Erstes eigenes Pferd
Wenn du von Anfang an eine schöne Beziehung suchst und wissen möchtest, was du alles brauchst, um mit deinem ersten eigenen Pferd starten zu können, bist du hier genau richtig.
Im Artikel verrate ich dir, was du wissen musst, damit der Start mit dem Pferd gut klappt. Außerdem bekommst du eine Checkliste für die nötige Ausrüstung und Tipps und Ideen, was du mit deinem Pferd in den ersten Wochen machen kannst, um von Anfang an eine schöne Beziehung zu starten.
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..“
Hermann Hesse
In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…wenn wir ihn wahrnehmen und bereit sind in unserem Pferd das Lebewesen und den Partner zu sehen, der es für uns sein kann. Gerade beim ersten eigenen Pferd werden leider oft die meisten Fehler gemacht. Ist logisch: Wir müssen lernen und lernen können wir nur durch Erfahrung. Mit den Tipps und Ideen aus dem Artikel will ich dir dabei helfen die großen Fehler zu vermeiden, die ich Anfangs auch gemacht habe und von Anfang an einen schönen Start mit deinem Pferd zu finden.
Lass uns diesen Zauber des Anfangs mit deinem Pferd in euren gemeinsamen Start holen und auch darüber hinaus halten, so dass ihr eine magische und wunderschöne Beziehung und Trainingszeit miteinander entwickeln könnt.
Du kannst entscheiden, ob du den Fokus auf die Beziehung, den Zauber von leichtem und feinem Training und das harmonische Miteinander mit dem Lebewesen legst oder ob aus dem Miteinander einfach nur ein technisches Hobby wird.
- Wenn wir unser Pferd von Anfang an als gefühlvolles Lebewesen mit Wünschen, einer Persönlichkeit und Bedürfnissen sehen
- Wenn wir dem Pferd von Anfang an erlauben mit uns zu reden und eine Meinung zu haben
…dann wird das Pferd ein Freund und Partner und ist nicht die „Reitmaschine“ , die viel zu viele Menschen leider aus ihrem Pferd machen – oft ungewollt. Denn wer möchte nicht gerne, dass das eigene Pferd ein Partner ist. Aber dann müssen wir es auch wie einen Partner behandeln, richtig?
Erstes eigenes Pferd – Was du entscheiden solltest BEVOR dein erstes eigenes Pferd zu dir kommt
Du musst für dich und für dein Pferd entscheiden, wohin die gemeinsame Reise grundsätzlich gehen soll. Deswegen ist es wichtig, dass du Haltung und Fütterung vorher entsprechend abcheckst.So dass beides zu deinem Pferd und seinem Körpertyp und Charaktertyp passt. Du kannst dich auch vorher fragen, welche Umgang und welche Trainingsart du dir grundsätzlich vorstellen kannst.
FAQ – Erstes eigenes Pferd
Meistgestellte Fragen: Erstes eigenes Pferd
Ich will dir noch kurz ein paar Fragen aus meiner Sicht beantworten, die sich potentielle Pferdebesitzer gerne stellen. Dann bekommst du noch all die Infos, die du brauchst, wenn du dich schon für dein Pferd entschieden haben solltest.
Wie alt sollte das erste eigene Pferd sein?
Da scheiden sich die Geister. E gibt viele, die sagen, dass man sich als unerfahrener Pferdebesitzer lieber ein gut ausgebildetes und älteres Pferd suchen solle. Es gibt Gründe, die dafür sprechen und Gründe, die dagegen sprechen.
Ich würde mir vielleicht kein Fohlen kaufen – weil es viel zu wissen gibt und es Jahre dauert, bis du mehr mit deinem Pferd machen kannst. Aber ob Jungpferd oder alten Hasen – dazu gibt es einen ganzen Artikel.
Prinzipiell gilt: Je größer deine Bereitschaft ist Zeit und Geduld zu haben, Wissen ranzuschaffen und Geld in dich und dein Pferd zu investieren, desto eher kannst du auch Richtung Jungpferd denken.
Welches Pferd ist gut für Anfänger?
Wenn du ein Reitanfänger bist oder ein Pferdeanfänger, solltest du dir eher eine ruhigere und geduldigere Rasse anschauen, die weder geistig noch körperlich megaanspruchsvoll an ihren Menschen sind. Außerdem solltest du dir bewusst machen, dass ein extrovertiertes und sehr sensibles Pferd dich eher überfordern könnte, als ein gemütlicheres und geduldiges Exemplar.
Prinzipiell gibt es Rassetypische Eigenschaften – körperlich wie charakterlich – aber auch innerhalb der Rassen gibt es verschiedene Persönlichkeitstypen. Deswegen nimm dir am Besten einen erfahrenen Pferdemenschen deines Vertrauens mit, der dich vielleicht ein bisschen beraten kann.
HIER findest du unser Rasselexikon – da kannst du dich über die einzelnen Rassen schlau machen.
Oder du schaust, ob du ein Pferd über einen Pferdehändler findest. Aber so oder so: pass gut auf! Denn in der Pferdewelt ist leider nicht immer alles Gold was glänzt.
Wie oft muss man zum eigenen Pferd?
Das hängt ein bisschen davon ab, wie die Haltungsform ist. Wenn dein Pferd in einem Offenstall steht, viele Bewegungsanreize und eine schöne Herde hat, der Stall Vollpension ist und dein Pferd somit eine schöne Grundversorgung hat, reicht es theoretisch auch wenn du 2-3x pro Woche dort bist um es zu beschäftigen und zu bewegen.
Je weniger Bewegung und Beschäftigung es am Tag hat, desto öfter solltest du hingehen. Je mehr Beziehung du möchtest, desto öfter solltest du sowieso dort sein.
Und es kann natürlich immer sein, dass es mal krank ist oder besondere Behandlung braucht – den kann sich die Tagezahl schnell erhöhen. Ein eigenes Pferd kostet einfach viel Zeit – das muss man sich vorher bewusst machen.
Erstes eigenes Pferd gefunden: Das sind die nächsten Schritte
Wenn du dein Pferd gefunden hast, überlege dir genau, welche Haltungsform die beste für DIESES Pferd sein könnte. Manche Pferde lieben es, wenn sie sich auch mal in die Box zurückziehen dürfen.
Was brauche ich für mein erstes eigenes Pferd?
Du brauchst ein Expertenteam, das du kontaktieren kannst, wenn du sie brauchst – du solltest einen Stall haben und eine Idee von einem guten Basisfutter für den Start. Außerdem brauchst du den Equidenpass.
Equidenpass fürs erste eigene Pferd
Der Equidenpass (auch manchmal Pferdepass genannt) ist der Personalausweis und Impfpass deines Pferdes. Jedes Pferd bekommt einen bei seiner Geburt. Im Idealfall. Wenn das Pferd keinen hat, musst du einen ausstellen lassen. Das macht die FN hier bei uns in Deutschland.
Der Equidenpass enthält die Lebensnummer des Pferdes, die auch auf dem Mikrochip ist. Gechipt werden die Pferde per Gesetz seit einigen Jahren verpflichtend. Das ist ein 15-Stelliger Code, den der Tierarzt mit einem Gerät auslesen kann. Den Equidenpass musst du gut aufheben und immer sofort parat haben, wenn der Tierarzt kommt, du mit deinem Pferd im Hänger unterwegs bist oder gar zu Turnieren willst.
- Wenn du dein Pferd also gekauft hast, lass dir unbedingt den Equidenpass übergeben und die Nummer im Mikrochip einmal Gegenchecken, dass es auch der richtige Pass ist.
- Wenn du dein Pferd gefunden hast, muss der Besitzerwechsel auch im Equidenpass eingetragen sein. Das macht auch die FN – du schickst den Equidenpass zusammen mit dem Formular der FN dorthin und bekommst ihn dann wieder zurück, sobald du eingetragen bist. Im Equidenpass wird auch eingetragen, ob dein Pferd „Schlachtstatus“ oder nicht haben soll. Also manche Medikamente bekommen darf oder nicht.
Ich persönlich habe mein Pferd als „Nicht Schlachtpferd“ eingetragen, weshalb sie alle Medikamente bekommen darf.
Du solltest unbedingt einen Kaufvertrag machen und halte in deinem Kaufvertrag auch alle Absprachen fest. Damals hatte mir die Züchterin versprochen, dass sie den Transport bezahlt. Als es dann soweit war, wollte sie sich rauswinden aus dem Versprechen. Gott sei dank hatten wir es im Kaufvertrag stehen und sie hatte keine Chance.
Die richtige Haltungsform für dein erstes eigenes Pferd
Manche Pferde werden aggressiv, wenn sie in die Box müssen. Andere Pferde brauchen viel Bewegung und sind sehr leichtfuttrig und brauchen deswegen andere Futterbedingungen als schwerfuttrige Exemplare. Manche Pferde sind sehr verträglich und brauchen wenig Raum um sich, andere wiederum suchen scheinbar ständig Streit und sind aber einfach Exemplare, die mehr Ressource um sich herum brauchen, um entspannen zu können.
Die wichtigsten 3 Ressourcen um die du dir Anfangs also Gedanken machen musst, wenn du DEIN Pferd gefunden hast:
- Raum
- Futter
- Sozialverhalten
Je nachdem, was dein Pferd für ein Typ ist, kannst du dann Stall und Stallbedingungen – soweit es in deiner Gegend geht und Auswahl gibt – anpassen und aussuchen.
Wichtig ist im Grunde, dass dein Pferd genügend Auslauf hat, mindestens alle 3-4 Stunden Zugang zu Heu bekommt, eine passende Herde und genug Platz um sich herum hat und es einen Rückzugsort bei Schlechtwetter gibt, der genug Platz für alle Pferde bietet.
Gleichzeitig solltest du dein Pferd und seine Persönlichkeit dann intensiv kennenlernen, damit du weißt, was für ein Charakter vor dir steht. Denn wenn du Haltung und Training an den Charakter anpasst und ihr euch mit euren Wünschen und Vorstellungen „in der Mitte“ trefft, steigen die Chancen enorm, dass ihr eine harmonische und verdammt schöne Zeit miteinander haben werdet, weil sich keiner verbiegen muss.
Erstes eigenes Pferd: Die eine Frage die du dir vorher stellen solltest
Vielleicht bist du schon entschlossen, vielleicht zögerst du auch noch – so oder so: Es gibt ein paar Punkte, die du abchecken kannst und dich selbst fragen kannst, ob du bereit für ein eigenes Pferd bist.
3 wichtige Punkte – Bist du bereit für ein erstes eigenes Pferd?
Kostenfaktor
Du weißt welche Kosten auf dich zukommen und bist dir klar darüber, dass du nicht nur den Kaufpreis aufbringen musst, sondern auch monatliche Fixkosten wie Boxenmiete, Futter, Medikamente, Hufpflege, Osteopathiebehandlungen, Ausrüstungen, Sattelanpassungen und Sonderausgaben bei Koliken, Weideunfällen oder anderen Verletzungen. Und – so traurig das ist – auch wenn dein Pferd stirbt kostet das Geld.
DU bist offen und willst lernen
Du bist bereit dazu ein Leben lang zu lernen und in dich und dein Pferd Zeit und Geld zu investieren – denn ein Pferd zu besitzen bedeutet, dass wir immer wieder Unterricht nehmen müssen, Kurse besuchen müssen und Zeit haben müssen, um dazuzulernen.
Verantwortung
Du bist bereit dazu dich langfristig zu binden – denn ein Pferd lebt locker 20 oder 30 Jahre und mehr. Diese Zeit musst du für dein Pferd da sein – es ist ein Lebewesen und bindet sich an dich und seinen Lebensort. Es ist nicht fair nach zwei oder drei Jahren plötzlich genug zu haben und es weiterzureichen, wie einen Wanderpokal.
Fangfrage: Freund oder Fahrrad?
Du selbst musst dir deswegen auch eine Frage stellen: „Ist das Pferd ein Freund oder ein Fahrrad für mich?“
„Ist das Pferd ein Freund oder ein Fahrrad für mich?“ …ist die erste Frage, die du dir ehrlich stellen musst, bevor du ein Pferd in dein Leben holst.
Das ist eine bewusste Entscheidung, die wir treffen müssen. Die Antwort scheint auf den ersten Blick ganz einfach, aber wenn wir dann die Realität vieler Pferde anschauen, sieht die echte „Antwort“ der meisten Pferdebesitzer nicht so schön aus. Denn viel zu viele Pferde werden tatsächlich eher wie Fahrräder behandelt.
- Sie werden in die Box gestellt
- Sie sollen immer brav alles mitmachen
- Sie dürfen nicht Nein sagen
- Sie müssen all die Ideen ihrer Besitzer mittragen
- Sie haben wenige bis gar keine Rechte
Deswegen mache dir bewusst, wie Pferde ticken und was sie brauchen. Frage dich vorher, was du möchtest und welche Rasse oder welches Pferd diesen Wünschen am ehesten entspricht.
Erstes eigenes Pferd – Weitere Dinge, die du vorab klären kannst
Jetzt gebe ich dir noch ein paar Ideen, was du vorher klären kannst. Damit du gut aufgestellt bist, wenn es dann losgeht.
Du wirst eine Haftpflichtversicherung brauchen – da kann ich dir meine ans Herz legen, mit der wir grandiose Erfahrungen gemacht haben.
- LINK zum Thema OP-Versicherung – ja oder nein?
- LINK zum Thema Haftpflicht-Versicherung – warum du unbedingt eine brauchst
Deine besten Experten für das erste eigene Pferd
Suche dir außerdem deine Experten vorher zusammen, so dass du im Bedarfsfall gleich Namen und Telefonnummern hast.
Höre dich vorher um und schaue, dass du einen guten Hufpfleger / Hufschmied, einen guten Tierarzt und einen guten Osteopathen findest. Ich persönlich finde es auch toll, dass ich eine grandiose Tierheilpraktikerin an meiner Seite habe. Aber das ist Geschmacksache. So kann ich immer „meine“ Experten befragen, wenn etwas sein sollte.
Ich bin Anfangs in diese ganzen Themen reingestolpert und musste immer bei Bedarf den nehmen, der gerade da war. Das war nicht immer das Ideal und ich musste dann über Trial & Error nach und nach meine Experten finden. Ich wünschte, dass ich mich VORHER umgehört hätte. Natürlich musst du – trotz aller Empfehlungen – prüfen, ob der Experte wirklich zu euch passt.
Denn jeder Experte hat natürlich auch eine individuelle Meinung, eine bestimmte Art und persönliche Schwerpunkte und Ideen, die mal besser und mal schlechter passen. Wir haben zum Beispiel 4 Hufpfleger aus 4 verschiedenen Richtungen durch, bis es wirklich zu uns gepasst hat.
In Sachen Futter braucht dein Pferd erst einmal nur gutes Heu. Dazu kombiniere ich gerne zwei Produkte als Basis. Der erst kann dann ergänzend und auf Bedarf nach und nach entwickelt werden, wenn dein Pferd bei dir ist.
Mein Lieblingsbasis-Futter zum Heu dazu:
Deine Ausrüstung für das erste eigene Pferd
Egal ob es um Futter oder Ausrüstung geht – ich habe einen Satz für dich: Weniger ist mehr!
Du wirst nach und nach alles ansammeln, was ihr so braucht. Und du wirst auch nach und nach feststellen, was deinem Pferd und seinem Körper gut tut und welches Futter für euch Sinn macht. Aber gerade am Anfang wollen wir es besonders gut machen und kaufen oft zuviel „tolles“ Futter und stopfen damit zuviel in diese extrem guten Futterverwerter rein. Außerdem kaufen wir zu viel Zeug, weil wir alles parat haben wollen.
Deswegen habe ich eine Checkliste für dich erstellt, damit du deine Experten-Basis-Liste abhaken, die wichtigen Punkte abchecken kannst und die Basis-Ausrüstung besorgen kannst.
3 Lieblinge nenne ich dir vorab:
- Multifunktionszaum: Halfter, Kappzaum, Trense und Sidepull in einem
- Meine Lieblingslonge
- Immer im Einsatz – mein Halfter
Checkliste für den Start mit dem ersten eigenen Pferd – alles was du brauchst
Die Liste ist superausführlich mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Experten, Ausrüstung und TO DOs für dich und dein erstes eigenes Pferd.
Du kannst sie dir JETZT schnappen – für 0 Euro – melde dich einfach mit deiner Emailadresse an und dann bekommst du sie in dein Emailfach geschickt.
Ja, gib mir die Checkliste für 0 Euro für meinen Start mit dem ersten eigenen Pferd
Her mit der Checkliste
Fast alles von der Liste bekommst du auch bei uns im Pferdeflüsterei Shop HIER
So – jetzt bist du ausgerüstet, hast einen Stall und eine Expertenliste für den Start. Die Ausrüstung liegt auch bereit und ein gutes Basis-Futter wartet auf dein Pferd. Jetzt kann es losgehen und dein Pferd kann zu dir kommen.
HIER findest du noch einen Artikel mit weiteren Tipps für den Einstieg.
Damit ihr gleich einen schönen Start habt, habe ich euch jetzt noch ein paar Ideen zusammengefasst – sowohl für dein Mindset als auch ganz praktisch für die ersten Wochen – damit ihr von Anfang an schön starten könnt.
Der Start – so kann er idealerweise verlaufen
Die meisten Menschen wollen ihr Pferd ab dem ersten Tag anbinden, putzen, führen oder trainieren, wann und wie sie wollen: Als 100%ige Reitpferde ab dem ersten Tag. Schließlich haben wir ja auch ein fertig ausgebildetes Reitpferd gekauft. Denken wir…
Gerade wenn sie schon Erfahrung haben und auf dem Papier ausgebildete Reitpferde sind, haben viele Neu-Pferdebesitzer sehr schnell den Anspruch mit ihrem Pferd sofort loslegen zu wollen.
Aber leider ist die Welt nicht immer so ideal, wie sie auf dem Papier aussieht. Viele Pferde haben heute keine gute Grundausbildung mehr oder haben schlechte Erfahrungen mit den Menschen gemacht.
Bei einem Besitzerwechsel alles neu für das Pferd. Der Stall ist neu, die Umgebung ist neu, die Herde ist neu und der Besitzer ist es ebenfalls. Er spricht vielleicht eine ganz andere emotionale Sprache, hat andere Signale und eine andere Körpersprache als der Vorbesitzer.
Wie du mit deinem „neuen Pferd“ am Stall starten kannst: Die ersten Schritte
Das „Neu“ bei deinem Pferd, mache ich bewusst in Anführungsstrichlein. Dein Pferd muss nicht neu in deinem Leben sein, damit es sich lohnt die Basis nochmal zu überprüfen oder die Kommunikation zu optimieren. Indem du so tust als ob es neu sei und die Anfangsschritte nochmal mit deinem Pferd nochmal durchgehst, kannst du eure Bindung und euer Vertrauen immer wieder „überprüfen“ und vertiefen.
Du kannst also die Schritte, die ich dir im Artikel beschreibe, gerne immer wieder mit deinem Pferd gehen, auch wenn ihr schon 2 Tage, 20 Monate oder 20 .000 Jahre ein Team seid. Wenn ihr euch schon länger kennt, kannst du sie einfach ein bisschen schneller gehen oder einzelne Schritte auslassen. Wenn dein Pferd neu bei dir am Stall ist, kannst du sie langsamer und bewusster gehen.
Es lohnt sich, sich ab und an die Zeit für einen Neustart zu nehmen und zu beobachten, was sich daraus ergibt. Vielleicht entdeckst du neue Seiten an deinem Pferd oder du baust von Anfang an einen schönen Start mit deinem neuen Pferd.
- Vielleicht stellst du endlich fest, warum ihr an diesem oder jedem Punkt immer mal wieder stockt.
- Oder du kannst irgendetwas verfeinern, was du schon lange verfeinern wolltest.
So oder so – ich möchte dich ganz liebevoll und intensiv bitten, dass du dir noch einmal eine Sache bewusst machst. Dein Pferd ist kein Fahrrad. Sich das bewusst zu machen ist keine Selbstverständlichkeit. Denn viele Pferdebesitzer behandeln ihr Pferd unbewusst mehr oder weniger oft wie ein Fahrrad.
Es soll immer brav sein. Es soll immer geritten werden. Es soll immer brav ins Gelände gehen. Es soll alle Lektionen schön leisten. Es soll sich schön biegen oder über die Hindernisse springen. Egal, was auf deiner Wunschliste mit deinem Pferd steht – du kannst die Worte beliebig ergänzen – mach dir bitte immer wieder klar, dass dein Pferd kein Fahrrad ist und nicht immer „funktionieren“ kann oder gar muss.
Pferde sind Lebewesen und wir sollten sie auch ganz bewusst so behandeln.
Tipp Nummer 1 für den Start mit dem ersten eigenen Pferd: Das weisse Blatt
Wenn du also ein neues Pferd am Stall hast, dann gehe am allerbesten gleich mit diesem bewussten Gedanken in eure gemeinsame Zeit. So wirst du dein neues Pferd viel schneller auf deine Seite ziehen.
Ich gebe dir ein Bild: Stell dir vor, du lernst eine neue Bekannte kennen. Was machst du dann? Du näherst dich langsam an, vielleicht erzählst du nach und nach mehr von dir, du triffst sie immer mal wieder. Du triffst sie irgendwann öfter. Du fasst dann auch nach und nach Vertrauen, irgendwann hast du erste Wünsche oder eine Idee was ihr unternehmen könntet. Noch später sagst du auch, was du magst und was nicht. Ihr werdet enger und intensiver. Irgendwann werdet ihr Freunde.
Was du vermutlich nicht machst: Du gehst nicht hin und sagst „Hey! Wir haben uns gerade kennengelernt, willst du mit mir in den Urlaub fahren und ab jetzt immer alles genauso machen, wie ich mir das vorstelle?“
Behandle dein neues Pferd, wie eine neue Bekannte.
Lass deinem Pferd seine Zeit im neuen Stall und in der Herde anzukommen. Lass ihm auch Zeit bei dir anzukommen. Das eine Pferd wird schneller ankommen, das andere braucht vielleicht ein bisschen länger um sich wohl zu fühlen.
1. Besuche es öfter
2. Sei einfach da und verbringe Zeit in der Herde mit deinem Pferd
3. Checke langsam, wie es auf simple Basics reagiert (Anhalten, Hufe geben, Putzen, Führen, Anfassen).
Wenn du das alles bewusst beobachtest, dann siehst du auch, wo dein Pferd vielleicht unerwartete Defizite hat.
Das alles kannst du auch mit deinem Pferd machen, das schon länger an deiner Seite ist. Wenn du „Defizite“ an irgendeinem Punkt feststellst, kannst du den Trainingsfokus erst einmal darauf richten. Das können auch Alltags -Skills sein. Wenn an der Stelle alles klappt, kannst du mit der Basic-Bodenarbeit starten. Wenn das besser klappt, kannst du wieder ans Reiten denken.
Ich mache dieses kleine „Checkup“ immer mal wieder mit meiner Stute Carey, obwohl sie schon lange bei mir ist und ich sie ausgebildet habe. Dafür nutze ich dann meinen heißgeliebten 100% Zaum, weil ich damit alles gemütlich nacheinander machen kann.
Führen, Bodenarbeit, Reiten – ohne ständig „umziehen“ zu müssen.
Es tut einfach gut, ab und an zu prüfen, ob noch alles im Miteinander sitzt, ob ihr noch eine schöne Kommunikation habt, ob ihr auf einem guten Weg seid oder von Anfang an gut zu starten, wenn dein Pferd neu bei dir ist.
Du kannst dabei folgende Fragen stellen:
- Sind wir (von Anfang an) auf dem guten Weg?
- Welche Themen bringt mein Pferd mit?
- Was kann es schon einigermaßen gut?
- Was von dem, was mir versprochen wurde, kann es wirklich?
Die meisten Pferdemenschen haben zu viele Erwartungen an ihr Pferd. Wir finden selbstverständlich, dass wir es anbinden, putzen, anfassen, führen, trainieren und reiten können. Vielleicht haben wir uns sogar – nach Angaben des Verkäufers – ein fertiges Reitpferd gekauft.
Viel zu viele Pferde haben leider keine gute Grundausbildung mehr, haben vielleicht auch schlechte Erfahrungen in der Ausbildung oder mit dem Vorbesitzer gemacht.
Selbst wenn sie sogar wirklich gut ausgebildet wurden und keine schlechten Vorerfahrungen gemacht haben, ist es trotzdem ein zu großer Anspruch mit einem neuen Pferd sofort mit dem vollen Programm loslegen zu wollen. Denn Pferde sind keine Fahrräder, sondern Lebewesen. Wir sind nicht in einem Hobby, sondern in einer Beziehung.
Beim Besitzerwechsel ist alles neu für das Pferd: Der Stall ist neu, die Umgebung ist neu, die Herde ist neu, du bist neu. Dein Pferd spricht vielleicht eine andere Sprache, hat andere Konditionierungssignale gelernt, du hast eine andere Körpersprache als der Vorbesitzer oder du hast eine andere Anforderung als der Vorbesitzer. Mach dir all das immer wieder bewusst, wenn du ein neues Pferd bekommst.
In einer Beziehung muss man sich annähern, Vertrauen fassen und eine gemeinsame Kommunikationsebene finden.
Deswegen gebe ich dir den großen Tipp: Behandle dein Pferd wie ein weißes Blatt oder wie ein Jungpferd, das noch nichts kann und noch nichts weiß. Nimm dir Zeit es kennen zu lernen. Mach mit ihm die Basisausbildung nochmal durch. Bei einem erfahreneren Pferd kannst du natürlich schneller vorangehen als bei einem Jungpferd. Dann siehst du nämlich auch an welchen Punkten es vielleicht hakt und die Ausbildung deines Pferdes vielleicht noch nicht so gut war oder deine Ausbildung noch nicht so gut ist.
Egal was es vorher gelernt hat, egal wie gut seine Ausbildung ist, egal was ihr alle schon zusammen gemacht habt. Es ist immer hilfreich, nochmal an den Anfang zu gehen und zu schauen, ob das Gelernte noch gut sitzt.
Es ist wichtig, dass wir Vorurteilsfrei und Erwartungsfrei auf unser neues Pferd zugehen. Nach dich frei von deinen Ideen und Wünschen oder von dem, was die Vorbesitzer erzählt haben.
Mich hat zum Beispiel anfangs extrem beeinflusst, wie die Verkäuferin Anfangs – nach dem Verkauf – über mein Pferd gesprochen hat. Viele Jahre später habe ich erfahren, dass sie nach dem Verkauf höhere Preise geboten bekommen hat und den Verkauf vermutlich bereut hat. Das wusste ich damals nicht. Sie hat mir kurz nach dem Kauf immer wieder erzählt, wie schwierig mein Pferd sei, dass sie nichts für jemanden sei der kein Profi ist usw. Ich bin also mit diesem Bild zu meinem Pferd gegangen, hatte dadurch eine andere Ausstrahlung und Dynamik und auch mehr von dem bekommen, was mir von der Verkäuferin prophezeit wurde. Es wurde erst besser, als ich die Vorurteile aus meinem Kopf kicken und neu auf mein Pferd zugehen konnte.´
Es hilft enorm sich immer wieder an das Gefühl zu erinnern, dass wir hatten, als unser Pferd in unser Leben gekommen ist. Wie aufgeregt und glücklich du vielleicht auch warst, als dein Pferd bei dir angekommen ist. Gib euch immer wieder Zeit und mach dir bewusst, dass wir alle immer nur ein paar Stunden in der Woche am Stall sind. Das ist eure gemeinsame Zeit – auch wenn dein Pferd real vielleicht schon seit Monaten bei dir ist. Eure gemeinsame aktive Zeit ist viel kürzer.
Wenn du dein neues Pferd am Stall besuchst:
1. Beobachte viel
2. Achte von Anfang an auf deine Kommunikation
3. Sei dir immer deines Raumes bewusst
Ich gebe dir dafür das Bild einer Seifenblase. Sie schwebt um dich herum. Sie schillert wunderschön und kann grösser oder kleiner werden. Das ist dein Tanzbereich. Du entscheidest wie klein oder gross diese Seifenblase ist. Je nachdem wie wohl du dich mit deinem Pferd fühlst und wie sich das Pferd annähert, kann sie kleiner und enger um dich liegen oder weiter und grösser sein. Mach dir aber auch klar, dass dein Pferd ebenfalls so eine Seifenblase hat. Auch dein Pferd darf entscheiden, wie eng oder weit diese Blase sein soll. Dafür musst du seine Mimik und Körpersprache lesen können. Das erreichst du durch die Beobachtung.
Wir sollten jedes Pferd – egal wie alt es ist – erst einmal wie ein weißes Blatt behandeln.
Wie das Kind, das umziehen musste und in einen neuen Kindergarten kommt. Fänden wir einen Kindergarten nicht auch schrecklich, indem das Kind sofort und ohne jede Eingewöhnung das Programm voll mitmachen müsste? Würden wir nicht den Kopf schütteln, wenn das Kind in die Gruppe geschmissen würde und keiner würde ihm alles zeigen, ihm Zeit zum Kennenlernen und ankommen geben?
Betrachte dein Pferd deswegen wie ein weisses Blatt oder wie ein Jungpferd, das noch nichts kann und nichts weiß. Nimm dir Zeit es kennenzulernen und mache mit ihm die Basis der Ausbildung einmal durch. Natürlich kannst du viel schneller vorgehen als bei einem Jungpferd.
Aber: Starte mit Bodenarbeit, mache Führtraining, gehe erstmal Spazieren und wenn das alles gut klappt, steige auf und mache erste Reiteinheiten, lass dir Zeit und gehe erst zur nächsten Gangart, wenn die vorhergehende gut klappt usw.
Ich gebe dir gleich noch eine konkrete Ideenliste für die ersten Wochen.
Stell dir immer vor, dass dein Pferd ein weißes Blatt ist. Egal, was es vorher gelernt hat, egal wie gut seine Ausbildung ist oder was die Vorbesitzer dir erzählt haben: Jede Beziehung hat eine eigenen Dynamik und jedes Miteinander entwickelt sich in der gemeinsamen Zeit auf eine eigene Art und Weise.
1. Versuche Vorurteilsfrei auf dein neues Pferd zuzugehen und dich von all den Erzählungen oder Geschichten freizumachen, die dir vielleicht im Kopf herumschwirren.
2. Versuche Erwartungsfrei auf dein neues Pferd zuzugehen und dich freizumachen von deinem inneren Druck der Erwartungen.
3. Erlaube dir das Blatt immer wieder neu zu bemalen, so dass du nie festgefahren zu deinem Pferd gehst sondern jeder Tag wie ein neuer Tag für euch wird.
4. Versuche dir den Zauber des Anfangs zu bewahren, indem du dich immer wieder daran erinnerst, wie schön es ist, dass dein Pferd in deinem Leben ist. Wie du dich gefühlt hast, als du dich für dein Pferd entschieden hast und wie aufgeregt und glücklich du warst als dein Pferd endlich bei dir in deinem Stall angekommen ist. Egal, wie viele Tage, Wochen oder Monate dein Pferd dann schon bei dir ist.
5. Gib dir und deinem Pferd Zeit euch gegenseitig kennenzulernen und mache dir immer wieder bewusst, dass alles neu für euch beide ist. Hab Geduld mit dir und mit deinem Pferd. Beziehung und Vertrauen brauchen Zeit und gemeinsame Erlebnisse. Egal ob es eine Beziehung zwischen Pferd und Mensch oder zwischen Menschen ist. Keine Freundschaft entsteht an einem Tag, richtig?
Tipp Nummer 2 für den Start mit dem ersten eigenen Pferd: Zeit
Wir sind nur ein paar Stunden pro Woche am Stall und können nicht erwarten, dass wir innerhalb weniger Wochen eine supertolle Beziehung zu unserem Pferd haben. Vertrauen braucht Zeit. Natürlich können wir das beschleunigen, wenn wir fein und fair mit unseren Pferden sind, ein gutes Pferdemenschenmindset haben und der klare, fokussierte und ruhige Fels in der Brandung mit einem Plan sind.
Aber trotz allem: Beziehung muss wachsen. Mache dir das immer wieder bewusst und freue dich an dem kleinen Pflänzchen zwischen euch, dass ihr über die Jahre zu einem Baum wachsen lasst.
Bei einem Besitzerwechsel alles neu für das Pferd. Der Stall ist neu, die Umgebung ist neu, die Herde ist neu und der Besitzer ist es ebenfalls. Er spricht vielleicht eine ganz andere emotionale Sprache, hat andere Signale und eine andere Körpersprache als der Vorbesitzer. Außerdem muss es seinen Platz in der Herde finden – das kann locker ein paar Monate oder länger dauern.
Wenn das Pferd ankommt sollten wir ihm genug Zeit geben alles kennenzulernen und zu beschnuppern. Bereite eine Integrationsbox mit Heu vor und stelle ihm nach und nach alle anderen Herdenmitglieder vor. Es wird vermutlich dauern, bis es sich langsam die Position in der Herde erarbeitet hat, die eigentlich in seiner Natur liegt. Deswegen kann es durchaus sein, dass es am Anfang manchmal an manchen Tagen aufgeregter oder müder ist als an anderen Tagen.
Tipp Nummer 3 für den Start mit dem ersten eigenen Pferd: Dein Mindset
Achte ab der ersten Sekunde auf dein Mindset und deine Kommunikation. Damit meine ich, dass es wichtig ist mit einer neugierigen, offenen und positiven Stimmung zum Pferd zu kommen. Erwartungen, Ehrgeiz und Perfektionismus zu streichen und im Hier und Jetzt mit dem umzugehen, was dir mit deinem Pferd begegnet.
Sei immer der Fels in der Brandung für dein Pferd und vermittle ihm so, dass du der perfekte und anziehende Ruhepol in dieser aufregenden neuen Welt sein kannst.
Mache dir bewusst, dass auch deine Gedanken und Gefühle sowie die unbewusste Körpersprache Kommunikation sind und du sowohl im Alltag als im Training dein Pferd lesen lernen solltest, so dass ihr immer in einem Gespräch miteinander sein könnt.
Wenn du Punkte sammeln willst: Dann entwickle gleich ein paar Rituale mit deinem Pferd, weil Gewohnheiten für Pferde etwas entspannendes und schönes haben.
Dazu findest du HIER einen Podcast mit der „Freundschaftsformel“
Schneller TIPP für die ersten Tage
Besuche dein Pferd anfangs ohne etwas zu wollen, aber sei dir gleichzeitig deines Raumes bewusst. Unaufgeregt und klar. Wenn du also zu deinem neuen Pferd gehst, stellst du dir den Raum um dich herum wie eine schillernde weiche Blase vor, die dich umgibt. Sie gehört dir und du entscheidest wie klein oder groß diese Blase ist.
Sei dir der Blase zu 100% bewusst und sage deinem Pferd freundlich und klar, wenn es unerlaubt in diese Blase eindringt. Das wird dein Pferd spüren, es wird es verblüffen und ihm zeigen, dass du weißt, wer du bist und deinen Platz mit kleinen Gesten und innerer Sicherheit zu beanspruchen weißt. Gleichzeitig darf auch dein Pferd eine Blase um sich herum haben.
Sie schillert auch und ist ebenfalls weich und zart. Dein Pferd entscheidet am Anfang ebenfalls mit, wann du in seine Blase darfst. Wenn es den Kopf abwendet oder ihn dir nicht zustreckt – wenn es einen Schritt weggeht oder sich leicht anspannt, wenn du dich näherst usw., sagt es dir damit, dass du noch nicht in seine Blase darfst. Habe Geduld, gehe wieder einen Schritt zurück, sei da und lass deinem Pferd Zeit. Es wird – je nach Charaktertyp schneller oder langsamer – neugierig werden und seine Blase irgendwann nach und nach für dich öffnen. Aber es merkt von Anfang an, dass du eine gute Kommunikation beherrschst.
Ein Plan für die ersten Wochen mit dem ersten eigenen Pferd
Du kannst tausend verschiedene Sachen mit deinem eigenen Pferd machen, deswegen ist dieser Plan natürlich nicht in Stein gemeißelt, sondern nur eine Idee von vielen, wie du die ersten Wochen verbringen kannst.
Schnapp dir das, was du daraus für dich anwenden kannst und möchtest und passe ihn vor allem an die Persönlichkeit deines Pferdes und deine eigenen Ideen an, so dass ihr beide einen schönen Start miteinander habt.
Manche Pferde sind introvertierter und brauchen vielleicht länger. Manche Pferde sind eher extrovertiert und offener und wollen schneller Kontakt und Action in ihrem neuen Pferdeleben.
Erstes eigenes Pferd – Woche 1
Besuch dein Pferd einfach so oft wie möglich und setze dich zu ihm. Warte und sei einfach da. Gehe nicht hin und fordere es nicht, sondern überlass ihm zu dir zu kommen und sich mit dir zu beschäftigen. Du begrüßt es dann auf eine pferdische Art und Weise, in dem du eine einladende Körpersprache hast und ihm deine Hand zum Schnuppern reichst. Halte ihm die Hand zur Begrüßung hin und kraule und kratze, wenn es das möchte. Beobachte dein neues Pferd dabei in der Herde, in der Kommunikation mit dir und in seiner allgemeinen Körpersprache.
Erstes eigenes Pferd – Woche 2
Du sagst deinem Pferd wieder höflich Hallo und lässt dir Zeit. Halfterst entspannt auf und holst es auch mal raus. Dann geht ihr spazieren über den neuen Hof und schaut euch alles an. Dein Pferd läuft und du läufst mit. Du bist beim ersten mal nur „Passagier“.
Dann zeigst du ihm beim zweiten oder dritten Mal auch mal die wichtigsten Orte und verbringst dort jeweils Zeit – Putzplatz, Reithalle, Reitplatz, Wege zur Koppel, Tore, Strassen um den Hof herum usw. Du wirst langsam „Führungsperson“ und zeigst die Richtung an.
Beim dritten Besuch putzt du dein Pferd und schlingst auch mal den Strick um den Putzbalken. So lernst du auch kennen, wie dein Pferd ist, wenn es angebunden ist.
Bei all den Besuchen kannst du dein Pferd freundlich beobachten und mehr über seine Persönlichkeit und Trainingsbaustellen im Alltag erfahren.
- Wie lässt es sich führen?
- Kann es Hufe geben?
- Wird es gern geputzt? Wenn ja überall? Oder gibt es Stellen an denen es das nicht mag?
- Ist es neugierig und offen oder eher ängstlich und unsicher?
- Wie reagiert es, wenn es die Trense sieht oder gar den Sattel?
Meine Ninja – 2 Jahre alt – besuche ich jeden Tag auf der Koppel. Wenn sie kommt – was sie fast immer macht – streichle ich sie oder kraule den Widerrist. Wenn sie doch mal einen anderen Plan hat, lasse ich sie in Ruhe. Wir trainieren nicht, sondern üben spielerisch und nebenbei das Fohlen ABC. Ich zwinge sie nie, sondern beobachte sie bei diesen Alltagshandlungen. Wenn ihr etwas schwerer fällt, übe ich das einfach etwas intensiver in den kommenden Tagen.
Erstes eigenes Pferd – Woche 3
Jetzt habt ihr euch im Alltag schon ein bisschen kennengelernt und du kannst dein Pferd ein bisschen besser einschätzen. Ihr könnt vielleicht erste Runden Spazierengehen oder mal auf den Platz und erste kleine Basics des Führtrainings abfragen.
So kannst du abchecken, wie es im Gelände ist und eure Kommunikation auf dem Platz starten. Du kannst schauen, wie es weichen und folgen kann, wie fein seine Reaktionen auf dich sind, wieviel du an Energie geben musst, um eine Antwort zu bekommen und wo Baustellen sein könnten.
Wenn dein Pferd schon ein bisschen älter und ganz gut angekommen ist, kannst du in der dritten Woche auch mit dem ersten Training anfangen. Du kannst beispielsweise in die Kommunikation auf dem Platz starten oder (wenn es entspannt ist und du dich gut damit fühlst) eine erste kleine Runde um den Hof drehen.
Das ist dann dein Startpunkt in die Bodenarbeit. Wenn du die Basics aus dem Führtraining und erste Handarbeit abgeglichen hast, kannst du mit kleinen Longeneinheiten und den höheren Gangarten anfangen. Dabei kannst du dein neues Pferd immer beobachten und schauen, ob es gut in der Balance ist, ob ihm alle Lektionen leicht fallen und ob es körperlich wie mental bereit zum Reiten sein könnte.
Jeden neuen Schritt gehst du erst, wenn der vorhergehende verlässlich wiederholbar klappt. So bist du immer auf der sicheren Seite und kannst sowohl dich wohlfühlen, als auch deinem Pferd ein gutes und sicheres Gefühl mit eurem Training geben.
Wenn du dein Pferd schon länger hast, nutze all diese kleinen Schritte gerne immer wieder um dein Pferd noch bewusster und intensiver zu beobachten, besser einzuschätzen und kennenzulernen.
Erstes eigenes Pferd – Woche 4
Je nach Stand der Kommunikation und der Persönlichkeit deines Pferdes, kannst du jetzt alles aus Woche 3 ausbauen und beispielsweise längere Runden Spazierengehen oder intensivere Lektionen bei der Bodenarbeit machen. Richtung Gelassenheitstraining, gymnastikzierende Dressurarbeit und andere Sachen denken.
Oder auch mal eine Runde im Sattel mit deinem Pferd drehen schauen und checken wo ihr Reiterlich miteinander steht, ob die Ausrüstung passt und ihr in Harmonie immer weiter gehen könnt miteinander.
Das würde ich dann noch ein paar Wochen so ausbauen und in einem Mix aus Chillout-Zeit, Besuchen,. Reiten und Bodenarbeit das Kennenlernen vertiefen und die inneren wie äußeren Baustellen deines Pferdes kennenlernen und eure Kommunikation verfeinern. Wenn ihr da auf Probleme stosst oder du mehr Input brauchst, kannst du dir dann einen guten und feinen Trainer dazuholen, der euch unterstützt und weiter miteinander ausbildet.
Trainer und Beritt für dein erstes eigenes Pferd
Zum Trainer und Beritt – habe ich dir hier noch einen ausführlichen Artikel geschrieben
Denn es ist unglaublich wichtig, dass wir uns nicht einfach irgendjemanden holen, sondern einen Ausbilder, der so fein und sanft ist, wie wir das selbst auch sein wollen.
Die Chance, dass wir über ihre Seele, ihren Körper oder ihren Schmerz hinwegtrainieren – wenn wir uns von Anfang an mit Druck durchsetzen – ist leider sehr groß. Deswegen denke und trainiere immer kleinschrittig, lösungsorientiert und fokussiert und kehre immer wieder zur Basis zurück, wenn etwas nicht klappt. Erhöhe nicht den Druck, sondern ändere das Setting, deine Signale oder die Lektion und deren Aufbau. Wenn etwas nicht funktioniert mit deinem neuen Pferd – selbst wenn es beim Vorbesitzer kein Problem war – sei nicht frustriert oder verärgert, sondern forsche nach, gehe einen Schritt zurück und sieh es als Kommunikationsversuch deines Pferdes an.
Wenn wir ihnen von Anfang an erlauben mit uns zu reden, werden wir vielleicht manchmal Dinge hören, die wir nicht hören wollten, aber wir können wirklich eine vertrauensvolle und echte Beziehung zu entwickeln. Wenn wir über diese erste Kommunikation in der Anfangszeit mit Druck hinweggehen und unseren Willen immer durchsetzen, bekommen wir das Fahrrad und nicht den Freund.
Ich wollte dir nur noch einmal danken für den tollen Artikel! Ich bin zwar schon stolze Besitzerin einer Quarter Horse Stute, einem Shetty und einem Hannoveraner Wallach. Aber ich möchte mich auch in dem Namen meiner Schwester bedanken die jetzt ebenfalls ein Pferd besitzt. Ich bin einfach froh das mir diese Internet Seite bei Rat und Tat zur Seite steht. Ich finde deine Ansichten Klasse, denn wenn ich manch andere Reiter im Reitstall angucke, behandeln diese ihre Pferde wie Sportgeräte. Wenn das Pferd Mal nicht will gibt es gleich ein kräftigen Schlag mit der Gerte. Ich reite zwar auch Turniere und trainiere mein Pferd, aber nicht so!
Hey liebe Lilly, das freut mich sehr und ich danke dir für deine lieben Worte ❤️ Alles Liebe, Petra
Hallo Petra,
Ich bin Lisa die Freundin von Leni die dir auch schon geschrieben hat sie hat dir ja auch schon von Marie erzählt und diese Erzählung will ich fortführen . Vor ab noch eine Frage wie viel Geld kostet ein Pferd ungefähr im Monat da ich meiner Mutter ein Budget nennen muss ? Wir haben eine Osteopaten am Stall mit der ich gesprochen habe und sie hat gesagt dass Marie in circa einem halben Jahr nicht mehr reitbar sein wird da sie keine Beinmuskulatur besitzt, man müsste mit richtigen Training sofort anfangen ihre Muskeln wieder aufzubauen und viel Geduld mit ihr haben , meine Mutter zögert aber noch ob sie sie kaufen möchte da wir wenig Reiterfahrung und wenig Theoriewissen haben.Wie ist deine Meinung dazu? Liebe Grüße Lisa
Ps: Danke für den Tipp mit der Trainerin ich habe sie schon angeschrieben
Hey liebe Lisa, ich finde großartig, dass du ihr helfen willst. Zu deiner Frage – das ist ein bisschen individuell – weil das Pferd ja einige körperliche Themen hat, wird es sicher anfangs teurer sein. Ich habe einen Artikel dazu geschrieben, da findest du einige Fakten – schau mal hier:
https://www.pferdefluesterei.de/erstes-eigenes-pferd/
Und hier noch was zum Lesen für dich: https://www.pferdefluesterei.de/dein-eigenes-pferd-6-dinge/
Alles Liebe, Petra
Liebe Petra,
ich liebe deine Artikel und die Podcastfolgen und möchte mir vielleicht einen kurzen Ratschlag von dir einholen;)
Eine Freundin von mir reitet in einem Reitstall mit Schulbetrieb. Sie hat dort eine Reitbeteiligung und reitet jetzt knapp 2 Jahre. In diesem Stall steht auch eine Stute . Sie heißt Marie.
Marie ist eine Andalusierstute und ziemlich rangniedrig. Sie hat zwei dicke Narben am Rücken da sie von der Herde in einen Stacheldrahtzaun gedrängt wurde. Marie ist eine sehr sensible Stute ( habe sie selber kennengelernt). Das Problem: sie hat 9 Reitibeteiligungen wird im Schulbetrieb oft eingesetzt und mit Ausbindern geritten. Wenn man ihr zuschaut sieht man einfach puren Wiederstand. Sie wehrt sich gegen die Ausbinder galloppiert mit hochgerissenem Kopf. Sie ist ein „Einmann“ Pferd und braucht eine Bezugsperson. Sie ist krank, hat Probleme im Magen und man sieht ihre Rippen. Die Hufe sind trocken und bröckeln ab. Es ist schlimm. Der Reitlehrerin geht es nur ums Geld nicht um das Wohlbefinden des Pferdes. Marie steht in einer Innenbox mit Koppelgang. Marie vertraut meiner Freundin komplett. Wenn Sie Maries Namen ruft kommt sie sofort angetrabt. Meine Freundin( ich nene sie Lisa) sollte auch einmal Marie aus der Halle nachdem sie sich ausgetobt hat reinholen. Lisa kam in die Halle wollte das Hlfter hohlen und Marie ging ihr ohne eine Aufforderung hinterher. Als Lisa das bemerkte ist sie losgerannt und wollte schauen ob Marie ihr auch im Trab folgt. Das tat sie. Marie hat sich schon ihren Besitzer ausgesucht;) Sie und ihr Mutter überlegen sich sie zu kaufen . Das Problem ist, das sie krank ist und das ist auch teuer. Sie ist ein sehr sensibles Pferd, schwer zu reiten. Ich denke ja, dass Marie viel gelassener wird wenn man ihr zeigt das Reiten auch anders geht. Meine Freundin hat keine Ansprüche ,möchte ihr einfach nur helfen und ihr Seelenpferd pflegen. Marie ist wie ausgewechselt bei ihr. Es würde sie glücklich machen wenn sie einfach nur spazieren gehen könnte mit ihr .Sie möchte ihre Reitlehrerin auch nicht unterstützen ,doch wenn sie jetzt zu einem anderen Stall gehen würde könnte man Marie nicht helfen.Sie hätte die Zeit, ihre Mutter würde sie unterstützen . Sie bräuchten noch einen guten Trainer ( hast du einen Tipp in der Nähe München?) .Sie möchte auch keine Reibeteiligung auf ihr, da ihre Reitlehrerin nach dem Motto :“ fertig machen,Ausbinder rein ,losreiten geht“ . Sie möchte Maries vertraune nicht missbrauchen, andererseits möchte sie auch mehr Zeit mit ihr verbringen,aber eine Pflegebeteiligung möchte ihre Reitlehrerin nicht . Es macht sie und mich so unfassbar wütend und traurig, und wenn es nach ihrem und dem herz ihere Muttter ginge hätten sie Marie schon längst gekauft. PS: Meine Freundin ist bereit alles Wissen aufzusaugen und dazuzulernen.
Nun wissen sie nicht ob sie sie kaufen sollen.
Hast du Tipps für uns?
Ganz liebe Grüße
?❤
Hallo liebe Leni, letztlich kann ich euch keinen konkreten Ratschlag geben, denn ich kenne Lisa und ihre Mutter nicht und auch nicht ihren Geldbeutel. Aber wenn ich deine Nachricht lese bekommt alles in mir eine Gänsehaut und ich habe ein klares Bauchgefühl, was ich tun würde, wenn ich Lisa wäre. Deine Freundin hat einen wunderschönen ersten Ansatz in sich: Sie will Marie das Glück zurückschenken und sie hat keine Erwartungen. Genau das ist der beste Punkt, um mit einem Pferd loszulaufen und vielleicht viel mehr zurückzubekommen, als sie auch nur erahnen kann. Ich mache gerade eine Diagnostische Magentherapie mit meiner Stute (Kostenpunkt: Gastrogaard für 6 Wochen 2500 Euro), danach wird es Magenkräuter geben (die halten sich im Rahmen). Hufpflege und Hufumstellung – alle 4 Wochen Hufpflege am Anfang – Kostenpunkt 50 euro pro Hufpflege Einheit. Da Marie so dünn ist, wäre vielleicht auch eine Wurmkur nötig, Darmsanierung (kann man mit Kräutern und Flohsamen als Kombi machen), dann Neustart. Am Besten kleine schöne Herde und gut gepflegter Offenstall. Keine Ausbinder mehr, biomechanisch sinnvolles Training um Muskeln aufzubauen und dann schauen, ob sie irgendwann geritten werden will. Das kostet Zeit, Liebe und Geduld – Bis ihre gesundheitlichen Themen herausgefunden sind auch Recherchen und Geld. Aber alles ist machbar. Ich will es nur so deutlich schreiben, damit deine Freundin ahnt, dass auch finanzielle Themen auf sie zukommen können. Kann auch sein, dass das alles nicht nötig ist und sie gesundet, wenn sie keinen Stress mehr hat, emotional und körperlich nicht mehr so missbraucht wird (entschuldige meine Wortwahl, aber wie die Reitlehrerin mit dem Pferd umgeht macht mich unglaublich wütend) und die Magentherapie nicht nötig ist. Das kann man Anfangs beobachten. Zu deiner Frage: Ob sie sie kaufen sollen, muss ihr Herz und auch ihr Geldbeutel entscheiden. Als Trainerin im Raum München kann ich euch Alessa Neuner sehr ans Herz legen. Sie ist liebevoll, Pro Pferd und arbeitet sowohl gesundtsfördernd als auch mit positiver Verstärkung und ist ausgebildete Pferdeostheo. Google sie einfach :-) Ganz liebe Grüße und viel erfolg bei eurer Entscheidungsfindung. Ich weiß, was ich Marie wünsche :-) Petra
Vielen Lieben Dank Petra für deine mega ausführliche Antwort!!❤❤
Hi Petra, ich ich finde es so toll wie du schreibst und ich liebe deine Website. In meinem Stall wird ein Schulpferd wahrscheinlich über kurz oder lang verkauft, Ich glaube weil es kein Bock mehr auf Schulbetrieb hat und ich würde es so gerne kaufen, weil ich es einfach liebe auf ihm zu reiten und es einfach so Spaß macht. Aber natürlich braucht man viel viel Erfahrung für ein eigenes Pferd und ich reite„erst“ so circa zwei Jahre (hab verschiedene Höfe ausprobiert und bin jetzt in einem richtig tollen Stall) aber ich liebe ihn und will nicht dass er verkauft wird und ich ihn nicht mehr reiten kann.
Lg Liss
Ich drücke dir fest die Daumen – wenn du ihn dir leisten kannst, wenn du dir Hilfe holen kannst und bereit bist, dich richtig richtig reinzufuchsen, kann das gut gehen :-) Ganz liebe Grüße, Petra