Was ist Schenkelweichen
Damit wir alle vom gleichen Reden, lass uns erst einmal schauen, wie das Schenkelweichen eigentlich aussehen soll:
Das Pferd geht im Schenkelweichen nicht nur Seitwärts, sondern auch nach vorne. Die Beine des Pferdes überkreuzen sich. Sowohl die Vorder- als auch die Hinterbeine.
Das Pferd setzt also die Beine nicht nur gerade nach vorne, sondern gleichzeitig auch schräg zur Seite.
Dadurch geht es gleichzeitig vorwärts und seitwärts mit etwa 30-45 Grad Winkel (wir nennen diesen Winkel – bzw. Abstand zur geraden Linie ab jetzt „Abstellung).
Was passiert im Körper
Das Pferd ist aber nicht im Körper gebogen, sondern geradegerichtet. Es ist höchstens im Genick gestellt.
Schenkelweichen: Eine ganz leichte Übung?
Das Schenkelweichen ist ein Supertool für deine Reiteinheiten, weil dein Pferd dadurch gelockert wird.
- Du kannst ausserdem damit auf eine sinnvolle Weise die Reaktionen deines Pferdes auf deinen Schenkel verfeinern.
- Es ist eine lösende Übung.
- Es schult das Gleichgewicht des Pferdes.
- Es fördert die Durchlässigkeit deines Pferdes.
Du kannst damit deine diagonale Hilfe üben, die du für sehr viel beim Reiten brauchst. Zum Angaloppieren, Travers, Renvers, Schulterherein und und und.
Was genau ist Schenkelweichen
Kurz gesagt: Der rechte Schenkel beispielsweise treibt an den linken Zügel heran – und umgekehrt. Das Pferd befindet sich immer genau unter dir.
Das Schenkelweichen ist der Start in eine Seitenbewegung. In aller Regel ist das Schenkelweichen die erste Seitwärtsbewegung, die ein Pferd geritten lernt. Das Pferd wird nicht gebogen, sondern bleibt gerade und wird nur gestellt.
Im Artikel erklären wir dir: Wie du mit deinem Pferd das Schenkelweichen sinnvoll starten kannst. Ausserdem sagen wir dir, welche reiterlichen Hilfen du brauchst und für was es im Training nützlich ist. Du kannst das Schenkelweichen überall in der Bahn reiten. Egal ob auf dem Hufschlag (sowohl mit der Kopfstellung nach innen oder aussen) oder diagonal durch die Bahn.
Die richtige Trainingsvorbereitung für ein schönes Schenkelweichen
Je besser wir ein Pferd vorbereiten – körperlich und mental – desto leichter kann es die Lektion auch umsetzen. Oft klappen Dinge im Training nicht, weil die Lektion nicht gut genug vorbereitet wurde oder das Pferd mental / körperlich (noch) nicht bereit dafür ist. Deswegen lass uns das Schenkelweichen gut und schön vorbereiten, so dass du und dein Pferd dann durch die Bahn schweben könnt.
5 geniale Lektionen zur Vorbereitung fürs Schenkelweichen
Wenn du alles gut vorbereitest hast, kannst du dir den Anfang beim Schenkelweichen natürlich mit ein paar Tricks einfacher machen.
Wendungen und Biegungen:
Dein Pferd bekommt dadurch ein erstes Verständnis für die Schenkelhilfen
Tempi-Unterschiede und Übergänge (auch zum Halten)
Damit wird die abfangende Hilfe für dein Pferd verständlicher. Diese Hilfe brauchst du, um den Vorwärtsdrang des Pferdes in ein schönes Seitwärts zu verwandeln.
Wendungen um die Vorhand
Weil du damit dein Pferd weiter auf die Schenkelhilfe verfeinerst und die Kommunikation optimierst.
Zirkel verkleinern und vergrößern
Weil du damit die Balance und Geschmeidigkeit deines Pferdes optimierst.
Alle Seitengänge in der Bodenarbeit
Egal ob Schenkelweichen, Horsemanship Seitengänge oder Schulterherein/ Travers: Weil du dein Pferd mental und körperlich auf das Seitwärts vorbereitest.
Simple Tipps um das Schenkelweichen zu Reiten
Du kannst die ersten Schritte Schenkelweichen gut mit dem Pferdekopf Richtung Bande reiten. Denn so hat dein Pferd eine Begrenzung nach vorne. Dadurch musst du das Tempo deines Pferdes nicht so sehr regulieren und dein Pferd nicht ständig zurücknehmen.
Du kannst beispielweise an der Bande entlangreiten und stellst dein Pferd auf der kurzen Seite schon leicht nach aussen und kürzt die Ecke ab und reitest dein Pferd in der gewünschten Abstellung seitwärts vorwärts.
Sobald dein Pferd einen Schritt seitwärts geht, lobst du es sofort und ganz euphorisch. Damit versteht dein Pferd, welche Lektion du haben möchtest.
So reitest du Schenkelweichen: Die wichtigsten reiterlichen Hilfen beim Schenkelweichen.
- Start: Du reitest ein „Aus-der-Ecke-kehrt“.
- Beim Erreichen des Hufschlags stellst du dein Pferd nicht gerade. Es bleibt in einer leichten Stellung im Genick.
- Du treibst es mit dem äußeren Schenkel (dem bei der Bande) seitwärts. Er treibt zu dem Zeitpunkt, wenn das Hinterbein abfusst. Nur dann kann es auch nach vorne kreuzen
- Du lässt dein Pferd leicht gestellt – gegen die Bewegungsrichtung. Der Rest deines Pferdes ist gerade.
- Der andere Zügel ist verwahrend und steht an. Damit dein Pferd dir nicht über die Schulter wegläuft
- Dein Oberkörper und deine Schultern bleiben gerade und du knickst nicht in der Hüfte ab.
- Der Kopf bleibt über der Wirbelsäule und du schaust dorthin, wo du hinmöchtest.
- Du drehst deinen Oberkörper und deine Hüfte in der Wendung leicht in der Bewegungsrichtung mit. Dadurch geht dein Knie leicht auf und du verlagerst dein Gewicht in Richtung der Bewegung.
- Deine Zügel rahmen dabei dein Pferd ein und halten den Hals gerade.
- Dein innerer Schenkel ist verwahrend und das Gewicht des Reiters sollte in Richtung der Bewegung verlagert sein.
Wenn deinem Pferd die Begrenzung durch die Bande unangenehm ist, kannst du auch vom zweiten Hufschlag aus seitwärts zum ersten Hufschlag zu reiten.
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Die häufigsten Probleme beim Schenkelweichen und ihre Lösung
Warum ist das so hilfreich die Bande als optische Begrenzung zu nutzen? Viele Pferde tendieren dazu sich aus dem Schenkelweichen „rauszudrücken“. Wenn du aber dein Pferd dabei einrahmst und parallel zum Hufschlag hältst, werden die meisten Pferde gerne auf den seitwärtstreibenden Schenkel reagieren.
Noch ein Tipp: Sollten beide Varianten schwierig für dich und dein Pferd sein, solltest du das Schenkelweichen erst einmal mit einer Hilfe am Boden zu üben. Dann kann die Person am Boden deinem Pferd sanft und fein übersetzen, was du dir als Reiter gerade von deinem Pferd wünschst. Das erspart gerade bei unerfahrenen Pferden manchmal Verwirrung und hilft dabei das Training harmonisch zu halten.
Das Wichtigste, wenn du deinem Pferd das Schenkelweichen beibringen willst ist: Bitte dein Pferd am Anfang nur um wenige Schritt. Lobe schnell und vor allem viel. Versteife dich bitte nicht auf eine perfekte Ausführung. Der Weg ist das Ziel und das darf entspannt nach und nach schöner werden, okay?
Warum das Schenkelweichen offiziell kein richtiger Seitengang ist
Das Schenkelweichen ist im Sinne der Dressur, kein richtiger Seitengang. Auch wenn das Pferd seitwärts geht.
Warum ist das so? Im klassischen Sinne der Dressur müssen Pferde in jedem Seitengang gebogen sein. Weil das Schenkelweichen aber ohne Biegung geritten wird, ist es kein Seitengang, Zumindest in der Definition der Dressurreiter. Es ist aber – wie auch die Wendung um die Vorhand oder das “Schultervor” – eine der vorbereitenden Lektionen für Seitengänge. Außerdem soll es das Verständnis des Pferdes für die Schenkelhilfen schulen.
Nur Schulterherein, Travers und ihre Gegenstücke Konterschulterherein und Renvers definiert man im klassischen Sinne der Dressur als Seitengänge.
Sie beinhalten eine Seitwärtsbewegung des Pferdes und eine Biegung des Pferdekörpers.
Beim Schulterherein ist das Pferd gegen die Bewegungsrichtung gebogen. Beim Travers ist das Pferd mit der Bewegungsrichtung gebogen. Diese Seitengänge kann man überall in der Bahn mit jeder Linienführung ausführen. Dem Schenkelweichen fehlt die Biegung, um als Seitengang der Dressur definiert zu werden. Dem Schultervor fehlt die Seitwärtsbewegung.
Die Traversale ist einfach nur ein Travers auf einer speziellen Linie. Deshalb wird sie übrigens auch nicht als Seitengang sondern als Hufschlagfigur definiert.
Zusammengefasst:
Wir halten fest: Das Schenkelweichen ist eine Vorübung für „echte“ Seitengänge wie beispielsweise das Schulterherein.
Deswegen macht es Sinn dann auch schnell ins Schulterherein zu wechseln, wenn ihr das Schenkelweichen beherrscht. Reite lieber sobald wie möglich den Seitengang mit Biegung. Denn so kannst du das Pferd besser gymnastizieren, lockern und trainieren.
Trau dich auch ein noch nicht perfektes Schulterherein zu reiten. Solange du freundlich und harmonisch mit deinem Pferd kommunizierst, kannst du bei einem Seitengang nie etwas richtig falsch machen. Stelle es dir lieber wie ein Puzzle mit vielen kleinen Teilchen vor.
Du setzt es einfach nach und nach – Puzzleteilchen für Puzzleteilchen – zu einem schönen Bild zusammen. Arbeite kleinschrittig an der Qualität und hab immer Freude dabei.