Vielleicht hast du schon vom Targettraining gehört oder es ist dir vollkommen neu? Im Artikel erkläre ich dir die ersten Schritte, zeige dir wie du es richtig angehen kannst und gebe dir 3 schnelle Übungstipps für den Einstieg ins Targettraining.
Das Coole daran ist, dass deiner Kreativität und der deines Pferdes keine Grenzen gesetzt sind. Ihr könnt frei damit spielen und gemeinsam eine gute Zeit haben. Ganz nebenbei kannst du dein Pferd auch noch trainieren. Denn mit dem Target kannst du fast alles machen, was du auch sonst machst.
Deine Basic Infos zum Targettraining gfür den Start
Trainierst du schon mit dem Target oder ist es neu für dich? Schreibe mir unbedingt in die Kommentare, wo du gerade stehst: Anfänger oder Profi? Oder irgendwas dazwischen?
Ich habe dir den Artikel bewusst gestaffelt, so dass du dort einsteigen kannst, wo du möchtest. Wichtig ist mir aber noch dir vorher zu sagen, dass dieser Artikel dir einen ersten Einstieg und Überblick verschafft. Hinter dem Targettraining steckt eine ganze Trainingsphilosophie und es lohnt sich so sehr da tiefer einzusteigen, damit du es wirklich verstehst und individuell auf dein Pferd anpassen kannst.
Was im ersten Moment so einfach klingt und was ich dir jetzt anreissen werden ist durchaus eine komplexe Angelegenheit, die du dir einmal konkret erarbeiten solltest. Schnapp dir dazu ein Buch oder hole dir unseren Onlinekurs „How To Clicker“, damit du die Grundlagen noch einmal ausführlich lesen und dir alles Wissen korrekt ranschaffen kannst.
Kurz erklärt: So funktioniert positive Verstärkung
Letztlich beruht das Targettraining auf den Prinzipien der positiven Verstärkung. Das bedeutet, dass du das Erwünschte positiv bestärkst (mit einem Markersignal und einem Leckerli) und das unerwünschte ignorierst (also etwas positives wie das Lob vorenthältst).
Du brauchst also: Leckerli, ein Markersignal und ein gutes Timing, damit du genau das „positiv verstärkst“, was du auch haben möchtest. Das war eine seeeeeeehr grobe Zusammenfassung. Aber ich wollte, dass du die Grundidee verstehst.
Deine Basic-Ausrüstungsliste für das Targettraining
- Ein Target – das kann eine Fliegenklatsche sein oder ein Stück Poolnudel auf einer alten Gerte
- Ein Leckerlibeutel der gut mit artgerechten und natürlichen Leckerli gefüllt ist
- Ein Clicker oder ein Markersignal – bei mir ist es das Wort „KEKS“
T wie Targettraining mit dem Pferd
Das solltest du beim Targettraining beachten, damit es klappt
- Du startest damit, dass du deinem Pferd die Leckerlihöflichkeit erklärst – wie das geht erfährst du HIER
- Sobald dein Pferd das verstanden hat und ihr ein Markersignal etabliert habt, kannst du das Target dazunehmen.
- Du hältst es deinem Pferd sehr nah an die Nase und lobst genau den Moment, in dem es das Target berührt.
- Sobald dein Pferd das verstanden hat, entfernst du das Target ein bisschen: Das können ein paar Zentimeter sein oder ein bisschen mehr – je nachdem, was für ein Persönlichkeitstyp dein Pferd ist.
- Sobald dein Pferd das verstanden hat, kannst du die Position des Targets verändern.
- Wenn dein Pferd das verstanden hat, kannst du das Target entfernen und in Bewegung mit deinem Pferd kommen. Lobe da ruhig schon den ersten Schritt anfangs, auch wenn dein Pferd das Target noch nicht berührt hat, denn es muss erst einmal verstehen, dass es folgen und sich bewegen soll. Nach dem zweiten oder dritten Mal lobst du erst den Touch.
Aber: Mache es deinem Pferd immer superleicht am Anfang! Denke in klitzekleinen Schritten – damit es sozusagen den Erfolg vorprogrammiert hat. Halte die Klickte Anfangs auch sehr hoch, damit es viel Belohnung hagelt. Später kannst du sie langsam reduzieren.
Nutze für jede Lektion ein eigenes Target. Im Prinzip habe ich beispielsweise ein Nasentarget und Beintarget. Du kannst auch ein Handtarget einführen, so dass dein Pferd sich auf deine flache Hand zubewegt. Da brauchst allerdings sehr viel Klarheit und gutes Timing, damit dein Pferd sich nicht irgendwann auf jede flache Hand zubewegt – auch in unerwünschten Situationen.
Deswegen nehme ich gerne „externe“ Gegenstände und nicht Teile meines Körpers.
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So mixt du das Targettraining in dein klassisches Training
Ich persönlich mixe positive und negative Verstärkung. Da Pferde aber Klarheit lieben, schaffe ich beim Target Klarheit durch zwei Punkte.
- Ich habe das Target dabei
- Ich mache mein Pferd frei
Dann weiß das Pferd, dass es jetzt kreativ mitdenken und mitspielen darf. Denn das Setting ist immer gleich. Wichtig ist, dass die positive Verstärkung auf Motivation, Kreativität und Freiwilligkeit setzt – deswegen musst du dich immer daran erinnern, dass du keinen Druck machst, nichts willst und erwartest und einfach belohnst und annimmst, was dein Pferd dir gibt.
Habe Geduld und mache es deinem Pferd leicht und schaffe Klarheit durch das Setting.
In meinem Fall: Target + Frei + Leckerli
Drei coole Lektionen für den Einstieg ins Targettraining
Damit du gleich einsteigen kannst
Nummer 1 der Lektionen: Biegungen mit dem Target
Damit du gleich loslegen kannst, bekommst du jetzt noch 3 schnelle Tipps für das Training mit dem Target.
Du kannst dein Pferd um Biegungen bitten: Wenn es das Nasentarget verstanden hat, kannst du dich ein bisschen weiter hinten Richtung Schulter platzieren und das Target so halten, dass dein Pferd seine Nase um seine Schulter biegen muss. Wenn dein Pferd das auf der einen Seite verstanden hat, kannst du das Target auch auf die andere Seite heben und abwechseln – so biegst du beide Seiten.
Nummer 2 der Lektionen: Dreh dich mit dem Target
Dreh dich: Die Drehung ist super mit dem Target zu erarbeiten. Wenn dein Pferd die Biegung verstanden hat, kannst du noch einen draufsetzen und dich langsam nach hinten arbeiten. So wird dein Pferd sich nach und nach drehen müssen, um noch ans Target zu kommen. Wenn das klappt, kannst du noch das Signal „Dreh dich“ dazusagen und so in Kombination mit der Bewegung etablieren. Irgendwann reicht es dann wenn du den Finger hebst und „Dreh Dich“ sagst und dein Pferd wird sich drehen.
Nummer 3 der Lektionen: Der Spanische Schritt dem Target
Der Spanische Schritt: Wenn es deinem Pferd wie meinem geht, fällt ihm der spanische Schritt sehr schwer. Deswegen finde ich diese Lektion mit dem Target großartig. Denn dein Pferd kann freiwillig so weit mitgehen und soviel geben, wie es kann. Du brauchst allerdings ein neues Target – denn du willst keine „Verwechslung“ und dass dein Pferd plötzlich nach dem Nasentarget mit dem Bein schlägt. Ich drehe die Gerte einfach um und nehme den Gertengriff.
Diesen hältst du an das Bein und wartest bis dein Pferd den Griff zufällt berührt. Das belohnst du. Du wiederholst das solange bis es verstanden hat, dass es den Griff mit dem Bein touchen soll. Dann kannst du den Griff immer weiter entfernen, bis ein schöner Spanischer Schritt daraus wird.
„Pferdeflüstern bedeutet, dass wir lernen das Flüstern der Pferde zu hören und zu verstehen.“
Die Pferdeflüsterei ist ein Wissensblog und Herzensprojekt – denn wir wünschen uns, dass alle Pferde und ihre Menschen glücklich miteinander sind. Wenn wir lernen die Pferde zu verstehen, fein und fair zu trainieren und der beste Pferdemensch zu werden, der wir sein können – wird es auch deinem Pferd gut gehen und es wird immer sein Bestes für dich geben. Versprochen!
Wir unterstützen dich mit unseren Artikeln, Interviews und Kursen – Du bekommst Facts zu pferdegerechter Haltung und Fütterung, feinem Training und Pferdeverhalten.
Petra und Carey
Wer wir sind
Meiner Stute musste ordentlich was vom Huf weggeschnitten werden, da sie ein Geschwür im Huf hatte. Jetzt suche ich schonmal nach möglichkeiten, sie vom Kopf her zu beschäftigen, solange wie sie körperlich nicht sehr belastbar ist. Target training klingt nach einer wirklich tollen Idee und dein Beitag war auch wirklich toll verfasst. Wir werden es definitiv versuchen uns die Grundlagen zu erarbeiten, wenn sie wieder fitter ist wird das ganze ausgeweitet :)
Vielen Dank für die Inspiration!
Das klingt nach einem tollen Plan – und wie schön, dass du deiner Stute trotz dieser Phase so viel Aufmerksamkeit und kreative Beschäftigung bietest! Target-Training ist wirklich eine großartige Möglichkeit, Pferde mental auszulasten, ohne sie körperlich zu überfordern. Damit könnt ihr spielerisch die Kommunikation vertiefen und sie hat Spaß dabei – perfekte Kombination.
Für den Anfang könntest du kleine, einfache Übungen machen, die nicht zu viel Bewegung verlangen:
Lass sie das Target nur berühren und belohne sie dafür. Später kannst du das Target mal höher, tiefer oder seitlich halten, damit sie ein bisschen mitdenken darf. Ergänzend könnt ihr auch an Ruhe und Entspannung arbeiten, z. B. durch Übungen wie Kopfsenken oder Stillstehen.
Das Tolle am Target-Training ist, dass es so vielseitig ist und ihr die Übungen mit der Zeit anpassen könnt – perfekt, wenn sie später wieder fit ist!
Ich wünsche euch ganz viel Freude dabei und gute Besserung für deine Stute! Schreib gerne mal, wie es läuft, ich bin gespannt. 😊
tolle Ideen, mein Pferd liebt Kopfarbeit und Spiel, vorallem mit mir gemeinsam…………. leider gibt es noch zu viele Menschen, die das Pferd als Sportgerät sehen :-(
In diesem Sinne , alles erdenkliche gute für die Pferde, die es gut getroffen haben!
Bettina
Liebe Bettina, wie schön :-) lieben Dank für deinen Kommentar, Petra