Sie sind gescheckt, haben Puschelfüße und eine Vielzahl von Namen: Bei uns kennt man dieses Pferd schlicht unter Tinker oder Irish Tinker, in England heißen sie Cob, Gypsy Cob oder Irish Cob und in den USA Gypsy Vanner. Das Besondere an diesem kompakten Pferdetyp: Er entstand aus der Kreuzung verschiedenster Rassen. Heute ist er ein beliebtes Pferd für den Freizeitreiter.
Tinker erkennst du in der Regel auf den ersten Blick: Sie sind nicht zu groß, meistens gescheckt, haben Puschelfüße und einen runden Herzhintern. Die Kleinpferde aus Irland wurden früher vom fahrenden Volk als Zugpferde für ihre Wagen gezüchtet.
In den 90er Jahren kamen sie auf dem europäischen Festland in Mode und sind deswegen heute beliebte und brave Freizeitpferde. Außerdem ist der Tinker einfach nur ein supersüßes Schecken Pferd.
Tinker sind die perfekten Familienpferde – geduldig, freundlich und sensibel.
Kaltblut, Warmblut oder Pony? Tinker haben ein bisschen was von allem. Dabei sind sie zuckersüß mit ihrer haarigen Schnute, haben eine wunderschöne Mähne und ihren wuscheligen Behang. Dafür sind sie unter anderem berühmt. Tinker sind eigentlich immer gescheckt, gelten als freundliche und geduldige Familienpferde und machen ihren Besitzern in aller Regel sehr viel Freude.
Das äußere an diesem Pferd: Behang trifft Schecke
Der Tinker ist eine Mischung aus Pony, Warm- und Kaltblut mit ganz viel Schecken Faktor.
Drei charakteristische Merkmale der Tinker
- Die Größe: Tinker sind Kleinpferde. Ihr Stockmaß liegt zwischen 135 und 160 Zentimetern.
- Der Körperbau: Tinker sind kompakt, starkknochig und können ihre Kaltblut-Vorfahren nicht verleugnen.
- Die Haare: Tinker haben viel Behang. Nicht nur Mähne und Schweif sind dicht und lang.
Die sogenannte Feather, der Behang an den Beinen, bedeckt traditionell nicht nur den Huf, sondern ab dem Sprung- beziehungsweise Karpal-Gelenk das gesamte untere Bein. In dieser Ausprägung sind sie aber nur noch bei den wirklich alten Linien zu finden.
Der typische Körperbau der Tinker
Der quadratische Körperbau und die kräftigen Gelenke und Knochen der Schecken zeugen von den Ursprüngen des Tinkers als Arbeits- und Zugpferd. Dabei lässt er sich auch sehr gut Reiten. Er hat einen kompakten, muskulösen Körper mit einem recht großen Kopf, der auch mal eine Ramsnase sein kann – auch wenn die Zucht heute gerade Profile bevorzugt. Ursprünglich mochte man wohl diese Ramsnase. Generell soll der Kopf heute aber etwas feiner geformt sein als der eines typischen Kaltbluts.
Ein Tinker hat große, klare Augen und eine breite Stirn. Der Hals darf kompakt, aber nicht zu kurz sein. Auch kräftige Schultern mit einer Neigung zwischen 35 und 60 Grad und eine breite wie tiefe Brust gehören zum Rassemerkmal. Die Bauchlinie soll dabei doppelt so lang sein wie die Rückenlinie. Die Zucht will einen insgesamt kurzen, geraden Rücken mit wenig Widerrist, der in einer breiten, muskulösen und gespaltenen Kruppe, dem Herzhintern, endet. Zu steil darf sie aber nicht abfallen.
Die Hufe sind groß, mit breitem Strahl und starken Wänden. Die Gelenke der Vorderbeine sind sauber und gut gewinkelt, die Fesseln haben die gleichen Winkel wie die Schulter und dürfen nicht zu kurz sein. Die Hinterhand ist steiler gewinkelt als die Vorderbeine und ist nach außen geneigt, was bei anderen Rassen als Stellungsfehler gilt.
Charakteristisch für den Tinker ist sein dichtes Fell, sein üppiger Behang, eine volle Mähne und viel Schweif. Gerade die Feather, das Langhaar an den Beinen, wies die Tinker als Pferde der Traveller aus – es war Merkmal und Schmuck zugleich, der mit Stolz gepflegt und vorgezeigt wurde. Viele Tinker haben zudem einen Schnurrbart auf der Oberlippe.
Sind Tinker immer nur schecken?
Tinker oder auch Irish Cobs sind in der Regel Plattenschecken, haben also eine große, zusammenhängende Fellzeichnung. Die sogenannten Piebalds (Schwarzschecken) kommen besonders häufig vor. Auch kleine Pünktchen und Flecken im Fell (Inkspots) sind erlaubt. Es gibt Tinker aber auch als Rappen, Braune, Füchse und Palominos, die dann oft weiße Abzeichen an Kopf und Beinen besitzen. Weiße Flecken am Bauch nennt man „splashed“.
Egal wie ein Irish Cob Horse a.k.a. Tinker aussehen, egal ob ursprünglich oder moderner in der Zucht, Reiten und Kuscheln lassen sich alle.
Der Tinker verfügt über geschmeidige und kraftvolle Gangarten mit gutem Antrieb aus der Hinterhand. Er läut raumgreifend und ausdauernd und besitzt ein ordentliches Galopp- und Springvermögen.
Der Charakter des Irish Cob Horse a.k.a. Tinker
Tinker gelten als sehr ausgeglichen, menschenfreundlich und lieb. Sie sind intelligent, neugierig und gelassen. Deswegen eignen sie sich als Partner für Kinder und Freizeitreiter oder als Therapiepferde, da sie sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lassen.
Zwar wurde der Tinker nicht nach Zuchtbüchern gezüchtet. Dennoch hat sich ein besonderer Charakter herausgebildet: Er ist gutmütig, unerschrocken und zuverlässig, besitzt ein gemäßigtes Temperament und gute Nerven. Aber lasse dich nicht täuschen: Auch wenn der Körper robust wirkt: Tinker sind sensible Wesen, die eine enge Bindung zum Menschen wollen und sich gern anschließen und zusammen arbeiten. Wenn sie anderer Meinung sind, können Tinker manchmal durchaus stur sein, aber niemals aggressiv.
Ist der Tinker ein ideales Freizeitpferd?
Am besten eignet sich der Tinker als Kutschpferd, er macht aber auch dem Freizeit- oder Western- und Geländereiter Freude. Dressurarbeit und kleine Sprünge sind ebenfalls möglich – allerdings immer in Übereinstimmung mit den körperlichen Voraussetzungen. Denn Tinker wurden als Zugpferde gezüchtet: Ihr Gebäude macht sie nicht zum optimalen Reitpferd.
Die Rücken sind oft weich, nicht stabil bemuskelt und nicht sehr tragfähig. Die Versammlung fällt ihnen unter anderem wegen der hohen Aufrichtung von Kopf und Hals schwer. Tinker sind also trotz ihrer robusten Optik keine Gewichtsträger.
Wer einen Tinker kauft, muss ihn ordentlich gymnastizieren, um seine Tragfähigkeit zu stärken und ihn gesund zu erhalten. Nichstdestotrotz macht ihr ausgeglichenes, freundliches Wesen die Pferde zu angenehmen Begleitern.
Die richtige Fütterung und Haltung beim Tinker
Vorsicht bei zu viel Kalorien! Tinker brauchen beim Futter kalorienarme Kost. Dazu gleich mehr. Lass uns vorher kurz über die passende Haltung reden. Tinker fühlen sich in der Herde besonders wohl, da sie ein ausgeprägtes Sozialverhalten besitzen. Deswegen bietet sich eine Herden- und Offenstallhaltung für diese Rasse an.
Wichtig zu wissen: Tinker sind robust und leichtfuttrig.
Ihre Zucht mit dem Ziel ein genügsames Arbeitspferd hervorzubringen, war so ausgerichtet, dass die Tiere trotz kargem Futter viel leisten konnten. Unser Gras auf deutschen Weiden ist deswegen oft zu gehaltvoll für die genügsamen Iren.
Dann wird reines Gras fast schon zu Kraftfutter. Weil Tinker einen sensiblen Stoffwechsel haben, können sie auf Kohlenhydrate wie Stärke und Zucker, wie sie in Getreide und Müslis reichlich vorhanden sind, empfindlich reagieren. Melasse, übermäßig Saftfutter und Trester gehören definitiv nicht auf den Speiseplan, auch synthetische Futterzusätze können den Tinker krank machen.
Typische Krankheiten: Mauke und Stoffwechselprobleme
Wegen ihres starken Behangs können Tinker eine Neigung zur Mauke entwickeln. In aller Regel entstehen diese Themen aber erst bei falscher Haltung und / oder Fütterung. Vorbeugen kann man mit einer regelmäßigen Pflege des Langhaars und mit der Optimierung der Haltung: Matschpaddocks und Bodennässe sind im Winter fast schon eine Garantie, dass die fiese Hautkrankheit zuschlägt. Um das zu verhindern, sollten Tinker sauber und trocken und auf keinen Fall in ihren eigenen Äppeln stehen.
Hinzu kommen klassische Haltungsfehler: Zu wenig Bewegung in Kombination mit zu viel nahrhaftem Futter machen Tinker krank – Stoffwechselprobleme entwickeln sich und bringen das gesamte körperliche Gleichgewicht durcheinander. Eine genetische Veranlagung haben Tinker für das sogenannte chronisch progressive Lymphödem, das wie Mauke in den Fesselbeugen auftritt.
Ursprung und Zucht
Tinker waren die Arbeitspferde des fahrenden Volks, der Traveller, in Irland. Das Wort „Tinker“ bedeutet Kesselflicker und hat eine abwertende Bedeutung. Deswegen wird der Namen in englischsprachigen Ländern nicht benutzt. Gescheckte Pferde galten im Mittelalter und der Neuzeit als nicht edel: Entsprechend leicht gelangten Händler und fahrendes Volk in den Besitz der bunten Vierbeiner.
Die Kesselflicker verdienten ihr Geld, indem sie durch die Gegend reisten und Altmetall einsammelten. Die Pferde zogen die schweren Wägen über lange Zeit und verrichteten harte Arbeit. Entsprechend robust und kräftig mussten sie sein.
- Die Traveller wählten die Anpaarungen nicht nach den Statuen eines Zuchtbuchs aus, sondern nach Charakter und Eignung.
- Der Tinker von heute geht deswegen auf verschiedenste Rassen wie Shire Horses, Clydesdayles, Hackneys und Connemaras zurück. Friesen gehören aber nicht zu den Ahnen, was wegen des Behangs und der Statur oft vermutet wird.
- Die Traveller legten großen Wert auf den üppigen Behang, die Feather, der als Schmuck und Erkennungszeichen ihrer Pferde galt.
- In den 1990er Jahren wurde die Rasse auf dem Kontinent abseits von England und Irland beliebt und so landeten viele Tinker auf dem deutschen Markt.
- Weil die Rasse so in Mode gekommen war, gründete sich 1998 der Zuchtverband Irish Cob Society Ireland Ltd. (ICS). Tinker werden aber nur als Irish Cob und zur Einkreuzung anerkannt, wenn sie die festgelegten Rassestandards erreichen.
- Dafür dürfen sie unter anderem ein Stockmaß von 1,70 Metern nicht überschreiten.
In Deutschland waren Tinker sogar lange keine eigene Rasse. Sie wurden als Rassetyp in unterschiedlichen Zuchtbüchern geführt. Erst seit 2005 gilt ein einheitlicher Rassestandard. Neben Holland führt Deutschland nun ein Ursprungszuchtbuch
3 Tinkerfacts
Warum Tinker toll sind – das sagt die Züchterin
Man sagt immer: „Man kann sich keinen Tinker aussuchen, denn der Tinker sucht sich seinen Menschen selbst aus.“ So war das vor 20 Jahren auch bei uns, denn unsere erste Tinkerstute „Snow“ hat sich uns ausgesucht, als wir eigentlich kein Pferd kaufen wollten.
Die Tinker sind so vielseitig und vielfältig, sie sind gelassen und doch sensibel, sie sind liebevoll und motiviert. Das perfekte Paket für ein Freizeitpferd!
Tinker sind für anspruchsvolle Freizeitreiter, die mit ihrem Pferd eine innige Beziehung aufbauen, entspannen und gleichzeitig einen ehrlichen Partner für reiterliche Ziele möchten.
Die wichtigsten Facts zur rasse der Tinker – Expertise von der Züchterin
Tinker sind supersüß, flauschig und haben einfach knuffige Nasen. Aber sie können natürlich noch viel mehr. Was liegt also näher als eine Züchterin zu dieser Rasse zu befragen. Gerade die feinen und pferdebewussten Züchter kennen „ihre“ Rasse in- und auswendig. Deswegen freuen wir uns sehr, dass sich Andrea und Lisa vom Schrankenschneiderhof die Zeit genommen haben und uns alle Tinkerfragen beantwortet haben.
Pferdeflüsterei.de: Ihr züchtet die süßen Pferde sicher ganz bewusst – warum schlägt euer Herz gerade für die Tinker?
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Man sagt immer: „Man kann sich keinen Tinker aussuchen, denn der Tinker sucht sich seinen Menschen selbst aus.“ So war das vor 20 Jahren auch bei uns, denn unsere erste Tinkerstute „Snow“ hat sich uns ausgesucht, als wir eigentlich kein Pferd kaufen wollten. Sie hat uns gezeigt, wie toll diese Rasse ist und so sind wir ihr verfallen. Die Tinker sind so vielseitig und vielfältig, sie sind gelassen und doch sensibel, sie sind liebevoll und motiviert. Das perfekte Paket für ein Freizeitpferd.
Typische Tinkerfacts – Von der Persönlichkeit bis zur richtigen „Reitweise“
Pferdeflüsterei.de: Wie steht es um typische (gewünschte) Charaktermerkmale / Pferdepersönlichkeit? Was macht eine gute oder typische Tinkerpersönlichkeit aus?
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Hier stößt man vermutlich auf die meisten Vorurteile gegenüber den Tinkern. Leider gibt es davon sehr viele… beispielsweise, sie wären faul, stur oder gar Anfängerpferde. Das ist alles nicht korrekt, denn generell kann man keine Pferderasse so über einen Kamm scheren aber vor allem nicht die so vielseitige Rasse Tinker. Welche Charaktereigenschaften man sich jedoch beim Tinker wünscht, sind Gelassenheit, Menschenbezogenheit, Intelligenz, Motivation und innere Ruhe.
Pferdeflüsterei.de: Man kennt die Tinker ja als Schecken, aber gibt es noch andere typische Fellfarben?
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Diese Ansichtsweise ist inzwischen schon ziemlich veraltet. Früher als Zigeunerpferde sollten die Tinker einfach nur unverwechselbar aussehen und in der Natur auffallen. Dafür waren Schecken natürlich praktischer als andere. Durch die vielen eingekreuzten Rassen sind aber bei Tinkern alle Fellfarben vertreten, die man sich vorstellen kann. Von schlicht, einfarbig über Creme und Silver Gen,Tigerschecken und Schimmel bis zum Plattenschecken ist alles dabei! Lediglich Albinos sind nicht erwünscht.
Pferdeflüsterei.de: Wofür kann man die Tinker besonders gut „einsetzen“? Kutsche? Reiten?
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Dazu sollte man sich die Frage stellen, welche Entstehungsgeschichte die Rasse hat. Der Tinker wurde speziell als Kutschpferd gezüchtet. Sie mussten verlässlich das gesamte Hab und Gut der Zigeuner von A nach B kutschieren, wobei sie lange Strecken hatten aber keine Sprints. Daher sind die Tinker oft vor der Kutsche sehr glücklich und geeignet für gemütliche Schritt- und Trabausdauerstrecken.
Man kann mit dem richtigen Training aber auch reiterlich sehr viel Spaß und Erfolge mit ihnen erreichen. Je nach dem, welches Blut der Vorfahren-Rassen überwiegend vorhanden ist, äußert es sich in den Ressourcen des einzelnen Pferdes. Wir haben beispielsweise auch spritzige, übermotivierte Pferde, die zum Reiten anspruchsvoll sind aber richtig Spaß machen. Genauso sind da welche, die eher bei ruhigen Lektionen oder Zirkustricks ihre Leidenschaft ans Licht bringen oder Ponys, die das Springen lieben. Man sieht immer wieder, wie vielfältig die Rasse ist.
Stopp! Nicht weiterscrollen: Eine Wichtige Info für dich, bevor du dir alle Infos holst
Tinker Pferde – für wen sind sie besonders geeignet
Pferdeflüsterei.de: Für wen oder was ist diese Rasse vielleicht besonders geeignet? Araber sind ja zum Beispiel in der Regel tolle Distanzpferde oder Warmblüter gute Dressurpferde.
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Wir würden sagen, für anspruchsvolle Freizeitreiter, die mit ihrem Pferd eine innige Beziehung aufbauen, entspannen und gleichzeitig einen ehrlichen Partner für reiterliche Ziele möchten. Durch die Vielfältigkeit der Rasse ist eigentlich für jeden etwas dabei.
Pferdeflüsterei.de: Gibt es verschiedene „Unterrassen“ und wenn ja, was unterscheidet sie voneinander?
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Die Rasse hat ja leider je nach Zuchtverband und Land schon unterschiedliche Bezeichnungen, welche minimal andere Zuchtziele oder -durchschnitte haben. Die Gypsy Vanners in Amerika sind groß und mit viel Kaltblut-Einschlag. Die Gypsy Cobs in England sind eher ein kleiner und quadratischer Ponytyp.
Die eigentlich ursprünglichen Irish Cobs aus Irland haben eine Mittelgröße und viel Masse. Die Deutschen haben der Rasse den Namen „Tinker“ gegeben und vermutlich ist hier ein sehr weites Spektrum der Rasse vertreten. Hier sind sie aber in erster Linie Reitpferde, wofür eine gewisse Größe und Rittigkeit benötigt wird.
Tinker und Mauke?
Pferdeflüsterei.de: Stichwort „Gesundheit“: Gibt es typische „Krankheiten“, die sich bei dieser Rasse immer wieder finden? Oder sind sie eher robust und gesund? Und was ist denn mit Mauke und Co? Ist das Rassetypisch oder eher ein Problem falscher Haltung und Fütterung? Denn ich kenne einige Tinker mit Maukethemen…
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Jeder bringt Tinker mit Mauke in Verbindung. Leider aber auch zurecht. Die Frage ist hier aber: Warum haben so viele Tinker Mauke? Unserer Meinung nach aus dem Grund, dass jeder denkt, sie seien robust und brauchen nicht so viel Hygiene oder Gesundheitsvorsorge. Was dann geschieht, ist jedem klar. Das System sucht sich ein Ventil, über das all die schlechten Stoffe aus dem Pferd raus kommen, also als erstes an den Beinen. Und das kann alle denkbaren Ursachen haben: Schlechte Hygiene, Verwurmung, Vergiftung, Inzucht, Fehler in der Aufzucht.
Also ja, die Tinker sind robust, aber nicht so, wie es die meisten interpretieren. Sie brauchen die selbe Versorgung und Haltung wie jedes andere Pferd, beziehungsweise noch weniger Energie im Futter, da sie das aus Irland einfach nicht gewöhnt sind.
Pferdeflüsterei.de: Nehmen wir die Zucht: Wie wichtig sind denn die Blutlinien und worauf wird da bei der Zucht bei euch geachtet? Denn es gibt ja immer wieder typische Themen bei vielen Rassen..
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Wie bei jeder Rasse gibt es begehrte Blutlinien, klar! Aber wir hinterfragen gerne alles, also WARUM ist gerade diese Blutlinie beliebt? Höchst wahrscheinlich, weil viel Langhaar vorhanden ist. Das ist aber nicht alles, was einen Tinker in unserer Zucht ausmacht. Also woher will ich wissen, ob das Pferd rittig ist, wenn keiner der Vorfahren gearbeitet wurde?
Ein weiteres Problem des Themas Blutlinien beim Tinker ist, dass die Abstammung ganz häufig nicht registriert und nachgewiesen ist. Oft findet man selbst erstellte und nicht öffentlich zulässige Stammbäume, in die alles mögliche geschrieben sein kann. Da früher keine Papiere zu den ZigeunerPferden gemacht wurden und die Tinker somit noch eine sehr junge Rasse sind, kann man einfach noch nicht vieles vorhersagen, die Blutlinien sind noch zu „frisch“.
Pferdeflüsterei.de: Worauf achtet ihr bei eurer Zucht? Was zeichnet sie aus?
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Ich denke im Gegensatz zu anderen Züchtern in Europa zeichnet uns unsere Ehrlichkeit und Qualität am meisten aus. Wir achten sehr stark auf Gesundheit, was regelmäßige Wurmkurgabe, Impfungen, Hufbearbeitung, gutes Mineralfutter und eine artgerechte Aufzucht der Fohlen bedeutet.
Wir geben der Abstammung und somit der Gesundheit und Leistung der Elterntiere viel Gewicht in unserer Zucht. Außerdem sind ein korrekter Körperbau und somit gute Reit- oder Leistungseigenschaft ein wichtiger Teil bei uns. Nicht zu vergessen: Freundlicher, neugieriger Charakter! All das oben genannte nutzt dem „Endverbraucher“ Freizeitreiter sehr wenig, wenn das Pferd keine Lust auf den Menschen hat. Deshalb finden wir es so wichtig, dass unsere Zuchtpferde überwiegend eine Leistungsprüfung beim Zuchtverband ablegen, um ihre Qualität hinterlegen zu können.
Haltungsbedingungen für den Tinker
Pferdeflüsterei.de: Gibt es besondere Haltungsbedingungen, die die Tinker brauchen? Spezielles Futter? Spezielle Haltung besonders erwünscht?
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Wie schon bei der Gesundheit erwähnt, braucht der Tinker nichts spezielles. Ein gutes Mineralfutter, gutes Heu, wenig Zucker/Energie, genügend Bewegung und artgerechte, hygienische Haltung sind alles, was sie brauchen um glücklich und zufrieden zu sein.
Pferdeflüsterei.de: Wenn ihr diese Rasse in 3 Worten beschreiben dürftet – welche wären das
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Vielfältig, Haarig, Wunderbar
Pferdeflüsterei.de: Wenn ihr all den Pferdemenschen da draussen etwas in Sachen Tinker mitgeben könntet – was wäre das?
Andrea und Lisa (Schrankenschneiderhof): Lasst eure Meinung nicht von Vorurteilen prägen, sondern legt eure Scheuklappen ab und nehmt euch Zeit, in die Seele des Pferdes zu blicken, die wahre Persönlichkeit des Tieres zu erkennen. Hinter einer robusten Fassade kann so viel mehr stecken als das, was man im ersten Moment zu sehen glaubt.
Nehmt euch die Zeit, euch über die Vergangenheit zu erkundigen und schenkt dem Geschehenen Aufmerksamkeit. Viele Probleme sitzen tief im Pferd, in dessen Vergangenheit oder sogar bei dessen Vorfahren. Hört auf euer Herz und lasst es auch dem Pferd zuhören – Kommunikation ist alles.
Tinker kaufen?
Traditionell werden Tinker in England (Appleby) und Irland (Ballinasloe) auf Märkten einmal im Jahr zum Verkauf angeboten. Da die Tiere in den letzten Jahren aber stark nach Europa exportiert wurden, gibt es auch in Deutschland Tinker, die den Rassemerkmalen entsprechen. Manche irische Züchter reimportieren sogar auf dem Kontintent gezogene Tinker, um den eigenen Bedarf decken zu können. Nicht alle Tiere werden supernett behandelt auf den Auktionen und Transporten. Deswegen erkundige dich – wenn es geht – wo das Pferd herkommt und wie es ihm erging bis zum Kauf. Aber natürlich haben es auch gerade diese Pferde verdient, dass ihnen ein Mensch ein herzliches Zuhause gibt.
Deswegen macht es auch absolut Sinn bei den kleinen und feinen Züchtern in deiner Umgebung zu schauen, so dass dein Pferd einen schönen und sanften und pferdefreundlichen Start in sein Leben hatte. Oder du gibst einem Tinker ein schönes Pferdeleben, der vielleicht ein neues Zuhause sucht. Es gibt immer wieder wunderschöne Tinker, die einen Herzensmenschen suchen, der sich um sie kümmern will und ihnen eine schöne Partnerschaft an seiner Seite ermöglichen will. Wichtig ist, dass du eine AKU machst, wie bei jedem anderen Pferd auch und dir das Pferd genau ansiehst, damit du das richtige Pferd für dich findest. Egal ob es ein Tinker oder eine andere Rasse ist.
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