So oft erreichen mich Mails. Viele liebe Mails. Mails in denen sich Menschen Gedanken um ihre Pferde machen. Mails, die mich berühren, weil sie von der Liebe und Sorgfalt sprechen. Mails, die zeigen, dass es da draußen viele wunderbare Pferdemenschen gibt und ich möchte euch dafür danken. Aber leider erreichen mich immer wieder auch Mails von Menschen, die eine schnelle Lösung für ihr Problem suchen. Denen ihr Pferd drei oder vier Sätze an eine Internetseite wert ist. An diesen Mails fehlt mir etwas. Etwas, das mir generell in der Pferdewelt immer wieder fehlt.
Das Mitgefühl. Mitgefühl für die Ängste und Sorgen der Pferde, für die Gefühlswelt der Tiere, für ihre Bedürfnisse und Probleme. Und ich frage mich, ob diese Menschen sich auch in ihr Pferd hineinversetzen. Ich will damit nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen, sondern einfach nur darüber sprechen ob wir vielleicht einen neuen und anderen Blickwinkel brauchen. Ob wir nicht vielleicht öfter mal die Welt mit den Augen unserer Pferde sehen sollten. Wertschätzend, achtsam und mitfühlend sein sollten. Egal wie hektisch es im Alltag ist, egal was die Reitlehrerin oder die Stallkollegen sagen und egal ob wir uns schon Ziele für den Tag, die Woche oder das Jahr gesetzt haben.
Es ist auch ein Stückweit unser Zeitgeist. Wir wollen schneller, höher und weiter und das am besten bitte gestern. Alles muss sofort sein und ohne viel Aufwand funktionieren. Und auch Pferde müssen zu oft funktionieren, so scheint es mir.
Klar, es ist auch eine Sicherheitsfrage. Wenn wir an einer Straße stehen, ist es wichtig, dass das Pferd zuhören kann und das „Stopp“ kennt. Wenn wir mit den Pferden unterwegs sind, wird es zu einer Sicherheitsfrage, dass die Kommunikation funktioniert. Wenn die Hufe bearbeitet werden müssen, wird es zu einer Sicherheitsfrage für den Schmied, dass das Pferd ruhig bleibt. Das kann ich verstehen und finde es auch äußerst wichtig. Aber es ist auch wichtig anzuerkennen, dass Pferde das meiste mit uns erst lernen müssen, weil es wider ihre Natur ist.
Hufe geben – wie kann man es beibringen?
Meine Jungstute zum Beispiel hatte offensichtlich keine besonders ausgeprägte Grundschule genossen. Hufe geben ging anfangs so gut wie gar nicht. Wir haben Schritt für Schritt daran gearbeitet mit verschiedenen Übungen.
Hier unsere Übungsreihenfolge:
Schritt 1: Leichtes antippen der Gerte am Huf – sofort aufhören und loben sobald das Pferd den Huf anhebt
Schritt 2: Anfassen an den Beinen üben – streicheln, kraulen
Schritt 3: Bein anfragen durch leichtes antippen der Finger am Fesselgelenk – sofort loben, wenn das Bein gehoben wird
Schritt 4: Anheben, kurz abklopfen, damit sich das Pferd an die Geräusche gewöhnt – sofort wieder absetzen und loben
Schritt 5: Immer länger festhalten und bei jedem Huf loben und bedanken
Hufe kratzen ist mittlerweile kein Thema mehr, wenn es nicht zu lange dauert. Die Vorderhufe können entspannt in die Maniküre. Trotzdem ist der Besuch des Barhuf-Pflegers nach nun 5 Monaten immer noch nicht jedes Mal Vergnügungssteuerpflichtig sobald es an die Hufe der Hinterbeine geht. Sie versucht das Bein durch „Angeln“ wiederzubekommen, weil sie das Gefühl offenbar nicht mag, ihr Bein länger als ein paar Minuten in fremde Hände zu geben. Von Mal zu mal wurde es besser. Bis zum letzten Besuch des Barhuf-Pflegers. Da konnte ich nicht, weil ich verletzt auf dem Sofa liegen musste, ein Fremder musste an ihre Hufe, es war windig an diesem Tag, warum auch immer – sie wollte ihre Hinterhufe wieder nicht länger als 1-2 Minuten hergeben.
Danach: Wackeln und treten, um den Huf wieder Richtung Boden zu bekommen. Das Pferdegesicht dabei? Entspannt, aber leicht missmutig. Angst hat sie also keine, aber sie mochte es auch nicht besonders.
Ich könnte jetzt wütend werden oder mich ärgern oder fluchen. Immerhin ist das Verhalten ein kleiner Rückschritt, wir konnten das schon mal besser. Aber ich sehe in ihre Augen und denke mir, dass es ihr ja offenbar nie so ausführlich als Fohlen gezeigt wurde. Dass es deswegen noch lange keine Selbstverständlichkeit für sie ist. Dass sie noch jung ist. Dass es für sie erst einmal unlogisch ist ihr Bein in fremde Hände zu geben. Dass es für sie als Fluchtpferd schwierig ist auf drei Beinen auszuharren. Ich freue mich daran, dass es eigentlich jedes Mal besser wird.
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Und frage mich, warum es beim letzten Besuch des Hufschmiedes wieder schlechter war. Vielleicht weil es sehr windig war und mehr Blätter geraschelt sind. Vielleicht weil sie rossig war. Vielleicht weil ich es nicht selbst machen konnte aufgrund einer Knieverletzung und sie anderen Händen an ihrem Bein weniger vertraut. Ich weiß es noch nicht. Aber ich werde daran arbeiten und ich bin ihr nicht böse. Es ärgert mich nicht und es nervt mich nicht. Ich bin auch nicht enttäuscht, dass es nach all den guten Tagen wieder einen schlechteren Tag gab.
Es tut mir viel mehr leid für sie, dass sie sich bei ihrem rechten Hinterbein unwohl gefühlt hat und ich sie dieser Situation aussetzen musste. Aber es ist auch wichtig, dass ihre Hufe gepflegt werden. Deswegen müssen wir einen gemeinsamen Weg finden, um ihr zu zeigen, dass es in Ordnung ist, was ich von ihr will. Und um sie nicht durchzuzwängen durch etwas, das sie offensichtlich noch nicht versteht.
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Denn jeder Schritt mit dem Pferd macht Spaß, jedes bestandene Abenteuer schweißt zusammen und auf jeden Rückschritt wird irgendwann auch wieder ein Fortschritt folgen. Aber ich glaube fest, dass diese Fortschritte nur echt und ehrlich sind, wenn sie nicht erzwungen werden mit Gewalt und zuviel Druck, sondern wenn das Pferd lernt sie nach und nach freiwillig zu geben und gemeinsam mit uns voranzugehen.
Der Weg? Wir gehen wieder einen Schritt zurück, stellen das andere Training beiseite und gehen die ganze Grundschule nochmal Schritt für Schritt zusammen durch. Immer wieder in kleinen Schritten, solange bis sie sich wohlfühlt. Jeder Huf wird ausgiebig gelobt, nur kurz gehoben – nur solange sie es ruhig zulässt. Immer länger. Solange bis sie sich wohlfühlt dabei. Mit einem Lächeln und viel Lob für das Richtige.
Worum es mir dabei geht? Es ist in Ordnung, dass wir etwas von unseren Pferden wollen und es ist vollkommen okay mit ihnen daran zu arbeiten. Aber ich würde mir wünschen, dass wir dabei Mitgefühl für die Ängste des Pferdes entwickeln. Dass wir nicht einfach nur „darüber hinwegtrainieren“, dass Pferde da nicht immer „einfach durch müssen“ oder „funktionieren“ müssen.
Sondern, dass wir anerkennen, dass sie Sorgen und Ängste haben, eine Vergangenheit und Gründe für die vermeintlichen „Probleme“ die sie uns machen. Dass wir sie fragen, wo der Schuh drückt und wie wir ihnen dabei helfen können das zu überwinden und nicht böse oder ärgerlich werden auf den „bockigen Gaul“. Natürlich ist es auch wichtig Grenzen zu zeigen, uns nicht herumschubsen zu lassen und manchmal auch den Pferden zeigen, dass es keinen Grund gibt Angst zu haben, indem wir ihnen helfen eine vermeintlich gefährliche Situation zu überwinden. Aber mit Gefühl und mit Mitgefühl für das Pferd und nicht mit Ärger, Genervt sein oder Wut oder Enttäuschung. Auch wenn das sicher nicht immer leicht ist.
Kati von Equinality – eine Bent Branderup Schülerin – hat hier auch zu diesem Thema geschrieben und auch sie hat die Erfahrung gemacht, dass es umso schneller geht, um so mehr wir Spaß haben und uns Zeit lassen mit den Pferden.
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Aber am Ende wirst du damit erfolgreicher sein, als mit all den negativen Gefühlen. Denn dein Pferd wird sich verstanden fühlen. Es wird erkennen, dass du eine Partnerschaft suchst und dass du seine Ängste und Sorgen anerkennst. Dafür wird es irgendwann ein verlässlicherer Freund werden, als mit Druck Ärger ud Zwang. Davon bin ich fest überzeugt.
Angst und Mitgefühl
„Ich habe Angst“, sagt das Pferd.
„Fühlst du mit mir?“, fragt das Pferd.
Was antwortest du deinem Pferd?
Meist verstehen Pferde erstmal nicht, warum wir etwas wollen. Es ist oft gegen ihre Natur, was wir wollen. Oder aber Schmerz oder Angst sind die Gründe für eine Verweigerungshaltung. Oder die Tatsache, dass das Pferd noch nicht versteht, warum es wichtig und richtig ist, was wir wollen. Weil wir es ihm vielleicht noch nicht oft genug oder gut genug erklärt haben. Mit Gefühl und in aller Ruhe. Und mit Zeit. Falls wir es selbst nicht können, dann ist es wichtig und in Ordnung sich Hilfe bei einem guten Trainer zu suchen oder nachzufragen. Und natürlich ist es auch in Ordnung eine Internetseite um Rat zu fragen. Aber vor allem ist es wichtig genauer hinzusehen und nicht nur nach einer mechanischen Lösung für das Problem zu suchen, sondern mit Gefühl auf das Pferd zu blicken. MITGEFÜHL zu zeigen für die Ängste und die Natur dieser Tiere.
Pferde sind Fluchttiere und wir wollen von ihnen täglich tausend Dinge, die ihrer Natur widersprechen. Aber wir erwarten nahezu, dass diese Dinge funktionieren. Bitte Zack zack! Jetzt sofort. Der Huf muss doch endlich gegeben werden, wenn nicht wird die „Zosse“ halt bestraft. Das Pferd beißt und steigt, wenn es in den Transporter soll? Mein Gott, soll sich der Gaul doch nicht so anstellen.
Die Frage, die mir geschrieben wird ist zum Beispiel: Wie schaffe ich es, dass das Pferd sich endlich verladen lässt? Die will da nicht rein und steigt.
Aber die Frage müsste doch sein: Warum will mein Pferd nicht in den Transporter? Weil es Angst davor hat? weil es schlechte Erfahrungen gemacht hat? Weil es sich unwohl fühlt? Und: Wie kann ich ihm helfen diese Angst zu überwinden?
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Es geht in beiden Fragen um die Lösung des gleichen Problems. Aber der Ansatz ist ein anderer und damit wird die Haltung eine andere. Der Ansatz ist das „Mitgefühl“ für die Seelenlage des Pferdes.
Wenn mein Pferd etwas nicht machen möchte oder sich offensichtlich unwohl fühlt bei etwas, dann frage ich mich, was es mir damit sagen will. Warum es sich nicht wohl fühlt dabei und es tut mir leid, dass sie sich nicht wohlfühlt. Ich möchte ihr dann ein gutes Gefühl geben und ihr raushelfen aus dieser Situation. Dafür überlege ich mir nach der Analyse des Problems dann einen gemeinsamen Weg.
Super Text!!! So oft fehlt das Einfühlen ins Pferd.
Vielen lieben Dank :-) Ganz liebe Grüße, Petra
Dieser Artikel spricht mir aus der Seele und macht mich regelrecht sentimental. Und du hast Recht. Wir werden niemals zu uns selbst finden, wenn wir die Fehler bei unserem Pferd suchen. Es gibt kein 3 Schritte Rezept. Probleme sind individuell und sollten auch so betrachtet werden. Ich habe diese Erwartungshaltung, dieses ständige Leistungsverlangen an das Pferd an meinem alten Stall deutlich mitbekommen. Leider ist das keine Ausnahme bei den großen Wettkampfställen. Das Pferd wird dort nicht mehr als Wesen mit Gedanken und Gefühlen betrachtet, sondern zum Instrument verkleinert. „Du bist mein Hobby. Bei dir will ich Auszeit. Du musst lieb sein und das machen, was ich von dir verlange“…ich denke das ist auch der Grund, warum die Menschen und Pferde an Wettkampfställen selten froh oder entspannt aussehen. Die Kommunikation ist einseitig. Es gibt keine Fragen, nur Befehle. Und trotzdem wundern sich die Menschen, wenn ihre Pferde dabei abstumpfen und „unmotiviert“ werden.
Ich bin froh an meinem kleinen Stall, wo ich jedes Pferd kenne. Die ganzen verschiedenen Charaktere mit ihren Besonderheiten und ihrer Wahrnehmung. Jeder Besitzer geht anders dort mit seinem Pferd um und niemand sagt dir, dass etwas SO und nicht so gemacht werden muss. Alle Wege führen nach Rom und irgendeiner dieser etlichen Wege führt zu einem Pferd. Nicht dem Pferd. Ich denke, das ist neben unseren großen Weiden und dem festen Herdenverband einer der Gründe, warum unsere Pferde zufrieden sind. Weil sie als Persönlichkeiten betrachtet werden. Als jemand Gemütliches, jemand Feuriges, jemand Ängstliches und und und.
Mitgefühl und Verständnis sind das A und O. Wo sie fehlen, fehlt auch der Bezug zum Pferd.
Liebe Sabrina, danke für deinen wunderschönen Kommentar. Ich habe ihn so gerne gelesen und empfinde ihn als eine tolle Ergänzung zu dem Artikel. Ohne viele Worte: Danke für deine Gedanken zu dem Thema. Ganz liebe Grüße, Petra
Hallo Petra,
vielen Dank für diesen tollen Artikel! Deine Worte reden wirklich zum Nachdenken an. Natürlich wissen wir alle, dass das Pferd ein Fluchttier ist, aber ich glaube sehr viele Reiter sind in Reitschulen groß geworden, wo immer noch nach dem Grundsatz „Du musst dich durchsetzten!“ gehandelt wird. In vielen Situationen steckt einem das sicherlich noch immer im Unterbewusstsein. Einfühlungsvermögen und Mitgefühl sind leider auch Tugenden, auf die auch sonst im Alltag nicht all zu viel Wert gelegt wird. Wir sind doch alle viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt, mit der Verwirklichung unserer Träume, dem Erreichen unserer Ziele, der Optimierung unserer eigenen Leben.
Dabei würde es uns in so vielen Bereichen helfen, mal sie Sichtweise zu tauschen, nicht nur, wenn es um unsere Pferde geht.
Darum: Danke dir für diesen Artikel!
Liebe Grüße, Theresa von horsediaries
Hallo Theresa, vielen lieben Dank für deinen Kommentar – ich freue mich, dass der Artikel so gut ankommt. Du hast schon Recht – so ein Perspektivwechsel tut ab und an sehr gut – oft rennt und rennt man in seiner Spur und vergisst rechts und links zu schauen. Darauf wollte ich mit dem Artikel hinweisen. Ganz liebe Grüße und danke für deinen Kommentar, Petra
Liebe Petra,
durch Zufall bin ich auf deine/eure Seite gestoßen…Und hab gelesen und gelesen und gelesen. Toll, was und wie du schreibst.
Ich hab vor 2 Wochen meine 4 jährige Tinkerstute bekommen und wir sind mitten in der Kennlernphase…
Sie kommt mit den Veränderungen noch nicht so gut zurecht…Das wird auch noch eine Weile dauern ..denke ich.
Ich geb uns die Zeit die wir brauchen, egal was andere reden: “ Sattel drauf und los…“ “ Du musst sofort zeigen, dass du der Chef bist“ oder “ Du musst deine Nervosität/ Unsicherheit verbergen“
Ja ich bin vorsichtig und reite nicht drauf los, sondern fange mit kleinen aber wirksamen Dingen an: ihr Gesellschaft leisten, streicheln, putzen und spazieren gehen und sprechen und beobachten.
Ich bin richtig froh, dass ich über deine Seite gestolpert bin…Deine Beiträge wie zum Beispiel „Ich hab Angst- fühlst du mit mir?“ oder „Meine Regeln-deine Regeln“ zeigen mir, dass es okay ist, sich und seinem Pferd Zeit zu geben, Vertrauen aufzubauen , um dann eine ehrliche Beziehung zu erarbeiten…Und zwar zusammen!
Ich hab seit 20 Jahren mit Pferden zu tun…Hatte regelmäßig Unterricht und Reitbeteiligungen…Und doch fühle ich mich jetzt immer mehr wie ein Anfänger…hab Fragen über Fragen, bin unsicher ob der Weg, den ich mit meinem Pferd gehen will der richtige ist, zweifle ob die anderen Reiter nicht doch recht haben …
Aber weißt du was, deine Beiträge haben mir grad gezeigt, dass nur meine Stute und ich zählen…Das Gefühl ,was Sie und ich haben und nicht was die anderen für richtig halten.
Danke :-)
Liebe Anna, erst einmal herzlich willkommen hier – ich freue mich, dass du die Seite entdeckt hast und natürlich ganz herzlichen Glückwunsch zu dem Pferd in deinem Leben. Es ist so eine wunderbare ENtscheidung und ich habe sie bisher noch keine Sekunde bereut. Ich finde gut, dass du deinen eigenen Weg gehen willst und ich glaube, dass der bei jeder Pferd-Mensch-Beziehung auch ein klein bisschen anders aussehen kann. All die Beobachter am Rande mit ihren blöden Sprüchen kannst du sicher ignorieren. Vor allem, wenn solche Sprüche kommen. Pferde sind doch mehr als „Reitgegenstände“ und „Freizeitausgleich“ – sie sind Persönlichkeiten und sie haben Charakter. Zwei Wochen ist gar nichts aus Pferdesicht – man sagt, dass Pferde locker ein Jahr und länger brauchen um anzukommen. Und 4 Jahre ist ja auch noch blutjung. Meine Jungstute ist dieses Jahr vier geworden und wird auch noch nicht geritten. Wenn man weiß, wie lange bestimmte Wirbel und Knochen brauchen, bis sie fertig gewachsen sind – gerade die Rückenwirbel – ist es fast schon unlogisch vor dem vierten Lebensjahr anzufangen. Egal was andere sagen und denken, egal welche Sprüche kommen – es geht nur um euch beide und das Gefühl zwischen euch. Ich glaube fest, dass das das Wichtigste ist. Also: Mach weiter so! Geh deinen Weg zusammen mit deiner Stute und hör auf sie, auf dich und dein Bauchgefühl. Das ist sicher das wichtigste udn richtigste. Alles liebe und bis ganz bald – ich würde mich freuen, Petra
Hallo Petra,
Der Text ist super schön geschrieben. Ich trainiere auch Pferde (Reitpädagogik-Pferde) und versuche auch jeden Tag mehr sie zu verstehen. Jedes einzelne versteht sich, aber die wirkliche Kommunikation funktioniert (natürlich und glücklicher Weise) am aller besten mit meinem eigenen Jungpferd. Ich habe ihn roh gekauft. Also komplett roh – so wollte ich das auch haben. Er kannte keine Halfter, Führen dementsprechend auch nicht und Hufe geben war auch nicht so seins. Wir haben daran gearbeitet und heute (2 Jahre später) ist er ein ganz anderes Pferd. Selbstverständlich gibt es auf und abs, er wird auch von mir „bestraft“, wenn er zum x-ten mal nach mir spielerisch geschnappt hat, weil ich das eben nicht mag und er das ganz genau weiß, aber wir sind ein echtes Team geworden.
Gesundheitlich bin ich derzeit angeschlagen und mein Pferd ist wie ausgewechselt. Er gibt auf mich acht, tröstet mich (er ist eigentlich kein Kuschelpony, aber wenn es ganz schlimm ist, schlingt er seinen Hals um mich, legt seinen Kopf auf meinen Rücken und „hält mich fest“) und weiß genau wo es mir weh tut. Beim Bekrabbeln geht er automatisch an genau diese Stelle und ist ganz sanft und vorsichtig, was eigentlich als kleiner Raufpold nicht so seine Art ist…
Es ist also ganz eindeutig: Er versteht mich!
Gestern war es dann an mir ihn zu verstehen. Er war irgendwie anders. Ich kam in den Stall, er hat wie meistens in der Sonne gelegen und gedöst, ist aber sofort aufgestanden und zu mir gekommen, allerdings ganz steif. Normalerweise bleibt er liegen, lässt sich nochmal streicheln, steht dann auf und Strecke sich. Mein Kleiner hat mir gar nicht gefallen! Sein Fell wirkte matt, er Hof seinen Bauch ein und schaute so traurig. Sein Müsli wollte er auch nicht und spätestens dann war klar, dass er wirklich krank ist – wie der Herr (bzw die Frau) so’s Gescherr……
Tierarzt gerufen mit Verdacht auf Kolik!
Bis der Tierarzt da war, sind wir auf und ab gelaufen, er war so tapfer! Beim Eintreffen des Tieraztes dann Entwarnung: nur ein blöder Virus, mit Fieber und Bauchweh…
Ein paar Infusionen und Spritzen später, die er alle ohne mit der Wimper zu zucken über sich ergehen ließ, sollte ich einen Eimer Wasser holen – gab dem Tieraztes den Strick in die Hand und ging los. Als ich zurück kam, war der Tierazt doch sehr erstaunt. Ich habe nicht nur ein Pony, dass sehr hart im Nehmen ist, der Doc meinte auch, dass er noch nie ein Pferd gesehen habe, dass so stark auf jemanden fixiert sei. Er war brav als ich kurz weg war, aber er habe geschaut als hätte ich ihn verkauft – hilflos und verzweifelt! Als ich wieder gekommen bin, habe er sich sofort wieder entspannt und „alles wäre wieder gut“. Das nochmal vom Tierarzt zu hören ist wirklich schön!!! Ich kann kein Tier so „lesen“ wie meinen kleinen Schatz und seit dieser Woche weiß ich auch, dass es absolut auf Gegenseitigkeit beruht. Er vertraut mir und ich werde mein bestes geben um ihn jeden Tag ein bisschen besser zu verstehen und noch mehr auf ihn einzugehen.
Verstehen heißt nicht immer Recht geben, sondern an Lösungen arbeiten. Je nach Situation entscheiden und diese dann in „unserer gemeinsamen Sprache“ erklären. Jetzt müssen wir beide erstmal wieder fit werden und dann geht es weiter!
Danke für deine Worte!
Liebe Grüße,
Susanne
Liebe Susanne, wow – was für ein wunderbarer Kommentar. Besonders mag ich deine Gedanken zum Schluss – dass Verstehen nicht immer heißt „Recht zu geben“ – sondern nach Lösungen zu suchen. Das spricht mir aus der Seele. Genau das meinte ich mit meinem Artikel. Mitgefühl bedeutet ja nicht, dass wir alles mit uns machen lassen, weil wir zerfließen vor lauter Gefühl fürs Pferd – das wäre Mitleid. Nein es geht darum, dem anderen in die Augen zu sehen und sich in seine Welt und Bedürfnisse zu versetzen, mitzufühlen mit seinen Problemen und dann nach Lösungen zu suchen. Ich freue mich zu lesen, dass dein kleiner Kerl wieder gesund ist und einen so achtsamen Menschen an seiner Seite hat. Ein großes Kompliment vom Tierarzt. Das tat sicher gut :-) Ich schicke euch beiden ganz liebe Grüße und sage danke für deinen Kommentar, Petra
Liebe Petra,
vielen lieben Dank für diesen Artikel.
Durch einen Unfall am Anfang der Zeit mit meinem Pony, hat er sich lange nicht anbinden lassen. Er hatte schlechte Erfahrungen gemacht und war von diesem Moment an in Panik geraten, wenn ich ihn angebunden hatte. Wir haben viel Vetrauensarbeit gemacht und uns langsam an das Thema rangetastet. Irgendwann hat es funktioniet. Sogar bei der Hufpflege obwohl er hier lange angebunden stehen musste. Nun hatten wir letzte Woche ein Problem mit Haarlingen. Da wir die gesamte Herde mit einem Mittel einschmieren mussten, haben wir sie alle im Offenstall angebunden. Das haben wir noch nie gemacht. Er kennt es zwar an verschiedenen Orten angebunden zu werden, aber nicht in seinem Stall zusammen mit allen anderen. Das fand er richtig doof und nun findet er auch anbinden wieder doof. Er wird nicht mehr panisch, aber er mag es nun gerade nicht. Also üben wir einfach wieder ganz in Ruhe das Anbinden.
Und dieses Thema beschäftigt uns nun schon 3 1/2 Jahre. Das ist einfach so. Wenn es so lange dauert, dann dauert es eben so lange. Ganz oft höre ich, dass Dinge nach Wochen oder Monate doch jetzt bitte endlich zu klappen haben. Nun ganz ehrlich, wenn mein Pony noch nicht das nötige Zutrauen und Verständnis hat, dann kann ich das auch nicht erzwingen. Ich kann in kleinen Teilschritten darauf hin trainieren, aber letzten Endes bestimmt mein Pony den Fortschritt und Rückschritte gehören für mich dazu. Wenn ich an mich selber denke, dann weiß ich, dass bei Dingen die ich lerne die Lernkurve nicht immer nur nach oben geht.
So habe ich z.B. beim Reiten lernen auch oft wieder Rückschritte gemacht und Dinge die schon mal geklappt haben und die ich gut gemacht habe, haben an anderen Tagen nicht mehr so toll geklappt. Nun das gehört für mich zum lernen dazu.
Sowohl bei mir wie auch bei meinem Pony und keiner macht das mit Absicht.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam, manchmal denke ich, dass es Themen gibt, die einen ein Pferdeleben lang beschäftigen werden. So wie wir Menschen auch Themen haben, die uns ein Leben lang immer wieder beschäftigen. Aber sie werden eben immer kleiner und umso kleiner umso mehr Menschen uns begegnen, die uns Mut machen und Selbstbewusstsein geben. Weil sie Geduld haben und uns verstehen. Genau wie du mit deinem Ponymann. Es ist so verrückt, dass wir Pferde einerseits so vermenschlichen, indem wir meinen dass sie Decken und Müslis brauchen und andererseits gerne vergessen uns da in sie hineinzuversetzen und uns menschlich fragen, wie sie sich wohl fühlen. Nicht du und ich glaube auch kaum einer der Leser hier – was ich wirklich immer wieder berührend und wunderschön finde – aber doch zu viele Pferdebesitzer da draussen. Ich freue mich immer so, wenn ich deine Kommentare lese, weil sie Mut machen neue Wege zu gehen und anders zu denken. Ganz liebe Grüße und vielen Dank für deine Inspirationen und Gedanken, Petra
Liebe Petra,
Danke für deine lieben Worte :). Das rettet mir heute den Tag.
Liebe Grüße
Miriam
hey
ja das ist unser problem die zeit!!
ist auch ein grund mit warum ich wenn alles einiger massen läuft meinen jetzigen job an den nagel hängen möchte!!
es manchmal traurig wie die sogenanntenten turnier-profis mit dem gebrauchsgegenstand pferd umgehen!!
leider fehlt mir die zeit mich um jeden einzelnen zu kümmern so wie ich es möchte aber wir haben 3 eigene und somit schon genug mit denen zu tun das sie auf ihre kosten kommen!!
unsere pferde sprechen auch nur bin ich leider noch nicht all zu lange dabei und somit reden wir oft aneinander vorbei!
das was ich begriffen hab ist geduld geduld und noch mal geduld!!
alles braucht im leben seine zeit und rückschritte sind normal die passieren uns auch und das müssen wir den pferden auch zu gestehen,eigentlich jedem lebewesen mit dem wir es öfter zu tun haben!!
ich freue mich jedesmal wenn wir dort hin fahren weil es jedesmal ein abendteuer ist und man nie vorhersehen kann wie es abläuft!!
klingt vielleicht kindisch aber für mich ist es ein abenteuer jedesmal aufs neue!!
mit den tieren arbeiten sie dabei beobachten zu sehen am gang,,nö nich schon wieder oder unser ivenhoe wenn man ihm schon ansieht so was stell ich jetzt tolles an!!
ich find das aufregend weil es keine wirkliche routine gibt da meine frau und ich versuchen soviel wie möglich abwechslung unseren pferden entgegegen zu bringen!!
ach ich finde diese seite einfach toll wenn ich sowas einem dressur oder spring profi erzähle denkt der auch dem brennt der helm für die gibt es nur training und wettkampf pferd muss funktionieren bei mir steht der spasss im vordergrund können andere machen
lieben gruss matthias
Lieber Matthias, das stimmt schon – es ist wirklich traurig wie an vielen Punkten mit Pferden umgegangen wird. Unter den Turnierprofis gibt es ntaürlich auch solche und solche. Andrea Bethge zum Beispiel ist eine Dressurreiterin, die so fein und wunderbar und pferdegerecht reitet, dass es ein Traum ist. Sie ist ein Positiv-Beispiel. Die gibt es gott sei Dank auch. Geduld ist wirklich etwas Wichtiges, im Leben und im Pferdetraining. Zeit, Wissen und Aufmerksamkeit :-) Dann haben Pferd und Mensch mit der Zeit immer mehr Spaß aneinander und miteinander. Ganz liebe Grüße an deine Pferd, deine Frau und dich, Petra
9 Monate hatten wir die Hölle auf Erden. Sie ist nur gestiegen und hat wie ein Rodeo Pferd gebuckelt. Vor 2 Monaten hat sie es dann geschafft mich runter zu schmeißen. Es war ein übler Sturz, genau vor sie aber sie ist aus dem Stand über mich drüber gesprungen. Sie wollte mich nicht verletzten. Sie wollte mir etwas mitteilen. 7 Monate hat sie es versucht bis sie mich runter geschmissen hat. Ganz ehrlich , ich habe sie gehasst. Wollte sie verkaufen, war enttäuscht . Wußte nicht mehr weiter. Sie wurde doch behandelt, ständig war der Tierarzt da, der Rücken wurde gemacht, die Osteophatin war da, sie bekam ihren 4 Sattel. Alles, alles habe ich gegeben und es wurde nicht besser. Jetzt nach 9 Monaten ist die Welt wieder in Ordnung. Sie hatte ein Magengeschwür. Bekommt Medikamente. Ist lieb, reitbar. Nichts mehr Steigen und Buckeln. 9 Monate hat sie um Hilfe gerufen und keiner wusste was los war. Es tut mir so unendlich weh, dass ich es nicht vorher erkannt habe. Sie hatte immer wieder einen schiefen Rücken und alle dachten das wäre das Problem. Dabei kam es von ihrem Magen. Liebes Mädchen ich habe dich wirklich gehasst und trotzdem geliebt in dieser Zeit. Ich wollte uns aufgeben. Habe es trotz allem nicht getan. Du warst in dieser Zeit Lebensgefährlich und doch hast du auf mich Acht gegeben. Dafür danke ich dir.
Wow, da hat dein Pferd aber wirklich mit dir gesprochen. Es ist manchmal wirklich schwer den Grund zu finden. Sie reden zwar mit uns, aber wir müssen ja auch erst einmal verstehen, was genau sie uns sagen wollen und wo das Problem liegt. Wie habt ihr denn das Magengeschwür entdeckt – wenn Tierarzt und Osthepathin nichts gefunden haben? ICh finde toll, dass du deiner Stute zugehört hast und schicke euch liebe Grüße, Petra