Jungpferd richtig starten? Diese Frage wird mir immer wieder gestellt. Deswegen widme ich ihr einen Artikel. Wenn du also ein Jungpferd an deiner Seite hast, über Beritt nachdenkst oder darüber dir ein Jungpferd zu kaufen, dann kann dieser Artikel genau richtig für dich sein.
In jedem Anfang liegt ein Zauber inne (Hermann Hesse)
Überlegst du dir vielleicht dir ein Jungpferd zu kaufen oder hast du schon ein junges Pferd an deiner Seite und weißt nicht genau, wann du mit dem Training loslegen willst?
Die wichtigsten Fragen und Antworten zu deinem Jungpferd
Im Artikel will ich dir all diese Fragen und noch viele mehr beantworten. Vor allem aber will ich dir sagen, warum Jungpferde nicht mit 2 und 3 Jahren unter den Sattel gehören und warum wir ihnen einfach mehr Zeit lassen müssen, wenn wir gesunde und zufriedene Pferde an unserer Seite haben wollen.
- Fragst du dich, ob ein Jungpferd das Richtige für dich ist und wie man mit einem Jungpferd startet?
- Willst du dein Jungpferd sanft und liebevoll erziehen und suchst nach dem richtigen Weg?
- Damit ihr eine schöne Beziehung aufbaut und dein junges Pferd gesund bleibt?
- Fragst du dich, wie früh man Anreiten und Trainieren muss oder was richtig und falsch ist beim Umgang mit dem Jungpferd?
- Fragst du dich, wie früh man Anreiten und Trainieren muss oder was richtig und falsch ist beim Umgang mit dem Jungpferd?
- Wenn du dir also ein Jungpferd oder Fohlen gekauft hast und einfach nur schnell mit dem Reiten anfangen willst, dann bist du hier falsch.
- Wenn du deinem Pferd aber Zeit zum Auswachsen geben willst und dein junges Pferd verantwortungsbewusst und liebevoll zu seinem Leben als Partner und Reitpferd an deiner Seite begleiten willst, dann bist du genau richtig.
Schau dir meine Stute auf dem Foto an. Viele würden sagen: Das ist doch ein fertiges Pferd – die kannst du doch reiten. Sie war zu dem Zeitpunkt 3.5 Jahre alt. Superjung, oder? Ich wollte mich damals noch nicht auf diesen unfertigen und nicht ausgewachsenen Rücken setzen und ihrem jungen Flausenkopf zumuten mich und sich und ihre Seele auszubalancieren.
Ich habe für den Einstieg ein Bild für dich: Stell dir vor, dass du 3 Jahre alt bist.
Du trennst dich das erste Mal von deinen Eltern und kommst in den Kindergarten. Alles ist neu und aufregend. Du bist getrennt von deinen Geschwistern und eine fremde Person wartet auf dich. Du kommst in Räume, die du noch nie vorher gesehen hast. Alles kommt dir unglaublich fremd und groß vor. Du bist aufgeregt und ein bisschen nervös.
Aber statt zu spielen oder dich mit den neuen Räumen und Spielgefährten anzufreunden, drückt dir deine Betreuungsperson gleich mal einen Stift und ein Matheheft in die Hand und du sollst innerhalb weniger Stunden schon mathematische Gleichungen lösen.
Wenn du das nicht gleich richtig machst, schimpft dein Betreuer sofort laut mit dir oder du bekommst sogar einen Schlag auf die Finger mit dem Stock. Wenn du ein bisschen laut wirst oder weinst oder dich beschwerst, wirst du angeraunzt. Wie findest du das?
„Viel zu viele Jungpferde werden im Kindergartenalter antrainiert und müssen sehr schnell lernen als ob sie schon kurz vor dem Abitur stehen.“
Pferdeflüsterei
Was Jungpferde mit Kindergartenkindern zu tun haben
Vermutlich findest du das ganz schrecklich und kannst dir auch nicht vorstellen, dass das irgendwie sinnvoll sein könnte. Wahrscheinlich denkst du dir auch, dass Kindergartenkinder erst einmal spielen sollten und ihr Leben als Kind genießen sollten.
Vielleicht kommt dir das alles auch sehr altmodisch vor – aus früheren Zeiten im 18. Und 19. Jahrhundert, als in den Schulen noch geschlagen wurde und Kinder immer sofort gehorsam und brav sein mussten. Würdest du dir das für dein Kind wünschen? Vermutlich nicht!
Aber genau das passiert mit einer Selbstverständlichkeit mit vielen Jungpferden.
Viel zu viele Jungpferde werden im Kindergartenalter antrainiert und müssen sehr schnell lernen als ob sie schon kurz vor dem Abitur stehen. Mal ganz abgesehen davon, dass Sehnen, Bänder, Knochen und Muskeln noch nicht „reif“ genug sind, um das menschliche Gewicht zu tragen, macht das auch etwas mit der Seele der Pferde.
Der Vergleich mit dem Kindergarten macht – ohne Pferde vermenschlichen zu wollen – einfach ziemlich deutlich, was alles von zwei- und dreijährigen Pferden mit einer Selbstverständlichkeit gefordert wird, während sie eigentlich noch Pferdekinder sind.
Die Vorstellung, dass Kindergartenkinder schwere Rucksäcke mit sämtlichen Büchern tragen müssten, dass sie jeden Tag zum Kindergarten müssten und dort schon mathematische Gleichungen lösen und Grammatikbücher durchackern müssten und ihr Stundenplan aus Sport, Musikunterricht, Physik und körperlicher Arbeit bestehen würde und sie immer mit körperlichen Strafen rechnen müssen, wenn etwas nicht klappt, finden wir schrecklich.
Für viele Jungpferde ist genau das Alltag.
So startest du ein Jungpferd richtig
Für mich stellt sich immer wieder die Frage: Warum finden wir vollkommen okay, dass „Kindergarten“-Pferde schon schwere Menschen auf ihren Rücken tragen, dass sie jeden Tag auf den Reitplatz müssen und dort schon Zügelvokabeln auswendig lernen und Reiterhilfen durchexerzieren müssen und ihr Tagesplan schon aus Gangartenwechseln und Ausdauersport besteht und sie immer mit körperlichen Strafen rechnen müssen, wenn etwas nicht klappt oder sie sich weigern.
Der falsche Glaubenssatz vom wilden Jungpferd, das man früh trainieren muss
Dahinter stecken schlicht und einfach falsche Glaubenssätze. Diese Sätze werden uns von allen Seiten eingeflüstert und sie beeinflussen unser Denken und unsere Entscheidungen. Ich will sie Satz für Satz mit dir durchgehen und entkräften, damit du nicht mehr zweifeln musst, wenn du dir Zeit mit deinem Jungpferd lassen willst.
Wenn du dich bei euren Reitanfängen ein bisschen sicherer fühlen willst, dann schnapp dir neben deinem Reithelm und einer SIcherheitsweste noch den Guardian Horse Tracker. Der hängt immer an meinem Sattel, wenn ich mit meiner jungen Stute ins Gelände gehe. Nicht, weil ich ihr nicht vertraue, sondern weil es mich einfach ein Stück gelassener macht und das ist für uns beide gut. Was das ist?
Kannst du dir HIER genauer anschauen
Denn es „macht“ etwas mit dem Körper des Pferdes, wenn wir es ausbilden – es macht aber auch etwas mit dem Herz und der Seele der Pferde, wenn wir sie zum Reitpferd ausbilden. Wir dürfen dabei nie vergessen, dass wir im Rahmen der Ausbildung immer wieder Sachen von unseren Pferden fordern, die neu und beängstigend für sie sind und die sie unglaublich viel Mut und Vertrauen kostet.
Nahezu nichts ist selbstverständlich im Umgang mit Pferden. Wenn du ein Jungpferd hast, wirst du merken, dass auch Dinge wie Putzen oder Hufe geben nicht selbstverständlich sind.
Alles Handlungen die ich selbst, bis meine Jungstute in mein Leben kann, komplett normal fand und von Pferden ziemlich lässig erwartet habe.
Für Pferde bedeutet jeder kleine Schritt mit uns Menschen etwas. Deswegen sollten wir unseren Pferden in der Ausbildung Geduld und kleine Schritte schenken. Gerade wenn du ein Jungpferd an deiner Seite hast, aber auch bei den alten Pferdehasen.
Lass dir da auch nicht von vermeintlichen Ausbildern ins Bockshorn jagen mit Glaubenssätzen vom wilden Jungpferd. Wir verbinden mit dem Thema „Anreiten“ ja so gerne dramatische Szenen von bockenden und steigenden Jungpferden, die unterm Sattel davonrasen. Das muss nicht so laufen, wenn du dein Pferd lange und geduldig auf das Anreiten vorbereitest und das Ganze spielerisch mit viel Lob und Liebe gestaltest. Egal wie alt dein Pferd dann ist.
Wenn du ein Jungpferd willst:
- dass vertrauensvoll und motiviert an deiner Seite mit dir geht
- dass gesund alt wird und lange reitbar bleibt
- dass wache Augen hat und mit dir leuchtet
- dass gerne zu dir ans Gatter kommt
…. dann solltest du deinem Jungpferd die Zeit geben, die es braucht, um gesund zu auszuwachsen und auch die geistige Reife zu entwickeln jemanden auf seinem Rücken zu tragen.
Warum wir Wert auf das Fundament legen und dem Jungpferd Zeit lassen sollten
Es gibt so unglaublich viele falsche Glaubenssätze zum Anreiten von Jungpferden und zur Ausbildung junger Pferde. Ich kenne sie alle und auch mir sind sie um die Ohren geschleudert worden von den verschiedensten Ausbildern. Ich habe mich letztlich dafür entschieden meinem Jungpferd Zeit zu geben und in unserem Rhythmus zu gehen.
Das bedeutet auch, dass die Ausbildung länger dauert als üblich und wir vieles immer noch nicht können, was andere Pferde im Alter meiner Stute beherrschen. Es bedeutet für mich aber auch, dass das Pferd lernt mir zu vertrauen und mir die Erlaubnis zu geben mit ihrem Rücken und ihrem Körper zu arbeiten.
Dafür bekomme ich ein motiviertes und zufriedenes Pferd, das gerne ans Gatter kommt und mit mir arbeitet. Ein Pferd das mit mir und für mich viel weiter geht als mit anderen Menschen, weil es gelernt hat sich mir anzuvertrauen und dass wir einen gemeinsamen Weg gehen.
Jungpferd ausbilden
7 Tipps für eine schonende Ausbildung vom Jungpferd
Wenn du also ein Jungpferd an deiner Seite hast und die Ausbildung in Teilen auch selbst machen möchtest, dann habe ich vor allem sieben Tipps an dich:
- Suche dir gute und sanfte Trainer vor Ort, die euch begleiten und ab und an von außen auf euer Training schauen
- Bereite alles immer sehr gut am Boden vor und fange früh und sehr verspielt damit an
- Fange frühestens mit 5 Jahren mit dem Reiten an – damit Rücken, Bänder und Knochen sich einigermaßen gut ausbilden und festigen können
- Lass dir und deinem Pferd alle Zeit der Welt und gehe vor allem im Tempo deines Pferdes
- Gehe alles spielerisch und ohne Erwartungsdruck an
- Der Weg ist das Ziel
- Achte auf gutsetzende Ausrüstung und kleinschnittiges Training
Wunschliste für die Jungpferd-Ausbildung
Wie oft wurde ich gefragt, wie das Anreiten mit meiner Stute abgelaufen ist. Meine Antwort: Sehr unspektakulär.
Mein Pferd – das durchaus unwillig und dominant reagieren kann, wenn ihr etwas nicht passt, war neugierig und konzentriert. Viele finden das verblüffend, weil wir erst spät mit dem Reiten angefangen haben und weil sie charakterstarkes Pferd ist.
Aber alles ist einfach nur eine Frage der richtigen Vorbereitung.
Wenn unsere Pferde uns Menschen immer an als freundlichen, fairen und konsequenten Partner kennenlernen, arbeiten sie gerne mit uns – egal ob vom Boden oder vom Sattel aus.
- Ich wünsche mir, dass Pferde nicht zu früh angeritten werden und dann schonend, liebevoll und langsam gestartet werden – das wäre für mich bei Normalentwicklern je nach Pferd zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr
- Ich wünsche mir, dass wir die Pferde vorher durch Tierarzt, Pferdephysiotherapeut oder Osteopath checken lassen Ich wünsche mir, dass wir die Pferde sanft und kleinschnittig durch sinnvolle Bodenarbeit auf das Reitpferdeleben vorbereiten
- Ich wünsche mir, dass es nicht als normal betrachtet wird, dass Pferde sich gegen das Anreiten wehren
- Ich wünsche mir, dass wir aufhören bei der Pferdeausbildung in Schemata und Durchschnittszahlen zu denken, sondern den Trainingsplan mit Gefühl für das Pferd gestalten
- Ich wünsche mir, dass wir unseren Ehrgeiz und unsere Wünsche erst einmal beiseitelegen und die Ausbildung auf das Jungpferd, seine Talente und Bedürfnisse zuschneiden.
Glaubenssätze für das Jungpferd-Training
Kommen wir jetzt zu den Glaubenssätzen, die ich anfangs erwähnt habe. Glaubenssätze sind ein unglaublich machtvolles Instrument.
Wenn wir die falschen Glaubenssätze in uns tragen, können sie Althergebrachtes ganz fest in ins zementieren. Wenn wir die richtigen Glaubenssätze in unseren Kopf rufen, sind sie aber auch ein machtvolles Instrument für Veränderungen.
Kennst du deine Glaubenssätze? Nehmen wir mal das Beispiel „Jungpferde“ – welche Glaubenssätze hast du in deinem Kopf? Und wenn es die falschen sind – bist du bereit sie zu ändern?
Schreib mir gerne einen Kommentar! Ich freue mich auf deine Gedanken und Meinungen.
Jungpferde Facts
5 falsche (Glaubens)sätze für das Anreiten von Jungpferden
Ich stolpere vor allem und immer wieder über fünf falsche Glaubenssätze, wenn es um Jungpferde geht. Ich will sie dir jetzt aufschlüsseln und dann kannst du tief in dich reinhören und überlegen, ob dir diese Glaubenssätze bekannt vorkommen. Anschließend will ich dir zu jedem einzelnen einen anderen positiven Glaubenssatz mitgeben, der den „falschen“ ersetzen kann.
Nummer 1 „Pferde müssen früh angeritten werden“
Nummer 2 „Pferde sind mit 3-4 weit genug entwickelt“
Nummer 3 „Pferden müssen früh auf die reiterlichen Hilfen geprägt werden“
Nummer 4 „Der Wille der Pferde wird später zu stark“
Nummer 5 „Am Besten werden sie an der Longe gestartet““
NUMMER 1 „PFERDE MÜSSEN FRÜH ANGERITTEN WERDEN FÜR IHRE KÖRPERLICHE ENTWICKLUNG.“
Der Hintergrund dieser Aussage: „Sehnen, Knochen und Muskeln müssten einfach von Anfang an immer wieder belastet werden, damit sie sich auch gut entwickeln und unser Gewicht später richtig tragen können.“ Ich bin natürlich keine Tierärztin, aber ich kann meinen gesunden Menschenverstand einschalten und der sagt mir, dass Zellen natürlich auf Belastung reagieren, aber auch überlastet werden und so langfristige Schäden davontragen können.
Fohlen sollten also am besten 24 Stunden draussen in der Herde sein und sich viel bewegen, aber wir sollten junge Knochen, Sehnen und Bänder nicht mit unserem Gewicht überlasten. Zellen entwickeln sich auch im Erwachsenenalter – heißt also auch, dass Knochen, Sehnen, Bänder und Muskeln sich festigen und entwickeln, wenn wir das Pferd erst reiten, wenn es älter ist.
Deswegen ist mein neuer Glaubenssatz für dich: Mit sinnvoller Bodenarbeit sollte die Entwicklung des Pferdekörpers unterstützt werden und mit einem späteren Anreiten, wenn Knochen und Sehnen ausgewachsen und gefestigt sind, kannst du dafür sorgen, dass nichts überlastet und zu früh abgebraucht wird, so dass dein Pferd möglichst lange reitbar bleibt.
NUMMER 2: „PFERDE SIND MIT 3-4 JAHREN WEIT GENUG ENTWICKELT UM UNS AUF DEN RÜCKEN SETZEN ZU KÖNNEN.“
Um dir diesen Glaubenssatz zu entkräften, liefere ich dir gleich ein paar Fakten zur Körperlichen Entwicklung von Pferden. Das ist nämlich ein ganz ganz großer Blödsinn. Wenn du einmal ein bisschen zur körperlichen Entwicklung von Pferden recherchierst, dann wirst du ganz schnell merken, dass viel zu viele Jungpferde viel zu früh angeritten werden.
Zur Untermauerung ein paar Facts zur körperlichen Entwicklung von Pferden:
- Pferde wachsen etwa bis sie sieben Jahre alt sind.
- Die Knochen wachsen, die Zähne sind im Wechsel, die Wirbelkörper verwachsen und die Sehnen werden nach und nach stabiler und fester.
- Die Rückenwirbel werden erst mit 5 bis 7 Jahren einigermaßen fertig – genau da setzen wir uns aber mit unserem ganzen Gewicht drauf…
- Der Pferderücken ist wie eine Brücke! Bauen wir die Muskeln nicht auf und setzen uns zu früh drauf – bevor die Brücke fest ist – wird der Rücken durchhängen. Dein Pferd braucht also feste Knochen und Bänder und vor allem gute Bauchmuskeln, damit es den Rücken heben kann.
- Die Wachstumsfugen an den Knochen schließen meist erst zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr des Pferdes.
- Pferde wachsen in Schüben! Mal macht die Hinterhand einen Schub, mal die Vorhand – das kostet Balance und kann Wachtsumsschmerzen auslösen – und genau dann wollen sich viele Menschen auf den Rücken setzen…
Genug körperliche Fakten – ich gebe dir jetzt den alternativen Glaubenssatz dazu: Pferde haben das Recht gesund zu wachsen und groß zu werden, bevor wir ihren Rücken mit unserem Gewicht belasten.
NUMMER 3: „PFERDE MÜSSEN FRÜH AUF DIE REITERHILFEN GEPRÄGT WERDEN, SONST LERNEN SIE SIE NICHT RICHTIG“
Mal ganz ehrlich – wie logisch ist das denn bitte? Wie gehen also davon aus, dass Pferde dümmer werden, wenn sie älter werden? Nichts anderes steckt hinter diesem merkwürdigen Argument. Wir Menschen lernen ja auch im Kindergartenalter nicht besser und schneller als im Schulalter. Im Gegenteil: Wenn wir älter sind, können wir komplizierte Vorgänge besser begreifen.
Pferden geht es nicht anders. Sie können sich besser konzentrieren und schneller lernen, wenn sie schon ein bisschen älter sind. Gerade Jungpferde sind oft schon nach 5 oder 10 Minuten Bodenarbeit müde und können sich nicht mehr konzentrieren.
Es fällt ihnen schwerer ruhig zu stehen oder aufmerksam zuzuhören. Außerdem haben Jungpferde auch noch Hormon- und Teenagermomente, weil sich in ihrem Körper so viel tut in dieser Zeit.
Dein neuer Glaubenssatz ist also: Es ist clever den Jungpferden ihre Kinderzeit zu lassen und erst ans Reiten zu gehen, wenn sie schon etwas älter und erwachsener sind, weil sie als gefestigtere Persönlichkeiten besser damit umgehen können, wenn wir uns auf ihren Rücken setzen und schneller lernen können.
NUMMER 4: “DER WILLE DER PFERDE IST ZU STARK, WENN DIE PFERDE BEIM ANREITEN ÄLTER ALS ZWEI ODER DREI JAHRE SIND.“
Das ist für mich der allergrößte Quatsch! Entschuldige, wenn ich das so deutlich schreiben muss. Aber es ist schlicht und einfach Blödsinn. Die Gegenfrage ist doch an dieser Stelle: Wie muss das Training aussehen, dass junge und „willenlosere“ Pferde braucht? Ein Training zu dem ältere und selbstbewusstere Pferde Nein sagen wollen?
Die Sache ist ziemlich einfach: Wenn dein Pferd beim Anreiten deutlich Nein sagt, dann hat es entweder schlechte Erfahrungen in seiner Vergangenheit gemacht oder es hat Schmerzen oder es versteht dich gerade nicht oder du hast dir nicht genug Zeit genommen es deinem Pferd so verständlich und fair zu erklären, dass es gerne mitarbeitet.
Dabei ist es vollkommen egal ob dein Pferd 3 oder 6 Jahre alt ist. Pferde sind unglaublich kooperativ und Harmoniebedürftig. Sie folgen gerne unseren Vorschlägen, wenn sie entsprechend fair und freundlich vorgebracht werden.
FAKT: Woher kommt dieser merkwürdige Glaubenssatz
Ich denke, dass gerade dieser letzte Glaubenssatz einen wirtschaftlichen Hintergrund hat. Früher war die Ausbildung der Pferde etwas, das über Jahre ging. Heute haben viele Freizeitreiter ein Jungpferd und wollen es einigermaßen gut ausgebildet vom Züchter erwerben oder vom Bereiter zurückbekommen.
Gleichzeitig soll das alles aber möglichst wenig Geld kosten. Dann leben wir auch in einem Kreislauf aus Altersvorgaben in Zuchtprüfungen, der dringend durchbrochen werden muss durch ein anderes Reglement. Jungpferdeprüfungen sind in aller Regel viel zu früh angesetzt. Wenn Jungpferde mit drei Jahren schon alles zeigen müssen, um prämiert zu werden, um dann einen guten Preis erzielen zu können, bringt das Züchter und Verkaufsställe natürlich in einen gewissen Zugzwang.
Auch Züchter müssen ihre Rechnungen bezahlen und von etwas leben. Wenn ein 3-Jähriges Pferd in einer Prüfung oder Körung Leistung zeigen muss, muss der Anreitprozess natürlich schon entsprechend vorher gestartet werden. Das ist in sich einfach komplett falsch.
Es sind aber nicht nur die Zuchtvereinigungen, Züchter und Pferdeverkäufer schuld. Wenn die Menschen nicht viel Geld für ihr Jungpferd oder dessen Ausbildung bezahlen wollen, dann bleibt Züchtern und Berieten nicht viel andere Wahl als den Prozess entsprechend zackig zu gestalten. Oder sich einen neuen Beruf zu suchen. Der Markt bestimmt nun einmal auch ein Stückweit die Preise.
Ein Jungpferd kostet den Züchter mehr Geld, wenn es länger auf der Weide herumsteht und Jahrelang am Boden ausgebildet werden soll, bevor es geritten wird. Das will aber meist keiner bezahlen. Wenn die Menschen es schon teuer finden, dass ein ausgebildetes Pferd mehr als 10.000 Euro kosten soll – ohne geniale Abstammung natürlich, dann wird’s noch teurer – müssen wir uns nicht wundern, wenn die Pferde mit zwei oder drei Jahren innerhalb kürzester Zeit mit Druck angeritten werden.
Was kostet alles in der Ausbildung – je länger wir warten, desto mehr Geld kostet es:
- Eine Zuchtstute kostet Geld
- Die Tierärztliche Betreuung kostet Geld
- Das Aufwachsen des Fohlens kostet Geld
- Eine langsame Ausbildung am Boden kostet Geld
- Das schonende Anreiten kostet Geld
Das alles muss auch bezahlt werden, wenn wir wollen, dass sich etwas ändert. Dann dürfen wir Käufer nicht einfach nur mit dem Finger auf die bösen Züchter und Bereiter zeigen. Und wenn wir selbst ausbilden wollen, müssen wir mehrere Jahre auf das Reiten verzichten. Dein Pferd hat sich weder dich als Besitzer, noch sein Leben als Reitpferd ausgesucht.
Deswegen ist es deine Pflicht dafür zu sorgen, dass es gesund ist, gut gehalten wird und schonend und liebevoll ausgebildet wird.
Dein neuer Glaubenssatz: Anreiten wird nicht schwerer, wenn Pferde älter sind. Im Gegenteil – es wird sogar leichter, weil die Pferde ruhiger und erwachsener sind. Egal in welchem Alter: Das Pferd muss einfach nur gut vom Boden aus vorbereitet werden und dann kleinschrittig, freundlich und geduldig angeritten werden.
NUMMER 5: „PFERDE WERDEN AN DER LONGE AUSGEBILDET, WEIL SIE SO AN DEN SATTEL UND DEN REITER GEWÖHNT WERDEN KÖNNEN.“
Ich finde diesen Glaubenssatz so unglaublich falsch, weil gerade junge Pferde wenig Balance haben und das Longieren im Kreis deswegen sehr auf die Bänder geht. Außerdem ist es für junge Pferde eine beängstigende Situation die Balance zu verlieren und genau das riskieren wir ein Stückweit an der Longe.
Junge Pferde sollten ganz viel geradeaus laufen. Wir sollten sie auch an Equipment wie Sattel und Zaumzeug gewöhnen und ans Reitergewicht. Aber bitte nicht an der Longe und nicht durch sinnloses „Schleudern“ und „müde machen“ im Longenkreis.
Dein neuer Glaubenssatz: Junge Pferde sollten schön vorwärts gehen und das am besten viel geradeaus. Zum Beispiel in Spaziergängen – später auch mit Reitpad oder Sattel und dann irgendwann später auch mit Reiter – geführt oder ohne je nach Pferdecharakter und Vertrauensverhältnis mit dem Reiter.
Jungpferd Schritt für Schritt ausbilden
Vom Boden in den Sattel: Die Ausbildungsschritte mit dem Jungpferd
Kommen wir jetzt mal zu einer praktischen Zusammenfassung der ersten Schritte mit einem Jungpferd. Ich habe viel ausprobiert und manches auch wieder abgeschafft. Jetzt habe ich ein Bild davon, wie ich ein Jungpferd Schritt für Schritt ausbilden würde.
Dieses Bild – basierend auf meinen persönlichen Erfahrungen und Learnings – beschreibe ich dir gleich kurz zusammengefasst in den wichtigsten Schritten. Mit Leben füllen, Seitenwege einfügen und um viele weitere Übungen und Ideen ergänzen sowie an dein Pferd anpassen, musst du diese Schritte dann natürlich selbst.
Zwei wichtige Facts in Sachen Jungpferdeausbildung
Seelenfact: Alles, was wir mit jungen Pferden machen ist eine Herausforderung und kann auch schnell zur Überforderung werden. Du darfst nie vergessen, dass du dein Pferd mit dem Training und dem Anreiten in eine ganz neue und aufregende Welt wirfst. Es ist also ganz wichtig, dass du dein Pferd immer beobachtest, alles so kleinschnittig wie möglich aufbaust und liebevoll, klar, konsequent und verständlich trainierst.
Körperfact: Pferde wachsen bis sie 7 Jahre und älter sind. Das habe ich dir ja schon beschrieben. Im Kopf müssen sie auch erst erwachsen werden – du solltest also nicht zu früh mit dem Reiten anfangen und dein Pferd vorher unbedingt von einem Pferdepyshio oder Pferdeosteo durchchecken lassen.
SO NICHT:
- Wenn dir jemand erzählen will, dass du dein Pferd auf dem Logierzirkel erst so, dann mit Sattel, dann mit Reiter longieren sollst, dann feuere diesen Trainer.
- Wenn dir jemand sagt, dass du Ausbilder und Hilfszügel für die Ausbildung brauchst, dann feuere diesen Trainer.
- Wenn dir jemand sagt, dass du dein Pferd mit 2 oder 3 Jahren anreiten sollst, weil es sonst „blöd“ wird, dann feuere diesen Trainer.
Sinnvoll könnte es zum Beispiel sein mit 5 oder 6 Jahren schonend und langsam mit dem Reiten zu starten – je nach Rasse, deren Entwicklungsstand und der individuellen körperlichen Entwicklung des Pferdes. Die Bodenarbeit kannst du schon mit 1,5 bis 2 Jahren starten. Dann aber entsprechend kurze Einheiten und spielerisch gestaltet.
DER TIPP: Es ist unglaublich wichtig, denn dein Jungpferd lernt so von Anfang an mit dem Menschen zu agieren und Freude dabei zu haben. Wenn du dein Pferd erst mit 5 oder 6 Anreiten willst, dann hilft es sehr viel am Boden miteinander zu arbeiten.
Wir können die Pferde nicht fünf oder sechs Jahre wie Wildpferde auf der Weide stehen lassen und sie dann in kurzer Zeit freundlich und stressfrei zu Reitpferden ausbilden wollen. Du musst dein Pferd einfach ausführlich und entspannt am Boden vorbereiten, so dass Teamarbeit mit dem Menschen für dein Pferd etwas ganz normales ist.
Erste Trainingsschritte am Boden
Pferde sollten lernen sich führen zu lassen. Zum Beispiel von der Weide oder wenn der Tierarzt leider doch kommen muss. Das können sie ehrlich gesagt fast nicht früh genug lernen. Das ist aber eine große Herausforderung für so ein junges Pferd. Das solltest du immer im Hinterkopf haben.
Schritt 1: Halfter und Führstrick
Da ist plötzlich jemand, der bestimmen will wo es langlaufen soll und wo nicht. Der eventuell über das Halfter auch ein bisschen Druck auf den Nacken ausübt. Das ist beängstigend und befremdlich. Deswegen solltest du deinem Jungpferd ganz viel Zeit damit lassen. Zum Beispiel in dem du ihm erst spielerisch das Halfter zeigst. Seinen Körper mit dem Halfter abstreichst. Das Halfter ins Maul zum Beknabbern und spielen gibst. So lernt es, dass das Halfter ein cooles und ungefährliches Ding ist.
Dann ziehst du ihm ds Halfter an – erst über das Maul, dann über die Ohren. Nach und nach. Wenn es einen der Schritte nicht akzeptiert, gehst du wieder einen Schritt zurück und wartest ab, bis es zum Beispiel das Halfter am Maul ganz entspannt und zufrieden akzeptiert. Gibst ihm vielleicht auch ein Leckerli. Als Belohnung. Das ist dann fast so als ob es vo Halfter gefüttert werden würde. Das ist cool!
Danach ziehst du das Halfter irgendwann über den Pferdekopf und lässt es da kurz. Nimm es sofort wieder ab und lobe dein Pferd als ob es kein morgen gäbe. Vielleicht auch mit einem Leckerli und lass es wieder hüpfen.
Das machst du mehrere Tage hintereinander. Bis es das Halfter voll akzeptiert. Jetzt kommt der Führstrick.
Du gehst genau wie mit dem Hafter vor. Abstreichen, um den Hals legen, damit wedeln, einhaken, aushaken. Fertig. Immer wieder.
Sobald das Pferdchen den Strick akzeptiert hakst du ihn ein und gehst einfach mit. Dann lernt das Pferd, dass der Führstrick erst einmal ihm folgt. Du lässt es grasen damit. Übst kein bisschen Druck aus.
Irgendwann machst du eine einladende Bewegung und zupfst leicht a Strick. Macht dein Pferd auch nur einen Schritt in deine Richtung, lobst du es als ob es kein morgen gäbe. Und hörst sofort auf.
Dann brauchst du eine zweite Person: Die die Mutterstute am Halfter nimmt – du lässt sie vorausgehen und folgst mit deinem Pferd einfach. Das übst du jetzt auch ein paar Wochen. Und dann könnt ihr Schrittweise das Führen ohne Mutter üben. Usw.
Schritt 2: Hufe geben
Im Grunde sollten die Pferde schon im Fohlenalter ans Hufe geben gewöhnt werden, aber nur spielerisch und kurz.
Du nimmst einfach den Huf, streichelst ihn und kraulst ihn. Immer wieder. Streichst die Beine ab. Immer wieder. Sobald dein Pferd das ruhig mit sich machen lässt hörst du auf und lobst es. Das machst du mehrere Tage.
Irgendwann hebst du den Huf dann ganz leicht an. Das machst du täglich. Nach und nach kannst du die Hufe dann immer höher heben. Und vergiss nie, dass das Hufe geben ein Riesenakt für dein junges Pferd ist. Es hat noch keine Balance. Das Stehen auf drei Beinen bringt es in eine hilflose Position – es muss dir schon sehr vertrauen und ihr braucht eine gute Basis miteinander. Nach und nach kannst du den Huf auch höher heben.
Bei mir hat es zum Beispiel über 2 Jahre gebraucht, bis ich die Hufe entspannt heben und kratzen konnte. Der Hufschmied kann heute an ihren Hufen Pflegen ohne Probleme. Das war anfangs nicht so. Du siehst also, dass auch das Zeit, Balance und Vertrauen braucht.
- Zartes Kraulen,
- dann leichter Druck nach oben,
- dann wieder zartes Kraulen,
- so lange, bis die Kleine ihren Huf gehoben hat.
- Sobald sie kurz ruhig stand, wurde der Huf wieder abgestellt und ausgiebig gelobt.
Das ist für ein Pferd gar nicht so einfach, weil es erst lernen muss die Balance zu halten. Immerhin ist es für das Pferd in der freien Wildbahn eher unüblich auf drei Beinen zu stehen. Da wird man das perfekte Angriffsziel für Raubtiere und wieso soll man überhaupt auf drei Beinen stehen? Braucht so ein Wildpferd gar nicht. Wir wollen reiten und arbeiten, deswegen müssen wir auch die Hufe pflegen, also muss das kleine Pferd lernen, seine Hufe zu geben und dabei schön ruhig zu stehen.
Schritt 3: Stehen bleiben
Im Alter von knapp 2 Jahren können die jungen Pferde langsam lernen auch mal ruhig zu stehen und sich anbinden zu lassen.
Dafür legst du deinem Pferd einfach den Strick um den Hals und lobst es sobald es auch nur eine Minute ruhig steht. Dann geht ihr wieder. Diesen Zeitraum dehnst du nun Wochenweise aus. Jede Woche eine Minute mehr. Sobald das ein paar Minuten klappt, kannst du den Strick auch um den Anbindepfosten legen. Sobald das klappt, kannst du auch mal ein paar Meter weggehen und warten.
Geht dein Pferd dir nach, stellst du es einfach ruhig aber bestimmt wieder an die Stelle zurück, an der es vorher stand. Lobst es sobald es ruhig steht und gehst wieder weg. Oder putzt es ausgiebig, wenn es das gerne mag – als Lob.
Sobald es die gewollte Anzahl an Minuten ruhig stand, lobst du es als ob es kein Morgen gäbe und bringst es dann wieder auf die Weide zurück.
Oder auch in die Paddock-Box, immer mal wieder tageweise, damit sie Stück für Stück lernen auch ohne ihre Herde auf der Weide klar zu kommen. In der Nachbarbox steht dann zum Beispiel die Mutter, damit das Pferdekind sich nicht allzu alleine fühlt.
DIE DREI BASICS – NOCHMAL ZUSAMMENGEFASST:
- Jungpferde ans Halfter gewöhnen
- Anschließend an das Führen mit Seil gewöhnen
- Hufe geben: Schritt für Schritt und Zentimeterweise
- Stehen bleiben – Minutenweise steigern
KLAPPT DAS FÜHREN UND HUFE GEBEN – KÖNNT IHR DIE ERSTEN SCHRITTE INS GELÄNDE WAGEN: SPAZIEREN GEHEN
Spazierengehen – das ist doch ganz einfach. Könnte man meinen. Keine große Herausforderung für das Pferd oder den Menschen. Das Pferd muss doch nur mitlaufen. Denkst du vielleicht. Aber das ist es für das Pferd nicht. Je schlechter es dich kennt und je jünger es ist, desto schwieriger ist es für ein Pferd. Es ist eine große Herausforderung sich von der Herde zu entfernen. Aber du kannst sie zusammen mit deinem Pferd meistern und das Beste daran ist, dass es eure Beziehung um 10 Schritte verbessern wird. Mindestens.
Mein Jungpferd zum Beispiel war knapp 1,5 Jahre alt, als wir unseren ersten Spaziergang gemeinsam gemeistert haben. Eine vertraute Person war dabei und die Wege kannte sie von früheren Spaziergängen auch schon ein bisschen. Trotz allem gab es ein oder zwei Momente, in denen sie mir nicht genug vertraut hat, um mir sofort zu folgen.
Was tun? Bleib einfach ruhig. Lass dich nicht beirren und warte solange bis dein Pferd bereit dazu ist einen Schritt weiterzugehen. Lobe jeden einzelnen Schritt und lass euch beiden Zeit. Kehr um, wenn du merkst, dass dein Pferd gerade nicht weiter mit dir gehen kann. Das einzige was zählt ist, dass es nicht von alleine entscheidet umzudrehen, sondern du sagst, dass ihr jetzt umkehrt.
WAS TUN WENN DAS PFERD DRÄNGELT?
Gerade ein junges Pferd kennt die Regeln noch nicht gut. Es kann auch noch nicht immer einschätzen, dass du als Mensch anders bist als ein Pferd. Deswegen kann es immer passieren, dass das Pferd drängelt. Es spielt wie mit seinen gleichaltrigen Artgenossen mit dir.
Wenn also dein Jungpferd kurz drängelt, dann schicke es einfach wieder weg von dir. Es muss lernen, dass es weder auf dich springen noch dich wegdrängen darf. Das ist schlicht und einfach unhöflich. Und ein höfliches Miteinander ist dir wichtig. Gleichzeitig wissen Pferde in aller Regel zu schätzen, wenn ein Mensch standfest ist und seine Regeln und Grenzen kennt – wenn er sie fair und freundlich einfordert.
Halfter zart über den Kopf gezogen, Strick ran ans Halfter und dann entspannt loslaufen. Ganz gemütlich! Das soll Spaß machen und dem Tier ein gutes Gefühl vermitteln.
Hast du ein ängstliches oder unsicheres Pferd, nimm dir am Anfang ruhig ein gelassenes Begleitpferd mit. Andere Pferde vermitteln einfach ein gutes Gefühl. Mein Pferd ist sehr selbstbewusst. Deswegen hat sie die ersten Spaziergänge geradezu erschreckend cool gemeistert. Die meiste Zeit ist sie sehr ruhig und unerschrocken mitgelaufen. Sobald ein Geräusch kam oder etwas Fremdes in den Weg kam (Ziegen, Hunde, Katzen, ein Huhn – kann alles passieren) blieb sie kurz stehen.
Dann lass dein Pferd einfach schnuppern und schauen. Am Besten bringst du ihm auch bei sich Schreckgegenständen mit der Nase zu nähern und zu tasten. Das nimmt ihnen schnell den Schrecken. Die meisten Pferde machen das dann irgendwann von alleine, wenn sie es gelernt haben. Schön mit locker hängendem Seil.
INFO: Auch ein Jungpferd ist einfach nur ein Pferd. Du musst es nicht wie ein rohes Ei behandeln. Du musst wissen, dass es jung ist und noch nicht so gelassen wie ein altes Pferd. Aber du solltest es nicht anders behandeln als ein erfahrnes Pferd. Sie sollen ja lernen, dass das alles ganz normal ist, was du da mit ihnen machst. Wenn du aber vorsichtig und übertrieben zart um sie herumtänzelst, wird das Pferd anfangen sich zu fragen, warum du so bist und damit bekommen die Dinge mehr Bedeutung als sie eigentlich haben sollten.
(M)ein Weg zum Anreiten
Jungpferd anreiten – die Schritte
Jedes Jungpferd ist eine andere Persönlichkeit, deswegen gibt es nicht den einen Weg. Sondern du musst individuell gestalten und auf dein Pferd eingehen. Ich werde dir also jetzt in einer Liste exemplarisch die Schritte beschreiben, wie ich mein Pferd ausgebildet habe und wie ich ein junges Pferd vom Fohlenalter an ausbilden würde – dann kannst du dir diese Liste für dich anpassen. Ich stecke noch mitten in der Ausbildung – da wir verletzungsbedingt eine Pause einlegen mussten.
Zwischen all den Trainingsschritten kannst du natürlich immer wieder Pausen und Wellnesseinheiten einlegen, wie Balance Pad, Massageeinheiten, Kraulenden und Sachen wie Freiarbeit und kleine Tricks, die deinem Pferd sicher auch Spaß machen. Ich selbst arbeite sehr viel mit Leckerli – HIER kannst du mehr dazu lesen
Der Start der Ausbildung – Das Fohlen
Ein Fohlen sollte sich anfassen lassen, aufhalten lassen und seine Hufe geben können. Das kannst du spielerisch mit dem Fohlen üben. Erst auf der Weide, später auch auf dem Hof. Es kann immer sein, dass der Tierarzt kommen muss oder ein Huf bearbeitet werden muss. Deswegen sollten Fohlen das schon können. Aber gerade Fohlen sollten das alles spielerisch mit Lob, Liebe, Freude und Neugierde lernen dürfen – nicht mit Zwang oder körperlichem Druck.
Die erste Bodenarbeit
Die erste Bodenarbeit mit 1,5 bis 2 Jahre: Jetzt kannst du langsam mit der Bodenarbeit starten. Also erste Führtrainings und Gelassenheitstraining, geführte Spaziergänge, anbinden lassen, putzen lassen, Decke auflegen und all die anderen Dinge des Alltags.
- Start und Stop
- Rechts und links
- Vorwärts und Rückwärts
- Vorhand weicht (Schulterkontrolle)
- Hinterhand weicht
Bodenarbeit mit Muskelaufbau mit ca. 3 Jahren
Jetzt kann langsam die Bodenarbeit zum Muskelaufbau starten. Natürlich immer erst sehr kurze Einheiten. Gerade junge Pferde können ich noch nicht so lange konzentrieren. Da können 10 Minuten schon richtig lange sein.
- Äußerer Schenkel und innerer Schenkel vom Boden aus
- Gangartenwechsel
- Tempiwechsel in den Gangarten
Ab jetzt der Kappzaum
Mit etwa 3,5 Jahren kamen dann erste Gymnastizierung und Muskelaufbau am Kappzaum dazu.
- Erste Gymnastizierungsrunden: Kruppe herein und Schulter herein
- Anschließend Travers und Renvers – auf dem Platz und im Gelände beim Spaziergang
- Die Bodenarbeit immer wieder mit Reitpad und Zäumung machen, damit dein Pferd lernt gegurtet zu werden und etwas auf dem Rücken zu tragen
Mit etwa 4 Jahren
Jetzt kannst du die Zügelhilfen vom Boden aus trainieren. Du kannst zum Beispiel neben deinem Pferd laufen und die Signale auf Höhe des Halses geben und üben. Außerdem kannst du das Einparken mit viel Lob und Leckerli üben.
HIER gibt es einen Artikel dazu, wie du das Thema Leckerli Schritt für Schritt angehen kannst
Mit 5 Jahren
Du kannst das Aufsteigen üben. Du kannst dein Pferd immer wieder an die Einparkhilfe führen. Dich immer mal über den Rücken lehnen und von beiden Seiten abklopfen. Irgendwann auch für ein oder zwei Minuten aufsteigen und dann wieder absteigen. Das kannst du über Monate immer wieder zwischendurch üben, bis du dein Pferd auch mal ein paar Schritte laufen lassen kannst.
- Das Knaller Knoti-Sidepull und
- Baumwollzügel gibts übrigens HIER
Du kannst die Doppellonge einbauen, um die Zügelhilfen und die Kommunikation zu verfeinern und dein Pferd zu gymnastizieren. HIER findest du mehr zum Thema und HIER findest du einen Doppelongengurt.
Ab dem 6. Lebensjahr
Das Reiten ist ein- oder zweimal pro Woche in kurzen Einheiten ein kleiner Teil unseres gemeinsamen Lebens.
Ich habe bislang alles Reiterliche mit einem Reitpad trainiert, da Muskeln und Körper sich noch stark entwickelten und die Reiteinheiten sehr kurz waren. Verletzungsbedingt mussten wir auch nochmal eine Pause einlegen. Jetzt ist mein Pferd 7 Jahre alt und sobald aus den kurzen Reiteinheiten längere Runden werden, wird auch ein richtiger und angepasster Sattel dazukommen.
Ausrüstungsliste für dein Jungpferd
Weniger ist mehr! Du brauchst wirklich nicht viel. Junge Pferde wachsen auch noch stark, so dass du ohnehin ab und an neue Größen kaufen musst. Du machst ja auch noch nicht viel und das alles sehr spielerisch.
- Es braucht anfangs nur ein Halfter und ein Führstrick für dein Fohlen
- Später kannst du dir dann ein Knoti und Arbeitsseil für die ersten Bodenarbeitsrunden kaufen – gute Knotis und Ropes haben wir HIER
- Sobald es an die gymnastizierende Bodenarbeit geht, brauchst du einen Kappzaum und ein feines Handarbeitsseilchen oder eine leichte dünne Longe – Alles zum Longieren gibt es übrigens HIER
- Eine Gerte für die Hilfengebung – als verlängerter Arm
- Zum Anreiten selbst brauchst du schließlich entweder einen gut sitzenden Sattel oder für die ersten Runden sogar nur ein gut gepolstertes hochwertiges Reitpad – eine kleine aber feine Auswahl anatomisch durchdachter Reitpads gibt es HIER für dich
Das ist nur ein ganz grober und schneller Basis-Rahmen, den du nicht sklavisch erfüllen solltest.
Im Gegenteil: Du kannst noch viel mehr drumherum im Training gestalten und individuell an dein Pferd anpassen. Es ist viel mehr ein grobes Gerüst, aus dem du dann noch ein ganzes „Haus“ bauen kannst. Passend für dich und dein Pferd.
„Pferdeflüstern bedeutet, dass wir lernen das Flüstern der Pferde zu hören und zu verstehen.“
Die Pferdeflüsterei ist ein Wissensblog und Herzensprojekt – denn wir wünschen uns, dass alle Pferde und ihre Menschen glücklich miteinander sind. Wenn wir lernen die Pferde zu verstehen, fein und fair zu trainieren und der beste Pferdemensch zu werden, der wir sein können – wird es auch deinem Pferd gut gehen und es wird immer sein Bestes für dich geben. Versprochen!
Wir unterstützen dich mit unseren Artikeln, Interviews und Kursen – Du bekommst Facts zu pferdegerechter Haltung und Fütterung, feinem Training und Pferdeverhalten.
Petra und Carey
Wer wir sind
Hallo Petra,
ich habe gerade deinen Artikel gelesen. Ich bin inzwischen 50 Jahre alt und habe mir nochmal ein Jungpferd gekauft um es selber auszubilden. Ich habe etwa 50 Pferde ausgebildet und bin seit 25 Jahren im Natural Horsemanship und im Westernreiten unterwegs. Mein Jungpferd ist jetzt fast 5 und ich habe letzte Woche das erste mal draufgessen und bin entspannt losgeritten. Ich finde es wichtig, die Menschen immer wieder daran zu erinnern, dass ein Pferd mit drei Jahren weder physisch noch psychisch in der Lage ist einen Reiter zu tragen. Warum auch? Leider denken viele Reiter, dass sie ein kleines Pferd eher beherrschen können, weil es noch nicht so viel Kraft hat. Ich finde diese Einstellung einfach schlimm. Eine gute Vorbereitung macht auch ein fünfjähriges Pferd zu einem entspannten Partner.
Viele Grüße
Sanny
Ich bin gerade über diesen schönen Beitrag gestolpert und er hat mich zum Nachdenken angeregt.
Nun stehe ich vor meinem wissbegierigen Jungpferd und grüble darüber was ich mit ihm machen könnte um ihn nicht in seinem Bedürfnis zu enttäuschen. Dennoch möchte ich ihn aber auch nicht überfordern oder unterfordern.
Durch seine ausgeprägte Coolness und seine Neugierde habe ich bis dato nichts gefunden was wirklich für ein Schrecktraining geeignet ist. Er ist einfach überall dabei, am Feuer lang gehen, Rüttelsäcke, Objekte die ihn berühren oder auch große Gerätschaften die Laut sind etc. Alles muss am besten mit der Nase berührt werden und genau angeschaut werden. Selbst das massieren oder streicheln über den Körper von einer erhöhten Position aus sind immer beliebt bei ihm. Er parkt sogar vor mir ein um die richtige Stelle zu erwischen.
Das tägliche Handling wird spielerisch weiter geübt und ausgiebig gelobt.
Ebenfalls sind Tierarztbesuche und anderes Handling kein Problem. Auch das Hängerfahren ging vom ersten Transport an. Sofort auf den Hänger und entspannt bei der Fahrt.
Zusammenfassend merke ich einfach was für ein tolles Jungpferd ich an meiner Seite haben darf. Er darf nun einfach aufwachsen und ich genieße die Zeit die ich mit ihm haben darf.
Hey liebe Nina, das klingt wirklich großartig und supercool. Um dir eventuell noch Ideen zu geben, müsste ich wissen, wie alt dein Jungpferd ist :-) Aber eure Liste ist ja schon sehr lange. Alles Liebe, Petra
Moin Petra,
zum Thema NUMMER 4: “DER WILLE DER PFERDE IST ZU STARK, WENN DIE PFERDE BEIM ANREITEN ÄLTER ALS ZWEI ODER DREI JAHRE SIND.“ habe ich noch einen sehr interessante Ergänzung.
Ich habe mich auf das Abenteuer einer 13 jährigen traumatisierte Stute eingelassen. Sie hat verschiedene Traumata, eines davon wurde direkt in ihrer „Jugend“ durch die Einreitversuche (in welchem Alter ist mir unbekannt) ausgelöst, weswegen sie als gefährlich und nicht reitbar als Zuchtstute endete.
Sie taugte dann schlussendlich auch dafür nicht mehr da sie nicht mehr aufnahm, sodass ich die Chance hatte sie mit 13 Jahren zu uns zu holen.
Sie ist mittlerweile fast 11 Monate bei mir, in denen wir fast ausschließlich Vertrauensarbeit, Gelassenheitstraining und der Gleichen gemacht haben. Durch ihre Vergangenheit, war das ein verdammt hartes Stück Arbeit, mittlerweile geht sie mit mir aber in fast allen Situationen durch dick und dünn.
Nun zum eigentlichen Inhalt: Pad, Sattel, Aufsitzen und auch kurze Strecken im Schritt sind mittlerweile fast kein Problem mehr. Da sie bisher nicht gelernt hat ihre Balance unter dem Reiter zu finden und auch dahingehend noch einiges an Muskelaufbau passieren muss, ist das für sie noch sehr gruselig., weshalb es auch nur fast kein Problem mehr ist.
Ich plane kurzfristig ein 2 jähriges Jungpferd zu unserer kleinen Herde dazu zu holen und werde aufgrund der Erfahrungen mit meiner Stute und deinem klasse Artikel hier definitiv nichts übers Knie brechen und mir die Zeit nehmen die er braucht.
Ich bin immer wieder sehr traurig darüber, das Menschen so unverantwortlich, teilweise aus monetären Gründen, mit Pferden umgehen und die Seele dieser wundervollen Geschöpfe so nachhaltig und massiv zerstören.
Hey lieber Mathias, danke für deine Ergänzung und ich freue mich wahnsinnig, dass du einen so liebevollen und geduldigen Weg mit deinen Pferde gehst – sie haben es einfach verdient. Alles Liebe, Petra
Hi….ich sehe dass ganze genauso. Allerdings gibt es einfach keinen Trainer in meiner Umgebung der nicht mit ,, vorallem “ Zeitdruck meinen kleinen arbeiten möchte.
Ich habe daher beschlossen selbst mit ihm diesen Weg zu gehen . Leider fehlen mir die Ideen,, wie bringe ich Ihm etwas bei““, aber obwohl ich manchmal echt unbeholfen bin ist er so unglaublich geduldig und ich so unendlich stolz auf ihn…
Liebe Sarah, im Grunde kenne ich dein Problem und musste mich auch selbst auf den Weg machen – manchmal ist das der Beste Weg. Dann muss man sich einfach Zeit lassen und weniger Wollen, dafür kommst du liebevoll und fein ans Ziel und dein Pferd wird es dir mit Vertrauen und Sicherheit danken. Wenn du eine schöne Schritt für Schritt Anleitung möchtest, kann ich dir die „Bodenarbeitsformel“ empfehlen – das ist unser großer Onlinekurs mit meiner Freundin und Pferdetrainerin Hero Merkel – der wieder im Herbst startet. Der ist auch sehr gut Jungpferdetauglich. Alles Liebe auf jeden Fall und bis bald, Petra
Herzlichen Dank für diesen tollen Artikel.
Unsere Stute wurde leider manchmal geschlagen, im alten Stall, von den Vorbesitzern. Sie wird jetzt 5. Nach einem Stallwechsel befindet sie sich nun in der Eingewöhnung. Leider steigt sie häufig. Vermutlich aus Angst? Es wird noch ein langer Weg mit ihr. Dieser Artikel hilft mir, mich nicht mehr vom Umfeld zu sehr verrückt machen zu lassen, a la „
Die hat Euch ja total im Griff-durchgreifen müsst ihr!“
Nochmals vielen Dank!
Sehr gerne :-) Wenn sie so deutlich Nein sagen, haben sie eine Grund – alles hat immer eine Ursache und die gilt es herauszufinden. Statt mit Dominanz die Symptome zu unterdrücken. Wir müssen schon in einer guten Balance sein, auch mal fordern und fördern, Regeln setzen und Leitlinien geben – aber das geht auch ohne Gewalt. Ganz liebe Grüße, Petra
Hallo Petra, ein toller Artikel.
Auch ich bin der Meinung, dass von Pferden meist viel zu früh viel zu viel erwartet wird. Meine Isi-Stute (20) wurde erst mit 6 Jahren angeritten und war gut so. Ich habe aber auch eine Frage, zu unserem Pony Wallach der im Mai 3 Jahre wird. Als wir ihn (noch als Hengst) vor einem knappen dreiviertel Jahr gekauft haben, kannte er keine Grenzen, er hat mich fast aufgefressen, umgerannt,… Das hat sich alles schon gebessert, nur beim Aufhalftern versucht er immer das Halfter oder den Strick mit seinem Maul zu fassen. Was wäre ei guter Weg im das abzugewöhnen?
Viele Grüße
Petra
Hey liebe Petra, wie schön, dass ihr euren Pferden so viel Zeit lasst :-) Zu deiner Frage: Wallache sind ja gerne mal „maulfixierter“ und spielen gerne. Ich köööönnte mir vorstellen, dass ihm langweilig ist und er ganz viel Kopf- und Denkfaktor braucht. Hat er Spielgenossen in der Herde in seinem Alter? Ein anderes junges Pferd? Das wäre schon einmal hilfreich. Ich würde ihm vielleicht auch kleine Tricks beibringen, bei denen er sein Maul anderweitig verwenden muss: Smile und anderes – das du dann abrufen kannst, um ihn abzulenken. Er ist ja noch ein Baby und kann nicht „richtig“ trainiert werden. Parallel könntest du eventuell mit ihm Clickern. Wenn das Timing und das Markersignal stimmen, ist da viel klarheit drin. Und dann clickerst und verstärkst du quasi die Ruhe und das „Nicht“-Anknabbern. Aber Achtung: Das musst du ganz korrekt machen – gerade mit so einem Pferd – damit du dir keine Taschenknabberer erziehst. Ganz liebe Grüße, Petra
Liebe Petra
Vielen Dank für den Interessanten Artikel!
Ich habe noch eine Frage dazu. Ich habe eine 2 Jährige Stute und gehe ungefähr 2x/Woche mit ihr spazieren. Zudem machen wir ab und zu Bodenarbeit, vor allem Koordination, aber auch Stopp üben auf Ton, und manchmal Stell ich ihr auch einfach etwas rein (ein Ball, eine Plane, etc) was sie dann erkunden darf, macht sie echt gerne. Hab sie dann jeweils ohne Halfter und lasse sie einfach machen. Sie läuft immer sofort dahin wo es etwas neues hat und schnuppert dran, scharrt etc. Gestern hab ich ihr ein Podest hinein gestellt, und zack war sie mit den Vorderbeinen scho drauf.
Mir wird nun immer wieder gesagt, dass ich zu viel mache mit ihr, und ich sie lieber komplett in Ruhe lassen soll bis sie mindestens 3 ist.. wie siehst du das? Ich finde es total schade, weil wir auch schon eine super Bindung haben. Sie kommt immer angerannt, wenn sie mich sieht, und möchte rausgenommen werden. Sie ist auch stets total motiviert dabei. Häufig putze ich sie auch nur und übe das Hufe geben, was sie insbesondere hinten noch nicht meeeeega toll findet.. aber sie macht es.
Denkst du auch, es ist besser ein Jungpferd einfach sein zu lassen?
Hey liebe Georgia, ich würde sagen, dass du auf dein Pferd schauen musst. Wenn du ein neugieriges, verspieltes und interessiertes PFerd hast, sie Lust hat und nicht überfordert ist, warum dann nicht :-))) ANreiten würde ich nicht vor 4 oder 5 – aber spielen und Spaß haben kann man doch schon vorher.
Alles Liebe, Petra
Also ich sage zu den anderen Kommentaren nichts.
Ich wollte dir Petra etwas fragen?undzwar ich habe mir jetzt einen jährling gekauft und ich weiß nicht ob ich direkt mit der Longenarbeit anfangen soll oder ob ich schon mit der angewöhnung des Sattels anfangen soll? mit der Trense weiß ich das die Fohlen(jährlinge) erst noch Milchzähne haben.
Hallo liebe Alina, also tatsächluich würde ich persönlich mit beidem noch nicht anfangen oder wenn – dann mit dem Sattel – spielerisch ohne ihn zu nutzen. Denn der Zirkel der Longe ist sehr anstrengend für Sehnen und Bänder und Gelenke. Gerade mit einem jungen Pferd würde ich bis 4 einfach viel geradeausgehen :-) Das habe ich über die Jahre dazugelernt :-) Ganz liebe Grüße, Petra
Hallo,
vielen Dank für diesem Artikel!
Ich lese gerade sehr viel zum Thema Jungpferde: Ich suche aktuell nach meinem ersten eigenen Pferd. Eigentlich dachte ich erst an ein schon gerittenes Pferd so ca. 7-11 Jahre.
Jetzt ist ganz in meiner Nähe ein toller 3-Jähriger aufgetaucht, ein Noriker/Kaltblut wie ich es mir vorstelle. Er ist eine total coole Socke, schon einiges an Gelassenheitstraining gemacht, guter Charakter usw. Er würde bestimmt mal ein tolles, unerschrockenes Freizeitpferd.
Die Besitzerin hat schon mit dem Reiten begonnen, so ca. 2x die Woche für etwa 20-30 Minuten.
Ich bin jetzt schwer am Nachdenken: Traue ich mir das alles zu? Wobei ich mit einem guten Trainer an der Seite schon denke, wir kriegen das gut hin. Ich habe auch schon viel Bodenarbeit, Parelli, Clickern usw. mit Pferden gemacht, gehe wahnsinnig gerne einfach spazieren oder wandern mit Pferd (bin eher jemand, der sowieso max. ein Drittel bis die Hälfte der Zeit im Sattel verbringt: gibt viel zu viel Schönes am Boden zu machen).
Kennenlernen werde ich ihn erst in 4 Tagen, aber nach allem, was ich bisher weiß und auf Fotos und Videos sehe, klingt er absolut perfekt – das Herz ist auch schon ziemlich verliebt. :)
Gedanken macht mir jetzt natürlich auch das schon Anreiten: Wenn ich ihn nehme, sollte ich so weitermachen mit schon 2x die Woche kurzes Reiten …. kann ja auch nur 10-15 Minuten sein. Oder das nochmal ein Jahr komplett lassen und nächstes Jahr neu beginnen?
Dein Artikel hat mir auf jeden Fall nochmal viele gute Gedanken mitgegeben (die mich auf jeden Fall in dem Entschluss „wenn er in echt so toll ist wie er bisher klingt, ist er meiner – egal dass er jünger ist als ursprünglich gedacht“ bestärken). Vielen Dank dafür!
Hallo liebe Tanja, das freut mich, dass der Artikel dir ein paar gute Gedanken mitgegeben hat :-) Ich würde immer auf den Bauch hören und im Zweifelsfall damit planen, dass ich mir Hilfe suchen muss, wenn irgendwo Probleme auftauchen. Das kann Geld kosten – gerade die Ausbildung eines jungen Pferdes – deswegen ist das einfach noch ein wichtiges Kriterium. Ansonsten würde ich bei einem 3-jährigen auf jeden Fall Pauschal nochmal eine Pause machen. Ich würde ja persönlich eher mit 5 oder 6 anfangen – finde aber 4 Jahre ein absolutes MUSS :-) Hilft dir das ein bisschen weiter? Ganz liebe Grüße und ich drücke dir die Daumen für deine Entscheidung, Petra
Vielen Dank für diesen sehr schönen Artikel. Ich finde es wundervoll, dass es Menschen gibt, die Ihren Pferden genügend Zeit zum „reifen“ lassen. Weil hier in den Kommentaren geschrieben wurde, dass heutzutage die meisten Jungpferde schonend mit 3 Jahren angeritten werden – das kann ich weder aus Büchern/Zeitschriften/Youtupe Videos noch aus meiner eigenen Erfahrung in den Reitställen bestätigen.
Ein Beispiel ist die Zeitschrift „Feine Hilfen“ welche wohl einen großen Teil der heutigen „feinen Reiter“ wiederspiegeln sollte. Schon auf dem Titelblatt „Das Junge Reitpferd schonend aufbauen“ ist ein verschwitztes mit Pullriemen versehenes Jungpferd zu sehen. Gleich in 2 unterschiedlichen Artikeln wird dazu geraten junge Hengste schon mit 2 Jahren einzureiten. Einige Jungpferde werden mit Gebiss und Kandarre vorgestellt…
Im echten Reitstall sieht es noch viel schlimmer aus: Der junge 3 Jährige kommt aus seiner Box, wird kurz geputzt und gesattelt (den Sattelgurt immer schön straff ziehen!). Schon auf den Weg zur Halle tänzelt dieser, gerät bei den kleinsten Geräuschen in Panik. Longe in den Trensenring, Steigbügel runter (das härtet ab!) und los geht die Post. Das verängstigte, völlig unausgelastete Tier Gallopiert, Buckelt was das Zeug hält. Zwischendurch mal ein superschneller Trab (das freut den Ausbilder, weil man da die Gänge so schön sieht – die Taktfehler sieht seltsamerweise keiner). Nach 10-15 Minuten steigt eine (immerhin junge und leichte) Reiterin auf das völlig verschwitzte Tier. Freudestahlend, weil das Jungpferd jetzt auch im Schritt geritten werden kann. Dann aber Schenkel, Gerte, Peitsche ran, weil ja auch der „schöne“ Trab abgerufen werden soll. Die Kraft den Reiter runterzubuckeln oder sich zu wehren hat das Jungpferd nun nicht mehr. Vorne fest – hinten druck – damit lässt sich auch der Kopf in die „richtige“ Position bringen. Oder doch lieber gleich den Ausbinder dran..?
Das ist meiner Meinung nach – nach wie vor die Realität für unzählige viel zu junge Jungpferde hier in Deutschland. Und genau deswegen sind solche aufklärenden Artikel wie deiner so wichtig. Danke dafür!
Hallo liebe Nadine, danke für deinen Kommentar und deine Gedanken dazu. Ich finde – genau wie du – schrecklich, was für viele Pferde immer noch Realität ist. Das fängt beim Jungpferdetraining an – so wie du es beschreibst – und geht beim ganz normalen Alltag des Pferdes weiter. Ich merke dann immer wieder, in was für eine „Blase“ ich eigentlich lebe und hoffe sehr, dass die Pferdewelt für viele Pferde bald besser wird. Alles Liebe, Petra
Hallo Petra,
du sprichst mir aus dem Herzen und bestärkst mich mit meinem Jungpferd einen langsamen und ihm angepassten Weg zu gehen. Ich habe selbst wenig Erfahrung mit Pferden, aber ich weiß, dass ich eine gute Beziehung zu meinem Pferd möchte und ich will, dass es ein schönes und glückliches Leben führt ohne Angst und Gewalt.
Was bringt viel Erfahrung, wenn man seinem Pferd keine Zeit gibt oder es gewaltsam, unter Druck und viel zu früh einreitet. Mein Pferd wird nun drei und wir haben sicherlich noch 2-4 Jahre Zeit, in der vor allem ich viel lernen kann. Natürlich hole ich mir dazu Hilfe von einer Trainerin. Danke für deine tolle Seite im Netz.
Liebe Grüße
Sarah
Hallo liebe Sarah, am Besten kommen Herz und Wissen zusammen. Aber das Wissen lässt sich mit Zeit, Geduld und guter Hilfe von außen auch erarbeiten :-) Insofern gehst du für euch genau den richtigen Weg. Ganz liebe Grüße, Petra
Hallo!
Ich finde Einiges, was mir an deinem Artikel gefällt.
Ich bin aber auch der Meinung, dass man nicht einfach in schwarz und weiß einteilen sollte.
Wichtig ist mir – wir sprechen hier über ein Hobby. Wenn im Sinne des Pferdes gearbeitet wird, finde ich das grundsätzlich gut. Wenn es meine Leidenschaft ist, mein Pferd bis 5- oder 6-jährig vom Boden aus zu arbeiten und dann schonend anzureiten, dann macht das einfach Sinn.
3jährige Pferde mit dreijährigen Kindern zu vergleichen und alle zu verteufeln, oder Trainer zu feuern, die in dem Alter an Belastung von oben denken, finde ich aber schon sehr radikal. Warum? Stell dir vor, du möchtest aus deiner sehr hübschen Stute ein Fohlen ziehen… wartest du dann, bis sie mindestens 18 Jahre alt ist? Oder nötigst du ein 5jähriges Mädchen ein Kind zu gebären? Grob umgerechnet ist ein 3jähriges Pferd je nach Typ und Rasse mit 17-20 jährigen Menschen(-Kindern) gleichzusetzen. Und wenn wir uns Jugendliche anschauen, entfalten sich die einen eben tatsächlich besser in einem schonenden System, andere verwelken regelrecht, wenn sie nicht gefordert werden. Und was ist „Fordern“? Das Arbeiten vom Boden aus, an der Longe, Doppellonge, im Roundpen,… kann fordern. Aber auch das Bewegt werden unter dem Reiter. Das Problem an der „Schwarz-Weiß-Malerei“ ist ja vor allem, dass man mit einem Leitsatz von gleichen Voraussetzungen ausgeht. Aber kann man das schonende Anreiten durch einen routinierten Profi, bei dem jede Bewegung sitzt, mit dem eines unerfahrenen Pferdebesitzers, dessen ganzes Herz aber an dem Pferd hängt, der aber noch viele „unkoordinierte Momente“ hat, vergleichen? Vielleicht sagt der Trainer auch: „Es ist körperlich soweit und jetzt noch nicht zu übermütig für DICH. Aber DU bist doch die bessere Partie für dein Pferd, weil es dich kennt und dir vertraut.“ Natürlich kann man jetzt sagen: „Aber dann bitte kein Jungpferd.“ Vielleicht ist da etwas Wahres dran – aber ist es nicht viel wichtiger, dass der Reiter eine professionelle Begleitung, die das Paar gut einschätzt, hat? UND dass er bereit ist, das Pferd ein Leben lang zu behalten, auch wenn es irgendwann nicht mehr „läuft“?
Wo ich dir 100% recht gebe ist, dass im Sport einiges falsch läuft. Hier braucht es einfach mehr Flexibilität. Aber grundsätzlich sollten Pferdehalter einfach toleranter und offener miteinander umgehen.
Wirklich interessant wird es doch letztendlich bei den Themen Einstellung, Haltung, Fütterung und „Rente“.
Es gibt übrigens eine Studie zu dem Thema, die besagt, dass das frühe Anreiten wirklich gesundheitsfördernd ist, VORAUSGESETZT die Haltung stimmt! (https://www.pferderevue.at/aktuelles/ausbildung/2019/05/streitthema-fruehes-anreiten-von-pferden–das-sagt-die-wissensch.html). Und diese Studie).
Aber auch hier muss man nicht blind hinterherlaufen, denn 1. Man geht mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen an die Sache und 2. Es soll uns glücklich machen – und das mit bestem Wissen und Gewissen für das Pferd.
Also in dem Sinne für mehr Frieden, Toleranz und Flexibilität untereinander!
Hallo liebe Gerdil, prinzipiell mag ich deinen Ansatz individuell zu denken und genau das sage und mache ich und will es als Grundhaltung auch immer gerne weitergeben. Denn natürlich entwickeln sich Pferde unterschiedlich und auch bei den Rassen gibt es Unterschiede. Ich sage auch nicht, dass man Pferde zu 100% mit Kindern gleichsetzen soll, sondern gebe ein Bild, dass vielen eingängig sein dürfte. Ich finde deine Altersvergleiche aber ehrlich gesagt nicht passend, denn die Zahlen sind eine simple Hochrechnung, basierend auf Lebensalter, Lebenserwartung und Vergleich der menschlichen Lebenserwartung. Pferde und Menschen haben ja ganz andere Wachstumsphasen. Ein 18 Jähriger Mensch ist nahezu ausgewachsen – Sehnen, Bänder und KNochen sind gefestigt und fertig gewachsen. Ein 3-jähriges Pferd ist mitten im Wachstum und das Wachstum von Knochen und Sehnen und Bändern ist erst mit 5-7 Jahren abgeschlossen (im Durchschnitt). Außerdem reden wir nicht von Training und Belastung im Kopf und Körper die artgerecht sind, sondern vom Reiten – wir setzen uns also auf einen Rücken, der von der Natur nicht dafür gemacht wurde Gewicht zu tragen. Versteh mich nicht falsch – ich reite supergerne :-) und gehöre auch nicht zu Reitgegnern. Aber ich bin mir dessen bewusst, dass es eigentlich nicht dem Pferd entspricht und versuche deswegen über Wege wie gute Vorausbildung, entwicklungsgerechtes Anreiten, Abwechslungsreiches TRaining, gut sitzende Ausrüstung, Gymnastizierung und Co dem Pferd das Reiten so gesunderhaltend wie möglich zu gestalten. Die Metastudie, die in dem Artikel erwähnt wird, ist spannend – aber erstens sagt die Forscherin über ihr Ergebnis zum frühen Anreiten offenbar selbst folgendes „Relativierend wirft Uta König von Borstel ein, dass die Ergebnisse der populationsbezogenen Studien durch eine gewisse Vorauswahl verfälscht sein könnten: Möglicherweise enthalten die Gruppen älterer Pferde einen höheren Anteil von Pferden auf, die nur aufgrund von gesundheitlichen oder leistungsbezogenen Problemen zu einem späteren Zeitpunkt ins Training geholt bzw. auf Turnieren gestartet wurden und somit von vornherein schon (gesundheitlich) belastet gewesen sein könnten“ und zweitens ist eine Vergleichsstudie kaum möglich. Weißt du wie alt oder jung die Pferde geworden wären, wenn sie später angeritten worden wären? Wurden sie über Jahrzehnte begleitet? Hat man getestet, wie es um ihre Anatomie stand VOR dem Anreiten und im Rentenalter? Wer hat die einzelnen Studien beauftragt, die in der Metastudie ausgewertet wurden usw. Da spielen viele Faktoren mit rein. Ich will mich auch gar nicht sperren, wenn mir Erkenntnisse vorgelegt werden, die durchschlagend sind. Aber Bewegung, Training und sinnvoller langsamer Aufbau können auch vom Boden aus passieren :-) Dafür müssen die Pferde nicht gleich geritten werden. Die Faktoren, die du nennst, wie „professionelle Begleitung“ und „ein Pferd ein Leben lang zu behalten, egal ob es läuft oder nicht“ usw. bin ich ganz bei dir. Aber das sind für mich Ergänzungen zu meinen Gedanken – kein Ausschluss :-) Ganz liebe Grüße, Petra
Hallo Susanne, kann dir nur raten deinen Traum zu leben… Ich mache es auch gerade mit meiner jungen Freiberger Stute, die mein drittes Pferd ist und man ist nicht zu alt dafür… Es macht so viel Freude alles selbst langsam im Tempo des Pferdes und einem selbst wie hier beschrieben auszubilden… Ich hatte auch Sorge ob ich das schaffe, aber wir sind auf tollem und harmonischen weg… Sie wird in Kürze 6 und ich reite sie jetzt erst ab und zu im Gelände Schritt und hab mich immer mal wieder hier und da auch ohne sattel auf sie gesetzt, alles spielerisch… Viel Bodenarbeit und Spaziergänge.. Einfach Zeit zusammen verbringen…. Vertrauen und Respekt… Wunderbares Fundament, liebe Grüße Bettina und Safrane
Danke, für den tollen Artikel!
Ich lese ihn fast täglich! Es ist einfach schlimm wenn man, meiner Meinung, die Pferde zu früh angeritten werden! Ich habe meiner Freumdin , die ein 3-jähriges Pferd besitzt, den Artikel gezeigt und sie bildet ihr Pferd so aus. Dankeschön !
Mit freundlichen Grüßen
Olivia
Hey liebe Olivia, wow – das ist aber toll – danke, dass du den Artikelweiterreichst und schön, dass immer mehr Pferdebesitzer so denken. So sollte es sein – ganz liebe Grüße und bis bald, Petra
Ich sehe das genauso wie Gerdil. Sorry, aber sekundäre Nestflüchter mit Menschenbabies zu vergleichen, da musste ich schon lachen. Pferde sind nie Menschenbabies, die laufen einPaar Stunden bach der Geburt mit der Herde mit. Mit einem Jahr sind sie ca 12, mit drei Jahren ca 18 Menschenjahre alt.
Unterschätze nicht die Wichtigkeit der Bewegung für die Pferdegesundheit. Ein Pferd soll nicht am Paddock warten bis es 6 ist und daneben ein paar Bodenarbeits- und Massageeinheiten bekommen. Es möchte sich geradeaus vorwärts bewegen, dafür ist sein Körper ausgelegt. Wenn es nicht schläft oder frisst und dabei das Nackenband den Bauchraum hebt, bewegt dich ein Pferd in der Natur. Es stehen weitaus mehr Pferde kaputt und leiden unter Zivilisationskrankheiten als Pferde kaputtgeritten werden.
Eine schonender Ausbildungsbeginn junger Pferde, die älter als 36 Monate sind, nach den Fakten der Biomechanik ist gesundheitsfördernd. Dazu gibt es viele Studien betreffend Lebendauer, Knochenmineralisierung, Verletzungsvorbeugung. Wir reden da nicht von einer Vorbereitung für Prüfungen und Turniere, sondern davon, das Pferd zum Reitpferd mit einem gesunden Rücken auszubilden. Ich kenne ein Pferd, dass mit zwei Jahren Rennen lief und ist jetzt 39.
Hallo liebe Dolores, einerseits beschwerst du dich über die Vergleiche, andererseits machst du eine Milchmädchenrechnung auf und vergleichst intensive und gute Bodenarbeit mit „ein paar Bodenarbeits- und Massageeinheiten“… möchte ich nur anmerken ;-) Wer sagt denn, dass man ein Pferd nicht auch vom Boden aus intensiv trainieren kann? Und dass das nur vom Sattel aus geht.. Liebe Grüße, Petra
Hallo liebe Petra, ich habe mich nicht über Vergleiche beschwert, Vergleiche sind gut, wenn sie richtig sind. Ein dreijähriges Pferd ist weder vom Kopf her und schon gar nicht vom Körper ein Kindergartenkind. Ich mag deinen Blog, aber gerade dieser Artikel muss sich einer Diskussion stellen können.
Um was es mir geht ist, dass da Alter des Anreitens nicht über die weitere Gesundheit des Pferdes entscheidet, sondern die Art des Anreitens. Klar kann man ein drei- oder vierjähriges Pferd kaputtreiten, schlagen, anbrüllen und im Vergleich komplizierte mathematische Formeln lösen lassen, so wie du es beschrieben hast. Das ist allerdings die absolute Ausnahme und sicher nicht der Standardzustand, ich glaube nicht einmal eine erwähnenswerte Referenz, sondern ein Fall für den Tierschutz.
Gutes Anreiten, vor allem Schenkel- und Kreuzhilfen, ist intuitiv (bis auf die Wirkung des Gebisses, das müssen die Pferde erst verstehen), man kann alles vom Boden gut vorbereiten. Kennst du die Philosophie „Reiten um des Pferdes Willen ?“ ((taunusreiter.de – der hat das perfekt beschrieben) Wenn ich mein Pferd ausreichend bewegen will, müsste ich zumindest bei Paddockhaltung oder bei Weiden mit wenig Bewegungsanreizen täglich lange joggen mit ihm gehen und das wäre noch zu wenig. Bodenarbeit ist gut und kann auch intensiv sein, allerdings ist die Konzentrationsspanne von Pferden recht kurz und der Belastungsimpuls zu wenig bei kurzen Einheiten. Welchen Vorteil hätte das Pferd, wenn ich ihm erst 7jährig ausreiten gehe? Übrigens, Sehen und Bänder sind weit vor dem dritten Geburtstag fertig. Ihre Anpassungsfähigkeit an Belastung nimmt mit dem 5. Lebensjahr stark ab.
Zu deinen relativierenden Vergleichen der in einem anderen Kommentar erwähnten Studie, die dem frühen Belastungsimpuls von Pferden positive Eigenschaften zuschreibt: Wenn man in einem peer-reviewten Fachjournal veröffentlicht, ist es Pflicht, alle Eventualitäten zu erwähnen. Dass sich dann jedoch das Blatt wendet und jene Pferde, die zu Studienende gesünder waren nach Studienende sich als ungesünder entwickelten, ist extrem unwahrscheinlich. Die Studie (und auch alle anderen vergleichbaren) sind wissenschaftlich sauber gearbeitet.
Hallo liebe Dolores, na klar darf sich der Artikel einer Diskussion stellen – aber ich sehe es tatsächlich anders. An vielen Punkten – vermutlich diskutieren wir jetzt auch deswegen ;-))) Ich habe mit Tierärzten und Osteopathen gesprochen und eine andere Info als du über den Abschluss der Wachstumsphase bei Pferden. Ich sehe, lese und höre tatsächlich sehr oft, dass das Anreiten viel zu früh und viel zu oft zu schnell durchgezogen wird. Das Alter spielt dabei unbedingt auch eine Rolle – nicht ohne Grund haben so viele Pferde Rückenprobleme oder gelten als Rentner mit 20 Jahren. Die Ausbildung eines Pferdes darf gerne auch mit 2 oder 3 losgehen, das Reiten erst später – aus meinem Wissensstand heraus – aus genannten Gründen. Plus: Die Ausbildung ist nicht nach ein paar Monaten abgeschlossen. Genau das ist aber oft die Realität. Wo wir einer Meinung sind: Dass man alles supergut vom Boden aus vorbereiten kann :-) Da können wir einmal High Five geben und müssen gar nicht weiter drüber reden. Ich unterstelle auch keiner STudie wissenschaftlich unsauberes Arbeiten, da hast du mich falsch verstanden – nichts desto trotz gibt es immer mehrere Blickwinkel und ich hätte doch gerne eine langfristige Studie, um dann wirklich den Beweis der unproblematischen frühen Belastung zu sehen. Alles andere ist ein Ist-Zustand, der nichts über die Zukunft aussagen kann. Letztlich – und da hast du auf jeden Fall Recht – kommen da natürlich viele Parameter zusammen: Wie viel reite ich? Wie reite ich? Wie Abwechslungsreich bin ich im Training und was mache ich in welchem Alter in was für einem Ausmaß plus die Rassebedingte und individuelle Entwicklung des Pferdes. Die darf man schließlich auch nicht außer Acht lassen. Auf jeden Fall ganz lieben Dank für deine Gedanken und viele Grüße, Petra
Hallo Petra,
Ich habe eine 9 jährige Stute die ich jetzt langsam anreite. Ich saß jetzt 3 mal im Schritt drauf und sie ist einfach ein engel. Ich muss aber auch sagen dass ich 2 Jahre mit ihr bodenarbeit gemacht habe und sie als wildpferd zu mir kam. Halftern und anfassen war eine Aufgabe… Mittlerweile fahre ich mit ihr Fahrrad zum See (sie läuft frei in allen gangarten nebenher) und ich kann ihr zu 100% vertrauen. Ich würde mir immer wieder so ein „wildpferd“ kaufen denn mit ihr kann ich durchs Feuer gehen. Auch wenn es dauert das Pferd ausbilden gibt sie einem so viel zurück. Für mich ist es einfach wichtig dass sie alle Zeit der Welt hat.
LG Franziska
Hallo liebe Franziska, Zeit ist so ein wichtiger Faktor und viel Bodenarbeit fördert einfach das Vertrauen – genau die gleiche Erfahrung durfte ich auch machen und bin deswegen so ein Fan von einer soliden und geduldigen Vorbereitung am Boden. Egal ob Jungpferd oder älteres Pferd. Ganz liebe Grüße und danke für deinen schönen Kommentar, Petra
Hi, ich bin ganz deiner Meinung!
Den jungen Pferden soll Zeit gelassen werden!❤❤❤
Ich reite seit 3 Jahren und meine Schwester und ich sind auf einen 4- jährigen Wallach gestossen.
Ich will fragen ob es irgendwelche Probleme geben kann ?
Wenn wir ihn haben sollen wir ihn erstmal schonen ??? oder schon ausreiten und reiten????
GLG Olivia …
Ps: Ich freue mich auf deine Antwort!?
Hallo liebe Olivia, hmmm – deine Frage ist sehr offen :-) Probleme kann es immer geben – wenn man Pferd über- oder unterfordert. Wenn man zuviel oder zuwenig von ihnen will. Wenn man falsch mit ihnen kommuniziert. Ich würde einen 4-jährigen eher nicht reiten – mit 5 langsam anfangen und davor viel Bodenarbeit machen und vorbereiten. wenn er von Kopf und Körper schon seeeeehr weit ist, kann auch manchmal mit 4 ein sanfter Start möglich sein. Das müsstet ihr individuell entscheiden. Auf jeden Fall würde ich mir einen guten Trainer vor Ort suchen, der euch begleiten kann. Hilft dir das weiter? Ganz liebe Grüße, Petra
hey, solange man sich diese fragen stellt, sollte man sich kein junges pferd anschaffen, sondern erst einmal selbst von einem gut ausgebildeten pferd und einem guten trainer lernen, um zu wissen, was man will.
mfg, heike
Hallo liebe Heike, nachdem ich nun den 4. Kommentar in Folge von dir beantworte, gehe ich mal davon aus, dass wir unterschiedlich ticken ;-) das ist in Ordnung für mich. Aber welche Fragen genau meinst du denn? Ich kann dir hier nicht ganz folgen. Meinst du meinen Fragen im Eingangstext? Egal, was es sein mag. Ich finde es legitim und sogar richtig, sich Fragen zu stellen, bevor man sich auf ein Abenteuer einlässt – egal wie gut ausgebildet der Trainer oder Pferdebesitzer ist. Egal um welches Abenteuer es geht und egal welche Entscheidung man in welchem Ausbildungsgrad auch immer treffen muss. Das ist für mich ein Teil meines „gesunden Menschenverstandes“ und macht eine Entscheidung zu einer gut überlegten Sache. Auf jeden Fall sende ich dir ganz liebe Grüße, Petra
Ich denke, jedes Pferd, ob jung oder alt, ist immer eine Herausforderung….
Was in erster Linie zählt ist das Vertrauen. Ich habe mir einen 3-jährigen großen Trakehner gekauft. In kürzester Zeit hatten wir ein sehr schönes Vertrauensverhältnis aufgebaut. Er macht mit mir alles! Wir hatten sogar schon eine größere Runde im Gelände. Ich halte ihn nur „sattelfromm“ und reite ihn 10 min im Schritt, Trab, Galopp und immer geradeaus oder sehr große Rundungen. Und das ca 2x/ Woche. Die übrige Zeit gehen wir viel spazieren und erkunden die große, manchmal pferdefeindliche, Welt…. Ich bin total zufrieden damit! Und mein Youngster auch….. Ich würde es immer wieder wagen, ein jüngeres Pferd in meine Obhut zu nehmen!
Sehe ich auch so – lieber Alex – danke für deine Ergänzung :-) Alles Liebe, Petra
Hallo wie oft hast du dein Pferd in den verschiedenen Alterstufen trainiert? Was ist ein gutes Maß um Fortschritte zu machen ohne zu überfordern?
Hallo liebe Hanna, das ist auch eine Frage des Gefühls – schwer so pauschal zu beantworten. Ich habe immer geschaut, ob sie noch motiviert ist oder ob sie eine Pause braucht. Wann sie die Aufmerksamkeit verliert und dann entweder mehr oder weniger gemacht. Sorry, dass ich da gar nicht sooo pauschal antworten kann. Grundsätzlich sind kurze Einheiten bei so jungen Pferden besser als lange. Und lieber jeden Tag 5 Minuten als zweimal die Woche 40 Minuten. Ganz liebe Grüße, Petra
Hallo,
vielen Dank für den ausführlichen Artikel und die vielen tollen Tipps.
Im Grunde stimme ich auch mit allen Argumenten überein, vermisse allerdings einen deutlicheren Hinweis auf rassetypische Entwicklung. Während ein Shagya-Araber gut 9 Jahre braucht, bis er wirklich ausgewachsen ist, gibt es auch z. B. Freiberger, die einfach etwas früher erwachsen sind. Auch bei einem Freiberger würde ich deutlich später anfangen als es im Zuchtgebiet üblich ist, aber eben auch nicht so lange warten wie bei einem Shagya. Beide Rassen kenne ich übrigens ziemlich gut – es sind beides Pferderassen, die aber so grundverschieden wie Tag und Nacht sind. Und letztlich gibt das Pferd (unabhängig von der Rasse) mit seinem individuellen Charakter, seiner Intelligenz und seinem Talent ohnehin das Tempo vor, wenn man es denn versteht, sich pädagogisch und didaktisch auf seinen Schüler einzulassen.
Da hast du absolut Recht – auch Isis sind zum Beispiel Spätentwickler. Ich könnte das noch einfügen – danke für den Hinweis. Ganz liebe Grüße, Petra
Hallo Petra,
junge Pferde lernen schnell – leider auch die negativen Dinge, mit denen sie vielfach Bekanntschaft machen. Heutzutage muss leider vieles immer ganz ganz schnell gehen und genau darin liegt das Problem, wie Du es auch schreibst. Zu Deinem Zeitablauf denke ich, dass es sehr individuell ist. Ich habe mir im Mai 2019 einen 3jährigen hingestellt und er konnte nicht mal das Fohlen-ABC, so dass er von den Profis „aussortiert“ wurde – schnell mal anreiten ging ja nicht. Was soll man sagen, nach 3-4 Wochen konnte ich immerhin das Halfter drauf tun und ihn überall anfassen. Nach 6 Monaten hat er sich quasi selbst aufgetrenst, weil ich das mit ihm spielerisch geübt habe. Anders geht es bis heute nicht, denn er wurde als junges Pferd am Kopf mit Sicherheit mit Bremse vergewaltigt, um dem Schmied irgendwie die Arbeit zu ermöglichen… Mit 3 1/2 stellte er sich immer so neben das Tor, dass man aufsteigen kann und wir haben unsere ersten gemeinsamen Meter „ohne alles“ zurückgelegt. Er stand während meiner Reitstunden mit dem Seniorpferd ständig fragend am Tor, eindeutiger Blick „ich will das auch“. Dabei ist es dann auch geblieben, denn nach wie vor nimmt er von selbst die Trense und stellt sich neben die Aufstiegshilfe.
Jetzt ist er vier und ich (selbst Leichtgewicht) reite ihn zweimal in der Woche 10 Minuten auf Kappzaum (Gebiss ist drin zur Gewöhnung), vorher meist 10 Minuten Bodenarbeit und mind. 1x wöchentlich kurze Spaziergänge, die Gegend erkunden. Ob er mal „geländesicher“ wird? Wir haben bereits unseren Rhythmus etabliert, dass alles Neue spannend ist, angeschaut wird und ungefährlich ist. Das macht beiden Spaß und die Coolness wächst ständig bei ihm.
Deine Meinung zur Longe finde ich etwas zu einseitig. Abwechslungsreiches longieren OHNE Hilfszügel mit geradeaus laufen, vielen Pausen, Gangartwechseln, Stangen und gymnastzierenden Einlagen an der Hand (Seitengänge) ohne forciertes Tempo kann sehr viel zur Gleichgewichtsfindung und zum Muskelaufbau beitragen. Mein Wallach hat ua an der Longe schon einige Tritte gestreckte Passage (spanischer Trab) gezeigt und er ist richtig stolz, wenn er eine oder zwei Runden Galopp auf dem Zirkel gemeistert hat – dann wartet er auf das Lob dafür. Man muss dazu sagen, dass er sich wirklich schon trägt und versammelt und nicht über das Tempo davon läuft, so dass das entsprechend anstrengend ist für ihn. Leider sieht man davon heute viel zu wenig und viele junge Pferde lernen an der Longe nur, ihr Gleichgewichtsproblem über das Tempo zu lösen. Kurze Zeit darauf wundern sich die Reiter, warum die Pferde beim ersten Galopp davon stürmen…
Der größte Schatz beim Jungpferd ist idR die Kooperationsbereitschaft. Geduld, warten, reifen lassen, dann schenken uns die Pferde viel mehr, als wir jemals erhofft haben.
Hallo liebe Easygoing, dein letzter Satz ist mein Favorit – so sehe ich das auch. Wie auch vieles andere in deinem Kommentar. Bei dem Thema Longe hast du mich aber missverstanden. Ich bin nicht gegen das korrekte Longieren und anatomisch sinnvolle Longieren oder Longenarbeit mit Jungpferden. ICh denke nur, dass das klassische „Ablongieren“ / „Müde Longieren mit Sattel“ usw. ein ganz großer Fehler ist und man gerade bei jungen Pferden aufgrund ihrer Balance und Belastung von Sehnen und Bändern genau schauen muss, wie man sie longiert, wie lange und wie viel :-) Ganz liebe Grüße, Petra
Hallo, stehe grad vor der Entscheidung, ein gerade angerittenes Pferd zu kaufen. Eigentlich bin ich zu alt und eigentlich wollte ich eher ein erfahrenes Pferd, aber mich reizt schon die Idee, bei einem jungen endlich mal alles so zu machen, wie ich es gerne hätte. Eine gute Bereiterin, die mir zur Seite steht, hätte ich ja. Und der Artikel hier ermutigt mich gerade; nicht jedes junge Pferd ist also automatisch widersetzlich und ein Buckler, es geht also auch anders, und das will ich gerne! Wenn ich es gut halte – für mich kommt eh nur Offenstall in Frage – und mit viel Zeit ausbilde, dann könnte das doch gehen. Eine schwierige Entscheidung…aber die Artikel hier geben mir Zuversicht, danke dafür! Ich suche nach jeder Entscheidungshilfe, die ich finden kann!
Hallo liebe Susanne,
wenn du einen guten Profi an deiner Seite hast und deinem Pferd viel Zeit lässt, bereit bist Geduld zu haben und auch an dir zu arbeiten, dann kann das sehr gut gehen :-) Mit dem richtigen Training ist im Grunde kein Jungpferd ein „Buckler“ – so weit würde ich gehen. Nur leider ist das Jungpferdetraining oft zu großschrittig, nicht fein genug, zu früh und zu fordernd. Pferde sind so harmoniebedürftig und lassen sich auf vieles ein, wenn ihnen Zeit lassen und mit Liebe und Geduld trainieren. Ganz liebe Grüße, Petra
Hallo Susanne, wie Du Dich wohl entschieden hast? Ich habe mich vor einem halben Jahr für eine vierjährige Stute entschieden und hadere mal mehr, mal weniger mit dieser Entscheidung. Nach 21 Jahren mit meinem verstorbenen Wallach war mir nicht (mehr) bewusst, wie kleinschrittig ein Pferd u.U. ausgebildet werden muss. Meinen Wallach konnte ich am Haus halten, der täglich mehrfache Umgang hat so manches Training ersetzt. Das ist jetzt ganz anders, ebenso meine Lebensumstände. Permanenter Zeitdruck macht den Umgang mit einem so jungen und unerfahrenen Tier nicht leichter. Die Texte hier helfen mir, alles etwas zu ordnen und zu einer möglichst guten Entscheidung zu kommen. Danke dafür!
Ich bin sehr zufällig auf diese Seite aufmerksam geworden, aber sie hat mir in sehr kurzer Zeit aufgezeigt, was mit meinem jetzt 7-jährigen Shetty los war/ist.
Ich habe ihn 2-jährig gekauft und ihn einfach erst einmal zu seinem Kumpel gestellt. Eigentlich sollte er irgendwann mal einen Sulky ziehen. Kastriert wurde er auch zwischenzeitlich. Wir gingen spazieren, ein bisschen Freilauf in einer kleinen Halle, alles gut. Bis auf die Hufbearbeitung, bei der er wirklich deutlich zeigte, dass er Angst hat. Mit Ruhe und Geduld hat es aber immer geklappt. Ich befürchte, dass er bei seinen Züchtern bei der Hufpflege ab und zu mal Bekanntschaft mit der Feile gemacht hat :-(, wenn er nicht stillgehalten hat.
Als er 5 wurde sollte er etwas mehr tun, aber aus unerfindlichen Gründen ließ er sich eines Tages nicht mehr anfassen, geschweige denn halftern. Bei mir ist ihm nie etwas schlimmes passiert, alle Dinge, die er bis dahin bei mir machen sollte, waren bekannt, er hat sie gut gemeistert. Nur Spaziergänge und Bodenarbeit. Und die Verweigerung kam von einem auf den anderen Tag…..
Ein Klinikaufenthalt brachte die Erkenntnis, dass er nicht richtig sehen kann (sein Sichtfeld ist eingeschränkt), ansonsten bis auf einen Überbiss kerngesund ist. Gebiss wurde korrigiert, bis dahin sah kein TA das als notwendig an wegen des noch stattfindenden Zahnwechsels. Ich habe ihn dann einfach mehr oder weniger komplett in Ruhe gelassen. Putzen, Hufe bearbeiten, ab und zu mit Kumpel ein Spaziergang, aber sonst nichts. Die Angst wurde mit der Zeit deutlich weniger und inzwischen darf man ihm das Halfter auch wieder über Ohren streifen. Immer vorsichtig, aber er lässt es ohne Probleme zu. Ganz normal. Vorher musste man auch sehr vorsichtig den Genickriemen hinter den Ohren lang führen.
Tja, und nun habe ich beschlossen, es doch noch einmal zu versuchen. Und was soll ich sagen? Es läuft :-). Er will lernen. Wie ein Irrer. Ich muss sehr vorsichtig sein, dass es nicht zu schnell geht. Er wird nicht vor den Sulky gehen, ich denke, er wird bei Bodenarbeit und evtl. kleinen Ausritten bleiben. Schauen wir mal, wo wir landen, ich habe es nicht eilig.
Für mich zeigt sich aber anhand deines Artikels, dass er nun anscheinend im richtigen Alter ist und ihm der Kindergarten nicht mehr reicht. Danke für diese Erkenntnis.
Viele Grüße
Uli
Hallo liebe Uli, wie schön – das freut mich sehr. Ich finde toll, dass du ihm die Zeit gegeben hast und mit Ruhe und Liebe an das Training gehst. Ganz liebe Grüße an dich und dein Mini, Petra
Liebe Petra,
zunächst einmal: WEITER SO, deine Beiträge sind das, was die Pferdewelt braucht! Ich LIEBE deine pferdegerechten Glaubenssätze und die Tatsache, wie sehr du bemüht bist, diese an den Menschen zu bringen. Im Namen aller Pferde: Du bist toll.
Eine Frage habe ich da noch: Ich vermisse hier den Part ,,passt ein junges Pferd zu dir?“ :-). Ich selbst bin Wiedereinsteigerin und nehme seit Kurzem wieder Reitstunden (und Bodenarbeitsstunden! Ein erster Einsteig :-) ) in der pferdegerechten klassischen Reitweise. Dennoch bin ich einfach noch nicht ,,total erfahren“. Ich teile deine Meinung total, dass die meisten Pferde einfach zu jung eingeritten werde und dass dies nicht gut für die Pferdegesundheit ist. Nun kommt das Problem: Ich plane, mir in naher Zukunft mein Seelenpferd zu kaufen. Das muss ich aber noch finden. Ich möchte ein Pferd, das die besten Grundvoraussetzungen hatte im Leben und mir dennoch Fehler verzeiht! JEDER rät mir tatkräftig von einem Jungpferd ab, aber ich mag den Gedanken, zu wissen, dass mein zukünftiger Liebling noch keine schlechten Erfahrungen gemacht hat. Was sagst du dazu? Unerfahrene Person mit ,,Coaching“ plus eigenes, junges Pferd = Do it? Oder lieber Augen auf im Pferdekauf (sowieso ;) ) eines bereits älteren Pferdes?
Ich hoffe, dass du mir antwortest und würde mich mega darüber freuen!
PS: Gib Carey ein Kussi <3 !
Liebe Grüße,
Johanna aus Bremen
Hallo liebe Johanna, danke für deine zuckersüßen Zeilen. SO SO Lieb!! Ich kann den Part gerne noch anfügen. Ich finde die Frage nur sehr schwierig zu beantworten. Weil: Es hängt aus meiner Sicht davon ab, wie sehr man bereit ist zu lernen, an sich zu arbeiten und Wissen zu sammeln – PLUS: man braucht einen Profi an seiner Seite oder in der Nähe, den man immer fragen kann zum feinjustieren oder helfen. Ich denke, dass es dann eine gute Kombination sein kann. Seelisch. Körperlich braucht ein junges Pferd natürlich auch mehr Sicherheit beim Reiter – und wenn man die noch nicht hat, dann muss man viel Geduld und Zeit mitbringen. Denn dann kann man einfach nicht vom Pferd die Riesenfortschritte erwarten sondern muss bereit sein extralangsam mit dem Pferd zu lernen. Wenn man das alles und den Willen mitbringt, dranzubleiben – dann kann es sehr gut gehen :-) Immerhin hast du bei einem jungen Pferd auch weniger Risiko auf schlechte Erfahrungen – da man die Herkunft meist kennt und besser beeinflussen kann. Aber trotz allem sind junge Pferde in vielerlei Hinsicht etwas ganz anderes als ein erfahrenes erwachseneres Pferd. Das alles würde den Rahmen des Kommentars sprengen. Letztlich denke ich: Das kann sehr gut gehen und sehr schief. Je nachdem, was der Mensch daraus macht. Hilft dir das ein bisschen weiter? Alles Liebe, Petra
Finde deinen Blog-Eintrag super. Hat mich sehr bestätigt in meiner Auffassung von Pferdeausbildung (Selbstzweifel gehören halt dazu).
Bin grade an der Ausbildung meines Juniors. Er fiel vom Alter 3.5 bis 4.25 verletzungsbedingt aus, deshalb musste ich seine Muskeln komplett neu trainieren (also WIRKLICH von 0 an). In 3 Monaten wird er 5 und wir reiten ein- bis zweimal Wöchentlich etwa 10-15 Minuten. Vielleicht auch durch die lange Pause ist er nun jedes Mal, wenn wir etwas gemeinsam machen, voller Euphorie dabei.
Ich werde oft gefragt, „wie schlimm er gebuckelt hat, als ich mit Reiten begonnen hab – schliesslich machen das Pferde so, gehört zum Zureiten dazu.“. Gar nie? Wenn man das Pferd nicht überfordert gehts auch ohne Rodeo.
Ich habe auch gelernt, dass man die Bein- und Zügelhilfen zu Beginn überdeutlich machen muss. Habs in meiner Unsicherheit die ersten paar Mal so gemacht. Folge: Pferd verwirrt, ich verwirrt.
Seit ich intuitiv reite, wie ich es mit meinem verstorbenen Senior gemacht hab, funktioniert die gerittene Kommunikation 1000 mal besser. Und das (fast) nur mit Gewichtshilfen.
Ahja und was meinem Junior den Übergang vom Bodenzügel zum Reiten auch erleichtert hat, sind Dualgassen und -Pylonen.
Hallo liebe CHastity, das klingt perfekt! So sollte es immer sein. Pferde können komplett ohne „Rodeo“ angeritten werden, wenn man sie gut vorbereitet und schön geduldig mit ihnen ist – das sehe ich auch so und habe selbst den vierbeinigen Beweis an meiner Seite – das gilt für alle Pferde: egal in welchem Alter. Ganz liebe Grüße, Petra
Also Pferde nicht zu früh, und mit viel Ruhe, Geduld Verständnis und Lob anreiten, nach entsprechender Vorbereitung, da stimme ich voll zu.
Aber hier zu schreiben, man solle den Ausbilder „feuern“, wenn er vor und zum Anreiten vernünftige und dosierte Longenarbeit praktiziert, das ist ja unglaublich, inkompetent und unverschämt!!!
Longieren, vernünftig und richtig eingesetzt, stellt einen sehr wertvollen Bestandteil der Grundausbildung dar. Es ist wichtig für Gymnastizierung, Muskelaufbau, Basis für das Erlernen der unverzichtbaren Dehnungshaltung (Vorwärts-Abwärts-Longieren und -Reiten), Erlernen der Kommandos, und Vieles mehr………….
Zudem finde ich es völlig daneben, dass die Bloggerin hier offenbar ein Pony „ausbildet“ welches offenbar viel zu klein für sie ist.
Da redet sie dauernd davon, man solle sein Pferd möglichst schonend reiten, damit es lange gesund bleibt, und dann mutet sie ihrem Pferdchen viel zu viel Reitergewicht zu !!!
Und dann setzt die sich auch noch ohne Sattel da drauf, welcher das Gewicht wenigstens auf dem Rücken verteilen würde….:-((((( Aber zugegeben, mit Sattel wäre das Gewicht natürlich noch schwerer :-((((
Soo wäre es sehr verwunderlich, wenn das Pferdchen unter diesen Bedingungen als Reitpony gesund alt wird…
Selbst neueste Studien belegen, daß ein Reiter, der mehr als 10% des Pferdegewichts mitbringt, den Pferderücken unangemessen belastet, bei mehr als 15% das arme Pferd hoffnungslos und rücksichtslos gesundheitsschädigend überlastet :-(((((((((((((((((
Anhand der Bilder kann man nur schätzen, aber so oder so ist es ganz offensichtlich, daß die Reiterin für das Pony viel zu groß, bzw. zu schwer ist !!!
Fragt sich, warum die Bloggerin sich nicht ein Pferd mit angemessener Größe ausgesucht hat…
Jemand, der sich so verhält, ist ganz sicher kein kompetenter Ansprechpartner für was auch immer, was mit Pferden, Ausbildung und Reiten zu tun hat.
Bei solcher, permanenter Gewichtsüberlastung hilft alles Weitere dann auch nichts mehr…
Also :-) ich will da gar nicht auf alles eingehen – aber ich schreibe nirgends, dass das ein Ausbilder keine „vermünftige und fein dosierte Longenarbeit“ machen soll oder gar, dass das Longieren nach anatomischen und biomechanischen Grundsätzen etwas schlechtes ist. Das mache ich auch und du wirst dazu auch Artikel auf der Pferdeflüsterei finden. Ich schreibe, dass das „im Kreis schleudern“ mit und ohne Sattel und zum „Müde machen“ nicht sinnvoll ist, gerade weil junge Pferde noch keine Balance haben und deswegen das Longieren im Kreis eine extragroße Herausforderung für sie ist und den Sehnen und Bändern nicht unbedingt gut tut.
Das „Pony“ ist kein Pony sondern ein Pferd. Genauer gesagt ein Quarter Horse mit Stockmaß 1,44 m und ich wiege weniger als 60 Kilo. Ich glaube, dass das ganz in Ordnung ist ;-) Zumal wir nicht täglich reiten und sehr viel Bodenarbeit machen, ich vor dem 6. Lebensjahr des Pferdes nicht wirklich geritten bin und mich ohne Sattel auch nur ein paar Minuten auf sie gesetzt habe, um sie an das Reitergewicht zu gewöhnen und daran, dass jemand sich auf ihrem Rücken befindet. Das nenne ich „schrittweises Vorgehen“.
Unabhängig von deiner Meinung – die sehr gerne haben darfst und ich liebe den Austausch – möchte ich aber eines kurz schreiben: Ich finde sehr schade, dass du so einen abwertend Tonfall verwendest, den es leider zu oft in der Reiterwelt gibt. Dieser „Ich alleine habe Recht-Nimbus“, den wir so oft in der Pferdewelt finden, der leider den anderen abwertet, um das eigene Ich aufzuwerten, ist schwierig, wenig offen und auch nicht besonders tolerant. Wir können über alles Reden, aber ich finde wichtig, dass man als Kritiker erstens den Artikel richtig liest, bevor man kritisiert und zweitens nicht Behauptungen aufstellt ohne zu wissen, ob sie wahr sind und drittens versucht höflich zu bleiben. Aber deine Meinung ist natürlich herzlich willkommen – alles Liebe, Petra
Liebe Petra, Du schreibst mir aus der Seele. Ich habe eine inzwischen 26 Jahre alte Stute, die komplett durch die Mühlen des klassischen Jungpferdetrainings gegangen ist. Einreiten mit 3 (oder früher), erste Springen mit 4, 6-jährig L- und M-Springen gewonnen, 7-jährig S-Springen platziert. 8-jährig, nachdem sie mit ihrem Reiter in vollem Galopp ungebremst in eine Betonmauer gelaufen ist (was mit einem Pferd passieren muss, dass es „Selbstmord“ an einer Betonmauer versucht? Für mich ein klarer Beweis, dass Pferde das zwar manchmal körperlich in der Lage sind zu leisten, was wir von ihnen verlangen, aber psychisch dabei große Schäden angerichtet werden), stand sie dann mit Halswirbelverletzung 1 Jahr auf der Koppel und ist 9-jährig als Zuchtstute/unreitbar verkauft worden, da sie leider nicht mehr kooperativ war Reitern gegenüber. Ach – welch Wunder! Ich bin ihr dann trächtig begegnet – auf Empfehlung einer Freundin (selbst Bereiterin, Grand-Prix-Reiterin), die meinte, die Stute bräuchte eine sehr sensible Hand und jemanden mit vieeeeeel Geduld, der nichts von ihr will und ihr wieder Vertrauen in den Menschen geben kann. Tja, und so landete sie bei mir. Mit Geduld und Geduld, aber auch Geduld ;-) haben wir vieles geschafft. Mit Bodenarbeit (ohne Hilfsmittel), langen Spaziergängen, Arbeiten nur auf Stimme und Körpersprache konnte ich ihr Vertrauen so weit wiederherstellen, dass ich sie irgendwann wieder reiten konnte. Sie ist über die Jahre zu einem 100%-igen Verlasspferd geworden – einer sogenannten „Lebensversicherung“, auf die ich mich schwanger und später mitsamt Kind(ern) gesetzt habe. Inzwischen reitet mein Sohn sie frei (sie hört ja auf meine Stimme und Körpersprache und er ist stolz wie Oskar, weil sie „ihm“ folgt). ABER: auch nach 17 Jahren brauche ich keine Gerte in die Hand nehmen, weil sie mich dann anprustet und flüchtet; wenn ich drauf sitze und jemand reicht mir eine Gerte, geht sie durch – und das, nachdem ihr 17 Jahre lang bei mir überhaupt nichts passiert ist! Warum ich das erzähle? Weil für mich durch meine Stute schon immer klar war: ich will unbedingt noch einmal ein Jungpferd und das so trainieren, wie ich es für richtig erachte – mit meinen Vorstellungen und sehr viel Zeit, damit das Pferd in Ruhe alles lernen kann (und auch mal eine Nacht (oder gar einen Winter?) über das neu Erlernte schlafen kann). Und so ergänzt seit letztem September eine damals 2 1/2-jährige Stute unsere Familie. Mit ihr mache ich Bodenarbeit, Gelassenheitstraining, kurze Spaziergänge und fange langsam an, sie als Handpferd mit meiner alten Dame mitzunehmen (aktuell sind wir noch auf dem Platz unterwegs, wollen aber bald mal in die große, weite Welt starten). Inzwischen ist sie 3, ein kleiner Flegel, voll im Wachstum und Zahnwechsel und wenn ich nur dran denke, dass ihre Altersgenossen gerade schon die ersten Reitpferdeprüfungen gehen und wahrscheinlich schon seit Jahresanfang unterm Sattel sind, gruselt es mich. Wir „spielen“ dagegen nur: spielen verladen, spielen Flattertor, spielen Planengänge, spielen Bodenarbeit, … :-) nur, wie es uns Spaß macht. Und ich sehe den rieeeeesigen Unterschied, wenn ein Pferd noch nichts schlechtes erlebt hat und sich neuen Herausforderungen neugierig stellt. Plane? Aha, kann man die essen? Nein, aber knistern tut sie lustig, wenn man drüber geht – und damit war das Thema „Plane“ erledigt. Völlig unspektakulär. Es ist so schön zu sehen, wie Pferde eigentlich von Natur aus sind, wenn nicht der Mensch ihnen das Vertrauen und die Neugier durch Prügel, Gewalt und Zwang genommen hat.
Wie schön, dass es doch immer mehr Menschen gibt, die auf den Partner Pferd setzen und nicht ein Sportgerät Pferd haben.
Hallo liebe Andrea, das berührt mich immer sehr, wenn ich solche Pferdeschicksale lese – es ist einfach traurig, was die Menschen alles machen. Schön, dass du ihr einen anderen weg gezeigt hast ❤️ alles alles Liebe an dich und ein großes Danke, Petra
Liebe Petra
Merci viel mal für den tollen Artikel! Die Themen „Umgang und Zusammensein mit Jungpferd/Ausbildung/Erziehung“ interessieren mich sehr – mein Jungpferd ist gerade 2 Jahre alt geworden.
Obwohl ich das grosse Glück habe von ganz tollen Pferdemenschen umgeben zu sein, die mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen und ganz geduldig auch zum x-ten Mal die gleichen Fragen mit mir diskutieren, stellt mich vor allem ein Thema vor eine grosse Herausforderung und das ist der Umgang mit Fehlern, respektive zu akzeptieren, dass sich (kleine) Fehler in der Ausbildung/im Umgang mit dem Jungpferd leider nicht vermeiden lassen (zumindest wenn man nicht Superwoman ist) und dass nicht jeder „Fehler“ bedeutet, dass mein Pferd dann komplett das Vertrauen in mich verliert und ein lebenslanges Trauma davon trägt. (Bisher habe ich das grosse Glück, ein ganz wunderbares und tolerantes Jungpferd zu haben, das mir grosszügig die bisherigen kleinen Verfehlungen verziehen hat und zufrieden und glücklich wirkt.)
Mich würde sehr interessieren wie Du mit Fehlern umgehst und ob auch Du in der Ausbildung deiner Stute Dinge gemacht hast, von denen Du dann später gedacht hast, dass Du das besser unterlassen hättest…
Herzliche Grüsse,
Anna
Hallo liebe Anna, hachje, wenn du wüsstest..Ich denke, dass ich einige Fehler gemacht habe und auch heute noch viele Fehler mache. Beziehungsweise Entscheidungen und Meinungen heute wieder anders formulieren würde als noch vor zwei oder drei Jahren: Von der Sattelfrage (welches Modell es als Einstieg sein soll) bis zu Entscheidungen in der Ausbildung meines Pferdes. Ein ganz großer „Fehler“ – wenn du es so sehen willst – war auch bei mir die BEfürchtung etwas falsch zu machen und meinem Pferd nicht gerecht zu werden. Diese Gedanken und Zweifel und Gefühle haben mich immer wieder Gelassenheit gekostet und das wiederum hat die Losgelassenheit zwischen meinem Pferd und mir immer mal wieder minimiert. Dann denke ich rein technisch – habe ich zu früh mit Gymnastizierung und Arbeit auf der Kreislinie angefangen. Ich hätte als ersten Schritt besser viel mehr geradeaus trainiert. und ich habe immer mal wieder in der Anfangspahse auf Tipps von Außenstehenden gehört, die mir weißmachen wollten, dass ich mich mehr durchsetzen müsse, weil gerade das Jungpferd dann richtig aufdrehen würde. Letztlich habe ich immer wieder auf mein Bauchgefühl gehört, das mir andere Weisheiten eingeflüstert und ein anderes Gefühl gegeben hat – aber ich denke trotzdem, dass ich heute nochmal weniger „Druck“ machen und mich durchsetzen würde als noch vor 2 oder 3 Jahren. Trotz allem sehe ich das alles nicht als Fehler – denn nur aus Erfahrung wird man klug und lernt dazu. Das Pferd ist den Weg mit mir gegangen und wir sind noch enger zusammengeschweißt als früher. Vermutlich auch, weil ich bereit dazu bin mir Fehler einzugestehen und zu lernen. Also – lass dir nichts einreden, gehe deinen Weg und hör auf dein Pferd, dann kannst du gar nicht zuviele Fehler machen. Alles Liebe, Petra
Liebe Petra,
danke für den guten Artikel! Ich musste den Umgang mit einem Jungpferd selbst auch erst lernen. Vor anderthalb Jahren habe ich mir eine junge Stute gekauft, die vom Charakter Deiner sehr ähnlich ist =) sie ist sehr introviertiert und dominat, aber auch sehr liebevoll und auf „ihren“ Menschen bezogen!
Sie war 4 1/2 als ich sie zu mir holte. Natürlich war ich bisher ohne Jungpferde-Erfahrung und bin davon ausgegangen, dass mit einer guten Trainerin an meiner Seite alles schon gut gehen würde und ich innerhalb eines halben Jahres ein ausgebildetes Freizeitpferdchen haben werde.
Meine Kleine wurde von der Vorbesitzerin schon viel am Boden gearbeitet und hat dann das Anreiten bei mir sehr gut mitgemacht. Trotzdem bin ich mittlerweile der Überzeugung, dass ich sie ganz bestimmt in vielen Bereichen überfordert habe und viel viel langsamer hätte vorgehen sollen. Ich bin mir sicher, dass ich viele ihrer Hinweise auf Überforderung übersehen oder als falsch als Unwilligkeit oder Unmotiviertheit gedeutet habe.
Deswegen hat sie seit einiger Zeit eine Art „Schonprogramm“ =) ich reite sie nicht mehr wie vorher fast jeden Tag, sondern mache wieder viel Bodenarbeit und so mit ihr. Geritten wird sie einmal maximal zweimal in der Woche. Außerdem bekommt sie vielen Pausentage, an denen sie einfach auf der Koppel herumtoben oder entspannen kann. Seitdem ich das so mache, habe ich den Eindruck, dass sie dankbar dafür und auch motivierter ist.
Die „alten“ Glaubenssätze waren auch in mir stark verhaftet – und ich muss zugeben, dass sie das teilweise immer noch sind und es gar nicht so leicht ist, diese Einstellung zu ersetzen. Das dauert seine Zeit und ich ertappe mich selbst immer wieder, wie ich das Verhalten meiner Kleinen falsch nach den „alten“ Glaubenssätzen interpretiere. Dann muss ich mir immer wieder bewusst machen, was mein Ziel ist und dass sie ja eigentlich noch immer ein Pferdemädchen ist. Zum Glück werden diese Moment aber seltener ;-)
Danke, dass Du Deine Einstellung immer wieder in diesem Blog teilst!
Liebe Grüße,
Juli
Hallo liebe Juli, es ist gar nicht so leicht zu fordern und nicht zu überfordern. Ich denke, dass ich meine Jungstute sicher auch ab und an überfordert oder unterfordert habe. Letztlich hängen diese Glaubenssätze wirklich immens fest in uns. das erlebe ich auch immer wieder in mir. Es ist gleichzeitig so schön für mich zu lesen, dass es nicht nur mir so geht und dass immer mehr Menschen dem Pferd Mitspracherechte und Zeit geben wollen. Ganz lieben Dank also für deinen Kommentar – ich freue mich, dass du hier mitliest und schicke dir viele liebe Grüße, Petra
Vielen Dank für den schönen Beitrag. Meine fünfjährige Stute und ich beginnen jetzt langsam mit dem reiten. Spaziergänge und Bodenarbeit haben wir natürlich vorher schon gemacht. Allerdings wurde ich immer wieder dafür kritisiert, warum ich sie so spät einreite möchte, warum ich keine Ausbinder verwende, warum ich immer nur mit dem Pferd durch die Gegend renne oder warum ich denn kein Gebiss verwenden möchte (z.B ein Kappzaum ohne Gebiss anstatt mit). Auch mein Sattel wird häufig belächelt, denn ich hab mir erstmal einen Baumlosen Sattel für sie geholt, der ihr auch super passt. Da sie sich noch weiterentwickelt ist der Sattel als Übergangslösung gedacht.
Dein Beitrag hat mich darin bestätigt, dass ich mir nicht so viele Sorgen machen sollte und wohl eigentlich auf dem richtigen Weg bin, was ich eigentlich auch an meiner Stute merke, die beim ersten („richtigen“) Aufsteigen nur kurz nach hinten geschaut hat und total entspannt war.
Also nochmal vielen Dank :)
Hallo liebe Tina, lass dir da nichts einreden – die einzigen beiden, die Happy sein müssen sind du und dein Pferd. Wenn ihr beide so lässig und zufrieden miteinander seid, dann darf der Rest gerne lästern ;-) Wichtig seid nur ihr zwei!Ganz liebe Grüße, Petra
Danke für diesen tollen Blog. Macht weiter so.
:-)
Liebe Petra,
ich kann dir nur zustimmen. Pferden sollte man allgemein mehr Zeit geben. Auch erwachsene Pferde sollen neue Bewegungsabläufe bitte ganz schnell lernen und können. Wenn ich da aber an mich selber denke. Wenn wir beim Tanzen eine neue Figur lernen, brauche ich durchaus einige Male Wiederholungen und ich muss die Figur auch ein paar Mal sehen und einzeln trainieren bevor ich sie wirklich kann. Warum soll es unseren Pferden anders gehen? Aber das ist ein weiteres Thema.
Ich bin sogar mittlerweile soweit, dass ich sage, ich gehe mit einem 2jährigen Pferd noch nicht spazieren. Das ist zu früh für mich. Mein Ponymann und auch unser kleines Wildpferd zeigen mir hier sehr stark wie sehr sie die Sicherheit der Herde brauchen und dass ein Spaziergang ins Gelände für sie in diesem Alter noch viel zu früh war/ist.
Ein Hinweis zum Fohlenhalfter vielleicht, weil du es in deiner Auflistung drin hast. Mir war und ist bei einem Fohlenhalfter wichtig, dass es sich über das Öffnen des Genickriemens an- und ausziehen lässt. Ich würde für mein Fohlen nie ein Halfter benutzen welches durch einen Karabiner zu öffnen und der Genickriemen über die Ohren zu ziehen ist. Das Halfter ist für die meisten Pferde schon ein riesen großer Schritt. Wenn dieses über die Ohren gezogen wird, ist das beim ersten Halfter noch viel zu viel meiner Erfahrung nach. Gerade sehr junge Pferde, die noch nicht dieses Vertrauen in den Menschen haben, wollen sich meistens nicht an den Ohren anfassen lassen. Natürlich sollte ich das üben, aber das Halftern und das Ohren anfassen gleich zu kombinieren wäre mir ein zu großer Schritt. Unser kleines Wildpferd zum Beispiel lässt sich noch überhaupt nicht halftern. Sie hat große Angst vor dem Halfter, weil sie schon schlechte Erfahrungen gemacht hat leider. Auch hier wähle ich ein Halfter welches ich nicht über die Ohren ziehen muss.
Sorry ist jetzt etwas Off-Topic, aber ich sehe leider oft, dass hier nicht mit viel Bedacht vorgegangen wird und die Pferde dann Schwierigkeiten haben.
Liebe Grüße
Miriam
Hallo liebe Miriam, ein guter Hinweis mit dem Halfter. Tatsächlich habe ich das bei meiner Stute anfangs auch so gehandhabt und mache es mit dem Kappzaum bis heute so. Einfach auch um die empfindlichen Ohren zu schonen. Ich finde das gar nicht offtopic, sondern einen ziemlich guten Hinweis – genau wie dein Bild mit der Tanzfigur. Das trifft es sehr gut auf den Punkt. Alles Liebe, Petra