Was kann Stangentraining alles für dein Pferd tun
Stangen sind wahre Wunderwerke für dein Pferd. Sie lockern den Rücken, fördern die Balance und Koordination, sie bringen dein Pferd zum denken und sie aktivieren die Hinterhand. Stangen sind also super – sowohl im Sattel als auch am Boden. Ich liebe die Stangen und setze sie immer mal wieder ein.
Ich erzähle dir jetzt erst noch ein bisschen was darüber, was die Stangen alles können und was du beachten musst, wenn du mit den Stangen trainieren willst. Anschließend gibt es noch ein paar Übungsbeispiele für dich und dein Pferd. Zum Start bekommst du eine Grafik, die dir genau zeigt, wie weit du die Stangen legen musst, damit sie für dein Pferd funktionieren. Dann gibt es noch Schritt für Schritt alle wichtigen Infos, damit du gesunderhaltend und korrekt mit den Stangen trainieren kannst.
Warum aktivieren die Stangen die Hinterhand
Stangen sind höher als der Boden. Also muss dein Pferd natürlich seine Beine heben, um drüber zu kommen. Das wiederum aktiviert die Muskeln und die fördert die Beweglichkeit der Pferdebeine. Und es lockert den Rücken, denn der muss sich ein bisschen aufwölben.
Meine Pferdeosteopathin hat mir zum Beispiel direkt nach ihrem ersten Check-Up mit meiner Jungstute zum Stangentraining geraten, weil meine Stute sehr feste Muskeln hat. Typisch Quarter – sie kann nicht so gut untertreten und im Rücken schwingen, wie das vielleicht Spanier oder andere Rassen können.
Wenn du dann noch Cavaletti oder etwas anderes einsetzt, um die Stangen zu erhöhen, boostest du den Effekt auch noch. Aber das ist Schritt 2. Erst einmal trainierst du am besten mit den am Boden liegenden Stangen. Das ist genug Herausforderung für dein Pferd.
Stangentraining fördert den Takt deines Pferdes
- Dein Pferd muss ja schön gleichmäßig über die Stangen laufen, damit es nicht dagegen stößt.
- Damit hast du im Grunde auch schon die Antwort.
- Die Stangen geben deinem Pferd einen Rhythmus vor.
- Deswegen solltest du anfangs die Stangen erst einmal an die Schrittlänge deines Pferdes angleichen, damit es in seinem Rhythmus über die Stangen laufen kann. Später kannst du den Abstand dann verändern.
Was brauche ich für das Stangentraining?
Du brauchst gar nicht viel.
- 5-6 Stangen oder Softborder
- Im Sattel:
- Deinen Sattel
- Deine Zügel
- Deine Gerte
- Am Boden:
- Macht sehr viel Sinn: Wenn du in Stellung trainieren willst: Einen Kappzaum
- Ein gutes Knotenhalfter – bekommst du HIER
- Ein Arbeitsseil – 3.70m ist eine super Länge – gibt es HIER
- Eine Gerte
Fertig. Mehr ist nicht nötig. Du brauchst also wirklich nicht viel um dein Pferd effektiv und mit Spaß und Denkaufgaben trainieren zu können. Falls du noch nie ein Knoti genutzt hast gibt es HIER einen Artikel in dem ich genau beschreibe, wie du es richtig anlegst und nutzt.
HIER gibt es einen Artikel zum Kappzaum, wie er richtig sitzen soll und wie du ihn anpasst
Basicwissen in Sachen Stangentraining
- Fakt 1: Du kannst das Stangentraining im Schritt, Trab und Galopp machen. Nur müssen sie für jede Gangart etwas weiter auseinanderliegen, weil dein Pferd ja größere Sprünge macht, wenn es galoppiert und kleinere Tritte hat wenn es trabt.
- Fakt 2: Dein Pferd sollte die Stangen in einem schönen gleichmäßigen Tempo durchlaufen und dabei nicht mit den Hufen darüber stolpern oder sie berühren.
- Fakt 3: Dein Pferd darf nach unten schauen und sich dehnen während es durch die Stangen läuft. Da lässt du seinen Kopf in Ruhe und lässt es seinen Weg selbst finden.
- Fakt 4: Stangen sind anstrengend für Kopf und Körper. Deswegen reichen da anfangs 5-10 Minuten locker. Dann kannst du dich auf 15 Minuten steigern. Damit du dein Pferd nicht überforderst.
Alles was du wissen musst
Lesetipp - das perfekte Buch fürs kreative Stangentraining
LESETIPP: Ein super Buch und eine absolute Leseempfehlung ist „Kreative Stangenarbeit“ mit vielen Übungsbeispielen und Tipps – das Buch „Kreative Stangenarbeit“ findest du HIER
Stangentraining Schritt für Schritt
Wenn du noch nie Stangenarbeit gemacht hast, solltest du dein Pferd erstmal an die Stangen gewöhnen.
Gewöhne dein Pferd erst an die Stangen
- Du führst es langsam darauf zu und lässt es selbst über das Tempo entscheiden
- Du kannst es auch ein paar mal um die Stangen herumführen, bevor du es ranführst
Freue dich wenn dein Pferd mit dem Huf dagegen tippt oder daran schnuppern will oder gar mit dem Maul tastet – dann setzt es sich damit auseinander - Wenn dein Pferd entspannt ist, kannst du es langsam im Schritt über die Stangen führen
- Auch da kann es sein, dass es erst einmal einen Satz über die Stangen macht, aber das ist nicht schlimm. Geht einfach wieder drüber – jedesmal wird dein Pferd ein bisschen ruhiger werden, weil es lernt, dass die Stangen nicht beißen oder gefährlich sind.
HIER beschreibt Verstehepferde.de, wie du die Stangen deinem Pferd schmackhaft machen kannst
Jede der folgenden Übungen kannst du erst am Boden mit deinem Pferd erarbeiten und dann auch im Sattel reiten. Ich erkläre jetzt einfach die Bodenvariante und im Sattel reitest du sie einfach baugleich – nur eben mit dem Zügel statt mit dem Strick ;-)
Stangentraining fürs Pferd – der richtige Abstand der Stangen
Die Stangen musst du passend zu deinem Pferd und deinem Trainingsziel legen.
- Willst du am Tempo oder am Takt arbeiten, kannst du die Abstände etwas größer legen
- Willst du an der Versammlung und aktiven Hinterhand arbeiten, kannst du die Abstände etwas enger legen
- Je nach Größe des Pferdes variierst du auch die Abstände
Man sagt, dass im Durchschnitt – also für ein Mittelgroßes Pferd die Stangen im Schritt etwa 80cm, im Trab von 110 – 130 cm und für Galopp von 240 – 350 cm hintereinander liegen sollen.
Anfangs nimmst du nur eine Stange und sobald dein Pferd entspannt drüber läuft sind 2-3 Stangen komplett ausreichend
Tendenziell nimmt man im Stangentraining auch bei geübten Pferden nicht mehr als 5-6 Stangen hintereinander.
Stangentraining - 3 praktische und effektive Übungen
Wichtig ist, dass dein Pferd dir schon folgt und achtsam mit dir am Boden arbeitet. Wenn das nicht der Fall ist, solltest du nochmal Führtraining machen.
Stangen sind ja tendenziell aus Holz und, wenn dein Pferd dann kopflos durchrennen würde, kann das Verletzungen verursachen. Wenn du ein unkoordinierteres Pferd hast oder gerne auf Nummer sicher gehen willst, kannst du für die Bodenfiguren auch einfach Softborder nehmen. Dein Pferd kann sich daran nicht verletzen und dadurch, dass sie etwas kürzer sind als Stangen muss es sich wiederum ein bisschen mehr konzentrieren – genau wie du, weil du dein Pferd ja gut an die Stangen heranführen musst.
Zum Thema Stangen: Es gibt Gassen und Softborder. Die sind mit Sand oder Späne oder etwas anderem gefüllt und weich. Super für die Arbeit am Boden. Denn dein Pferd kann sich nicht verletzen. Holzstangen können auch wegrollen, wenn dein Pferd nicht richtig übertritt und aus Versehen darauf tritt – je nachdem wie es aufkommt kann es sich so an den Sehnen oder Bändern verletzen. Aber für die Cavaletti-Arbeit brauchst du natürlich Holzstangen.
Wichtig ist, dass dein Pferd dir schon folgt und achtsam mit dir am Boden arbeitet. Wenn das nicht der Fall ist, solltest du nochmal Führtraining machen.
Übung 1 - der Stangensalat
Beim Stangensalat lege ich die Stangen kreuz und quer hintereinander. Üblich ist die Stangen gerade zu legen, aber die krummen Stangen haben den Vorteil, dass das Pferd mehr mitdenken muss.
So gehst du an die Stangen ran:
- Du startest im Schritt
- Du führst dein Pferd gerade auf die Stangen zu.
- Du kannst es auch in Stellung ranführen, um gleich noch ein bisschen Gymnastizierung einzubauen.
- Sobald du an den Stangen angekommen bist, lässt du den Strick ganz locker und dein Pferd seinen Weg durch die Stangen selbst suchen
- Das übst du zwei bis dreimal auf jeder Seite und hörst dann auf
Sobald das ganz gut klappt, kannst du die Übung genau baugleich auch im Trab machen.
Wenn du punktgenaues Training üben willst, kannst du dein Pferd auch genau an der ersten Stange antraben lassen – aber das ist schon für Fortgeschrittene
Übung 2 - das Stangendreieck
Das Dreieck ist super für die Versammlung deines Pferdes. Denn du wechselst zwischen Stellung und aktiver Hinterhand in der Übung.
Du legst dir drei Stangen in Form eines Dreiecks aneinander.
- Dann schnappst du dir dein Pferd und bittest es über einen Schenkel des Dreiecks zu laufen
- Außerhalb des Dreiecks stellst du dein Pferd nach innen und läufst eine Volte mit deinem Pferd
- So wirst du automatisch immer wieder an einem Schenkel deines Dreiecks mit deinem Pferd ankommen
- Im Dreieck gibst du die Stellung auf und lässt dein Pferd seinen Weg selbst finden
- So kannst du die einzelnen Schenkel nacheinander immer wieder angehen
Übung 3 - Kleiner und großer Zirkel im Stangentraining
Du legst dir deine Stangen oder Gassen in Kreuzform aneinander – der innerste Zirkel hat mindestens einen Durchmesser von 6 Metern.
- Dann stellst du dich in die Mitte der Stangen.
- Jetzt longierst du dein Pferd im Grunde über die Stangen.
- Du bittest dein Pferd dabei um die Innenstellung.
- Das entspricht im Grunde einer Volte.
- Dein Pferd muss also auf seine Füsse aufpassen und taktklar über die Stangen laufen.
- Nach einer Runde schickst du dein Pferd weiter raus, so dass es quasi an den Stangen entlang läuft.
So übt ihr gleichzeitig in verschiedenen Abständen zu trainieren.
Nach dem großen Zirkel verkleinerst du den Abstand wieder und lässt dein Pferd in einem kleinen Zirkel einmal über die Stangen laufen.
Es gibt noch tausende Übungen für das Stangentraining. Da kannst du unglaublich kreativ werden, dir selbst Dinge überlegen und neu erfinden. Und ich habe noch drei tolle Lesetipps für dich.
Lesetipps zum Stangentraining mit Pferd
Ein super Buch und eine absolute Leseempfehlung ist „Kreative Stangenarbeit“ mit vielen Übungsbeispielen und Tipps – das Buch „Kreative Stangenarbeit“ findest du HIER
- HIER gibt es einen schönen Artikel über die Bedeutung der Schulter – Wege zum Pferd beschreibt, wie wichtig die Kleinigkeiten sind beim Stangentraining
- Du kannst auch die Dualaktivierung oder die Equikinetik mit den Stangen üben – auch wenn das jetzt kein Stangentraining im echten Wortsinne ist, ist es genial für die Balance und den Muskelaufbau deines Pferdes – HIER gibt es einen Artikel dazu
- HIER findest du viele tolle weitere Stangenübungen bei „Rideonhorses.de“
- Und der Artikel HIER dreht sich nur um die Trabstangen
“Pferdeflüstern bedeutet, dass wir lernen das Flüstern der Pferde zu hören und zu verstehen.”
Die Pferdeflüsterei ist ein Wissensblog und Herzensprojekt – denn wir wünschen uns, dass alle Pferde und ihre Menschen glücklich miteinander sind. Wenn wir lernen die Pferde zu verstehen, fein und fair zu trainieren und der beste Pferdemensch zu werden, der wir sein können – wird es auch deinem Pferd gut gehen und es wird immer sein Bestes für dich geben. Versprochen!
Wir unterstützen dich mit unseren Artikeln, Interviews und Kursen – Du bekommst Facts zu pferdegerechter Haltung und Fütterung, feinem Training und Pferdeverhalten.
Petra und Carey
Wer wir sind
6 Kommentare
Hi Petra! Danke für diesen tollen Post, ich finde ihn wirklich sehr hilfreich und die Ideen sind super, vor allem wenn man noch am Anfang mit der Stangenarbeit steht. Ich habe noch ein kleines Problem, welches erstaunlicherweise in dem Artikel nicht gelöst wurde und wollte fragen, ob du evtl. Rat weißt. Meine Reitbeteiligung, eine 12 jährige Andalusierin, hat bisher noch nicht viel mit Stangen gearbeitet, bräuchte das Training aber vor allem für ihre Koordination… Im Schritt gibt sie sich größte Mühe und macht das mittlerweile ganz toll. Aber sobald es ans Traben geht räumt sie die Stangen regelmäßig ab, bzw. gallopiert (manchmal auch tralloppiert) sie dabei kopflos über die Stangen und baut dabei noch den ein oder anderen Hüpfer ein. Daher wäre meine Frage ob du einen Tipp hast, wie ich sie dabei einfach etwas entschleunigen kann? Ich habe nicht das Gefühl, dass sie keine Lust oder ähnliches hat, sondern einfach nicht weiß wie sie da ohne Vollgas drüber kommt… ;)
GLG, Susanna
Hallo liebe Susanne, hmmm – meist ist es so, dass Pferde “schneller” werden, wenn sie die Balance nicht richtig halten können. Wie bei einem Fahrrad. Wenn du schneller fährst ist es leichter es gerade zu halten. Vielleicht hat sie also ein Balance-Thema? Ich würde das Stangentraining im Trab erst einmal bei der Bodenarbeit angehen und nur eine Stange einbauen. Nach und nach mehr Stangen dazu nehmen und wenn sie die gut balanciert gehen kann, dann wieder die Stangen reiten. Das wäre jetzt mal mein Versuch das Thema anzugehen. Hilft dir das ein bisschen weiter? Ganz liebe Grüße, Petra
Liebe Petra,
wieder ein Thema wo ich vom Ponymann zu viel zu schnell wollte. Er war noch recht jung als ich meinte, ich könnte ihn doch mal über eine Stange führen. Natürlich habe ich keine Holzstange verwendet, sondern eine Schwimmnudel. Das funktioniert auch prima. Allerdings hat er es überhaupt nicht hinbekommen. Der kleine Mann ist mit den Hinterbeinen einfach nicht über die Stange gekommen. Immer ist er angestoßen, hat sie sich zwischen die Beine gewickelt und andere Dinge.
Also habe ich erst Mal viel Vorarbiet gemacht d.h. Hufe auf Gertenzeichen heben, langsames bewusstes Schritt für Schritt gehen geübt und ihn etwas älter werden lassen.
Mittlerweile liegt auf seinem Paddock ein Holzstamm zum Knabbern und drüber steigen. Die Ponys können allerdings dran vorbei gehen wenn sie das möchten. Ich sehe immer wieder vom Fenster aus wie der Ponymann selber übt. Er schreitet ganz bewusst und nach hinten fühlend, langsam über den Stamm. Bleibt danach kurz stehen und er scheint richtig in seine Hinterbeine zu fühlen, dann dreht er sich um und geht wieder drüber. Das alles macht er ohne Anleitung. Aber er geht mittlerweile problemlos über den Stamm. Kein einziges Mal kommt er mit einem seiner Hufe dagegen. So schön zu sehen.
Übrigens gibt es auch eine gute Alternative zu den üblichen Cavaletti. Wir haben Pylonen in denen Löcher für die Softstangen sind. Es gibt drei unterschiedliche Höhen wie man sie einstellen kann.
Liebe Grüße
Miriam
Hallo liebe Miriam, vielen Dank für deinen Kommentar. Zu süß, dass der Ponymann ganz alleine übt. Das geht doch wirklich zu Herzen und macht bestimmt auch stolz. Sag einmal – diese Spezial-Pylonen (ich kenne sie nicht), wo gibt es die denn? Oder wie heißt die Marke? Das finde ich spannend! Viele liebe Grüße, Petra
Liebe Petra,
ich habe die Pylonen von diesem Shop und bin sehr zufrieden:
pferde-bodenarbeit.de
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam, super :-) vielen lieben Dank, Petra