Nahaufnahme eines braunen Pferdekopfes mit Fokus auf das Auge

Nervöses Pferd ruhig bekommen – Verblüffende Tipps für mehr Gelassenheit

Kennst du das? Dein Pferd steht gefühlt ständig unter Strom? Jede Veränderung, jedes Geräusch, jeder vorbeihuschende Radfahrer stresst es? Beim Reiten oder bei der Bodenarbeit fällt es aus dem Rahmen – manchmal ohne erkennbaren Grund? Dann stellst du dir vermutlich immer wieder die Frage: Wie kann ich mein nervöses Pferd ruhig…

2 3 In diesem Artikel:

Kennst du das? Dein Pferd steht gefühlt ständig unter Strom? Jede Veränderung, jedes Geräusch, jeder vorbeihuschende Radfahrer stresst es? Beim Reiten oder bei der Bodenarbeit fällt es aus dem Rahmen – manchmal ohne erkennbaren Grund? Dann stellst du dir vermutlich immer wieder die Frage: Wie kann ich mein nervöses Pferd ruhig bekommen – liebevoll, nachhaltig und ohne Druck?

In diesem Artikel findest du:

  • Fakten, woran es liegen könnte und einen besonderen Punkt, den du vielleicht noch gar nicht bedacht hast
  • Praktische Wege, um ein nervöses Pferd sanft zu beruhigen
  • 4 bewährte Tipps für mehr Gelassenheit
  • Inspiration, wie du und dein Pferd entspannt durchs Leben gehen könnt

Nervöses Pferd: Was steckt hinter der ständigen Anspannung?

Viele Faktoren beeinflussen, wie dein Pferd auf seine Umwelt reagiert: Zucht, Haltung, Erlebnisse und natürlich sein individuelles Temperament. Es gibt selbstbewusste Pferde, neugierige Typen – aber auch die leisen, introvertierten, feinfühligen Seelen, die äußere Reize viel stärker verarbeiten. Und genau bei diesen Pferden zeigt sich besonders oft Nervosität. Das Ziel: ein nervöses Pferd ruhig bekommen – durch Verständnis, Vertrauen und Training der Sinne.

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Manchmal braucht es gar keine offensichtliche Ursache – keine laute Musik, keinen bellenden Hund, keine ungewohnte Umgebung – und trotzdem steht das Pferd unter Spannung. Es tänzelt, reißt den Kopf hoch, die Atmung wird flacher, es reagiert über. Für viele Pferdemenschen stellt sich dann ganz automatisch die Frage: Wie kann ich mein nervöses Pferd ruhig bekommen, wenn scheinbar nichts passiert und dennoch „alles zu viel“ ist? Die Antwort liegt oft im Nervensystem selbst.

Denn Pferde sind Fluchttiere. Ihr gesamtes System ist darauf ausgelegt, blitzschnell auf potenzielle Gefahren zu reagieren. Doch wenn dieses System dauerhaft auf Habacht-Modus gestellt ist, fehlt die nötige Balance. Ein chronisch angespanntes Nervensystem kann selbst alltägliche Reize wie ein flatterndes Blatt zu einer Überforderung machen.

Genau hier beginnt unsere Chance als Pferdemenschen: Wir können lernen, das Nervensystem unseres Pferdes gezielt zu beeinflussen – mit Training, das Sicherheit vermittelt, mit Ruhe, die über unsere Körpersprache spürbar wird, und mit Übungen, die das Pferd in die Selbstregulation bringen.

Denn: Pferde, deren Gehirnhälften gut vernetzt sind, die gelernt haben, ihrem Menschen zu vertrauen und nicht jedem Reiz sofort mit Fluchtinstinkt zu begegnen, sind auch in stürmischen Situationen innerlich ruhiger. Aber manche Pferde wirken selbst nach Jahren noch unsicher und nervös. Dann kann Hochsensibilität eine Rolle spielen. Darüber erkläre ich dir gleich noch mehr – und auch wie du erkennen kannst, ob dein Pferd „nur“ ein bisschen nervös oder vielleicht sogar hochsensibel ist.

So oder so gilt: Du kannst deinem Pferd zeigen, dass es seinen Fluchtreflexen nicht immer gleich folgen muss, sondern erst einmal kurz denken oder sich dir orientieren kann. Je mehr du das tust, desto gelassener können auch die sensibleren Exemplare mit der Zeit werden.

Denn das Nervensystem ist nicht starr. Es ist plastisch – es passt sich an Erfahrungen an. Wenn du dein Pferd regelmäßig in Situationen führst, in denen es lernt, sich selbst zu beruhigen, entstehen im Gehirn neue Verknüpfungen.

Diese sogenannten neuronalen Bahnen helfen deinem Pferd dabei, beim nächsten Mal gelassener zu bleiben. Genau das ist der Schlüssel, um ein nervöses Pferd ruhig bekommen zu können – nicht mit einmaligen „Gelassenheits-Übungen“, sondern mit einem durchdachten, kleinschrittigen Aufbau, der gezielt Entspannung und Vertrauen schult. Besonders wirkungsvoll ist es, in diesen Momenten auch auf deine eigene Körpersprache zu achten. Bist du ruhig? Atmest du tief? Bewegst du dich klar und rhythmisch? Pferde spiegeln uns nicht nur – sie orientieren sich auch an unserer emotionalen Stabilität. Wenn du bewusst Ruhe ausstrahlst, wird dein Pferd diese Energie spüren und lernen, sich an dir zu orientieren.

Darüber wollen wir in diesem Artikel reden. 

Gute Ideen für ein nervöses Pferd

Außerdem bekommst du natürlich praktische Tipps und Infos, wie du deinem Pferd aus dem Stress helfen und grundsätzlich an mehr Entspannung arbeiten kannst – egal, ob dir die gleich beschriebenen Symptome bekannt vorkommen, vielleicht sogar auf dein Pferd zutreffen oder auch nicht.

Ein weiterer, oft unterschätzter Faktor ist das Timing im Training. Ein nervöses Pferd ruhig bekommen bedeutet auch, den richtigen Moment zu erkennen – den Moment, in dem das Pferd beginnt, sich zu entspannen. Genau hier kannst du ansetzen und diese kleinen Signale der Entspannung – ein tiefer Atemzug, ein kurzes Kauen, ein lockeres Ohrenspiel – bewusst wahrnehmen und positiv bestärken.

So lernt dein Pferd nicht nur, dass Ruhe angenehm ist, sondern auch, dass du diesen Zustand erkennst und mit ihm gemeinsam förderst. Diese feinen Lernprozesse sind der eigentliche Weg zu mehr Gelassenheit. Sie brauchen Zeit, Geduld und Wiederholung – aber sie führen zu einer tiefen inneren Ruhe, die nicht erzwungen wird, sondern von innen wächst.

Und genau das macht den Unterschied: Ein nervöses Pferd wird nicht durch Kontrolle ruhig – sondern durch echtes Vertrauen, Sicherheit und ein Training, das das Nervensystem liebevoll mitnimmt.

Ein Faktor bei nervösen Pferd = Hochsensibilität?

Vielleicht hat dein Pferd einfach nur Magnesiummangel, vielleicht hat es Stress in der Herde, vielleicht ist es körperlich oder mental aus der Balance, vielleicht ist es das Futter oder die Haltung – es gibt viele Faktoren die ein Pferd dauernervös machen können.

Einer davon ist die Hochsensibilität – also in den Genen liegende Gründe.

Aber lass dir erst einmal erklären, was Hochsensibilität eigentlich ist, wie du erkennst, ob das ein Thema deines Pferdes ist und wie du deinem Pferd zu mehr Gelassenheit und Entspannung verhelfen kannst. Die Tipps und Gedanken können dir aber auch bei deinem „normalen“ leicht nervösen Pferdeexemplar helfen.

Der Begriff stammt ursprünglich aus der menschlichen Psychologie, wurde aber bereits erfolgreich auf Tiere – insbesondere Pferde – übertragen.

Was ist Hochsensibilität?

Hochsensible Pferde zeigen oft starke Reaktionen auf Veränderungen und Sinneseindrücke, schnell einsetzende Überforderung bei Reizüberflutung, eine tiefe emotionale Verbindung zum Menschen, die sie auch „mitschwingen“ lässt und Schwierigkeiten, zur Ruhe zu finden – vor allem in neuen Umgebungen oder bei Stress.

Denn auch bei nervösen Pferden helfen all die Ideen und Tipps, die bei hochsensiblen Pferden besonders greifen. Der Artikel ist also genau richtig für dich, wenn dir einige der anfangs beschriebenen Verhaltensweisen bekannt vorkommen, er ist aber auch etwas für dich, wenn dein Pferd vielleicht nicht „hochsensibel“, aber trotzdem ein nervöser Charakter ist. 

Den Begriff hat die US-amerikanische Psychologin Elaine Aron in den 90er Jahren geprägt.

Sie hat viele Fallbeispiele gesammelt von Menschen, die sich in bislang noch keine Kategorie einordnen ließen und dennoch alle sehr ähnliche Wesensmerkmale aufzeigten.

Kurz zusammen gefasst kann man von vier großen Bereichen sprechen:

  • Verarbeitungstiefe: Innere und äußere Reize werden von hochsensiblen Menschen besonders stark wahrgenommen
  • Sinnessensibilität: Durch die besondere Wahrnehmungsfähigkeit erfassen hochsensible Menschen jedes Detail
  • Übererregbarkeit: Das Nervensystem eines hochsensiblen Menschen ist wegen der Flut an Eindrücken schneller überreizt
  • Emotionale Intensität: Negative und positive Empfindungen werden sehr stark wahrgenommen. Ein hochsensibler Mensch kann extrem empfindlich sein, kann aber auch ganz intensiv genießen.
Was bedeutet Hochsensibilität bei Pferden?

Man geht davon aus, dass ca. 20% der Menschen hochsensibel sind. Das sind gar nicht so wenige. Bei einem so hohen Vorkommen liegt es nahe darüber nachzudenken, warum die Natur sich diese „Sondervariante“ ausgedacht hat.

Das Thema Hochsensibilität hat in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen. Leider gibt es nach wie vor recht wenige Studien und nur wenige Psychologen forschen auf diesem Gebiet. Speziell zum Thema Hochsensibilität bei Tieren oder gezielt Pferden gibt es nahezu keine wissenschaftliche Untersuchungen.

Drehen wir die Zeit einmal zurück und betrachten das Leben unserer Vorfahren, dann stellen wir fest, dass das Zusammenleben der Menschen ähnlich zu dem unserer Pferde war: Wir lebten im Clan, so wie die Pferde in der Herde leben.

Genau wie bei den Pferden hat im Clan jeder Mensch eine besondere Aufgabe. Jeder trug seinen Teil zur Stabilität und dem Überleben der Gruppe bei. Es gab die mutigen Krieger, die als erste neue Jagdgebiete erkundeten. Es gab Mitglieder, die für Harmonie und Frieden sorgten. Und es war überlebensnotwendig, dass es einen Teil von besonders feinfühligen und aufmerksamen Menschen gab, die Gefahren sprichwörtlich riechen konnten.

Wenn es nun so viele hochsensible Menschen mit besonders ausgeprägten Sinneswahrnehmungen gibt, dann ist es doch naheliegend davon auszugehen, dass dies auch für Tiere gilt?

Genau wie im Clan der Menschen nehmen auch Pferde in ihrer Herde verschiedene Rollen ein. Es gibt die Herdenchefs, die Beobachter und Späher oder die Integrationshelfer oder emphatischeren verspielten Pferde und und und. Gerade bei Pferden als Flucht- und Beutetieren ist es sinnvoll Exemplare in der Herde zu haben, die besonders schnell wahrnehmen, wenn Gefahr droht oder sich etwas in der Umgebung verändert.

Nervöses Pferd ruhig bekommen – Verblüffende Tipps für mehr Gelassenheit 1

Nervöses Pferd oder Hochsensibel? Merkmale, die auf ein hochsensibles Pferd zutreffen können

Warum eigentlich? Weil unsere Pferde abends nicht mit uns auf der Couch liegen oder sie nicht in unserem Haus wohnen? Natürlich lassen sich die für Menschen definierten Persönlichkeitsmerkmale nicht 1:1 auf Pferde übertragen, aber es gibt dennoch einige Parallelen.

  1. Starker Stress bei der Veränderung der Umgebung: Stallwechsel, Fahrt auf Turniere, Wanderritte etc.
  2. Auffällige Unruhe/Unwohlsein bei Wetterumschwung: Wind, starker Regen, heißem oder sehr kaltem Wetter
  3. Das Pferd reagiert besonders stark auf körperliche Reize und damit auch auf die reiterlichen Hilfen
  4. Angst vor einer bestimmten Umgebung: Stallgasse, Reithalle, schmale Gänge
  5. Das Pferd reagiert übermäßig stark auf die Gefühle seines Besitzers (geht es dem Mensch schlecht oder ist er verunsichert, lässt das Pferd sich sofort mitreißen)
  6. ständiges Ausschau halten am Koppelzaun. Jeder Spaziergänger in 2 km Entfernung muss beobachtet werden
  7. Das Pferd kommt seltener in eine Ruhephase, legt sich nur hin, wenn es sich absolut sicher fühlt
  8. Das Pferd ist sehr nervös und scheint ständig unter Strom zu stehen


Sicher gibt es einige Pferde, die sich anfangs vor der Stallgasse fürchten und bestimmt läuft nicht jedes Pferd sofort gelassen in eine neue Reithalle. Das hat nicht gleich zu bedeuten, dass das Pferd hochsensibel ist. Genauso gibt es Pferde die aufmerksamer sind oder für die die Beziehung zu ihrem Menschen wichtiger ist als für andere. Nicht jede Auffälligkeit macht ein Pferd zu einem hochsensiblen Pferd.

Grundlegend musst du dir natürlich immer die Frage stellen, ob dein Pferd wirklich hochsensibel ist oder einfach nur einen nervösen Charakter hat.

Wenn man das Pferd aber mal im Ganzen betrachtet, macht es die Summe der Auffälligkeiten aus und die Charakterzüge, die besonders hervorstechen und an denen du vielleicht erkennen kannst, ob dein Pferd hochsensibel sein könnte.

  • Habe ich ein Pferd, dass sich nach dem hundertsten mal immer noch nicht in der Stallgasse anbinden lassen will?
  • Hat mein Pferd nach über einem Jahr Training immer noch Angst in die Halle zu gehen?
  • Hat mein Pferd eine scheinbar sichere Umgebung, ist gut in die Herde eingebunden und steht trotzdem häufiger als alle anderen am Koppelzaun und ist immer das erste Pferd, das merkt wenn sich etwas tut?

Nicht alle Merkmale müssen zutreffen, denn wie auch beim Menschen ist die besondere Wahrnehmungsfähigkeit sicher ganz unterschiedlich ausgeprägt. Das eine Pferd ist vielleicht nicht besonders Hitze – oder kälteempfindlich, dafür hasst es jede Art von Druck am Bauch oder am Kopf.

Hochsensibel, sensibel oder einfach gestresst? Das sind die Tipps

Okay, jetzt weißt du, was die Psychologie bei Menschen sagt. Aber wir können immer wieder Themen aus der menschlichen Psychologie auch auf die Pferde übertragen, wie beispielsweise bei der Technik des „Embodiment für Pferde“.

Obwohl das Thema Hochsensibilität in den letzten Jahren deutlich bekannter wurde, steckt die Forschung in der menschlichen Psychologie dazu immer noch in den Kinderschuhen. Bei Tieren gibt es auf diesem Gebiet keine wissenschaftlichen Studien. Es gibt ein paar wenige Berichte über hochsensible Hunde, aber kaum öffentlich zugängliche Informationen über hochsensible Pferde.

Auch da wurde ein Thema aus der menschlichen Psychologie erfolgreich auf die Welt der Pferde übertragen und hat schon vielen glücklichen Pferdebesitzern dabei geholfen ihr Pferd besser zu verstehen und erfolgreicheres Training zu erreichen.

Ob dein Pferd tatsächlich hochsensibel ist oder einfach nur ein nervöser Charakter – das spielt im Alltag letztlich aber eine untergeordnete Rolle.

Denn unabhängig von der Ursache – ob genetisch bedingte Sensibilität, unsichere Vorerfahrungen oder schlicht ein feines Naturell – kannst du dein Pferd durch dein eigenes Verhalten, passende Trainingsimpulse und eine ruhige Umgebung gezielt unterstützen.

Viel wichtiger ist also die Frage: Wie kannst du dein nervöses Pferd ruhig bekommen – sanft, nachhaltig und ohne Druck? Genau hier liegt der Fokus.

Petra und Carey - Querformat - BLOG - Sommer Wiese

Es beginnt mit dem Verständnis für seine besondere Wahrnehmung. Pferde nehmen ihre Umwelt mit allen Sinnen wahr – deutlich intensiver als wir Menschen. Was für dich ein kleines Rascheln ist, kann für dein Pferd bereits ein potenzieller Auslöser für Nervosität sein.

Diese Reize filtern zu lernen und angemessen darauf zu reagieren, fällt nervösen Pferden oft schwer. Genau deshalb ist es so wichtig, ihnen Sicherheit zu geben – durch Verlässlichkeit, klare Strukturen und vor allem durch kleine, sanfte Schritte im Training.

Kleinschrittigkeit bedeutet, dass du dein Pferd nicht überforderst. Statt große Ziele sofort erreichen zu wollen, achtest du darauf, dass dein Pferd in jedem Moment mental bei dir bleiben kann. Das Training wird so gestaltet, dass dein Pferd immer wieder kleine Erfolgserlebnisse sammelt. Genau das stärkt sein Vertrauen – nicht nur in dich, sondern auch in sich selbst. Und je mehr Selbstvertrauen dein Pferd entwickelt, desto leichter kannst du es aus der Nervosität in die Ruhe begleiten.

Neben Training und Kommunikation spielt auch die Fütterung eine wichtige Rolle. Eine angepasste Ernährung mit beruhigenden Kräutern oder hochwertigen Mineralstoffen kann das innere Gleichgewicht deines Pferdes unterstützen. Denn ein ausgeglichener Körper schafft die Basis für einen ausgeglichenen Geist. Nervöse Pferde profitieren besonders von einer Fütterung, die auf ihre sensiblen Bedürfnisse abgestimmt ist.

Ein weiterer Schlüssel liegt im Training der Körpersinne. Durch gezielte Sinnesreize – etwa taktile Erfahrungen auf unterschiedlichen Untergründen, visuelle Reize oder Übungen zur Körperbalance – lernt dein Pferd, seine Umwelt besser einzuordnen. Es wird selbstbewusster, ruhiger und kann Reize differenzierter verarbeiten. Genau das sorgt auf lange Sicht dafür, dass du dein nervöses Pferd ruhig bekommst – nicht durch Kontrolle, sondern durch Verständnis, feine Kommunikation und ein sicheres Fundament an Vertrauen.

Pferdeherde

Nervöses Pferd ruhig bekommen – Wie gehe ich damit am besten um?

Vielleicht hast du in den bisherigen Beschreibungen dein eigenes oder dein Pflegepferd wieder erkannt? Angesichts der Liste von Auffälligkeiten stellt sich die Frage: Was mache ich jetzt mit dieser Information und wie gehe ich nun mit einem nervösen Pferd um?

Der wichtigste Schritt ist das Annehmen der Besonderheiten des Pferdes. Aber auch ein sensibles Pferd muss bestimmte Regeln kennen und achten.

Aber das Wissen um diese besondere Ausprägung der Sinneswahrnehmungen kann uns als Besitzern helfen unsere Pferde besser zu verstehen und uns den Frust darüber nehmen, dass manche Dinge, die andere Pferde spielend schaffen, für unser Pferd eine große Herausforderung darstellen.

Du solltest dich frei machen von Sätzen wie „der Gaul ist schlecht erzogen, der muss das doch können“ oder „der soll sich nicht so anstellen“. Wenn du dir etwas vorgenommen hast, eine Übung oder eine Lektion und ihr steckt immer wieder fest, weil dein Pferd sich nicht darauf einlassen kann, dann können dir vielleicht folgende Fragen helfen:

  • Hat sich in den letzten Tagen etwas verändert? Ein neues Pferd ist in die Herde gekommen, auf dem Hof parken die Autos anders als sonst, der Misthaufen wurde abgetragen und so weiter.
  • Sitzt die Ausrüstung richtig und kann dein Pferd sie gut annehmen? Ein Bauchgurt der scheuert oder eine Trense die zwickt können ein sensibles Pferd in den Wahnsinn treiben und es wird ihm nicht möglich sein sich auf dich und die Übung zu konzentrieren
  • Hat dein Pferd Probleme mit dem Gebiss? Hier lohnt es sich zeitweise auf gebisslose Alternativen umzusteigen um zu sehen, ob dein Pferd damit besser klar kommt. Eine wunderschöne Auswahl an feinen gebisslosen Zäumungen findest du HIER
  • Bist du selbst gerade angespannt oder aufgeregt, nicht ganz bei der Sache und hängst noch irgend welchen Gedanken hinterher. Pferde spüren sofort, wenn wir mental nicht bei ihnen sind, ein sensibles Pferd umso mehr

4 geniale Tipps um ein nervöses Pferd ruhig bekommen

Es kann wirklich anstrengend sein zu erleben wie scheinbar einfache Dinge dein Pferd ständig überfordern. Lass dich nicht entmutigen. Du kannst deinem Pferd ganz konkret zu mehr Gelassenheit zu verhelfen – egal ob es hochsensibel ist oder einfach nur ein grundlegend nervöseres Exemplar.

TIPP 1: Entspannung finden

Dein Pferd spürt jede deiner Spannungen. Bist du nervös, wird dein Pferd es auch sein. Atme ruhig, denke positiv und fokussiere dich auf das Hier und Jetzt. Dein Pferd wird sich deinem Zustand anpassen – das ist Biologie. Pferde orientieren sich an den Emotionen der Herde. Du bist diese Herde.

Wenn du spürst, dann du selbst angespannt und nervös bist, versuche deine eigenen Gefühle in den Griff zu bekommen. Die beste und schnellste Möglichkeit ist ganz bewusst langsam ein und auszuatmen. Es hilft auch sich für einen Moment ganz bewusst auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Deine wiedergewonnene Ruhe wird es deinem Pferd leichter machen zur Ruhe zu kommen. Einen ganz tollen Beitrag mit vielen wertvollen Tipps für mehr Gelassenheit für Pferd und Reiter findest du HIER

Petra kuschelt mit Carey - Kappzaum Pferdeflüsterei

TIPP 2: Kleinschrittiges, stressfreies Training

Ein nervöses Pferd ruhig bekommen gelingt nicht durch Druck. Im Gegenteil: Stress blockiert das Gehirn – dein Pferd kann dann gar nicht lernen. Arbeite mit Wiederholungen, kleinen Erfolgen und Routinen. Selbst der Weg zur Halle kann ein Trainingsziel sein. Vertrauen entsteht durch Wiederholung und Sicherheit.

Arbeite in kleinen Schritten und freue dich über jeden Erfolg. Dein Pferd hat Angst vor der Halle? Dann kann dein Ziel sein, dein Pferd jeden Tag in die Halle zu führen und einfach eine Runde zu laufen. Hat es das geschafft und wird langsam ruhiger ist das schon viel wert. Es muss nicht eine Stunde konzentriert Bodenarbeit oder eine besondere Dressurleistung vollbringen bevor du zufrieden sein kannst. Vielleicht schafft ihr es anfangs gar nicht in die Halle sondern nur an den Eingang. Das ist okay und jedes Pferd kommt in seinem eigenen Tempo voran.

TIPP 3: Natürliche Kräuter

Gesunde und artgerechte Fütterung ist eine Basis für ein entspanntes Pferd. Denn nur wenn der Magen nicht schmerzt und das Darm-Mikrobiom ausgeglichen ist, kann der ganze Körper deines Pferdes balanciert laufen und der Stoffwechsel seine Arbeit verrichten.

Deswegen kann auch eine raufaserbasierte und naturnahe Fütterung ein echter Gamechanger für die Seele deines Pferdes sein. Bekommt es mindestens alle 3-4 Stunden Heu? Hast du eine Getreidearme Ernährung? Gibt es Kräuter für dein Pferd?

Spezielle Kräutermischungen mit beruhigenden Pflanzen können deinem Pferd auch helfen mehr innere Balance und Ausgeglichenheit zu finden. Natürliche Kräuter findest du HIER – besonders Chillax hat sich für solche Pferde immer wieder bewährt.

TIPP 4: Selbstvertrauen durch Körpersinn-Training

Pferde, die sich unsicher fühlen, flüchten – mental oder körperlich. Durch gezielte Übungen kannst du dein nervöses Pferd ruhiger bekommen und gleichzeitig sein Selbstbewusstsein stärken.

Beispiele:

  1. Führen über unterschiedliche Untergründe (taktiler Sinn)
  2. Hindernisse aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten (optischer Sinn)
  3. Balancieren über Stangen oder kleine Hügel (propriozeptiver Sinn)

Diese Übungen vernetzen die Gehirnhälften und helfen deinem Pferd, Reize gelassener zu verarbeiten. Es lernt: „Ich kann ruhig bleiben, selbst wenn etwas Ungewohntes passiert.“ 

Stärke das Körpergefühl und Selbstvertrauen deines Pferdes. Die Pferdetrainerin Hero Merkel hat hierfür eine absolut geniale Methode entwickelt die dir hilft die Gefühlswelt deines Pferdes besser zu verstehen und die Gefühle deines Pferdes durch das Training positiv zu beeinflussen.

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Nervöses Pferd ruhig bekommen? Warum das eine Einladung ist und kein Stressfaktor

Ein nervöses Pferd ist kein „Problem“, sondern eine Einladung zu feinerer Kommunikation. Wenn du beginnst, sein Verhalten zu lesen, seine Körpersprache zu verstehen und seine Sinne gezielt zu trainieren, wirst du einen wundervollen Wandel erleben.

Es braucht Geduld, Empathie und ein bisschen Wissen – aber du kannst dein nervöses Pferd ruhig bekommen, auf eine Weise, die euch beiden Freude macht und euch näher zusammenbringt.

Dein Pferd wird es lieben, wenn du seine feinen Signale ernst nimmst und es ihm leicht machst, sich sicher und verstanden zu fühlen.

Fazit: Nervöses Pferd als Fluch oder Segen?

Jeder der schon einmal mit einem besonders sensiblen oder schnell gestressten Pferd zu tun hatte weiß, wie anstrengend das sein kann.

Aber obwohl die Liste der „Handicaps“ lang zu sein scheint, bringt diese Charaktereigenschaft auch viele Vorteile mit sich:

  • Hochsensible oder schnell nervöse Pferde verbinden sich oft sehr intensiv mit „ihrem“ Menschen. Sie möchten gefallen, mitarbeiten und freuen sich auf die Zusammenarbeit mit dem Mensch.
  • Sie sind unglaublich fein in ihrer Wahrnehmung, auch was die Signale des Reiters angeht. Jede noch so feine Hilfe wird von ihnen wahrgenommen und es scheint, als könne man diese Pferde einfach mithilfe von Gedanken lenken
  • Sie formen unsere Persönlichkeit als Mensch besonders intensiv, weil sie uns abverlangen, dass wir an uns arbeiten
  • Sie sind wichtiger Bestandteil ihrer Herde. Durch ihre Aufmerksamkeit können sich die anderen Pferde sicher fühlen, damit leisten sie einen wichtigen Beitrag innerhalb der Herde

Du darfst dich auf dein Gefühl verlassen und solltest Schritt für Schritt lernen dein Pferd zu lesen und in der Tiefe zu verstehen, so dass du mit jedem gemeinsamen Schritt weisst, was in deinem Pferd vorgeht und eure gemeinsame Kommunikation ein harmonischer Selbstläufer wird. Denn das ist der grösste Garant dein nervöses Pferd ruhig zu bekommen – wenn du der Anker für dein Pferd bist und ihr eine gute und störungsfreie Kommunikation habt.

Möchtest du noch tiefer eintauchen und dein Pferd besser verstehen lernen? Dann schau dir den Pferdemagnet-Kurs in meinem Horsmeindshift CLUB an – dort lernst du, wie du mit Leichtigkeit, Wissen und Herz ein Pferdetraining gestalten kannst, das euch beiden Freude macht.

Denn: Vertrauen ist der erste Schritt in die Ruhe.
Und genau das wünschen wir uns doch alle für unsere Pferde.

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3 Kommentare

  1. Franzi

    Ich habe selbst eine hoch sensible Stute. Unser gemeinsamer Start war dadurch sehr holprig und hat mich oft zur Verzweiflung gebracht. Ich musste sie intensiv lesen lernen und sie verlangt mir immer wieder ab mich selbst in allen Facetten in Frage zu stellen. Vieles ist schwieriger mit ihr als mit anderen Pferden. Alleine Equipment zu finden, das sie akzeptiert… In Punkto Sattel haben wir das nach 1 1/2 Jahren noch immer nicht geschafft. Dafür lernt sie unfassbar schnell, orientiert sich stark an mir und ist total begeisterungsfähig. Freiarbeit mit ihr macht uns beide sehr glücklich :-) Wenn wir miteinander wortlos „tanzen“ wird mir immer wieder bewusst wie toll dieses Pferd trotz aller Herausforderungen ist. Es lohnt sich total, sich darauf einzulassen – man bekommt das größte Geschenk, was man sich vorstellen kann.

    Antworten
    • Petra

      Hey liebe Franzi, das glaube ich gerne – aber wie schön, dass du dich auf sie eingelassen hast :-) Wenn wir fein genug sind, können wir so viel erreichen. Alles Liebe und viel Freude beim Tanzen, Petra

  2. martin

    Sehr schöne Aufnahmen

    Antworten

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