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Lipizzaner

Er ist der Spezialist für die echte klassische Dressur und Lektionen der hohen Schule: Der elegante, weiße Lipizzaner. Sein kompakter, athletischer Körperbau, sein Bewegungsvermögen und sein gelehriges Wesen lassen ihn auch anspruchsvollste Lektionen wie die Schule über der Erde mit Leichtigkeit erlernen und ausführen. Damit ist er das ideale Pferde für alle Dressurambitionierten!Zuverlässig, robust und gesund, kann der Lipizzaner aber auch ein guter Partner für den gefühlvollen Freizeitreiter sein.

Lipizzaner: Der weiße Dressurcrack aus Slowenien

Edel ist er, elegant und zählt zu einer der ältesten Rassen überhaupt: Der Lipizzaner, früher auch Karster genannt, heißt nach seiner ursprünglichen Zuchtstätte, dem Gestüt Lipica (Sežana) in Slowenien.

Schon seit dem 16. Jahrhundert wurde das Barockpferd als neue Rasse für die Monarchen der Habsburger gezüchtet – das macht den Lipizzaner zu einer sehr alten Kulturpferderasse, vielleicht sogar die älteste. Die Vorführungen der Spanischen Hofreitschule in Wien machten ihn vollends bekannt.

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Größe

Der Lipizzaner hat ein Stockmaß zwischen 148 und 162 Zentimetern. Die perfekte Größe liegt dabei zwischen 153 und 158 Zentimetern.

Farbe

Klar: Den Lippizaner kennt man als Schimmel. Die dunkel geborenen Pferde schimmeln aus und werden im Alter zwischen sechs bis zehn Jahren langsam weiß. Rund 91 Prozent der Rassevertreter sind weiß – es gibt aber auch Braune und Rappen, Füchse und Falben – eben nur deutlich seltener und abhängig von den Zuchtlinien. Früher gab es den Lippizaner in einer sehr großen Farbvielfalt, als Perlinos oder als Schecken. Die Einkreuzung von weißen Arabern soll diese Farben reduziert haben.

Exterieur: Kompakt, stark und mit großem Kopf

Der Lipizzaner ist mittelgroß und hat einen kompakten quadratischen, athletischen Körperbau – er steht voll und ganz im Typ des Barockpferds. Der kräftige Hals ist hoch auf den harmonischen Schultern angesetzt. Manche Lipizzaner haben noch die großen Köpfe des Urtyps mit einer markanten Ramsnamse. Ihre Augen sind groß und schwarz, die Stirn breit. Der kräftige Rücken mit einem gut ausgeprägten Widerrist hat eine mittlere Länge und mündet in einer starken Hinterhand mit runder Kruppe. Die Brust ist breit, die Beine recht kurz und ebenfalls kräftig. Die Fesselung der Rasse ist schräg und ausreichend lang, die Hufe hart und symmetrisch.

Lipizzaner, die mit dem Fokus für den Fahrsport gezüchtet werden, sind etwas größer und länger im Rücken. Der arabisierte Rassentyp hat einen edleren Kopf mit geradem Profil, eine geradere Kruppe. Er ist insgesamt feiner gebaut, erreicht ein höheres Stockmaß und hat weniger Knieaktion.

Mähne und Schweif der Rasse sind fein und gut ausgeprägt.

Lipizzaner gelten als Spätentwickler, die mit frühestens vier Jahren ausgewachsen sind.

Bewegungen: Spezialist für Galopp und anspruchsvolle Lektionen

Lipizzaner besitzen einen schwungvollen, federnden Gang, der Eleganz und Kraft ausstrahlt. Sie haben den Ruf, besonders ausdrucksvoll und ausdauernd zu galoppieren. Doch ihr Körperbau mit den optimal gewinkelten Gelenken und der deutlichen Knieaktion prädestiniert sie für Lektionen der hohen Schule wie Passage oder Piaffe, die sie besonders ausdrucksvoll präsentieren können. Die exaltierten Gänge der Vorderbeine sind typisch für die Rasse.

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Interieur: Temperamentvoll und gelehrig

Der Lipizzaner hat ein lebhaftes Temperament und ein äußerst sensibles Gemüt – und das bringt zwei Seiten. Wer ihn zu nehmen und zu fördern weiß, kann mit einem solchen Pferd schnelle, sogar spektakuläre Ergebnisse im Training erzielen, da der Lipizzaner sehr wissbegierig ist und schnell lernt. Seine Intelligenz und Auffassungsgabe erlauben es ihm, auch schwierige Aufgaben und Lektionen leicht zu erlernen, die er dann mit großer Arbeitsfreude und Leistungswillen zeigt.

Auf der anderen Seite hat der Lipizzaner einen starken Willen. Manchen Zuchtlinien wird eine besondere mentale Stärke zugeschrieben – sie gelten als schwieriger als andere. Damit muss der Mensch umgehen können, denn nur mit Druck beißt man bei dieser Rasse auf Granit.

Insgesamt ist der Lipizzaner kontaktfreudig und menschenbezogen. Er baut zu seiner Bezugsperson eine enge Bindung auf. Dann zeigt er sich als sanft, gutmütig und anhänglich, und begegnet Herausforderungen mutig und entschlossen.

Außerdem gilt er als sehr ausdauern und genügsam.

Der Lipizzaner wurde über Jahrhunderte nach Leistung gezüchtet.

Eignung des Lipizzaners: Prädestiniert für die Hohe Schule

Der Lipizzaner wurde für die hohe Dressur gezüchtet und genau darin liegt seine Stärke: Mental wie körperlich ist er perfekt aufgestellt, um auch die anspruchsvollsten Lektionen wie die Schulsprünge oder Levaden mit Bravour meistern zu können. Manche Linien werden mit Schwerpunkten auf dem Fahren gezüchtet. Im Dressursport sieht man Lipizzaner trotz ihres Talents kaum, dafür werden sie gern auf Shows oder Schauen eingesetzt.

Da der Lipizzaner sensibel und leistungsbereit ist, braucht er einen Reiter, der diese Fähigkeiten schätzt und fördert. Ein Lipizzaner ist wissbegierig und braucht Abwechslung und Auslastung gleichermaßen. Da er als gesund und nervenstark gilt und wegen seiner angenehmen Größe kann er auch einem Freizeitreiter ein angenehmer Partner sein.

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Haltung: robust und langlebig

Lipizzaner gelten als eine der robustesten Rassen überhaupt und als nicht anfällig für Krankheiten. Ihre Herkunft macht sie zu sehr genügsamen Pferden und guten Futterverwertern – zu fettes Gras und zu viel Kraftfutter macht sie krank.

Bei ausreichender Bewegung und einer sorgfältigen Ausbildung, die nicht zu früh beginnt, haben Lipizzaner eine hohe Lebenserwartung von bis zu 30 Jahren. Auch im hohen Alter kommen sie noch in der Zucht oder unter dem Sattel zum Einsatz. Als spätreifes Pferd, sollte ein Lipizzaner frühestens mit vier oder fünf Jahren angeritten werden.

Die Zucht ist ein Unesco-Weltkulturerbe

Die Lipizzanerzucht geht auf das 16. Jahrhundert zurück: Für den kaiserlichen Hof der Habsburger sollte ein ausdrucksvolles und talentiertes Reit-, Fahr-, und Kampfpferd gezüchtet werden. 1580 wurde dafür das Hauptgestüt Lipica (Lipizza) in der Nähe von Triest, Italien, in Slowenien gegründet. Barocke Pferdetypen wie Iberer, Neapolitaner und Fredericksborger, aber auch Araber und Kladruber finden sich in den Ahnen der heutigen Lipizzaner. Die Pferde wuchsen im kargen Karst bei Lipica auf – das förderte Gesundheit, Robustheit und Widerstandsfähigkeit der Rasse.

In der Folge wurden die Lipizzaner mit Hengsten anderer Rassen weiter veredelt. Im 18. Jahrhundert schließlich kamen die sechs Hengste ins Gestüt, die die bis heute bestehenden Hengstlinien begründete: der Frederiksborger Pluto, der Neapolitaner Conversano, die Kladruber Maestoso und Favory, sowie der Neapolitaner Neapolitano sowie der Araber Siglavy.

In der spanischen Hofreitschule Wien wurde die Rasse seit der Mitte des 18. Jahrhunderts trainiert und präsentiert.

Die beiden Weltkriege führten zu Evakuierungen des Gestüts und Verlegungen der Zucht. Seit 1920 werden Lipizzaner im Staatsgestüt Piber in Österreich gezüchtet, wo die jungen Tiere ebenfalls auf Hochalmen aufwachsen. Das Gestüt Lipica führt das ursprüngliche Zuchtbuch. Im Bereich des ehemaligen Reiches Österreich-Ungarn gibt es einige staatliche Gestüte.

Lipizzaner werden heute auch privat überall auf der Welt gezüchtet – in Osteuropa, Italien, Südafrika, den USA oder Australien. Sie haben sich mit den Staatsgestüten 1984 zum internationalen Lipizzanerverband LIF (Lipizzan International Federation) zusammengeschlossen, um ein einheitliches Zuchtziel anzustreben. Damit ein Lipizzaner als reinrassig anerkannt wird, muss seine Abstammung bis auf den Vater der Hengstlinie lückenlos belegt sein. Der Stammbaum der Lipizzaner reicht deswegen immer fünf Generationen zurück.

Trotz der systematischen Zucht und ihrer Berühmtheit sind Lipizzaner keine stark vertretene Rasse. 1995 wurde sie sogar auf die Liste der bedrohten Haustierarten gesetzt.

Das Wissen um die Lipizzanerzucht ist seit 2016 Unesco-Weltkulturerbe.

Lippizaner oder Lipizzaner?

Im ersten Weltkrieg wurde das Gestüt Lippiza evakuiert. Nach dem Kriegsende wurde die Zucht von Italien im Gestüt zwar fortgesetzt – allerdings wurde der Gestütsname zu Lipizza verändert. Die Lippizaner hießen fortan Lipizzaner.

Lipizzanerhengste erhalten übrigens zwei Namen: Der erste benennt die Vaterlinie, der zweite ist der Name der Mutter. Bei den Stuten wird der Name aus den Ahnen mütterlicherseits zusammengesetzt.

 

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