Linda Tellington Jones Bodenarbeit

Vertrauen statt Kontrolle! Sanftes Pferdetraining a la Tellington-Jones

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Der ganze Artikel für dich auf einen Blick

Linda Tellington-Jones baut ihr Trainingskonzept vor allem auf zwei Gedanken auf: Vertrauen statt Kontrolle und Einladung statt Befehl. Klingt das nicht schön? Letztlich geht es immer wieder darum, wie wir unser Pferd motivieren und zum Mitdenken anregen können. Mit ganz einfachen Schritten kannst du mehr Vertrauen, Motivation und Einklang erreichen. 

Linda Tellington-Jones Trainingsmethode

In einem Satz: Pferdeverständnis trifft auf wohlbedachtes und geordnetes “Chaos” trifft auf ganz viel Anregung für die Zellen und Hirnzellen.

Was genau das bedeutet, beschreibe ich dir gleich Schritt für Schritt. Es ist eigentlich ganz einfach. Zum Schluss gibt es auch noch eine Anleitung für dich, wie du das Training mit deinem Pferd ganz einfach und von Anfang an angehen kannst.

Ein erstes AHA-Erlebnis hatte Linda Tellington-Jones in den 1980ern durch ihr Studium bei dem Entspannungsexperten und Pädagogen Moshe Feldenkrais.

  • In einer seiner Vorlesungen machte er Linda und seinen Studenten klar, dass wir Menschen nicht gut lernen können, wenn wir müde sind.
  • Und: dass es lediglich einer ungewöhnlicheren Bewegung bedarf, um das Gehirn mehr anzuregen. So dass wir Dinge sehr schnell und innerhalb weniger Wiederholungen lernen können.

Diese zwei Gedanken haben sie so beeindruckt, dass sie sie immer wieder in ihrem Kopf gewälzt und auf die Pferde übertragen hat. Ab diesem Zeitpunkt hat sie ihre Pferde nie mehr müde longiert oder im Roundpen getrieben vor dem Training, sondern angefangen ihr Training langsam aufzubauen, ungewöhnliche Trainingsgegenstände und praktische Ideen einzubauen und alles in sehr kleine Schritte zu zerlegen.

Außerdem hat sie spezielle Übungen für die Bodenarbeit entwickelt, um die Gehirntätigkeit anzuregen.

 

Alles dreht sich bei der Bodenarbeit von Linda Tellington-Jones also um das Anregen der Pferde zum Selberdenken. Sie sollen nicht einfach durch Wiederholungen und Druck Erlerntes abspulen, sondern mitdenken und lernen

Die praktischen DO's beim Training nach Tellington

Hier kommen die wichtigsten Punkte zusammengefasst für dich:

  • Stangen liegen beispielsweise bei Linda Tellington-Jones nicht einfach gerade und parallel hintereinander am Boden, sondern werden quer und schief gelegt – damit das Pferd nicht abschaltet und stupide über die Stangen läuft, sondern denken und seine Hufe bewusst setzen muss
  • Verschiedene Ausrüstungsgegenstände werden in das Training eingebaut – wie Poolnudeln, ein Brett am Boden, Planen und ein Labyrinth zur Anregung des Denkens und der Sinne
  • Zwischen den einzelnen Übungen und TTouches werden die Pferde immer wieder in Schritt und Trab bewegt um sich lösen zu können und Zeit zum Nachdenken zu haben
  • Sie geht auch mal ungewöhnliche Wege und hat immer die Entspannung des Pferdes im Sinn. Denn – wir erinnern uns – wenn wir Stress haben, können wir nicht richtig lernen. Wenn ein Pferd also zum Beispiel sehr viel Angst hat: Gibt sie auch mal Heu zu fressen an der Angststelle, damit das Pferd erst einmal entspannen kann, bevor dann weitertrainiert wird
  • Sie nutzt die Gerte nicht zum Abstrafen oder für die Erhöhung von Druck, sondern als Verlängerung des Armes und um dem Pferd Sicherheit und einen Rahmen zu geben.
  • Gertensignal heißt bei Linda Tellington-Jones ein leises Tippen – kein Schlag, keine Druck. Denn wichtiger als das Signal mit der Gerte ist der Fokus, den wir haben und die Energie, die wir mitschicken
  • Das Abstreichen des Körpers, aber auch speziell von der Nase sollte für das Pferd okay sein – in der Nase sitzen laut Linda die Emotionen. Das sollte dein Pferd also entspannt akzeptieren können
  • Wenn dein Pferd beispielsweise mit der Schulter drängelt, kannst du mit der Gerte Signale setzen – an der Kruppe und an der Schulter abwechselnd. So treibst du es einerseits, andererseits signalisierst du ihm, dass du an der Schulter Abstand möchtest
  • Linda Tellington-Jones achtet auf eine klare Umsetzung beim Training. Wenn sie „Halt“ sagt, dann soll das Pferd auch halten
    • Es soll dabei gerade stehen bleiben
    • Das erreicht sie indem sie das „Halt“ beispielsweise mit einem Stimmsignal vorbereitet
    • Dann das Gertensignal durch ein Tippen an der Brust folgen lässt und gleichzeitig Energie über den Führstrick sendet. Nicht in Form von „ziehen“, sondern durch impulsgebende kleine halbe Paraden
  • Wenn das Pferd etwas gut gemacht hat, wird es immer sofort gelobt.

Weiterer Schlüsselpunkt für Linda Tellington-Jones ist ein lockerer Unterhals

Ist der Kopf zu hoch, hat das Pferd Stress und kann nicht lernen. Es ist aber auch körperlich nicht dazu in der Lage alles mitzumachen, weil die Bänder und Sehnen dadurch unter Spannung sein können – deswegen arbeitet Linda Tellington-Jones immer wieder an der Entspannungshaltung und einer losgelassenen Kopfhaltung zur Entspannung und Lösung des Unterhalses. Zum Beispiel mit entspannenden TTouches oder mit der Einladung an das Pferd den Kopf abzusenken.

Linda Tellington Jones Bodenarbeit

Führen nach Tellington

Wenn ein Pferd beispielsweise unsicher ist, greift Linda Tellington-Jones oft auch zu einem zweiten Trainingspartner und schnallt jeweils rechts und links einen Strick ein – dann wird das Pferd von beiden Seiten durch die Bodenarbeitsübung geführt.
Eine Person ist der Ansprechpartner und Signalgeber für das Pferd, die zweite Person läuft einfach nur mit. Diese Form des Führens soll dem Pferd einen Rahmen und damit Sicherheit geben.

Linda glaubt aber auch, dass es beide Gehirnhälften aktiviert, wenn wir von beiden Seiten führen. Das wiederum soll die Lernfähigkeit steigern.

Bänder bei Tellington

Bei Tellington wird auch mit Körperbändern gearbeitet. Das sind keine festen Bandagen-Bänder, sondern einfach nur leicht anliegende und nicht festgebundene Bänder.

Sie dienen nur dazu, dem Tier Grenzen und Sicherheit zu geben oder sollen ihm dabei helfen seine Körperwahrnehmung zu verbessern und beispielsweise die Hinterhand mehr zu spüren beim Laufen oder die Nase und das Genick – je nachdem, wo das Pferd gerade Defizite in seiner Wahrnehmung hat.

Sie sollen gut anliegen, aber nicht fest sitzen wie eine Bandage oder gar einschnüren.

Linda Tellington Jones Bodenarbeit

Gertenpositionen

Die Gertenpositionen

Letztlich hat alles bei Linda Tellington-Jones sprechende und schöne Namen. So bekommt das Training eine schöne Leichtigkeit und es lässt sich besser merken.

Beim Führen hat Linda unter anderem drei verschiedene Gertenpositionen beim Pferd. So war es zumindest im Kurs. Wie alles in der Tellingtonmethode haben auch die Gertenpositionen lustige Namen.

Dingo = Gerte an der Kruppe

Delfin = Gerte an der Schulter

Elefant = Gerte an der Nase

Was ist noch anders an der Bodenarbeit nach Tellington

Verschnallung des Führstricks

Linda Tellington Jones Bodenarbeit

Linda Tellington-Jones verwendet eine spezielle Verschnallung am Halfter bei der Bodenarbeit. Du wirst immer wieder Fotos sehen auf denen der Führstrick durch die Ringe am Nasenteil durchgezogen oder an der Seite entlanggezogen ist. Ähnlich wie bei einer Führkette, die man von Hengsten kennt.

Verschnallungsvarianten a la Linda:

  1. Führstrick an der Seite verschallt: Für mehr Sicherheit und Gewicht am Kopf. Aus der Sicht von Linda Tellington-Jones wird dem Pferd das nachgeben im Genick und des Kopfes dadurch erleichtert
  2. Über die Nase: Wie ein Hengststrick für mehr Rahmen und damit Klarheit und Sicherheit beim Pferd

Mich hat es ehrlich gesagt irritiert, weil ich diese Form der Verschnallung mit Hengstketten und vor allem mit Druck verbinde. Natürlich kann eine Zugwirkung entstehen, wenn man nicht fein damit umgeht. Ich habe sie deswegen gefragt, warum sie diese Verschnallung einsetzt.

Linda nutzt sie in ihrer Idee nicht um Druck zu machen. Sie sieht es als Möglichkeit dem Pferd einen Rahmen und mehr Körpergefühl zu geben und gleichzeitig feinere und klarere Signale senden zu können. Das wiederum fördert nach ihrer Erfahrung die Entspannung des Pferdes, weil Pferde Klarheit lieben.

Diese Form der Verschnallung ist für mich trotzdem nichts. Ich sehe da eine Zugwirkung, die ich persönlich nicht für mich möchte und denke, dass sie auch in sichere und feine Hände gehört. Aber ich konnte auch sehen, dass die anwesenden Pferde tatsächlich sehr entspannt haben – sicher auch weil Linda Tellington-Jones den Führstrick und ihre Signale sehr fein umsetzt.

Was wir aber von Linda Tellington-Jones lernen können:

  • Die Pferdetrainerin macht viel intuitiv und sucht immer nach neuen Lösungen und Ideen für die Pferd mit denen sie arbeitet.
  • Wenn etwas nicht funktioniert, probiert sie so lange verschiedene Varianten aus – bis etwas Wirkung zeigt. Dann baut sie es unter Umständen in ihr Training ein. Genauso war es auch mit dieser Form des Verschnallens. Sie selbst hat einfach immer wieder gute Erfahrungen damit gemacht.

Vieles davon ist schon Teil meines Trainingsalltags oder wird noch darin landen: Zum Beispiel die TTouches, die ich dir gleich noch erklären werde. Oder der Fokus auf unsere innere Einstellung, der eine große Rolle bei Linda Tellington-Jones spielt. Mit diesem Punkt trifft sie zu 100% auf meine innere Überzeugung.

Alles im Training von Linda Tellington-Jones ist von ihr dafür konzipiert worden, den Pferden und Menschen das gemeinsame Leben klarer, schöner, sanfter und feiner zu gestalten.

Linda Tellington Jones Bodenarbeit

Interview mit Linda Tellington-Jones

Mit Vertrauen und sanftem Methoden

Wir alle sind Individuen. Wir haben verschiedene Eigenschaften und Charaktermerkmale. Vielleicht bist du eher schüchtern oder selbstbewusst. Vielleicht lernst du eher schnell oder brauchst einfach etwas länger, bis du dir neue Dinge merken kannst. Vielleicht bist du sanft und zurückhaltend oder du bist aufbrausend und temperamentvoll. Deine beste Freundin, dein Onkel, dein Ehemann oder deine Kinder sind auch wieder ganz andere Persönlichkeiten. 

Und jetzt stell dir vor, dass ihr alle ständig über einen Kamm geschoren werdet. Ihr sollt das Gleiche können, das Gleiche arbeiten, immer gleich reagieren und natürlich immer brav und folgsam alles machen, was euch gesagt wird. Genauso geht es nämlich den meisten Pferden. Sie alle sollen irgendwie immer gleich funktionieren und jeden Tag gleich brav und folgsam reagieren. Dabei ist das der falsche Weg. Wir brauchen individuelles, feines und sanftes Pferdetraining und müssen verschiedene Wege kennen. Ein weg kann der Trainingsweg von Linda Tellington-Jones sein. Ich mag nicht alles, was sie macht – aber vieles. Da aber vor allem wichtig ist, was du und dein Pferd mögt, stelle ich dir hier auf der Pferdeflüsterei verschiedene Trainer und Konzepte vor und du kannst dir deinen individuellen Werkzeugkasten zusammensuchen.

Gutes Pferdetraining nach Linda Tellington-Jones

Tellington-Jones sieht Pferde als Individuen, die einen persönlichen und individuellen Umgang verdient haben. Sie geht auf jedes Pferd anders ein und nutzt eine andere Trainingsidee für die unterschiedlichen Pferdepersönlichkeiten und ihre individuellen Probleme.

Das Schöne ist, dass sie dafür weder Dominanz noch totale Kontrolle braucht, sondern sie setzt auf Vertrauen und Balance um Sicherheit mit den Pferden zu bekommen. Wie das funktioniert und wie für Linda Tellington-Jones gutes Pferdetraining aussieht, erklärt sie dir jetzt im Interview.

Pferdeflüsterei: Hast du bestimmte Grundregeln mit Pferden, die dir wichtig sind – die du vielleicht auch über die Jahre für dich gefunden hast?

Linda Tellington-Jones: Mein Interesse ist, dass wir jedes Pferd als Individuum sehen. Meine Hoffnung ist, dass Menschen die mit Pferden zu tun haben, die Möglichkeit der Kooperation sehen. Diese Idee, dass wir die Pferde dominieren oder dass sie rennen sollen, bis sie nachgeben – das ist nicht sehr… da fehlt das das Verständnis dafür, wie Tiere lernen und fühlen. Nicht aus Müdigkeit

 

Heisser Tipp für mehr Sicherheit: Der Tracker ist seit einiger Zeit mein ständiger Begleiter bei Geländeritten – einfach an den Sattel machen und im Notfall oder wenn aus dem Stress deines Pferdes Panik wird, es dich aus dem Sattel haut und du alleine verletzt in der Pampa liegst, sendet er eine SMS an deine Notfallkontakte – so kannst du schnell geortet und gerettet werden – mehr dazu kannst du HIER erfahren

Pferdeflüsterei: Letztlich geht es bei deiner Arbeit darum das Denken anzuregen, oder? Das Denken der Zellen, die Intelligenz der Zellen durch die TTouches und bei der Bodenarbeit durch die speziellen Übungen, richtig?

Linda Tellington-Jones: Ja genau, ein Teil davon ist Bodenarbeit, ein Teil ist Reiten, ein Teil ist Bodenarbeit und ein Teil ist die Körperarbeit.

Pferde zum Mitdenken anregen, statt sie zu dominieren – das ist LIndas Weg

Pferdeflüsterei: Und da geht es auch letztlich darum das Tier zum Mitdenken zu motivieren und nicht um das Abrufen von Erlerntem?

Linda Tellington-Jones: Ja, oh mein Gott, ja! Wir müssen weg von der Idee, dass wir unser Pferd kontrollieren müssen oder das Pferd würde uns kontrollieren. Ich finde das schade! Wenn wir eine vertrauensvolle Verbindung aufbauen, machen die Pferde gerne mit. Meistens ist einfach nicht klar, was wir von ihnen wollen oder nicht fair. Zum Beispiel:

Wie viele Jungpferde einfach gesattelt werden ohne Vorbereitung. Einfach Sattel drauf und lass die tun, was sie wollen? Das ist nicht richtig! Wir gehen über jeden Flecken des Pferdes mit den TTouches und dadurch ist es nicht fremd, wenn der Sattel oder der Gurt kommt. Wenn wir wollen, dass ein Pferd vorwärts geht nicht jagen oder Treiben, sondern helfen mit der Stimme oder der Bewegungen oder der Gerte – aber zeigen und nicht jagen mit feinmotorischen Signalen. Plus: Wir müssen geerdet sein und in Herzkohärenz sein. Denn wenn ich verspannt bin und kein Vertrauen habe, dann hat das eine große Wirkung auf das Pferd.

Wie Vertrauen die Basis von allem wird

Pferdeflüsterei: Viele vertrauen ihrem Pferd wahrscheinlich nicht wirklich, daher kontrollieren sie lieber ihr Pferd aus Angst vor dem was passieren könnte, wenn sie lockerlassen.

Linda Tellington-Jones: Ja, das ist einfach nur Angst. Das passiert alles aus Angst.

Pferdeflüsterei: Die ist ja auch mehr in einem selbst, als in dem Pferd, das dem Gefühl folgt, das es vermittelt bekommt.

Linda Tellington-Jones: Genau! (lächelt

Linda Tellington Jones Bodenarbeit

Gutes Pferdetraining? So ist der weg nach Linda Tellington-Jones

Pferdeflüsterei: Aber wie sieht denn dann gutes Pferdetraining für dich aus. Also wie ist ein guter Umgang mit dem Pferd um Vertrauen zu erreichen? Wir bewegen uns ja oft zwischen den Polen „positive Verstärkung“ und „negative Verstärkung“ in allen Graustufen und Zwischenstufen. Dazwischen stehen viele und wissen gar nicht genau, was richtig und was falsch ist. Wie ist dein Weg?

Linda Tellington-Jones: Für mich ist die Tellington-Methode ein Weg. Ich möchte zuerst, dass das Pferd sicher bleibt, weil es so viele Unfälle in der Pferdeszene gibt. Ich möchte zuerst, dass mir das Pferd erlaubt den ganzen Körper zu berühren und, dass es mit mir kommt. Pferde lernen das so schnell, wenn wir stabil und beruhigend und geerdet sind.

Und auch wenn ich einen Plan habe.

Wir starten damit, dass wir das Pferd überall mit der Gerte berühren. Wir nennen sie Zauberstab, weil die Gerte oft ein schlechtes Image hat. Dadurch kann ich das Körpergefühl des Pferdes stärken. Wenn ein Pferd zum Beispiel Angst dabei hat, singe ich ein bisschen oder bewege ich es sanft zwischendurch. Sie lernen das so schnell ruhig zu stehen.

Alle diese Führpositionen, die wir haben, haben den Vorteil, dass das Pferd stoppen kann, still bleiben kann, ruhig mitlaufen kann und gerade läuft und steht. Ich bin kein Fan von der Idee, dass Pferde stoppen dürfen, wenn sie wollen. Aus Sicherheitsgründen möchte ich kein solches Pferd. Wenn ich sage „entschuldige, stopp“, muss das Pferd stoppen.

Aber nicht, weil ich es strafe. Ich muss einfach klug sein und die richtige Balance haben und mir überlegen, wie ich es dem Pferd so beibringen kann, dass es mich versteht. Wenn ich meine Stimme, meine Bewegung, meine Körpersprache, meine Energie und mein Herz einsetze, ist es ganz einfach. Energie meint damit meinen Plan und das, was ich denke. Ohne einen Plan, kann für das Pferd nicht klar sein, was wir wollen.

Linda Tellington Jones Bodenarbeit

Warum wir dringend einen Plan brauchen, wenn wir erfolgreich sein wollen 

Pferdeflüsterei: Es liest ja die Mikrosignale …

Linda Tellington-Jones: Ja, aber nicht nur die Mikrosignale. Es ist auch einfach so, dass wir einen Plan haben müssen. Die klassische Ausbildung war immer Longieren in beiden Richtungen bis sie müde sind oder im Roundpen rennen bis das Pferd nicht mehr rennt. Das ist nicht sehr klug, weil wir müde nicht lernen können.

Pferdeflüsterei: Und das Pferd bekommt immer nur mehr Kondition und Frust – es kann dann länger rennen …

Linda Tellington-Jones: Genau (lacht) – das ist dann ein Problem … auch wenn wir longieren. Aber nicht aus einem guten Gefühl heraus, sondern weil es nicht stoppen kann.

Pferdeflüsterei: Also müssen wir im Grunde nur dem Pferd ein gutes Gefühl geben durch unsere eigene Sicherheit und unseren Plan und den Blick mit dem wir auf die Pferde schauen.

Linda Tellington-Jones: Und auf mich selbst. Diese Idee, dass bevor wir an den Stall kommen, dass wir mit Atmung, einem Lächeln und inneren Bildern versuchen in Herzkohärenz zu kommen.

Dass wir mit dem Gedanken hingehen: „Aaah, lass uns sehen, was wir heute machen können.“ Statt mit dem Gedanken „Ohje, was heute wohl kommt.“ Das ist etwas total anderes.

Letzteres gibt unserem Körper auch diese Fluchtidee und das sorgt für Stress. Vertrauen ist erdend für uns selbst. Das fängt an mit TTouches oder damit, dass wir die Ohrenarbeit mit uns selbst machen oder den „Maultouch“ an uns selbst. Schmeißt einfach die Idee weg vom Fluchttier und der Dominanz, sondern fragt euch, wie wir in Kooperation kommen können und klar sein können, was wir zusammen machen können.

Pferdeflüsterei: Vielen Dank für das schöne Interview!

Die wichtigsten Schritte - so startest du in das Training nach Linda Tellington-Jones

Vertrauenscheck: Du streichst als erstes mit der Gerte dein Pferd sanft ab und prüfst so, ob dein Pferd sich überall anfassen lässt und dabei ruhig und entspannt stehen bleibt. Die Gerte ist einfach sicherer für den Menschen und du kommst mit der Gerte als verlängertem Arm überall hin. Außerdem lernt dein Pferd dadurch die Gerte als etwas freundliches kennen und kann sie anders wahrnehmen.

  1. Du startest bei der Schulter, gehst dann über den Bauch zur Hinterhand
  2. Anschließend streichst du die Beine ab
  3. Dann prüfst du ob das Pferd im Hals und am Kopf nachgiebig ist
  4. Wenn das mit der Gerte klappt, kannst du es auch mit der flachen Hand wiederholen. 

TTouches und der Zellcheck mit den Fingerkuppen: Du nutzt die TTouches um die Zellen deines Pferdes anzuregen. 

So könntest du starten:

  1. Du toucht den Hals
  2. Dann das Genick
  3. Dann die Schulter und den Rücken
  4. Dann die Hinterhand und die Beine
  5. Dabei prüfst du immer die Reaktionen des Pferdes: Du schaust, wo es Stress hat, wo es entspannt ist und welche Triggerpunkte es hat
Dabei prüfst du immer den Gesichtsausdruck deines Pferdes um zu sehen, wie es ihm dabei geht.

Dann startest du mit dem Führen. Folgt dein Pferd dir? Läuft es mit? Oder stoppt es oder läuft voraus?

  • Wichtig ist Linda, dass das Pferd erst losläuft wenn du es dazu aufforderst und du nach deinem Pferd losläufst
  • Dein Pferd sollte stoppen, wenn du „Halt“ sagst – gerade gerichtet
  • Dein Pferd sollte Antraben und wieder in den Schritt gehen, auf Signal

Wenn das alles gut klappt, kannst du mit der Bodenarbeit starten

  • Das Labyrinth
  • Unter Poolnudeln durch
  • Über die Planen
  • In Schlangenlinien an Pylonen vorbei
  • Über verschiedene Bodenbeläge, wie Holz oder Decken und andere

Das Ganze kannst du natürlich auch Reitend machen.

Mit 3 Schritten zu mehr Vertrauen nach Linda Tellington-Jones

Eigentlich ist es doch ganz einfach. Eigentlich brauchen wir auch nicht viel, um unser Pferd besser zu verstehen. Eigentlich arbeiten die Pferde gerne mit uns Menschen zusammen. Trotzdem läuft vieles schief in der Pferdewelt und unsere Pferde stellen uns immer wieder vor Herausforderungen. Die Pferdetrainerin und Erfinderin der TTouches, Linda Tellington-Jones, hat  ziemlich klare Antworten auf die Frage, wie viel Dominanz wir im Umgang mit unseren Pferden wirklich brauchen, wie wir ihr Vertrauen ganz einfach und mit wenigen Schritten gewinnen können und was gutes Pferdetraining wirklich ausmacht. 

Ich werde dir auch erklären, wie die berühmten TTouches funktionieren und wie du sie anwenden kannst und natürlich kommt Linda selbst in ausführlichen Interviews zu Wort. Ich durfte die berühmte und beeindruckende Pferdetrainerin nämlich treffen und lange mit ihr sprechen. 

Mit 3 Schritten zu mehr Vertrauen! Was du von Linda Tellington-Jones lernen kannst 2

 

 Es war unglaublich spannend und ich habe viel aus diesem Interview für mein Pferd und mich mitgenommen. Deswegen freue ich mich sehr, dass ich dieses Wissen und die inspirierenden Gedanken mit dir teilen darf. 

 

Wer ist Linda Tellington-Jones

Linda Tellington-Jones hat ihr ganzes Leben den Pferden gewidmet. Sie hat knapp 80 Jahre Pferdeerfahrung und viele Wege in ihrem Leben ausprobiert, bis sie den richtigen für sich und die Arbeit mit Tieren gefunden hat. Sie hat eine außergewöhnliche Präsenz und strahlt Lebensfreude, Neugierde und Energie aus. Sie beeindruckt – nicht nur mit ihren Gedanken und Ideen, sondern auch mit ihrer Persönlichkeit. Das schimmert nicht nur durch, während sie mit den Tieren und ihren dazugehörigen Menschen arbeitet, es zeigt sich auch in ihren Vorstellungen und Ideen für Pferdefreundliches Training. Sie ist eine ewig Forschende und ihre Kreativität scheint nie Pause zu machen. Es ist beeindruckend wie stark sie sich auf jedes einzelne Tier einlässt. Es ist als ob sie die ganze Welt ausblendet und nur noch in Verbindung zu dem Tier tritt, das gerade vor ihr steht. Für jedes einzelne Pferd sucht sie nach dem richtigen Ansatz und überlegt kreative Lösungen, um den Tieren bei ihren individuellen Problemen zu helfen.

 Ich will jetzt aber nicht weiter schwärmen, sondern dir ganz praktisch erklären, wie du nach Ansicht von Linda Tellington-Jones eine bessere Beziehung zu deinem Pferd bekommen kannst. Dann kannst du selbst schauen, was davon für dich und dein Pferd passen könnte und welche Gedanken du in dein Pferdeleben hineinlassen willst.

Ich tippe dir einfach Schritt für Schritt die Ideen ihrer Trainingsmethoden in den Artikel, so wie ich sie wahrgenommen habe während eines 2-tägigen Kurses. Zum Schluss schreibe ich dir dann in einem Fazit, was mir persönlich gefallen hat und was vielleicht nicht, was ich für mich mitnehme.

Letztlich habe ich drei große Punkte für mich mitgenommen, die dir dabei helfen eine bessere Beziehung zu deinem Pferd zu bekommen. Sie alle fördern die Verbindung und das Vertrauen und sie helfen dir dabei ein spannenderer und feinerer Partner für dein Pferd zu werden.

SCHRITT 1 – PFERDETRAINING MUSS LOGISCH SEIN

Alles, was Linda Tellington-Jones von dem Tier möchte, sollte logisch für das Tier sein. So einfach ist das. Deswegen zerlegt sie neue Übungen immer in kleine Schritte und baut sie dann so nacheinander logisch auf, dass das Pferd die Aufgabe verstehen und erfüllen kann. Es ist wichtig, dass wir die Pferde nicht überfordern und passen zu ihrer Lernkurve und Persönlichkeit trainieren.

Linda achtet bei allem was sie macht deswegen immer auf die Mimik, die Körpersprache und die kleinen Details der Kommunikation des Pferdes.

Wichtig ist eine klare Kommunikation, die aber freundlich und sanft daherkommen soll:

  • Es gibt einen Rahmen, den der Mensch bestimmt. Aber: Der Mensch achtet darauf, dass das Pferd die Aufgaben auch entspannt und stressfrei leisten kann
  • Klare Signale sind für Pferde unglaublich wichtig – Verwirrung bedeutet Unsicherheit und die verursacht Stress. Wer Stress hat, kann nicht richtig lernen.
  • Bei aller Nettigkeit und Sanftmut gilt aber auch, dass wir klar und konsequent sein sollten. Wenn du beispielsweise dein Pferd bittest zu halten, solltest du auch solange dran bleiben, bis es anhält.
  • Wenn das Pferd Stress hat, erhöht sie nicht den Druck bis das Pferd macht was sie möchte, sondern sorgt für Entspannung und arbeitet in noch kleineren Schritten.
  • Statt Druck aufzubauen, nutzt Linda lieber TTouches für den Stressabbau oder streichelt und macht die Angstzone oder das Nein so zu einem weichen Ja und einer komfortablen Zone.

Sie will das Pferd zum Denken und Mitdenken anregen. Das erreicht sie durch die kleinen Schritte und einen logischen Übungsaufbau, durch Ruhepausen und TTouches während des Trainings, aber auch durch bestimmte Elemente in der Bodenarbeit und beim Reiten. Dazu schreibe ich dir nächste Woche noch mehr. Dann geht es an die Ideen zu Bodenarbeit und Reiten. Heute soll es nur um die drei großen Punkte zu einer besseren Beziehung mit deinem Pferd gehen.

SCHRITT 2: DAS RICHTIGE MINDSET! WIE WIR MENSCHEN DAS TRAINING MIT DEM PFERD POSITIV BEEINFLUSSEN KÖNNEN

Gleichzeitig spielt auch dein Blickwinkel auf dich, dein Pferd und deinen Umgang mit dem Pferd eine große Rolle für den Aufbau von Bindung und Vertrauen.

Wie wir die Dinge benennen, so wirken sie. Worte haben Macht auf uns und unser Verhalten und damit haben sie auch einen Einfluss auf unsere Kommunikation mit dem Pferd.

BENENNEN WIR DINGE EINFACH MAL UM – A LA TELLINGTON: 
  • Vertrauen statt Kontrolle
  • Einladung statt Kommando
  • Nett fragen statt fordern
  • Zauberstab statt Gerte

Bei Linda heißt die Gerte zum Beispiel nicht Gerte, sondern Zauberstab. Klingt erst einmal lustig, ist aber ein guter Gedanke. Du gehst anders an diesen Ausrüstungsgegenstand heran, wenn du ihn so betrachtest und das wiederum wird dein Pferd spüren.

Wie fühlt sich das für dich an die Begriffe in deinem Kopf umzuwälzen? In mir fühlt es sich besser an. Es macht für mich auch einen Unterschied ob ich mein Pferd „Zicke“ nenne oder „Maus“ – ob ich sie als „aggro“ bezeichne oder als „bruddelig“. Letztlich sorgt positives Denken immer für einen liebevolleren Blick auf uns, unser Tier und das was wir mit ihm machen. Das wiederum sorgt für mehr Bindung und Liebe zwischen uns und unserem Tier. Das ist Lindas Überzeugung und ich selbst glaube auch fest daran.

Die Bedeutung von Herzkohärenz und Parasympathikus

Die Idee: Das positive Denken und der kreative, neugierige und fragende Blickwinkel auf uns und das Leben mit unserem Pferd ändern unsere Einstellung und unseren Herzschlag. Das spürt das Pferd und ändert seine Einstellung.

Pferde spüren sehr genau, was in uns vorgeht und richten sich und ihre Emotionen ein stückweit darauf aus. Deswegen ist es wichtig sowohl bei uns als auch bei unseren Pferden den Stresslevel zu senken. Nur dann können wir gelassen bleiben und gut lernen. Das gilt für Menschen und Tiere.

Ganz grundsätzlich beschäftigt sich die Trainerin auch sehr viel mit der Forschung. Sie möchte ihre Ideen auch immer wissenschaftlich anreichern oder untermauern oder Gegenchecken.

Zwei Stichworte, die eine große Rolle in ihrer Art zu denken spielen, sind die Herzkohärenz und der Parasympathikus. Da sie immer mal wieder genannt werden, erkläre ich sie dir kurz:

  • Der Parasympathikus ist Teil unseres vegetativen Nervensystems. iEr ist ein Teil des Steuersystems unserer inneren Organe und des Blutkreislaufes. Er ist für Gelassenheit, Ruhe und Entspannung zuständig und wird deswegen auch gerne “Ruhenerv” genannt. Im Stoffwechsel ist er der Zuständige für Erholung, Entspannung und dem Aufbau unserer Körperreserven. Er ist also ein Guter! Sein Gegenspieler ist der Sympathikus – er tritt auf bei Stress, hohen Belastungen und Leistungssteigerungen. So können die Organe zwischen diesen zwei Gegenspielern gesteuert werden. Unser Ziel ist es den Parasympathikus zu aktivieren – sowohl bei uns als auch bei unserem Pferd. Wir wollen ja Ruhe, Entspannung und Gelassenheit für mehr Sicherheit, Vertrauen und eine gute Lernatmosphäre.
  • Die Herzkohärenz ist im Grunde der gleichmäßige Rhythmus unseres Herzen – wenn wir positive Gefühle in uns haben, entspannen und Stressfrei sind, dann sind wir in einem Zustand der Herzkohärenz. Dazu gibt es die eine oder andere Studie. HIER findest du eine Definition des HeartMath-Institutes in Kalifornien, das maßgeblich an der Idee der Herzkohärenz beteiligt ist

Ein sehr wichtiger Gedanke, der unglaublich einfach klingt aber in der Realität natürlich oft schwer umzusetzen ist. Es lohnt sich aber, immer wieder darüber nachzudenken, welche Gedanken und Bilder wir im Kopf haben.

  • Die Stimmungen und die Energie, die wir mitbringen ins Training, beeinflussen unser Pferd enorm.
  • Was wir fokussieren ist das, was dem Pferd letztlich wichtig ist und worauf es hört.
  • Das Ganze ist im Grunde ein Weg – zu mehr Zufriedenheit, Gelassenheit, Fokus und damit zu mehr Vertrauen mit deinem Pferd.

Ganz wichtiger Punkt (den ich mir übrigens auch selbst immer wieder zu Herzen nehmen muss): Es ist so unglaublich wichtig, dass du selbst nicht frustriert bist oder persönlich nimmst, wenn dein Pferd nicht macht, was du gerne hättest oder wenn es gar etwas Unerwünschtes macht.

Viel wichtiger und hilfreicher ist es, dass wir uns über all das freuen, was funktioniert und uns mit Offenheit und Neugierde der Frage widmen, warum etwas gerade nicht funktioniert hat.

Du solltest dich also eher fragen: „Ah, interessant! Was kann ich daraus lernen? Warum macht es das?“

Wenn etwas Ungewolltes passiert ist das nicht „schlecht“ sondern „interessant“. Wenn du also eine Reaktion deines Pferdes bekommst, die du so nicht haben wolltest, dann solltest du sie nicht persönlich nehmen oder als „schlecht“ bewerten, sondern erst einmal wahrnehmen. Der Gedanke ist dann: „Interessant, was mein Pferd da macht“.

Wie Linda Tellington-Jones mit dem vermeintlichen Fehlverhalten der Pferde umgeht

 Wenn du also etwas machst oder forderst und dein Pferd das nicht gut findet oder versteht, dann erhöhst du nicht den Druck, sondern überlegst wie du die Übung oder das Signal so variieren kannst, damit du das Muster durchbrichst und dein Pferd sich auf dich und das Training einlassen kann

Warum? Weil wir mehr erreichen, wenn wir mit einem positiven Blick auf die Pferde blicken und das vermeintliche Fehlverhalten einfach nur als Indikator für etwas sehen, das das Pferd offenbar gerade bewegt:

  • Sei es Schmerzen
  • Sei es, dass dein Pferd nicht versteht was du möchtest
  • Sei es Angst
  • Sei es, dass du die Übung zu großschnittig aufgebaut hast
  • Sei es, dass es einen schlechten Tag in der Herde hatte
  • Sei es, dass deine Gedanken und dein Fokus oder deine Signale und Körpersprache nicht richtig waren
  • Sei es etwas ganz anderes

Ganz grundsätzlich reagiert Linda Tellington-Jones auf Widersetzlichkeiten des Pferdes nicht mit Druck oder Dominanz. Sie ist zutiefst davon überzeugt, dass Aggression in aller Regel das Ergebnis von Angst ist. Pferde reagieren auf beängstigende Situation mit Einfrieren, Kampf oder Flucht.

Natürlich musst du dir immer die Mimik deines Pferdes ansehen und es ist nicht unwichtig seine Vorgeschichte zu kennen – es gibt auch immer Ausnahmen von der Regel und deine Sicherheit steht über allem. Aber trotzdem ist es ein sehr wichtiger Gedanke, dass die meisten Probleme unserer Pferde mit uns oder unserem Training durch Unsicherheit der Ängste entstehen und nicht weil sie „keinen Bock“ haben oder uns „verarschen“ wollen.

Es ist also unsere Verantwortung, die Situation so zu gestalten, dass das Pferd nicht ängstlich und aggressiv werden muss und es liegt an uns die Frage zu stellen, warum das Pferd so ein Verhalten zeigt.

“Strafen macht keinen Sinn! 

Lasst uns lieber die Gründe für das Verhalten suchen.

Linda Tellington-Jones

Weitere Grundregel der Pferdetrainerin: Nicht Ziehen oder schlagen! Du arbeitest nach der Tellington-Methode immer mit leichten Impulsgebenden Hilfen und die Gerte ist einfach nur ein verlängerter Arm. Das ist eigentlich nichts Neues und im Idealfall sieht das nahezu jede Reitweise so vor, aber es wird im Alltag leider immer mal wieder vergessen oder an vielen Reitschulen falsch gelehrt.
  • Es ist unglaublich wichtig, dass wir nicht fordern, sondern einladen.
  • Dass wir Nett fragen und nicht befehlen.
  • Dass wir dem Pferd Zeit geben unseren Wunsch umzusetzen.

Deswegen gibt Linda beispielsweise immer eine Vorwarnung mit einem Stimmsignal und erst dann das Gertensignal, wenn das Pferd nicht reagiert. Erst nach einer kleinen Denkpause. Denn bis das Stimmsignal ins Gehirn gelangt und verarbeitet wird, braucht dein Pferd ein kleines Sekündchen Pause.

Das Gerten-Signal selbst wird mit einem kleinen einladenden Schwung nach vorne gegeben – wie ein sanfter Wischer. Auch das sendet eine andere Energie als der Titscher oder kleine „Schlag“ mit der Gerte.

Gleichzeitig legt die Expertin unglaublich viel Wert auf klare und feine Signale. Sie geht immer gleich vor, wenn sie dem Pferd ein Signal geben will. Denn je präzise wir sind, desto mehr Erfolg werden wir beim Pferd haben. Das ist auch ihre innere Überzeugung.

Zum Beispiel gibt Linda Tellington-Jones immer die gleichen Signale, wenn sie möchte, dass ein Pferd antritt und losläuft. Die Stimme ist immer gleich, das Wortsignal ist immer gleich und die Reihenfolge der Signale von der Energie über die Stimme zur Vorbereitung bis zum Gertensignal ist auch immer gleich.

Anregung der Zellen und des Körpers mit Ttouches

Die TTouches sind ein weiterer Punkt, der das Vertrauen und die Bindung enorm beeinflussen können. Ich stand mit Linda Tellington-Jones für ein Gespräch auf der Weide zwischen den Curlys, sie hat keine 60 Sekunden TTouches an einem der Pferde durchgeführt und schon hat es gegähnt und tiefenentspannt geschlafen – eng an Linda gelehnt. Das ist für mich der beste Beweis, dass die TTouches funktionieren.

 

Was sind die TTouches

Die TTouches sind im Grunde ein kleiner Check-Up und ein Hallo an die Körperzellen deines Pferdes. Du sprichst mal eben kurz die Zellen im Körper deines Pferdes an und fragst, ob alles gut ist. Es ist keine Massagemethode, sondern eher eine Art schneller und einfacher Trigger, um zu prüfen ob bei deinem Pferd alles gut ist oder um in Stressituationen oder bei körperlichen Beschwerden die seelischen und körperlichen „Problempunkte“ anzusprechen und anzuregen. Die TTouches sollen ein sicheres Gefühl im ganzen Körper des Menschen und des Pferdes erzeugen.

Sie geht davon aus, dass unser Körper vor allem aufgrund der fleißigen Arbeit unserer Zellen funktioniert und dass jede einzelne Zelle weiß, was sie zu tun hat. Wenn wir zum Beispiel eine Verletzung haben, wissen die umliegenden Zellen, was sie tun müssen, um sie zu heilen.

Zellen erledigen aber nicht nur ihre Aufgaben und sollten in einer permanenten Kommunikation miteinander stehen, sie speichern auch unsere Emotionen. Linda schlußfolgert also, dass gesundheitliche Probleme, schlecht heilende Wunden oder Stress und andere seelische Probleme auch etwas damit zu tun haben, dass die Zellen gerade nicht so arbeiten, wie sie eigentlich arbeiten sollten.

Kurz gesagt: TTOUCHES = Zellcheck!

Über die TTouches will sie die Kommunikation unter den Zellen anregen. Es ist wie ein kleines „Hallo“ an die Zellen – sozusagen von ihren Fingerspitzen an die Zellen, die sie toucht.

Vertrauen statt Kontrolle! Sanftes Pferdetraining a la Tellington-Jones 1

Die Forschung sagt, dass jede Zelle im Körper genau weiß, was sie zu tun hat und ihre Arbeit im Körper versteht. So funktioniert Heilung und so arbeitet unser ganzer Körper. Wir sind nicht nur Kreislauf, Herzschlag und Lungentätigkeit – wir sind vor allem 100% Zelle und die macht die ganze Arbeit hinter den Kulissen. Die Zellen sind also unglaublich wichtig – da sind sich Medizin und Forschung mittlerweile total einig.

Genau da setzt Linda mit ihren TTouches an. Wir sagen der Zelle sozusagen mit den Kreisen und unseren Fingern „Ah, liebe Zelle – wach auf und mach deine Arbeit“. Das ist auch keine Zauberkunst, jeder kann es lernen.

Wir haben dafür verschiedene Teile an der Hand und jeder Teil unserer Hand wirkt anders. Deswegen ist es auch wichtig immer zu prüfen, welcher Part der Hand dem Pferd und uns selbst beim arbeiten mit den TTouches angenehm ist.

  • Wichtig ist nur, dass wir einen balancierten Stand und eine ruhige Atmung haben. Das wiederum wirkt sich auf unsere Herzkohärenz aus und das bestimmt unseren Stresslevel mit. Die Herzkohärenz kann unser Pferd spüren und die Ruhe annehmen, die wir ausstrahlen.
  • Das wiederum aktiviert den Parasympathikus. Das ist der Part in deinem Nervensystem, der für Zufriedenheit, Gelassenheit und damit langfristig auch Stressfreiheit und mehr Gesundheit sorgt.

Das kannst du mit den TTouches erreichen

 Wenn du also dein Pferd pro Forma toucht, kannst du deinem Pferd erst einmal einfach etwas Gutes tun, aber dann auch checken, ob es in den Zellen irgendwo Störungen gibt oder Probleme – das checkst du über die Berührungen und TTouches.

Wenn das Pferd an irgendwelchen Stellen nicht berührt werden möchte oder sogar mit negativem Verhalten darauf reagiert, geht Linda Tellington-Jones davon aus, dass dort Störungen in den Zellen sein können. Sie hört dann nicht unbedingt auf mit den Touches, sondern versucht herauszufinden, was die Ursache für das unwillige Verhalten sein könnte:

  • Ist das Pferd einfach nur ungeduldig? Dann macht sie weiter, bis es entspannen kann – aber arbeitet unter Umständen etwas schneller
  • Ist es Schmerz? Dann hört sie natürlich auf und prüft erst einmal
  • Ist es mangelndes Vertrauen oder Unsicherheit? Dann geht sie zurück an Stellen, an denen das Pferd entspannt geblieben ist und fördert so das Vertrauen. Anschließend nähert sie sich immer mal wieder der Stelle an, für die das Tier sein Okay nicht gegeben hatte.
  • Wenn du das Pferd motivieren und aufwecken willst, machst du eher eher schnellere Bewegungen  und Touches wie die sogenannte „Kuhzunge“ oder die „Tigerkralle“ – wenn du das Pferd entstressen und beruhigen willst, machst du eher langsame Bewegungen und sanftere Touches

Genug Theorie – kommen wir zur Praxis. Die TTouches sind eigentlich ganz einfach. Ich war selbst überrascht wie simpel die Methode ist und bin gleich am Tag nach dem Kurs zu meinem Pferd um es zu TTouch-en. Es ist wirklich easy und die Wirkung ist enorm. Schaden kannst deinem Pferd nach Angaben von Linda mit den Touches nicht.

So gehen die TTouches – einfach erklärt

Der TTouch hat immer die gleiche Basis: Die Haut wird in 1-1/4 Kreisen bewegt. Du kannst dir das am Besten als Zifferblatt einer Uhr vorstellen.

Du startest bei 6 Uhr und gehst einmal im Uhrzeigersinn wieder bis 6 Uhr und führst die Bewegung dann noch bis 9 Uhr weiter. Ganz einfach.

Du kannst aber auch variieren: 

  • Mit der sogenannten Muschel, indem du deine Hand zu einer Art „Muschelhälfte“ formst – dann bist du sanfter in der Wirkung
  • Mit der ganzen Hand oder dem ganzen Handrücken – auch dann bist du sanfter in der Wirkung
  • Mit den Fingerkuppen wenn du etwas mehr Energie bei den Touches geben möchtest

Es gibt noch viele weitere Varianten und Touches und Kreisformen. Du findest sie alle in Linda Tellington-Jones Buch zu den TTouches. Das war nur eine klitzekleine Auswahl aus all den Möglichkeiten, die es gibt.

Je nach Pferd oder dessen Tagesform oder der jeweiligen Stelle an der du dich befindest, kann es auch sein, dass die eine oder andere Variante besser funktioniert. 

Kurz zusammengefasst:  Die TTouches bringen die Zellen in Aktion und bessere Kommunikation untereinander und sie bringen deinem Pferd ein entspannteres oder sichereres Körpergefühl und sie können das Vertrauen und die Verbindung fördern. Für Linda Tellington-Jones sind die Touches auch eine Möglichkeit zum ersten Check-Up.

  • Wenn dein Pferd sich beispielsweise am ganzen Körper touchen und berühren lässt, ist das ein Zeichen dafür, dass es gut geerdet und entspannt ist. Es vertraut dir und ist auch im Reinen mit sich.
  • Wenn es an bestimmten Stellen nicht gerne berührt wird, kann es sein, dass das Vertrauen noch nicht groß genug ist dafür, dich dort ranzulassen – es kann aber such sein, dass es dort irgendwelche Zellblockaden hat. Sei es in diesem Moment oder an diesem Tag, sei es ganz grundsätzlich.

Dann kannst du genau das zum Anlass nehmen und an dieser Stelle sanft und freundlich und geduldig arbeiten. Du lässt diese Stelle dann nicht aus oder meidest sie, sondern arbeitest sanft damit und näherst dich immer wieder an. Es ist einfach nur wichtig, dass du ruhig bleibst, tief atmest und dich selbst in Bodenhaftung und Gelassenheit bringst.

 

BERÜHRUNGSPUNKTE – WIE DU DEIN PFERD GANZ EINFACH ENTSTRESSEN KANNST
TIPP: Wenn dein Pferd sich nicht anfassen lassen möchte – was machst du dann?Du gehst mit deinen Touches oder dem abstreichen einfach wieder an eine Stelle zurück, an der das Anfassen für dein Pferd noch okay war. Machst dort erst einmal kurz weiter, bis dein Pferd wieder entspannt und näherst dich dann wieder der Stelle, an der dein Pferd nicht angefasst werden wollte.

Das wiederholst du immer wieder – es ist im Grunde eine Form von Annäherung und Rückzug. Du selbst achtest darauf, dass du dabei immer ganz entspannt und gelassen bist. So kann dein 

Es gibt aber nicht nur verschiedene Touches, es gibt auch verschiedene Berührungspunkte mit unterschiedlicher Wirkung.

  • Die OHREN: An den Ohren beispielsweise laufen Körpermeridiane die auf Atmung und Verdauung wirken. Deswegen wendet Linda die Ohrtouches sehr gerne zur Beruhigung an. Dazu setzt du mit dem Daumen auf der Oberseite des Ohres an und mit der Hand an der Unterseite und kreist das Ohr sanft am Ansatz – anschließend streichst du es bis in die Spitzen aus.
  • Die AUGEN: Beruhigend einwirken kannst du auch unter und zwischen den Augen. Dort sind verschiedene Beruhigungspunkte.
  • Das MAUL: Wenn du dich mehr mit der Gefühlswelt deines Pferdes auseinandersetzen musst, ist das Maul ein guter Ort. Dort sitzen die Emotionen.

Das sind jetzt nur drei Beispiele. Dein Pferd hat noch viel mehr Punkte an seinem ganzen Körper, die für bestimmte Situationen, Organe, Muskeln und Emotionen stehen. So kannst du dein Pferd ganz individuell glücklich touchen. Das alles zu beschreiben würde jetzt zu weit führen – das kannst du in Linda Tellington-Jones Büchern genauer nachlesen.

Es gibt aber für den Einstieg in die Arbeit nach Tellington eine Art „Schritt für Schritt“-Anleitung, die uns Linda im Kurs erklärt hat. Letztlich geht sie erst einmal immer so vor, wenn sie mit Pferden neu arbeitet und variiert dann natürlich in der Umsetzung je nach Pferd und Reaktion des Pferdes.

Foto: Carolin Burgert - Petra reitet Carey im Herbst

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8 Kommentare

  1. Ich muss sagen, dass ich meiner Vorrednerin (Sophia) absolut zustimme.

    Negative Verstärkung funktioniert nicht, wenn das Pferd den Druck nicht als unangenehm emfindet. Nutzt Linda nun also die Gerte als “Verlängerung” und erwartet eine Reaktion auf den Druck – was passiert, wenn keine erfolgt?
    Ich denke auch, dass Sie vergleichsweise sehr sanft arbeitet und einige sehr schöne Ansätze hat. Insbesondere TTouch und die Körperbandagen, mit denen ich mich demnächst einmal beschäftigen möchte.

    Zu dem Titel passt es jedoch überhaupt nicht. Auch hier wird Kontrolle angestrebt. Natürlich ist das bis zu einem gewissen Maß “gewünscht” und ich finde es auch völlig legitim das offen zu sagen. 99% der Turnierreiter WOLLEN absolute Kontrolle wenn Sie mit ihrem Pferd in das Dressurviereck gehen. Ich denke tatsächlich dass das Pferd beim Springreiten mehr “selbst” machen darf/muss um in höheren Klassen erfolgreich zu sein. Also stimme ich Sophie zu… mit Vertrauen anstatt Kontrolle hat das wenig zu tun. Allerdings schließt Kontrolle Vertrauen ja nicht völlig aus. ;)

    1. Liebe Rebekka, da hast du wohl Recht. Letztlich ist vermutlich immer ein bisschen Kontrolle dabei – ich selbst möchte auch ein sicheres Pferd und muss mich ja immer fragen, wie ich das erreiche. Für mich erreiche ich das viel mehr über Vertrauen als über die Kontrolle – vielleicht muss man da auch in Prozentualen Anteilen denken. Oder in verschiedenen Rollen. Ich persönlich möchte schon auch ein Partner und ein Freund für mein Pferd sein, will dass das Pferd mitdenken und selbst denken und auch mal Nein sagen darf. Gleichzeitig sehe ich mich aber schon auch ein bisschen mit mehr Chefanteil in dem Team. Ich denke, dass Linda das ähnlich sieht. Und deswegen müsste der Titel vielleicht: “Vertrauen über Kontrolle” heißen oder so ähnlich. Aber letztlich ist das ein Zitat aus dem INterview – deswegen wollte und will ich es so stehen lassen. Auf jeden Fall ganz lieben Dank für deine Gedanken und den schönen Kommentar. Liebe Grüße, Petra

  2. Hallo, bin gerade auf diese Seite gestoßen und habe den Kommentar über Linda gelesen. Ich treffe immer wieder auf PferdeMenschen, die die verschiedensten Methoden kennengelernt haben. Vielfalt bereichert das Leben. Viele Wege führen nach Rom. :o) Doch stelle ich auch immer wieder fest, dass sehr viele von der Tellington-Methode gehört haben, auch schon mal einen Kurs bei Linda oder anderen Tellington-Ausbildern mitgemacht (super freut mich sehr über diesen 1. Schritt und lohnt sich tiefer einzusteigen, weiterzumachen), Bücher gelesen haben etc. doch die Tellington-Methode nicht wirklich verstanden haben. Die meisten wollen nach Schema-F arbeiten. Oftmals nach meiner Erfahrung sofort oder sogar am Besten gestern beim Pferd das Umsetzen, was SIE sich in den Kopf gesetzt haben. Nach deren Tempo und oft das benötigte Veränderungstempo des Pferdes außer Acht gelassen. Teils sind nach meiner Erfahrung viele Pferde nach 5 – 10 Min. Tellington-TTouch-Körperarbeit geistig total durch und brauchen eine Pause. Das ist super wichtig zu erkennen und beachten. Linda arbeitet mit “positiver” Verstärkung. Ein Pferd, das z. B. aus welchen Gründen auch immer nicht länger als ein paar Sekunden stehen bleiben kann, wird immer wieder abgefragt, ob es nicht doch etwas länger geht. Zwischendurch immer wieder andere Arbeiten Körper-/Bodenarbeit etc. Dann wieder Abfrage. Zudem ist die Bezeichnung negativ und positiv eine Bewertung. Negativer Druck – wie ich bei anderen Methoden schon kennengelernt habe – sind hier außen vor. Die Methode ist verstandestechnisch nicht leicht zu erklären. Es geht um fühlen, spüren und erfahren. Selbst erfahren. Praxis, Praxis, Praxis. Es ist logo auch ein Prozess des Menschen “Druck” zu erkennen und herauszunehmen bzw. erst gar nicht anzuwenden. Gelingt nicht immer. Wir sind alle Menschen :O) Bei der Ausbildung lernt ein jeder Practitioner bewertungsfrei zu schauen und agieren. Jedes Verhalten z. B. “Nicht-Rückwärts-Gehen-Können” hat IMMER einen Grund. Dieser ist zu erforschen. Kann eine körperliche Sache sein – dann ist ein Rückwärtsgehen nur unter Schmerzen also Stress durch das Pferd zu bewerkstelligen und völlig gegen das Pferd gearbeitet – oder traumatische Ereignisse, der Ort, etc. Es gibt so viele Gründe für das Verhalten, doch an erster Stelle sollte das BEDÜRFNIS des Pferdes für den Moment stehen. Schmerz-/Bewegungsfreiheit. Dann klappt es auch mit dem Rückwärtsgehen. :o) Diesen Stress abzustellen und für Entspannung im und des Pferdes sorgen. Denn nur im entspannten Zustand kann Pferd und Mensch lernen. Das kann bedeuten evtl. erst einmal 100 Schritte zurückzugehen. Alles bisher erlernte zu überdenken. Ist der Knoten geplatzt (geht manchmal schneller als erträumt), reichen oftmals Meilenstiefel in der Entwicklung im Ganzen nicht aus. Die Tellington-Methode zu verstehen braucht es Jahre. Ich praktiziere die Methode intensiv schon seit über 7 Jahren inkl. Ausbildung und stelle immer wieder fest, wie wenig ich eigentlich weiß. Tag täglich ein aha-Effekt. Vor allem hochsensible und sehr feine Pferde können durch Druck (körperlich und/oder psychisch = negativer Druck) ganz schnell zerstört werden. Willenbrechen ist immer noch Gang und Gebe. Grauenvoll! !Das Pferd hat zu funktionieren und zu machen was ich will.” Dann gelten sie als gefährlich, unhandlebar oder kommen gleich zum Schlachter. Es geht um Entspannung. Stress vermeiden und/oder so schnell als möglich abzustellen. Gerade die sehr feinen und (schwerst)traumatisierten Pferde erhalten bei der Tellington-Methode oft eine aller letzte Chance. So lange es läuft, ändert niemand sein Verhalten. Aus diesem Grund habe ich zzt. eine “Achtsame Pause” in meiner Arbeit eingelegt. Überprüfe sehr genau, mit wem ich arbeite. Denn der 1. Schritt ist immer der Mensch. Wenn dieser nicht bereit ist sein Handeln zu hinterfragen, ist es aussichtslos. Dann lasse ich sie gehen. Stehe natürlich, dann wenn sie bereit sind gerne zur Verfügung. Das ist allerdings deren Entscheidung. Die wenigsten sind in der Lage eine eigene Entscheidung zu treffen. Brauchen jemand der sagt “nun mach mal”. Nein, das mache ich nicht. Freiwillig und aus eigenen Stücken. Endlos Thema. Füllt Bücher. Bei Fragen und Anregungen dürft ihr mich gerne kontaktieren.
    Liebe Grüße und weiterhin viel Freude in der Arbeit mit den Pferden, Anja Atzert aus Ebersburg (Zertifizierte Pract. I der Tellington-TTouch-Methode für Pferde)

    1. Ich glaube, du hast nicht verstanden, was positive und negative Verstärkung ist?! Am besten einfach mal die Lerntheorie über operante Konditionierung nachschlagen.

      Positiv und negativ ist hier im mathematischen Sinne gemeint, während Verstärkung und Bestrafung meinen, ob das Verhalten mehr oder weniger auftreten soll.
      – Positive Verstärkung bedeutet also: es wird etwas hinzugefügt (Lob, Leckerli), sodass ein Verhalten mehr/öfter/länger auftritt
      (- Negative Verstärkung: es wird etwas weggenommen (Druck, Gerte), sodass ein Verhalten mehr/öfter/länger auftritt -> Linda “fragt”, ob das Pferd länger stehen will, bleibt es länger stehen, hört die Frage auf
      – Positive Strafe: es wird etwas hinzugefügt (Klapps), sodass ein Verhalten weniger auftritt
      – Negative Strafe: es wird etwas entfernt (beruhigende Stimme/Kraulen), damit ein Verhalten weniger auftritt)

      Und nein, Druck ist nicht immer schlecht, Leckerli ist nicht immer gut, da stimme ich dir zu! Aber um diskutieren zu können, muss man allgemein definierte Begrifflichkeit verwenden können.

      (Und nur damit ich das gesagt habe, ich arbeite weder nach Tellington noch nach Schema F ;-) )

    2. Hallo Anja :)
      Da du eine Trainerin bist, solltest du dich wirklich noch einmal mit den Begrifflichkeiten auseinander setzen.
      Negative Verstärkung ist “wertungsfrei”.
      NEGATIV bedeuted (wie in der Mathematik), dass etwas (unangenehmes) entfernt wird…
      …. um ein Verhalten öfter zu bekommen (VERSTÄRKUNG).

      Positive Verstärkung bedeuted, dass etwas (angenehmes) hinzugefügt wird (Mathe, Positiv, plus = hinzufügen)…
      … um ein Verhalten öfter zu bekommen (VERSTÄRKUNG)

      Wenn du dein Pferd mit der Gerte antippst, dann möchtest du, dass es reagiert. Als folge dieser Reaktion, nimmst du die Gerte weg. Egal wie sanft das war, manchmal musst du ja nicht einmal tippen sondern nur die Gerte hinhalten. So lange der LERNMOMENT der ist, in dem du die Gerte wieder WEG nimmst, ist es negative Verstärkung. Aus diesem Grund kann eine Pause ja auch kein Verstärker / keine Positive Verstärkung sein: Das hieße ja, dass du vorher keine Art von Druck anwendest und du deinem Pferd sozusagen sagst “wenn du jetzt über diesen Sprung springst bekommst du danach eine Pause”. Warum sollte das Pferd, ohne das du es treibst, mit Schenkel, Gerte, Peitsche oder Stick darüber gehen? Für eine Pause? Dafür würde es höchstwahrscheinlich einfach stehen bleiben. Als primärer Verstärker funktionieren in der Regel nur Futter und – selten – kraulen. Wenn das Pferd zb weiß, dass es durch das Berühren von etwas Bestimmtem Futter bekommt, wird es diesem Ding folgen um es zu berühren, um Futter zu bekommen.

      Und wie gesagt: Das ist völlig Wertungsfrei. Das heißt, Linda arbeitet mit negativer Verstärkung. Nicht mit positiver. Aber das heißt nicht, dass es schlecht ist. Schließlich sieht man ja schöne Ergebnisse, oder? ;) Trotzdem sollte man als Trainer schon über die Hintergründe Bescheid wissen.

    3. Hallo liebe Anja, danke für deinen langen und ausführlichen Kommentar. Du hast ja schon ein paar Antworten bekommen, deswegen fasse ich mich kurz ;-) Ich denke auch, dass Methoden gerne falsch verstanden und dann zu eifrig oder nicht korrekt ausgeführt werden. Aber das ist vielleicht auch ein Teil des Lernprozesses. Ich fand Linda und ihre Gedanken sehr beeindruckend und freue mich, dass sie die Pferdewelt mit ihren Ideen so sehr bereichert und ein bisschen mehr Achtsamkeit und Geduld in die Pferdewelt bringt. Da sind wir uns einig. Das einzige, wo ich dir widerspreche – und da haben meine Vorkommentatorinnen Recht – Linda arbeitet nicht mit positiver Verstärkung im methodischen Wortsinne. Denn das ist eine ganz andere Trainingsmethode. Das haben die anderen ja schon erklärt – deswegen führe ich das nicht weiter aus. Aber sie ist ein sehr positiver Mensch, der mit viel Lob und Liebe arbeitet. Auf jeden Fall ganz liebe Grüße, Petra

  3. “Wenn dein Pferd beispielsweise mit der Schulter drängelt, kannst du mit der Gerte Signale setzen – an der Kruppe und an der Schulter abwechselnd. So treibst du es einerseits, andererseits signalisierst du ihm, dass du an der Schulter Abstand möchtest”

    -> Vertrauen statt Kontrolle?!?!

    “Linda Tellington-Jones achtet auf eine klare Umsetzung beim Training. Wenn sie „Halt“ sagt, dann soll das Pferd auch halten”

    -> Vertrauen statt Kontrolle?!?!

    Also ja, ich sehe es auch so, dass Linda Tellington Jones sehr sanft mit den Pferden arbeitet, aber auch sie wendet Druck an, nennt ihn nur anders und nutzt ihn vll sanfter als z.B. ein Clint Anderson oder Bernd Hackl.
    Aber doch ist es Druck (Druck und Nachlassen genauergesagt, ergo Negative Verstärkung).
    Ich gehe also mit dir konform, dass sie sehr sanft ist und die Pferde versteht und ihnen deutlich mehr Zeit lässt als manch anderer Trainer, aber “Vertrauen statt Kontrolle”…hm…das ist es leider in meinen Augen nicht.

    1. Hallo liebe Sophia, da hast du natürlich schon ein Stückweit Recht – aber ich würde nicht sagen, dass Linda die Pferde kontrolliert. Sie arbeitet mit negativer Verstärkung, ja. Aber anders als Bernd und andere Horsemanshippler nicht mit Druckstufen und deren Erhöhung, sondern setzt dann neu und anders an oder wiederholt und bleibt aber sanft und klar. Da ist für mich schon ein Unterschied. Die Frage ist ja auch, wie man sein “Halt” umsetzt. Und ich persönlich finde das “Halt” ein sehr gutes Beispiel – da bin ich dann auch sehr kontrollierend, weil ich finde, dass das immer gelten sollte, denn es ist eine Frage der Sicherheit. Da wünsche ich mir von meinem Pferd, dass es mir das Halt IMMER glaubt. Wie ich meinem Pferd das beibringe ist dann die Frage und nicht ob ich es beibringe. Ansonsten tippt sie zum Beispiel fein mit der Gerte und titscht nicht oder erhöht die Druckstufen im Parelli-Style. Aber natürlich kann ich dir nicht widersprechen: Sie arbeitet mit negativer Verstärkung – unter anderem. Wobei das aus meiner Sicht nichts mit Kontrolle zu tun haben muss, wenn man es sanft und klar und mit der Möglichkeit eines “Neins” des Pferdes anwendet :-) Auf jeden Fall vielen lieben Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße, Petra

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