: Die Gedanken, die du den ganzen Tag denkst werden zu Datenautobahnen in deinem Gehirn und damit werden sie zur Realität. Je pessimistischer du also denkst, desto schlechter werden dir Dinge von der Hand gehen. Darin sind wir Frauen – Entschuldigung liebe mitlesende Männer ich schreibe aus meiner weiblichen Sicht – besonders gut. Wir verdenken und zergrübeln gerne das Leben und sind emotionale Wesen. Wir sind außerdem sehr harmoniebedürftig – in aller Regel und umsorgen gerne unsere Liebsten. Das betrifft natürlich auch unsere Pferde. In dem Wort umSORGEN steckt aber auch das Wort SORGE und damit übertreiben wir gerne mal.
Self Fulfilling Prophecy beim Pferd
Das alles kann eine Welle der sogenannten „Self-Full-Filling Prophecy“ auslösen. Sprich: Je mehr du dir Sorgen machst, desto mehr von dem wird eintreffen über das du dir Sorgen machst, weil dein Gehirn dich in diese Richtung lenkt. Es sind ja große Datenautobahnen und bekannte Denkwege in deinem Leben und das wiederum wirkt auf dein Gehirn verlockend einfach und energiesparend.
Der begriff stammt von einem amerikanischen Psychologen namens: Robert King Merton. Frei übersetzt ist es die sich selbst erfüllende Vorhersage. Damit meint der Experte ein unbewusst ablaufendes Verhalten, ausgelöst durch die Gedanken die du zu einem Thema hast, das dazu führt, dass sich deine negative Erwartung tatsächlich erfüllt.
Deine Chance mit deinem Pferd
Das klingt erst einmal frustrierend, aber darin steckt auch eine riesengroße Chance. Denn du kannst neue Datenautobahnen in deinem Gehirn neu legen und das Ganze damit einfach ins Positive umdrehen.
- Indem du immer wieder neue Gedanken denkst
- Indem du dir neue Glaubenssätze zulegst und deine alten für dich schlechten Glaubenssätze analysierst und ablegst
- Indem du dir verbietest pessimistische Gedanken zu denken, wenn sie in deinem Kopf aufploppen wollen und sie durch das optimistische Pendant ersetzt
Persönlichkeitsentwicklung mit dem Pferd
Kommen wir dazu, wie du das Ganze für dein Pferd anwenden kannst. Letztlich betrifft es alles – vom Training über die Beziehung bis zu körperlichen Themen deines Pferdes.
Wenn du dich nur auf das fokussierst, was dein Pferd haben könnte oder worin es besser sein könnte oder wie euer Training besser sein könnte, gehst du mit sorgenvollem Gesichtsausdruck, sorgenvoller Körperhaltung und sorgenvollen Gedanken zu deinem Pferd. Dein Pferd spürt und liest die Sorge an deiner Körpersprache ab und wird sich fragen, was los ist und deine Sorge wahrnehmen und vielleicht sogar übernehmen.
Das machen deine Gefühle
Wenn du mit Ängsten und Unsicherheiten zu deinem Pferd gehst – zum Beispiel davon ausgehst:
- dass es dir bestimmt durchgehen wird beim Ausritt
- Dass das Training sicher mal wieder nicht so klappen wird
- Dass dein Pferd vor dem nächsten Hindernis sicher scheuen wird
….dann zögerst in deinen Bewegungen oder strahlst eine Angst aus oder klemmst vielleicht ein kleines bisschen mehr mit den Beinen – deine Gedanken werden zu Taten deines Körpers und diese nimmt dein Pferd dann wahr und wird darauf reagieren.
Was musst du also tun?
- Denke positiv!
- Stelle dir vor, wie schön der Ausritt oder der Springparcour laufen werden
- Gehe mit Liebe in den Augen und Wohlwollen zu deinem Pferd
- Gehe davon aus, dass seine Selbstheilungskräfte immens sind und es sich selbst auch ein Stückweit mittragen und heilen kann, wenn es kleine Zipperlein hat (natürlich heißt das nicht, dass du nicht den Tierarzt rufen sollst, wenn dein Pferd etwas Ernstes hat oder Probleme sich einfach nicht auflösen wollen)
- Trau dir und deinem Pferd und eurer Beziehung etwas zu
- Fülle dich selbst mit Wärme und positiven Gedanken auf bevor du zum Pferd gehst
- Im Training: Stelle dir vor, wie du nächsten Trainingsschritte ideal verlaufen
KURZ:
- DENKE POSITIV!
- HABE FREUDE!
- GÖNNE DIR INNERES OMMMM!
- SEI BEI DIR UND DEINEM PFERD!
- SCHRAUBE DEINEN EHRGEIZ RUNTER UND FREUE DICH AN DIR UND DEINEM PFERD
Wir sind, was wir denken und wir fühlen, was wir glauben. Das klingt erst einmal unglaublich, aber wir haben die Macht uns selbst neu zu programmieren. Das ist eine unglaublich große Power, die uns Menschen gegeben ist und die wir in unser Leben, aber auch zu unseren Pferden mitnehmen können.
Pferde fahren zu 100% auf sichere und gelassene Menschen ab, die fair und freundlich sind, aber auch wissen was sie wollen.
Warum „Problempferde“ bei den richtigen Menschen gar nicht so schwierig sind
Vielleicht hast du auch schon erlebt, dass scheinbare „Problempferd“ mit einem sicheren und gelassenen Trainer plötzlich ganz gechillt und entspannt waren. Oder kennst du vielleicht auch Menschen, die irgendwie zu jedem Pferd sofort einen Draht finden?
Wenn du jetzt genau überlegst, wie diese Menschen sind, dann erkennst du vermutlich Parallelen. Sie sind vermutlich positiv, optimistisch, ruhen in sich, sind klar, konsequent, gelassen und haben einfach Spaß am Zusammensein mit den Pferden.
Den Weg zu genau so einem Grundgefühl kann dir dein Pferd zeigen. Es wird dir mit jedem Schritt in diese Richtung vermutlich entgegenkommen. Das ist ein wunderschönes Gefühl, das du dir auch in dein restliches Leben mitnehmen kannst.
Das heißt aber nicht, dass du dich verbiegen oder umbiegen sollst. Du bleibst bitte du Selbst! Du sollst dich einfach nur mit dir und all deinen Eigenschaften anfreunden, deine negativen Glaubenssätze tief in dir drinnen herausfinden und durch positivere Botschaften ersetzen. Das ist gar nicht so einfach, denn unsere Glaubenssätze sitzen oft tief.
Glaubenssätze und was sie mit dem Pferd zu tun haben
Glaubenssätze sind Gedanken, die in dir drinstecken aufgrund deiner Erziehung, deiner Kindheit und deiner Erfahrungen im Leben – von der Schule bis zum Berufsleben oder in Partnerschaften.
Negative Glaubenssätze können zum Beispiel sein:
- Ich bin nicht gut genug
- Ich werde es nie schaffen eine so enge Beziehung zu meinem Pferd aufzubauen wie Person XY
- Ich werde es nie schaffen ein guter Reiter zu sein
- Ich bin nicht lustig genug, deswegen hat mein Pferd keinen Spaß mit mir
- Ich habe es nicht verdient von meinem Pferd gemocht zu werden
Das sind jetzt einfach irgendwelche Beispiele, die ich mir aus Gedanken, Gesprächen und Fragen meiner Leser zurechtgelegt habe, um dir einen Gedanken zu geben, was Glaubenssätze sein können. Jetzt schreibe ich dir, wie die jeweils positive Variante aussehen würde – in gleicher Reihenfolge:
Positive Glaubenssätze können zum Beispiel sein:
- Ich bin verdammt gut
- Ich werde eine wunderschöne Beziehung zu meinem Pferd aufbauen
- Ich werde jeden Tag ein bisschen besser Reiten und kann es auf jeden Fall schaffen richtig gut im Sattel zu sitzen
- Ich bin eine coole Person und genau das schätzt mein Pferd an mir
- Ich bin toll wie ich bin und habe es verdient eine gute Beziehung zu meinem Pferd zu haben
Jetzt kannst du einfach mal in dir und deinen Gedanken grübeln und dir überlegen, was deine Glaubenssätze sein könnten und wie du sie durch positive Varianten ersetzen kannst.
TIPP: Schreibe dir am Besten eine Liste und dann kannst du sie immer mit dir herumtragen und immer wieder verinnerlichen – solange bis aus den neuen Gedanken richtige große Datenautobahnen in deinem Gehirn geworden sind und die alten Glaubenssätze langsam zu zugewuchterten Wegen verkümmern und irgendwann ganz verschwinden.
Um es dir einfacher zu machen, habe ich hier ein PDF für dich gebaut:
- Da kannst du erst deine negativen Glaubenssätze reinschreiben
- Dann schreibst du auf der nächsten Seite deine positiven neuen Glaubenssätze
- Dann zerknüllst du die negative erste Blattseite, verbrennst sie oder wirfst sie weg
- Zum Schluss pinnst du dir deine neuen positiven Glaubenssätze an den Kühlschrank oder Badspiegel und schaust sie dir jeden Tag mit einem Lächeln an
Kennst du diese Gedankenkarussells auch? Schreibe mir gerne einen Kommentar dazu – ich freue mich auf deine Gedanken!
Hallo liebe Petra,
ich hatte in den letzten Wochen einen unfreiwilligen Zen-Verstärker.
Meine linke Hand war im Gips und ich konnte recht wenig tuen, wenn ich mit meinen Pflegebeteiligungen zusammen war.
Ausserdem habe ich und das allerdings freiwillig sehr viel an mir und meiner eigenen inneren Entwicklung und Energie gearbeitet, was ich auch immer noch weitermache.
Diese beiden ich sag jetzt mal Komponenten dazu haben dafür gesorgt, das ich in meinem Umgang sehr viel langsamer mit den Pferden geworden bin, mit einer Hand ist man halt nicht so schnell
und dadurch sind die Bewegungen von mir viel ruhiger geworden, nicht das ich vorher ein Zappelphilipp war, aber ich habe einen deutlichen Unterschied gemerkt.
Auch wenn ich auf die Schulpferdkoppel gegangen bin, meine eigene körperliche Verletzlichkeit ist mir so bewusst geworden durch die letzten Wochen, das sich mein Blickwinkel und schauen verändert hat, wenn ich mit mehreren Pferden zusammen bin.
Die Schulpferde haben sich als Antwort auf mein unfreiwilliges Zen freiwillig hingelegt oder auch mal komplett abgelegt, selbst der Herdenchef hat sich hingelegt und gewälzt.
Das war wirklich sehr berührend, das diese Pferde mich als so friedliebend wahrnehmen.
Und ich habe sehr viel Zeit mit den Pferden einfach nur abgehangen, so nenn ich das, wenn ich da rumstehe und scheinbar nix mit dem Pferd mache.
Dabei ensteht eine so schöne feine Kommunikation und ich erlebe, das die Pferde dieses nix tun auch sehr schätzen und dann auch gerne selbst mitteilen, ob sie mehr möchten.
Meiner Hand geht es wieder gut, aber ich bin jetzt viel bewusster in meinen Bewegungen und auch in meiner Energie die ich ausstrahle.
Die letzten Wochen waren für mich also nicht nur einschränkend sondern auch sehr lehrreich und dafür bin ich dankbar, weil es meinen Umgang mit den Pferden schöner gemacht hat.
Lg sofia
Hallo liebe Sofia, wahnsinn wo überall Zen“meister“ lauern können. Das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Pferde die Langsamkeit anders wahrgenommen haben. Ich bin auch ein sehr ungeduldiger Mensch und arbeite ständig daran geduldiger und langsam er zu werden… was soll ich sagen? Es ist ein Weg *seufz* Aber an den Tagen, an denen es mir gelingt, ist alles besser. Danke für deine Gedanken und deinen Kommentar – und viele liebe Grüße, Petra
Liebe Petra,
wie du weißt bin ich ja der Ansicht, dass im Grunde immer alles bei mir anfängt. Für mich ist Pferdetraining und ehrlich gesagt auch Hundetraining als allererstes Persönlichkeitstraining.
Aber dein Artikel ist eine gute Erinnerung daran, dass auch das sich um jemanden sorgen nicht förderlich ist. In diese Falle tappe ich bis heute noch.
Vielleicht mal zwei praktische Beispiele zu deinem Text:
Als unser kleines Wildpferd zu uns kam, hat jeder gemeint, was für eine große Aufgabe wir da haben, wie schwierig es werden wird und dass wir da mit Sicherheit mit Problemen rechnen müssen. Ich war entspannt und bin davon ausgegangen, dass wir es mit Liebe und Geduld schon schaffen werden. Ich hatte keine Erwartungen an sie, sondern wollte einfach schauen was wie geht. Und siehe da, sie ist jetzt noch nicht so lange da, lässt sich problemlos und freiwillig halftern (sie ist früher beim Anblick des Halfters panisch geflüchtet), lässt sich einsprühen, abwaschen und putzen. Sie folgt mir ohne Strick und albert mittlerweile mit mir rum. Ich denke das klappt deshalb, weil ich mir sicher war, dass es klappen wird.
Anders rum bei unserem Rüden. Er kommt aus dem Tierschutz und hat viele Dinge erlebt, die nicht so schön waren. Aus irgendwelchen Gründen, die ich nicht kenne, hat er immer wieder richtige Panikattacken vor mir. Bei meiner Frau ist alles okay, aber bei mir schmeißt er sich immer wieder auf den Rücken und pinkelt sich sogar ein. Mich hat dieses Verhalten verunsichert und ich wurde immer vorsichtiger im Umgang mit ihm. Irgendwann haben wir uns nochmal Hilfe gesucht und die Trainerin meinte, nimm das nicht so Ernst, der ist ne Dramaqueen. Er will mit seinem übersteigerten Verhalten nur sicher gehen, dass ich es auch verstehe. Natürlich hat er Angst, das ist auch nicht schön, aber es ist auch nicht so schlimm wie er es darstellt. Nun kann ich sein Verhalten eher entspannter und manchmal mit etwas Humor sehen. Und seit ich das nicht mehr so Ernst nehme, hat es sich fast komplett gegeben.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam, da hast du so Recht – spannend deine zwei Beispiele. Ich bin ja auch so eine Sorgenglucke und muss mich immer wieder am Riemen reissen, damit ich mein Pferd nicht mit sorgenvollem Blick bewerte, sondern mit entspanntem Blick wahrnehme und betrachte. Der Hintergrund ist natürlich der Wunsch, dass es ihr gut geht – seelisch wie körperlich. Aber das weiß das Pferd oder der Hund ja nicht – sie spüren nur Stress und Sorge. Aber ich werde auch immer besser ;-) Ganz liebe Grüße an euch, Petra