Carey Gleichberechtigung

Gleichberechtigung! Warum Regeln nicht nur für Pferde gelten

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Der ganze Artikel für dich auf einen Blick

Was darf mein Pferd? Darf es beim Spaziergang grasen? Darf es stehen bleiben? Darf es das? Darf es rechts von mir laufen? Oder links? Darf es an mir schnuppern im Training? Darf es in meinen Taschen nach einer Karotte suchen? Darf es sich an mir schubbern? Falls du dir diese Fragen immer wieder stellst, habe ich jetzt die Antworten auf diese Fragen für dich.

Und ich stelle dir die Frage: Welche Regeln gelten eigentlich für dich? Wir haben 30 Regeln für unser Pferd, mindestens. Wir wollen immer wieder wissen, was unser Pferd darf und was es nicht darf. Wir wollen klare Regeln für unser Pferd. Aber haben wir diese Regeln auch für uns?

  • In einem Team gibt es immer Regeln für alle Teammitglieder. Richtig?
  • Ein Team funktioniert nur, wenn sich alle Teammitglieder an die Regeln halten. Stimmst du mir zu?

Seltsamerweise scheinen diese Grundregeln bei vielen Pferd-Mensch-Teams nicht zu gelten…

Ein tolles Buch zum Thema gibt es von Bernd Hackl. Der Vox Pferdeprofi hat sich einmal komplett den Pferdealltag angesehen und dann Schritt für Schritt auseinandergebaut, was der Mensch tun kann und was das Pferd vom Menschen in den Situationen braucht*

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Bist du für die Gleichberechtigung?

Was für Frauen und Männer gilt, was für Gesellschaften, für gleichgeschlechtliche Liebe, für verschiedene Kulturen und Hautfarben gelten sollte, könnte doch auch für Tiere und Menschen gelten. Das würde ich mir wünschen. Gleichberechtigung. Toleranz. Regeln, die für beide Seiten gelten. Damit das Zusammensein für beide Seiten Spaß macht. Ein Geben und Nehmen. Ein Leben und Leben lassen.

Careys-Oehrchen

Diese Diskussion müssen wir nicht nur als Gesellschaft immer wieder führen, sondern wir sollten sie auch mit uns selbst führen. Immer wieder. Auch wenn es vielleicht nicht in einem direkten Zusammenhang steht, muss ich bei der Pferdewelt auch immer wieder an die Menschenwelt denken. Bei Toleranz und Gleichberechtigung sind wir mit Worten immer ganz schnell dabei. Wer will nicht gerne tolerant sein.

Aber sind wir es wirklich? Sind wir es im alltäglichen Umgang? Egal ob es um unsere Mitmenschen oder um Tiere, Pflanzen und die Umwelt geht.

Deswegen stelle ich dir die Frage: Bist du für die Gleichberechtigung?

Oft sieht man, dass es wahnsinnig viele Regeln für das Pferd gibt und deutlich weniger oder gar keine für den Menschen. Das ist nicht besonders fair und gleichberechtigt ist es erst Recht nicht.

Dass das Pferd dann irgendwann denkt: “Alles klar, wenn du keine Regeln hast, dann gelten für mich auch keine mehr”, das ist nicht verwunderlich. Manche Pferde denken so. Andere denken verunsichert: “Wenn aber keine Regeln gelten und ich immer wieder alles falsch machen kann, dann mache ich gar nichts mehr”. Oder sie denken: “Oh Gott, ich mache alles, was du willst – egal ob es mir logisch erscheint oder nicht. Ich höre einfach auf zu denken, weil ich ohnehin nicht weiß, was richtig und falsch ist.” Das ist traurig.

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Schau mal, hier hat eine Wildtierbiologin ein Buch zum Thema “Stress bei Pferden” geschrieben. Sie hat sich viele Verhaltensregeln aus der Beobachtung von Wildpferden abgeleitet*Gleichberechtigung! Warum Regeln nicht nur für Pferde gelten 1

Was darf das Pferd?

Kommen wir zurück zu den Anfangsfragen: Was darf mein Pferd? Die Regeln bestimmst du zusammen mit deinem Pferd. Du legst sie am Besten am Anfang fest und dann hältst du dich genauso daran, wie du auch dein Pferd immer wieder dazu aufforderst sich daran zu halten.

Es hängt von deinem Pferd und dir ab, welche Regeln für euch sinnvoll sind.

Hier üben wir gerade zum ersten Mal Vorhand weichen auf ein leichtes Tippen mit der Gerte:

Carey-beim-Training

Darf mein Pferd laufen wie es will?

Nehmen wir ein Beispiel: Meine ersten Führtrainings am Boden. Meine damalige Trainingsstute näherte sich gerne sehr nah an – da passte kaum ein Blatt zwischen ihre Schulter und meine. Auf meine damalige Frage: „Darf mein Pferd mir so nahe kommen?“ ..hatte meine Trainerin eine klare Antwort für mich: „Wenn das für dich okay ist, dann darf das Pferd das. Wenn du dich unwohl mit so viel Nähe fühlst, dann musst du das deinem Pferd sagen.“

Aber dann muss das auch immer gelten. Es sei denn du lädst dein Pferd bewusst dazu ein, dir jetzt näher zu kommen.

Meine Regel für das Pferd: Du läufst bitte immer auf Schulterhöhe, damit ich dich und deinen Gesichtsausdruck im Blick habe. Darum bitte ich auch immer wieder, in dem ich nach vorne begrenze oder hinten mit der Gerte leicht tippe, bis sie die Position hat. Dann lobe ich sie. Dann darf sie mir auch nahe kommen.

Meine Regel für mich: Ich bitte so lange freundlich aber konsequent um die Führposition, wie sie nicht eingehalten wird. Egal wie oft, ich frage immer freundlich. Aber ich bitte darum. Ich lasse sie nicht „mal hinter mir“ , „mal vor mir“ laufen und werde dann ein andermal sauer und dominant mit der Gerte, wenn sie die Führposition nicht einhält. Ich werde grundsätzlich nicht sauer, wenn sie etwas nicht tut. Sie macht es nicht mit Absicht. Punkt. Das ist meine Regel für mich: Ich werde nicht wütend und ich bleibe konsequent. Aber freundlich.

Wenn sie zum Beispiel vorausläuft schicke ich sie wieder zurück. Dann lobe ich sie. Hier üben wir gerade grundsätzlich das Rückwärts gehen. Ein Schritt reicht. Wenn sie den macht, lobe ich sie. Sie ist noch so jung. Da ist ein Schritt rückwärts schon etwas Tolles. Das zeige ich ihr dann auch mit entsprechend großer Begeisterung.

Carey-beim-Training

Darf mein Pferd an mir schubbern?

Ist es okay für dich, dass dein Pferd sich an dir reibt und dich als Kratzbaum nutzt? Dann darf dein Pferd das, aber dann muss es das auch immer dürfen und nicht einmal dafür bestraft werden und einmal nicht.

Du kannst dann aber auch eine neue Regel einführen:

Nehmen wir an: Dein Pferd will sich kratzen. Es fängt an sich an dir zu schubbern.

Du sagst: “Nein, du darfst dich nicht an mir schubbern. Aber wenn du freundlich fragst und wir gerade nicht mitten in der Arbeit sind, dann kratze ich dich wenn du ruhig stehst.”

Carey-schubbert

Wie geht das praktisch? Du schiebst den schubbernden Kopf weg. Sobald dein Pferd ruhig steht, lobst du es und streichelst und kratzt genau an der Stelle mit der es sich schubbern wollte. Damit bist du aufmerksam, du hast deinem Pferd zugehört und sein Problem verstanden, aber gleichzeitig hast du ihm gesagt, dass es unhöflich ist sich ungefragt einfach so an dir zu kratzen.

Meine Regel für das Pferd: Du bleibst bitte höflich und respektvoll und schubberst dich nicht einfach an mir oder dringst in meinen persönlichen Raum ein, nur weil du jetzt möchtest. Ich bin kein Pferd und deswegen nicht so robust. Bleibe also bitte höflich.

Meine Regel für mich: Ich bedanke mich bei meinem Pferd, wenn es höflich ist, indem ich aufmerksam bin und ihm zeige, dass ich seine Bedürfnisse erkenne und befriedige, wenn es möglich ist. Ich bin also auch höflich und freundlich.

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Darf mein Pferd grasen?

Das gleiche gilt für mich für die Frage: Darf mein Pferd grasen beim Spaziergang?

Ich habe für uns die Grundregel aufgestellt, dass meine Stute das nicht darf. Wir haben das einmal ausprobiert und ich habe ihr erlaubt beim Spazieren gehen im Laufen Blätter aufzuheben. Sie ist besonders verfressen und ist dann an jedem Blatt und Grashalm stehen geblieben. Ich musste immer deutlicher werden, dass ich eigentlich weiterlaufen will. Kurz: Es hat nicht funktioniert, weil sie dann immer mehr will und wir immer mehr miteinander diskutieren müssen.

Ganz nach dem Prinzip „Wer bewegt wen“ würde sie also immer mehr anfangen mich zu bewegen und da sie eine dominante Persönlichkeit ist, würde das an unserem Gleichgewicht einiges verschieben. Das glaube ich zumindest bei uns beiden.

Wie geht das praktisch? Also darf sie nicht grasen, sondern soll aufmerksam mit mir mitlaufen. Ich bin dafür auch aufmerksam und achte darauf, dass sie sicher und wohlbehalten wieder nach Hause kommt. Damit sie aber trotzdem auch merkt, dass es sich lohnt brav neben mir zu laufen – bleibe ich dann manchmal an einer schönen Grasstelle stehen und zeige ihr mit einer Handbewegung Richtung Boden, dass sie hier grasen darf, wenn sie möchte. Ich verwehre ihr also das Futter nicht grundsätzlich, sondern ermögliche ihr das Grasen als Dankeschön für ihre Aufmerksamkeit. Oder das Schnuppern, nachdem sie schön ruhig stand – egal ob auf auf der Wiese oder am Putzplatz.

Carey-und-Petra

Meine Regel für das Pferd: Wenn wir zusammen sind, dann erwarte ich, dass es mir zuhört und lernt sich darauf zu verlassen, dass ich es sicher durch diese Menschenwelt führe. Ich möchte, dass sie nicht die Führung übernimmt und meine Grenzen nicht durchbricht. Dass sie nicht selbst entscheidet, wann sie geht und wann sie steht. Spätestens an der Strasse kann das nämlich wirklich gefährlich werden.

Meine Regeln für mich: Ich fordere sie immer wieder dazu auf, mir zuzuhören. Ich bemühe mich darum ruhig und gelassen zu sein. Auch wenn das nicht immer leicht ist und mal besser und mal schlechter funktioniert. Ich versuche ein ruhiger Ort zu sein, der ihr die Sicherheit gibt sich auf mich zu verlassen. Das erreiche ich, indem ich versuche so gelassen wie möglich zu sein, nicht hektisch zu werden und ruhig zu bleiben egal was passiert. Aber ich erreiche es auch, indem ich ihr immer genau sage, was ich von ihr erwarte und diese Regeln einfordere, wenn sie vergisst sich daran zu halten.

Hier will ich sie nach einer kleinen Schnupperrunde am Platz halftern. Sie muss noch lernen dabei ruhig stehen zu bleiben. Jedes Mal wenn sie einen Moment ruhig steht lobe ich sie. Wenn sie es nicht immer schafft, ist das nicht schlimm. Jedes Mal wird es ein kleines bisschen besser.

Carey-halftern

Carey-halftern

Was darf dein Pferd?

Du siehst vielleicht schon, was ich meine. Ich könnte jetzt jede einzelne Frage beantworten, die ich am Anfang in den Raum gestellt habe. Es geht mir aber nicht darum, dir meine Regeln aufzustülpen. Sie sind nur meine Regeln, die ich mir für mein Pferd und mich überlegt habe. Sie werden sich im Verlauf unseres Zusammenseins vielleicht auch noch ändern. Je nachdem wie sie tickt und wie wir zusammen ticken.

Ich schaffe es auch nicht immer mich perfekt an die Regeln zu halten. Aber ich versuche es und erinnere mich selbst immer wieder daran. Es ist meine Aufgabe mich an meine Regeln zu halten und es ist die Aufgabe des Pferdes sich an seine Regeln zu halten. Weil ich sie aufgestellt habe, muss ich sie meinem Pferd immer wieder geduldig erklären, bis sie sie verstanden hat.

Bei einem anderen Pferd hätte ich vielleicht auch leicht modifizierte Regeln. Jedes Team hat eine Eigendynamik und muss für sich die Regeln finden, die das Team am besten zusammenwachsen lassen.

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Auch dein Pferd hat Regeln, die es dir mitteilen wird, wenn du zuhörst.

INFO: Es gibt Pferde, die haben eine innere „streichel mich nicht so-Regel“, weil sie es einfach nicht gerne mögen. Es gibt Pferde, die haben eine „sei immer besonders ruhig-Regel“, weil sie nervösere Charaktere sind. Es gibt Pferde, die haben eine „denk schnell und handel schnell-Regel“ weil sie klevere Schnelldenker sind und dich sonst überholen, während du noch über die Regel nachdenkst.

Du musst also auch lernen deine Regeln mit den Regelwünschen deines Pferdes abzugleichen.

Nehmen wir ein Beispiel: Ich erkenne langsam, dass meine Stute einen sehr starken Willen hat. Sie fragt immer wieder nach, ob ich meine, was ich sage. Wenn ich es nicht wirklich tief drinnen meine und mir ganz klar über meine Wünsche bin, entdeckt sie die Chefin in sich und spiegelt mir sehr deutlich, dass sie genau weiß, dass ich mir nicht sicher bin.

Gleichzeitig wird sie schnell sauer, wenn man ihr zu deutlich sagt, was man möchte. Ich muss mir also für sie je nach Situation genau überlegen, wie ich sie bitte und wie deutlich ich darauf bestehe, dass sie meine Bitte erfüllt. Aber gleichzeitig eben nicht zu deutlich und der Situation immer angemessen. Sonst kann es passieren, dass wir uns hochschaukeln. Weil sie (zu Recht) sauer wird und sagt: Hey, dein Tonfall gefällt mir nicht.

Wenn ich es aber schaffe genau den richtigen ruhigen, aber bestimmten Ton zu treffen, ist alles auf einmal ganz leicht. Das ist nun meine neue Aufgabe und Regel, die ich für mich lernen muss.

Wir haben zum Beispiel auf dem Platz geübt, dass sie ruhig bleibt, wenn ich das Seil schwinge. Wenn ich ruhig und gelassen mit Rhythmus geschwungen habe und sofort gelobt und aufgehört, wenn sie ruhig stehen geblieben ist, war alles gut und Madame entspannt. Sie lehrt mich also ruhig und entspannt, sicher und klar zu sein.

Parelli-Friendly

Das ist ein Geschenk, das sie mir damit macht. Sie hilft mir ein besserer Mensch zu werden, indem ich lerne auch auf ihre Regeln zu achten.

Zwei der Regeln meines Pferdes an mich:

  • Sei konsequent, aber bitte nur mit dem genau richtigen Tonfall.
  • Du hast genau zu wissen, was du willst.
  • Und die dritte inoffizielle Regel: lass mich in Ruhe wenn ich fresse. Dann will ich bitte fressen, sonst nichts.

Das ist nicht einfach, aber ich werde mich bemühen, diese Regeln zu verinnerlichen. Vor allem die letztere, weil ich sie zu gerne streichle *zwinker*

Bestimmt hat dein Pferd auch Regeln für dich? Kennst du sie? Weißt du sie?

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Zusammengefasst:

Schau dir dein Pferd an. Schau dir eure Eigendynamik an. Wichtig ist für dich und dein Pferd eigentlich nur eines: Welche Regeln gelten für dein Pferd, welche Regeln gelten für dich und sorgst du dafür, dass ihr beide die Regeln immer einhaltet?

Frage: Habt ihr schon Regeln? Welche Regel hat dein Pferd dir vielleicht schon mitgegeben? Wie handhabst du das? Ich freue mich auf deine Meinung! Schreib mir einfach einen Kommentar!

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Feines Pferdewissen für Pferdefreunde

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41 Kommentare

  1. Liebe Petra, ich bin zu einem für mich sehr guten Zeitpunkt über Deinen Artikel gestolpert. Ich habe eine junge sehr selbstbewusste Stute die sehr deutlich ihren Unmut zeigt (Ohren anlegen) wenn ich ihr zu viel Druck mache, sie etwas nicht mag oder sie etwas nicht versteht. Im Moment haben wir zwei Probleme. Sie lässt sich nicht immer gerne Putzen und streicheln und sie reagiert auf Druck z.B. beim Longieren, je nach Tagesform, sehr unterschiedlich. Jetzt habe ich die Idee für zwei Regeln für uns;
    Regel Pferd an mich: Schaue bitte jeden Tag neu wieviel Signal ich brauche um zu reagieren.
    Regel von mir an das Pferd; Achte auf meine Körpersprache, dann kann ich sehr fein bleiben und Du hast keinen Grund los zu schießen.
    Regel Pferd an mich: Wenn ich mich an einem Tag nicht gerne Putzen lasse dann sei besonders vorsichtig und beschränke das Ganze bitte auf ein Minimum. An einem anderen guten Tag kannst Du dann ja was ausführlicher Putzen.
    Regel von mir an das Pferd: Kurz Putzen muss auch an einem schlechten Tag sein. Wenn Du dann die Ohren anlegst werde ich Dich liebevoll aber konsequent korrigieren mir nicht zu drohen.
    Liebe Grüße
    Dora

    1. Hey liebe Dora, das sind doch wunderschöne Regeln und was ich vor allem toll finde: Du hast sie im Miteinander mit deinem Pferd entwickelt. Noch eine Idee für dich: Gerade Stuten und on Top Stutenteenager haben oft mit hormonellen Schwankungen zu kämpfen und das kann auch auf den Magen schlagen usw. Das lohnt sich auch immer für den Hinterkopf beim Training und im Alltag.

  2. Dein Artikel erreicht mich im richtigen Augenblick. Mir gefällt, daß Du darauf aufmerksam machst, daß jeder seine Regeln hat und haben darf. Ausprobieren, einfühlen, beobachten….. Ich habe so einiges ausprobiert, was nicht zu mir passte und mein Pferd hat entsprechend reagiert.
    Einmal hat er zu mir gesagt: Ich komme doch nicht zu Dir nur damit Du Dich besser fühlst! Autsch! – das war so richtig.
    Inzwischen habe ich einen Weg gefunden, der zu mir und ihm passt und da passt Dein Artikel bereichernd dazu.

    1. Liebe Juliane, das freut mich sehr, dass ihr Kompromisse gefunden habt – so sollte es immer sein :-) Und danke für deine lieben Zeilen, Petra

  3. Ein sehr schöner Artikel. Wir haben seit kurzem unseren eigenen Wallach, er ist 16 Jahre alt und wir lassen ihm die nötige Zeit zum Ankommen.
    Bei unserem ersten Spaziergang haben wir ihn dann auch grasen lassen – allerdings wars danach vorbei mit gutem Weiterlaufen. Ständig drängte er dann zum Gras, teilweise sehr vehement. Wie kann man denn das nur auf Fingerzeig Grasen lassen ordentlich etablieren? Wir wollen ihm diese Möglichkeit schon gerne geben, aber wenn wir nachher im Kräftemessen enden, ist das für beide Seiten nicht gut…

    Ansonsten haben wir in ihm einen sehr aufmerksamen und netten Kerl erwischt – er rempelt nicht, achtet darauf wo man steht – im Gegenzug achten wir auf seine Äußerungen, wenn er etwas nicht gut findet und reagieren darauf (zb. Fand er dass es nach dem Kämmen der halben Mähne reicht und zeigte das durch einen Schritt zur Seite und lutschen am Arm – ich habe dann den Rest einfach vertagt, denn eine so freundliche Art zu sagen dass es reicht kann man gar nicht übergehen *grins *).
    Liebe Grüße
    Steffi

    1. Hallo liebe Steffi, das klingt ja sehr höflich und charmant – wie süß! Zu deiner Frage: Ich habe das mit Leckerli etabliert und mit Aufgaben. Sprich: Sobald ich erahnen konnte, dass der Kopf Richtung Gras geht, habe ich Aufgaben gestellt um abzulenken. Die habe ich dann gelobt. Manchmal habe ich auch mit der Gerte unterhalb der Nase langsam ge”wedelt”, so dass die Nase gar nicht auf den Boden kann und alle paar Schritte gelobt und Leckerli gegeben – so wusste das Pferd, dass “nichtgrasen” belohnt wird. Und dann habe ich angefangen stehen zu bleiben und mit dem Finger zum Boden zu zeigen, wenn ich Grasen lassen wollte. Das habe ich dann gelobt. Wenn das Pferd nach einer gewissen Graszeit los sollte, habe ich geschnalzt, bin los und habe den ersten Schritt weg vom Gras wieder mit einem Leckerli belohnt usw. Das wäre mein Weg – den kannst du natürlich variieren und schauen, was bei euch funktioniert. Ganz leibe Grüße, Petra

  4. Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Unser neues Pferd ist im Umgang ziemlich distanzlos. Sie schnappt ganz viel nach den Menschen, eher auf der Suche nach Futter, aber zum Teil auch, wenn sie etwas nicht möchte. Hast du einen Tipp, wie man genau damit umgehen kann? Sie ist generell recht ranghoch und versucht auch in der Pferd-Mensch-Beziehung sich durchzusetzen. Wir haben schon einige Erfolge erzielt, z B. bei der Führposition, aber das Schnappen ist noch so eine Baustelle. Insgesamt ist sie im Umgang auch ziemlich unruhig und hibbelig. Ich denke, sie ist viel mit Futterlob “gearbeitet” worden, aber damit kann sie gar nicht umgehen, weil sie dadurch noch schnappiger und unruhiger wird.
    Über einen Tipp wäre ich sehr froh.

    1. Hallo liebe Greta, Ferndiagnose ist immer ganz ganz schwer, weil ich ja nichts sehen und beobachten kann. Generell braucht es beim Futterlob viel Konsequenz und gutes Timing. Insofern würde ich es vielleicht eine zeitlang ganz weglassen und dann vielleicht mit Futterhöflichkeit neu antrainieren, wenn das Schnappen keine Rolle mehr spielt. Ich persönlich erlaube meinem Pferd viel, aber schnappen und treten darf kein Pferd bei mir. Tut es das, schiebe ich den Kopf weg oder “schnappe” mit meinen Fingern zurück oder schicke das Pferd ein oder zwei Schritte weg von mir. Dann bestehe ich auf einem größeren Abstand, solange bis es wieder höflich ist. Dann würde ich viel Bodenarbeit machen und dabei vor allem auf Themen wie Respekt und Höflichkeit achten. Und ich würde mir viel Zeit und Geduld nehmen – offenbar hat sie ja gelernt, dass sie schnappen muss, damit sie ihre Ruhe hat. Heißt auch, dass der Umgang vorher vielleicht nicht so motivierend und schön war oder das Futterlob so inkonsequent war, dass sie Stress hatte. Und das Zusammensein soll doch allen Spaß machen. Das sind jetzt ein paar pauschale Gedanken, die ich in den Ring werfe. Ich weiß nicht, ob sie dir helfen, aber auf jeden Fall würde ich mir einen guten Trainer vor Ort suchen, der euch da One-on-One helfen kann. Viele liebe Grüße, Petra

  5. Liebe Petra,
    Danke für so einen tollen, inspirierenden Artikel! Ich sehe das genau so. Ich bin darauf gestossen, weil ich gerade versuche Informationen für mein Problem zu finden – vielleicht kannst du mir ja weiterhelfen. Ich kümmere mich seit einer Woche um ein Pferd, welches einem sobald man seine Box betritt den Hintern hindreht. Ich kann ihn also nicht aufhalftern und weiss nicht wie ich mich verhalten soll um Vertrauen aufzubauen. Seine Besitzerin meinte das Verhalten hätte sich so spielerisch mit seiner letzten Reitbeteiligung entwickelt und dass ich einfach nur mit viel Selbstvertrauen in seine Box gehen und sein Verhalten ignorieren muss. Aber ich denke er merkt leider meine Unsicherheit und ich will mich ihm auch nicht aufdrängen. Hast du vielleicht ein paar Tips für mich? :)
    Liebe Grüsse,
    Marlene

    1. Liebe Marlene, das ist aus der Ferne sehr schwer zu sagen. Deine Besitzerin macht es sich aber auch ein bisschen leicht. Das ist eine eindeutige Antwort des Pferdes, die sich je nach Gesichtsausdruck auch in aggressiveres Verhalten umwandeln kann. Wenn ein Pferd mir den Hintern zudreht, wenn ich die Box betreten will, werde ich sehr vorsichtig, weil ich je nach Gesichtsausdruck des Pferdes und Körperspannung unter Umständen mit einem noch deutlicheren Nein rechnen muss.

      Ich will dir da gar nicht viel raten, außer, dass du gut auf dich aufpassen und auf dein Bauchgefühl hören sollst. Ich persönlich würde mir sehr viel Zeit mit dem Pferd nehmen und mich einfach an die offene Boxentür stellen und warten, bis es kommt. Und wenn das Stunden, Tage und Wochen dauert.. Vielleicht würde ich mich mit gutem Essen beliebt machen oder dem Pferd kleine Geschichten mit freundlicher Stimme erzählen oder einfach nur in der Hocke klein machen und am Eingang sitzen. Das alles würde aber sehr davon abhängen, was für ein Gefühl mir das Pferd vermittelt. Ist es lustlos? Ängstlich? Genervt? Aggressiv? Davon würde auch mein Verhalten ein bisschen abhängen…Viele liebe Grüße, Petra

  6. Hallo liebe Petra!
    Ein wieder so toller und vor allem hilfreicher Beitrag! Es ist immer wieder begeisternd wie gefühlvoll und verständlich du mit deiner Stute umgehst und uns durch deine schönen Blog Einträge daran teilhaben lässt – ich danke dir dafür :-)
    Wie ich dir schon ein paar mal berichtet habe, ist mein Islandwallach Þorður ein sehr dominanter und eher „rüpelhafter“ Typ. Er kann aber auch auf der anderen Seite wieder sehr sehr sensibel sein, was man dann eben durch seine Launen oft vergisst und sicher ein Grund ist, wieso manche Dinge nicht immer funktionieren bei uns. Meine wichtigsten Regeln:
    •beim Ausreiten nicht ständig ungefragt fressen, vor allem nicht einfach wie ein Bock stehen bleiben und mir die Zügel aus der Hand reißen
    •Beim Putzen möglichst entspannt und ruhig stehen bleiben (er muss keine Statue sein, soll sich aber nicht wie er es machte alle 3 Sekunden drehen) und mich beim Putzen nicht beißen
    •Beim Aufsteigen stehen bleiben

    Ich denke Regeln die er an mich hat:
    •Zuhören und Geduldig sein
    •wie du mir so ich dir
    •verständliche Angaben, nicht gestresst sein/werden

    Es funktionieren noch nicht alle Regeln , von beiden Seiten. Aber es läuft immer besser, dass ich seine Launen verstehe und hinterfrage wieso er gewisse Dinge macht und nicht gleich denke er würde die Dinge machen um mich zu verärgern.
    Eine große Hilfe bei dieser Erkenntnis war es einige deiner Beiträge zu lesen – Danke ?
    Wenn du noch einen Tipp für mich hast würde ich mich natürlich sehr freuen!
    Ganz ganz liebe Grüße

    Amelie und Þorður

    1. Hallo liebe Amelie, danke für deinen liebevollen Kommentar – ich habe mich sehr darüber gefreut. Ich finde, dass ihr zwei das doch super macht miteinander. Ein bisschen braucht Beziehung ja auch Zeit, damit man sich kennenlernen kann. Ich bin auch noch lange nicht am Ende mit meiner Stute angekommen, verstehe sie nicht immer und bastle immer wieder an meiner Haltung und Einstellung. Weil du nach einem Tipp fragst: Ich entdecke gerade die TTouches für mich und Carey – vielleicht ist das ja auch etwas für euch zwei? Dazu gibt es einige Bücher. Wir haben auch eines von Linda Tellington-Jones im Shop – aber es gibt noch viele viele mehr. Ganz liebe Grüße, Petra

  7. Hallo Petra,
    Mein 6 Jährigen Shane habe ich seit 3 Jahren. Immer wieder haben wir Probleme. Aus einem eigentlich coolen Jungen wurde ein Pferd, dass im Gelände unsicher ist und den Reiter eher als Hindernis sieht. Ich habe nun seit einer Woche eine TGT Trainerin. Wir fangen nochmal bei den Grundregeln vom Umgang und Führen an. Sie meinte, er hätte die Regeln aufgestellt und sei deshalb so unsicher und rabiat. Also üben wir jetzt. Es wird in vielen Dingen schon besser, ich finde es super und lobe ihn ganz arg. Trotzdem habe ich gerade das Gefühl, dass er manchmal sauer wird, wenn ich ihn in Situationen reglementiere, die er sonst immer selber lösen durfte. Auch habe ich das Gefühl, dass er noch verunsicherter ist, wenn wir das Führtraining im Gelände abhalten. Sprich, auf Motorräder nervös reagieren die ihn sonst nicht interessieren. Natürlich lobe ich ihn, dass er es dann trotzdem macht und sich beruhigen lässt. Insgesamt habe ich aber das gut tut und gefällt. Ist das vielleicht nur einfach eine Phase bis sich das alles routiniert hat?

    1. Hallo liebe Silke, ich glaube viel mehr als weitermachen wie bisher kannst du gar nicht. Manchmal sind Dinge plötzlich Gespenster die vorher keine waren und die morgen auch wieder keine sind. Könntest höchstens einmal Antischrecktraining machen mit jemandem, der ein Motorrad hat. Und das Motorrad jagen. Ansonsten glaube ich kann man einfach nur mehr üben, mehr spazieren gehen und dann AntiSchreckTraining machen. Ich drücke euch beiden auf jeden Fall die Daumen und schicke dir liebe Grüße, Petra

  8. Hallo Petra,

    danke für Deine nette Antwort. Ich hoffe, wir kriegen das hin. Die beiden mögen die Tiere ja eigentlich gern. Die Mami sagt, sie wären so glücklich bei uns. Wir haben heute erstmal begonnen, einen kleinen Trailplatz anzulegen. Also wird die nächste Aufgabe werden, unser Pony (ist 23, nur noch bedingt reitbar) gemütlich von X nach O zu reiten und wir schauen zu .. und die Große (ich habe sie 2004 7 Jahre alt, weil sie zum Schlachter sollte … wirft ab und wir sind zwei alte Leute .. gekauft) genauso gemütlich von X nach O zu führen .. und wir schauen auch zu. Mal schauen, wie das klappt. Dass Pferde ja eigentlich Fluchttiere sind und dass sie Angst kriegen, wenn zu viel Unruhe um sie rum ist, muss ich den zwei dann mal vorsichtig erklären, Kinder sind ja eigentlich lernfähig. Auch dass die beiden .. unsere Große ist auch schon über 20 … ja eigentlich auch schon im Pferde-Rentenalter sind und nicht mehr so eine gute Kondition haben.
    Weißt Du .. das erste Aha-Erlebnis mit eigentlich der Mami hatte ich, als wir den zwei ein neues Stück Winterweide aufgemacht hatten, wo schon die ersten grüne Halme wachsen.
    Die Pferde freuen sich dann immer sehr, wenn sie merken, wir bauen was um.
    Die Mami hatte im Winter (wir kennen uns seit Weihnachten) noch ein paar Wochen frei und war dabei, beim Zaun ziehen helfen. Die Lütte als alles fertig war noch auf unserem Pony, das sie trotz Alter eigentlich auch tragen kann.
    Nun lief klar die Große rüber und fing an zu grasen und sie kam mit der Kleinen runtergeritten, die natürlich auch grasen wollte. Da sagt die Mama doch glatt ohne jedes Einfühlungsvermögen zu ihrer Tochter, sie soll sich durchsetzen. Du, ich war zu weich zu sagen, geht’s noch? Das ist doch nun wirklich gemein. Das Pony kennt es von uns natürlich nicht anders als dass es auch grasen darf, wenn wir ein neues Weidestück gerade aufmachen, hat sie noch nie anders erlebt.
    Das war z. B. für mich und mein Bauchgefühl ein ganz klarer Bruch meiner Regeln beim Umgang mit den Pferden.
    Kurz drauf fing es dann an, dass unsere Große anfing, sich nicht mehr aufhalftern zu lassen und wir haben uns anfänglich gefragt, war da einer auf der Koppel, was ist broß passiert?
    Du musst wissen, als ich das Pferd 2004 bekommen habe, 4 x verkauft, 4 x zurück gebracht und der Bestizer hatte gerade den Schlachter angerufen, weil sie 4. Käuferin schwer verletzt war, mit der sie auf den Rücken gefallen war, weil steil gestiegen. als ich seine Frau anrief, um nach einem Beisteller für unserer Wallach (der ging mit einer meiner Töchter mit, die sind inzwischen erwachsen und ausgezogen) zu fragen, weil ich damals Angst hatte, das Pony, was wir nun zusammen mit ihr noch haben, würde 2004 an einem Hufrehe-Schub sterben, weil sie lag und nicht mehr aufstand damals.
    So kam ich statt zu einem eher alten Beistellpony zu einer Hochklasse-Holsteinerin mit roten Papieren, die so panische Angst hatte, dass sie 2004 über 2 Monate von uns nieman auch nur anfassen konnte. Mit der Zeit wurde das immer besser, nur reiten geht halt nicht oder wir bräuchten halt wen mit einem Gleichgewichtssinn wie Euer Bernd Hackl den hätte, den hat von uns halt keiner.
    Und fast so schlimm wie damals hat sie sich eine ganze Weile jetzt wieder verhalten. Mir fiel es halt erst wie Schuppen von den Augen, als unser altes Pony auch anfing, dass ich auf die Idee kam, die Kinder samst Mami werden sich anders verhalten, wenn wir nicht dabei sind bzw. diese Sache beim Umweiden hat mir schon gezeigt, die Mutti hat da eher was zum Spielen für ihre Kinder gesucht. Im Stall davor hat es Ärger gegeben, wo mir natürlich gesagt wurde, die böse Frau, wo sie vorher Reitbeteiligung waren, wollte ihre Tochter nur zum Arbeiten ausnutzen.
    Das ist bei uns nun gar nicht so. Ich wühl gern auf der Koppel rum, ich reite ja gar nicht und mein Mann auch kaum, weil auch wenn er ein Flo vom Gewicht her ist, er langsam zu schwer für unser altes Pony ist.
    Als der Boden noch vom Winter her hart war, habe ich gesagt, nur Schritt und ganz vorsichtig, das Pony neigt zu Hufrehe und hat eine chronische Hufbeinsenkung. Nun ist aber Frühling und offenbar hat keiner das, was ich erzählt habe, auch nur ansatzweise wahrgenommen. Vermutlich sind sie beide im Round Pen bis zum Umfallen gejagt worden, daher der Widerstand.
    Ich vermute, die beiden Kinder werden das eher begreifen als ihre Mama. Wir werden sehen .. vielleicht schaffen wir es ja, dass alle verstehen, zwei alte Pferde sind nunmal nur bedingt belastbar und außerdem vertragen Pferde es nicht, wenn um sie herum so viel Umruhe herrscht, weil wir Menschen sie dann eben an Raubtiere erinnern.

    Danke schön, Petra .. ich denke auch, Kindern kann man noch viel beibringen. Die sind ja lernfähig.

    Klar grüße ich die Pferde von Dir … LG Renate

  9. Hallo Petra,
    weil wir nach nur wenigen Wochen extreme Probleme mit unseren beiden Pferden bekommen haben, als wir einer Familie erlaubt haben, bei uns Reitbeteiligung zu werden, bin ich ins Suchen geraten, wie ich den Kindern beibringen kann, so mit unseren Pferden umzugehen wie sie das von meinem Mann und mir kennen und stieß dabei auf diesen tollen Beitrag von Dir.
    Ich werden den in meinen Blogs auf jeden Fall verlinken, weil mir das sehr geholfen hat und möchte hier folgendes ergänzen.
    Die Regeln für Pferde und Menschen müssen alle kennen, wenn mehrere verschiedene Menschen gemeinsam mit mehreren oder auch nur einem Pferd was tun. Und natürlich auch beherzigen. Sonst kommen die Pferde komplett durcheinandern.
    Unsere haben angefangen, vor den Menschen zu flüchten, sich nicht mehr aufhalftern lassen, nach dem kleineren der Kinder sogar getreten und auch unser Hund hätte ihn fast gebissen, weil der Junge nicht verstanden hat, dass man einen Hund nicht so umarmen kann, dass man ihn dabei fast erdrückt. Unsere große Stute sprang beim Versuch, sie ins Round Pen zu bringen, plötzlich nachdem wir endlich das Halfter drauf hatten, panisch über das ältere Mädchen und hätte sie dabei fast getreten. Die kleine fing an, jeden, der auf ihr reiten wollte, runterzubuckeln.
    Wir hatten vorher ganz liebe Pferde. Das große war zwar nie reitbar, aber am Boden sehr brav und lief uns beiden nach wie ein Hund.
    Die beiden Kinder waren anfänglich noch schüchtern, finden dann aber an, sich ständig auf der Weide zu prügeln, zu schreien, zu gackern wie die Hühner und waren unkonzentriert und so weiter.
    Ich muss also anfangen, diese Kinder erstmal zu erziehen, damit sie lernen, dass Tiere keine lebenden Spielzeuge sind. Eins ist 12, das andere 7. Die Mutter arbeitet sehr viel und hat kaum Zeit für ihre Kinder. Vermutlich hatte sie nie Zeit, ihren Kindern zu erklären, wie man mit einem Tier umgehen sollte.
    Also ein schöner Text, denn ich habe jetzt einen Anhaltspunkt, wie ich das der Mami erklären kann, dass ich ihre Kinder grundsätzlich nicht mehr alleine mit den Pferden irgendwas machen lassen werde, die Round Pen-Arbeit generell wieder alleine mit meinem Mann mache und wenn sie reiten dürfen, dann nur noch unter Aufsicht und wenn sie sich anständig benehmen .. ohne Schreien, ohne Gackern, ohne albern zu sein.
    Das gleiche gilt auf der Weide, wenn sie helfen möchten … auch das lasse ich in Zukunft nur noch zu, wenn sie sich nicht ständig dabei prügeln und dergleichen.
    Danke schön.

    1. Liebe Renate, danke für deinen lieben und ergänzenden Kommentar. Ich denke zwar, dass Pferde schon unterscheiden können wer da vor ihnen steht und deswegen unterschiedliche Regeln von unterschiedlichen Menschen annehmen können – aber die müssen immer klar sein und eine Linie haben. Wie schade, dass die Kinder eure Pferde so verstrubbelt haben. Aber ich stelle das was du schreibst auch immer wieder fest: Viele Menschen bringen ihren Kindern keine Achtsamkeit oder Empathie für andere bei und das macht dann bei Tieren oft besonders viel aus. Sehr schade. Aber vielleicht könnt ihr ja euren Anteil leisten. Gerade Kinder sind ja oft sehr offen für solche Gedanken und Regeln. Vielleicht werden dann ja etwas mitleidvollere Menschen daraus. Davon können wir auf der Welt mehr gebrauchen. Viele liebe Grüße an euch und deine Pferde, Petra

  10. Hallo Petra :)
    Ich finde deinen Beitrag sehr interessant und er hat mich dazu angeregt mal in mich zu gehen und zu überlegen was für regeln wir unterbewusst aufgestellt haben. Dazu muss ich sagen dass ich mein Pony damals als reitbeteiligung im schulbetrieb (3 jährig) mit meinen 16 Jahren komplett alleine erzogen und ausgebildet habe. Das ich ihn nach 4 Jahren kaufen dürfte hätte ich nie erwartet. Und in dem Moment wenn man selber viel dazu gelernt hat fallen einem haufenweise kleine oder auch größere Fehler auf, die man damals als nicht so wichtig erachtet hat weil er mir ja sowieso irgendwann “weggenommen” wird um in den schulbetrieb zu gehen. Dachte ich .. So kam es anders.. Er ist vom Wesen recht anspruchsvoll und misstrauisch fremden Personen gegenüber da wir im Prinzip seit 7 Jahren unseren Weg fast ausschließlich zu zweit beschreiten. Ein klarer Punkt der versäumt wurde ist die frage wer hier eigentlich der Chef ist. Früher war er aggressiv und explodierte gerne förmlich unter mir beim reiten… Dagegen bin ich damals einfach nicht gut genug gegen angekommen. Heutzutage sind wir weit gekommen, aber zu 100% ist es nie geklärt. Er achtet auf mich, beim führen läuft er nur wenn ich laufe und bleibt stehen sobald ich stehe. Schritt wie auch Trab. Da er leider wegen seines Rückens nicht mehr reizbar ist ausser ab und zu im Schritt gehen wir sehr viel spazieren und er ist wie ein Hund ? am Halfter Dackel er artig neben mir her, Regel Nummer eins für ihn lautet gefressen wird nur wenn ich es erlaube und das akzeptiert er auch. Sobald man jedoch einmal inkonsequent war während des Laufens wird er den ganzen Weg am Rand nach Gras ausschauhalten ? verständlich. Er ist unglaublich schlau und was positiv aber auch definitiv manchmal nicht so praktisch sein kann für mich.. einziges Problem sind Trecker, da versucht er gerne wegzudenken, hält man jedoch genug Abstand ist alles gut. Er vertraut mir, da wo ich lang gehe kommt er mit. Ich bin stolz was ich aus ihm gemacht habe, er ist mein Lebenswerk und ich liebe ihn mit all seinen Fehlern. Niemand ist perfekt. Einziges richtiges Problem ist dass er sehr gerne schnappt. Er hat noch nie zugewiesen, aber riskieren will man es trotzdem nicht. Das ist eine Unart die man ihm einfach nicht abgewöhnen kann… Jedenfalls bis jetzt noch nicht. Ausserdem muss auch er höflich gebeten werden, er bleibt sehr gerne stehen beim longieren um zu testen ob er wirklich muss. Da kannst du mit der peitschen wedeln wie du willst er wird dich ignorieren bis du kurz ein und ausatmen, ein paar Sekunden wartest und ihn dann nochmal mit der Stimme aufforderst loszulaufen.
    Regeln für mich:
    Fass mich nicht unnötig an, kuscheln mag ich einfach nicht. Kurz streicheln ist okay wenn ich es dir anbiete.
    Bleib ruhig und werde nicht ungeduldig.
    Stör mich nicht beim fressen – gilt nur für Müsli, ich frag ihm gerne Gesellschaft leisten wenn er sein heu mümmelt
    Lass mich beim spazieren gucken wenn ich etwas gruselig finde, ich laufe von alleine weiter wenn ich fertig bin – ganz wichtig und funktioniert immer ! Er darf stehen bleiben und wenn es zwei Minuten sind er wird loslassen wenn es für ihn okay ist ?

    Regeln für ihn
    Sei nicht zu aufdringlich
    Beißen & schubsen verboten
    Sei aufmerksam bei mir und überholen mich nicht
    Vertrauen mir denn ich würde dir nie etwas zumuten was schlecht für dich ist

    Mit diesem doch etwas länger gewordenem Text verabschiede ich mich. Ich fand deinen Beitrag sehr gut und viele Menschen sollten ihr Verhalten überdenken ?

    1. Liebe Claudia, danke für deine schönen Gedanken zum Thema – ich finde eure Regeln super! Sie erinnerin mich auch ein kleines bisschen an die Regeln zwischen meiner Stute und mir. Ich finde es auch so wichtig, dass Regeln für beide Seiten gelten – sonst wäre es ja eine Diktatur und wer will das schon? Genauso wie immer so schön von Kommunikation geredet wird und die meisten Menschen meinen aber letztlich damit ihren “Monolog”. Es ist schön, dass es da draussen Pferdemenschen wie dich gibt, die auch zuhören und die Zusammenarbeit mit dem Pferd nicht als Einbahnstrasse sehen. Und Fehler – ja – die machen wir alle. Vermutlich sogar täglich aus Pferdesicht, so grobmotorisch wie wir Menschen nun einmal sind ;-) Aber das gehört dazu, denke ich mir immer wieder – und hilft nur weiter, immer besser zu werden. So versuche ich es zu sehen und mir auch Fehler zuzugestehen. Auf jeden Fall ganz liebe Grüße und bis bald und danke für deinen schönen Kommentar, Petra

  11. Bei uns gibt es auch ein paar Regeln.
    Pferd
    Die erste und wichtigste ist:
    Ich bin dein Chef, du kannst mir vertrauen, in meiner Obhut wird dir nichts Böses geschehen.
    Überhol mich nicht.
    Grase nicht.
    Beruhige dich wenn ich es tue.
    Bring ruhig Vorschläge ein.

    Ich
    Sei fair, verlang nur Dinge, die einfach möglich sind.
    Zwäng deinem Pferd nicht deine miese Laune auf.
    Pause.
    Abwechslung.
    Fachwissen.
    Entspann dich.
    Bemüh dich.
    Bilde dich fort.
    Sei nicht zu ehrgeizig.
    Hinterfrage dich.
    Vertrauensvorschuss gewähren.
    Enttäusche dein Pferd nicht.

    Puh, ich hab viel mehr Regeln für mich :)

    1. Hallo Nina, und was für coole Regeln. Die stehen so alle auch auf meiner Liste :-) Und on Top: Lass dir Zeit, es ist okay, wenn du nicht gleich alles kannst. Die stehen auf der meines Pferdes und mein Mann hat mich gewzungen sie auch auf meine Liste zu schreiben ;-) Ganz liebe Grüße an dein Pferd und dich, Petra

  12. Hallo Petra, super toller Artikel.
    Meine kleine Stute hat für mich auch eine Regel aufgestellt: sei gedanklich bei mir sonst bin ich traurig und mag nicht mitarbeiten.

    Ansonsten gilt aus meiner Sicht:
    – ich erwarte bei der Arbeit 100% Aufmerksamkeit von meinem Pferd also hat es ein Recht darauf das auch ich 100% bei ihm bin. (beim spazieren gehen an der Hand reicht manchmal auch weniger, aber auf jeden Fall sollten es über 70% sein ;) )
    – wenn ich sehe das jemand mit seinem Pferd/Pony arbeitet schaue ich erstmal eine Weile zu und passe möglichst eine Pause ab bevor ich den Menschen anspreche. (naja, andersherum bin ich grantig wenn ich aus meiner Konzentration gerissen werde da es mir schwerfällt wieder in meiner Konzentrations-Blase zu verschwinden)

    LG
    Veronika

    1. Liebe Veronika, das ist eine tolle Regel, die deine Stute da hat. Die gilt bei meiner auch – nur heißt sie da: Sei gedanklich bei mir, sonst übernehme ich die Führung ;-) Ich weiß, was du meinst – ich spreche auch niemanden an, der gerade mit seinem Pferd arbeitet. Ich quatsche aber auch nicht ewig, während mein Pferd am Putzplatz steht. Wenn ich bei meinem Pferd bin, bin ich ganz bei ihr. Kein Handy, kein Getratsche – das kann ich auch davor und danach machen. Und die Pferde haben das auch verdient, finde ich :-) Ganz liebe Grüße an deine Kleine und dich, Petra

  13. Hallo Petra! :)
    Sehr schöner Artikel! Es ist toll, dass immer mehr es so sehen, dass auch die Pferde ihre Regeln haben, an die wir uns halten sollten, wenn wir erwarten wollen, dass auch unsere Regeln befolgt werden.
    Meine Regeln sind ziemlich ähnlich wie deine, wie z.B. beim Spazieren gehen, dass mein Pferd nich ohne Erlaubnis grasen darf. Auch wenn wir auf der Wiese stehen und ich gebe meinem Pferd nicht die Erlaubnis, senkt er seinen Kopf nicht. Erst, wie du auch, wenn ich meine Hand zum Boden führe.
    Aber auch mein Pferd hat ein paar Regeln, wie z.B., dass ich immer ruhig bleibe und auf keinen Fall zu viel Druck aufbaue und dass er die Nähe braucht. Das war für mich immer schwierig zu akzeptieren, aber er ist einfach ein Pferd, der Körperliche Nähe braucht, sonst fühlt er sich anscheinend ziemlich allein-gelassen. Ich würde gerne wissen, was damals passiert ist, warum das so ausgeprägt bei ihm ist… Aber auch wenn es mir manchmal nicht so behaglich ist, muss ich mich an seine Regel halten, weil er es einfach von mir braucht…
    Liebe Grüße!

    1. Hallo Christina, es ist eigentlich fast schon verwunderlich, dass Menschen mit Lebewesen arbeiten und dann einseitig ein Regelwerk aufstellen wollen. Würden Freunde, Familie oder Kollegen so auf diese Menschen zugehen, würden sie ziemlich empört fragen, was das soll. Das glaube ich ganz sicher. Aber bei Pferden oder Hunden oder Katzen oder anderen Haustieren wollen viele immer nur Regeln für das Tier. Ich finde schön, dass du auch Regeln für dich hast, die den Bedürfnissen deines Pferdes entsprechen. Es wird dir sicher dankbar sein dafür und dir sein Vertrauen schenken. Wir arbeiten noch an der Fressregel auf der Wiese ;-) Aber nach und nach lernt meine kleine Miss Madame das auch gerade, und als Belohnung beachte ich ihre Regel, dass sie gerne ab und an Fressen will und halte etwas öfter an als sonst, um die Hand Richtung Boden zu strecken. Ganz liebe Grüße an dich und dein Pferd, Petra

  14. Liebe Petra,
    ein richtig toller Artikel, Danke dafür!
    Es ist sooo oft zu sehen, dass der Mensch meint, er alleine habe das Sagen. So ein Unsinn!
    Als mein Ponymann als Jungspund zu mir kam, da hat er eine klare Regel aufgestellt: Wenn ich etwas mit ihm machen wollte, dann musste ich zu 100% bei ihm sein. Er hat meine volle Aufmerksamkeit eingefordert. Unistress und Alltagssorgen hatten für ihn am Stall nichts zu suchen. Er hat mir ganz klar gesagt, wenn ich voll bei ihm bin, ist er auch voll bei mir. Sonst nicht.
    Für einen Menschen, der wie ich ständig grübelt und nachdenkt, ist diese Regel wirklich schwer. Wenn ich zum Beispiel mit meiner Reitbeteiligung ausreiten war (eine erfahrene Stute), dann schweiften meine Gedanken schonmal ab und ich dachte über dieses und jenes nach.
    Ich habe es akzeptiert und an mir gearbeitet. Mit Erfolg. :)
    Heute ist der Ponymann (schon) 10 und mittlerweile ist er etwas entspannter, was seine Regel angeht. Mit Freunden quatschen ist okay. ;)
    Liebe Grüße
    Karo

    1. Liebe Karo, jetzt sehe ich deinen Kommentar doch glatt erst. Verrückt. Es ist doch schon auffällig und spannend, dass Pferde oft Regeln aufstellen, die etwas mit den eigenen “Fehlern” zu tun haben. Fehler ist ein blödes Wort, aber ich denke Du weißt was ich meine. Sie spiegeln uns einfach. Alles läuft immer wieder auf diesen Satz hinaus, das denke ich oft. Wäre auch mal einen Artikel hier auf der Pferdeflüsterei wert :-) Auf jeden Fall vielen Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße, Petra

  15. Hallo,

    toller Artikel :) und ich muss sagen, wenn man sich so bei verschiedenen Pferdebesitzern umschaut sieht man schnell, dass meist Regeln für das Pferd aber keine Regeln für den Menschen existieren, schade…
    Komischerweise werden dann die Pferdebesitzer, welche Regeln für sich selbst dem Pferd gegenüber aufgestellt haben als inkonsequent dargestellt.
    Auch wir haben solche Regeln welche bereits seit 8 Jahren, mit kleinen Modifikationen zwischendurch, bestehen. Tabu ist für “Pferd” beim Spazierengehen ungefragt fressen, überholen* oder schubsen* (*gilt generell).
    Dafür darf er sich an mir schubbern, vor allem wenn ich mich richtig positioniert habe und ihm meinen Rücken angeboten habe ( in dieser Position hat man mehr Standfestigkeit;) ).
    Natürlich gibt es auch Ausnahmen, wie derzeit bei der Bremsenplage…da darf er auch mal die Führposition verlassen um mich auf diese Belästigung hinzuweisen und ich erlöse ihn dann davon und er kehrt zur Ausgangsposition zurück.
    Im Gegenzug lasse ich ihn in Ruhe fressen…d.h. wenn ich zu ihm auf die Weide komme und er noch damit beschäftigt ist kündige ich mich sozusagen an und gehe nochmal für 10-15 min weg. Danach ist er meist bereit mitzukommen.
    Aber immer kann man das leider nicht einhalten, z.B. wenn ein Termin ansteht. Aber ich denke so wie man als Mensch Ausnahmen einräumt, kann auch “Pferd” mit Ausnahmen leben, wenn das Miteinander stimmt.
    Beim Lesen deines Textes ist mir noch aufgefallen, dass unsere Pferde ähnlich sind, auch ich muss klar in meinen Ansagen sein und 100% dahinter stehen, sonst geht er seinen eigenen Plänen nach und auch er mag zu deutliche Ansagen nicht, genau wie deine Stute, und wird sauer, kann ich auch verstehen…
    Wovor ich großen Respekt habe ist diese scheinbar grenzenlose Geduld der Pferde mit uns…ich bewundere mein Pferd dafür, denn auch nach 8 Jahren hab ich einige Dinge immer noch nicht gerafft;), aber dann steht er da und wartet ab bis ich die richtige Anfage stelle, eigentlich, so glaub ich, trainiert er mich und nicht ich ihn;), aber so ist das halt in einer Partnerschaft, ein ewiges Geben und Nehmen…
    So, ich hoffe ich bin zu sehr abgeschweift, ich hätte noch mehr schreiben können:)) aber einmal muss Schluss sein.

    Liebe Grüße
    Evi und Dival

    1. Liebe Evi, lieber Dival – erstmal hut ab, Dival, wie toll du Evi erziehst ;-) Nein im Ernst – Evi – ich glaube, dass du absolut Recht hast, dass auch die Pferde uns erziehen. Sie reagieren dann, wenn wir richtig agieren und wer da zuhört, wird auch ein Stück weit erzogen. Aber ich bin tatsächlich sehr dankbar dafür, denn sie wird mich zu einem ruhigeren entspannteren und klareren Menschen erziehen. Das ist ein großes Geschenk und ich bin – genau wie du – dankbar für die Geduld, die sie mit mir hat. Wenn ich mal wieder zuviel gegeben habe in einem Moment, in dem das gar nicht nötig war zum Beispiel. Deine Regeln finde ich ausnahmslos toll. Danke für deinen wunderbaren Kommentar und bis bald hoffentlich auf der Pferdeflüsterei, Petra

  16. Hey:)
    Erst einmal ein großes Lob, der Artikel ist angenehm lesbar, gut verständlich und noch viel wichtiger, bringt einen dazu über die eigene Mensch-Pferd Beziehung nachzudenken.
    Ich selbst “besitze” kein Pferd/Pony, ich habe eine Reitbeteiligung auf einem Pony.
    Dieses Pony, Nelly, ist mittlerweile stolze 20 Jahre alt und ein ziemlicher Fuchs.
    Ich habe mal überlegt es gibt glaube so ein bis zwei Regeln, die ich für sie aufgestellt habe, z.b. nicht andauernd irgendwo stehen zu bleiben und zu fressen. Eigentlich ist die größte Regel nicht einfach zu fressen, denn sie ist ein bisschen zu dick. (Und sie ist sehr dominant, lässt man sie einmal fressen will sie auf einmal gar nicht mehr aufhören und wird auch ungehalten. Das wird sie auch beim Heu fressen in der Box wenn man sie davon wegnimmt.)
    Ich versuche mich ihr gegenüber so zu verhalten, dass sie Spaß an dem hat was sie tut, zum Beispiel wenn wir gemeinsam spielen, dann darf sie auch mal etwas wilder werden, schließlich bin ich in dem Moment ihr Spielkamerad und es freut mich sehr wenn sie sich etwas öffnet. (Sie ist sehr ablehnend gegenüber anderen Pferden und tritt da auch mal wenn ihr was zu nahe kommt.)
    Mein größtes Problem ist meine Konsequenz, es gibt Situationen in denen bin ich immernoch zu langsam und sie überennt mich förmlich oder wenn sie keine Lust mehr auf etwas hat, dann kann es schon mal passieren dass sie sich nur noch im Kreis dreht und dann habe ich enorme Schwierigkeiten, sie aus diesem verhalten zu holen.
    Zweites Problem bei der Konsequenz ist, dass man ihr schwer etwas neues angewöhnen kann, da sie ja die Jahre davor es nicht so gemacht hat.
    Sie ist wie ich bereits erwähnt habe ziemlich dominant, was mir vor allem im Anfang große Probleme bereitet hat (ich konnte alleine z.b. nicht galoppieren).
    Mittlerweile kann ich gut wann auch immer ich will mit ihr arbeiten. Sie hat mir Geduld beigebracht, nicht zu viel auf einmal zu wollen, kleine Momente als ganz groß zu empfinden und generell hat sie mich dazu gebracht aufmerksamer mit ihr zu sein.

    (Hoffe ich habe nicht zu viel am Thema vorbeigeschrieben.)

    1. Hallo Katharina, du hast zu 100% das Thema getroffen :-) danke für deinen ausführlichen Kommentar. Die Konsequenz ist für mich auch das schwerste und dann ja auch immer die Frage wie viel davon in welchem Moment. Eine Grundregel für meine Kleine und mich, ist die Höflichkeit. Sie hilft mir sehr. Weil ich mich immer fragen kann, war das jetzt unhöflich von meinem Pferd? Und wenn ich mir die Frage mit JA beantworten kann, sage ich: So bitte nicht. Das gilt dann für viele Situationen. Ich muss mich aber auch immer selbst fragen, war das jetzt auch unhöflich von mir? Zum Beispiel: Wir traben am Führstrick im Kreis und Madame nähert sich mir immer mehr an. Ich will sie ein bisschen wegtreiben, weil das sonst in ein “wer bewegt wen” ausartet und wedle mit den Armen. Sie wird langsamer und schüttelt unwillig den Kopf. Warum? Weil ich auf ihre 10% Unhöfliches Annähern, gleich mit 30% Unhöflichem Gewedle geantwortet habe. Ich muss also auch höflicher Antworten auf ihre Frage. So, lange Rede, kurzer Sinn. Vielleicht hilft dir der Gedanke auch. Sei höflich, dein Pferd hat es aber auch zu sein. Ist es unhöflich, antworte ihr mit der möglichst gleichen Energie, die sie dir an Unhöflichkeit entgegenbringt. Nur so ein Gedanke :-) Alles Liebe auf jeden Fall an euch zwei, Petra

  17. Liebe Petra,

    vielen Dank für den wertvollen Artikel. Gerade für Menschen wie mich, die ihr erstes Pferd ihr eigen nennen dürfen, ist es sehr lehrreich, auf die Erfahrungen anderer zurückgreifen zu können, damit von Anfang an wenig oder im besten Fall keine Unsicherheiten entstehen. Mit deinen Regel für Pferd und Mensch haben wir eine gute Chance, eine harmonische Beziehung aufzubauen. Herzlichen Dank nochmal und viele liebe Grüße. Bea

    1. Liebe Bea, herzlichen Glückwunsch zu deinem Pferd. Es ist so toll ein Pferd zu haben, mit dem man zusammenwachsen kann. Ich mache diese Erfahrung auch gerade und freue mich, wenn dir meine Gedanken weiterhelfen. Alles Liebe und danke für deinen lieben Kommentar, Petra

  18. Hi super toller Text :) Mir hat dein Text sehr geholfen, da ich seit ein paar Monaten Besitzerin eines 4 jährigen Wallachs bin und dieser teilweise seine Grenzen austestet. Diese Fragem was darf mein Pferd und wann bin ich teilweise zu streng und wann zu nachgiebig beschäftigt mich schon länger :) super Text und vielen Dank
    Ganz liebe Grüße Miriam ;)

    1. Liebe Miriam, das freut mich sehr. Die Fragen beschäftigen mich auch, ich nehme fast an, dass sie jeden Pferdebesitzer beschäftigen und immer neue Fragen auftauche werden ;-) Ganz liebe Grüße an deinen Wallach und dich und ich bin gespannt, welche Regeln er dir mitgeben wird, Petra

  19. Hallo Petra,
    das ist eine super Idee, die Regeln gegenüberzustellen. Und ich finde, du hast total Recht damit: Wir Menschen legen wunderbar leicht fest, was das Pferd alles können und wie es sich verhalten soll, aber was wir selbst dazu beitragen können, das fällt gern hinten runter. Wobei ich auch sagen muss, dass Gleichberechtigung nicht mein Ziel in der Arbeit mit dem Pferd ist. Weil das Zusammensein oder auch das Training ja schon darin besteht, dem Pferd Kommandos zu geben bzw. das Pferd auf unsere Hilfen hin agieren zu lassen. Bei einem gleichberechtigten Pferd würde das ja bedeuten, dass es sich aussuchen kann, ob es nun reagieren will oder nicht. Das wäre mir dann zu viel der Freiheit :) VG! Nadja

    1. Hi Nadja, wenn ich ganz ganz ehrlich bin mit mir, muss ich dir Recht geben. Gleichberechtigung im Sinne dessen, dass mein Pferd immer gleich mitentscheiden darf haben wir auch nicht. Vielleicht eher Gleichberechtigung insofern, dass sie auch Regeln aufstellen darf, die ich dann versuche zu beachten. Wobei ich die “beim Fressen nicht stören-Regel” immer mal wieder missachte, ich ungeduldiger Mensch. Dann wenn Madame noch etwa 3 Stunden an ihrem Heunetz knabbern würde *hüstel* Liebe Grüße und bis bald, Petra

  20. Liebe Petra,

    vielen Dank für den wichtigen Punkt. So oft wird genau das vergessen. Es gibt zig Regeln für das Pferd, womit glaube ich versucht wird das Pferd unter Kontrolle zu halten, aber der Mensch scheint keine Regeln zu haben. Der darf sich verhalten und tun was er will.
    Wir haben auch unsere Regeln. Mein Pony hat die Regel, dass er höflich und respektvoll mit mir umgehen soll und genau die selbe Regel habe ich auch.
    In der Praxis bedeutet das, dass seine Schubsspiele bei mir nicht erlaubt sind, seine Hufe nichts auf oder an meinem Bein zu suchen haben (das hat er anfangs gerne gemacht, wenn ihm langweilig wurde), nicht gebissen wird, mich nicht bedrängt wird und selbst beim Toben weder Hufe noch Zähne gegen mich gerichtet werden. Dafür fasse ich ihn nur an, wenn er es auch möchte, ich dringe nicht ungefragt in seinen Bereich ein. Wenn er frisst, dann lasse ich ihn in Ruhe, er bekommt immer die Zeit die er benötigt um über Dinge nachzudenken, ich zwinge ihn nicht zu was und wenn er mir sagt, dass er keine Lust auf gemeinsame Unternehmungen hat, dann ist das so.
    Ich glaube die Einstellung, dass mein Pony nicht dazu da ist meine Wünsche und Regeln zu beachten, sondern dass wir beide gleichberechtigt sind, sorgt dafür, dass wir einen entspannten Umgang miteinander haben.
    Letztens war eines unserer Minis krank. Aus diesem Grund wurde die Stute aus der Herde genommen. Damit sie nicht alleine ist, wurde noch eine andere Stute rausgenommen. Mit dieser Stute war die “Aufpasserin” weg. Da dies aber ja nun ein wichtiger Job ist, musste irgendwer sozusagen die Vertretung machen. Mein Pony und die andere Jungstute (es waren außer der Leitstute nur noch Jungpferde übrig), haben diesen Job dann gemeinsam übernommen. Er hat das so wichtig genommen. Ganz stolz und aufmerksam ist er die Weide entlang patroulliert. Er hatte überhaupt keine Zeit um zu mir Hallo zu sagen. Er war einfach zu beschäftigt. Ich habe dann einfach an diesem Tag nur die Weide abgemistet und ihn beobachtet. Hätte ich ihn an diesem Tag aus der Herde geholt, wäre das absolut daneben gewesen. Er hätte seine Aufgabe (auf die er so stolz war und die er sehr ernst genommen hat) vernachlässigt und ich hätte damit auch die Wichtigkeit, die das für ihn hat nicht ernst genommen.
    Am nächsten Tag war alles wieder normal und er hat sich auch wieder gefreut.
    Wichtig finde ich auch, dass nicht ich alleine die Regeln aufstelle. Wir sind ein Team und wir sind beide in der Position Regeln aufzustellen. Er hat mir z.B. ganz klar gemacht, dass eine Regel ist, dass er beim Fressen nicht gestört werden möchte. Das respektiere ich (kann ich auch verstehen, wenn ich esse mag ich auch nicht angefasst werden, sondern will meine Ruhe haben). Eine weitere Regel von ihm ist, dass er erwartet, dass ich ihn frage und nicht befehle. Solange ich freundlich und höflich mit ihm bin, er die Wahl hat und das Ganze eher spielerisch ist, macht er gerne und begeistert mit. Baue ich Druck auf, oder versuche über ihn zu bestimmen, macht er nicht mehr mit.
    Liebe Grüße
    Miriam

    1. Liebe Miriam, ihr habt tolle Regeln, ihr zwei. Gerade das Stichwort “Höflichkeit” aber eben für beide Seiten – finde ich ganz wichtig. Manche Regeln haben wir auch. Das mit dem Fressen zeigt sie mir auch als Regel gerade. Ich bin kein Fan von dieser Regel, weil ich sie doch zu süß finde und immer gerne streicheln würde, aber ich lerne gerade mich zu zwingen, sie dann in Ruhe zu lassen. Ich stelle mir übrigens gerade bildlich vor, wie dein Pony die Weide patroulliert, das sah bestimmt so süß aus. Und ich finde wunderschön, dass du seine Aufgabe respektiert hast und ihm die Zeit gelassen hast, sie zu erfüllen. Ganz liebe Grüße an euch zwei, Petra

    2. Liebe Petra!
      Danke für deine vielen Tipps. Ich lerne mein Pferd noch kennen. Und möchte auch die Regel haben wenn wir spazieren gehen das es nicht einfach grasen darf nur wenn ich es erlaube. Wie hast du deinem Pferd erklärt das es das jetzt nicht darf wenn es angefangen hat zu grasen?
      Ich möchte es meinem unbedi Gt beibringen aber an der Leine ziehen erscheint mir grad nicht als die Beste Lösung. Hast du Tipps für mich?
      Liebe Grüße Nadine

    3. Hallo liebe Nadine, ich kann versuchen es dir in wenigen Schritten zu schreiben. Ganz pauschal :-) Ich ziehe auch nicht gerne. Deswegen habe ich tatsächlich Energie nach Vorne geschickt und meine Stute durch Schnalzen und Tippen der Gerte am Popo gebeten weiterzulaufen. Wenn die Nase Richtung Gras ging – da reichte auch nur ihr “Gedanke”, den man ihr ansehen konnte, wenn man genau hingeschaut hat, habe ich kleine Aufgaben eingebaut, wie antraben, Rückwärts, Kruppe Herein oder anderes. Damit ihre Konzentration weg vom Gras gegangen ist. Parallel habe ich immer sofort gelobt und mit einem Leckerli belohnt, wenn sie mit der Nase vom Gras weg ist und mir gefolgt ist. Oder erst einen und später mehrere Schritte über Gras laufen konnte, ohne die Nase senken zu wollen. Abschließend habe ich noch ei Signal eingebaut. Wenn ich mich herunterbeuge und die Hand zum Gras strecke, weiß sie, dass sie grasen darf, wenn sie das möchte. Wenn ich das nicht mache, dann ist Grasen kein Thema. Wobei ich sie jetzt nicht stundenlang aufs Gras stellen würde, nur um zu testen ob es funktioniert ;-) Das klappt meistens ganz gut und manchmal muss ich immer mal wieder einzelne Punkte neu üben. Hilft dir das ein bisschen weiter? Ganz liebe Grüße, Petra

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