Feiner Reiten dank Biomechanik! Wie du dein Pferd gesund Reiten kannst

Karin Kattwinkel erklärt dir alles über das korrekte Reiten und wie es den Bewegungsapparat des Pferdes beeinflussen kann, was du mit deinem Körper beim Reiten bei deinem Pferd bewirkst, wie sehr du die Biomechanik als Reiter beeinflussen kannst und was gutes Reiten ausmacht.
Gesundes Reiten

2 3 In diesem Artikel:

Pferde sind eigentlich nicht fürs Reiten gemacht. Da sind wir uns vermutlich einig. In der freien Wildbahn trägt das Wildpferd ja niemanden durch die Gegend. Wenn wir uns also auf diesen Rücken setzen wollen, müssen wir dem Pferd dabei helfen uns gesund tragen zu können.

Gesund Reiten – so gehts!

„Gutes Reiten hält mein Pferd gesund“ schreibt die Pferdetrainerin und Gesundheitsexpertin Karin Kattwinkel in ihrem Buch. Du kennst sie vielleicht von verschiedenen Events – Karin ist die mit den bemalten Pferden.
Karin Kattwinkel und Anni - Pic by: Ronny Kallenbach

Karin Kattwinkel und Anni – Pic by: Ronny Kallenbach

Das ist unglaublich faszinierend, weil du dank der Bemalung genmau erkennen kannst welcher Knochen oder Muskel sich bei deinem Pferd wie genau bewegt. Im Artikel erkläre ich dir zusammen mit Karin Kattwinkel die wichtigsten Basics für gesundes Reiten.

So ist die Rückenanatomie des Pferdes von Natur aus gebaut

Sie sind aufs stundenlange Grasen und Vorwärtslaufen ausgerichtet von der Natur. Das ist also ein ganz großer Punkt in Sachen Biomechanik, den wir uns bewusst machen müssen. Das bedeutet nämlich, dass die Pferde ziemlich viel ihres Eigengewichtes ohne größere Muskel-Anstrengungen tragen können, sonst wäre das ganze Grasen und Laufen auf Dauer viel zu anstrengend. Im Steppengras steckt nicht allzuviel Energie.

Da darf das Fressen und Überleben auch nicht Ballzuviel Energie verbrauchen. Deswegen können Pferde auch mit einem langen und zum Boden gesenkten Hals kraftsparender Laufen, was ihre ganze Muskelarbeit betrifft, als mit einem nach oben gestreckten Kopf.

[the_ad_group id=“1036″]

So bleibt der Pferderücken gesund

Was sagt dir also die Logik? Wenn dein Pferd in einer guten Haltung unter dir als Reiter läuft, dann schont es sein Skelett und seine Muskeln. Dann kann es auch besser untertreten und seinen Rücken aufwölben und dann fängt es an dich mit seinen Muskeln zu tragen und nicht mit seinen Knochen. Das wird es auf Dauer gesund halten.

Gesundes Reiten

3 Punkte für gesundes Reiten

Deswegen brauchst du vor allem drei Sachen beim gesunden Reiten:

  1. Vorwärts-Abwärts
  2. Eine aktive unter den Schwerpunkt tretende Hinterhand
  3. Losgelassenheit

Das erreichst du aber nicht, indem du dein Pferd zusammenzurrst mit Ausbindern oder indem du „vorne hältst“ und „hinten treibst“ – wie es in vielen Reitschulen gerne mal unterrichtet wird. Das hat nichts mit Versammlung oder gesundem Reiten zu tun, sondern ist einfach nur eine unbequeme Zwangshaltung für dein Pferd, das es auf Dauer verkrampfen lässt.

Einfach nur lockerlassen ist aber auch keine Lösung. Da werden die Muskeln und der Rücken gar nicht gefordert, die Pferde „fallen“ gerne auf die Vorhand und belasten sie einseitig und das wiederum schadet auf Dauer dem Rücken.

Du kommst aber auch nicht weiter, wenn du dich nicht mit der natürlichen Schiefe deines Pferdes beschäftigst und auch daran arbeitest es geradezurichten und du musst auch an dir selbst, deinem Gefühl und deinem Reitersitz arbeiten.

Wenn du einfach nur auf den Pferderücken hopst und dich gar nicht um Schwung, Versammlung, gutes Muskeltraining und feine Gymnastizierung kümmerst, kommt in aller Regel irgendwann die berühmte Trageschwäche. Das, was kein Reiter haben will.

So erkennst du die Trageschwäche

„Brustkorb und Rücken sind nach unten abgesackt. Dabei werden die Brustmuskeln überlastet und die Nackenmuskeln überdehnt. Die Schulterblattmuskeln verkrampfen, um Stabilität zu erreichen. Die Kruppemuskeln ziehen, um den Rücken von hinten anzuheben. Die Hinterhandmuskeln ziehen, um das Becken zu stabilisieren und sind oft übermäßig stark entwickelt. Oft ist die Trageschwäche verbunden mit Blockierungen in der Halsbasis und den Nackengelenken.“ (Zitat Karin Kattwinkel)

Gesundes Reiten

Du brauchst also ein Pferd, das seine Muskeln gut einsetzt und benutzt und seinen Rücken nicht festmacht. Du kannst deinem Pferd dabei auch wieder mit Gymnastizierendem Training helfen und die Bauchmuskeln trainieren, weil die Bauchmuskeln sozusagen der Gegenmuskel zum Rückenmuskel sind und auch dabei helfen können den Rücken zu heben.

HIER gibt es einen Artikel zum Thema Dressur und warum sie so wichtig ist

HIER beschäftige ich mich mit dem einen großen Buchstaben, der im Pferdetraining eine wichtige Rolle spielt – L wie Loslassen und noch viel mehr

[the_ad_group id=“1029″]

Wie kannst du den Rücken des Pferdes stärken?

Du kannst mit deinem Pferd natürlich an seinem Rücken arbeiten. Beim Training ist es wichtig, dass du darauf achtest, dass es den Kopf auch mal loslassen und vorwärts-abwärts laufen kann.

Du kannst mit Körperbändern und Balance Pads an seiner Balance und seinem Körpergefühl arbeiten.

Und du kannst zum Beispiel:

  • Viele Übergänge zwischen den Gangarten trainierst und auch innerhalb der Gangarten Tempowechsel einbauen
  • Stangentraining einbauen in euren Trainingsalltag – HIER gibt es ein grandioses Buch zum Thema „Stangentraining“
  • Viel Zeit im Gelände verbringen – Gerade aus, Bergauf, Bergab
  • Dehnende und Streckende Zirkuslektionen wie das Kompliment oder das Verbeugen einbauen
  • Schulterherein und Kruppeherein trainieren

Die natürliche Schiefe und warum sie ein Thema für jeden Reiter sein sollte

Pferde sind schief! Wir Menschen sind aber auch schief. Da kommen also zwei schiefe Persönlichkeiten zusammen, wenn wir unsere Pferde reiten. Es ist deswegen unglaublich wichtig, dass wir uns der Schiefe bewusst sind, die Biomechanik der Pferde kennen und daran dann Training und unser Reiten anpassen.

Was bedeutet Schiefe

Schief = Die Linke und die rechte Körperseite sind nicht symmetrisch, gleichstark oder gleich gut.

„Mit der natürlichen Schiefe ist die Asymmetrie gemeint, die jedem Wirbeltier zu eigen ist und die dann dem Pferd Probleme bereitet, wenn es eine Last auf dem Rücken tragen muss. Geraderichten ist ein lebenslanger Prozess und kein Abarbeiten von Übungen. Es gehört zunächst das Verständnis dazu, welches überhaupt die kürzere und welches die längere Körperseite des Pferdes ist und welche Folgen das hat. Schon das können viele Reiter nicht sagen. Und damit wissen sie beim Reiten meiner Meinung nach nicht was sie tun. Die meisten Reiter verstärken leider die Schiefe des Pferdes durch ihr Einwirken. Viele Rittigkeitsprobleme und Lahmheiten haben da ihre Ursache.“ (Karin Kattwinkel)

In der freien Wildbahn ist die Schiefe für unser Pferd nämlich ziemlich egal. Es kann ja trotz Schiefe fressen, trinken, laufen und gesund durch sein Steppenleben gehen. Aber wenn wir uns auf den Rücken der Pferde setzen, müssen sie uns ja ausbalancieren da oben und dann kommt die Schiefe zum Tragen.

Ein Ziel beim Training muss also sein die Schiefe des Pferdes und die eigene Schiefe soweit geradezurichten, wie es geht. Damit wir und das Pferd uns gegenseitig nicht schaden. Ist das Pferd nämlich schief beim Reiten, dann kann es sich ja nicht gleichmäßig biegen, wenn wir zum Beispiel Kreise oder Kurven reiten und es kann sich nicht gleichmäßig ausbalancieren – was wiederum bedeutet, dass es seine Wirbelsäule, Sehnen und Gelenke einseitiger belasten wird und das macht auf Dauer nicht gesünder.

[the_ad_group id=“1038″]

Wie kannst du die Schiefen praktisch geraderichten?

  1. Ganz einfach: Viel im Schritt und Trab durchs Gelände reiten
  2. Spaziergänge im Gelände durch Stock und Stein – viel geradeaus und viel Abwechslung für beide Körperseiten schaffen beim Spaziergang
  3. Hinterhandwendungen
  4. Gymnastizierung
    1. Große gebogene Linien laufen und die gebogenen Linien verkleinern und vergrößern
    2. Handwechsel oft einbauen, damit das Pferd beide Seiten trainieren muss
    3. Achten trainieren
    4. Schulter herein und Kruppe herein trainieren – und von einem zum anderen wechseln

Du musst und kannst natürlich auch an dir und deinem Sitz arbeiten. Auch du bist schief und bringst ein körperliches Päckchen mit, wenn du dich auf den Rücken deines Pferdes schwingst. Außerdem kannst du deinem Pferd mit einem guten Sitz seinen Job als Reittier total erleichtern.

[the_ad_group id=“1002″]

Was macht einen guten Reitersitz aus?

Das sagt Karin Kattwinkel: Der Sitz des Reiters kann als Basis für gutes Reiten gesehen werden, denn nur aus dem korrekten Sitz heraus kann eine korrekte Einwirkung auf das Pferd erfolgen und können alle Hilfen ohne Kraftaufwand gegeben werden. Reiten als Sport oder Freizeitbeschäftigung betrachtet, stellt hohe Ansprüche an die körperliche Fitness, Koordination und Beweglichkeit des Reiters.

Zu den körperlichen Voraussetzungen bedarf es zusätzlich eines gesunden Menschenverstands, mentaler Stärke und Einfühlungsvermögen, um schwierige Aufgaben oder unvorhergesehene Situationen mit seinem Pferd zu meistern. Diese Gesichtspunkte betrachtend ist Reiten ein sehr komplexer Sport.

  • Wir brauchen körperliche Fitness (Ausdauer und Muskeltraining)
  • Wir brauchen eine gute Koordination und Beweglichkeit
  • Außerdem brauchen wir als Reiter ein hohes Maß an Körperwahrnehmung und Körperbewusstsein, um die entsprechende Muskulatur, wie zum Beispiel die Rücken- und Bauchmuskulatur für den Reitersitz, situationsgerecht aktivieren oder deaktivieren zu können
  • Und wir brauchen die richtige Mentale Einstellung und innere Stärke und Gelassenheit, um dem Pferd immer Sicherheit zu vermitteln

Viele Probleme zwischen Pferd und Reiter resultieren oftmals auf mangelnder Körperbeherrschung und Körperwahrnehmung des Reiters.

Bei allen Sitzarten ist es wichtig, dass der Reiter den Sitz nicht als starre Position versteht, sondern eher als einen dynamischen Prozess.

Der Reiter muss sich zunächst selbst auf dem Pferderücken zwanglos ausbalancieren können, um elastisch in die Bewegungen des Pferdes mitgehen zu können. Dieses Mitgehen in der Pferdebewegung kann auch so verstanden werden, dass der Reiter den Rhythmus des Pferdes fühlen und aufnehmen muss. Nur der Reiter, der im Rhythmus des Pferdes ist, kann den Rhythmus durch die Hilfengebung verändern und somit Einfluss auf die Bewegungsrichtung, das Tempo, die Gangart und die Körperhaltung des Pferdes nehmen.

[the_ad_group id=“1036″]

Warum Gefühl das A und O ist beim gesunden Reiten

Was du auch brauchst beim guten Reiten ist ganz viel Gefühl

  • Gefühl für die Seele deines Pferdes
  • Gefühl für die Stimmung deines Pferdes
  • Gefühl für die Bewegungen deines Pferdes
  • Ein Bewusstsein und damit auch das Gefühl dafür, wo sich gerade welches Bein befindet und was es genau macht
  • Ein Gefühl für feine und korrekte Hilfen
Übrigens ein BUCHTIPP zum Thema: „Reiten aus der Tiefe des Herzens“ von Jenny Rolfe – MEHR über das Buch erfährst du übrigens HIER

„Leider kommt uns die Fähigkeit des „Fühlens“ immer mehr abhanden“, sagt zum Beispiel auch die Buchautorin Karin Kattwinkel. Sie hat das Buch „Gutes Reiten hält mein Pferd gesund“ geschrieben. 

„Durch Computer, Internet und Fernsehen werden vor allem unsere visuellen Sinne gefördert, unsere Fähigkeit Dinge zu erspüren, wird dagegen nur noch selten benötigt und verkümmert regelrecht.“

Das kannst du zum Beispiel üben, indem du auch mal kurz die Augen beim Reiten zumachst und einfach nur in die Bewegungen deines Pferdes reinspürst.

„In der Bewegung schwingen Rumpf und Rücken des Pferdes, der Rücken hebt und senkt sich dabei insgesamt. Die Rückenbewegungen sind von den Stützbein- und Vorführphasen der einzelnen Pferdebeine abhängig. Auf der Seite des gerade stützenden Hinterbeines wird der Rücken zum Beispiel immer ein wenig mehr angehoben, während er sich auf der Seite des gerade abfußenden Hinterbeines immer ein bisschen mehr senkt und dort auch während der gesamten Vorführphase des Hinterbeines niedrig bleibt“ (Karin Kattwinkel)

Tipp: Du kannst dir jemanden dazu holen, der dich am Boden begleitet und dein Pferd führt. Dann machst du die Augen zu und versuchst einfach nur zu fühlen, wie sich dein Pferd bewegt, wie sich seine Bewegungen anfühlen und dann herauszubekommen, welches Bein dein Pferd gerade bewegt. Die Person am Boden kann dir dann sagen, ob du richtig liegst.

Das ist super für die korrekte Hilfengebung, damit du lernst dann zu treiben oder Hilfen zu geben, wenn dein Pferd gerade mit dem gewünschten Bein abfusst und nicht davor oder danach – denn dann wird dein Pferd deine Hilfen auch umsetzen können und als sinnvoll wahrnehmen.

HIER findest du noch einen Artikel zum Reitersitz und warum er so unglaublich wichtig ist

Natürlich war das alles jetzt nur die Spitze des Eisbergs und ein kleiner Anreißer. Gesundes Reiten ist ein weites und riesiges Feld, aber wir haben dir zumindest schon mal die wichtigsten Punkte und Fakten zusammengefasst. Unabhängig von dem Wissen im Artikel hier, bleibt dir als Aufgabe natürlich noch immer mehr zu lesen, zu trainieren, einen guten Reitlehrer für dich und dein Pferd zu finden, Kurse zu besuchen und Lehrvideos zu gucken – dich also immer weiter und tiefer fortzubilden.

Hier noch ein paar Lesetipps auf dem Weg zum gesunden Reiten

  1. „Von Rosen und Bojen: Die 10 besten Bilder für den perfekten Sitz“ – du bekommst das eBook HIER

  2. „Reiten im Sinne des Pferdes“ – Du bekommst das Buch HIER
  3. „Reiten aus der Körpermitte“ – MEHR über das Buch erfährst du HIER
  4. „Reiten aus der Tiefe des Herzens“ – MEHR über das Buch erfährst du HIER
  5. „Gutes Reiten hält mein Pferd gesund“
[the_ad_group id=“1002″]

Wie ist deine Meinung?

Wie hilfreich findest du diesen Beitrag?

Bitte klick auf die Sterne zum Bewerten.

Durchschnittliche Bewertung: / 5. Stimmenzahl:

Noch keine Bewertungen - was meinst du?

Oh je, wie schade, dass dir der Text nicht weitergeholfen hat.

Was stimmt denn nicht damit?

Magst du uns sagen, was gefehlt hat, oder was du erwartet hast? Was müsste der Text liefern, um dir weiterzuhelfen?

Wen könnte er interessieren? Leite ihn super gerne weiter:

2 Kommentare

  1. Munira Mensah-Salonja

    Super ,mir ist das schon bekannt. Doch leider beschäftigen sich viele nicht mit der Anatomie.

    Antworten
    • Petra

      :-)

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner