Jungpferdetraining – die ersten Steps
Die Bodenarbeit rockt – mit allen Pferden. Aber mit Jungpferden besonders. Denn durch die Bodenarbeit kannst du eine wunderschöne Bindung zu deinem Jungpferd aufbauen und es parallel kinderleicht auf sein Leben als Reitpferd vorbereiten. Du legst eine Grundstein für die feine Kommunikation und kannst deinem Jungpferd alle zukünftigen Reitthemen perfekt vom Boden aus erklären.
Dadurch entstehen weniger Missverständnisse, dein Pferd versteht die Lektionen später im Sattel besser und du hast einen ganz anderen Beziehungsstatus.
Deshalb ist die Bodenarbeit mit Jungpferden ein echtes Must Have in der Ausbildung und sollte immer der Startpunkt sein.
Wann kannst du das Training mit dem Jungpferd starten?
Ein Jungpferd im „klassischen Wortsinn“ ist ein Pferd zwischen 2 und 5 Jahren – etwa. Da scheiden sich ein bisschen die Geister. Letztlich sind sie aber mit 2 Jahren noch so jung, dass man sie fast noch als Fohlen oder Baby bezeichnen könnte.
Jungpferde können aber auch 7 oder 8 oder 9 Jahre alt sein. Denn nicht jedes Pferd hat von Anfang an viel mit dem Menschen zu tun. Es gibt immer noch genug Orte und Zuchten, wo die Pferde recht roh aufwachsen und auch in höherem Alter roh sind.
Wir meinen also mit „Jungpferd“ ein Pferd, dass noch „jung“ in der Zusammenarbeit mit dem Menschen ist. Also Pferde, die bisher noch nicht viel mit dem Menschen zu tun hatten und deswegen noch ein Verständnisproblem mit dem Menschen haben könnten. Oder Pferde, die bislang nur Schlechtes erlebt oder gar keine ordentliche Ausbildung genossen haben. Auch sie kannst du immer wieder wie ein Jungpferd behandeln.
Baust du die Bodenarbeit mit solchen Pferden sinnvoll, langsam und kleinschrittig auf, kannst du ihre Einstellung dem Menschen gegenüber absolut in jedem Alter nochmal positiv beeinflussen.
Aber jetzt gehen wir einfach davon aus, dass du ein Jungpferd hast, das jetzt 2 oder 3 Jahre alt ist.
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Was sollte das Jungpferd in welchem Alter können?
Sinnvollerweise startest du ins Training erst mit etwa 3 Jahren – davor reicht es, wenn dein Jungpferd / Fohlen das simple Fohlen-ABC beherrscht:
- Halfter an- und ausziehen
- Führen am Führstrick
- Hufe geben
- Anfassen lassen
Wenn dein Jungpferd das alles kann – hast du ein gutes Fundament für die wichtigsten Sachen gesetzt. Wenn du ein besonders frühreifes und smartes Exemplar hast, kannst du seinen Kopf beispielsweise spielerisch mit Clickern oder ersten Spaziergängen beschäftigen. Ansonsten sollte es einfach Babypferd sein dürfen.
Mit 3 Jahren kannst du dann langsam in ein moderates Training starten. Mach dir aber immer klar, dass dein junges Pferd noch gar nicht gelernt hat, sich lange zu konzentrieren. Wenn du Anfangs 5 oder 10 Minuten machst ist das schon richtig viel.
“Sinnvollerweise startest du ins Training erst mit etwa 3 Jahren – davor reicht es, wenn dein Jungpferd / Fohlen das simple Fohlen-ABC beherrscht.”
Die ersten 5 Schritte in der Bodenarbeit mit dem Jungpferd
Wir gehen jetzt der Reihe nach die 5 Themenbereiche beziehungsweise Schritte durch, so dass du sie nach und nach mit deinem jungen Pferd angehen kannst. Hier sind die Steps auf einen Blick:
- Schritt 1: Basics und Kommunikation mit dem Jungpferd trainieren
- Schritt 2: Entspannung mit dem Jungpferd trainieren
- Schritt 3: Kommunikation auf Abstand mit dem Jungpferd trainieren
- Schritt 4: Erste Seitwärts-Bewegungen mit dem Jungpferd
- Schritt 5: Nähe trainieren mit dem Jungpferd
Bodenarbeit ist die perfekte Basis für dein Jungpferd
Die Bodenarbeit mit einem Jungpferd ist von grosser Bedeutung für seine Ausbildung. Wenn du da eine solide und schöne Basis schaffst, wird alles mit deinem Jungen Pferd sehr viel leichter funktionieren. Am Anfang hilft dir die Bodenarbeit eine schöne Beziehung zu deinem Jungpferd aufzubauen. Du brauchst Geduld, Achtsamkeit und die einfühlsame Kommunikation und solltest immer in Baby-Mini-Schritten vorangehen. Damit dein Pferd sicher immer sicher und respektiert bei dir fühlt.
Starte seine Grundausbildung soft und langsam – gehe die Lektionen Schritt für Schritt an und verabschiede dich von Erwartungen oder Ideen. Sondern habe im Fokus, dass du dein Pferd nicht überfordern willst. Lobe und belohne es durch Pausen oder Leckerli oder dein Stimmlob – was auch immer bei deinem Pferd am Besten funktioniert. Wenn du von Anfang an im Kopf deines Pferdes etablierst, dass Training Freude macht und Sicherheit gibt, gut tut und Vertrauen entsteht – wird auch das Anreiten oder andere Trainingsziele superleicht klappen.
Achte auch darauf, dass du nicht zu langweilig bist – immer alles gleich machst – aber auch nicht zuviel abwechselst. Beobachte dein Jungpferd und achte auf die Signale, die es dir sendet. Achte auf deine bewusste Körpersprache, so dass auch du immer gute Signale aussendest und keine Missverständnisse zwischen euch entstehen.
Regelmäßige Pausen sind nicht nur für den Körper, sondern auch für den Kopf wichtig. Dein Pferd sollte nicht überfordert werden. Denn so vermeidest du schlechte Erfahrungen und verknüpfst das Thema “Training” von Anfang an positiv. Mit Geduld, Liebe, Einfühlungsvermögen und liebevoller Klarheit, kann die Bodenarbeit der perfekte Start in das Leben mit deinem jungen Pferd sein.
Schritt 1: Basics und Kommunikation mit dem Jungpferd trainieren
Starte mit den Basics und der Kommunikation am Halfter oder Knotenhalfter. Dafür wählst du einen ganz normalen Abstand – wie üblich beim Führtraining. Du bist in der Führposition mit dem Pferd und übst das Angehen, Anhalten, Wenden und Folgen am Seil.
Achte darauf keine unnötigen Risiken einzugehen: Starte also in gewohnter Umgebung deines Pferdes wie auf dem Paddock, dem Platz vor dem Stall oder einer anderen, vertrauten aber auch eingezäunten Fläche. Denn dein Pferd soll stressfrei und sicher lernen können, dich im Idealfall positiv zu spiegeln.
Wenn das entspannt klappt, kannst du dir einen simplen Ablauf überlegen und beispielsweise auch mal zwischen zwei Pylonen durch oder an einem bestimmten Weg entlang gehen, um dieses Basistraining weiter zu festigen.
Schritt 2: Entspannung mit dem Jungpferd trainieren
Wenn du dann eine schöne Kommunikation mit deinem Jungpferd aufgebaut hast, kannst du das Thema Entspannung angehen.
Sobald die Basis der Kommunikation gelegt ist, arbeitest du an der Entspannung bei Berührungen des Menschen am Pferdekörper (besonders wichtig für den Alltag und das zukünftige Leben des Pferdes beim Menschen) und an der Entspannung mit verschiedenen Gegenständen oder auch in fremder Umgebung.
Dein Pferd sollte sich also irgendwann entspannt berühren lassen – von deiner Hand oder Gegenständen, wie der Gert, dem Halfter, Putzzeug.
Dein Jungpferd sollte aber auch an verschiedenen Orten entspannt bleiben können und lernen sich an dir und deiner Entspannung zu orientieren.
Erarbeite dir erst einmal entspannten Berührungen mit Alltagsgegenständen wie Halfter, Seile, Putzzeug oder Gerte und im Anschluss dann auch mit Schirmen, Bällen, Planen und so weiter. Um das zu verstärken kannst du auch den Embodiment-Effekt nutzen und dein Pferd so verstärkt zu mehr Entspannung triggern.
HIER kannst du mehr zu Embodiment for Horses nachesen (LINK)
Du kannst beispielsweise blinzeln oder schlecken und kauen auslösen. Darauf dürfen dann die ersten Spaziergänge im Gelände folgen, wenn du dich als Mensch dabei auch sicher genug fühlst.
Schritt 3: Kommunikation auf Abstand mit dem Jungpferd trainieren
Klappt das Verständnis zwischen dir und deinem Pferd bei Nähe, kannst du dann das Thema „Kommunikation“ auf Abstand testen und schauen, ob der Kommunikations-Faden bestehen bleibt.
Nutze dafür gerne die „Kopfarbeit“. Das ist eine Art des Trainings bei der du verschiedene Gegenstände immer wieder unterschiedlich auf dem Platz positionierst und dann möglichst viele verschiedene Lektionen um diese Gegenstände herum übst. So kannst du dein Jungpferd beispielsweise hinter Pylonen vorbei oder zwischen zwei Gassen durchschicken und so spielerisch immer wieder mehr Abstand abfragen.
Dein Fokus auf die Körpersprache ist dabei wichtig, um Missverständnisse zu vermeiden und möglichst harmonisch kommunizieren zu können.
PLUS: Die Wendungen, Richtungswechsel und optischen Reize durch die verschiedenen Gegenstände helfen zusätzlich, die neurologische Vernetzung deines Pferdes zu verbessern. Bedeutet, dass rechte und linke Gehirnhälfte besser miteinander kommunizieren und vernetzt sind, was dein Pferd wiederum klarer und entspannter macht.
Schritt 4: Erste Seitwärts-Bewegungen mit dem Jungpferd
Wenn du die 3 Schritte vorher gut vorbereitet hast und ihr eine schöne Kommunikation habt, kannst du ein paar Schritte zur Seite ins Training integrieren. Wir unterscheiden dabei zwischen dem Wenden der Vorhand, der Hinterhand und einer normalen Seitwärtsbewegung.
Jedes Pferd darf für sich selbst entscheiden mit welcher Übung ihr beginnt: Die Hauptsache ist, dass es die Beine einfach mal überkreuzt und dabei entspannt mitarbeitet bzw. diese Bewegung positiv verknüpft.
Du schickst also ein bisschen Energie Richtung „Seite“ und schaust, was zuerst reagiert, dann kannst du deinen Energiefokus noch klarer setzen und dort starten.
Lobe dabei gerne jeden einzelnen Schritt und nimm dir vorher ganz fest vor, lieber weniger als zu viel zu verlangen.
Aus diesen ersten Schritten zu den Seitengängen kannst du später wunderbare gymnastizierende Lektionen erarbeiten und so dem Pferdekörper zu mehr Leichtigkeit und Gesundheit verhelfen. Aber nicht nur das: Das Überkreuzen der Beine sorgt auch für neurologische Vernetzung und so auch indirekt für mehr Gelassenheit des Pferdes. Seitengänge haben als in jedem Fall viele Vorteile!
Schritt 5: Nähe trainieren mit dem Jungpferd
Jetzt könnt ihr nochmal das Thema „Nähe“ in Angriff nehmen. Die Nähe im Stand und auf dem Putzplatz haben wir schon trainiert, aber Nähe beim Training ist für viele Jungpferde schwierig. Das ist eine Herausforderung für viele Pferde, denn die Nähe zum Menschen während der Bewegung führt ohne kleinschrittige Vorbereitung meist erstmal zu Stress beim Pferd.
Deswegen ist das erst unser 5. Schritt im Jungpferdetraining. Aber Nähe im Training ist wichtig für später, wenn du in die Handarbeit gehen oder Reiten / Fahren vorbereiten möchtest.
TIPP: Dabei ist es wichtig, dass du auch während der Bewegung entspannt streicheln kannst. So kannst du die Zügel für die Handarbeit oder im Training am langen Zügel entspannt loslegen, ohne das Pferd in Stress zu bringen dadurch.
Diese 5 Schritte legen ein grossartiges Fundament für alles, was du noch mit deinem Jungpferd oder Pferd mit schlechten Vorerfahrungen im Training angehen möchtest. Mache die Lektionen in Ruhe, mit Geduld und Liebe. Verzichte auf Druck, sondern teile die Lektionen lieber in kleine Schritte. Wenn etwas nicht geht – warst du nicht kleinschrittig genug.
Dann gehe wieder einen Schritt zurück und drösle es kleiner auf. Lobe viel und vergiss nie: Pferdetraining ist ein schönes Miteinander. Es gibt kein MUSS, nur KANN und WIRD NOCH.
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