Wie du mit Bodenarbeit kinderleicht ein rückenfittes Pferd bekommst
Wir starten den Artikel nicht mit den 3 besten Tipps oder den 5 schnellsten Hacks für den Pferderücken, sondern mit einer Geschichte. Keine Angst, die Tipps kommen auch noch. Aber zunächst möchten wir dir noch von einem außergewöhnlichen Pferd und seinem Werdegang erzählen: Dieses Pferd hat es nur dank der…
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Wir starten den Artikel nicht mit den 3 besten Tipps oder den 5 schnellsten Hacks für den Pferderücken, sondern mit einer Geschichte. Keine Angst, die Tipps kommen auch noch. Aber zunächst möchten wir dir noch von einem außergewöhnlichen Pferd und seinem Werdegang erzählen: Dieses Pferd hat es nur dank der richtigen Bodenarbeit geschafft, mit einer Kissing-Spines Diagnose ein hervorragendes Reit- und Stuntpferd zu werden. Deswegen können wir von seiner Geschichte lernen, wie jedes Pferd dank der richtigen Bodenarbeit ein rückenfittes Pferd werden kann. 

Die Geschichte von Omen: Von Kissing Spines zum Stuntpferd dank Bodenarbeit

Omen ist mein Verlasspferd und ein echter Stuntprofi. Ich bin Hero Merkel, Pferdetrainerin, Stuntfrau und Pferdemädchen mit ganzem Herzen und ich erzähle dir jetzt die Geschichte von Omen und seinem Weg von Kissing Spines zum Stuntprofi.“ 

Omen kam dreijährig zu mir. Als er Vier war habe ich an einem Reitkurs teilgenommen. Nach diesem Kurs lahmte er leider. Die Diagnose des Tierarztes schien mir damals niederschmetternd: Die Dornfortsätze hatten sich berührt und die Lahmheit kam aus dem Rücken. Ich dachte damals, dass ich ihn nie wieder reiten kann.

Empfohlen wurde mir von den Tierärzten ihn mit Ausbindern zu longieren, um ihm mit den Kissing Spines zu helfen. Brav kaufte ich die Teufelsdinger, obwohl ich sie schon damals verachtete. Ich probierte sie wenige Male aus, hatte aber immer nur den Eindruck, dass sie seine Probleme nur verstärkt hatten. Deswegen habe ich sie schnell wieder beiseitegelegt und bis heute kein einziges Mal mehr angefasst. 

Stattdessen habe ich andere Wege gesucht, um meinem Pferd mit seinen Rückenproblemen zu helfen. 

Natürlich arbeitete das alles in mir und ich dachte darüber nach was Pferden eigentlich körperlich gut tut. Für mich war und ist die Antwort auf diese Frage schon immer die Dressur. Meine Mutter fing an Dressur zu reiten, um die Pferde gesund zu halten und auch ich habe das immer so gelebt. Also suchte ich nach Möglichkeiten für Omen ohne Reitergewicht Dressurtraining zu realisieren. So bin ich auf diverse geniale Lockerungs- und Bodenarbeitsübungen gestossen, die dem Pferderücken unglaublich gut tun können. 

Diese Lektionen haben uns dabei geholfen Omen zu einem schmerzfreien, gesunden und zufriedenen Reitpferd zu trainieren, der jede Showsaison tiefenentspannt und mit einem topgesunden Rücken übersteht – und das trotz dieser schockierenden Diganose „Kissing Spines“. Weil diese Übungen so genial sind, will ich sie dir weitergeben und den Grundgedanken dazu in diesem Artikel ausführlich erklären, so dass auch du deinem Pferd zu mehr Gesundheit, Zufriedenheit und körperlichem Wohlbefinden verhelfen kannst – unabhängig davon ob es jung oder alt, gesund oder krank ist. 

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Der Weg zum gesunden Pferd

Ich arbeitete ihn ab diesem Zeitpunkt nur noch am Kappzaum mit einer Longe und ohne ein Gebiss oder Ausbinder. Schnell merkte ich eine deutlich Verbesserung – ganz im Gegensatz zu dem Training zuvor mit Ausbindern.

Nach einigen Monaten bin ich ihn zusätzlich zur Bodenarbeit auch wieder geritten. Zwei Jahre nach der Diagnose konnten wir dann sogar zusammen Stunts machen.

Ich habe über die Jahre natürlich ein Gefühl für seinen Zustand und seine körperlichen Bedürfnisse entwickelt und trainiere seinen Rücken regelmäßig und konsequent.

Heute 7 Jahre später kommt er mir so fit und so stabil vor wie nie zuvor. Er ist nun 11 und schaut auf fast 5 Jahre Stuntshows zurück.

Seine Entwicklung freut mich natürlich in erster Linie für ihn, aber ich finde sie gibt auch anderen kranken Pferden Hoffnung. Kein Pferd der Welt ist zu krank um durch die Dressur am Boden ein größeres Wohlbefinden und einen besseren körperlichen Zustand aufzubauen. Und auch gesunden Pferden tun all die Übungen unglaublich gut.

Finde die Ursache

WICHTIG: Bei Rückenproblemen solltest du dir – falls möglich – zunächst darüber bewusst werden welcher Art sie sind.

  • Fehlen dem Pferd einfach Muskeln?
  • Oder sollte es lockerer werden?
  • Hängt möglicherweise der Rücken zu sehr durch?

Grundsätzlich ist natürlich alles in Kombination möglich.

Deswegen bekommst du jetzt noch die versprochenen Tipps für ein rückenfettes Pferd, dank Bodenarbeit. Damit du mit deinem Pferd – egal ob krank oder gesund – an seinem fitten Rücken arbeiten kannst.

3 Tipps zum Rückenmuskel-Aufbau

Spiel mit der Halsposition

Muskeln bauen sich in Bewegung am besten auf. Beim Pferderücken ist deswegen eine harmonisch wechselnde Position des Hals sinnvoll. Ich wechsele dabei zwischen der Vorwärtsabwärts-Haltung und der Aufrichtung. Wichtig ist nur, dass der Unterhals des Pferdes nicht rausgedrückt ist. Übrigens ist die Einschränkung dieser Bewegung für mich auch ein riesiges Argument gegen Ausbinder oder Hilfszügel, denn diese halten das Pferd immer in derselben Position.

Grundsätzlich in allen Gangarten aber auch allen Bewegungsmustern (Vorwärts, rückwärts, seitwärts ect.) kann man mit der Halsposition variieren.

Übergänge im Seitengang

Ich halte nichts von ewigem, langweiligem „im Kreis“ rennen. Deswegen sind Übergänge zwischen den Gangarten oder Tempi-Unterschiede innerhalb der Gangarten eine geniale Abwechslung. Für den Rückenmuskel sind vor allem die Übergänge im Seitengang besonders wirkungsvoll.

Hügeltraining und Stangenarbeit

Die alten Stallmeister wussten bereits, dass sich der Rücken der Pferde besonders auf Hügeln trainiert und sie hatten Recht. Irgendwo im Gelände oder auf der Koppel findet sich bestimmt ein Hügel. Zwischen dem dressurmäßigen Lockern und den Übergängen, kann man die Pferde immer wieder rauf- und runtergehen lassen. Am effektivsten ist das im zügigen Schritt oder Trab. Im Galopp neigen die Pferde zum Mogeln.
Alternativ kann man die Pferde auch über Stangen / Cavallettis und durch Wasser gehen lassen.

3 Tipps für mehr Beweglichkeit im Rumpf

8ter Biegungswechsel im Vorwärts

Biegungswechsel beim gleichmäßigen Vorwärtsgehen im Schritt und Trab lockern den Rumpf. Daher sind Schlangenlinien natürlich sehr gut geeignet, aber am Boden zum Aufwärmen auch ein normaler 8ter der Bodenarbeit.

Biegungswechsel im Seitengang

Das sind Übergänge zwischen einem Schulterherein links und rechts oder einem Travers links und rechts. Das kann man auf dem Platz ganze Bahn, auf dem Zirkel aber auch im Gelände auf einem Weg trainieren.

Für sehr fortgeschrittene Paare sind auch Wechsel zwischen einem Schulterherein und einem Travers möglich mit wechselnder Biegung, aber gleich bleibender Seitengangrichtung. Also zum Beispiel einem Wechsel zwischen einem Schulterherein links und einem Travers rechts. Hierbei geht das Pferd immer nach rechts seitwärts, aber wechselt die Biegung.

Schulterherein /Travers Seitwärtswechsel mit der gleichbleibenden Biegung

Für mehr Entspannung in der Biegung lohnt es sich, die Biegung gleich zu lassen und zwischen den Seitengängen hin und her zu wechseln. Damit meine ich zum Beispiel Übergänge zwischen dem Schulterherein links und dem Travers links oder auch Übergänge zwischen dem Schulterherein links und einer Schrittpirouette links.

3 Rückenaufwölbende Lektionen

Wendungen um die Hinterhand

Alle Seitengänge auf einer Wendung / einem Kreis während die Hinterhand innen ist – also einen kleineren Kreis geht als die Vorhand wirken rückenaufwölbend.
Beispiele dafür sind Pirouetten und Konterschulterherein-Wendungen.

Versammelnde Lektionen

Versammlung allgemein führt zu mehr Tragkraft, einem Zusammenschieben des Pferdes und so automatisch auch zu einem Aufwölben des Rückens. Übergänge innerhalb der Gangarten (also Tempiunterschiede) sind Lektionen, die die Versammlung an sich besonders gut trainieren.

Paraden an einem Hinterbein

Im vorherigen Punkt ging es uns um Lastaufnahme in beiden Hinterbeinen – hier geht es uns jetzt um beispielsweise ein einzelnes Hinterbein, Auch das führt zum Aufwölben des Rückens.

Möglich ist das Bein durch Deuten oder Abstreichen mit der Gerte beim Abfußen immer wieder zu animieren.

Dafür kann man aber auch aus dem Vorwärts oder in der Folge noch effektiver aus dem Schulterherein anhalten und rückwärts treten lassen. Dabei „fängt man dann“ ein Bein beispielsweise fast in der Luft auf während es zurücksetzen möchte und lässt es direkt wieder vorsetzen. Aus dem Schulterherein im Schritt anzuhalten, zurückzusetzen und daraus anzutraben ist besonders effektiv.

Das klingt im ersten Moment sehr kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach. Wenn du es Schritt für Schritt aufbaust und nach und nach mit deinem Pferd angehst.

Zum Schluss möchte ich noch einen meiner Träume mit dir teilen:

Ich träume davon, dass die Welt die Dressur mit anderen Augen sieht, dass die Dressur in den Köpfen der Pferdewelt für das Pferd arbeitet, dass die Dressur auch partnerschaftlich am Boden trainiert werden kann, um dem Pferd Gutes zu tun und es gesund zu halten oder ihm zur Genesung zu verhelfen.

Im Moment werden Dressurreiter oft mit Turnierreitern gleichgesetzt. Ich wünsche mir, dass all die Dressur als rein positive ProPferd Arbeit sehen, die sie sein kann und so sowohl die Einstellung der Pferde, aber besonders auch die der Menschen zur Dressur verändern.

Die Dressur kann das wohltuende Geschenk für Pferde sein, das ihnen in der Natur nie zuteil werden könnte. Wir Menschen müssten das einfach nur in unseren Köpfen verankern und dann mit Leichtigkeit, Freude und ohne Druck fleißig trainieren.

Möglicherweise können wir es schaffen, dass in zwei Jahrzehnten jeder bei der Dressur an ein lockeres und gesundes Pferd denkt und erst im zweiten Moment an Turniere. Fangen wir bei uns selbst an. Denn die Welt zu verändern ist schwer, aber die Welt für unser Pferd zu verändern ist spielend leicht und eine wunderschöne und wichtige Aufgabe.

Hero Masterclass

Bei unseren menschlichen Partnern wäre es für uns ein absolutes No-Go, nicht genau zu wissen, ob sie sich mit uns oder in ihrem Leben oder bei ihrer Arbeit wohlfühlen. 

Bei unseren Pferde fischen wir so oft im Trüben und nehmen es hin. Oft auch, weil wir keine andere Möglichkeit haben. Das muss nicht so sein. 

„Embodiment ist für mich so toll, weil mir zuvor immer die Möglichkeit fehlte mit meinen Pferden über ihre Gefühle zu sprechen.“

Zu wissen, was unser Pferd fühlt und ihm gleichzeitig ein gutes Gefühl beim Training zu geben, ist doch der Traum eines jeden Pferdemenschen. Die Technik des „Embodiment“ gibt uns die Möglichkeit das endlich zu erreichen und jedem Pferd durch den Kontakt zu uns ein Lächeln ins Pferde“gesicht“ zu zaubern.

Hero Merkel

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2 Kommentare

  1. Conny

    Es ist sehr wichtig das sich ein Pferd wohl fühlt. Wir habe zwei Pferde in Not aufgenommen . Sie sind gesund und anhänglich. Sie müssen noch viel lernen und wir auch um uns besser zu verständigen können. Die Beiträge sind toll, aber ich weiß nicht wie wir das richtig anstellen können.

    Antworten
    • Petra

      Hey liebe Conny, das braucht ein bisschen Info, Wissen und vielleicht auch Hilfe. Wenn du keinen guten Trainer vor Ort findest, haben wir wirklich gute Online-Videokurse in unserem Campus – unter anderem der Lockerungs- und der Basics der Bodenarbeit-Kurs :-) Ganz liebe Grüße, Petra

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