Longieren ist mehr als “Zentrifugieren”
Mit der Longe kannst du wunderbar gesunderhaltend trainieren und den Kopf deines Pferdes fordern
Warum die Longe sinnvoll ist
Das Longieren ist ein grossartiger Trainingsbestandteil der Bodenarbeit. Leider wird viel zu oft einfach nur im “Kreis geschleudert”, was weder gut für die Gelenke, noch gut für den Kopf des Pferdes ist. Wenn du aber die Kreislinie richtig nutzt und kreativ einsetzt – ist sie grossartig für deine Bodenarbeit.
- Bodenarbeit mit dem Pferd ist immer eine gute Idee. Damit du Abwechslung in die Bodenarbeit bringen und dein Pferd dabei auch körperlich gut auslasten kannst, kommt die Longe ins Spiel.
- Denn an der Longe können wir die Pferde körperlich sehr gut fordern und fördern. Leider ist das Longieren in der Realität immer eher ein Zentrifugieren und dann kontraproduktiv.
- Damit du kein kopflos im Kreis laufendes oder sogar rennendes Pferd bekommst, solltest du auf ein abwechslungsreiches und fundiertes Training Wert legen.
- Das geht perfekt mit der Longe, wenn du die Biomechanik deines Pferdes und kreative Ideen im Gepäck dabei hast. Dazu kommt, dass wir auch an der Longe kommunizieren und in einen feinen Dialog mit dem Pferd treten wollen.
- Nur wenn dein Pferd geistig und körperlich angesprochen wird, können wir optimal trainieren und dem Pferd helfen, so lange wie möglich fit zu bleiben.
5 konkrete Tipps für das Training an der Longe
Deswegen haben wir jetzt 5 kreative Ideen für schönes und abwechslungsreiches Longieren für dich.
Tipp 1 – Integriere Auszüge aus Gelassenheitsparcours in euer Longen-Training
Schirme, Planen und Co kannst du wunderbar auf dem Platz verteilen und damit optisch für neue Anreize sorgen.
In einem zweiten Schritt, kannst du einzelne Hindernisse vom Gelassenheitsparcours dazu nehmen – wie einen Flattervorhang oder einen Poolnudeltunnel.
Diese Gegenstände kannst du einerseits fürs kreative, motivierende Aufwärmen nutzen, aber auch in die Linienführung eurer Longeneinheit einbauen.
Denn um einen Gegenstand herum biegen sich Pferden beispielsweise besser und wenn die Pferde nach Planen und Co auf dem Boden schauen, gibt es meistens auch einen positiven, rückenaufwölbenden Effekt.
Insofern sorgen diese Gegenstände auf dem Platz nicht nur für geistige Auslastung, sondern bringen auch noch positive körperliche Erfolge mit sich.
“Fördere Kopf und Körper deines Pferdes, dann bekommst du ein sicheres, entspanntes und gesundes Pferd.”
Tipp Nummer 2 – Körperbänder
Körperbänder sind ein Must-Have
Einige Pferdemenschen schwören leider auf Ausbinder beim Longieren. Das ist für uns ein NO-GO am Pferd. Denn sie beeinflussen die Biomechanik negativ.
HIER kannst du mehr dazu nachlesen
Körperbänder sind etwas ganz anderes, denn sie sind eine feine Erinnerung an die Körperbereiche und beeinflussen die Biomechanik dadurch positiv.
Sie sind richtig tolle Gamechanger ohne negativen Nebeneffekt. Man kann sie verschieden am Pferd platzieren und so nach einer kleinschrittigen Eingewöhnungszeit das Pferd wunderbar in einem korrekten, sinnvollen Bewegungsablauf unterstützen.
Körperbänder können die Hinterhand aktivieren, den Rücken aufwölben, den Hals entspannen oder ganz allgemein den Fokus auf verschiedene Körperteile und Bewegungsmuster legen, wodurch sie sanft, schonend und doch effektiv einwirken können.
Wir haben sie in mehreren Längen und Stärken und nutzen sie unheimlich gerne bei der Arbeit am Boden und an der Longe, um das Bewegungsmuster des Pferdes nachhaltig zu verbessern.
Tipp 3 – Je kreativer ihr euch bewegt, desto bessers für das Training an der Longe
Longieren geht nur im Kreis? Blödsinn! Du kannst die unterschiedlichsten Hufschlagfiguren mit deinem Pferd an der Longe durchlaufen:
- Den Zirkel kannst du natürlich immer wieder kreativ verkleinern und vergrößern
- Du kannst Volten am Rand des Zirkels einbauen, wenn du die Longe verkürzt.
- Zusätzlich ist es möglich immer wieder Strecken mitlaufen und so für gerade Linien sorgen.
- Genauso sind Richtungswechsel am mittleren Kappzaumring sinnvoll – durch die Biegungswechsel lockerst du dabei besonders gut.
Wende einfach immer dann entspannt zu wenden, wenn es gerade passt und dein Pferd bereit dafür ist. Du kannst dir aber auch eine Ablauf überlegen und mit deinem Pferd durchlaufen. Das ist grossartig im Schritt oder Trab, um dein Pferd gemütlich aufzuwärmen.
Das sorgt nicht nur für geistige Auslastung, sondern bringt auch noch positive körperliche Erfolge mit sich.
“Longieren ist mehr als Zentrifugieren – es lastet Körper und Seele deines Pferdes aus und kann ein grossartiges Element deines Trainings sein.”
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Tipp Nummer 4 – Ausrüstungsspiele
Es muss nicht immer der Kappzaum sein
Bitte nicht falsch verstehen: Wir lieben Kappzäume und sie sind DAS Tool wenn es um biomechanisch feines und korrektes Longieren geht, aber du kannst auch mal zwischendurch durch die Art des Zaumes oder des Longierens für Abwechslung sorgen.
Zum Beispiel kannst du als Test gerne ab und an am Halsring longieren: Dabei siehst du, ob das Pferd deiner Körpersprache folgt, ob es nach außen zieht und ob die Biegung und die Selbsthaltung auch ohne Zaum noch korrekt zu erkennen sind.
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Durch den Halsring-Test siehst du, an welchen körperlichen Baustellen du vielleicht noch arbeiten kannst und wo deine Kommunikation noch verbessert werden kann. Das ist sehr wertvoll!
Darüber hinaus ist natürlich die Arbeit an der Doppellonge eine willkommene und sinnvolle Ergänzung zum normalen Longieren. Durch die beiden Leinen, kannst du differenziert auf die Kopf- und Halshaltung des Pferdes einwirken und insgesamt für ein tolles, rückaufbauendes Training sorgen. Nebenbei kannst du mit deinem Pferd noch das Verständnis für die Zügelhilfen perfektionieren.
Je nach Bewegungstalent deines Pferdes kannst du Gassen oder Stangen platzieren, um dem Pferd zu helfen seinen Takt in der jeweiligen Gangart zu finden und ausdrucksstärker zu gehen.
Achte dabei auf den korrekten Abstand der Gassen oder Stangen, damit dein Pferd sie auch in der gewünschten Gangart schön laufen kann.
Tipp Nummer 5 – Integriere Stangen, Gassen oder Cavaletti
Das kannst du dann gerade oder auch auf gebogenen Linien nutzen, um deinem Pferd mehr Beinaktion zu vermitteln und es so zu einem schwungvolleren, motivierteren Gang zu trainieren.
Denn grundsätzlich ist es gesünder, mehr Energie in den einzelnen Schritt zu legen, als nach vorne zu rennen.
Wichtig ist – um das Verletzungsrisiko zu minimieren – immer nach den Möglichkeiten deines Pferde zu trainieren. Ist dein Pferd eher tollpatschig, empfehlen wir mit Gassen zu trainieren.
Hast du ein talentiertes Pferd, das Spaß an neuen Dingen hat, kannst du auch Stangen oder Cavaletti nutzen. Denn das macht solchen Pferden oft besonders viel Spaß und lastet körperlich nochmal deutlich mehr aus als „nur“ das einfache Longieren ohne Gegenstände.
Mit all diesen Ideen bekommst du eine grosse Portion Abwechslung in dein Longentraining. Ausserdem trainierst du die Kommunikation mit deinem Pferd – bekommst mehr Motivation und Achtsamkeit.
Warum longieren sinnvoll ist
Das gesunderhaltende Longieren beim Pferd ist sehr wertvoll, um die körperliche und mentale Gesundheit deines Pferde zu fördern und seine Ausbildung zu unterstützen.
Das Longieren bietet eine Vielzahl von positiven Effekten für die Gesundheit und das Wohlbefinden deines Pferdes. Wenn du das Ganze richtig angehst. Durch die korrekte Ausführung beim Longieren werden Muskulatur, Sehnen, Bänder und Gelenke auf schonende Weise trainiert und gestärkt. Es fördert die Beweglichkeit, Koordination und Balance deines Pferdes, was langfristig zu einer verbesserten Körperhaltung und Gangqualität führt. Ausserdem wird die Rückenmuskulatur gestärkt und die Durchlässigkeit verbessert, was sich positiv auf eure Reiteinheiten auswirkt.
Das gesunderhaltende Longieren bietet dir die ideale Möglichkeit, um dein Pferd vor dem eigentlichen Reiten aufzuwärmen oder nach dem Reiten abzukühlen. Durch gezielte Übungen können die Muskeln entspannt und Verspannungen gelöst werden. Es ermöglicht eine sinnvolle Auslastung und Entspannung des Pferdes, vor allem bei Pferden mit hohem Energielevel oder jungen Pferden.
Ein weiterer Pluspunkt des gesunderhaltenden Longierens liegt in der Förderung der Kommunikation und des Vertrauens zwischen Mensch und Pferd. Durch klare und präzise Körpersprache kannst du deinem Pferd die gewünschten Signale vermitteln. Für ein harmonisches Miteinander und eine vertrauensvolle Beziehung am Boden.
Ein entscheidender Faktor für ein gesunderhaltendes Longieren ist die Wahl der richtigen Ausrüstung. Ein gut sitzender feiner Kappzaum ist immens wichtig und sollte deinem Pferd bequem sitzen. Wir empfehlen den Kappzaum ohne Naseneisen, weil das Naseneisen sehr viel Druck und “Schärfe” mit sich bringt – gerne als “feine Signalgebung” bei vielen Shops bezeichnet. Defakto hat es einfach mehr Druck. Wir finden, dass es wichtiger ist das Pferd kleinschrittig auf das Training vorzubereiten und mehr mitzulaufen, so dass das feinere Tool auch perfekt ausreicht. Es ist wichtig, dass dein Pferd sich in der Ausrüstung wohlfühlt und nicht eingeengt oder gestört wird.
Unseren Herzenskappzaum findest du HIER
Bitte verwende keine Longierhilfen. Die Trainer behaupten gerne, dass sie dazu dienen würden, dass dein Pferd in seinen Bewegungen unterstützt würde, ist aber eigentlich ein Zwangsmittel. Hilfsmittel können zu Fehlbelastungen und unerwünschten Verhaltensweisen führen. Stattdessen solltest du dein Hauptaugenmerk darauf legen, dein Pferd durch klare Signale zu motivieren und zu leiten, so dass es selbstbewusst und entspannt mitarbeitet.
Mach dir immer bewusst, dass auf dem Zirkel eine einseitige Belastung für dein Pferd auf Dauer entsteht und dosiere deine Longeneinheiten gut. Baue immer wieder Seitenwechsel ein, um eine gleichmäßige Beanspruchung der Muskulatur zu gewährleisten.
Gesunderhaltendes Longieren beim Pferd ist eine äußerst wertvolle Methode, um die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Pferde zu fördern. Es bietet zahlreiche positive Effekte für die körperliche Fitness, die mentale Ausgeglichenheit und die Beziehung zwischen Mensch und Pferd.
Mit einer korrekten Ausführung, der richtigen Ausrüstung und einer einfühlsamen Herangehensweise kann das Longieren zu einem wichtigen Bestandteil eines ganzheitlichen Trainingskonzepts werden und dazu beitragen, dass unsere Pferde ein glückliches und gesundes Leben führen.
2 Kommentare
Danke für den tollen Artikel. Ich werde es gleich ausprobieren!
Sehr gerne :-)