Da sein. Einfach nur im Hier und jetzt sein. Keinen Gedanken an die Welt verlieren. Oder den Chef, den drängelnden Autofahrer oder die unfreundliche Verkäuferin. Die Pflichten, die lange To-Do-Liste oder die Frustration darüber, dass wir nicht selbstbewusst genug auf die Spitzen der neidischen Kollegin reagiert haben. Alles vergessen, tief ein- und ausatmen und einfach nur Da sein. Das ist vielleicht das größte Geschenk, das uns die Pferde machen. Wenn wir es zulassen. Wenn wir lernen innere Zufriedenheit, das eigene Selbst zu finden und mit uns ins Reine zu kommen. Das ist es, was wir von den Pferden lernen können. Dafür müssen wir nur lernen, die Natur der Pferde zu verstehen.
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Pferde verstehen
Pferde leben von einer Sekunde auf die andere. Sie schützen sich gegenseitig in der Herde vor Gefahren, sie passen aufeinander auf und sie kommunizieren immer aus dem Jetzt heraus. Es gibt kein gestern, morgen und übermorgen. Es gibt nur die Gegenwart. Du wirst vielleicht auch schon erlebt haben, dass ein Pferd innerhalb von Sekunden aufgedreht ist. Der Kopf geht hoch, Spannung im Körper.
Du bleibst ruhig, du atmest aus und das Pferd senkt genauso schnell wieder den Kopf und fängt an zu grasen.
Genauso schnell wie das Adrenalin durch die Adern der Pferde pumpt, genauso schnell sind sie auch wieder entspannt. Weil sie im Hier und Jetzt leben.
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Und HIER hat die Pferdeverhaltens-Expertin Marlitt Wendt auch darüber geschrieben wie Pferde uns spiegeln
Die Natur der Pferde
Das alles liegt in ihrer Natur begründet. Als Fluchttiere sind sie davon abhängig, innerhalb von Sekunden loszustürmen. Als Herdentiere und Energiesparer ist ihr Überleben aber genauso abhängig davon innerhalb von Sekunden wieder ruhig zu werden, wenn keine Gefahr droht und auch vor der Flucht nochmal die Expertise der anderen Herdenmitglieder abzufragen und ihnen zuzuhören. Davon hängt ihr Überleben in der Wildnis auch ab. Würden sie immer losstürmen, ohne sich kurz bei der Herde rückzuversichern, ob wirklich Gefahr droht, würden sie die nötige Energie zum Überleben für den Ernstfall verschwenden.
Von der Pferdeherde lernen
Wenn du Pferde in der Herde beobachtest wird dir auch auffallen, dass sie jeden Tag neu miteinander kommunizieren, als ob es kein gestern oder vorgestern gegeben hätte. Natürlich schleichen sich mit der Zeit Bindungen und Anti-Verhältnisse ein. Pferde sind lernfähig, haben Gefühle und ein Gedächtnis. Aber erst einmal werden sie immer freundlich miteinander kommunizieren und nach und nach ihre Kommunikationsstufen steigern. Kaum ein Pferd wird dem anderen gleich einen Biss verpassen. Die meisten Pferde werden immer erst einmal mit Gesicht und Ohren zu verstehen geben, dass sie gerade Abstand wollen, bevor Zähne oder Hufe zum Einsatz kommen.
Dabei werden sie nicht böse oder ängstlich. Sie kommunizieren einfach aus dem Hier und Jetzt heraus. Sie schleppen weder den Streit an der Heuraufe, noch die Diskussion am Grashügel mit sich herum. Sobald die Diskussion abgeschlossen und das Problem gelöst ist, ist es meist relativ schnell aus den Köpfen der Pferde verschwunden.
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Auch Pferde haben gute und schlechte Tage
Jetzt hat dein Pferd natürlich trotzdem auch gute und schlechte Tage. Vielleicht weil es besonders windig ist und deswegen besonders viele Blätter überall rascheln oder weil es sich nicht so gut fühlt und deswegen ungerne mitarbeiten will.
Vielleicht passiert es auch mal, dass dein Pferd an einem Tag oft mit dir ausdiskutieren will, ob es nicht doch ranghöher ist als du. Vermutlich passiert das besonders an Tagen, an denen es auch in der Herde versucht hat seinen Rang neu auszudiskutieren. Das hat aber nichts damit zu tun, dass dein Pferd das gestern oder vorgestern mit in eure Beziehung schleppt oder schlechte Laune hat und sie an dir auslässt. Es fragt einfach auch bei dir (seiner Menschlichen Herde) nach ob eure Rangordnung immer noch so bestehen bleiben soll, wie sie vorher war.
Pferde sind wie sie sind und sie sind wer sie sind. Aus diesem Zustand heraus agieren sie. Auch mit dir.
Was wir von den Pferden lernen können
Wir denken zuviel und fühlen zu wenig. Wir wollen einerseits gut und besser werden und verschließen doch zu oft die Augen vor dem, was wir dann doch nicht so gerne sehen wollen. So viele Menschen sind nicht wirklich ehrlich zu sich selbst. Wie können wir dann erwarten, dass die Pferde uns glauben? Oder, dass sie uns und unserem Schutz vertrauen können? Sie spüren und wissen genau, wenn wir nicht authentisch sind.
Es geht aber nicht darum keine Angst, keinen Ärger oder kein Genervtsein zu zeigen – denn die Gefühle die wir haben sind einfach in dem Moment in uns. Es geht darum sie wahrzunehmen, einzuatmen, auszuatmen und wieder ruhig und gelassen zu werden. Sie über Bord zu werfen, zu lächeln und positive Energie daraus zu machen.
Das Buch “Die Weisheit der Pferde” kann ich dir auch sehr empfehlen – es ist eine Inspiration
Was ich durch meine Stute gelernt habe?
Ich habe zu viel gedacht. Immer. Egal was ich tue, schwirrten wilde Gedanken durch meinen Kopf. Ich nehme Schwingungen um mich herum auf und interpretiere oft, was wer um mich herum fühlen oder denken könnte. Ob sich die Freundin wohlfühlt, ob es der Familie gut geht, was der Chef gerade denkt, ob die schlechte Laune des Kollegen etwas mit mir zu tun haben könnte (selbst wenn ich dem Kollegen an dem Tag zum ersten Mal begegne), warum die Verkäuferin so schlecht gelaunt ist. Mal mehr mal weniger.
Seitdem ich mit den Pferden bin, mache ich das immer weniger. Meine Gedanken sind nur im Hier und Jetzt. Ich versuche Achtsam zu sein. Ich beobachte das Gesicht und die Ohren meines Pferdes, ich lache über ihre Spielereien, ich wundere mich über ihre Missmutigkeit und überlege, was ich tun kann, damit sie sich wohlfühlt. Ich rieche den Geruch ihres Fells und spüre die zarte Nase an meiner Hand.
Wenn ich mit den Pferden bin, denke ich nicht über das gestern und morgen nach. Weil ich einfach nur da bin. Im Hier und jetzt. Warum? Weil mein Pferd mir spiegelt, wenn ich nicht ganz da bin oder wenn ich zu große Erwartungen habe, wenn ich gestresst bin oder nicht bei ihr bin:
- Sie spiegelt es mir durch ihren Unmut
- durch weniger Aufmerksamkeit mir gegenüber
- durch unwilligere Reaktionen
Umso sicherer ich bin, umso ruhiger und gelassener, umso klarer und achtsamer, umso feiner ist auch meine Stute. So lehrt sie mich Tag für Tag mehr bei ihr und damit auch bei mir zu sein.
Pferdearbeit ist vor allem Arbeit an uns selbst. Dieser Satz ist so einfach und doch so wahr. Wenn du anfängst zu Reiten oder mit Pferden zu arbeiten, fragst du dich vielleicht, was ihre Körpersprache bedeutet und was du tun musst für die richtige Galopphilfe. Du bist verwirrt, weil Arme und Beine sich nicht richtig koordinieren wollen und freust dich, wenn das Pferd gelöst vorwärts trabt.
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Was ist gutes Pferdetraining?
Wenn du aber nach und nach eintauchst und die richtigen Fragen stellst, wirst du merken, dass Pferdetraining viel mehr ist als der perfekte Galopp und die Traversale. Es ist der Weg zum eigenen Ich. Zu einer gelasseneren Version von uns selbst. Wenn wir lernen zuzuhören und in den Spiegel zu schauen, den die Pferde uns aufzeigen, während wir mit ihnen zusammen sind.
Ein Beispiel: Das erste Mal, als ich diesen Spiegel bemerkte, war eher Zufall. Ich saß auf einem in der Herde rangniedrigeren Schulpferd, das gerade bei windigem Wetter gerne nervös wurde.
Es war also ein Pferd, das einen Partner suchte, dessen Urteil es folgen kann. Da es in der Herde aufgrund seines niedrigeren Ranges ungerne alleine bleiben wollte. Es windete und ich merkte, wie das Pferd zunehmend angespannter wurde, was schließlich dafür sorgte, dass auch ich zusammen mit dem Pferd angespannter wurde. Also beschloss ich mich wieder zu beruhigen und atmete tief aus. Keine zwei Sekunden später schnaubte das Pferd einmal tief und wir kamen beide aus einem Kreislauf der Spannung in einen Kreislauf der ENTspannung.
Dieser Moment war wie ein AHA-Erlebnis. Das erste Mal bekam ich den berühmten Spiegel zu sehen, den mir das Schulpferd in diesem Moment vor Augen hielt. Es war ein wunderschöner Moment, der mir ein Lächeln und dem Pferd Entspannung geschenkt hat.
Das Fazit: Das Pferd ist nur seiner Natur gefolgt und es war meine Aufgabe als seine momentane Herde dafür zu sorgen, dass es sich mir anvertrauen und meinem Urteil folgen kann. Das konnte es aber nur, wenn ich ihm mit meiner Gelassenheit und Sicherheit das Gefühl gab, sicher mit mir zu sein. Das ist ein Grundprinzip und liegt in der Natur der Pferde.
Pferde bringen uns in so vielen kleinen Situationen bei, sicher, gelassen und ruhig zu sein. Wenn wir der Mensch werden wollen, dem das Pferd vertrauen kann.
Deswegen bringen sie uns in so vielen kleinen Situationen bei sicher, gelassen und ruhig zu sein. Wenn wir der Mensch werden wollen, dem das Pferd vertrauen kann. Dabei müssen wir uns dem Pferd und seinen Bedürfnissen anpassen.
Nehmen wir zwei Extreme:
- Ist es ein ängstliches Pferd? Dann müssen wir ihm Ruhe und Sicherheit und Selbstbewusstsein vermitteln durch unsere innere achtsame und zugewandte Haltung
- Ist es ein selbstbewusstes Pferd? Dann müssen wir ihm Klarheit und Ruhe vermitteln durch eine selbstbewusste sichere Körpersprache
Das klingt trivial. Aber es ist unglaublich wichtig, die Freude nicht aus den Augen zu verlieren und immer wieder zu reflektieren, wo wir stehen und ob wir schon diejenigen sind, die wir gerne im Zusammensein mit unseren Pferden sein wollen.
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Schau deinem Pferd immer wieder in die Augen und frage dich wer es ist, was es von dir will und braucht, um sich sicher zu fühlen. Dann kannst du dir selbst in die Augen sehen und dich fragen, wer du bist und was du dafür tun kannst, um deinem Pferd dieser Mensch zu sein. Das ist ein Geschenk und wird garantiert zu 100% positiv für dich ausgehen. Denn Pferde spiegeln unsere guten und schlechten Seiten, sie meinen es immer ehrlich und direkt. Keine Hintergedanken. Wenn du also deinem Pferd zuhörst, wirst du die ehrlichste Antwort über dich selbst bekommen.
Pferde sind einfach da, sie leben im Hier und jetzt und reagieren auf das, was ihnen entgegenkommt.
Vielleicht hast du auch schon sogenannte „Problempferde“ erlebt, die mit einem ruhigen und sanften Trainer plötzlich innerhalb weniger Minuten überhaupt nicht mehr so problematisch waren. Warum? Weil sie trotz ihrer Vergangenheit und ihres Charakters auch immer ein Stück weit instinktiv auf das reagieren, was der Mensch ihnen gegenüber in sich trägt.
Wir müssen einfach lernen den richtigen Tonfall für das Pferd zu treffen, das uns gegenübersteht. Das hat sicher etwas mit Erfahrung und Wissen zu tun, aber auch damit zu reflektieren, offen zu bleiben, an uns selbst zu arbeiten und mit offenen Augen in den Spiegel zu schauen, den das Pferd uns zeigt.
Jeder Schritt auf dem Weg zu mehr Vertrauen und Bindung zu deinem Pferd, ist auch ein Schritt zu dir selbst.
Das finde ich unglaublich motivierend und inspirierend, denn es bedeutet, dass du mit deinem Pferd zusammenwachsen kannst, egal wie unterschiedlich ihr vielleicht seid, egal wie problematisch seine Vergangenheit vielleicht ist und egal, wie wenig Erfahrung du vielleicht mit Pferden hast.
Du musst nur authentisch bleiben, deinem Pferd in die Augen sehen und offen und ehrlich mit dir selbst umgehen. Dann wirst du nach und nach den Weg in das Herz deines Pferdes finden. Und du wirst irgendwann feststellen, dass es auch dich selbst verändert hat.
Jeder Schritt auf dem Weg zu mehr Vertrauen und Bindung zu deinem Pferd, ist auch ein Schritt zu dir selbst.
5 Kommentare
Von diesem Artikel kann man echt viel lernen
Liebe Petra,
auch ich möchte mich für den wunderschönen Artikel bedanken. Du sprichst mir aus der Seele!!!
In unserer verrückten Welt ist es gar nicht so einfach, im JETZT zu leben. Wenn ich auf dem Weg zu meinem Pferd bin, mache ich oft Atemübungen, um schon mal etwas zu entspannen. Denn ich weiß genau, mein Pferd ist mein Spiegel und er wird es mir genau aufzeigen, wenn ich nicht im Jetzt bin. Er ist der beste Lehrer.
Er dreht sich dann ganz bewusst weg und ich muss dann lachen und sag- oh stimmt, Entschuldigung”. Wir können ja nicht erwarten, dass sie mit uns reden, während wir uns über die Zukunft oder die Vergangenheit Gedanken machen.
Sobald ich dann wieder “da” bin, reden wir ganz intensiv. An guten Tagen, fällt es mir leicht, nicht zu denken. An Anderen schwer. Ich versuche nicht nur bei den Pferden im Jetzt zu leben, denn wie du schon sagtest, es ist immer die ganze Art, wie du dein Leben lebst, die zählt. Trotzdem sind die Pferde uns da Lichtjahre voraus.
Ganz besonders schwer fällt es mir, wenn andere Menschen um mich drum herum sind oder wenn ich zusammen mit Freunden was mit unseren Pferden machen will.. Das ist nie so gut, wie wenn ich mit meinem Pferd allein bin.
Geht dir das auch so?
Liebe Grüße und einen schönen Tag , Sarah
Liebe Sarah, das kenne ich so gut, wenn andere dabei sind, läuft es meist etwas schlechter. Ist im Grunde auch logisch, weil wir dann nicht ganz beim Pferd sind und sensible Tiere spüren das einfach. Das denke ich mir dann immer und nehme es wie es ist. Dann gibt es eben einen nicht ganz so perfekten Spaziergang. Die Freunde werden das schon verstehen. Je nach PFerdecharakter geht das Pferd dann eben mit der fehlenden Aufmerksamkeit um. Ich muss dann auch oft lachen und denke mir: Okay, Madame hat Recht. All eyes on Carey ;-) Ganz liebe Grüße, Petra
Liebe Petra,
vielen Dank für diesen Artikel :).
Wie schon oft an anderer Stelle geschrieben, ist das der Schlüssel für mich: die Arbeit an mir selbst.
Ich für mich gehe den Weg, dass ich versuche meine Selbstzweifel, Ängste und Kontrollsüchte abzulegen. Mit Spaß, Freude und Vertrauen die Zeit mit meinem Pony zu verbringen.
Das gelingt mir natürlich auch nicht immer. Aber ich bin der meinung, dass ich nicht nur mit meinem Pony Geduld haben sollte, sondern auch mit mir selbst. So wie er nicht alles von heute auf morgen kann, so kann ich auch nicht immer alles und in jeder Situation. Das ist denke ich auch in Ordnung, solange ich daraus lerne und mich bemühe es besser zu machen.
Mein Pony dankt mir das mit viel Motivation, Spaß und Vertrauen. Er freut sich fast immer auf unsere gemeinsamen Abenteuer und ist meistens hochmotiviert bei der Sache. Er schenkt mir soviel Freude und Zuneigung und dafür bin ich ihm einfach dankbar.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam, wie immer auch vielen Dank für deinen Kommentar. Du bereicherst die Artikel immer. Ich kenne das auch – wem gelingt es schon immer gelassen, entspannt, stark und klar zu sein. Auch wir haben gute und schlechte Tage. An solchen Tagen mache ich einfach weniger und gönne dann auch mir eine Pause. Ganz liebe Grüße an dich und deinen POnymann, Petra