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Herpes a.k.a. Equine Herpesvirus

H wie Herpes

Was ist Das Equine Herpesvirus

Herpes beim Pferd ist eine Infektion mit dem Equinen Herpesvirus (EHV). Vielleicht hast du schon mal von Ausbrüchen in Ställen gelesen, von Quarantäne und toten Pferden oder vielleicht war dein Stall sogar einmal selbst betroffen. Für diese heftigen Ausbrüche ist die Variante EVH-1 des Equinen Herpesvirus verantwortlich. Die Krankheit beginnt mit Fieber und einer Infektion der Atemwege, das mutierte Virus kann aber auch das Nervensystem angreifen und große Schäden und Spätfolgen hinterlassen – bis zum Tod. Diese heftige Ausprägung kommt zum Glück nicht oft vor. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Pferde in deinem Umfeld mit Herpes in Kontakt gekommen sind. Dazu gleich mehr.

Herpes beim Pferd
(c) relif von Getty Images via Canva Pro

Welche Pferde sind von Herpes betroffen?

Grundsätzlich kann sich jedes Pferd mit einem Herpesvirus anstecken. Symptome treten oft bei Fohlen und Jungpferden oder bei geschwächten Tieren auf. Das Equine Herpesvirus ist dabei auf Pferde und Artverwandte wie Esel und Maulesel bzw. Maultiere spezialisiert. Es kann nicht auf Menschen oder Hunde überspringen, wohl können wir und die Vierbeiner aber für eine Übertragung sorgen.

Wenn ein Pferd mit dem Virus in Kontakt kommt, bedeutet es auch nicht automatisch, dass die Krankheit ausbricht: Geschätzt tragen rund 80 bis 90 Prozent der Pferde das Virus latent, also schlafend in sich, dafür müssen sie keine Infektion durchgemacht haben. Es hat sich dann in Nervenzellen, Lymphozyten oder der Schleimhaut der Atemwege eingenistet. Das Virus bleibt dem Pferd dann auch ein Leben lang erhalten und es kann andere Pferde anstecken.

Bricht das Virus doch aus, kann das verschiedene Auslöser haben: Stress ist eine Hauptursache – seien es ein Transport, ein Umzug oder ein Turnierbesuch. Aber auch kranke Pferde und solche mit einem schwachen Immunsystem sind anfälliger.

So funktioniert Die Übertragung des Equinen Herpesvirus

Das Equine Herpesvirus ist sehr ansteckend. Die Infektion erfolgt über Tröpfchen aus dem Speichel oder anderen Körperflüssigkeiten, vor allem dann, wenn Pferde direkten Kontakt miteinander haben. Fieserweise können die Viren aber auch auf Gegenständen lange überleben. Wassereimer oder Putzzeug, das gemeinsam genutzt wird, kann eine Übertragung also begünstigen, aber auch wir Menschen, wenn wir das Virus mit den Händen oder sogar über die Kleidung von einem Pferd zum nächsten tragen.

Die meisten Herpes-Ausbrüche passieren im Winter und im Frühjahr – bei Nässe und niedrigen Temperaturen findet das Virus offenbar beste Bedingungen.

Schreckhaftes Pferd
Bild: Somogyvari

Herpes-Verdacht im Stall: Was tun?

Besteht der Verdacht auf einen Herpes-Ausbruch im Stall, sollten kranke Tiere sofort isoliert und der Tierarzt gerufen werden. Es gelten dann strenge Hygieneregeln, um einen großflächigen Ausbruch zu verhindern.

Bei der Versorgung sollte Schutzkleidung mit Überschuhen und Handschuhen getragen und die Reihenfolge so organisiert werden, dass zunächst die gesunden Pferde versorgt werden, dann die potenziell erkrankten und dann jene mit Symptomen, um eine Übertragung zu verhindern. Außerdem dürfen gesunde und kranke Pferde nicht mit den gleichen Eimern, Schubkarren und Co versorgt werden. Auch die Desinfektion von Händen und den Schuhen ist wichtig, um eine Übertragung so weit es geht einzudämmen. Das gilt vor allem, wenn wir Menschen in mehreren Ställen unterwegs sind.

Nach den letzten Symptomen sollten etwa weitere drei Wochen keine neuen Pferde in die Anlage kommen bzw. sie verlassen. So lange sollten die ehemals infizierten Pferde nach dem Abklingen der Symptome auch in Quarantäne bleiben. Der Stall muss danach desinfiziert werden, da die Viren sogar im Einstreu Monate lang überleben können.

Herpes ist keine Seltenheit und nicht meldepflichtig, das Veterinäramt muss also bei der Diagnose nicht eingeschaltet werden.

Die Symptome von Herpes

Das klingt alles ziemlich krass, doch es gibt gute Nachrichten: Häufig kommt es trotz einer Ansteckung nicht zu einem Ausbruch der Erkrankung und wenn doch, nur zu milden klinischen Anzeichen.

Vom Kontakt bis zum Ausbruch der ersten Symptome können zwei bis etwa zehn Tage vergehen. So lange beträgt also die Inkubationszeit. In der Regel dauert die Krankheit zwei bis maximal sechs Wochen.

In vielen Fällen verläuft sie ohne Symptome – wird merken also gar nicht, dass unser Pferd sich mit Herpes infiziert hat. Da die Symptome relativ unspezifisch sind, werden sie Herpes auch nicht immer ohne Weiteres zugeordnet.

Die Krankheit beginnt in der Regel mit Fieber, das Pferd hat keinen Appetit, ist schwach, manche husten. Tränende Augen, eine gerötete und entzündete Bindehaut und Nasenausfluss können weitere Symptome einer Herpeserkrankung beim Pferd sein – dann haben sich meist Bakterien als Sekundärinfektion oben drauf gesetzt. Ein schwerer Verlauf wird von einem Befall der Bronchien und einer Lungenentzündung begleitet.

Es gibt neun verschiedene Equine Herpesviren, die unterschiedliche Symptome hervorrufen können. Die wichtigsten sind Equines Abortvirus (EHV-1), Equines Zytomegalievirus (EHV-2), Equines Koitalexanthemvirus (EHV-3), Equines Rhinopneumonitisvirus (EHV-4) und das Gammavirus (EHV-5). EHV-1 und EHV-4 treten am häufigsten auf.

Die verschiedenen Herpesviren beim Pferd

EHV-1 verursacht eine sogenannte Rhinopneumonitis: Atemwegsprobleme wie Husten bis zur Lungenentzündung, hohes Fieber, Fressunlust und Lethargie, geschwollene Lymphknoten sowie Nasen- und Augenausfluss. Stuten können im letzten Drittel der Trächtigkeit Fehlgeburten erleiden, ohne selbst Symptome zu haben. Das Tückische ist, wenn das Virus eine Erkrankung des Nervensystems (Enzephalomyelitis) auslöst. Dabei wird nach der Fieberphase das Rückenmark geschädigt, was zu Störungen in Bewegung und Koordination, zu Lähmungen der Hinterhand, ataktischem Gangbild bis hin zu Problemen beim Wasserlassen und Äppeln führen kann. Das Pferd kann daran sterben. Die Regeneration kann Monate dauern und Symptome ein Leben lang erhalten bleiben. Diese neurologischen Erkrankungen sind aber selten.

EHV-2 ist ebenfalls weit verbreitet. Es kann eine Bindehautentzündung bzw. eine Entzündung der Hornhaut verursachen - und ebenfalls Erkrankungen der oberen Luftwege.

EHV-3 löst eine Genitalinfektion aus, einen Bläschenausschlag. Die Pusteln sind stecknadelkopf- bis erbensgroß und tauchen im Bereich der Scheide und des Penis auf. Übertragen wird das Virus beim Decken.

EHV-4 löst Krankheiten der oberen Atemwege bzw. eine Rhinopneumonitis aus, die jenen des EHV-1 ähneln, wobei die Verläufe in der Regel milder sind.

EHV-5 führt ebenfalls zu Hornhaut- und Bindehautentzündungen, kann aber auch Auslöser der „Equine multinodular pulmonary fibrosis“ (EMPF) sein: Dabei vermehrt sich Bindegewebe in der Lunge - das Pferd hustet und fiebert.

So wird Herpes beim Pferd diagnostiziert

Um eine Herpes-Diagnose zu erstellen, wird das Virus im Blut oder im Sekret nachgewiesen. Dafür werden Blut bzw. ein Abstrich von Nase und Rachen genommen, um Antikörper bzw. Virus-DNA nachzuweisen. Antikörper können in einem Abstand von zwei Wochen nochmal bestimmt werden – hat sich der Titer vervierfacht, gilt die Infektion als bestätigt. Der Tierarzt kann auch bestimmen, um welchen Herpes-Typ es sich handelt.

Die Behandlung von EHV

Die Behandlung von Herpes setzt an den Symptomen an. Oft werden Fiebersenker und Entzündungshemmer verabreicht. Bei zusätzlichen bakteriellen Infektionen wird ein Antibiotikum verschrieben, manchmal kommen auch Blutverdünner zum Einsatz. Allgemein ist es wichtig, das Immunsystem des Pferds zu stärken. Das kann zum Beispiel mit der Gabe von Vitamin B und E geschehen.

So kannst du Herpes beim Pferd vorbeugen

Ein starkes Immunsystem ist der beste Schutz vor dem Ausbrechen der Krankheit. Pferde brauchen dafür eine gute, artgerechte Haltung im Herdenverband, viel Licht und Luft sowie Bewegung und eine angepasste Fütterung. Gestresste Pferde, etwa durch unpassende Herden, zu hartes Training oder ständige Stallwechsel, sind anfälliger für Krankheiten.

Herpes Impfung
(c) kemalbas von Getty Images via Canva Pro

Was bringt die Herpes-Impfung?

Es gibt eine Impfung gegen Herpes, die aber nicht per se vor einer Infektion schützt. Gerade, wenn Herpes in einem Stall ausgebrochen und die Krankheitslast hoch ist, stecken sich auch geimpfte Pferde an. Die Impfung soll aber vor schweren Verläufen schützen können. Gleichzeitig gibt es viel Kritik dieser Impfung gegenüber, da oft Impfprobleme auftreten können. 

Wenn du mehr zum Thema Impfung nachlesen willst, dann klicke auf den Artikel “Impfen – ja und wenn ja was?” mit weiteren Infos 

NAdja MÜller - Isabell Tomcyk

Nadja Müller ist Pferdefrau und Journalistin – sie liebt es Pferdewissen mit klaren Worten zu erfassen und zu vermitteln. Sie hat selbst ein Pferd – liebevoll „die PN“ genannt-, und versorgt mit ihrem Horsemanship-Blog „Verstehe Pferde“ ihre Leser regelmäßig mit Ideen zu gutem Horsemanship, also dem Training und der Beziehung zum Pferd. 

Für die Pferdeflüsterei schreibt Nadja schon seit Jahren sach- und fachkundige Artikel zu Themen wie Pferderassen, Pferdewissen und Pferdekrankheiten.

Nadja Müller

Die Autorin des Artikels

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