3 Tipps für korrekte Gewichtshilfen
Gewichtshilfen sind wichtig für feines Reiten und helfen enorm dabei die Kommunikation mit deinem Pferd zu verbessern. Im Idealfall sind sie wie ein Hauch von Nichts und wirken wie ein zarter Windhauch auf eine Feder.
Gewichtshilfen Bewusst einsetzen
Gewichtshilfen sollten wir alle bewusst üben und ins Reiten einbauen, aber sie sind nicht ganz leicht. Was nicht bedeutet, dass wir das Thema nicht unbedingt angehen und uns immer wieder darin üben sollten. Dein Pferd wird es lieben, wenn du deine Gewichtshilfen verfeinerst und nutzt.
Deswegen verraten wir dir im Artikel 3 schnelle Tipps, damit du dir das Thema „Gewichtshilfe beim Reiten“ ganz einfach erschliessen kannst.
Gewichtshilfen sind ein bisschen umstritten – nicht in der Wirkung, aber wie sie definiert werden. Wenn du im Internet oder in Büchern dazu liest, wirst du viele verschiedene Ideen und Meinungen bekommen. Im Artikel verrät dir die Pferdetrainerin Hero Merkel IHRE Definition und gibt dir Tipps.
Du kannst sie dir an den Stall mitnehmen, ausprobieren und schauen, was für dich gut funktioniert. Vermutlich sehr viel oder sogar alles, weil die Definition erprobt und logisch ist. Aber du sollst wissen, dass du bitte immer deinen individuellen Werkzeugkoffer aus den Tipps bei uns machst und reinfühlst, was du anwenden möchtest, okay?
Gewichtshilfen haben eine lange Geschichte
Die Reiter haben erst über die Gewichtshilfen gesprochen und geschrieben als die große Zeit der französischen Reitmeister begann. Aber genutzt wurden sie garantiert schon viel früher. Teilweise vielleicht auch unbewusst, aber deshalb nicht weniger effektiv.
DAS REITERQUIZ
Löse deine Reitprobleme mühelos
Mit nur 5 Fragen findest du die Ursache für die grössten Reitprobleme heraus und bekommst anschliessend sofort deine individuell passende Lösung per Email zugeschickt.
Was für Gewichtshilfen es gibt
Bevor wir dir also gleich drei Tipps für eine korrekte Hilfengebung beim Reiten verraten, bekommst du unsere Definition von Sitz- und Gewichtshilfen:
1. Es gibt beidseitige Gewichtshilfen, die das Pferd entlasten, zur Versammlung anregen oder im negativen Fall auch aus dem Gleichgewicht bringen können. Das hat vor allem etwas mit dem Oberkörper des Reiters zu tun. Wenn er leicht nach vorne kippt, kann er bewusst entlasten. Vor allem bei jungen Pferden oder auch zum Aufwärmen. Ein gerader Sitz kann in Verbindung mit den passenden Hilfen zur Versammlung und Lastaufnahme der Hinterhand anregen. Ein unruhiger und zu weit nach vorne oder nach hinten geneigter Oberkörper kann aber auch unangenehm für dein Pferd sein oder es sogar aus dem Gleichgewicht bringen.
2. Dann gibt es noch einseitige Gewichtshilfen, die dem Pferd den Weg weisen: Möchtest du beispielsweise abbiegen, dann verlagere minimal dein Gewicht zur gewünschten Seite. Auch bei Seitengängen kannst du das nutzen, indem du dein Gewicht in die gewünschte Bewegungsrichtung verlagerst.
3. Ausserdem gibt es noch die Bewegung deiner Hüfte beim Reiten. Man könnte diese Bewegung auch zu den allgemeinen Sitzhilfen zählen, aber wir definieren sie lieber als Gewichtshilfen. Denn mit deiner Hüftbewegung kannst du ein Pferd lockern, blockieren, die Gangart wechseln lassen. Je nach Gangart ist die Hüftbewegung komplett unterschiedlich und muss permanent flexibel an die Bewegung des Pferdes angepasst werden. Glücklicherweise passiert ein Großteil davon einfach unbewusst. Je fortgeschrittener du aber reiten möchtest, desto komplizierter und wichtiger wird auch dieser Bereich der Gewichtshilfen.
Jetzt haben wir eine Definition und uns auf eine Basis geeinigt. Dann lass uns weitermachen mit den konkreten Tipps für deine Gewichts- und Sitzhilfen.
Wie du die Gewichtshilfen trainieren kannst
Hausaufgabe Nummer 1: Mache bitte Trockenübungen ohne Pferd
Hausaufgabe Nummer 1: Mache bitte Trockenübungen ohne Pferd
Im Eifer des Gefechts ist es manchmal schwierig zu reiten, korrekt zu sitzen, auf die Umwelt zu achten, neue Ideen fürs Training zu überlegen und dann noch im Gesäß nach dem richtigen Gefühl für die Gewichtshilfen zu suchen.
Deshalb macht es total Sinn, das Gefühl im Becken erstmal ohne Pferd trainieren. Dafür reicht es schon aus, sich auf eine Stuhlkante zu setzen und zu fühlen oder auszuprobieren, was passiert, wenn du die Hüfte bewegst.
1- Bringst du den Stuhl durch Rotieren der Hüfte leicht zum Kippeln, hast du die richtige Bewegung für das Anhalten deines Pferdes gefunden.
2. Belastest du dann die Gesäßknochen einzeln, und erfühlst du, wie du dein Gewicht zum Wenden oder für die Seitengänge verlagerst. Als Ergänzung kannst du dich dabei auch noch im Oberkörper drehen (wie du es beim Wenden oder beim Reiten von Biegungen tun würdest).
„Ich fühle durch die Drehung in meinem Oberkörper meist automatisch eine Gewichtsverlagerung auf den inneren Gesäßknochen. Aber durch minimales Anspannen der Muskeln in der Hüfte kann ich mein Gewicht auch nach außen verlagern. Wie ich es beispielsweise beim Reiten eines Schulterhereins brauche.“ (Hero Merkel)
Diese Gewichtsverlagerung ist minimal – die Schultern bleiben dabei gleich und lassen sich nicht von der Gewichtsverlagerung beeinflussen. Auf dem Hocker oder dem Stuhl kannst du diese Übungen kinderleicht in deinen Alltag einbauen.
TIPP: Sollte es dir trotz der Vorarbeit schwer fallen auch im Sattel so ins Fühlen zu kommen, kannst du softe Bälle, Schwämmchen, Tücher oder ähnliches eine kurze Zeit zwischen deinen Popo und den Sattel klemmen. Dadurch fühlst du manchmal die Gesäßeinwirkung besser.
DAS REITERQUIZ
Löse deine Reitprobleme mühelos
Mit nur 5 Fragen findest du die Ursache für die grössten Reitprobleme heraus und bekommst anschliessend sofort deine individuell passende Lösung per Email zugeschickt.
Hausaufgabe Nummer 2: Weniger ist mehr und immer schön gerade bleiben!
Gewichtshilfen sind klein und fein: Wie eine Feder anzupusten, wie Eier zu drücken ohne die Schale zu zerstören oder eben wie ein ganz sanftes Streicheln. Von außen sollte sie niemand wirklich sehen können.
Meistens werden sie von uns Reitern aber groß und deutlich gegeben. Das führt dann oft zum Abknicken in der Hüfte oder zu einem schrägen Sitz. Aber je korrekter wir sitzen, desto besser sind auch unsere Gewichtshilfen.
Eine korrekte Gewichtshilfe wird aus einem ausbalancierten Reitersitz gegeben.
Wir wollen nicht, dass du den Oberkörper übertrieben nach vorne neigst, in den Stuhlsitz kommst oder eine so grosse Verlagerung zur Seite machst so dass du fast vom Pferd fällst.
WENIGER IST MEHR beim Reiten und das gilt auch bei den Hilfen unseres Gewichts.
- Eine minimale Anspannung in der Hüfte
- Millimeterarbeit einzelner Körperteile
- Im äußersten Notfall mal ein kleiner Bügeltritt
Das sind die Bewegungen, die im Rahmen der Gewichtshilfen sinnvoll und schön sind – alles andere ist zu viel und eher störend für dein Pferd. Also: Keine Hilfe mehr.
Denn eine Gewichtshilfe sollte das Gleichgewicht deines Pferdes unterstützen und dem Pferdekörper sanft zuarbeiten, aber es keinesfalls aus dem Gleichgewicht bringen oder stören. Lass deinem Pferd Zeit zu reagieren. So wie wir in unseren Körper hineinfühlen dürfen, um eine korrekte Gewichtshilfe zu geben, geben wir auch unserem Pferd die Möglichkeit ebenso fein und harmonisch zu fühlen, welche Hilfe ankommt.
Noch einmal die wichtigsten Fakten zur schönen Gewichtshilfe beim Reiten zusammengefasst:
- Eine Gewichtshilfe ist klein und kaum sichtbar: „Weniger ist mehr“
- Wir bleiben gerade im Oberkörper
- Oberstes Gebot ist das Pferd im Gleichgewicht der Bewegung zu unterstützen
- Je harmonischer wir sitzen, desto leichter können wir eine korrekte Gewichtshilfe geben
Hausaufgabe Nummer 3: Dein Körper spielt eine wichtige Rolle
Reiten ist zwar Sport, aber bei Gewichtshilfen geht es nicht um körperliche Fitness. Trotzdem kannst du die nötige Tiefenmuskulatur und das richtige Körpergefühl gezielt trainieren.
Je weiter wir beim Reiten kommen (und: Gewichtshilfen gehören zur Königsdisziplin), desto sinnvoller wird es auch, Ausgleichssport zu machen.
- Zum Training der Tiefenmuskulatur für die Gewichtshilfen können wir dir Functional Training für Reiter, Yoga, die Feldenkrais-Methode oder Tanzen empfehlen. Denn je bewusster wir unseren Körper im perfekten Gleichgewicht ansteuern können, desto besser können wir kaum merkliche, aber effektive Hilfen geben.
- Innere Bilder sind auch große Gamechanger für Gewichtshilfen. Suche dir gerne deine persönlichen Bilder raus. Zum Beispiel das Bild einer Wasserwage, die nach Rechts und links oder vor und zurück lehnt, aber ihre Luftblase noch nicht am Rand hat.
Wenn wir über den Reiterkörper sprechen, sollten wir aber auch ein wichtiges Thema nicht außen vorlassen: Der Sattel und seine Passform für den Menschen.
Auch wenn Sättel ein blödes Thema sind, weil es schwer ist einen passenden Sattel für das Pferd zu finden, ist es auch wichtig, dass der Sattel nicht nur dem Pferd passt.
Ein unpassender Sattel kann deine Sitzhilfen blockieren und verhindern. Reite deswegen unbedingt Probe und teste, ob der Sattel auch zu dir passt und sprich deinen Sattler des Vertrauens gerne aktiv darauf an. Im Zweifel kann es manchmal besser für die Gewichtshilfen sein, in einem passenden Pad zu reiten, als in einem unpassenden Sattel.
Wenn du alle Punkte durch hast, dann kannst du loslegen und deine Gewichtshilfen verfeinern.
Stresse dich bitte nicht, wenn sich das Anfangs surreal oder kaum Greifbar anfühlt. Wenn du entspannt bleibst, die Tipps beachtest und immer wieder übst, wirst du sie immer leichter finden und nutzen können.
Gib nicht auf, wenn es ein bisschen dauert und suche dir gerne eine Reiterfreundin, die mit dir zusammen übt.
Versuche auch immer das Feedback deines Pferdes wahrzunehmen. Wenn dein Pferd beispielsweise immer mit der Schulter nach innen drückt, kann es sein, dass du einfach nach innen sitzt.
Entwickelt Freude an den Details der feinen Kommunikation mit deinem Pferd. Bei Gewichtshilfen hilft Stress nicht – sondern Entspannung. Geniesse deswegen die Momente der Verbesserung, bleib dran, übe mit Spaß und lobe dein Pferd aber auch dich für jeden Fortschritt.