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Wie gefährlich ist Reiten wirklich?

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Der ganze Artikel für dich auf einen Blick

Dieser Artikel richtet sich an Reitanfänger, an alle Eltern die überlegen ob ihr Kind reiten soll oder nicht und tatsächlich auch an alle Pferdebesitzer und langjährigen Reiter. Denn es passieren viel zu viele Reitunfälle jedes Jahr und ich glaube, dass einige von ihnen vermeidbar wären. Wenn wir Reiter und angehenden Reiter ein paar Punkte beim Reiten und Training beachten.

Wie riskant ist Reiten

Immer wieder werde ich gefragt, ob Reiten nicht ein riskantes Hobby ist. Besorgte Eltern im Freundeskreis, die überlegen ihr Kind zum Reitunterricht zu lassen, besorgte Leser die überlegen zu starten oder besorgte Familienmitglieder von mir, die wissen wollen ob ich mit meinem Hobby „Reiten“ auch wirklich verletzungsfrei durchs Leben kommen werde. 

Auf diese Frage gibt es für mich nur eine Antwort. Ich werde sie dir gleich noch geben. Aber vorher ein paar Zahlen und Fakten zum Thema. Denn spätestens seit „Bibbi & Tina“ und „Ostwind“ wollen alle kleinen und großen Mädchen reiten. Pferde sind faszinierend und es gibt kaum ein schöneres Gefühl als mit einem Pferd durch die Natur zu streifen, gemeinsam zu atmen, den Alltag hinter sich zu lassen und viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen. 

Gleichzeitig hört und liest man aber immer wieder, dass beim Reiten so viele schwere Unfälle passieren, dass Pferde gefährlich seien und der Kontrollverlust oder Absturz fast zum Reiteralltag dazugehört. Ist das wirklich so? Muss das so sein und musst du das mit einkalkulieren, wenn du Reiten willst? Oder gibt es auch eine Möglichkeit, wie Reiten deutlich sicherer werden kann? Diese Fragen werde ich dir gleich beantworten, aber vorher will ich dir kurz nochmal Lust aufs Reiten machen und dir all die Vorteile aufzählen.

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Warum Reiten genial ist

Reiten ist ein Traumhobby! Ein bisschen habe ich es gerade schon angerissen, aber ich mache dir jetzt für deinen Überblick noch eine schnelle Liste: 

Das waren jetzt mal nur die größten und groben Vorteile für dich. Reiten und Pferde sind so viel mehr als der Ausritt im Sattel. Sie verändern dein ganzes Leben zum Positiven und sie verändern dich zum Positiven, wenn du die richtigen Trainer und Reitlehrer findest, die dir das vermitteln können, was Pferde vor allem für dich tun können. 

Wie Pferde unser Leben verändern habe ich dir HIER einem Artikel zusammengefasst

Das Größte Geschenk der Pferde an uns, habe ich dir HIER in einem Artikel beschrieben

Wie gefährlich ist Reiten wirklich? 1

Reiten und Kinder – zu gefährlich?

Aber genug des Lobes, kommen wir jetzt zu den eigentlichen Fragen, die dich bestimmt umtreiben und deren Beantwortung ich dir versprochen habe. Dann kannst du sicher besser einschätzen, ob Reiten das richtige Hobby für dich oder vielleicht sogar für dein Kind sein könnte. Bevor ich dir die Grundsatzfrage beantworte noch ein paar kurze Gedanken zum Thema „Kinder und Reiten“.

Wenn du ein paar Punkte beachtest, ist Reiten gerade für Kinder ein tolles Hobby:

  • Wenn Kinder unter Aufsicht professionellen Unterricht nehmen und reiten 
  • Wenn du sehr genau auf die Reitschule achtest und Wert auf pferdefreundlichen Umgang, artgerechte Haltung und fundierten Unterricht achtest, der auch Wissensvermittlung in Sachen Pferdeverhalten mit einbezieht (da ist gerade das Hippolini-Konzept in aller Regel ein ganz guter Ansprechpartner – schau mal HIER)
  • Wenn dir der Reitunterricht deines Kindes auch etwas wert ist, denn guter Unterricht und gute Haltung macht die Pferde sicherer und einschätzbarer für dich und dein Kind und das wiederum kostet aber nun einmal Geld
  • Wenn die Kinder immer betreut werden dabei, denn Kinder sind nun einmal impulsiver und genau deswegen brauchen sie eine liebevolle, engmaschige und schöne Begleitung – das macht den Reitunterricht sicherer
  • Wenn du einen guten Reithelm, gute Schuhe und vielleicht sogar eine Reitweste für dein Kind shoppst – auch das macht Reiten sicherer
  • Aber: Pferde sind trotz allem Tiere – das solltest du wissen – sie sind natürlich nicht wie eine Maschine 100% kontrollierbar

Das bringt mich zu der Grundsatzfrage, die ich dir jetzt beantworten will: Ist Reiten ein gefährliches Hobby?

Ist Reiten ein gefährliches Hobby – ja oder nein?

Ich habe vorab zwei Studien für dich: 

  1. Wissenschaftler eines amerikanischen Collegehaben vor einigen Jahren schon in einer Studie knapp 300 Reitunfälle und deren Ursachen analysiert. Davon sind nur etwa 54% beim herunterfallen verletzt worden. Der Rest ist vor allem im alltäglichen Umgang vom Pferd getreten worden. Nur unfassbare sechs Prozent der Studienteilnehmer trugen einen Reithelm, als der Unfall passierte.
  2. ABER: Mediziner aus Amerika kamen vor ein paar Jahren in einer Studie mit einer Analyse von  200 Reitunfällen zu dem Schluss, dass „Reitunfälle häufig vermeidbar seien“. In den meisten Fällen wurde der Unfall durch „Umweltfaktoren“ verursacht und die Reiter gaben selbst zu, dass Pferd und Reiter nicht zusammengepasst hatten oder die Beziehung mit dem Pferd nicht besonders gut war. Erst dann wurde ein Versagen der Ausrüstung genannt.“

Bei einer Erhebung aus dem Jahr 2000 – aktuellere Zahlen gibt es wohl leider nicht – kommt die Bundesagentur für Arbeitsschutz zu folgenden Zahlen in Sachen Reiten: 

Zur damaligen Zeit gab es rund zwei Millionen Reiter in Deutschland, davon verunglücken laut des Amtes etwa 93.000 Menschen. Das klingt erstmal krass, bedeutet aber in Prozenten, dass Reiten nur rund 6 Prozent der insgesamt 1,46 Millionen Sportunfälle ausgemacht hat.

Ist Reiten gefährlicher als Motorradfahren?

Eine australische Uni hat vor ein paar Jahren knapp 200 Reitunfälle analysiert. Sie kommen zu dem Schluss, dass beim Reiten mehr Verletzungen passieren als bei Motorradfahren, Ski und Fussball.

Allerdings haben über 30% der Reiter keinen Helm getragen. Von einer Reitweste war überhaupt keine Rede in der Studie. Dabei empfiehlt beispielsweise der Experte später noch in diesem Artikel im Interview eine Reitweste mit Nackenschutz zu tragen. Bei mir im Schrank hängt beispielsweise die Airbag-Weste von Hit-Air.

Plus: Weder wurde analysiert wie gut der Reiter war, noch wurde analysiert, wie gut die Bindung zwischen Reiter und Pferd war oder wie gut die Ausbildung des Pferdes. 

Was ich dir damit sagen will? Reiten ist aktuell leider ganz weit vorne auf der Liste der gefährlichen Hobbys – rein statistisch gibt es eine recht hohe Unfallrate und die Unfälle fallen auch nicht immer besonders glimpflich aus. 

Pferde sind nun einmal große, schnelle und kräftige Tiere mit Fluchtreflexen und damit ein weiterer potentiell unkontrollierbarer Faktor. 

ABER – jetzt kommt das große ABER – warum kommt es denn vor allem zu Unfällen und schweren Verletzungen?

  1. Wenn Pferde erschrecken 
  2. Wenn Pferde Nein sagen
  3. Wenn Reiter nicht gut ausgebildet sind
  4. Wenn Reiter keinen Helm tragen

Die ersten beiden Punkte sind die, die vor allem eine Rolle spielen. Wenn also die Pferde falsch gehalten, falsch trainiert oder falsch eingeschätzt werden.

Ich behaupte also einfach mal ganz schwarz-weiß, dass es oft auch deswegen zu Unfällen kommt, weil Reiter ihre Pferde nicht gut genug kennen, kein passendes Wissen über die Pferdepsyche und das Pferdeverhalten haben, Reiter oder Pferd nicht besonders gut ausgebildet wurden oder die Beziehungspflege auf einem Niveau ist, die für echte Sicherheit nicht ausreicht. 

Das klingt jetzt erst einmal pauschal und ziemlich hart. Natürlich gibt es noch tausend Graustufen und manchmal auch Situationen in denen die beste Beziehung nichts nützt oder der Reiter es mit einem Pferd zu tun hat, das zuviele schlechte Erfahrungen in seinem Leben machen musste. Ich will damit also nicht sagen, dass der Reiter immer schuld ist und das Pferd nicht auch manchmal trotz aller Beziehungspflege Quatsch machen kann. 

Aber was ich mit aller Überzeugung behaupte: Je besser du das Pferd kennst auf dem du sitzt, je besser die Ausbildung des Pferdes ist, je mehr Sicherheit und Klarheit du dem Pferd vermitteln kannst und je besser die Beziehung, desto geringer ist das Unfallrisiko. 

Das ist eine ganz simple Gleichung und du kannst als Reiter an den einzelnen Faktoren drehen und arbeiten, um dir so nach und nach mehr Sicherheit mit deinem Pferd zu erarbeiten. Was mich zu der Einstiegsfrage bringt: Wie gefährlich ist Reiten wirklich?

Petra streichelt Carey im Knien im Schnee

Der Mensch ist der größte Risikofaktor

Ich glaube, dass es ziemlich unfair ist, dass Reiten als hochgefährliches Hobby und Pferde als unkontrollierbare Fluchttiere verschrien sind. 

Denn letztlich ist der Mensch fast der größte Unsicherheitsfaktor beim Reiten und im Umgang mit Pferden. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, keine Frage und ein gewisses Restrisiko bleibt immer.

Aber in den meisten Fällen liegt es am Menschen, der seinem Pferd (noch) nicht die richtige Sicherheit und Kommunikation bieten oder nicht gut genug Reiten kann.

Das ist wirklich schwer, versteh mich nicht falsch! Ich behaupte nicht, dass das alles ganz easy ist und dass ich das immer beherrsche und schon perfekt bin. Niemand ist perfekt – alles mit Pferden ist ein immerwährender Weg der Entwicklung und des Lernens. Du wirst jeden Tag besser, wenn du bereit bist offen zu bleiben und zu lernen und das wird die Pferde an deiner Seite jeden Tag sicherer machen. 

Natürlich macht es auch einen Unterschied, was für ein Pferd du vor dir hast. Manche werden einfacher „Sicherheit“ bekommen, manche schwerer – je nach Charakter, Trainingsform und Vorgeschichte. 

Aber es gibt durchaus ein paar Punkte, die Pferde sicher machen können. Ähnlich sicher, wie bei jedem anderen Hobby. Denn beim Motorrad beispielsweise hast du vielleicht die Mechanik voll im Griff oder beim Ski-Fahren das Equipment, aber du hast all die anderen Verkehrsteilnehmer und Mit-Ski-Fahrer um dich herum oder die Wetterverhältnisse oder überraschende Hindernisse auf den Wegen, die Unsicherheitsfaktoren sein können. 

Und auch da gilt wie bei Pferden: Wenn du Risiken gut einschätzen kannst, dich gut auskennst, in Beziehung zu deinem Hobby und zu deinem Tier gehst und mit gesundem Menschenverstand agierst, dann wirst du beim reiten wie auch beim Motorradfahren oder Skifahren wissen, wann du besser aufsteigst und wann nicht, wohin du fährst und wohin nicht oder welchen Ski-Berg du heute nehmen willst und welchen nicht. 

CArey Smile Hochkant

5 Punkte für mehr Sicherheit beim Reiten

Sorge dafür, dass dein Pferd gut ausgebildet ist

Sei klar, sicher und ruhig in allen Lebenslagen

Du sollest wissen, was du tust und Pferde lesen lernen

Schnapp dir gut sitzende Ausrüstung für dich und dein Pferd

Sorge dafür dass das Pferd artgerecht gehalten wird und das Equipment passt

Warum der vierte Punkt? Weil Pferde Lauf- und Bewegungstiere sind, die nicht zu lange Fresspausen haben sollten. Wenn du ein Lauftier in eine Box sperrst, kannst du dir relativ sicher sein, dass es dann ein erhöhtes Explosionsrisiko hat in Schreckmomenten oder auch einfach so zwischendurch, weil es schlicht und einfach zuviel Energie hat.

Wenn es zu wenig zu fressen und deswegen Magenprobleme hat, wird es viel eher nicht so begeistert beim Reiten mitarbeiten oder laut „Nein“ schreien. Wenn das Equipment nicht passt und das Pferd unter Umständen sogar Schmerzen hat, hat es jedes Recht dieser Welt, laut und deutlich „Nein“ zu sagen. 

Was ein Pferd sicher macht

Letztlich gibt es zwei Faktoren an denen du arbeiten kannst, wenn du dein Pferd sicherer machen willst: Du und dein Pferd. 

Du kannst deinen Reitersitz verbessern, dir eine gute Ausrüstung zulegen, an dir arbeiten und lernen dich und deine Unsicherheiten und Gefühle einigermaßen gut im Griff zu haben. Dein Pferd spürt jede deiner Emotionen und deswegen ist es logischerweise um so sicherer, je sicherer du bist. Denn Pferde sind Herdentiere und orientieren sich an ihrer Herde, wenn sie unterwegs sind. Du bist die Herde, wenn du mit deinem Pferd ausreitest! 

HIER findest du eine Artikelserie über die Pferdeseeleund wie du lernen kannst dein Pferd besser zu verstehen und ihm damit auch Sicherheit zu vermitteln.

Du kannst aber auch deinem Pferd Selbstbewusstsein und einen entspannten Umgang mit potentiellen Schreckgespenstern vermitteln, indem du viel Gelassenheitstraining machst und eure Kommunikation am Boden intensiv trainierst. 

Außerdem habe ich den heißen Tipp: Geh viel Spazieren mit deinem Pferd! Du kannst so auf Augenhöhe Gelassenheit mit deinem Pferd trainieren. Das ist ein dicker fetter Fundus, auf den du in potentiellen Schrecksituationen immer zurückgreifen kannst. 

HIER habe ich den Artikel „Raus zu den Löwen“ dazu

Zu der Frage, was ein Pferd wirklich sicher macht, findest du auch noch HIER einen ausführlichen Artikel:

„Auf ein Pferd, das aus Angst gehorcht, ist kein Verlass. Es wird immer etwas geben, vor dem es sich mehr fürchtet als vor dem Reiter. Wenn es aber seinem Reiter vertraut, wird es ihn fragen, was es tun soll, wenn es sich fürchtet.“ (Pluvinel)

Ich finde, dass dieses Zitat einiges sehr gut zusammenfasst. Letztlich läuft alles immer wieder auf die gleichen Punkte hinaus und ich will dir meine Antwort auf die Frage, ob Reiten ein einigermaßen ungefährliches Hobby ist, abschließend noch einmal zusammenfassen:

Ich sage ja! …wenn du lernst Pferde zu lesen, wenn du auf das Pferd und seine Bedürfnisse eingehst, wenn du deinen gesunden Menschenverstand einschaltest, an dir selbst arbeitest in Sachen Fitness, Mindset und Reitersitz und wenn die Pferde artgerecht und fair trainiert und gehalten werden. 

Das alles ist eine sehr grobe und schwarz-weiße Zusammenfassung vieler verschiedener Facetten, die die Reiterwelt betreffen. Letztlich ist nichts einfach, simpel oder schwarz-weiß, wenn es um Pferde geht, aber ich wollte dir und all den Menschen da draussen, die daran zweifeln ob Pferde ein Reiskantes Hobby sind, Mut machen. Und gleichzeitig eine Lanze für die Pferde und den Reitsport brechen, denn ganz viel Unsicherheit und damit Unfallrisiko kommt nun einmal aus falscher Haltung, falschem Training oder zu wenig Wissen im Umgang mit den Tieren. 

Pferde sind keine Fahrräder, auf die du aufsteigen und einfach loslegen kannst, auch wenn das leider in vielen Reitschulen immer noch vermittelt wird. Oft fehlt es an der Theorie und dem Wissen um die Kommunikation der Pferde und geht viel zu sehr um die korrekte Reittechnik. 

Ganz ehrlich? Eigentlich müsste jede Reitschule erst einmal Theorie-Seminare über Pferdeverhalten unterrichten, um dann mit den Reitschülern in die Bodenarbeit einzusteigen und dann den Reitschüler über die Sitzlonge schließlich irgendwann später zum selbstständigen Reiten immer Stufe für Stufe weiterzutrainieren. 

Aber das macht Mühe, kostet Zeit und vielleicht gibt es auch zu wenige potentielle Reitschüler, die bereit sind all das erst zu lernen, bevor sie aufs Pferd steigen dürfen…

Carey an Petras Ohr, Schildkröte Training

Interview mit einem Experten in Sachen Reitsicherheit

Mehr Sicherheit beim Reiten mit mehr Wissenschaft

Damit du noch eine andere unabhängige Meinung bekommst, habe ich mir den Experten Professor Dr. Norbert M. Meenen geschnappt. Er ist unter anderem Sportmediziner für junge Erwachsene im Asklepios-Klinik St. Georg, Hamburg, Unfallchirurg, Orthopäde und Sprecher der Hamburger AG Reitsicherheit. Das ist eine ärztliche Vereinigung, die die Sicherheit im Reitsport verbessern möchte und sich deswegen intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt.

Pferdeflüsterei: Sie sind Mitgründer und Sprecher der Hamburger AG Reitsicherheit, beschäftigen sich also mit dem Thema Sicherheit beim Reiten, aber bevor wir über die ganz konkreten Aspekte sprechen: Warum beschäftigen Sie sich ausgerechnet mit diesem Thema so intensiv? 

Prof. Dr. M. Meenen: Im Jahr 2007 kam es Raum Hamburg zu 2 tödlichen Reitverletzungen mit jungen hochtalentierten Frauen bei der Vielseitigkeit. Wir waren als forschende Ärzte (ich war damals leitender Oberarzt der Unfallchirurgie des Uniklinikums Eppendorf) alarmiert und wollten die Verletzungen der beiden analysieren, um herauszufinden, welche Verletzungen zum Tod geführt hatten.

Bei der Nachforschung mußten wir feststellen, daß beide Opfer gar nicht untersucht worden waren. Das zeigte uns, daß ein massives Defizit in der Analyse von schweren Reitverletzungen in Deutschland bestand: Keine Arbeitsgruppe in Deutschland beschäftigte sich zu dem Zeitpunkt mit dem Thema Reitsicherheit. 

Pferdeflüsterei: Das war der Anfang der AG?

Prof. Dr. M. Meenen: Genau, Prof Püschel, der bekannte Rechtsmediziner der Uni Hamburg und ich gründeten daraufhin die Hamburger Arbeitsgruppe Reitsicherheit, luden andere interessierte Ärzte und Ingenieure zur Mitarbeit ein: Neurochirurgen, Kiefergesichtschirurgen, Orthopäden, Biomechaniker.

Wir begannen mit einem Literaturstudium, um die weltweiten Kenntnisse abzufragen und Forschungsbedarf zu erkennen. Dann analysierten wir zum Beispiel alle Reitunfälle in Hamburg innerhalb eines Jahres in allen Hamburger Kliniken.

Später analysierten wir Huftrittverletzungen, Wirbelsäulenverletzungen, Kopfverletzungen, tödliche Verletzungen. Um mit dem Präventionsgedanken weiterzukommen, wurde der Einfluß von Helmen und Westen auf den Ausgang von Stürzen analysiert. Auch experimentelle biomechanische Untersuchungen wurden mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg durchgeführt, die zeigten, daß bei Kopfverletzungen eine Beugehaltung der Halswirbelsäule geringere Verletzungsfolgen hat als eine Überstreckung.

Da können Reitwesten mit gutem Nackenschutz präventiv wirken.

Pferdeflüsterei: Reiten Sie denn selbst? 

Prof. Dr. M. Meenen: Ja. Meine Frau und ich haben je ein Pony, meines ist ein argentinisches Vollblut Polopony.

Pferdeflüsterei: Kommen wir zu DER Frage aller Fragen: Wie gefährlich ist Reiten wirklich? 

Prof. Dr. M. Meenen: Reiten ist insgesamt eine – sagen wir – gefahrengeneigte Sportart. Je nach Disziplin sind nach einigen hundert bis tausend Stunden auf dem Rücken der Pferde Stürze fast unvermeidbar.

Wir sagen: Jeder stürzt, die Frage ist nur wann und wie schwer. Natürlich gibt es bei anderen Sportarten (zum Beispiel Fussball) häufiger leichte Läsionen wie Umknicken oder Prellungen, beim Reitsport sind aber schwerere Verletzungen mit Brüchen, Kopfverletzungen und Brustkorberletzungen deutlich häufiger. Das heißt die Verletzungshäufigkeit ist bei anderen Sportarten zum Teil höher, aber in der Verletzungsschwere sind führend in einer Reihe: Motorsport, Reiten, American Football, Wasserski (Australische Studie aus 2001)

Pferdeflüsterei: Was genau sind die Faktoren, die den Reitsport zu einem gefährlichen Hobby machen können? 

Prof. Dr. M. Meenen: Das Pferd als zweites Lebewesen und Sportpartner mit seinen schnellen Bewegungen, seinem Fluchtreflex und oft unvorhersehbaren Reaktionen auf den Reiter, die Umwelt und andere Pferde.

Das Pferd wiegt ca. 600kg, es wird um die 50 km/h schnell und sein Tritt hat eine ungeheure Energie. Häufig sind Kopfverletzungen trotz Helm, die kombiniert mit Thoraxverletzungen  lebensgefährlich sein können. Durch Überrollverletzungen beim Sturz mit dem Pferd sind schwere Beckenverletzungen häufig, die ebenfalls kritisch sein können. Durch den Sturz auf das Gesäß oder den Kopf können schwere Wirbelsäulenverletzungen entstehen, die zum Teil auch mit Querschnittslähmungen einhergehen können. 

Häufigste Unfallursachen beim Reiten und ihre Folgen

Pferdeflüsterei: Sie beobachten das Thema „Reitunfall“ vermutlich relativ genau: Wann und vor allem wie passieren – ihrer Erfahrung nach – die meisten Unfälle? 

Prof. Dr. M. Meenen: Das ist abhängig von der Disziplin: Natürlich können auch Dressur und Springsport Verletzungen nach sich ziehen, gefährliche Verletzungen sind aber vor allem im Vielseitigkeitssport und beim Jagdreiten (Schleppjagd) häufiger. 

Generell können bei allen Arten von Stürzen unterschiedliche Arten von Verletzungen entstehen, die fast zur Hälfte aus Prellungen und Quetschungen zum Teil ohne relevante Behandlungsoptionen bestehen.

Da sind vor allem der Rumpf und die oberen Extremitäten betroffen. Häufige stumpfe Verletzungen im Kopfbereich können je nach Krafteinwirkung und Schutz (Helm) zu leichten funktionellen Schädelhirntraumen (Gehirnerschütterung) oder zu schweren Hirnverletzungen mit Blutungen und Substanzschäden führen.

Kinder sind bei Kopfverletzungen häufiger betroffen, unter anderem, weil sie über einen relativ größeren und schwereren Kopf als Erwachsene verfügen.

Besondere Bedeutung kommt den Verletzungen bei Überrollstürzen zu, die sich mit dem Pferd und dem Reiter im Sattel ereignen. Die treten häufiger bei Stürzen des Pferdes bei langsamer Geschwindigkeit (daher slow rotational fall) auf, wie sie zum Beispiel im Geländereiten oder bei der Jagd, vorkommen. Da wirkt einfach die gesamte Wucht des Pferdekörpers auf den Reiter ein, was in aller Regel sehr schwere Verletzungen verursachen kann.

Im Rahmen von Stürzen beim Reiten entstehen dann aber vor allem Verletzungen von Kopf und Extremitäten, häufiger der Arme als der Beine. Bei einem Sturz auf das Gesäß oder den Kopf können auch Wirbelsäulenverletzungen, fast typisch für Reitunfälle, im Übergang der Brust- zur Lendenwirbelsäule und an der Halswirbelsäule entstehen.

Durch ein Hängenbleiben im Steigbügel kann sich das Verletzungsausmaß beim Sturz vom Pferd noch erhöhen, da nun die Hufe und Gegenstände auf dem Boden zusätzlich einwirken.

Huftritte treten zum Beispiel bei Beschäftigung in der Stallgasse, besonders häufig bei Kindern auf und können zu erheblichen Brustkorb-, Kopf- und Gesichtsverletzungen auch bei beruflich mit  Pferden Beschäftigten führen, wobei durch die Konzentration der Kraft auf den Hufdurchmesser diese Verletzungen zum Teil auch tödlich sein können. 

Beißen und Treten sind die Verteidigungswaffen des Pferdes. Bisse erleiden leider oft Kinder und Unerfahrene im Umgang mit Pferden. Deswegen gilt: Nur von der flachen Hand darf gefüttert und gestreichelt werden. Kindergesichter und -hände gehören nicht in die Nähe von Pferdemäulern und das Streicheln kann an der Halspartie erfolgen. 

Das Kopfschlagen kann vor allem auf dem Pferderücken bei Uneinigkeit am Zügel zu teilweise erheblichen Kopf- und Kieferverletzungen des Reiters führen.

Es passiert auch immer wieder, dass Pferde den Menschen einquetschen. In der Box oder der Stallgasse sollte man sich nicht in enge gefährliche Situationen bringen lassen.

Pferdeflüsterei: Ohje – wer bis hierhin gelesen hat, will nie mehr Reiten oder ein Pferd streicheln. Das sind natürlich jetzt die faktischen Aufzählungen von potentiellen und reelen Problemen im Umgang mit Pferden. Aber wir wollten uns ja im Interview die volle Dröhnung geben. Kann man denn da Unterschiede zwischen Freizeit- und Profireitern machen? 

Prof. Dr. M. Meenen: Profis haben mehr Übung und damit erhöht sich die Sicherheit, aber sie haben auch die höheren Anforderungen im Sport: jüngere Pferde, höhere Hindernisse, schnellere Geschwindigkeiten.

Freizeitreiter werden oft von Reaktionen des Pferdes überrascht und haben nicht die reittechnischen Möglichkeiten, diese akuten Bewegungen des Pferdes schon bei geringem Risiko auszugleichen.

Reithelm Petra

So wird Reiten sicherer: Die Tipps vom Experten

Pferdeflüsterei: Kommen wir für unser inneres Durchatmen zu der positiven Seite – lassen sich denn die meisten Unfälle aus Ihrer Sicht vermeiden und wenn ja, wie?

Prof. Dr. M. Meenen: Viele Unfälle lassen sich vermeiden oder wenigstens die Unfallverletzungen durch entsprechende Maßnahmen verringern.

Zu den zentralen und aktiven Maßnahmen der Prävention von schweren Reitverletzungen gehören Fitness von Pferd und Reiter, smartes Reiten unter Berücksichtigung des Bewegungsdrangs und des Fluchtreflexes von Pferden, ein Risikobewusstsein und der Respekt vor dem Pferd. 

Ergänzt werden können oder müssen diese entscheidenden Voraussetzungen für ein sicheres Reiten durch die Verwendung von Sicherheitszubehör, wie Reithelm und Reitweste. 

Pferdeflüsterei: Ganz konkret – haben Sie da Tipps: Wie bekommen wir mehr Sicherheit in den Reitsport?

Prof. Dr. M. Meenen: Der Reithelm gehört seit vielen Jahren zur Standardausstattung von umsichtigen Reitern, inzwischen ist er auch bei einer Vielzahl von Wettbewerben durch nationale und internationale Regeln Pflicht. Es sind damit Helme zu verstehen, die in einer gemeinsamen Grundkonstruktion alle dem Ziel der Minderung mechanischer Einwirkung auf den Kopf und das Hirn des Reiters dienen:

Gute Reithelme bestehen aus einer stabil-elastischen Hülle aus faserverstärktem Kunststoff, in den eine Polystyrolhalbkugel eingelassen ist. Die Kunststoffhülle kann mit Leder oder anderem Material bezogen sein, sie dient vor allem dem Schutz der Schädeloberfläche, indem er spitze Gegenstände und raue Oberflächen (z.B. Strassenasphalt) am Kontakt mit dem Kopf des Patienten hindert. Die Styroporkappe dient als Knautschzone, indem die mikroskopischen gasgefüllten Stryrporhohlkörper bei Krafteinwirkung dauerhaft deformieren. 

Beim Aufprall deformieren sich beide Schalen, elastisch die äußere Schicht, das Styropor hingegen deformiert dauerhaft und strukturell als Knautschzone, die wesentlich für die Dämpfungswirkung der Kraft auf Schädel und Hirn (also die eigentliche Helmwirkung) verantwortlich ist.

Das erklärt auch die Notwendigkeit, nach jedem Aufprall den möglicherweise strukturell geschädigten Helm auszutauschen. Die dämpfende Wirkung des Helm wird durch eine Verteilung der einwirkenden Kraft auf eine größere Fläche und durch Verlängerung von Verzögerungsweg und -zeit des Kopfes erreicht. 

Reithelme – sind sie wirklich so gut, wie wir glauben?

Pferdeflüsterei: Mit einem Reithelm ist der Kopf also einigermaßen rundum geschützt?

Prof. Dr. M. Meenen: Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Schädel-Hirn-Trauma wird schon deutlich, dass Helme generell konstruktionsbedingt nur den linearen (geradlinigen) Teil des Aufpralls mindern können.

Die ebenfalls immer im Hirn wirksamen Rotationskräfte bleiben weitgehend ungedämpft oder werden seltenen Fällen durch den Helm sogar verstärkt: Das bedeutet, was wir immer wieder erleben (Beispiel Michael Schumacher), dass es trotz eines sicheren Helms zu schweren Schädelhirntraumen kommen kann. Konzepte für eine beide Kraftwirkungen reduzierende Helm-Alternative existieren allerdings derzeit noch nicht und werden noch viel Entwicklungszeit benötigen.

Auch leichte Kopfverletzungen wie Gehirnerschütterungen (Concussion) werden durch den Helm nicht verhindert, dazu sind die Helme zu steif! Aktuelle Untersuchungen aus 2018 zeigen das in einer großen Studie.

Das heißt, der Helm kann die Unfallfolgen einer Kopfverletzung mindern, er kann aber auch Teil des Problems werden und die Unfallfolgen verstärken. Das muß man als Reiter im „Kopf“ haben. „Helm auf“ bedeutet nicht absolute Sicherheit vor schweren Kopfverletzungen. Aber es gibt keine Alternativen bisher.

Zu dem Thema „Unfallrisiken trotz Reithelm“, findest du HIER eine ausführliche Studie

Pferdeflüsterei: Guter Helm – schlechter Helm…wie kann ich ein gutes Exemplar von einem schlechten unterscheiden?

Prof. Dr. M. Meenen: Helmnormen erlauben sachliche Unterscheidung zwischen Helmen, die die Prüfbedingungen erfüllen und denen, die sie nicht erfüllen. Es werden damit funktionelle Ergebnisse abgeprüft, keine Material- oder Designempfehlungen gegeben. Immer werden bei Normungsprüfungen Modelltests der Produkte und Stichproben-Untersuchungen aus der laufenden Produktion verwendet, um die Qualität eines Produktes zu dokumentieren.

Helmnormen werden unter ingenieurtechnischen Bedingungen erstellt und prüfen dann unter anderem das Ausmaß der Schutzwirkung, Stabilität der Helmschale, Sicherheit der Position, Stabilität der Rückhaltesysteme, Ausdehnung der Schutzwirkung am Kopf.

Die biologische Wirkung des Schädel-Hirn-Traumas und die biologische Schutzwirkung können NICHT geprüft werden.

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Die richtige Reitweste – das sollte sie haben

Pferdeflüsterei: Gibts noch weitere Sicherheitsdinger, die Sie unbedingt empfehlen?

Prof. Dr. M. Meenen: Ein weiteres wichtiges Sicherheitsutensil im Reitsport ist die Sicherheitsweste. Sie schützt im wesentlichen den Brustkorb mit den enthaltenen Organen Herz, Lunge und die großen Gefäße. Zusätzlich werden auch die Oberbauchorgane Milz, Leber und Bauchspeicheldrüse abgedeckt und somit geschützt.

Sind vitale Organe bei einem Unfall verletzt, erhöht sich die Schwere der Verletzung massiv; tödlich Verletzte haben meist neben dem schweren Schädelhirntrauma noch ein schweres Thoraxtrauma. Natürlich schützen alle Westen auch vor Rippen- und Schlüsselbeinbrüchen. Die Sicherheitswesten können die Wirbelsäule aber nur unvollkommen und nur bei direktem Stoß schützen.

Pferdeflüsterei: Auch hier wieder die Frage: Gute Weste – schlechte Weste…was kaufe ich mir da am Besten?

Prof. Dr. M. Meenen: Es gibt derzeit zwei konzeptionell unterschiedliche Schutzwesten: Konventionelle Westen, die aus unterschiedlich geformten und verbunden Platten aus Dämpfungsmaterial (Schaumstoff) bestehen, die in Kunststoffgewebe als Westenform gefasst sind.

Da gibt es unterschiedliche Dämpfungsklassen, durchgesetzt hat sich international die BETA Kategorie level 1° bis 3°, wobei 3° die stärksten Dämpfungseigenschaften bietet. Solche Westen sind für Wettbewerbe in der Vielseitigkeit vorgeschrieben, bieten aber auch bei allen anderen riskanten Reitaktivitäten einen guten Schutz des Brustkorbs und des Rückens im Abdeckungsbereich.

Kinder können auch von diesem Schutz profitieren, man muss aber beachten, dass das relativ steife Material und die oft für Kinder „auf Zuwachs“ gekauften Westen ein dynamisches und sensibles Reiten behindern. Im Sommer kommt es auch zu einem Hitzestau unter der Weste.

Diese Nachteile der Standardweste haben zur Entwicklung von sogenannten Airbag-Westen geführt, die seit circa zehn Jahren verfügbar sind: Ein großvolumiges Schlauchsystem ist in eine widerstandsfähige Stoffweste eingelegt. Bei einem Sturz werden die Schläuche explosionsartig in Millisekunden mit Kohlendioxid-Gas aus einer Kartusche gefüllt. Das gefüllte Schlauchsystem bildet beim Aufprall einen prall-elastischen widerstandfähigen Käfig um Brustkorb und Nacken.

Der Schutz der Airbagwesten entspricht im aktivierten Zustand der Wirkung von BETA3-Westen. Alle scharfen oder stumpfen einwirkenden Kräfte, selbst das Körpergewicht von Pferden, werden deutlich abgedämpft. Selbst die gefährdete Halswirbelsäule wird durch luftgefüllte Krägen stabilisiert. Beeindruckende Beispiele für die Wirksamkeit der Airbag-Westen finden sich als Filme in großer Zahl im Netz, katastrophale Stürze, wie zum Beispiel Überrollstürze (rotational fall) von Spitzenreitern wurden fast unbeschadet überstanden.

Viele Geländereiter und Jagdreiter schwören inzwischen auf diese Technik. Vorgeschrieben ist sie aus unterschiedlichen Gründen noch nicht, es bleibt dem Reiter die Entscheidung überlassen. Bei Wettbewerben in der Vielseitigkeit muss unter der Airbag- eine BETA Standardweste getragen werden.

Neben den deutlich höheren Kosten für diese Westen (circa 400 €) gibt es aber auch hier wieder einige Problempunkte, die es zu beachten gilt: Es sind für die Auslösung mindestens 15-30 kp notwendig, das bedeutet, dass kindliche Reiter erst ab höherem Körpergewicht mit zuverlässigem Auslösen rechnen können.

Außerdem ist der Auslösemechanismus, der mechanisch durch Zug an einem am Sattel befestigten Kabel erfolgt, nicht in jeder Situation ausnahmslos korrekt: Es kann durch Reiten am Limit zu hohen oder hinteren Positionen aus dem Sattel kommen, die unbeabsichtigt auslösen. Dann muss der Reiter mit gefüllter Weste weiterreiten, nach kurzer Zeit (ein bis zwei Minuten) lässt der Druck deutlich nach.

Das ist auch der Grund, warum Reiter vor dem ersten Einsatz dieser Westen eine Testauslösung durchführen sollten, um den Wirkungsmechanismus zu erleben. Andererseits wird besonders beim gefürchteten Rotationssturz der Reiter fast bis zum Aufprall im Sattel bleiben. Hier wird nicht am Kabel gezogen, es kommt systembedingt nicht oder zu spät zur vollen Auslösung. 

Diese beiden mechanisch bedingten Auslösefehler können durch die in Entwicklung befindliche elektronische Auslösung der Westen behoben werden. Dann wird das Konzept wohl Teil der Grundausstattung eines Reiters werden.

Beachtet werden muss beim Kauf einer Airbagweste, dass neben den Kammersystemen um den Brustkorb auch ein gasgefüllter Nackenschutz existiert. Außerdem ist für den Reiter selbst wie auch im Fall des Falles für Rettungspersonal ein leicht zu öffnender Verschluss der Weste (Reißverschluss oder besser Clip) von großer Bedeutung. 

Sollten Kinder Reiten lernen?

Pferdeflüsterei: Sie haben  in der Pädiatrischen Sportmedizin des Altonaer Kinderkrankenhauses gearbeitet – Wenn nun Eltern zu ihnen kommen und wissen wollen, ob sie ihr Kind guten Gewissens in den Reitunterricht schicken können – was antworten Sie den Eltern? 

Prof. Dr. M. Meenen: Ich begrüße das sehr, weil ich die positiven Aspekte des Reitens und des Umgangs mit dem Lebewesen Pferd und den Aspekt Sport in der frischen Luft bedenke. Kinder lernen Disziplin, Kontrolle und Rücksichtnahme auf das Pferd.

Ich mache aber auch auf die Risiken aufmerksam und sage, daß Unfälle nicht zu vermeiden sein werden, man aber mit Präventionsmaßnahmen, hier vor allem guter Reitunterricht, viele Unfälle vermeiden kann.

Pferdeflüsterei: Wie müsste denn ihrer Meinung nach die Ausbildung und das Training aussehen, damit wir die Sicherheit beim Reiten maximieren können?

Prof. Dr. M. Meenen: Wichtig ist, daß mit einer Regelmäßigkeit trainiert wird und das mit einem erfahrenen und geduldigen Reitlehrer (schreiende Reitlehrer sind out). Besonders bei Kindern sollte man Unterricht bei einem Profi nehmen. Die Empfehlungen anderer Reiter sind oft nicht sinnvoll, weil sie nicht dem standardisierten Vorgehen einer anerkannten Reitschule entsprechen.

Pferdeflüsterei: Was können wir Reiter dazu beitragen, um den Reitsport sicherer zu machen? 

Prof. Dr. M. Meenen: Ein ruhiges erfahrenes Pferd mit Hilfe eines Fachmanns aussuchen, regelmäßig trainieren mit Reitlehrer, korrekter respektvoller Umgang mit dem Pferd, Reitunterricht und Reiten unter Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten, Tragen von Sicherheitszubehör (Helm und ggf. Weste, Stiefel, Handschuhe) , persönliche körperliche und psychische Fitness, Sichere Reitumgebung in Halle und Aussenviereck (keine optischen oder akustischen Störungen), sichere Umgebung im Stall. 

Pferdeflüsterei: Vielen Dank für das Interview und die vielen Fakten aus ihrem Erfahrungsschatz.

Petra Carey reitend Hochkant

“Pferdeflüstern bedeutet, dass wir lernen das Flüstern der Pferde zu hören und zu verstehen.”

Die Pferdeflüsterei ist ein Wissensblog und Herzensprojekt – denn wir wünschen uns, dass alle Pferde und ihre Menschen glücklich miteinander sind. Wenn wir lernen die Pferde zu verstehen, fein und fair zu trainieren und der beste Pferdemensch zu werden, der wir sein können – wird es auch deinem Pferd gut gehen und es wird immer sein Bestes für dich geben. Versprochen!

Wir unterstützen dich mit unseren Artikeln, Interviews und Kursen – Du bekommst Facts zu pferdegerechter Haltung und Fütterung, feinem Training und Pferdeverhalten. 

Petra und Carey

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15 Kommentare

  1. Ich bin aus Zufall auf deine Seite gestossen. Du analysiert mit hohem Fachwissen für die Pferde sehr einseitig und hast leider erkennbar wenig Wissen über das Motorradfahren.
    1. Auch nicht alle Motorradfahrer, fahren stets mit der bestmöglichen Sicherheitsaustattung. Ein Integralhelm und eine Lederkombi mit Nackenstütze ist sicherer als ein Jethelm und sonst nix.
    2. Klar ein Motorrad hat keine Psyche, nichts desto trotz bedarf es natürlich viel Übung um sicher zu fahren. Auch ein Flugzeug muss mit Gefühl gelenkt werden, obwohl es kein Bewusstsein hat. Lernen tust du das meist nach der Fahrschule.
    3. Was nützt Dir die Erkenntnis, wenn Du im Rollstuhl sitzt und sagst, daß Pferd hatte keine Schuld. Übrigens, sofern keine Dritte beteiligt sind, hat der Motorradfahrer immer eine Eigenschuld.

    Du solltest nicht die Erkenntniss verdrängen, dass Reiten sehr gefährlich ist. Ich hatte eine Kollegin die schwersten behindert war.

  2. Ich finde es auch erschreckend, wie viele sehr leichtsinnig mit den Pferden umgehen. Es sind Tiere und wir sind dafür verantwortlich sie zu verstehen und sie ihrem Wesen entsprechend zu behandeln. Ich sehe die Gefahr oft darin, dass Pferde vermenschlicht werden.

    1. Vielleicht auch versachlicht und nicht als selbstständiges Lebewesen empfunden. Dazu neigen vielleicht männliche Reiter eher. Die spielen dann zB Polo und wechseln laufend die Pferde.

  3. Da kann ich nur aus relativ aktuellem Anlass sagen, wenn man ein ungutes Gefühl hat, sollte man nicht aufsteigen. Und wenn der Partner (auch aktiver Reiter) dabei ist und ein ungutes Gefühl hat, dann sollte er unbedingt was dazu sagen!

    1. Das glaube ich gerne – immer auf den Bauch hören, ist das allerwichtigste. Alles kann, nichts muss – ist mein Motto mit dem Pferd. Ganz liebe Grüße, Petra

  4. Der gesamte Artikel in Deinem Blog ist gut zu lesen und interessant aufgebaut. Ich gehe davon aus, daß hier alle Aspekte der REITSICHERHEIT hervorragend dargestellt sind. Ich darf Deinem Blog viel Erfolg und viele zufriedene Follower wünschen.

    1. Hallo lieber Norbert, das freut mich sehr! Ganz liebe Grüße und danke für das schöne und ausführliche Interview im Artikel, Petra

  5. JA
    – ja ich trage einen Helm – und ja ich werde ihn trotz oder auch wegen des Artikels weiterhin tragen. Mir hat ein Helm bei einem schweren Sturz schon mal das Leben erhalten/gerettet. Und das zählt für mich :-)

    1. Ich wollte einmal verständlich erklären, dass und warum es TROTZ Helm zu schweren Schädelhirn-traumen kommen kann. Bei Michael Schumacher sorgte das für Verwunderung, obwohl die Fakten für Experten klar sind. Ich will damit unterstreichen: man muss vernünftig und sicher reiten, jeder Sturz birgt mögliche Gefahren. Absolute Sicherheit gibt es nicht.

    2. danke für die Antwort. Das hab ich schon so verstanden wie von ihnen erklärt. Ich denke das ist wie mit dem Gurt beim Autofahren. Im Normalfall schützt und rettet er Leben. Aber er kann auch schwere körperliche Verletzungen herbeiführen. Aber man legt ihn dennoch um da der Schutz doch grösser wie der Schaden ist. Und deshalb hab ich ja auch dazugeschrieben das ich “auch wegen des Artikels” zu meinem Helm stehe. Ich fand ihre Ausführungen sehr gut und verständlich. LG

  6. Ich selbst bin mit den Western der 70er Jahre aufgewachsen und wollte deshalb schon immer reiten, bzw ein Pferd haben. Einfach drauf und los galloppieren. Das hat sich sehr geändert.
    Mir würde es reichen, wenn ich nur mein Pony kuscheln könnte. :-) Das wichtigste ist : Ein gut ausgebildetes Pferd, dem Du vertraust und ein Umgang, bei dem Dein Pferd Dir vertraut.
    Gruß Jörg
    P.S.: Ich bin jetzt 51 Jahre alt und habe ca 40 Jahre auf ein eigenes Pferd gewartet.

    1. Wie schön ? bin 50 und will heuer Reiten lernen. Mach mir auf Grund meines Alters natürlich Gedanken, ob ich dafür zu alt bin, schaff ivh das überhaupt, mach ich mich lächerlich? Viele Fragen, dazu kommt, dass mein Mann diese Pferdeliebe überhaupt nicht verstehen kann…

    2. Hallo liebe Brigitte, ich finde, dass man nie zu alt ist im Leben und finde toll, dass du es versuchen willst. Es gibt sogar Reitschulen, die auch darauf spezialisiert sind. Ich denke nur, dass man sich und den Pferden entsprechend Zeit lassen muss, weil man vielleicht weniger beweglich ist oder hier und da etwas steifer. Aber auch da kann man abhelfen und parallel eine Sportart starten, die da weiterhilft. Ganz liebe Grüße und daumen hoch, dass du das machen willst, Petra

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