Gebisslos Reiten, mit einer Gebisslosen Zäumung ist der Traum eines jeden Reiters. Dabei reiten die meisten mit Trense – einfach rein ins Maul und fertig?
Neulich auf dem Reitplatz
Petra zu Pferd: So Pferdchen, jetzt geht’s los!
Pferd: Och nöööö – muss das? *stemm die Hufe in den Boden*
Petra zu Pferd: Jetzt zier Dich nicht so, komm mit! *Am Halfter fester zupf*
Pferd: Mmpf! Gut, ich komme mit, aber das heißt noch lange nichts, nur damit Du das weißt! *zottel hinterher*
Petra zu Pferd: Ja brav! Du freust Dich auch schon auf unseren kleine Runde, gell? *halskraul*
Pferd: Können wir nicht einfach nur spazieren gehen oder so?
Petra zu Pferd: Jetzt noch die Trense *sortier* und dann hoppeln wir auch schon los..
Pferd: Ich brauch keine Spange, meine Zähne sind super, siehst Du? *wirft den Kopf hoch*
Petra zu Pferd: Komm her, Du Süßer! Der Reitlehrer sagt, die Trense kommt ins Maul..
Pferd: Neiiiiiin!
Petra zu Pferd: Doch…
Pferd: Neiiiiiiiin , ich will das fiese Metallding nicht im Maul haben!
Petra zu Pferd: Doch, der Reitlehrer sagt, das muss so *schieb einen Apfel mit*
Pferd: Mmmmmh, Apfel!
Petra zu Pferd: Ha!
Pferd: Mischt! Wasch mascht dasch kalte Ding immmeimmm Mund… *seufz* Ischt esch scheische, kann nisch schlucken odr redn…
Petra zu Pferd: Hmmmm – zufrieden siehst Du nicht aus…Vielleicht geht’s auch ohne?
Pferd: Dasch wäre schschschööön…
Wann ist eine Trense angesagt, wann geht gebisslos?
Ich reite auch mit Wassertrense, weil die Pferde meines Reitlehrers mit Trense trainiert sind und weil es sicher Pferde gibt, mit denen man ungerne ohne Trense draußen beim Ausritt unterwegs sein will. Ich muss aber gestehen, dass ich lieber mit Bosal oder LG-Zaum reiten würde und irgendwann, wenn meine Kleine dann bei mir ist und ausgebildet ist, würde ich gerne versuchen sie ohne Trense zu reiten. Sollte das nicht gehen, dann würde ich auch die Trense benutzen. Aber ich bin auch schon mit Sidepull geritten und auch das fühlte sich gut und sicher an. Persönlich nutze ich die Zügel irgendwie umso weniger, umso weniger Gebiss drin ist. Was verrückt ist, aber vermutlich eine psychologische Komponente. Frei nach dem Motto: Wenn da vorne eh nichts ist, kann ich es auch gleich locker durchhängen lassen.
Keine Frage, die Sicherheit geht vor und es gibt Pferde, die sich ohne Trense nicht gut reiten lassen. Das liest und hört man immer wieder. Aber wenn ich mir das Ganze mal aus Pferdesicht vorstelle, dann denke ich, dass es spassigeres gibt, als mit so einem Stück Metall im Maul durch die Gegend zu rennen. Deswegen will ich alles dafür tun und lernen, damit es hoffentlich irgendwann ohne geht.
[blockquote]Stellt euch vor, irgendwer schiebt euch einfach so ein kaltes Stück Metall ins Maul und fertig[/blockquote]
Stellt euch vor, irgendwer schiebt euch einfach so ein kaltes Stück Metall ins Maul und fertig. Damit müsst ihr dann klar kommen, eine Stunde joggen zum Beispiel oder fröhlich im Kreis laufen und dabei auch noch entspannt schauen und ja nicht den Kopf nach oben werfen oder das lästige Ding ausspucken wollen. Also ich würde das nicht wollen, ständig mit so einem Metallbügel in der Fresse (entschuldigt die Wortwahl), durch die Gegend zu rennen.
Es gibt auch Trainer, die sagen, dass sich das Pferd ohne Trense nicht richtig versammeln oder stellen lässt. Ich denke, dass das auch möglich sein muss, wenn man die Seitengänge und die Biegeübungen genug vom Boden aus bei der Bodenarbeit vorbereitet. Ich recherchiere viel zum Thema Gebisslos reiten und freue mich über jede Meinung von Euch zu diesem Thema. Bei meiner Suche nach Infos und Wissen bin ich auch auf einige Studien gestossen und jede sagt etwas anderes.
Was sagen Studien zum gebisslos Reiten?
Es gibt Studien, die sagen, dass das Gebiss sogar die Pferde lockert, weil der Hals locker wird, dadurch, dass das Pferd das Gebiss mit der Zunge aufnehmen muss. Dann gibt es wieder Studien, die sagen, dass das Gebiss krank macht, das Pferd stresst oder die Zunge im Maul quetscht.
Ich frage mich, was richtig und falsch ist. Klar ist auch, dass ein Reiter der nicht gut ist und ohne Gebiss reitet, unter Umständen ständig auf die empfindliche Nase des Pferdes drückt, um es zu lenken, wenn die Gewichts- und Schenkelhilfen nicht so richtig klappen. Es wird sicher auch von Pferd zu Pferd unterschiedlich sein. Nicht jedes springt auf Bosal oder andere Gebisslose Zäumungen an. Manche Pferde legen sich dann auf die Zäumung und sind unter Umständen nicht mehr kontrollierbar. Auch nicht gut.
Mein eigenes Jungpferd wird im Westernreitstil ausgebildet werden. Erst wollte ich es unbedingt Gebisslos ausbilden lassen, aber viele Experten und Bereiter haben mir davon abgeraten, weil das Pferd unter Umständen abstumpft, wenn Anfangs die Anlehnung und Biegung ohne Trense nicht so gut klappen will. Andere Experten wiederum sagen, dass es nicht gut ist für das junge Kiefer gleich mit einem Gebiss arbeiten zu müssen und sie Jungpferde unbedingt gebisslos anreiten. Ich bin noch unentschieden und vielleicht liegt der Königsweg wie so oft in der Mitte.
Ich habe mittlerweile einiges zu dem Thema gelesen und bin grundsätzlich mehr auf der Seite der Gebisslos-Logik – wenn es mit meiner Kleinen machbar ist. Ich möchte das Reiten mit Gebiss auch gar nicht verteufeln. Sicher ist jedes Pferd anders und jedes Pferd verdient auch eine eigene Herangehensweise an das Thema, jeder Reiter ist anders und manche werden sicher auch mit sanftem Zügel fein reiten können. Aber trotz allem habe ich auch ein großes Vertrauen in die Wissenschaft, die zu dem Thema: Gebiss, ja oder nein? immer mehr forscht und immer öfter zu eindeutigen Ergebnissen kommt. Dann gibt es ja auch noch diese faszinierenden Menschen, die ganz ohne Zügel oder nur mit einem Halsring reiten. Auch da funktioniert es, das Pferd sieht entspannt aus und lässt sich lenken. Das finde ich persönlich erstrebenswert und habe mich deswegen mit dem Thema: „Trense – ja oder nein?“ beschäftigt. Da stösst man sehr schnell vor allem auf zwei Studien. Einmal von einem Professor aus Amerika, der renommierter Tierarzt und Buchautor ist. Professor W. Robert Cook von der Tufts University gilt als ausgewiesener Experte für Atemwegserkrankungen. Er führte mit über 100 Pferden eine (zugegeben umstrittene) Studie durch, um herauszufinden, ob Zaumzeug mit Gebiss für die Pferde schädlich oder stressig ist. Dafür lies er die Pferde mit Gebiss laufen und ohne, untersuchte die Kiefer und machte Langstrecken- und Konditionstests. Laut Cook können Pferde biologisch nur entweder fressen oder laufen. Haben sie ein Gebiss im Mund, wird der Fressreiz ausgelöst und sie speicheln, das setzt sie wiederum in Stress, da sie ja eigentlich laufen müssen, während wir da oben auf ihrem Rücken sitzen und Leistung verlangen, während sie das Gebiss im Mund tragen und eigentlich gerade so gar nicht leisten können. Cook glaubt sogar, dass der Tod einiger Rennpferde vom Tragen des Gebisses kommt. Das Gebiss stellt laut Cook eine Schmerzquelle dar, die die Balance und das Seelenleben des Pferdes, genauso wie seine Gesundheit beeinträchtigt. Cook ist zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Gebiss beim Pferd Widerstand hervorrufen muss und Widerstand, das wissen alle Reiter, macht sowohl dem Pferd als auch dem Reiter so gar keinen Spaß. Also müssten wir doch eigentlich schon aus Egoismus auf das Gebiss verzichten. Er glaubt, dass durch das Gebiss einige Krankheiten und Probleme hervorgerufen werden können, die bis zu dem Zeitpunkt seiner Studie mit dem Thema Gebiss so gar nicht in Verbindung gebracht wurden. Luftröhrendeformationen zum Beispiel, Kieferprobleme, Störung der oberen Luftwege, Kopfschütteln des Pferdes, Stress beim Reiten. Dahinter stecke laut Cook ein einfacher biologischer Vorgang. Schieben wir dem Pferd das Gebiss ins Maul, erhält das Pferd das körperliche Signal: Du hast was im Maul, also musst Du fressen. Zungendruck plus Mundschluss löst einen Reflex aus, der nun einmal Fressen heißt. Das war schon immer so, sagen diverse Studien, das liegt in der Natur des Pferdes. Das Pferd kaut, der Speichel fliesst, das Pferd will die Nahrung in die Speiseröhre schieben, das geht aufgrund seiner Anatomie nur, wenn gleichzeitig die Luftwege durch die Speiseröhre abgeschlossen werden. Laut dem Professor versuchen die Pferde dann das Problem zu lösen, in dem sie ihre Zungenwurzel zurückziehen, wodurch sich dann der Kehldeckel etwas steiler zudrückt und der Speichel nicht mehr so leicht in die Luftröhre kommen kann, aber gleichzeitig wird natürlich auch der Luftweg eingeengt und es kann weniger Sauerstoff aufgenommen werden.
„Dieser ganze Sabber ist für das Pferd ein Ärgernis, wenn es tief und viel Atmen muss.“ so der Professor aus Amerika.
Pferde, die so vor sich hinschäumen beim Reiten, sind laut Cook nichts Gutes. Es heisst ja immer so schön, dass sie dann zufrieden sind. Nix da, sagt Cook! Sie sind nicht entspannt, sondern gestresst. In der Natur, so der Professor, würden die Pferde ja auch nach längeren Rennstrecken ein trockenes Maul behalten. Klingt logisch, finde ich. Leider sind Pferde leidensfähig und kooperativ ohne Ende, deswegen quälen sie sich, laut Cook und anderen Experten, trotzdem durch und versuchen zu leisten, was von ihnen gefordert wird. Cook sagt ganz klar: Trensen mit Gebiss sind Tierquälerei. Deswegen hat er das Bitless Bridle erfunden, eine gebisslose Zäumung mit verschiedenen Druckpunkten am Pferdekopf, um einen zu starken Druck auf die Nase zu vermeiden.
Es gibt noch mehr Studien die sagen, dass es schlecht ist, Pferde mit Gebiss zu reiten. Dass sich zum Beispiel durch das Metall im Maul, die Speichelzusammenstellung ändert und Koliken entstehen können. Röntgenuntersuchungen von Pferden, die mit Gebiss geritten werden, zeigen zum Teil innere Verletzungen eines Teils des Unterkiefers, an den das Gebiss schlagen kann.
Eigentlich kein Platz für ein Gebiss
Eine Studie der Uni Hannover kam (interessanterweise im Auftrag eines Gebissherstellers) zu dem Ergebnis, dass im Pferdemaul eigentlich kein Platz für das Gebiss ist. Die Zunge liege glatt am Gaumen auf – heisst also, dass wir dem Pferd jedes mal beim Gebrauch der Zügel die Zunge unter Umständen quetschen. Da drängt sich doch die Frage auf, warum wir trotzdem auf das Metall im Pferdemaul bestehen? Wenn diese Studien Recht haben, müsste eigentlich jeder vernünftige Mensch sagen: Nö, ist gut, war ein Fehler, ich lerne bessere Gewichts- und Schenkelhilfen zu geben und reite ohne, wenn all diese Studien Recht haben. Das weiß ich natürlich nicht sicher, aber sie klingen zumindest logisch. Die Antwort ist vermutlich: Weil wir es schon immer so gemacht haben. Das finde ich schwierig, weil die Dinge nicht immer gut sind und man vorhandene Traditionen und Verhaltensweisen hinterfragen kann. Genau wie übrigens auch diese Studien. Vielleicht haben sie auch nicht Recht und es ist eigentlich nicht gut, ein Pferd Gebisslos zu reiten wegen der fehlenden Anlehnung und Versammlung.
Unsicher, was richtig ist!
Ich bin sehr unsicher, was das Richtige ist und werde natürlich zusammen mit dem Pferd entscheiden. Will heißen, sobald sie geritten werden kann, werde ich testen, mit was sie sich am wohlsten fühlt und am sanftesten lenken lässt. Dann hört und liest man immer wieder, dass ein Pferd ohne Gebiss nicht kontrollierbar sei. Diese Aussage wiederum strafen Reiter Lügen, die ihr Pferd nur mit Halsring durch die kompliziertesten Lektionen reiten. Also liegt es vermutlich daran, dass es einfacher für uns Reiter ist.
Viele Reiten müssten sich fragen, was sie ihrem Liebling so lange angetan haben
Und dann ist es doch so, dass viele Reiter ihre Pferde lieben und sich dann vermutlich fragen müssen, was sie ihrem Liebling so lange „angetan“ haben, wenn sie die Studien ernst nehmen und wer hinterfragt sich und sein Tun schon sehr gerne. Ich gehe also erstmal davon aus, dass das Pferd ohne Gebiss vermutlich schmerzfreier, entstresster und gesünder lebt, mal ganz abgesehen davon, dass es uns vermutlich glücklicher auf seinem Rücken trägt. Um wieder zu dem Anfangsgedanken aus meinem Artikel zurückzukommen… Ich persönlich würde auch nicht gerne mit einem Metallbügel im Maul durch die Gegend rennen. Ich kenne das auch von den Schulpferden, die ihren Kopf freiwillig in das Halfter senken, aber beim Trensen, sobald es ans Gebiss geht versuchen das Maul so lange wie möglich geschlossen zu halten, manchmal auch den Kopf leicht hochnehmen. Da habe ich mich schon auch gefragt, ob das vielleicht auch einfach eine Abneigung gegen das Gebiss ist, weil das Gebiss schmerzt oder bilde ich mir das nur ein? Es ist so schade, dass die Pferde nicht wirklich reden können und uns sagen können, wie sie es gerne hätten.
Es soll beiden Spaß machen, Pferd und Reiter
Ich persönlich habe für mich beschlossen, dass mein eigenes Pferd am liebsten ohne Gebiss geritten werden wird. Und wenn es mehr reiterliches können, dank Schenkel und Gewichtshilfen bedeutet, mehr Zeit, bis komplizierte Figuren auch möglich sind, dann ist das eben so. Es soll ja beiden Spass machen, Reiter und Pferd. Wenn man sich dafür entschieden hat, auf das Metall zu verzichten, stellt sich die Frage: Und jetzt? Was nun? Wie mache ich es dann? Im Western gibt es das altkalifornische Zaumzeug, das Hackamore, das aber sehr scharf sein sollen, weil es direkt und hart auf den Nasenrücken des Pferdchens einwirkt und das kann wohl genauso fies sein wie ein Gebiss, weil in der Pferdenase viele empfindsame Nerven verlaufen. Andererseits sagt ein Trainer wie Bernd Hackl, dass das Bosal mehr über die raschelnden Geräusche bei der Bewegung auf den Nasenrücken wirkt und mit sanfter Reiterhand auch ein sanfter Zaum ist.
Bei meiner Recherche bin ich am Ende bei drei Zaumzeugen hängen geblieben, die ich sobald das eigene Pferd auf dem Hof steht, zusammen mit ihr ausprobieren möchte. Das erwähnte Bosal als eines davon. Den LG-Zaum, der über ein Rädchen funktioniert, an dem die unterschiedlichen Riemen befestigt sind und je nach Einstellung soll er an unterschiedlichen Druckpunkten, auch am Kopf, wirken. Klingt logisch, aber man hört viel Widersprüchliches. Eine Bekannte zum Beispiel sagte mir, dass es sich oft „verheddert“ und dann dem Pferd seitlich ins Maul drückt. Oder dass der Druck im Genick viel schlimmer sei als der Druck am Mundwinkel durch das Gebiss. Dann gibt es noch das Bitless Bridle, dass Professor Cook im Anschluss an seine Studie entwickelt hat. Das klingt mindestens genauso logisch und gut, wie der LG-Zaum, weil es auch an verschiedenen Punkten des Pferdekopfes Druck ausüben soll, um möglichst zart und sanft im Gebrauch zu sein. Das ist aber auch umstritten. Experten – wie Mark Rashid zum Beispiel auf meine Nachfrage – halten nicht viel von der Konstruktion des Zaumzeugs und empfehlen eher das Bosal.
Das Pferd fragen, was es am liebsten mag
Am Ende werde ich einfach mein Pferd „fragen“, was es am liebsten mag. Es gibt eine kleine aber feine Gemeinde, der Gebisslosen Reiter, die immer mehr anwächst, nach allem, was ich zu dem Thema gelesen haben, kann ich nur sagen, dass es hoffentlich immer mehr werden und ich alles versuchen werde, um zu einer guten Reiterin zu werden, die „gebisslos“ durch die Pferdewelt kommt. Sofern unser beider Sicherheit dabei gewährleistet ist und sie sich auch wohler fühlt ohne Gebiss. Am Ende müssen wir das nehmen, bei dem wir am Besten miteinander klar kommen. Mal sehen ob es klappt, ein bisschen Zeit habe ich ja noch, bis meine Kleine ausgebildet ist, will aber bis dahin auch Kurse machen, die Gebisslos Reiten beibringen, weil die Handhabung des Gebisslosen Zaumzeugs eine andere ist, die man natürlich auch lernen und kennen muss.
mein erstes Pferd hat mich auf dad gebisslose Reiten gebracht. Sie hatte große Probleme mit jeglicher Art von Gebiss. Die hat sich ständig an ihrem Speichel verschluckt und husten müssen. Ich habe viel Gebissloses ausprobiert, das Sidepull war für nix, die Hackamore hat sie nicht gemocht. Das Bittless Bridle war dann unsere Lösung, sie war aufmerksam, wunderbar zu reiten und sehr offensichtlich sehr glücklich damit. Mein zweites Pferd kennt diese Zäumung schon seitdem sie zwei Jahre alt ist, wir gehen damit spazieren und machen Bodenarbeit. Auch sie ist sehr gut kontrollierbar damit.
Das einzige Problem damit ist, dass ich mir nicht sicher bin, ob man strafrechtlich auf der sicheren Seite damit ist, falls ein Unfall mit Personenschaden im Gelände oder auf der Straße passieren sollte. Bisher habe ich nur die (unbefriedigende) Antwort erhalten, dass dies im Einzelfall entschieden werden kann.
Hallo liebe Dolores, dazu gibt es glaube ich wirklich keine guten Infos. Deswegen setze ich an dieser Stelle auf meine Haftpflichtversicherung – zumindest für den finanziellen Part. Ich bin bei den Helden – schau mal hier findest du die Infos: https://www.pferdefluesterei.de/pferdehaftpflicht-versicherung/ Liebe Grüße, Petra
Liebe Petra, zu Beginn möchte ich sagen, dass ich es toll finde, dass du du zu solchen aktuellen Themen Artikel schreibst und so offen und ehrlich über das Thema berichtest. Ich frage mich auch schon sehr lange, wie man denn ein Pferd nun am Besten reiten sollte – Mit Gebiss oder ohne? Ich habe mich mal ein bisschen informiert und einige Artikel im Internet, sowie die Meinungen angesehener Pferdetrainer angeschaut. Ich persönlich habe nicht viel Ahnung von den Unterschieden der Zaumzeuge und Gebisse, aber wenn ich sehe wie manche Leute das Gebiss gebrauche, nämlich als Zwang-und Druckmittel, dann wird mir wirklich schlecht. Das Gebiss sollte eine Hilfe zum Dirigieren und Lenken des Pferdes sein und doch verstehen das viele Menschen nicht. Meiner Meinung nach ist der entscheidende Punkt, wie der Reiter das Gebiss benutzt-als Druckmittel oder als Hilfe. Man sollte mehr mit Gewichtsverlagerungen und Schenkeldruck arbeiten, als mit dem Gebiss. Doch vor allem bei jungen, unerfahren oder ungestümen Pferden kann ein Gebiss durchaus nützlich sein, wenn man weiß wie man es korrekt benutzt! Wenn man dann ein Verhältnis und Vertrauen aufgebaut hat kann man ohne Gebiss reiten. Das ist angenehmer für das Pferd und es stärkt das Band zwischen Reiter und Pferd. Ich möchte dennoch nicht abstreiten, dass das Gebiss im Pferdemaul Druck und Schmerzen verursacht. Deshalb bin ich ein Freund des gebisslosen Reitens. Und auch hier gibt es wieder hunderte von verschiedenen Halftern, Stricken und Stoffen, die alle ihre Pro und Kontra Argumente haben. Doch von einer Sache bin ich fest überzeugt: Wenn man ein Gespür für Pferde hat und ihre Sprache versteht, dann braucht man kein Gebiss! Ich würde mich freuen, wenn du mir mal zurückschreiben würdest. Alles Gute Kathrin❤️??
Hallo liebe Kathrin, das hast du doch ziemlich schön zusammengefasst. Ich denke auch, dass ein Gebiss bei guten Reiterhänden und je nach Pferd auch eine schöne Sache sein kann, bin aber nach all meinen Infos eher auf der „gebisslosen“ Seite unterwegs. Ganz liebe Grüße, Petra
Liebe Petra,
auch ich habe mich mit dem Thema gebissloses Reiten viel auseinandergesetzt. Ich hatte schon immer ein blödes Gefühl dabei, meinem Pferdchen (oder auch schon früheren Reitbeteiligungen oder Pflegepferden) ein Gebiss ins Maul zu schieben. Das fühlte sich für mich nie richtig an.
Aber wie das so ist … als Kind, als Jugendliche geht man in den „Standard-Reitunterricht“, lernt „klassische Reitweise“. Aber niemand lehrt Dich, zu hinterfragen, ob das alles so richtig ist. Du triffst auf ach so versierte und erfahrene Pferdemenschen, die die Experten sein sollen.
Aber wie traurig ist es, dass schon Kindern im Reitunterricht im Prinzip Gewalt gegenüber dem Geschöpf Pferd beigebracht wird … von wegen Du musst Dich durchsetzen, immer mit den Füßen in die Seite, bis das Pferd sich endlich bewegt, im Maul wird mit den Zügeln herumgerissen und bereits 6jährige Kinder prügeln mit einer Gerte auf den armen Ponys herum. Alles ohne Sinn und Verstand.
Ich habe mich lange mit mir auseinandergesetzt und mich gefragt, was mein Weg sein soll und wie ich mit meinem Pferdekumpel umgehen möchte. Ich musste mir unendlich viele Fehler eingestehen, einsehen, dass auch ich gegenüber Pferden ungerecht war und auch Schmerz zugefügt habe. Alles aus Unwissenheit … und weil das eben so gemacht wird.
Vor einem guten Jahr bekam ich mein Pferd geschenkt. Er galt als schwer reitbar. Als ich das erste Mal auf ihm saß, spürte ich unter mir eine extrem unsichere, startende Rakete. Nach zwei weiteren Versuchen stellte ich alles auf Anfang und bekann bei 0 auf meine eigene Weise, mit gutem Bauchgefühl. Niemand hätte je gedacht, dass man dieses Pferd gebisslos reiten könnte. Aber ich fühle mich so viel sicherer, weil mein Pferd viel zufriedener ist!
Gebisslos reiten bedeutet viel mehr Arbeit an sich selbst, ein Umdenken, vielleicht auch, dass man nicht so „schnell vorwärts kommt“ … aber was stört mich das? Mein Pferd ist jetzt 9 Jahre alt, wir haben noch locker 20 Jahre Zeit, miteinander zu lernen, zu wachsen, ein Team zu werden … Pferde sind Lebewesen … man darf nicht verlangen, dass sie funktionieren.
Ich sage immer: Ich bin dafür da, dass meine Tiere ein schönes Leben haben.
Ich brauchte auch eine Weile, bis ich den richtigen Zaum für uns gefunden habe. Ich bin letztendlich beim Equizaum gelandet. Weil er auch so schön praktisch ist. Alles dran, was man brauchen kann und sehr individuell einstellbar.
Leider muss man sich auch immer wieder mit Vorurteilen auseinandersetzen. Allerdings liegt auch dies meist in der Unwissenheit anderer. Auch der Aspekt mit dem ständigen oder stärkeren Druck auf die Nase wurde oft angesprochen. Da das gebisslose reiten aber mit Impulsen funktioniert und eigentlich hauptsächlich mit Gewichts- und Schenkelhilfen geritten wird, ist das eigentlich gar nicht der Fall.
Ich könnte ewig weiterschreiben … was ich nur wirklich loswerden möchte:
Liebe Pferdeleute: Hinterfragt Euch und Euer Handeln immer wieder!!! Überlegt, was Ihr Euch wünschen würdet, wäret Ihr das Pferd! Und handelt danach!
Liebe Nina, in einem Wort: DANKE! Danke für deinen wunderbaren Kommentar und deine Gedanken zu diesem Thema. Sie sind universell – egal ob Gebisslos oder nicht. Pferdefreundlich und mit viel Zeit sollte unser Weg sein – die Zufriedenheit der Pferde sollte genauso wichtig sein wie unsere eigene. Ich danke dir für deine Worte und schicke dir viele Grüße, Petra
Hat Professor Rober M. Cook ein Buch zu seinen Studien verfasst?
Ich würde diese gerne nachlesen, denn ich finde das Ganze hochinteressant!
Hallo liebe Miranda, soweit ich weiß nein. Ich habe die Studie irgendwann schon mal auf Englisch im Netz gefunden, aber habe den Link nicht mehr. Sorry. Wenn ich sie mal wiederfinde, packe ich sie dir hier noch in den Kommentar. Aber er hat eine Webseite – vielleicht schickt er sie dir, wenn du ihn kontaktierst :-) Viele liebe Grüße, Petra
Hallo Reiter, mir ist es egal wer was glaubt zu wissen, ich mache mein Ding und benütze meinen Kopf dazu.
Also meine Pferdegeschichte : Vor zwei Jahren hatte ich einen Motorradunfall, linkes Bein weg und linker Arm unbrauchbar, da das Ellenbogengelenk zertrümmert wurde und alles mögliche abgerissen ist. Mein Hobby bis dahin war kraxeln in den Allgäuer Alpen. So kam mir der Gedanke, ein Pferd muss mir die Beine ersetzen und dann geht es wieder in die Berge, hurra.
Da ich nicht viel Ahnung hatte kaufte ich Bücher über Westernreiten, Wanderreiten und Pferde. Nach drei Monaten wurde selektiert und ich kaufte beim Nachbarn eine Quarter Stute und einen Paint Walach ( 8 und 7 Jahre alt) , beid wurden nur wenig beachtet und standen hinter Gittern,
Was füer mich nicht in Frage kam war Eisen an den Hufen, Eisen im Maul und Gitter im Quadrat.
Das habe ich durchgesetzt und nun kam das ware Wanderreitleben, Das fing so an, der Wallach lahmte plötzlich und die Diagnose war eine kaputte Hufrolle, einige Abzesse, die Stute bekam eine Rehe und ebenfalls Abzesse. Ich wechselte Tierärzte, die Ställe und die Damen die mir helfen sollten aus mir einen Reiter zu machen und aus den Pferden Reittiere. Nach zwei Jahren habe ich nun zwei sehr tolle Pferde, die jeden steilen Hang nehmen und nach 5 Stunden kraxeln traurig sind, dass der Tag schon zu Ende ist. Nun die Pointe der Geschichte, wir reiten mit Dr. Cook Bitless Bridle, hat sich als die beste Lösung herausgestellt. Stellt euch vor man wüsste nichts von Trense, man würde diese wohl heute kaum erfinden.
Güße aus dem Allgäu Helmut (76)
Hey Helmut, den gesunden Menschenverstand und die Empathie sind sowieso die besten Ratgeber fürs Tiertraining :-) Toll, dass du und deine Pferde einen so guten Weg miteinander habt und alles Liebe, Petra
Liebe Petra,
die Ausrüstung ist meiner Meinung nach immer eine schwierige Frage. Für alles gibt es Pros und Contras und man sieht immer Leute bei denen das eine oder das andere funktioniert.
Es gibt Leute die können wunderschön mit Halsring reiten und das Pferd geht in guter Anlehnung sogar Versammlung. Dann gibt es aber auch Menschen die haben zufriedene Pferde mit Gebiss.
Ich will hier gar nicht Partei ergreifen für eine Seite sondern nur erzählen wofür ich mich entschieden habe.
Mein Ziel ist es in allem mit so wenig wie möglich auszukommen. D.h. in der Ausbildung von meinem Pony aber auch mit meiner Reitbeteiligung versuche ich unsere „Hilfsmittel“ und als das sehe ich Zäumungen, Halftr usw. so gering wie möglich zu halten. Ich habe für mich entdeckt, je weniger Ausrüstung man hat umso ehrlicher kommuniziere ich mit dem Pferd.
Ich selber bin nicht so die begabteste Reiterin. Ich kann es ganz ordentlich, aber ich bin leider auch nach vielen Jahren nicht so weit, dass ich sagen würde ich kann richtig gut reiten. Aus diesem Grund benötige ich persönlich nach wie vor Hilfe beim Reiten um mich meinem Pferd verständlich zu machen. Also hat meine Reitbeteiligung ein Kopfstück an. Nicht, weil ich denke, dass es notwendig ist um das Pferd zu kontrollieren, sondern weil ich nicht fähig bin meinem Pferd alleine mit Gewichts- und Schenkelhilfen zu sagen was ich von ihm gerne möchte. Meine Einstellung zu dem Thema ist eigentlich einfach gesprochen „Wenn etwas ohne klappt, warum soll ich es dann benutzen“. Heißt, wenn ich ohne Gebiss reiten kann, würde ich keines benutzen. Da mein Ziel ist, Dinge zu minimieren reite ich momentan einfach mit Kappzaum.
Ebenso sehe ich es mit Halfter. Mein Pony hat z.B. kein Knotenhalfter. Ich persönlich sehe den Sinn für uns nicht. Meistens arbeiten wir komplett frei. Allerdins können wir noch nicht vom Trainingsplatz zur Weide frei laufen ohne einen Abstecher zum Gras zu machen. Also benutze ich hier ein Halfter. Ein Halsring funktioniert auch noch nicht. Das ganz normale Stallhalfter funktioniert also benötige ich kein Knotenhalfter. Auch hier ist mein Ziel wieder irgendwann ganz ohne auszukommen, aber das ist ein Weg für uns und auf diesem benutze ich Hilfsmittel. Aber sie sind für mich persönlich eine Art Krücke bis ich ohne laufen kann.
Nur das Argument dass man ein Pferd mit Gebiss besser halten kann als ohne ist für mich kein Argument. Hier spreche ich aus Erfahrung. Mein erstes Pferd war ein Durchgänger im Gelände. Wir haben den Hof im Galopp verlassen und sind im Galopp wieder heimgekommen. Es war furchtbar. Im Stall wurde mir zu immer schärferen Gebissen geraten. Damals habe ich es in meiner Verzweiflung ausprobiert, was mir heute noch sehr leid tut. Ich bin ihn irgendwann mit blanker Kandarre im Gelände geritten. Wofür ich mich heute abgrundtief schäme. Gelöst hat es unser Problem nicht, denn das Pferd hat auf keines der Gebisse gehört. Nach viel Bodenarbeit, Vorbereitung und Überwindung von Ängsten meinerseits waren wir irgendwann soweit und sind nach über 2 Jahren wieder ausgeritten. Diesen Ausritt haben wir mit Stallhalfter gemacht und ich konnte mein Pferd in allen drei Gangarten reiten und jederzeit bremsen. Ein Pferd was nicht anhalten will, kann ich auch mit dem schärfsten Gebiss nicht stoppen. Im Gegenteil ich habe erlebt, dass der Schmerz durch das Gebiss erst recht dafür sorgt, dass das Pferd weiterrennt.
Mein Kommentar ist glaube ich etwas durcheinander. Ich hoffe man versteht was ich sagen will.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam, ich habe Deinen Kommentar in einem Rutsch gelesen und kann nur schreiben: Genau!!! So sehe ich das auch. Ich mag diese Dogmen nicht – dieses „nur so oder so geht es“. Ich finde genau wie Du, dass man im Einzelfall entscheiden muss, was okay ist für das Pferd und was nicht, womit das Tier sich am wohlsten fühlt. Auf jeden Fall finde ich aber auch – genau wie Du :-) – dass man mit so wenig wie möglich auskommen sollte. Es gibt Hilfsmittel, wie Ausbinder, die ich mittlerweile verurteile. Weil ich glaube, dass sie das Pferd auf Dauer krank machen und Symptome nur überdenken. Der Reiter kann sich im Glauben wiegen, dass doch alles super ist, weil der Kopf ja „unten“ ist. Aber dass das eigentlich Blödsinn ist und kontraproduktiv, weil es zu Verspannungen führt – das glaube ich absolut. Deswegen würde ich lieber gar nicht reiten, bevor ich Maulsperre, Ausbinder oder anderes dieser Art nutzen würde. Wenn die Vertrauensbasis stimmt, das Pferd liebevoll und geduldig trainiert wird und der Pferdemensch auf die Gefühle und Stimmungen des Pferdes achtet, dann geht es sicher mit so wenig wie möglich. Das was Du mit der Kandare beschreibst, habe ich jetzt schon öfter gelesen. Dass so mancher Durchgänger mit einer gebisslosen Zäumung zum Verlasspferd wurde, das sollte den Reitern da draussen doch zu Denken geben. Ich werde meine „Kleine“ später „fragen“, wie sie es haben möchte, in dem ich Gebisslos anfange und ausprobiere, wie zufrieden sie damit wirkt und wie sicher wir dann miteinander klar kommen. Wenn ja – Bingo! Dann bleibt es dabei :-) Liebe Grüße, Petra