Wege zum Pferd - richtiges Pferdetraining

Paul Watzlawick: Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel

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Der ganze Artikel für dich auf einen Blick

Wege zum Pferd - richtiges Pferdetraining

Ein Gastbeitrag von Tania und Babette von “Wege zum Pferd”:

Auch wenn das Zitat des Kommunikationswissenschaftlers und Psychotherapeuten Paul Watzlawick auf den ersten Blick nicht viel mit Pferden zu tun zu haben scheint, beschreibt es für uns wie kein anderes die Ursache für sehr vieles, was in der Pferdewelt falsch läuft. Es liefert uns nämlich den Grund dafür, warum sich selbst, wenn wir einsehen, dass etwas falsch läuft, nichts ändern, sondern dazu tendieren, mehr vom Gleichen zu tun.

Das Zitat besagt Folgendes: Wenn ich nur eine Art des Umgangs, nur eine Trainingsweise mit dem Pferd oder nur eine Art auf Widersetzlichkeiten zu reagieren kenne, werde ich zwangsläufig versuchen, jedes Problem auf dieselbe Art und Weise zu lösen. Dass das nicht funktionieren kann, dürfte vom Verstand her jedem klar sein, in der Praxis aber handeln die meisten von uns so.

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Einige „Hammer“-Beispiele

Es gibt viele Beispiele dafür, wie wir an einmal in die Hand genommenen Hammer festhalten:

  • Das angebliche Dominanzproblem – Wer kennt das nicht: Was immer ein Pferd macht – ob es nun beim Reiten buckelt, beim Putzen nicht still steht oder an etwas Gruseligem nicht vorbei gehen will – so kommt jemand und ruft: Das Pferd ist dominant, man muss ihm zeigen, wer der Chef ist! Ob das Pferd vielleicht Schmerzen hat, ob es den Menschen nicht versteht oder ob es einfach nur Angst hat, danach wird nicht gefragt, sondern es wird sich durchgesetzt, denn der Mensch muss Boss sein.
  • Die Hilfen – Das Hammer-Phänomen zeigt sich aber auch viel subtiler, z.B. in dem, was wir alle als „Hilfen“ verstehen. Wenn wir reiten lernen, so lernen wir, Hilfen zu geben und auf diese Hilfen hin soll das Pferd bestimmte Dinge tun. Tut es das nicht, wird die Hilfe verstärkt oder ggf. auch noch durch weitere (Hilfs-)Mittel forciert.
    • Was aber, wenn ich die Hilfe falsch oder unklar gebe und sie deshalb nicht vom Pferd verstanden werden kann?
    • Oder wenn das Pferd die Hilfe nie erklärt bekommen hat, also gar nicht genau weiß, was von ihm erwartet wird?
    • Oder wenn die Hilfe durch schlimme Erlebnisse in der Vorgeschichte des Pferdes regelrecht vergiftet ist und sie dem Pferd Angst macht, so dass es nicht richtig reagieren kann?
      Solche Gedanken machen sich leider die wenigstens, sondern bestehen auf der Hilfe und setzen diese notfalls auch mit Gewalteinsatz durch, bis das Pferd tut, was es tun soll.
  • Zubehör als Problemlöser – Und genauso ist es auch mit dem Zubehör: Wenn ich auf ein Durchgehen beim Pferd nur auf den Einsatz von schärferen Zäumen setze, werde ich das eigentliche Problem, das ein Pferd z.B. losstürmen lässt, wie z.B. Balance-Probleme, Schmerzen, Angst, Reiterfehler u.ä., nie lösen. Im besten Fall kann ich das Pferd zwar halten, im schlimmsten Fall aber werde ich riskieren, dass das Pferd trotz scharfer Zäumung durchgeht.

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Bei all diesen Beispielen gehen wir davon aus, das richtige Werkzeug in der Hand zu halten, mit dem sich die auftretenen Probleme lösen lassen. Wir bestehen innerlich wie äußerlich darauf, dass das Werkzeug auf jeden Fall richtig ist und denken nicht darüber nach, ob sich die Probleme auf einem anderen Weg vielleicht viel einfacher oder effektiver lösen ließen. Die Liste ließe sich noch deutlich erweitern.

Frage: Überlegt doch mal, was Euch noch für Hammer-Beispiele einfallen?

Verstehen, worum es geht und was konkret ansteht

Für uns ist der erste Schritt bei allen Problemen, die mit Pferden auftauchen, immer der, die Ursache zu finden, denn nach unserer Erfahrung gibt es immer einen Grund für das Verhalten eines Pferdes.

Wir fragen uns:

  • Was geschieht hier gerade genau? (Problemanalyse)
  • Kann mein Pferd gerade verstehen, was es tun soll? Wenn nicht: Wie kann ich es ihm verständlich machen?
  • Kann mein Pferd gerade überhaupt tun, was ich will? Gibt es z.B. Störfaktoren von außen, die das Pferd beeinflussen? Hat es Angst? Womit ist es gerade beschäftigt?
  • Hat das Pferd vielleicht körperliche Beschwerden, die sein Verhalten erklären können?
  • Wie kann ich die Situation so gestalten, dass mein Pferd a) verstehen und b) tun kann, was von ihm erwartet wird (und das möglichst freudig und entspannt)?
  • Was kann ich verändern oder lernen, damit wir in Zukunft solche Situationen besser meistern?

Wege zum Pferd Freiheitsdressur

Wege zum Pferd Longieren

Hammer aus der Hand?

Bereit sein, sich selbst zu hinterfragen (also den Hammer aus der Hand zu legen)

Es geht darum, das Pferd zu verstehen und dafür ist es immer wieder nötig, unsere menschliche Sichtweise und vor allem das, was wir gelernt haben und deshalb für „richtig“ halten, ein Stück weit loslassen, um offen zu bleiben.

Wege zum Pferd Freiheitsdressur

Oder, um im Bild des Zitats zu bleiben, es geht darum, den Gedanken zuzulassen, dass der Hammer, den wir in der Hand halten, das falsche Werkzeug sein könnte. Solange wir darauf bestehen, dass unser Hammer in jedem Fall das richtige Werkzeug ist, werden wir den Fehler immer beim Pferd suchen und werden in den wenigsten Fällen Probleme an der Wurzel lösen, sondern sie oft sogar noch verschärfen.

Für die oberen Beispiele sieht das dann so aus:

  • Wenn ein Pferd buckelt, gilt es herauszufinden, warum es das tut (drückt der Sattel, hat es Schmerzen im Rücken, ist der Reiter zu schwer, ist es übermütig, weil es zu wenig Bewegung hat usw.), um dann die Ursache für das Verhalten beseitigen zu können.
  • Wenn ein Pferd nicht an etwas Gruseligem vorbeigehen will, steigen wir ab und zeigen dem Pferd ganz in Ruhe das, wovor es Angst hat und versuchen so, sein Vertrauen zu gewinnen und sein Selbstbewusstsein zu fördern. Wir haben dabei auch im Hinterkopf, dass es vielleicht etwas wahrnimmt, das wir selbst nicht erkennen (ein Geruch, etwas Bedrohliches o.ä.) und reagieren verständnisvoll.
  • Wenn ein Pferd beim Putzen nicht ruhig steht, fragen wir uns, ob es je wirklich gelernt hat, am Anbinder ruhig zu stehen (etwas, das für Pferde keineswegs selbstverständlich ist), ob wir vielleicht zu lange mit einer Freundin gequatscht haben und dem Pferd langweilig ist, ob wir es möglicherweise auf eine Weise putzen, die ihm nicht behagt o.ä. – und versuchen, dem Pferd das ruhige Stehen so angenehm wie möglich zu machen.
  • Wenn ein Pferd auf eine Hilfe nicht richtig reagiert, überprüfen wir uns selbst, ob wir die Hilfe wirklich korrekt geben und fragen uns, ob das Pferd sie verstehen kann. Wir erklären dem Pferd die Hilfe und wenn es trotzdem nicht tut, was wir uns wünschen, suchen wir nach einem anderen Weg, dem Pferd zu erklären, was wir möchten, idealerweise so, dass das Pferd Freude an seinem Tun empfindet. Verweigert es sich weiterhin, überlegen wir auch hier wieder, warum das Pferd das nicht tun möchte (Angst? Schmerzen? Unvermögen? Etwas anderes?).
  • Wenn ein Pferd durchgeht, geht es wieder darum, herauszufinden, warum es das tut, denn nur wenn wir das verstehen, können wir eine richtige Lösung finden. Ein scharfes Gebiss setzt rein am Symptom an, nicht aber an der Wurzel (wie z.B. Angst, schlechte Erfahrungen, Schmerzen, Balance-Probleme usw.).

Die Bereitschaft, nicht nur die Ursache für das Problem herauszufinden, sondern ihr entsprechend auch nach anderen Werkzeugen zu suchen (und dafür z.B. auch erstmal deren richtigen Einsatz zu lernen), bedeutet in der Praxis: Ich muss bereit sein, mein eigenes Verhalten zu hinterfragen und nicht einfach an meinem bestehenden Wissen oder Können festzuhalten.

INFO: Mit den Selbstlernkursen bei Wege-zum-pferd gibt es viele verschiedene Zugänge, ob es sich nun um das Training nach biomechanischen Grundsätzen handelt, ob es um Angst geht oder ums Clickertraining – wichtig ist immer: flexibel zu bleiben und GEMEINSAM mit dem Pferd zu arbeiten.

Die ständige Bereitschaft dazuzulernen, ist für uns eine Voraussetzung, die jeder Mensch mitbringen sollte, der mit Pferden zu tun hat – und zwar vor allem vom Pferd selbst. Jedes Pferd, jede Situation und jedes Problem kann eine ganze Vielzahl von Ursachen haben und es gibt für jedes Pferd, jede Situation und jedes Problem eine Vielzahl von Möglichkeiten, damit umzugehen.

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Diese Komplexität macht den Umgang mit Pferden so schwierig, aber gleichzeitig auch so spannend. Und wer erst einmal erkennt, dass der Hammer nur in den seltensten Fällen das geeignete Werkzeug ist, öffnet sich damit für das, was man Weiterentwicklung nennt – als Reiter und vor allem auch als Mensch.

Babette und Tania - Wege zum Pferd

Text: Tania und Babette von Wege zum Pferd
Bilder: Tania und Babette von Wege zum Pferd

Wege zum Pferd - richtiges Pferdetraining

Wer ist der Zitategeber – Paul Watzlawick*Paul Watzlawick: Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel 1:

Der Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeuth, Psychologe und Soziologe hat sehr viel Einfluss auf die Psychotherapie genommen mit seinen Thesen. Er war vielseitig und auch kulturell engagiert und hat in seiner Wahlheimat Kalifornien bis zu seinem Tod 2007 gelebt.

Lesetipp – HIER könnt ihr noch das Buch von Tania und Babette lesen*Paul Watzlawick: Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel 2

Paul Watzlawick: Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel 3

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3 Kommentare

  1. Hallo liebe Tanja und Babette
    ich bin jetzt kein Pferde experte aber aufgrund durch Recherche zu maslow Hammer auf dieser Seite gelandet.
    und sie verwechseln da unglücklicherweise maslows Hammer mit der Geschichte des Hammers von watzlawick
    ” von der Anleitung zum unglücklich sein”.
    beides komplett unterschiedliche Gedankenansätze aus der koknitiven Verhaltenstherapie.
    wenn sie den Inhalt hierzu korrigieren geben sie ihrem Blog die Seriosität die sie verdienen
    mit wertschätzenden Grüßen

    https://de.wikipedia.org/wiki/Law_of_the_Instrument

    https://de.wikipedia.org/wiki/Anleitung_zum_Unglücklichsein

  2. Liebe Petra,

    dieser Artikel ist wirklich toll.
    Es ist immer wieder schwierig und ich denke hier fängt auch viel Arbeit an sich selber an.
    Ich versuche immer die Gründe für das Verhalten meines Ponys zu hinterfragen und dann entsprechend zu reagieren. Das fällt nicht immer leicht und manchmal übersehe ich auch Dinge oder bin geneigt es doch auf das Pony zu schieben. So hatte mein Pony die letzten paar Wochen irgendwie dauernd schlechte Laune. Er kam zwar zu mir und wollte auch aus dem Zaun. Waren wir dann aber z.B. in der Halle war er unkonzentriert, lustlos und schlecht gelaunt. Ich habe ihn dann erst Mal in Ruhe gelassen und gedacht vielleicht braucht er wieder seine Sommerpause. Er wollte aber unbedingt was mit mir machen. Nur alle Vorschläge die ich gemacht habe waren doof. Hat er mal einen Vorschlag gemacht und ich bin drauf eingegangen war das auch doof. Ich habe dann angefangen zu denken, dass er momentan griesgrämig ist und schlechte Laune hat. Damit war das für mich aber irgendwie auch erledigt. Also viel kraulen, wenig Training. Etwas was sonst in Phasen wo er etwas muffelig ist uns gut tut
    Es wurde aber nicht besser sondern im Gegenteil schlimmer. Er kam schon mit angelegten Ohren auf mich zu. Also noch weniger Training.
    Tja die letzte Woche habe ich dann erkannt, dass ich das Problem nicht verstanden habe. Es kamen zwei Dinge zusammen. Einmal war das neue Fohlen da. Er hatte den Job als Babysitter übernommen. Dieses Fohlen ist aber sehr audringlich und penetrant. Bei aller Geduld war ich dann auch mal irgendwann an meiner Grenze und ich muss gestehen schon schlecht gelaunt wenn die Kleine wieder ankam. Das hat mein Pony gespürt und die etwas gereizte Stimmung von mir nicht gut gefunden. Außerdem habe ich im Training zu viel als selbtsverständlich gesehen. Er ist jetzt ja 3 Jahre alt da sind manche Dinge doch jetzt auch mal normal. Eigentlich versuche ich das gar nicht so aufkommen zu lassen, unbewusst hat es aber doch in mir gesteckt. Also habe ich ihm zwar weiter seine Karotte gegeben, aber meine ehrliche Freude über seine Leistung, die hab ich weder so gefühlt noch gezeigt. Das war natürlich nicht sehr motivierend.
    Nun achte ich auf beides und plötzlich habe ich wieder ein fröhliches und motiviertes Pony was gerne mitmacht und sich freut und nicht schon muffelig ist, wenn ich ihn von der Koppel hole.
    Hier hatte ich auch versucht mein Werkzeug unbedingt einsetzen zu wollen auch wenn die Situation was ganz anderes erfordert hätte. Nämlich statt weniger Training mehr Freude und Motivation. Und mehr Geduld auch mit dem kleinen Stütchen was natürlich einfach noch nicht weiß wie man mit Menschen umgehen soll.
    Liebe Grüße
    Miriam

    1. Liebe Miriam, da ging es mir wie dir – ich war begeistert von dem Artikel. Die beiden Mädels von “Wege zum Pferd” sind wirklich toll. Ich teile sehr viele ihrer Ansichten. Und ich freue mich ja immer sehr über deine Kommentare, weil sie ergänzen, einen neuen Blickwinkel liefern und immer wieder zeigen, wie sehr sich Pferd und Mensch annähern können, wenn der Mensch sich hinterfragt und Gedanken macht. Es ist doch manchmal verrückt, was alles eine Rolle spielen kann. Bei mir zum Beispiel variiert die Begeisterung meiner Madame je nach Tageszeit. Mittags ist sie offener als Vormittags, Nachmittags gechillter als Morgens und und und.. Sie stellen uns eben immer wieder vor Herausforderungen ;-) Liebe Grüße, Petra

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