Pferdeverhalten verstehen? Geht eigentlich sehr einfach.
Stell dir vor, du könntest dein Pferd nicht nur sehen, sondern wirklich verstehen – von innen heraus. Nicht nur, was es denkt oder fühlt, sondern auch, was in seinem Körper vorgeht. Wenn du weißt, wie die Körpersysteme deines Pferdes arbeiten – von den Gehirnzellen, über das Nervensystem bis zur Neurobiologie – wird alles leichter. Plötzlich erkennst du, warum sich dein Pferd in bestimmten Momenten so verhält, warum es sich verspannt oder entspannt, warum es zögert oder losprescht.
Dieses Wissen ist kein „nice-to-have“. Es ist der Unterschied zwischen reagieren und verstehen. Zwischen „irgendwie klarkommen“ und „echter Partnerschaft“.

In der Pferdewelt kursieren unzählige Mythen.
„Du musst dich nur durchsetzen.“
„Erhöh den Druck, dann gibt das Pferd nach.“
„Wenn du X machst, wird dein Pferd Y tun.“
Klingt simpel. Fast zu schön, um wahr zu sein. Und genau das ist der Punkt: Es ist nicht wahr. Das sind die Sätze, die ich immer wieder gehört habe. Aber: Sie. Waren. Falsch.
Pferde geben nicht NACH. Sie geben AUF.
Pferde sind keine Maschinen. Sie sind Lebewesen – mit Gefühlen, Erfahrungen, einem eigenen Charakter. Sie denken, sie fühlen, sie erinnern sich. Sie reagieren nicht auf Knopfdruck, sondern auf das, was in ihnen vorgeht. Und genau hier fangen die meisten Probleme an.
Wenn wir glauben, dass ein Pferd „nachgibt“, weil wir den Druck erhöhen, dann sehen wir nur die Oberfläche. Was wir oft nicht erkennen: Das Pferd gibt nicht nach. Es gibt auf. Und das ist ein riesiger Unterschied.
Denn Pferde, die nicht aufgeben, haben genau zwei andere Optionen: Kampf oder Flucht. Oder sie frieren ein – der sogenannte Freeze-Modus.
Fight – Flight – Freeze.
Das ist kein „Ungehorsam“. Das ist Stressverhalten.
Wir denken, das Pferd ist stur? Das Pferd ist überfordert. Wir denken, das Pferd ist faul? Das Pferd ist verzweifelt. Wir denken, das Pferd widersetzt sich? Das Pferd hat Schmerzen.
Ja, das tut weh. Weil wir unser Pferd lieben. Aber Liebe allein reicht nicht. Wir müssen auch verstehen. Verstehen, was hinter dem Verhalten steckt und verstehen, wie das Pferd tickt – von innen heraus.
Pferde brauchen keine Dominanz – sie suchen nach einem verlässlichen Partner, der Stabilität gibt. Wenn du der ruhige, sichere Pol in eurer Beziehung bist, wird dein Pferd sich an dir orientieren. Es wird gelassener, aufmerksamer und lernbereiter. Dein Nervensystem beeinflusst sein Nervensystem – und genau hier liegt die große Kraft von innerer Ruhe und bewusster Energie.

Pferdeverhalten verstehen – Die 3 grossen Körpersysteme und warum sie wichtig sind
Pferde sind faszinierende Wesen – hochsensibel, intuitiv und blitzschnell in ihren Reaktionen. Sie nehmen die Welt auf eine völlig andere Weise wahr als wir Menschen.
- Ihr Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, komplexe Pläne zu schmieden oder rational über Situationen nachzudenken, sondern darauf, unmittelbar auf Reize zu reagieren. Dieses einzigartige neuronale System bestimmt, wie Pferde lernen, kommunizieren und sich in ihrer Umwelt orientieren.
- Ihr Nervensystem fährt extrem schnell hoch und danach wieder runter – anders als bei uns Menschen. Das beeinflusst das Stressverhalten der Pferde enorm. Pferde können nur dann wirklich lernen, wenn sie im parasympathischen Modus sind – also entspannt und stressfrei. Ist das Pferd zu gestresst, blockiert das Gehirn die Kapazitäten für Lernprozesse und fokussiert sich ausschließlich auf Flucht oder Abwehr.
- Ihr Neurobiologisches System regelt ihre Kommunikation und macht sie als Beute- und Herdentier unfassbar fein. Pferde sind wahre Meister darin, Emotionen zu lesen. Ihr Gehirn besitzt ein hochentwickeltes Spiegelneuronensystem, das es ihnen ermöglicht, die Gefühlszustände anderer zu erfassen und oft sogar unbewusst zu übernehmen.

Wer diese neurobiologischen Besonderheiten versteht, kann sein Training und den täglichen Umgang mit Pferden gezielt darauf abstimmen – für mehr Verständnis, Vertrauen und eine tiefere Verbindung.
Wir Menschen sind von Natur aus zielorientiert. Unser Gehirn denkt in Ursache-Wirkungs-Ketten: „Ich mache X, um Y zu erreichen.“ Wir planen unsere Handlungen und verfolgen bewusst bestimmte Ziele. Im Training mit unserem Pferd kann das bedeuten: „Heute möchte ich, dass mein Pferd sicher über die Plane läuft.“ Unser Fokus liegt darauf, ein gewünschtes Endergebnis zu erreichen.
Pferde hingegen ticken völlig anders. Ihr Gehirn ist darauf ausgelegt, ständig auf Reize aus ihrer Umgebung zu reagieren – nicht auf ein zukünftiges Ziel. Das macht Sinn, denn als Beutetiere müssen sie jederzeit aufmerksam sein, um Gefahren frühzeitig zu erkennen. Sie leben im Hier und Jetzt, reagieren auf das, was in diesem Moment passiert, und ihr Gehirn filtert permanent, welche Reize wichtig und welche unwichtig sind.
➡ Ein Pferd denkt nicht: „Ich laufe jetzt über die Plane, weil mein Mensch das gerne möchte.“
➡ Es denkt: „Ist das sicher? Welche Reize nehme ich gerade wahr? Kann ich mich entspannen?“
Das bedeutet: Wenn das Pferd sich auf etwas anderes fokussiert als auf unsere Aufgabe, tut es das nicht aus Ungehorsam, sondern weil sein Gehirn darauf ausgelegt ist, seine Umwelt zu scannen.
System 1 – Das Neurologische System
Ihr Gehirn funktioniert nicht wie das eines Menschen – sie denken nicht in logischen Ketten oder Zukunftsplänen, sondern reagieren unmittelbar auf ihre Umwelt. Dieses Wissen ist entscheidend für den richtigen Umgang und ein pferdefreundliches Training. Wer das Gehirn seines Pferdes versteht, kann es gezielt unterstützen, Ängste abbauen und eine echte Vertrauensbasis schaffen.
Die Welt mit Pferdeaugen sehen – Warum ihr Gehirn anders funktioniert
Pferde sind keine kleinen Menschen auf vier Beinen. Ihr Gehirn ist für das Leben als Fluchttier optimiert – blitzschnelle Wahrnehmung, direkte Reaktionen und ein ausgeprägter Sinn für Sicherheit bestimmen ihr Verhalten.
Der präfrontale Cortex – Kein Platz für abstraktes Denken
Beim Menschen steuert der präfrontale Cortex rationales Denken, Planung und Problemlösung. Beim Pferd ist dieser Bereich nur schwach entwickelt. Das bedeutet:
- Pferde reagieren instinktiv, nicht strategisch.
- Sie können nicht vorausplanen oder über eine Situation „nachdenken“.
- Sie lernen durch direkte Erfahrung – nicht durch Bestrafung oder logische Erklärungen.
Daher ist ein ruhiger, geduldiger Umgang essenziell. Pferde verknüpfen Erlebnisse direkt mit Emotionen – und merken sich sie sehr genau.
Pferdeverhalten verstehen – Monokulares Sehen: Pferde erfassen ihre Umgebung anders

Pferde haben ihre Augen seitlich am Kopf, wodurch sie ein fast 340°-Sichtfeld haben. Doch das bedeutet auch:
- Sie sehen überwiegend monokular – jedes Auge verarbeitet ein eigenes Bild.
- Blinde Flecken direkt vor und hinter ihnen können zu plötzlichem Erschrecken führen.
- Ihr binokulares Sehen (beide Augen arbeiten zusammen) ist nur auf einen kleinen Bereich vor der Nase beschränkt.
💡 Praxis-Tipp: Wenn dein Pferd einen Gegenstand auf einer Seite kennt, aber auf der anderen darauf reagiert, sieht es ihn tatsächlich „neu“. Lass dein Pferd daher neue Dinge bewusst von beiden Seiten betrachten, bevor du weitergehst.
Pferdeverhalten verstehen – Der Corpus Callosum: Warum Pferde mit beiden Seiten lernen müssen
Das Corpus Callosum verbindet die beiden Gehirnhälften und überträgt Informationen zwischen ihnen. Beim Menschen funktioniert das hervorragend – beim Pferd jedoch nur eingeschränkt.
Das bedeutet:
- Was dein Pferd auf der linken Seite gelernt hat, muss es auf der rechten Seite neu verstehen.
- Viele Pferde sind auf einer Hand deutlich sicherer als auf der anderen.
- Übungen müssen beidseitig erarbeitet werden.
💡 Praxis-Tipp: Wechsle immer wieder die Seite, wenn du deinem Pferd etwas Neues beibringst.
Pferdeverhalten verstehen – Stimulus-Orientierung: Warum Pferde im Hier und Jetzt leben
Pferde sind keine „Ziel-Denker“. Während Menschen auf ein Endergebnis hinarbeiten, reagieren Pferde auf das, was in diesem Moment passiert.
- Sie scannen ihre Umgebung permanent nach Gefahren.
- Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist kürzer, da sie immer auf neue Reize reagieren.
- Sie brauchen eine klare, verständliche Kommunikation – nicht komplizierte Denkaufgaben.
💡 Praxis-Tipp: Strukturiere dein Training in kurze, verständliche Abschnitte und wiederhole es oft, damit dein Pferd Sicherheit gewinnt.
System 2 – Das Vegetative System
Das vegetative Nervensystem steuert die Reaktion auf Stress und ist das unsichtbare Steuerzentrum des Körpers – es reguliert Atmung, Herzfrequenz, Muskelspannung und Emotionen. Es besteht aus zwei Hauptbereichen, die sich wie Gegenspieler verhalten:
Pferdeverhalten verstehen – Der Sympathikus – Das Notfallprogramm für Fluchttiere
Der Sympathikus wird auch als „Stress- oder Überlebensmodus“ bezeichnet. Er sorgt dafür, dass das Pferd in Gefahrensituationen blitzschnell reagieren kann. Wird er aktiviert, passiert Folgendes:
- Herzfrequenz und Atemfrequenz steigen an.
- Die Muskeln werden angespannt, um für eine sofortige Bewegung bereit zu sein.
- Die Verdauung wird heruntergefahren (weil in einem Fluchtmoment keine Energie für Nahrungsaufnahme gebraucht wird).
- Das Gehirn schaltet in den Reflex-Modus – es denkt nicht nach, sondern reagiert instinktiv.
🔥 Wichtig: Ein Pferd im Sympathikus-Modus kann nicht lernen! Es ist neurologisch nicht in der Lage, neue Informationen zu verarbeiten, weil sein Gehirn nur auf „Gefahr erkennen – Flucht oder Abwehr“ programmiert ist.

Pferdeverhalten verstehen – Der Parasympathikus – Der Entspannungs- und Lernmodus
Der Parasympathikus ist der Gegenspieler des Sympathikus und wird auch als „Ruhe- und Regenerationsmodus“ bezeichnet. Er ermöglicht es dem Körper, sich zu entspannen, zu verdauen und neue Informationen zu verarbeiten.
- Herzfrequenz und Atemrhythmus werden langsamer.
- Die Muskeln entspannen sich.
- Die Verdauung wird aktiviert (weshalb Pferde in einem sicheren Zustand Heu fressen und kauen).
- Das Gehirn kann Informationen bewusst aufnehmen, verarbeiten und speichern.
Nur wenn das Pferd im Parasympathikus-Modus ist, kann es neue Lektionen verstehen und abspeichern. Ein Pferd kann also nur lernen, wenn es sich sicher fühlt. Angst oder Unsicherheit blockieren den Lernprozess.
Schaffe deswegen eine entspannte Lernumgebung und achte darauf, dass dein Pferd aufmerksam, aber nicht angespannt ist. Da Pferde extrem feinfühlig sind, kannst du durch bewusste Signale und eine ruhige Atmosphäre das Nervensystem deines Pferdes positiv beeinflussen. Deine eigene Atmung hat eine direkte Wirkung auf dein Pferd.
Pferdeverhalten verstehen
Pferde spiegeln unsere Energie – atmen wir hektisch oder flach, kann das Nervensystem unseres Pferdes ebenfalls in Alarmbereitschaft gehen.
Pferde kauen instinktiv, wenn sie entspannt sind – deshalb ist das sogenannte „Kauen lassen“ ein wichtiger Indikator für Entspannung.
Hektische Bewegungen oder ein angespannter Körper können dein Pferd unbewusst in den Fluchtmodus versetzen.
Sanfte Berührungen und ruhige, tiefe Töne wirken beruhigend auf das Pferdenervensystem.
Pferde lösen Stress oft durch Bewegung. Wenn dein Pferd angespannt ist, kann ruhige, gleichmäßige Bewegung helfen, den Stress aus dem Körper zu lösen.
Wenn du möchtest, dass dein Pferd neue Dinge versteht, sie abspeichert und im Training mit Ruhe und Konzentration arbeitet, musst du dafür sorgen, dass es im Parasympathikus-Modus bleibt.
➡ Dein Pferd lernt nicht durch Druck oder Stress, sondern durch Sicherheit und Wiederholung.
➡ Du bist der wichtigste Einfluss auf das Nervensystem deines Pferdes – wenn du entspannt bist, kann es das auch sein.
➡ Mit bewusster Atmung, ruhigen Bewegungen, positiver Verstärkung und klaren Routinen kannst du deinem Pferd helfen, stressfrei zu lernen.
💬 Hast du schon einmal erlebt, wie sich die Entspannung deines Pferdes auf sein Lernen ausgewirkt hat? Oder kennst du ein Pferd, das besonders sensibel auf Stress reagiert? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren! 👇✨
System 3 – Das Neurobiologische System
Das neurobiologische System der Pferde – Wie Emotionen, Hormone und Gehirnaktivität ihr Verhalten steuern
Pferde sind nicht nur hochsensible Wesen, sondern auch neurologische Meisterwerke der Natur. Ihr Gehirn ist darauf programmiert, blitzschnell zu reagieren, feinste Veränderungen in ihrer Umgebung wahrzunehmen und emotionale Zustände anderer Lebewesen zu spiegeln. Doch was genau passiert in ihrem Körper, wenn sie entspannt sind oder sich gestresst fühlen? Welche Rolle spielen Hormone wie Dopamin, Serotonin und Oxytocin – und warum ist die Herz-Hirn-Kohärenz so entscheidend für eine harmonische Mensch-Pferd-Beziehung?
Oxytocin ist das „Bindungshormon“, das bei Entspannung ausgeschüttet wird. Wenn du ruhig bist, spürt dein Pferd das und fühlt sich sicher.
Pferde sind Meister darin, die Herzfrequenzvariabilität (HRV) ihres Gegenübers zu lesen. Das bedeutet: Sie spüren nicht nur, ob dein Herz schneller oder langsamer schlägt, sondern auch, wie rhythmisch und kohärent dein Herz schlägt.
Ein ausgeglichener, kohärenter Herzrhythmus signalisiert Sicherheit und Ruhe. Wenn dein Herz harmonisch schlägt, wirkt sich das unmittelbar auf das Nervensystem deines Pferdes aus. Es kann sich entspannen, sein Stresslevel sinkt, und es geht in den Lernmodus über.
🔥 Studien haben gezeigt:
Wenn Menschen sich in einem kohärenten Zustand befinden (also ruhig atmen, positive Emotionen empfinden und einen harmonischen Herzrhythmus haben), synchronisiert sich das Pferdeherz mit dem menschlichen Herzschlag. Das bedeutet: Wenn du entspannt bist, wird dein Pferd entspannter.
👉 Wie kannst du dein Pferd durch Herz-Hirn-Kohärenz unterstützen?
- Atme bewusst tief und ruhig.
- Reduziere innere Unruhe, indem du dich auf positive Gefühle konzentrierst.
- Sei emotional präsent im Moment – Pferde leben immer im Hier und Jetzt!
- Vermeide hektische Gedanken – dein Pferd liest deine Energie.
Durch diesen Prozess wird im Gehirn eine positive Hormonmischung aktiviert, die das Pferd in einen Lern- und Vertrauensmodus versetzt.
Pferdeverhalten verstehen – Spiegelneuronen – Dein Pferd übernimmt deine Energie
Pferde besitzen hochentwickelte Spiegelneuronen, die sie deine Stimmung nachahmen lassen. Angst, Wut oder Stress überträgt sich direkt. Pferde sind wahre Empathen. Sie erkennen deine Körpersprache, Atmung und sogar deine Herzfrequenz. Wer angespannt ist, überträgt das auf sein Pferd. Übe dich also immer in innerer Ruhe und Achtsamkeit. Dein Pferd wird sich an deiner Gelassenheit orientieren.
💡 Praxis-Tipp: Arbeite an deiner eigenen Gelassenheit – durch bewusstes Atmen, ruhige Bewegungen und klare Gedanken.
Vertrauen statt Dominanz – der moderne Pferdeweg
Pferde orientieren sich an der Energie ihrer Umgebung. Bist du gestresst, hektisch oder unsicher, wird dein Pferd ebenfalls nervös.
Der Mensch als Anker: Wie du durch Ruhe dein Pferd beeinflusst
Ich habe das Gegenteil von dem getan, was mir immer wieder von Trainern und Experten geraten wurde. Damals gab es keine Artikel dazu. Es gab kaum Infos im Internet. Wir waren die ersten die einen anderen Umgang bewusst beschrieben haben.
Ich war damals alleine.
Aber ich habe nicht den Druck erhöht – ich habe zugehört.
Ich habe nicht gekämpft – ich habe gesprochen.
Ich habe nicht dominiert – ich habe verstanden.
Und was ist passiert? Das genaue Gegenteil von dem, was mir prophezeit wurde. Ich habe Pferde, die mir zuhören, vertrauen und motiviert mit mir arbeiten, nicht weil sie müssen, sondern weil sie wollen.
Weil ich mich für einen anderen Weg entschieden habe. Einen Weg, der auf Vertrauen statt Kontrolle, auf Verständnis statt Zwang basiert.
Ja, Druck kann auf den ersten Blick wie eine schnelle Lösung wirken. Du bekommst vielleicht sofort eine Reaktion – aber um welchen Preis?
- Druck erzeugt Widerstand, Unsicherheit, Angst.
- Er triggert den Fluchtinstinkt des Pferdes: Fight. Flight. Freeze.
Und in dem Moment, in dem dein Pferd in einem dieser Modi ist, hast du die wichtigste Grundlage verloren: Eure Verbindung. Vertrauen dagegen ist kein Trick, sondern ein bewusster Weg. Vertrauen bedeutet, deinem Pferd den Raum zu geben, freiwillig mit dir zu kooperieren, statt aus Angst zu reagieren.
Es basiert auf Geduld, Respekt und echter Kommunikation – nicht auf Druck, sondern auf einem offenen Dialog.r moderne Weg mit den Pferden. Es geht nicht um Macht, sondern um Verständnis. Nicht um Kontrolle, sondern um Kooperation. Denn wir haben unsere Pferde nicht an unserer Seite, um sie zu beherrschen, sondern um mit ihnen eine Beziehung zu führen – eine, die auf Vertrauen basiert und beide Seiten bereichert.

DArum funktioniert DRUCK allein neurologisch schon überhaupt nicht
Pferde sind Fluchttiere, deren Gehirn darauf ausgelegt ist, schnell auf Reize zu reagieren und Sicherheit zu suchen. Ihr limbisches System, das für Emotionen und Überlebensmechanismen zuständig ist, verarbeitet Druck als potenzielle Bedrohung. Wird der Druck zu stark oder unaufhörlich gesteigert, aktiviert das Pferdegehirn den Sympathikus – das bedeutet, das Nervensystem schaltet in den Flucht-, Kampf- oder Erstarrungsmodus (Fight, Flight, Freeze).
In diesem Zustand kann das Pferd nicht mehr klar denken oder nachhaltig lernen, weil das Gehirn alle kognitiven Ressourcen darauf konzentriert, eine vermeintliche Gefahr zu bewältigen. Anstatt aktiv und bewusst eine Lösung zu suchen, gerät das Pferd in einen instinktiven Überlebensmodus.
Wenn es dem Druck „nachgibt“, tut es das also nicht, weil es verstanden hat, sondern weil es entweder aufgegeben hat (erlernte Hilflosigkeit), in Stress erstarrt ist oder durch negative Erfahrungen konditioniert wurde. Nachhaltiges Lernen und eine echte Vertrauensbasis entstehen hingegen nur im parasympathischen Zustand, wenn das Pferd sich sicher fühlt.
Deshalb ist Druck als primäres Kommunikationsmittel nicht nur unfair, sondern auch aus neurobiologischer Sicht ineffektiv – er unterdrückt statt zu lehren, er erzeugt Angst statt Verstehen.
Jetzt, da du weißt, wie dein Pferd die Welt sieht, kannst du dein Training gezielt darauf abstimmen:
✅ Arbeite mit ruhigen, klaren Signalen.
✅ Gib deinem Pferd Zeit, auf beiden Seiten zu lernen.
✅ Achte auf deine eigene Energie und Ruhe.
✅ Wiederhole Übungen oft, damit sie sich festigen.
💡 Fazit: Wenn wir das Gehirn unserer Pferde verstehen, können wir nicht nur effektiver mit ihnen kommunizieren, sondern auch eine tiefere, vertrauensvolle Bindung aufbauen. Ein pferdegerechtes Training basiert auf Geduld, Wiederholung und emotionaler Sicherheit – für eine echte Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd.
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