Equikinetic! Die Trainingsmethode für ein fittes Pferd

Bei der Equikinetic dreht sich alles um den richtigen Muskelaufbau. Pferde brauchen bestimmte Muskeln, um uns tragen zu können. Ohne die richtige Muskeln bekommen sie langfristig Schäden, wenn sie uns menschliche Pakete herumtragen müssen. Denn eigentlich sind sie von der Natur nicht dazu gemacht etwas auf ihrem Rücken zu tragen.…
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Bei der Equikinetic dreht sich alles um den richtigen Muskelaufbau. Pferde brauchen bestimmte Muskeln, um uns tragen zu können. Ohne die richtige Muskeln bekommen sie langfristig Schäden, wenn sie uns menschliche Pakete herumtragen müssen. Denn eigentlich sind sie von der Natur nicht dazu gemacht etwas auf ihrem Rücken zu tragen.

Ist es fair zu Reiten?

Darüber habe ich schon oft nachgedacht. Ist es fair mich auf ihren Rücken zu setzen? Wäre es nicht netter und fürsorglicher von dir und mir, wenn wir dem Pferd das Gewicht ersparen würden? Sicher ist auf jeden Fall, dass mein Pferd voraussichtlich einen gesünderen Rücken behalten würde, wenn ich mich niemals darauf setzen würde. Es ist ja im Grunde wie bei uns Menschen. Wenn wir immer einen schweren Rucksack zur Arbeit schleppen müssen, dann hat das eine Auswirkung auf unseren Rücken.  Sicher ist aber auch, dass die meisten domestizierten Pferde keine Aufgaben haben und sich langweilen.

Wenn wir also den Rücken aber trainieren und Gymnastik machen, uns ausbalancieren und dafür sorgen, dass wir nicht zu oft und zu lange den Rucksack tragen müssen, dann ist es machbar.

Wie siehst du das? Ist es Fair zu Reiten? Wie handhabst du das mit deinem Pferd?

Ich bin nach einigem Hin- und her zu dem Schluss gekommen, dass es für mich okay ist, wenn wir uns um unsere Pferde kümmern, wenn wir ihnen ein Zuhause geben, wir uns darum bemühen, dass sie gesund und zufrieden sind und alles dafür tun, dass sie so gesund wie möglich und so angenehm wie möglich von uns geritten werden. Das kannst du unter anderem auch mit der richigen Ausrüstung fördern, wie zum Beispiel einem bequemen und passenden Sattel – der deinem Pferd alle Bewegungsfreiheiten lässt.

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Take a Seat!

Das bedeutet, dass du dich trainieren musst, damit du möglichst nicht zu schwer bist und einen guten ausbalancierten Sitz bekommen kannst. Dafür brauchst du selbst die richtigen Muskeln und Gelenkigkeit, musst also an deiner Kondition und Haltung arbeiten und auf deine Muskulatur und Beweglichkeit achten.

Wir brauchen Muskeln

Es bedeutet zum anderen aber auch, dass du dein Pferd korrekt trainieren und ihm beim Muskelaufbau helfen musst, damit es dich tragen kann, ohne den Rücken zu sehr zu belasten. Deswegen recherchiere ich immer wieder nach den unterschiedlichsten Methoden, wälze Anatomiebücher und spreche mit Trainern. Unter anderem mit dem Bayern mit den Blau-Gelben Gassen – Mike Geitner. Wir haben uns sein Intervalltraining „Equikinetic“ vorgenommen.

Das Buch kannst du dir HIER genauer anschauen – wenn dir gefällt, was du im Interview liest

Equikinetic! Die Trainingsmethode für ein fittes Pferd 3

Die Equikinetic baut auf einem medizinischen Intervalltraining, dem Isokinetischen Training, auf. Es ist ein spezielles Training mit Kappzaum und an der Longe, allerdings nach bestimmten Kriterien und Zeitintervallen – das alles soll den Rücken und die Muskeln des Pferdes stärken. Klingt spannend, dachte ich mir – und habe Michael Geitner nach den Fakten zu seiner neuen Trainingsmethode gefragt.

Interview mit Michael Geitner, Pferdetrainer und Erfinder der Equikinetic darüber, warum wir die Pferde aktuell zu oft „krank“ reiten

Pferdeflüsterei: Dein Hauptthema ist die Balance – Seele und Körper und Gehirnhälften – habe ich das richtig zusammengefasst?

Michael Geitner: Vom Prinzip ist es so. Wir haben das Hauptanliegen in der Reiterei die Hinterhand ins Bewusstsein zu holen. Beim Pferd trennen sich die Pyramidalen Bewegungen anders als beim Menschen (Anmerkung: Spannende Zusammenfassung zu dem System auf Wikipedia).

Die Vorhand steuert die Hinterhand. Da gibt es viele Versuche dazu. Die Hinterhand muss in den Schwerpunkt rein. Das ist auch ein Kraftthema für die Pferde und eine Basic-Geschichte beim Reiten. Diese ganzen klassischen Übungen, die halben Volten, die ständigen Rechts-Links-Wechsel, dienen alle dem Einen: Die Hinterhand soll lernen Last aufzunehmen.

Pferdeflüsterei: Was wir alle wollen…

Michael Geitner: Was wir alle tun müssten! Das ist die gesunde Haltung des Pferdes. Die Lebensdauer und „Gebrauchsdauer“ der Pferde ist zur Zeit katastrophal schlecht. Wenn die Pferde so wenig gesunderhaltend geritten sind, wie sie an vielen Punkten geritten werden, füttert dieses Fehlverhalten der Pferdebesitzer ganze Wirtschaftszweige.

Das ist ja das, was viele Pferde krank macht: Falsche Fütterung, zu wenig Bewegung und wenn dann bewegt wird, dann in der falschen Bewegung. Das ist ja eigentlich ein Unding, was wir da tun. Wir bräuchten mehr Regularien oder dass die Menschen die Regeln mehr berücksichtigen würden. Beginnend von der Losgelassenheit (der Freizeitreiter glaubt ja sehr flächendeckend, dass der lange Zügel Losgelassenheit bedeutet) – wenn wir alle diese Regeln kennen würden und befolgen würden, hätten wir deutlich weniger Probleme.

Richtig Trainieren – so gehts

Pferdeflüsterei: Woran glaubst du liegt das?

Michael Geitner: Schau doch mal raus in die Welt! Mir tun die Leute wirklich leid. Für mich sind viele Reiter sehr oft überfordert. Die wissen ja gar nicht mehr, was sie glauben sollen und was sie tun dürfen und was nicht. Der eine redet von der positiven Verstärkung, der andere nicht. Das darfst Du nicht, jenes darfst Du nicht.

Es gibt tausend Bücher, über das Wesen vom Pferd und die sich darum drehen wie man sein Pferd besser verstehen kann. Und was weiß ich alles. Wenn dann aber von Privatmenschen Themen ins Netz reingegeben werden, werden die Leute gleich niedergemacht. Auf Facebook geben 14 oder 15 jährige Mädels Statements ab zu Pferden, das ist ja fast kriminell. Und so werden die Menschen dann so verunsichert, dass sie sich gar nichts mehr zu fragen trauen. Da hörts bei mir irgendwo auf. Das ist ein Riesenproblem! Und im Stall geht’s dann weiter, da sind ja oft mobbingähnliche Zustände. Das ist nicht einfach gerade.

Pferdeflüsterei: Aber was würdest du denn als Pferdeexperte dann sagen, was Sinn macht und was nicht – für alle da draußen, die gerade hilflos sind und nicht mehr wissen, was sie tun sollen. Ich weiß, dass jedes Pferd anders ist und jeder Reiter – aber gibt es Grundsätze, bei denen du sagst: Darauf bitte Acht geben?

Michael Geitner: Im Prinzip ist es ganz einfach: Die Pferde haben flächendeckend zu wenig Kraft. Sie haben eine Trageerschöpfung. Sie werden immer mehr durch die Pferdegrundschule durchgeschossen. Weil immer mehr Menschen die Pferdegrundausbildung von 3 Jahren auf 3 Monate verkürzen. Aus Kostengründen. Die Reiter müssten wesentlich mehr an den Hufschlagfiguren arbeiten.

Das sollte die überwiegende Tätigkeit in der Bahn sein. Und wenn sie ausreiten, sollten sie intervallartiges Konditionstraining machen. Pferde sind keine Roller, mit denen man losdüsen kann. Das sind Lebewesen, die ständig im Training sein sollten und zwar mit Vernunft und Sinn. Wenn man glaubt, dass man jeden Tag ins Gelände geht und irgendwie trägt einen das lange Rückenband dann schon, ist das Blödsinn! Das ist bei Pferden wie bei Sportlern. Die Muskeln müssen trainiert werden, damit sie uns tragen können.

Das sind alles so Dinge, die würde ich empfehlen. Da kann ich nur wieder auf die Hufschlagfiguren zurückweisen. Ohne, dass man Reiten muss, wie der Teufel. Einfach nur drei bis viermal die Woche üben, damit die Pferde die richtigen Muskeln entwickeln.

Equikinetic – was ist das

Pferdeflüsterei: Da greift ja auch dein Konzept der Equikinetic – das ist so eine Art Muskeltraining für Pferde – wie funktioniert das Modell?

Michael Geitner: Im Prinzip ist der Unterschied der, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt Muskeln aufzubauen. Das beruht auf dem Isokinetischen Training, was wiederum aus der menschlichen Medizin kommt. Die ganze Körperhälfte ist außen aufgespannt und wird durchgearbeitet. Das Ganze in Intervallen und regelmäßig abwechselnd.

Die Seiten und die Muskeln werden aufgespannt und trainiert, so dass auch die Faszien sich besser entwickeln. Sie werden wieder beweglich gemacht. Durch das Zeitintervall, also modernes hochintensives Training mit vielen Pausen, werden die Muskeln effektiv trainiert. Das hat bei dem Menschen sehr gut funktioniert und funktioniert bei den Pferden auch sehr gut.

Pferdeflüsterei: Also einmal kurz und heftig und das aufeinander aufbauend, damit die Muskeln sich immer weiterentwickeln. Hast du denn Übungen, die man auch alleine mit seinem Pferd durchführen kann oder sollte man besser einen Kurs buchen, bevor man sich rantraut?

Michael Geitner: Demnächst kommt ein Buch zur Equikinetic raus, da stehen die Basics alle drin. Aber grundsätzlich sind die Übungen kein Hexenwerk. Das Trainingsprinzip ist relativ einfach. Wenn man sich mal damit kurz befasst hat, dann kann man das auch sehr gut zu Hause trainieren. Das Buch kommt dann auf der Equitana raus, dann kann man es nachlesen und sich damit beschäftigen (Mehr zum Trainingsprogramm auf der Webseite von Michael Geitner).

Hier nochmal der Link zu seinem Buch:*

Equikinetic! Die Trainingsmethode für ein fittes Pferd 4

Mehr Interviews und Videos zu Michael Geitner und seinem Trainingssystem – von Be Strict bis Dualaktivierung

Teil 1: Mit „Be Strict“ zu einem gelasseneren Pferd? Sei verantwortungsbewusst und fair!

Teil 2: Vom Boden bis zum Sattel! Gehirnjogging, Balance und Anti-Schreck-Therapie mit Blau und Gelb?

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11 Kommentare

  1. Corinna

    Hallo Petra,

    ich lese immer wieder gerne in deinem Block, da mir vieles aus der Seele spricht. Leider ist es wirklich so wie Herr Geitner es beschreibt, wenn man ein Problem hat wird man entweder nieder gemacht oder man bekommt etliche Gurus empfohlen aus denen man dann auswählen kann, bei wem man sein hart verdientes Geld lässt. ;)
    Ich hatte mit meinem wahnsinniges Glück, dass ich mich von alten Dingen losreißen konnte und andere Wege gehen konnte, einfach, weil ich ehrliche Menschen um mich hatte. Meine Trainerin stand mir immer mit Rat und Tat zur Seite und war immer ehrlich, das gibt es heute nur noch sehr selten.
    Mein Pferd hat eine schlimme Trageerschöpfung mit der ich immer noch kämpfe und dabei ist er erst 7 Jahre alt. Ich habe bisher einmal auf ihm geritten und das war als der Sattler da war um zu schauen, ob mir der Sattel passt. So langsam ist sein Rücken wieder in Ordnung. Aber immer wenn es wieder etwas schlimmer ist, denke ich mir mit wie viel Unverstand dieses arme Tier geritten und bewegt werden musste.
    Nächstes Jahr geht mein großer Traum hoffentlich in Erfüllung und er geht zu dem Menschen in Beritt den ich in Deutschland für am fähigsten halte und auf diese Zeit freue ich mich wahnsinnig, denn ich merke wie fit mein “ Bienchen“ mittlerweile ist und er will was machen und erleben, trotzdem steht immer viel Dehnung im Schritt und Massagen und osteopathische Behandlungen auf unserem Plan. Mit fünf Jahren habe ich ihn gekauft, man hat es also geschafft, in zwei Jahren ein ganzes Pferdeleben zu vermurksen, weil er schnell funktionieren musste.

    Liebe Grüße

    Corinna

    Antworten
    • Petra

      Hallo liebe Corinna, es ist wirklich traurig mit was für einem Selbstbewusstsein ausnahmslos jeder in der Reiterwelt erklärt, wie die DInge zu laufen haben. Ob er oder sie Ahnung hat oder nicht, ist scheinbar zweitrangig. Das scheint schon ziemlich verbreitet – leider. Aber Gott sei dank gibt es ja auch andere Pferdemenschen, wie deine Trainerin und so viele andere, die reflektiert, offen und hilfreich sind. Hoffen wir, dass es mehr werden. Auf jeden Fall ganz liebe Grüße und vielen Dank für deinen Kommentar, Petra

  2. Lena

    Hallo Petra,

    und wieder konntest Du mich mit einem Deiner Beiträge zum Nachdenken anregen. Vielen Dank dafür!

    Bisher habe ich nicht viel von „Trainingsmethode nach XY“ gehalten, muss ich ehrlich zugeben. Mir war nie einleuchtend, warum man sein Pferd nur und ausschließlich mit dem Knotenhalfter von A, natürlich mit dem dazugehörigen Stick, nach Methode von B trainieren kann. Diese Schwarzweißmalerei ist mir immer irgendwie aufgestoßen, und unbewusst habe ich angefangen, alle „Trainingsmethoden nach XY“ kategorisch abzulehnen. Für mich war es viel sinniger, mir aus jeder angebotenen Methode das rauszusuchen, was mir logisch und nachvollziehbar erschien – und was mein Pferd aber ebenfalls nachvollziehen konnte! Denn wo beim einen Pferd z. B. ein Join-Up funktionieren mag (sofern diese Methode denn überhaupt funktioniert), stellt sich das nächste Pferd hin und guckt wie ein Auto, frei nach „Äh, was willst du? Das mache ich nicht, weil blöd“.

    Mittlerweile bin ich etwas älter, hoffentlich ein klein wenig weiser und durchaus auch in der Lage, selbstkritisch zu beäugen, was ich denn eigentlich von meiner Fellnase verlange Tag für Tag. Mittlerweile verteufel ich auch keine Trainingsmethode mehr, sondern versuche, mich eingehend mit den Hintergründen zu beschäftigen, um zu verstehen, was dahintersteckt und ob ich evtl. ein paar „Rosinen“ rauspicken kann, die ich meinem „Wildwest-Trainingsportfolio-Sammelsurium“ hinzufügen kann.

    Um den Bogen zu Deinem Artikel zu spannen: Michael Geitner war für mich bisher auch nur „so einer“, der mit teurem Zubehör eine ach so tolle neue Methode vertreibt, die natürlich ausschließlich nur mit den gleichnamigem Zubehör funktioniert. Daher war es für mich total sinnlos, da mal die Hintergründe zu erfragen – bis zu Deinem Artikel. Wunderbar stellst Du kurz und prägnant heraus, warum blau-gelb sinnvoll ist und warum auch die Dualaktivierung bzw. Equikinetic (war für mich bisher beides nur so eine Modeerscheinung) es tatsächlich wert ist, dass man (also ich) sich damit eingehender beschäftigt. Danke Danke Danke!

    Ob der Ponymann darauf anspricht, und ob die Erbsenhirn-Verlinkung (liebevoll gemeint!) verbessert werden kann, wird sich zeigen. Auf jeden Fall werde ich „Buße tun“ und mir die Hintergründe dieser „Modeerscheinung“ doch mal näher anschauen. Vielleicht finde ich noch ein paar Rosinen… ;-)

    Herzliche Grüße!

    Antworten
    • Petra

      Liebe Lena, dann bin ich mal gespannt, wie du das Training findest. Ich kann dich gut verstehen – ich mag auch keine Gurus und verfolge keine Methode 1:1 – aber ich finde man kann sich das passende jeweils super rauspicken und Balance und Kondition werden mit den Geitnerschen Methoden ziemlich gut trainiert, deswegen mag ich sie auch – obwohl ich keinen Blau-Gelben Kappzaum besitze ;-) Viele liebe Grüße, Petra

  3. Nadja

    Wenn es mit dem Reiten von Hufschlagfiguren getan wäre, müssten viele Pferde gesünder sein, als sie es sind. Ich glaube, wir brauchen mehr Verständnis für korrekte Bewegungsabläufe und Blickschulung, damit die Hufschlagfiguren in ihrem Sinn eingesetzt werden.

    Antworten
    • Petra

      Ich glaube, dass Michael Geitner genau das auch sagen will :-) Die korrekten Hufschlagfiguren sind für ihn nur der Anfang. Deswegen spricht er auch von der Anatomie und den verschiedenen Muskelsystemen. Nur glaube ich auch, dass man es erst einmal so einfach wie möglich erklären und den Reitern auch so einfach wie möglich im Training machen muss, damit etwas passiert und anders an der Pferdegesundheit gearbeitet wird :-)

  4. Pascal

    Hallo Petra,

    nachdem ich jetzt in den letzten Tagen mehrere Stunden deinen Blog gelesen habe, muss ich einfach erstmal sagen. Toll!

    Ich teile diese Art und Weise im Umgang mit Pferden voll und ganz.
    Die Beiträge sind super geschrieben und ich erkenne viele Parallelen, die mir im Umgang mit Pferden passiert sind :-)
    Auch das Gefühl, nach erfolgreicher „Arbeit“ (wir machen das ja gerne), kenne ich.

    Die Tipps von Michael Geitner sind super und funktionieren sehr gut in der Praxis. Erst recht, wenn man bedenkt, wie er überhaupt zu der Pferdearbeit gekommen ist..

    Mach weiter so. Beste Grüße
    Pascal.

    Antworten
    • Petra

      Hi Pascal, das ist total nett von Dir und läuft natürlich runter wie Öl (sagt man so, oder? ;-) ) Ich war auch relativ begeistert von den klaren und einfachen Worten, die Mike Geitner für die Pferdearbeit gefunden hat. So einleuchtend und herrlich unkompliziert. Darf ich fragen, was Du meinst mit „wie er überhaupt zur Pferdearbeit gekommen ist“ ? Liebe und neugierige Grüße, Petra

  5. Miriam

    Liebe Petra,

    das Thema Reiten ist bei mir ein sehr zwiespältiges.
    Meine Liebe zu Pferden habe ich sehr früh entdeckt und mit dem Shetlandpony Max habe ich als Kind sehr viel Zeit verbracht. Wenig davon mit Reiten, denn das konnte ich damals auch noch überhaupt nicht, aber doch auch ab und an. Wir sind mit dem kleinen Pony durch den Wald gezogen und hatten viel Spaß. Mal neben mal auf dem Pony. Max hat uns aber auch immer sehr deutlich zu verstehen gegeben, wenn er fand, dass wir auf seinem Rücken nichts verloren haben. Natürlich wusste ich damals nocht nichts über Gymnastik, Hinterhandaktivierung und all diese Dinge (ich war 6 Jahre alt).
    Dann bekam ich irgendwann richtigen Reitunterricht, weil meine Mutter es als zu gefährlich angesehen hat, dass wir auf dem Pony reiten ohne eine Ahnung haben und auch immer wieder runtergefallen sind. Wobei nie etwas ernsthaftes passiert ist.
    Diese erste Zeit ist mir eigentlich als fast die schönste Zeit in Erinnerung geblieben. Damals ging es um das Zusammensein mit dem Pferd und das „Reiten“ (eigentlich eher drauf sitzen) war nette Zugabe.
    Später fing ich richtig an zu reiten. Plötzlich habe ich mich auf Turnieren wiedergefunden und habe mehr Zeit im Sattel als neben dem Pferd verbracht. Wenn ich zu den Pferden ging, dann um zu reiten. Die Pferde wurden ordentlich gedrillt, denn man musste ja für ihre Gesundheit sorgen. Gymnastizierung über alles, wobei die Psyche des Pferdes bald nicht mehr wichtig war. Auch viel sinnloses habe ich in dieser Zeit getan um mein Pferd „gesund zu erhalten“. Mit Hilfszügeln reiten, gefühlt stundenlang im Kreis und Kopf runter ziehen. So habe ich es gelernt. Die Pferde schienen mir nie so glücklich wie damals Max (der übrigens 34 Jahre alt wurde).
    Dann kam mein erstes eigenes Pferd. Er war gesundheitlich nicht mehr reitbar und so fanden wir ganz andere Dinge, die wir zusammen unternehmen konnten. Wir hatten viel Spaß und das Reiten hat uns nie gefehlt. Ich bin nebenher immernoch andere Pferde geritten, die schönsten Momente hatte ich aber mit meinem Pferd am Boden.
    Nach dem Tod von meinem ersten Pferd hatte ich eine Reitbeteiligung mit der ich sogar Wanderritte geritten bin. Ich hatte mich vollständig von den Turnieren verabschiedet und bin eigentlich nur noch im Gelände geritten. Hier habe ich wieder Spaß am Reiten gefunden. Und meine Meinung, dass Pferde evtl. gar nicht geritten werden wollen, habe ich hier revidiert. Ich hatte das Gefühl dieses Pferd genießt es mit mitzunehmen. Mit mir zu rennen und als Fußgänger war ich da zu langsam. Hier habe ich auch einen anderen Zugang zur Gymnsatik für Pferde bekommen. Wir haben das spielerisch aufgebaut und ich habe das erste Mal gesehen wie ein Pferd an Selbstbewusstsein gewinnt, wenn es an Körpergefühl gewinnt.
    Nun bin ich mittlerweile körperlich eingeschränkter (und das mit noch nichtmal 30 ;) ) und kann nicht mehr wirklich gut lange reiten bzw. fällt mir der richtige Sitz auf dem Pferd mittlerweile unheimlich schwer. Deshalb reite ich meine aktuelle Reitbeteiligung sehr selten. Aber es gibt diese Momente wo er mich ganz bewusst dazu einlädt. Wenn wir in der Halle zusammen spielen, dann stellt er sich manchmal direkt an die Aufstiegshilfe und wartet darauf, dass ich aufsteige. Dann schlurfen wir manchmal durch die Halle im Schritt ohne Sattel, ohne Trense nur wir beide. Das sind Momente wo ich das Gefühl habe, dass er es einfach genießt meine Nähe zu spüren, dass ich seinen Bewegungen folge und ganz bei ihm bin. Ich habe hier kein schlechtes Gewissen ihn so laufen zu lassen wie er will, da er ansonsten gut trainiert ist und die ganze Sache meistens ca. 10 Minuten dauert und das alle paar Wochen einmal. Da werde ich keine Schäden anrichten, wenn er mich mitnimmt. Manchmal möchte er aber mit mir rennen und ich bin ihm im Gelände einfach zu langsam. Auch dann bittet er mich aufzusteigen und wir genießen zusammen einen schnellen Galopp. Auch hier ohne Sattel und Trense. Nur wir beide und auch das ist okay. Mehr reiten findet in der Regel nicht statt. Er zeigt mir ganz deutlich, dass er geritten werden will in manchen Situationen. Wir Menschen sind den Pferden glaube ich manchmal zu langsam und nicht wendig genug und wenn das Pferd sich mal so richtig frei mit einem zusammen bewegen will, will meine Reitbeteiligung z.B. dass ich aufsteige. Wäre ich körperlich fitter und könnte es ihm von daher zumuten würde ich ihn mit Sicherheit auch häufiger und länger reiten.
    Das zu meinen Erfahrungen. Für mich habe ich den Schluss daraus gezogen, dass es okay ist Pferde zu reiten. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Das Pferd muss für mich „ja“ zum Reiten sagen. Es muss Spaß daran haben. Außerdem ist mir Gymnastik wichtig. Die findet für mich aber zeimlich viel auch am Boden statt und geht nicht über alles. Wir erarbeiten uns das Körpergefühl spielerisch und das übertrage ich auch auf’s Reiten. Natürlich darf die Ausrüstung keine Schmerzen oder Schäden verursachen und ich persönlich glaube, dass Reiten nur eines der Dinge sein sollte, die man mit seinem Pferd macht, aber nicht die Hauptbeschäftigung. Genau wie am Boden ist für mich wichtig, dass auch unter’m Sattel eine gleichberechtigte Kommunikation stattfindet und dann ist es für mich in Ordnung.
    Liebe Grüße
    Miriam

    Antworten
    • Petra

      Liebe Miriam, vielen Dank für deinen Kommentar :-) Ich kann immer nur laut: Ja! rufen, wenn ich ihn lese. Mir geht es genauso. Also, ich bin nie Turnier geritten, will es aber auch gar nicht. Ich finde Reiten auch okay, wenn ich dem Pferd gleichzeitig dabei helfe mich auch gesund tragen zu können und ich bin so gar kein Fan von Hilfsmitteln oder anderem einzwängendem Zeug. Das Pferd soll es so bequem wie möglich haben dabei. Und ich liebe es genauso das Pferd zu kraulen, zu putzen, spazieren zu gehen, auf dem Platz am Boden zu arbeiten oder einfach nur auf der Weide zu stehen, es zu beobachten und ab und an Besuch zu bekommen, weil es neugierig auf mich ist. Das alles gehört für mich dazu :-) Ich finde die Vorstellung grauenvoll, das Pferd in die Box zu stellen, nur zum Reiten zu holen und dann wieder ab auf die Box oder in die Weide. Das degradiert es zu einem Sportgerät und würdigt nicht das Lebewesen mit all seinen Gefühlen, Verhaltensweisen und Reflexen, die es hat. Liebe Grüße und bis bald, Petra

    • Ich

      @ Miriam: Was für ein wunderschöner Kommentar :-)!

      Ich habe seit sechs Wochen ein eigenes Pferd, ein ausrangiertes Schulpferd. Sie hat am Ende in den Reitstunden ständig gebockt, ausgetreten, hat Sattelzwang gezeigt und ist immer losgelaufen, wenn jemand aufsteigen wollte.

      Ich habe sie übernommen, obwohl sie möglicherweise nicht mehr reitbar ist. Wir lernen uns nun ganz entspannt näher kennen und wenn aus tierärztlicher und osteopathischer Sicht nichts dagegen sprechen sollte, würde ich sie auch wieder reiten.

      Aber nur dann, wenn sie es auch möchte. Ich werde meinem Pferd nicht meinen Willen aufzwängen und das zwischen uns entstandene Vertrauen zerstören.

      Es ist toll, dass Deine RB Dich quasi einlädt und so deutlich kommuniziert. Ich würde mir wünschen, dass meine Stute mir irgendwann auch so ein Zeichen gibt. Aber wenn es nicht geschieht, ist es in Ordnung. Ich genieße auch am Boden jede Minute mit ihr und bin total glücklich, dass sie mit mir inzwischen ganz entspannt im Wald spazieren geht und mir vertrauensvoll die Führung überlässt :-).

      @Petra: Aufgrund des Umstandes, dass ich nun men erstes eigenes Pferd habe, lese ich natürlich sehr viel im Internet. Dabei stoße ich immer wieder auf Deinen Blog und kann mich mit Deiner Einstellung zu dem Umgang mit Pferden am meisten identifizieren. Normalerweise schreibe ich auch keine Kommentare (und schätze Blogs, YouTube-Kanäle etc. nicht so sehr), aber das musste ich jetzt doch einmal loswerden ;-).

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