Vox Pferdeprofi Sandra Schneider kuschelt mit Pferd

Pferdeprofis (Die Serie)

Die VOX Pferdeprofis ist eine umstrittene Sendung mit vielen Fans, aber auch vielen Kritikern. Die aktuelle Staffel (2023) mit Uwe Weinzierl und Kenzie Dysli sorgt für viele Kontroversen und wird vor allem von vielen namhaften Pferdetrainern kritisiert.

Die Trainingsmethoden – speziell von Uwe Weinzierl – sind alles andere als pferdefreundlich. Einige Trainer bezeichnen sie sogar als Tierschutzrelevant.

Ist das was in der Serie passiert pferdegerecht oder nicht? Das ist die grosse Frage, die alle Zuschauer bewegt. “Die Pferdeprofis” wird im Auftrag des Unterhaltungssenders Vox produziert (von der Firma Mina TV, die dem Hundeprofi Martin Rütter gehört) und damit ist eigentlich schon sehr viel gesagt. Warum das wichtig für eine Einschätzung dieser Serie ist? Dazu gleich mehr, aber erst einmal kurz zum Inhalt.

Vox Pferdeprofi Bernd Hackl

Die Pferdeprofis – früher mit Bernd Hackl und Sandra SchneiderPferdeprofis (Die Serie) 1

Die Pferdeprofis von VOX – der Inhalt

Gestartet ist die Sendung mit den beiden Pferdetrainern Bernd Hackl und Sandra Schneider. Die beiden zeigten jahrelang im Fernsehen, wie sie sogenannte Problempferde wieder zu gelassenen Reitpferden trainieren. Mittlerweile wurde die Besetzung schon mehrfach gewechselt und ist aktuell (Stand 2023) aus Kenzie Dyslie, Uwe Weinzierl und Niklas Ludwig zusammengesetzt.

Wie läuft die Sendung ab? Pferdebesitzer melden sich bei den Machern der Serie mit ihrem Problem, nach einer Vorauswahl wird mit mehreren Pferden pro Staffel trainiert. Die Fälle sind vielfältig. Vom klassischen Problem beim Verladen bis zu sehr schwierigen Fällen von Pferden, die buckelnd und steigend offenbar widersetzliches Verhalten zeigen. Dabei wird leider oft ausser Acht gelassen, dass die Pferde nur dann so deutlich NEIN sagen, wenn sie Schmerzen oder andere gravierende Gründe haben.

Die Vox Pferdeprofis sind also eine Fernsehsendung, die sich mit der “Lösung” von Verhaltensproblemen bei Pferden befasst. Die Show wurde früher von Sandra Schneider und Bernd Hackl moderiert und wird heute von Trainern wie Uwe Weinzierl oder Kenzie Dyslie moderiert.

Gerade in der 2023er-Staffel gehen die Trainer sofort ins Training und fordern von den Pferden einen gewissen Gehorsam – im Notfall auch mit Druck. Im Falle von Uwe Weinzierl sogar gerne auch sofort mit Druck und Schmerzpunkten durch einen heftigen Ruck am Knotenhalfter und sehr deutliche Dominanz. Aber auch die anderen Trainer gehen immer mit den üblichen und (leider auch veralteten) Ideen der reinen negativen Verstärkung an die Probleme ran und konfrontieren die Pferde immer solange mit der gewünschten Lektion – bis die Tiere aufgeben und mitziehen.

Du ahnst vermutlich schon beim Lesen dieser Sätze, dass es innerlich in mir kocht und ich die Bilder der aktuellen Staffel kaum ertrage. Statt zu fragen, warum das Pferd nicht in den Hänger möchte, wird solange mit dem Pferd gekämpft und über Druck kommuniziert, bis es aufgibt und mit ziemlich leerem Blick in den Hänger läuft. Statt zu fragen, warum das Pferd nicht auf der Zirkellinie galoppieren will, wird es in den hohen Gangarten solange im Kreis getrieben und jeder Buckler “ausgesessen”, bis es aufgibt.

Ich könnte dir diese Fälle weiter und weiter schildern – was letztlich alle miteinander gemein haben: Sie fragen nicht nach dem “Warum” des Pferdes, sie dröseln die Lektion nicht kleinschrittig auf oder prüfen ob das Pferd mentale oder körperliche Probleme mit den Lektionen haben könnte, sie arbeiten auch nicht mit dem Menschen und dessen Körpersprache oder mentaler Haltung – sondern versuchen die Probleme mit Druck zu lösen und betreiben damit eine nicht besonders faire Symptombekämpfung.

Bernd Hackl und Sandra Schneider – die Trainer der ersten Staffeln

Bernd Hackl und Sandra Schneider kamen beide aus der Tradition des Natural Horsemanship, jeder auf seine Weise. Während Bernds Arbeitsweise mehr an klassische Horsemen wie die Amerikaner Buck Brannaman oder Ray Hunt erinnert, liess sich Sandra Schneider auch von dem berühmten Pferdetrainer Fredy Knie inspirieren.

HIER hat sie schon einmal ein Zitat des berühmten Trainers für die Pferdeflüsterei interpretiert: Über die Freude an der Arbeit und wie wir lernen können Pferde mit Lob und Liebe zu motivieren

HIER hat Bernd Hackl in einem Interview erzählt, was für ihn auf die Liste der großen Fehler in der Reiterei gehört

Die Pferdeprofis – Pferdegerecht, ja oder nein?

Warum ist es also wichtig zu wissen, dass die Serie im Auftrag des Unterhaltungssenders VOX produziert wird, um die Serie richtig einschätzen zu können?

Weil VOX Wert auf Quoten legt. Es ist in der TV-Welt üblich mehrere Tage für eine halbe Stunde Sendezeit zu drehen. Viel von dem, was wirklich passiert wird also im Endschnitt in die digitale Mülltonne gelegt und nie im Fernsehen gezeigt. Monate des Trainings werden eingekürzt auf etwa 45 Minuten Sendezeit.  Ausschnitte werden so gewählt, dass sie möglichst spektakulär wirken und sind keinesfalls nach einem Lehrzweck ausgerichtet.

Ziel der Serie ist nicht – wie in einem pädagogisch aufbereiteten Onlinekurs – Wissen zu vermitteln, sondern das Thema Pferd möglichst Quotenstark zu inszenieren.

In der Serie wird der ganze Trainingsprozess verkürzt gezeigt. Das heißt, die Kamerateams sind nur sporadisch mit Kameras beim Training dabei. Die Pferde sind zum Teil Monatelang bei den Trainern und werden in kleinen Schritten trainiert. Das bekommt der Zuschauer nicht zu sehen. Weil in solchen Sendeformaten natürlich zugespitzt wird. Je nach Trainer kann das bedeuten, dass der Zuschauer nicht die “brachialeren Methoden” hinter den Kulissen sieht oder auch die sinnvollen Zwischenschritte.

Wir Zuschauer bekommen nur Momentaufnahmen. Letztlich kostet Pferdetraining Zeit und Geduld und Erfahrung.

Um die Trainer also wirklich bewerten zu können, muss man ihnen bei ihrer täglichen Arbeit zusehen, nicht in einer Staffel der Serie. Wir haben beide Trainer schon live erlebt für die Pferdeflüsterei und beide haben die Pferde mit Respekt und Achtsamkeit behandelt. Sandra Schneider zum Beispiel scheint sich in jedes Pferd auch ein bisschen zu verlieben und vor allem die Seele der Tiere zu sehen, wenn sie mit ihnen arbeitet.

Lasst euch nicht verführen von diesen vermeintlich simplen Botschaften der Trainer aus der Sendung “Pferdeprofis”, noch von den gewaltsamen Methoden, die aber als “Trainingsansatz” verkauft werden sollen. Schmeisst das Teufelchen von eurer Schulter und glaubt euren Pferden, dass sie einen Grund für ihr Verhalten haben. geht auf Ursachensuche und fangt nicht an Symptome mit Gewalt zu unterdrücken. Denn nichts anderes ist ein schmerzhafter Ruck am Knotenhalfter oder das Aussacken bis das Pferd aufgibt.

Diese Pferde geben nicht NACH, sie geben AUF. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Lasst euch nicht von diesen vermeintlich “braven” Reaktionen verführen, die dann als Erfolg vorgewiesen werden. Sondern schaut den Pferden in die Augen, ins Gesicht, in die Mimik und fragt euch, ob ihr ein Lebewesen mit wachem und klarem Blick seht oder eine Maschine ohne Leben im Gesicht.

Es ist einfach nicht wahr, dass wir Pferde dominieren müssen. Es ist schlicht falsch, dass wir uns immer durchsetzen müssen. Es ist eine Lüge, dass wir den Druck erhöhen dürfen, nur weil wir es können. Es ist der größte Mythos der Pferdewelt zu glauben, dass die “Pferde uns testen oder gar veräppeln” und wir immer der “Chef” sein müssen.

Pferde sind sehr sensible, hochkooperative Wesen, die als Herdentiere sehr kommunikationsbereit sind und einen großen Harmoniewillen haben. Sie haben als Beutetiere ausserdem eine grosse Bereitschaft sich anzuschliessen und suchen und finden Sicherheit in einer schönen Balance, im Dialog, im Miteinander und in einer ruhigen und klaren Ausstrahlung ihres Gegenübers.

Führungskompetenz hat NICHTS, gar NICHTS mit Lautstärke oder Kontrolle zu tun, sondern mit einer inneren Kraft, Fairness, Verantwortungsbewusstsein und einer sanften Klarheit, die ganz leise daherkommt und über eine gute Körpersprache unterstützt werden kann.

Gutes Training ist sinnvoll und kleinschrittig aufgebaut und braucht weder Gewalt noch Lautstärke noch Schmerzen.

Glaubt euren Pferden, wenn sie euch sagen, dass sie etwas nicht können und versucht gemeinsam mit ihnen herauszufinden, warum es nicht geht und wie ihr das Thema mit ihnen zusammen lösen könnt.

Dialog statt Dominanz! #dialogstattdominanz

Es blutet mir das Herz, wenn ich sehe, wie Pferde mit Druck, Dominanz und Gewaltsamen Methoden zu Maschinen gemacht werden. Verkauft wird es leider als “Trainingsansatz” – auch wenn es das mitnichten ist.

Pferde – wie auch die Hunde – verdienen einen respektvollen, liebevollen und geduldigen Umgang. Sie verdienen Empathie und haben genauso ein Anrecht auf ihren Körper und eine gesunde starke Seele, wie auch Hunde oder Menschen oder jedes andere Lebewesen.

Angst vor Kühen und die Pferdeprofi

Der Lerneffekt? Ist manchmal da und sei es nur, dass wir lernen können wie wir es NICHT machen wollen.

Nicht alles muss man nachmachen und manche Trainingsmethode gefällt nicht, auch beim zusehen nicht (wie zum Beispiel die Longe, die durch das Maul eines Pferdes gezogen wird, um es am durchgehen zu hindern oder zu schnelle Schritte beim Abgewöhnen eines Sattelzwanges), aber es gibt auch manche Tricks, die jeder Pferdebesitzer sich für das eigene Pferd merken kann. Wie beispielsweise die Idee von Bernd Hackl, das Pferd den Traktor jagen zu lassen, um ihm die Angst vor dem “Gruselmonster” zu nehmen.

Zum Beispiel, wie man das Selbstbewusstsein eines Pferdes stärken kann durch das richtige Training.

Ein weiteres Beispiel: Eine Stute, die Angst vor Kühen hat. Was hat Sandra Schneider damals in der Folge gemacht?

Sie bewegt zusammen mit der Stute die Kühe und arbeitet mit dem Grundprinzip des “Wer bewegt wen” über das die Kommunikation in jeder Pferdeherde funktioniert. In dem sie jemanden bittet die Kühe vom Pferd wegzutreiben und mit dem Pferd den Kühen hinterherläuft.

Sie jagt im Grunde aus der Sicht des Pferdes zusammen mit der Stute die Kühe weg. Die Stute erkennt so, dass die Kühe nicht gefährlich sein können, wenn sie sich jagen lassen. So einfach und so wirksam. Diese Trainingsmethode kann man auf die meisten “Gespenster” übertragen, die ein Pferd hat. Egal ob es die Angst vor Fahrrädern ist oder Planen. Es nimmt Pferden die Angst, wenn das vermeintliche “Gespenst” Reißaus nimmt vor dem Pferd.

Mittlerweile haben die VOX PFERDEPROFIS einige Probleme gelöst. Die Serie hat im Netz früher auch viel Lob bekommen. Aber immer wieder auch Kritik, vor allem die Trainer. Wer Pferdetrainer aber aufgrund eines Unterhaltungsformates eines Privatsenders beurteilen will, legt ein Stückweit die falschen Wertmaßstäbe an. Dafür sollte man ihre Bücher lesen und die beiden live mit Pferden erleben.

Natürlich dürfen wir sie auch an ihrem Umgang mit den Pferden in den gefilmten Sequenzen bewerten – denn die Kamera lügt nicht. Aber wir dürfen sie nicht alleine darauf reduzieren.

Bernd Hackl hat beispielsweise auch schon für uns über feines Reiten und das innere Loslassen geschrieben – HIER findest du den exklusiven Artikel von Bernd Hackl – darin findest du auch viele schöne Gedanken. Genau wie auch bei Sandra Schneider, die vieles im Training mit den Pferden mit Sanftmut und Liebe lösen will.

Was nun die aktuelle Staffel betrifft, bin ich ein bisschen kritischer, weil die Trainer – besonders Uwe Weinzierl – schon mehrfach in Publikationen und mit ihren Trainingsideen für Kritik gesorgt haben und auch die gezeigten Sequenzen weder fair noch fein mit den Pferden sind und teilweise sogar tierschutzrelevant und hochgradig gefährlich.

Genau da sollte auch ein Unterhaltungsformat seine Grenzen ziehen und sich die Methoden der Trainer genau anschauen, denn leider gibt es immer noch und immer wieder genug Pferdemenschen, die das alles ernst nehmen und vielleicht sogar nachmachen.

In der Staffel 2023 fehlt mir das Mitgefühl und die Empathie mit den Pferden, die auf zu funktionierende Maschinen reduziert werden – ohne jeden Lern- und Lehreffekt für die Pferde, ihre Menschen und die Zuschauer.

Eine der Hauptkritikpunkte an der Sendung ist, dass die gezeigten Techniken oft leider nicht die besten Trainingsideen für das Pferd sind. Einige der gezeigten Methoden waren sehr aggressiv und verursachen dem Pferd dadurch Stress und sogar Schmerzen. Die Trainer waren nicht Problemlösungsorientiert, sondern auf der Suche nach Funktion. Ein Pferd ist aber ein Lebewesen und kein Fahrrad und genau deswegen dürfen wir die Pferde nicht so behandeln.

Es ist so wichtig zu betonen, dass Pferde individuelle Persönlichkeiten, Bedürfnisse und immer auch Gründe für ihr Verhalten haben, und dass es keine eine Lösung für jedes Verhaltensproblem geben kann und wir Probleme nicht über Druck lösen können. Vielleicht unterdrücken wir das eine Problem, aber wenn wir die Ursache nicht liebevoll lösen, wird es als anderes Symptom an einer anderen Stelle wieder zutage treten.

Ein ganz grosser Kritikpunkt für mich ist, dass die Show dazu beiträgt, diesen veralteten und (saublöden) Mythos zu fördern, dass die Lösung von Verhaltensproblemen bei Pferden nur mit Druck und harter Hand erreicht werden kann. Die meisten der gezeigten Techniken setzen voraus, dass der Mensch der “Chef” des Pferdes sein muss und dass das Pferd ihm immer gehorchen muss.

Das ist aber schlicht und einfach falsch und kann eher dauerhaft entweder Probleme verursachen oder die Beziehung zwischen Pferd und Mensch zerstören. Die Pferde geben dann in aller Regel nicht NACH sondern sie geben AUF. Sie reagieren mit Stressverhalten von Fight, Flight oder Freeze – wenn wir dann mehr Druck machen, gehen sie in aller Regel in die Resignation.

In den Vox Pferdeprofis wird leider auch in der 2023er Staffel vernachlässigt, dass die meisten Verhaltensprobleme bei Pferden tatsächlich auf Schmerzen, Krankheiten oder Stress zurückzuführen sind. Die Experten der Show konzentrieren sich nur darauf, das Verhalten des Pferdes abzustellen und wieder ein braves “Reitpferd” daraus zu machen. Das ist nicht nur falsch, sondern bricht mir regelrecht das Herz.

Wie immer gilt, dass nicht jede Trainingsmethode zu 100% die eigene Zustimmung finden muss. Im Grunde gibt es bei jedem Trainer und jeder Methode mehr oder weniger, das uns gefällt und manches, das nicht gefällt. Aber es ist wichtig viel zu kennen und zu wissen, was man für sich selbst und das eigene Pferd übernehmen will und was nicht. Auch bei den Methoden der VOX Pferdeprofis.Pferdeprofis (Die Serie) 2

Wie hilfreich findest du diesen Beitrag?

Bitte klick auf die Sterne zum Bewerten.

Durchschnittliche Bewertung: / 5. Stimmenzahl:

Noch keine Bewertungen - was meinst du?

Oh je, wie schade, dass dir der Text nicht weitergeholfen hat.

Was stimmt denn nicht damit?

Magst du uns sagen, was gefehlt hat, oder was du erwartet hast? Was müsste der Text liefern, um dir weiterzuhelfen?

Wen könnte er interessieren? Leite ihn gerne weiter.

Natürlich darfst du gerne auf diesen Beitrag verlinken.

Was für dich dabei?

Feines Pferdewissen für Pferdefreunde