Du hast die Wahl! Du kannst laut und grob in ein Gespräch starten oder freundlich und höflich. Du kannst brüllen und wirst dein Pferd doch nicht erreichen oder du flüsterst und dein Pferd hört jedes Wort. Denn es geht nicht nur darum, was du sagst, sondern auch wie du es sagst.
PFERNETZT ist DER Event für Pferdemenschen. Er findet auch 2019 wieder auf der Fohlenweide in Fulda statt – vom 25.-26. Mai. Dort dreht sich 2 Tage lang alles um pferdefreundliches Training, Vertrauen, Bindung, Motivation und gesunde natürliche Pferdehaltung. Von der artgerechten Fütterung, über Facts zu Pferdeanatomie und Stoffwechsel bis zu gesunderhaltendem und feinem Training für dein Pferd. Knapp 20 Trainer teilen dort ihr Wissen in vielen vielen Fachvorträgen mit dir.
Tickets für PFERNETZT 2019 bekommst du HIER
Hier kannst du dir ein Video vom letzten Event anschauen:
Dein Wissen um die richtige Körpersprache wird auch darüber entscheiden, ob du nur den Körper oder auch Kopf und Herz deines Pferdes erreichst. Willst du eine echte Verbindung zu dem Lebewesen Pferd, Vertrauen, Partnerschaft, Kommunikation und Achtsamkeit?
Wenn es dir um den Tanz geht mit dem Pferd und die Energie, den Takt, den ihr beide miteinander entwickeln könnt, dann habe ich einen spannenden neuen Ansatz für dich, der dir auf diesem Weg zu deinem Pferd Inspiration sein kann.
Wie du zu einer skytischen Kriegerin werden kannst
Okay, du musst keine Kriegerin werden. Aber du kannst den Stolz, die Kraft und den Mut einer skytischen Kriegerin in dir entdecken. Und das kann ich dir versprechen: Das wird dein Pferd an dir schätzen und lieben. Sofort. Ich werde dich jetzt also mitnehmen auf eine Reise in die Kampfkunst, in die innere Mitte und zu dem, was für dein Pferd wirklich zählt: Dein Fokus und deine Standfestigkeit.
Ich war am Wochenende bei einem Kurs der Pferdetrainerin, Weltmeisterin im Natural Horseback Archery (berittenes Bogenschiessen) und Apassionata-Star Pettra Engeländer. Ihre Methode basiert im Grunde auf den Gedanken des uralten Reitervolkes der Skyten, der Kelten, Mongolen und der Indianer verbunden mit Tanz, Horsemanship und Kampfkunst.
Es geht darum durch verschiedene Techniken, von Tanz über Aikido und Ringen bis zum berittenen Bogenschießen, die innere Mitte zu finden und aus dem eigenen Zentrum heraus zu agieren. Ein bisschen erinnern mich diese Gedanken an Mark Rashid.
Einen Bericht zu einem Kurs von ihm findest du HIER
Und ich kann dir sein Buch “Denn Pferde lügen nicht” wärmstens ans Her legen – einfach HIER klicken um mehr darüber zu lesen.*
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Dafür wird dein Pferd dich lieben! Wie du Ruhe, Sicherheit und klare Körpersprache lernen kannst
Im ersten Teil dieser Serie, werde ich dir erzählen wie wir in der Horseback Archery gelernt haben, an Standfestigkeit und dem unabhängigen Sitz zu arbeiten und warum das so wichtig ist für dein Pferd, um dir wirklich vertrauen zu können.
Vertrauen zwischen Pferd und Mensch
Zwischen Pferd und Mensch gibt es ständig eine Art Resonanz – wie Energie. Egal ob mental oder körperlich – wie ein Band. Es kann fester sein oder lockerer, wir können es zwischendurch verlieren oder bewusst loslassen und wieder aufheben. Dieses Band können wir physisch knüpfen durch ein Seil oder einen Zügel oder den Griff in die Pferdemähne, wir können es aber auch mental knüpfen durch innere Bilder, die wir dem Pferd schicken oder ein Gefühl oder Energie – durch unsere Körpersprache.
Wie das funktioniert? Stell es dir vor. Stell dir ganz genau vor, wie in einem Kinofilm in deinem Kopf, was du als nächstes tun möchtest mit deinem Pferd und schick deinem Pferd dann dieses Bild. Es ist verblüffend, aber es funktioniert.
Ein Beispiel: Du sitzt auf deinem Pferd und willst, dass es rückwärts geht. Du stellst dir ganz genau vor wie du deine Energie nach hinten verlagerst. Dein Fokus geht nach hinten, als ob du Augen in deinem Hinterkopf hättest. Du siehst regelrecht vor dir, wie dein Pferd antritt und einen Schritt rückwärts macht. Stell es dir ganz genau vor. Wie sieht der Kopf deines Pferdes aus, wie hebt es seinen Huf und macht einen Schritt rückwärts. Dieses Bild schickst du deinem Pferd.
Was passiert? Durch deinen Fokus nach hinten und dadurch, dass du dir so genau vorstellst wie es passiert, glaubst erstens du genau daran, dass es passieren wird. Dein Körper reagiert mit minimal fast unsichtbaren Bewegungen, deine Muskeln spannen sich entsprechend an – aber so minimal, dass du es selbst kaum merkst, du verlagerst genauso minimal dein Gewicht und all diese Botschaften kommen beim Pferd an.
Du könntest natürlich auch den Zügel nach hinten ziehen und schnalzen.
In beiden Fällen wird dein Pferd rückwärts gehen – aber einmal warst du laut und grob, du hast seinen Körper mit dem Gebiss nach hinten gezwungen und einmal hast du leise geflüstert und ihr seid wie eine Einheit gemeinsam in die gleiche Richtung gegangen.
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Das ist es letztlich, was wir von der Kampfkunst und dem Bogenschießen für uns und unseren Umgang mit den Pferden lernen können: Körperbeherrschung, Kraft, Energie, Kommunikation und die zielsichere Bewegung im Raum, erklärt Pettra uns während sie einen Pfeil nach dem anderen aus dem Gürtel zieht und in einer flüssigen Bewegung Richtung Scheibe schießt.
Frei Reiten lernen
Dann geht der Kurs los. Wir starten damit, dass wir den „Horse Stands“ lernen – eine sichere Art des Stehens – fest auf beiden Beinen, locker im Knie. Der Begriff kommt tatsächlich in verschiedenen Techniken der Kampfkunst vor, ist aber eigentlich von den Pferden geklaut, erklärt Pettra. Die Kämpfer haben sich diese Art des festen Standes letztlich schon vor Jahrhunderten von den Pferden abgeschaut hatten. Wenn wir lernen sicher zu stehen und das Pferd uns nicht aus dem Gleichgewicht bringen kann, wird es uns dafür respektieren. Denn nur, wer körperlich und geistig in Balance ist, kann auch Gefahren trotzen und in jedem Moment richtige Entscheidungen treffen – zumindest aus Sicht des Pferdes.
Um es zu verdeutlichen – hier ein Bild für dich: Würdest du zu einem Autofahrer steigen, der schon auf dem Weg zum Auto torkelt? Nein?
Dann wirst du sicher auch verstehen, dass dein Pferd ungerne mit dir gehen wird, wenn du schon bei dem kleinsten Versuch von deinem Pferd aus der Balance kommst. Du musst also lernen deine innere und äußere Balance zu finden. Fangen wir doch mit der äußeren an.
Noch mehr Übungen aus der Horse Back Archery für dich zu Hause:
Übung 1 für ein besseres Körpergefühl
Such dir einen Partner und stellt euch nebeneinander. Zwischen dir und deinem Partner ist ein Holzstöckchen. Beide haltet ihr es fest. Jetzt muss jeder von euch versuchen, den anderen durch Bewegungen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Eure Verbindung ist das Stöckchen. Die Bewegungen sollen aus den Fersen und Beinen heraus kommen, nicht aus der reinen Kraft der Arme. Nur wer wirklich in sich sicher steht, kann das Spiel gewinnen.
Übung 2 für ein besseres Körpergefühl:
Das gleiche kannst du mit einer langen Stange versuchen – eine Stufe mehr. Du und dein Partner nehmt die Stange jeweils zwischen euch in eure Handflächen und bewegt euch dann in flüssigen Bewegungen aus der Körpermitte heraus durch die Halle. Es ist wie ein Tanz. Du kannst das auch mit geschlossen Augen machen. Es geht darum zu fühlen und in Kontakt mit dem Gegenüber zu kommen. Umso mehr du dich darauf einlässt, umso mehr wirst du die Gedanken und Richtungswechsel deines Gegenübers fast schon vorausahnen. Es ist faszinierend, wie Druck und Gegendruck dadurch zu einer Kommunikationsform werden, die du aber immer bewusster wahrnehmen kannst.
Genau das wird dir dann auch bei deinem Pferd helfen. Diese Übungen helfen dir zu spüren, dich zu fokussieren, deine Körpersprache zu koordinieren und das alles wiederum wird deinem Pferd das gute Gefühl geben, dass du weißt, was du tust.
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Wie du zu einer mutigen Amazone werden kannst – berittenes Bogenschießen
Dann kommen die Bögen zum Einsatz. Wir lernen, dass wir im Oberkörper gerade bleiben müssen, dass wir mit der „Adlerkralle“ den Pfeil anfassen und einlegen, damit er an der Haut entlang den „Nockpunkt“ treffen kann und, dass wir nach dem Abschießen unseres Schusses in den „Release“ gehen müssen. Das üben wir immer wieder am Boden.
Falls du dich jetzt übrigens fragst, was das alles heißt – mir ging es genau so am Anfang. Letztlich muss man das einfach mal selbst ausprobieren. Das alles zu erklären, würde in einem Artikel zu weit führen. Aber das Bogenschiessen ist faszinierend, macht Spaß und hilft tatsächlich auch bei der Kommunikation mit dem Pferd.
Erst üben wir ohne Pferde am Boden – mit den Zielscheiben, in verschiedenen Abständen. Dann müssen wir mit dem Bogen in der Hand an den Zielscheiben vorbeilaufen und schießen, um ein Gefühl für Timing und Rhythmus und den Ablauf in der Bewegung zu bekommen.
Wir dürfen uns schließlich auf den Rücken der beiden Schulpferde setzen, die Pettra mitgebracht hat. Ein Huzule und ein Quarter-Welsh-Mix. Merlin und Bali. Beide reagieren fein, aber nur dann, wenn der Reiter auch feine aber korrekte Hilfen gibt. Sie testen mit dem ersten Hallo. Merlin schnuppert erst und versucht dann mich mit seinem Kopf wegzuschieben.
Gleich nach dem Aufsteigen zeigt sich, dass die beiden Pferde auch da einen bestimmten Tonfall erwarten. Nur wenn mein Sitz in Balance ist, die Beine lang sind und mein Fokus und damit mein ganzer Körper in die Richtung geht, in die ich möchte folgt Merlin meiner Idee.
Übung für mehr Balance im Sitz:
Such dir einen Partner, der dir vom Boden aus Gegenstände zuwerfen kann. In unserem Fall sind es Schaumstoffscheiben. Dann reite freihändig durch die Halle, lenke dein Pferd nur mit Körper und Gewicht und Schenkelhilfen. Dein Partner wirft dir vom Boden aus immer wieder die Scheiben zu und du musst zurückwerfen. Das schult die Balance auf dem Pferderücken und den unabhängigen Sitz.
Warum? Jeder Schritt muss sitzen, die Bewegungen müssen im Fluss sein und alles muss die Zeit bekommen, die es braucht. In dem Moment, in dem wir schießen muss der Fokus auf dem Ziel sein. Das alles erinnert mich an die Arbeit mit Pferden. Nur wenn wir bedacht, ruhig, gelassen, im richtigen Timing und mit Fokus konzentriert bleiben und dann sofort nachlassen, funktioniert das Training. Beim Reiten ist es genau das Gleiche. Dieser ganze Ablauf funktioniert nur, wenn der Oberkörper gerade bleibt und der Sitz in Balance.
Die Hände sind am Bogen. Sie können gar nicht zum Zügel greifen. Wir können nur über den Sitz und die Beine lenken. Oberkörper und Unterkörper müssen getrennt voneinander funktionieren. Das alles lernen wir durch das Bogenschiessen auf dem Pferd. Und es ist ehrlich gesagt auch ein verdammt cooles Gefühl mit so einem Bogen auf dem Pferd sitzend ein Ziel anzuvisieren. Die Energie geht durch den Arm und den Bogen durch in den Pfeil. Der Körper ist in diesem Moment für einen Bruchteil eine Einheit mit Bogen und dem Pferd. Alles fokussiert sich auf ein Ziel.
Wir dürfen dann auf dem Pferd unseren Bogen in die Hand nehmen und sobald Pettra das Gefühl hat, dass wir die Pferde in der Halle frei auf dem Hufschlag reiten und anhalten können, dürfen wir auch schießen.
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Merlin läuft los auf ein leises Signal, wir laufen an den Zielscheiben vorbei, halten noch einmal an, sammeln uns. Ich gebe ihm ein Signal, er läuft los, ich lege den Pfeil ein, spanne den Bogen an, schieße und..treffe die Wand hinter dem Ziel. Noch eine Runde später. Wieder spanne ich den Bogen an, lasse los – sowohl die Bogensehne, als auch meine Energie, der Pfeil schießt vor und trifft die Scheibe. Ein irres Gefühl. Hätte man mir das zwei Tage vorher gesagt, hätte ich nicht geglaubt, dass ich mit einem Bogen auf dem Pferd freihändig reitend eine Zielscheibe treffe.
Frei Reiten lernen – ohne Amazone zu sein
Jetzt will ich weder eine skytische Kriegerin werden, noch eine Bogen schießende Amazone. Darum geht es mir nicht – auch wenn ich bewundernswert finde, wie Pettra und Martin mit ihren Pferden über 100 Meter und mehr Entfernung Ziele treffen – mir geht es um den guten Sitz und die richtige Körpersprache, um die natürliche Verbindung zum Pferd. Der Kurs ist eine Inspiration und ein weiterer Schritt auf diesem Weg, weil ich wieder ein Stück Wissen und Erfahrung mitgenommen habe.
Vier Punkte aus dem Bogenschießen, die du in den Pferdealltag übernehmen kannst:
- Mache alles in der Geschwindigkeit, die nötig ist – mache langsam
- Setze den Fokus, sei dir im klaren darüber wo du hinwillst und blende alles andere aus
- Achte auf deinen sicheren Stand – egal ob am Boden oder im Sattel
- Gehe in Resonanz zu deinem Pferd – nehme Kontakt auf und kommuniziere mit ihm
Im zweiten Teil erzähle ich dir dann von HorseAiKiDo und wie dir Übungen und Gedanken aus der Kampfkunst zu mehr mentaler Stärke verhelfen können. Außerdem gibt es noch ein ausführliches Interview mit der Pferdetrainerin und Meisterin im Berittenen Bogenschießen – Pettra Engeländer, darüber was Pferde wirklich von uns brauchen und wie wir ein sicherer Ort und gelassener Partner für die Pferde werden können.
6 Kommentare
Hallo liebe Petra,
dieser Artikel war sehr interessant und ausführlich, trotzdem würde ich gern den zweiten Teil lesen.
Du hattest ihn am Ende angekündigt mit “Im zweiten Teil erzähle ich dir dann von HorseAiKiDo….”
Wo kann ich ihn denn finden? Mit der Such-Funktion hat es leider nicht geklappt. Da kommt immer nur dieser Artikel.
Und das Interview? Ist das auch im zweiten Teil oder gibt es noch einen dritten?
Ich weiß, der Beitrag ist schon ein paar Jahre alt, aber vielleicht fehlen ja nur die entsprechenden Links…
Vielen Dank schon mal und liebe Grüße
Helke
Oh – liebe Heike, das werden wir checken. Ich setze meinen Mann (den Technik Tom) darauf an, ja? Alles Liebe, Petra
Guten Morgen,
Ich fand es sehr gut beschrieben und damit kann ich was anfangen. Wir sind Sattler und leben schon 20 Jahre in Portugal, sitze nun 50 Jahre im Sattel und nun habe ich das Bogenschiessen für mich entdeckt. Werde mich nun ins Üben geben denn vor den Erfolg hat der liebe Gott den Fleiss gestellt.
Also wenn Sie mal Lust auf Portugal haben sind Sie hier recht herzlich willkommen
Ich wünsche uns allen eine schöne Zeit Petra Strobel
Liebe Frau Strobel, das klingt sehr schön. Portugal steht auf meiner Reiseliste auf jeden Fall. Dann melden wir uns gerne, wenn es mal soweit sein sollte. Ganz herzliche Grüße, Petra Haubner
Hallo liebe Petra!!
Endlich komme ich mal dazu, dir zu antworten.
Das ist ja ein toller Kurs!!!
Mit Energie und Gefühlen/Gedanken kann man so viel mit Pferden reden. Es ist faszinierend. Man muss nicht “Hallo” rufen, wenn man zu seinem Pferd geht. Es reicht dieses Kribbeln im Bauch und die gedankliche Begrüßung und schon kommt mein Pferd freudig zu mir gelaufen. Kennst du dieses reden mit dem Bauch? Medizinisch gesehen, haben wir da den solar plexus, ein Nervengeflecht, was zu vielen wichtigen Organen zieht. Es gibt Menschen, die daran glauben, dass da der Sitz unseres Unterbewusstseins ist. Man spricht ja auch vom “Bauchgefühl”.
Wie auch immer.. die Ebene, auf der Pferde kommunizieren, ist auf jeden Fall nicht so “banal” wie unsere menschliche Kommunikation sondern da geht ganz ganz viel über Gefühl und Energie. Wir Menschen benutzen diese Kommunikation nur zu wenig.
Deshalb- ein toller Kurs und danke für den interessanten Bericht!
Liebe Grüße und schöne Ostern!
Sarah
Liebe Petra,
ich habe eine Weile lang Aikido gemacht und fand es sehr hilfreich auch im Umgang mit den Pferden. Gerade das Thema Energie umleiten fand ich sehr hilfreich. Ich hätte es gerne weiter gemacht, weil es mir viel zum Thema Körperkontrolle beigebracht hat. Leider konnte ich es dann gesundheitlich nicht mehr weitermachen.
Liebe Grüße
Miriam