Jeder Reiter hatte schon einmal eine Gerte in der Hand und ich vermute fast, dass jeder von uns schon einmal wahlweise den Satz „lass die Gerte Fetzen“ oder „hau dem mal eins drüber“ oder „treib ihn mit der Gerte richtig schön vorwärts“ gehört hat beim Reitunterricht.
Ich halte das für einen ganz großen Fehler und erzähle dir jetzt im Artikel, wie ich die Gerte sehe und nutze und weshalb eine Gerte in meinem Pferde-Leben ständig im Einsatz ist, das aber für das Pferd vollkommen okay ist. Weil die Gerte ein Freund und Helfer ist.
Wofür eine Gerte wirklich da ist
Ich mache es kurz: Eine Gerte ist nicht zum Schlagen da.
Wir starten also mit dem wichtigsten aller Gedanken: Eine Gerte ist nicht zum Schlagen oder Strafen gedacht. Punkt.
Mit diesem Satz möchte ich in den Artikel starten, weil es eine ganz ganz große, aber leider oft vergessene Wahrheit ist. Kurz gesagt ist die Gerte zum Zeigen oder streicheln, tippen oder sanften erinnern an etwas da.
Ich wiederhole ihn nochmal: „Eine Gerte ist nicht zum Schlagen oder Strafen gedacht.“
Warum ich das so nervig und penetrant mache? Weil man diesen Satz nicht oft genug sagen kann. Darum.
- Bist du meiner Meinung? Perfekt! Ich liebe dich jetzt schon.
- Siehst du das anders? Auch okay – dann lass uns darüber reden, wie du die Gerte nutzt und warum du das anders siehst.
—> Und dann fragen wir dein Pferd das Ganze sieht.
Studie zum Thema Schmerzreaktionen des Pferdes auf die Gerte
Falls du noch mehr dazu wissen willst, dann kannst du dir diese Studie HIER durchlesen – darin haben Tiermediziner die Schmerzreaktionen von Pferden auf die Gerte untersucht. Sie haben festgestellt, dass die Haut von Pferden keineswegs dicker oder unempfindlicher als die des Menschen ist. Das können wir uns immer vor Augen halten, bevor wir irgendeinen Ausrüstungsgegenstand beim Pferd benutzen, finde ich.
Die Gerte als verlängerter Arm
Viel zu oft hören wir, dass die Pferde Angst vor der Gerte haben. Warum? Weil sie leider schon schlechte Erfahrungen damit gemacht haben. Dabei ist die Gerte ein supergeniales Tool. Wenn du sie fein und freundlich nutzt als das, was sie im Idealfall ist: Ein geniales Kommunikationsinstrument für eine schöne, feine und freundliche Trainingskommunikation mit dem Pferd.
„Wenn die Gerte immer nett und freundlich ist und dem Pferd dabei hilft besser zu verstehen, was sein Mensch gerade will, wird kein Pferd dieser Welt Angst vor einer Gerte haben.“
Wenn wir also die Gerte als Verlängerung unseres Armes nutzen und im Training liebevoll und sinnvoll einsetzen, ist sie eine enorme Hilfe für unser Pferd, um uns besser zu verstehen. Wenn wir natürlich Dominanz ausüben, damit Druck aufbauen, laut werden oder unserem Pferd sogar Schmerzen damit zufügen, wird es natürlich Angst oder Stress mit der Gerte verbinden. Das ist schrecklich und sollte nie passieren. Das Pferd ist ein Lebewesen, das einen liebevollen und fairen Umgang verdient.
Deswegen ist meine Antwort auf die übliche pauschale Aussage, dass man eine Gerte nicht nutzen dürfe, weil sie dem Pferd Angst macht oder wehtut: Eine Gerte ist immer so fein und sanft wie die Hand die sie hält.
—> Mein Pferd hat zu 150% keine Angst vor der Gerte. Warum? Weil die Gerte IMMER freundlich und fein ist und ihr mehr Klarheit gibt – als Verlängerung meines Armes.
Deswegen lass uns nicht darüber reden, ob eine Gerte böse oder gut ist, sondern viel lieber darüber, wie hilfreich und cool eine Gerte sein kann, wenn man sie fair, fein und freundlich als Zeigetool nutzt.
By the way: Meine absolute LIEBLINGSGERTE findest du HIER MIT EINEM KLICK
Die verschiedenen Gertenhilfen
Unterschieden werden die Gertenhilfen im Grunde klassisch in die treibende Hilfe und die verwahrende Hilfe.
- Die treibende Gertenhilfe soll in dem Moment erfolgen, indem das Pferd abfusst, so dass man dem Pferd ein aktivierendes Signal gibt.
- Die verwahrende Gertenhilfe soll dem Pferd durch anlegen an der entsprechenden Körperstelle sagen, dass es nicht weiter in diese Richtung driften soll mit dem entsprechenden Körperteil.
Beides ist absolut sinnvoll, aber in beiden Fällen darf die Gerte nicht schlagen, wehtun oder in irgendeiner Weise grob sein, sondern maximal Streicheln oder tippen oder sich anschmiegen.
Ich erklären dir gleich noch ein bisschen mehr dazu, damit du genau weißt, was ich meine. Aber vorher klären wir noch ein paar Sach- und Fachpunkte zur Gerte.
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Gerte, die! Das sagt das Lexikon
Das Lexikon sagt: „Eine Gerte (von althochdeutsch „gerta oder gart“ = Stachel oder Stock) ist ein dünner, biegsamer Stock. Eine Reitgerte, auch Reitstock genannt, ist zwischen 50 und 130 cm lang.“
- Früher wurden die Gerten aus einem Haselnußstock oder einer Weide oder etwas ähnlichem geschnitten. Heute sind die meisten Gerten aus einem Fiberglaskern und dann entsprechend nach Geschmack und Preislage ummantelt.
- Es gibt die verschiedensten Arten von Gerten: Dressurgerten, Springgerten, Bodenarbeitsgerten, Gerten mit Lederklatsche, Gerten mit einem Schnürchen vorne dran, Gerten aus Holz, Gerten aus Fiberglas, Gerten mit Lederumflechtung, Gerten mit Handschlaufe oder ohne.
- Wie die ideale Gerte aussieht und wie lang sie sein sollte, hängt ein bisschen davon ab, was man damit machen will, wie groß man selbst und wie groß das Pferd ist und natürlich auch was jeder Reiter oder Pferdebesitzer persönlich gerne mag.
Die meisten Springreiter haben eher kurze Gerten mit einer Lederklatsche am Ende – um die 50 – 60cm – die meisten Dressurreiter haben eher längere Gerten mit einem sogenannten Schlag am Ende – um die 1.10 m – 1.30 m. Dann gibt es noch die Turnierverordnung. In Deutschland beispielsweise dürfen Dressurgerten inklusive Schlag maximal 1.20 m sein und Springstöcke oder Springgerten maximal 75 cm.
Ich liebe meine Ledergerte ohne Handschlaufe – nicht zu leicht, nicht zu schwer – mit 1.20 m Länge, weil sie noch gut beim Reiten ist und bei der Handarbeit oder Bodenarbeit der perfekte Zeigestock ist.
So weit – so gut. Wir sind uns also einig, dass die Gerte erst einmal ein ganz neutraler Stock ist. Leider wird genau dieser „Stock“ zu oft zum dominieren, durchsetzen genutzt und damit zu einer schmerzhaften bis unangenehmen Angelegenheit für die Pferde.
3 Fälle in denen die Gerte fehl am Platz ist
Die Pferde spüren die kleinste Fliege auf ihrer Haut – was also berechtigt uns zu dem Glauben, dass sie eine schlagende Gerte nicht so doll spüren würden?
…nur weil sie in der Herde nicht zimperlich mit einander umgehen?
—> Das ist als ob wir Äpfel mit Birnen vergleichen würden. In der Herde können sich die Pferde entziehen und dem Streit aus dem Weg gehen, sie können jederzeit Nein sagen und müssen sich nicht unter einem Sattel bewegen oder Lektionen am Boden erfüllen, die sie vielleicht gerade nicht leisten können oder die sie nicht verstehen.
Oder weil sie ach so faul und triebig sind?
—> Warum sind eigentlich immer die Pferde die Bösen? Warum schauen wir nicht erst einmal auf unseren Sitz. Blockiert er das Pferd vielleicht? Oder auf unseren Sattel? Schmerzt er das Pferd vielleicht weil er schlecht sitzt? Oder unsere Körpersprache? Ist sie vielleicht nicht genau genug, uneindeutig oder wir haben die Lektion schlecht erklärt, schlecht aufgebaut, nicht genug vorbereitet? Oder den Pferdekörper? Ist er vielleicht irgendwo blockiert oder verspannt und das Pferd kann deswegen nicht so vorwärts? Oder die Anzahl der Trainingseinheiten – sind es vielleicht zuviel?
Oder weil sie so widersetzlich und bockig sind?
—> Was sagt das denn über unsere Art zu trainieren oder zu Reiten aus, wenn wir davon ausgehen, dass die Pferde sich entziehen wollen, indem sie uns verarschen, bocken oder loswerden wollen?
Es gibt noch viele dieser „Oders“… Kurz gesagt: Wieso gehen wir eigentlich immer davon aus, dass die Pferde so böse, faul, schlecht oder bequem sind und deswegen Dinge oder Lektionen nicht klappen? Und wenn wir das weitertreiben wollen: Wieso verbringen wir eigentlich gerne unsere Zeit mit so faulen, bösartigen, widersetzlichen und unhöflichen, respektlosen Geschöpfen, wenn wir davon ausgehen, dass wir eine Gerte, Dominanz und Ruppigkeit brauchen um sie so zurechtzubiegen, dass das Training funktioniert?
Ich gehe lieber davon aus, dass Pferde harmoniebedürftig und kooperationswillig sind und als Herde- und Bewegungstiere mit Herz, Hirn und Seele gerne Zeit mit uns verbringen, wenn wir alles richtig machen. Bist du dabei?
Perfekt! Dann brauchst du auch keine Gerte, um zu treiben oder dich durchzusetzen, sondern kannst an ganz anderen Punkten ansetzen. Die besprechen wir aber ein anderes Mal…
…oder du liest dir ein paar Artikel auf der Pferdeflüsterei zum Thema Mindset, Pferde Verstehen und Pferd-Mensch-Kommunikation durch oder schnappst dir meinen Online-Video-Kurs „L.O.V.E.“ – in dem ich dir die wichtigsten Dinge zusammenfasse.
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Wenn die Gerte streichelt…
Wie du sie im Training richtig einsetzen kannst
Wir wollen jetzt über die Gerte reden und wie du sie so einsetzen kannst, dass sie ein unglaublich tolles Hilfsmittel für dich und dein Pferd wird.
Egal ob du reitest oder vom Boden aus mit deinem Pferd trainierst oder Spazierengehst: Die Gerte ist eine perfekte Verlängerung deines Armes.
- Du kannst mit der Gerte deinem Pferd viel besser zeigen, welchen Körperteil du meinst und so deine Hilfen fein und leise verstärken
- Eine Gerte darf tippen, schwingen, streicheln, schweben und auch mal in der Luft wackeln – dann ist sie fein und freundlich
- Eine Gerte sollte immer freundlich und ein echtes HILFSmittel für dich und deine Signalgebung sein
Stell dir einfach vor, dass die Gerte wie eine zarte und weiche Feder ist oder ein Zauberstab, mit dem du deinem Pferd helfen kannst, besser zu verstehen, was seine Hinterhand oder Vorhand oder Schulter oder ein anderer Körperteil tun soll.
Dadurch dass dein Pferd viel länger und größer ist als du – aber den perfekten Rundblick hat – kann dir die Gerte eine unschätzbare Hilfe sein, weil du deinem Pferd besser zeigen kannst, ob es beispielsweise gerade die Kruppe biegen soll oder mit der Schulter nach innen oder 3 Schritte rückwärts laufen soll.
TIPP: Du kannst sie beispielsweise auch beim Spaziergang nutzen, um dein Pferd vom Grasen abzuhalten. Bei mir wedelt die Gerte dann in einem sanften aber ständigen Rhythmus unter der Nase, zwischen Pferdenase und Gras, so dass das Pferd eine „Grenze“ zwischen sich und dem Gras hat.
Parallel lobe ich alle paar Schritte mit einem Leckerli, wenn das Pferd nett und freundlich weiter mitläuft. Das funktioniert ziemlich gut. Wenn du on Top noch Graspausen bewusst einbaust zwischendurch – damit dein Pferd merkt, dass du seine Bedürfnisse siehst und wahrnimmst – können viele Gras“Probleme“ schnell verschwinden – ohne dass die Gerte einmal unfreundlich oder unschön werden muss.
Die Gerten-Skala – so nutzt du sie richtig
Eine Gerte soll nicht schlagen. Da sind wir uns mittlerweile einig, richtig? Aber wie kannst du sie dann einsetzen? Falls du jetzt verwirrt bist und nicht weißt, wie du die Gerte dann nutzen sollst, habe ich eine Art kleine Skala für dich.
Wenn dein Pferd – leider – schon schlechte Erfahrungen mit der Gerte gemacht hat, musst du ihm erst einmal zeigen, dass die Gerte nicht so schlimm ist, wie es jetzt vielleicht glaubt.
- Du näherst dich entspannt und superfreundlich an und zeigst ihm die Gerte
- Du schaust, ob du es mit der Gerte abstreichen kannst – ganz sanft und in einem stetigen und beruhigenden Rhythmus.
- Dabei bleibst du in deiner ganzen Körpersprache schön entspannt
- Je nachdem, wie gestresst dein Pferd ist, hörst du auch schnell wieder auf, sobald es auch nur ansatzweise ein bisschen positivere Signale zeigt
- Das machst du sowieso nicht stundenlang, sondern schaust, wie lange es für dein Pferd irgendwie machbar ist oder langsam okay wird – und baust es dann immer wieder ein
- Die Gerte nutzt du solange nicht beim Training, bis sie für dein Pferd ein schönes und entspanntes Streichelding geworden ist
Dann versprichst du deinem Pferd folgendes: Ich werde dich mit der Gerte NIE WIEDER hauen. Ab jetzt ist die Gerte ein kuscheliges und schönes „Zeigeinstrument“.
Kommen wir jetzt zur Gertenskala – denn wenn die Gerte für dein Pferd wieder positiv besetzt ist, können wir sie auch stressfrei im Training nutzen.
- Die Gerte ist eine Verlängerung deines Armes
- Sie schwebt beispielsweise in der Luft und du hebst sie, wenn du etwas damit „aktivieren“ willst
- Wenn du sie gerade nicht zum Zeigen nutzt, schwebt oder schleift sie ungenutzt und absolut energielos mit dir mit —> so machst du deinem Pferd klar, dass das Heben der Gerte etwas bedeutet
- Wenn dein Pferd nicht reagiert, kannst du erst mit der Position der Gerte und deiner Körpersprache experimentieren
- Wenn dein Pferd immer noch nicht so reagiert, kann die Gerte auch mal streicheln
- Wenn dein Pferd immer noch nicht reagiert, kann die Gerte auch mal tippen
Wie du mit der Gerte tippen kannst
Das Tippen der Gerte ist für dein Pferd nicht unangenehm und löst im Idealfall einen natürlichen Reflex aus. Genau wie die Fliege auf seinem Fell.
- Es zieht sich die Haut in einem natürlichen Reflex ganz leicht zusammen
- Dadurch ziehen sie die Muskeln leicht zusammen und werden aktiviert
- Wenn du also die Gerte im richtigen Moment mit einem leichten kurzen Tippen nutzt, bist du ein bisschen wie die Fliege auf der Haut deines Pferdes und dein Pferd aktiviert unbewusst die Muskeln mit, die gerade in Aktion sind
Beispiel: Du willst, dass dein Pferd mit der Hinterhand ein bisschen mehr untertritt, dann tippst du leicht in dem Moment, in dem es mit dem inneren Hinterbein abfusst. Dann wird es vermutlich weiter untertreten.
Das wars – mehr „Wumms“ hat die Gerte NIE bei mir. Wenn die Lektion dann nicht klappt, weiß ich, dass ich sie entweder nicht gut genug erklärt habe oder an meiner Körpersprache arbeiten muss oder andere Signale dazunehmen muss oder mein Pferd sie noch nicht leisten kann oder ich sie nicht gut genug aufgebaut habe oder unsere Tagesstimmung die Lektion gerade nicht hergibt oder ich irgendetwas anderes falsch gemacht oder nicht bedacht habe.
So hältst du die Gerte richtig
Bevor wir darüber reden, wie du die erste richtig hältst, noch zwei oder drei schnelle Infos zum Gertenkauf:
- Du brauchst einen Gertengriff, der schmal genug ist, damit du deine Hand noch locker und weich schließen kannst, aber groß genug, dass dir die Gerte nicht immer wieder durch die Finger flutscht.
- Wie lang die ideale Gerte für dich ist, ist Geschmacksache. Da kannst du auch ein bisschen experimentieren. Ich persönlich mag die 1.20 sehr gerne, weil sie so vielseitig ist.
- Außerdem habe ich lieber eine hochwertige Gerte, weil ich dann ein ganz anderes Ästhetikgefühl dem Ausrüstungsgegenstand gegenüber habe und – offtopic – auch besser darauf aufpasse.
- Ich würde auf eine Griffschlaufe verzichten, weil sie dir bei einem Sturz den Arm verdrehen können. Du solltest die Gerte also immer schnell und easy fallen lassen können.
Kommen wir jetzt zur richtigen Handhaltung der Gerte:
- Die Gerte ist eine schöne Ergänzung und sollte weder deine Longenarbeit oder deine Handarbeit, noch deine Zügelhaltung beeinflussen.
- Deswegen hältst du sie locker und in einem schönen Gleichgewicht, so dass sie deine Handhaltung am Zügel oder Strick nicht verändert und deine Hand schön locker bleibt.
- Du hältst sie in der ganzen Hand und der Griff ragt zwischen Daumen und Zeigefinger aus deiner Faust heraus.
- Beim Longieren und der Handarbeit, habe ich die Gerte immer in der freien Hand – also nicht in der, in der sich der Strick oder das Handarbeitsseilchen befindet.
- Sie hängt immer locker nach unten und ist „Energielos“ – es sei denn ich will dem Pferd etwas damit zeigen. So weiß das Pferd immer, dass es eine Bedeutung hat, wenn die Gerte sich irgendwohin bewegt.
- Beim Reiten habe ich persönlich die Gerte gerne vor dem Unterschenkel. Dort liegt sie im Idealfall ruhig. Viele Reiter haben sie aber gerne über den Oberschenkel laufen.
- Wenn du sie einsetzen willst, machst du das über eine Drehung des Unterarmes und nicht der ganzen Hand, damit du nicht gleichzeitig ungewollt am Zügel ziehst.
Damit kein ganzes Buch aus diesem Artikel hier wird – findest du noch mehr Tipps zum Thema „Richtig Reiten mit Gerte“ bei „Tipps Zum Pferd“
„Pferdeflüstern bedeutet, dass wir lernen das Flüstern der Pferde zu hören und zu verstehen.“
Die Pferdeflüsterei ist ein Wissensblog und Herzensprojekt – denn wir wünschen uns, dass alle Pferde und ihre Menschen glücklich miteinander sind. Wenn wir lernen die Pferde zu verstehen, fein und fair zu trainieren und der beste Pferdemensch zu werden, der wir sein können – wird es auch deinem Pferd gut gehen und es wird immer sein Bestes für dich geben. Versprochen!
Wir unterstützen dich mit unseren Artikeln, Interviews und Kursen – Du bekommst Facts zu pferdegerechter Haltung und Fütterung, feinem Training und Pferdeverhalten.
Petra und Carey
Wer wir sind
„Eine Gerte soll nicht schlagen“ ist ein Satz dem ich leider nur zu 99% zustimmen kann. Ja ich sehe auch das in den meisten Fällen die man so beobachten kann mit der Gerte völlig sinnlos oder sogar kontraproduktiv zugehauen wird. Zum Beispiel wenn das Pferd nicht antraben will, weil der Reiter dort oben Angst hat vorm antraben, so schief sitzt das er gefühlt gleich runter kippt, die Hilfen nicht eindeutig gibt und/oder vorne das Pferd zu kurz festhält… Nachträglich weil etwas schief gelaufen ist ein Pferd zu schlagen ist auch Schwachsinn, da es keinen Bezug zu dem was es falsch gemacht hat mehr besitzt. Ein Pferd mit der Gerte in die Ecke zu treiben ist sogar lebensmüde… Trotzdem gibt es Situationen wo mit der Gerte schlagen einfach das kleinere Übel ist. Zum Beispiel wenn man beim Führen von der Weide von anderen Pferden belästigt wird. Das eigene Pferd kann nicht wie normalerweise von den anderen Pferden schnell ausweichen, es könnte zu Keilereien kommen. Wenn man aber selbst von vorneherein wie ein aggressiver Mutterbär der seinen Schützling beschützen will auf die Weide/Paddock stapft, und bereit ist jeden der einem zu nahe kommt bis auf den, den man holen will zu schlagen, dann braucht man meistens keinen schlagen. Die Bereitschaft zuzuschlagen, kann einem selbst in dieser Situation helfen Sicherheit für seinen Schützling auszustrahlen und eigene Unsicherheiten zu verdrängen. Was aber wichtig dabei ist, zuzuschlagen ist dabei kein Ziel, man verfolgt keinen, alle könnten ausweichen und nur dann braucht man kein schlechtes Gewissen haben wenn man doch mal etwas „ausversehen“ trifft. Also zum Eigenschutz oder Schutz anderer darf man in meinen Augen zuschlagen nachdem man das mit Körpersprache und Stimme klar angedroht hat und die Drohung nicht näher kommen zu dürfen grob misachtet wurde. Bei der Reinholsituation gibt es aber auch andere Lösungen die unter Umständen für alle Beteiligten einfacher und sicherer sind. Z. B. : nur mit mehreren reinholen, die Streitbolzen als erstes reinholen, Schleusen einrichten mit der man Pferde trennt…
Eine andere Situation die schwer abzuschätzen ist, wo aber ein leichter kurzer Schmerzimpuls wie durch einen Klatsch mit der Gerte als letzter Ausweg helfen kann, ist wenn Pferd.exe abgestürzt ist. Ähm ich meine wenn das Pferd sich komplett auf einen Gedanken versteift hat und nichts mehr von seiner Umwelt mitbekommt. Es kann in Panik auf einen Gegenstand oder in Lust auf ein anderes Pferd fixiert sein. Der Klapps ist in dem Fall auch nichts anderes nachdem alle, wirklich alle anderen Kommunikationsversuche fehlgeschlagen sind als ein verzweifelt beleidigter Ausruf: „Hey hör auf mich zu irgnorieren ich will dir was sagen!“
Komplett andere Situation: Wenn mein Pferd eine Bremse irgendwo sitzen hat wo sie nicht dran kommt wird sie angespannt, zeigt mir wo die sitzt und entspannt sich erst wieder wenn ich sie erschlagen habe. Springgerte als improvisierte Fliegenklatsche eignet sich dafür hervorragend und ich habe auf einen Schlag wortwörtlich wieder ein entspanntes Tier. Wichtige Vorraussetzung ist aber die Kommunikation und Vertrautheit zwischen mir und dem Pferd. Keiner kann es leiden wenn er auf einmal von jemandem Wildfremden ohne Vorwarnung geschlagen wird, ob mit Bremse oder ohne. Und man kann dieses Problem durch Fliegenspray, Fliegenmaske und Ausreitfliegendecke verringern.
Es gibt sicherlich noch mehr Situationen. Mein Ziel mit diesen Kommentar war nur darauf aufmerksam zu machen das es blöde Situationen gibt, wo zuschlagen das kleinere Übel ist, auch wenn man es eigentlich vermeiden will.
Hallo liebe Lucy, danke für deine Gedanken zum Thema. Ich gehe da an einigen Punkten durchaus mit dir. Zum Eigenschutz bei einem grob aggressiven PFerd oder zum Schutz des eigenen Pferdes, das am Halfter hängt und vielleicht von der Herde bedrängt wird, darf die Gerte auch mal titschen. Aber da haben die Pferde ja immer die Möglichkeit zu weichen und zu gehen. Genau wie die Bremse, die du erschlägst. Dann schlägst du aber nicht dein Pferd, sondern hilfst ihm die Bremse loszuwerden. Das ist für das Pferd und in der Situation ja etwas komplett anderes :-) Ganz liebe Grüße, Petra